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Sputnik
ehem. Benutzer
 
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Datum: 18.01.2006
Uhrzeit: 16:13
ID: 13097



Re: Arbeiten bei den "Grossen"

#2 (Permalink)
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Zitat:
Originally posted by tenorvision
hallo leute!
da sich bei mir nun leider die frage stellt ob ich mich "verkaufe" und umsonst arbeite...was für einen absolventen schon echt hart ist wie ich finde, möchte ich hier mal hören ob mir jemand von seinen erfahrungen bei den sogenannten "grossen architekturbüros" berichten kann!
wer kann mir büros empfehlen und hat lust etwas aus dem nähkästchen zu plaudern?mich interessieren bewerbungsstrategien,tätigkeiten,arbeitsklima usw.
vielleicht hat hier sogar jemand etwas aus einem hamburger büro zu berichten?
MFG
tenorvision
OK, dann mache ich mal den Anfang...

Ich habe nach dem Studium ca. 2 jahre in einem "sehr großen" Büro gearbeitet. Ich war dort davor als Studi tätig, so hat sich die Bewerbung erübrigt, so ging es übrigens ziemlich vielen ehemaligen "Werkstudenten".
Ob ich die Arbeit in einem großen Büro empfehlen kann, weiß ich nicht.
Die Referenz macht sich schon ganz gut bei späteren Bewerbungen. "Ach so, Sie waren bei XYZ, interessant!", die Projekte, die man bearbeitet hat, machen den Lebenslauf und die Bewerbungsmappe natürlich auch spannender, wenn es sich (wie in meinem Fall) um relativ interessante internationale Projekte handelt.
Ich habe auch in englischen Stellenanzeigen paar mal gesehen, daß Erfahrung in "premier offices" als Berufseinstieg gern gesehen wird.
Im Vergleich zu kleineren Büros, in denen ich auch gejobbt habe, hat man auch gleich mit professionellen Strukturen zu tun, was Organisation, Abläufe, Kommunikation etc. angeht. Angefangen bei "vorfabrizierten" Ablaufplänen für z.B. Bauantrag, guter Bibliothek, Materialmusterarchiv bis zur Netzwerkstruktur, Präsentation. Vieles wurde vielfach optimiert und man befindet sich gleich im professionellen Umfeld.
Angenehm ist auch die Vielzahl an unterschiedlichen Spezialisierungen: Du hast nicht nur Architekten um dich sondern auch Grafiker, Produktdesigner, Bauökonomie-Leute oder Bauingenieure für Bauleitung. Durch die relativ hohe Fluktuation lernt man auch immer wieder neue Leute kennen , auch wenn es "nur" die ständig wechselnden Praktikanten sind.
Jetzt zu den Nachteilen (aus meiner Sicht):
Durch die hohe Anzahl an Mitarbeitern gibt es natürlich eine Bestrebung zur Spezialisierung, d.h. es gibt Leute, die NUR Wettbewerbe machen, während andere NUR Kosten rechnen oder Texte schreiben etc.
Relativ selten kann man ein Projekt von A bis Z begleiten. Viele überkommt irgendwann das Gefühl, sich in einer Sparte festzufahren.
Für eine spätere Arbeit in einem anderen Büro mag es ein Vorteil sein, da Spezialisten (in großen Büros) gern gesehen werden, für eigene Projekte ist es eindeutig ein Nachteil.
So erfordert es ein mühsames Verhandeln, mal den Aufgabenbereich zu wechseln (weil man ja jetzt auf seinem Gebiet ganz fit ist und der "Laden" davon profitiert).
Für Berufsanfänger bedeutet es, daß sie meist in die Wettbewerbsabteilung kommen und nicht selten "verheizt" werden (Da gibt´s dann Monate mit 300 Std.).
Durch die Rangordnung (Chef(s), Abteilungsleiter, Projektleiter, Architekt) kriegt man leider als Anfänger auch viele Projektinterna nicht mit. Man ist dann ein besserer Bauzeichner während mit der Baufirma der Projektleiter spricht, beim Bauamt der Abteilungsleiter anruft und das Gespräch mit dem Investor der Chef übernimmt.
Im kleinen Büro ist man da schon eher am Laufenden, was das "Drumherum" angeht, alleine weil es nicht dieses Spezialisierungsbestreben gibt und nicht die zig Konferenzräume und so eher eine räumliche Nähe zu den anderen Bereichen besteht.
Finanziell ist man in kleinen Büros wohl besser gestellt (Es kann ja niemand sagen -"Sei froh, daß du überhaupt bei XYZ einen Job hast") -man hat allerdings eher kleinere Chancen auf einen Aufstieg innerhalb des Büros (für die, die eine permanente Anstellung im Büro als Ziel formulieren und nicht die Selbständigkeit), da es in einem 5-Mann Büro wohl keine ausgeprägten Hierarchiestrukturen gibt und so auch kaum Aufstiegsmöglichkeiten.
Zu der Bewerbungstrategie kann ich nur sagen, daß mir manchmal die Bewerbung bei den "Kleinen" schwieriger erscheint, da sie oft vielseitige Leute suchen, die von allem etwas können, während man bei einem Großen "irgendwo" sein Aufgabenfeld findet, auch wenn es nur 3D ist. Übrigens kamen bei uns damals die meisten über Empfehlung oder Connection oder aus früheren Studijobs/Praktika(ist leider so).
Noch spezielle Fragen?
Gruß

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