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vdh2708
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vdh2708: Offline


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Datum: 03.05.2003
Uhrzeit: 15:40
ID: 1648



Re: Die Fassade als Malfläche? #5 (Permalink)
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Zitat:
Ich glaube auch nicht, daß das Ankleben von Verziehrungen etwas mit guter Architektur zu tun hat. Sie ist eigentlich vielmehr Ausdruck von mangelnder Aussagekraft eines Gebäudes, möchte meist von vorhandenen Qualitätsmängeln "ablenken".
Für mich kommen Reliefausbildungen in der Fassade vor allem zur optischen Gliederung in Frage oder um vielleicht ein dahinterstehendes Tragsystem anzudeuten. Jedenfalls nicht als "Malfläche", sondern als Ausdruck der Architektur. Zur Unterstreichung des Charakters, aber nicht als Ersatz für einen solchen.
Glas, Stahl und Beton sind für städtische Bauten eben die Werkstoffe, die ein hohes Maß an Flexibilität in Bezug auf ihre Einsatzmöglichkeiten bieten. Im Wohnungsbau könnte und sollte man vielleicht auch wieder etwas mehr Vielfalt ermöglichen, aber mit niedlichen Altbaukopien im mittelalterlichen Stadtkernstil wird die Welt - meiner Meinung nach - auch nicht lebenswerter.
Wieso wird von eurem Berufsstand Rückbesinnung auf traditionelle Architektur immer so verächtlich abqualifiziert? "Ankleben" "niedliche Altbaukopien", "Malfläche" das ist ein Vokabular, mit dem alles, was irgendwie eine klassische, historisierende Formensprache hat als minderwertig und "unehrlich" dargestellt wird. Fragt jemand danach, wann das Hotel Adlon in Berlin gebaut wurde? Das ist nicht entscheidend, hier wurde ein Gebäude errichtet, das seinen Vorgängerbau zitiert und mit klassischer Eleganz die anderen Neubauten - teilweise jämmerlich mißlungene Experimente wie die neue französische Botschaft- locker in den Schatten stellt.
"Für mich kommen Reliefausbildungen in der Fassade vor allem zur optischen Gliederung in Frage oder um vielleicht ein dahinterstehendes Tragsystem anzudeuten. "
Hier bin ich absolut NICHT ihrer Ansicht, eine Fassade darf, ja MUSS mehr bieten als eine gliedernde Haut.Bis die klassische Moderne Einzug hielt, gehörte es selbstverständlich dazu, eine Fassade mit Ornamenten und Dekorationen zu bereichern, genau das zeichnete die Bauwerke aus, machte sie unverwechselbar und schön.Sehen sie sich Gebäude im Art Deco stil an und fragen sie sich ob ihre Aussage daß Ornamente Ausdruck von mangelnder Aussagekraft eines Gebäudes und Ablenkung von Qualitätsmängeln seiein, wirklich der Wahrheit entspricht. Is es nicht vielmehr so, daß heute gerade jene Gebäude wieder abgerissen werden, die nach dem Prinzip das sie vertreten gebaut wurden? Funktionalismus, Verzicht auf jeglichen Fassadenschmuck oder Formenvielfalt und nur Produkte moderner Baustoffe und -techniken?
Nach diesen Leitlinien kann man heute Architektur nicht mehr praktizieren, besonders wenn man es mit dem Begrif NACHHALTIGKEIT ernst meint. Sind es nicht gerade Bauwerke die VOR der klassischen Moderne kamen, die Jahrhunderte überdauern ohne sich in ihrer Ästhetik abzunutzen? Jeder normale Mensch weiß was ich sagen will, nur Sie, die sie es in der Hand hätten, wieder echte Baukunst zu schaffen,werden sich wohl zu Lebzeiten nicht mehr überzeugen lassen. Dazu wird wohl erst die nächste Generation bereit sein.

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