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flash
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Datum: 19.05.2009
Uhrzeit: 23:46
ID: 33766



AW: welche uni ist besser? #14 (Permalink)
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"- Studiengänge überfüllt (,,Massenuni") ? Oder auch persönliche Betreuung (zumindest ausreichend?)"
Nun, es gab bevor ich angefangen habe 2003 mal einen Jahrgang der durch einen Verfahrensfehler unheimlich überfüllt war. Davor und seit dem sind die Anfängerzahlen eher gleich und liegen so zwischen 80-120 Leute (nur Architekten, dazu kommen noch 20 - 40 Landschaftsarchitekten), Tendenz fallend aufgrund des allgemeinen Trends an ostdeutschen Unis. Die Erfahrung sagt mir, dass nach dem Vordiplom etwa die Hälfte nicht mehr dabei ist (darunter Abbrecher und Studiengangwechsler .. aber das wird wohl an vielen Unis so sein). Fazit für mich ist, dass es im Bereich Architektur keine Massenuni ist (Insgesamt studieren jedoch um die 36000 Leute an der TU).
-Bist du eventuell darüber im Bilde ob derzeit dort ein paar besonders angenehme / bekannte
Lehrkräfte unterrichten?
Richtig bekannte Leute gibt es an der Fakultät nur wenige. Darunter zähle ich z.B. Ivan Reiman (LS Öffentliche Bauten/baut gerade das Innenministerium in Berlin) und Gunter Henn (LS Industriebauten/ Stichwort VW und Wolfburg). In Fachkreisen vielleicht bekannt sind Achim Hahn (LS Architekturtheorie/ hat gerade ein interessantes Buch veröffentlicht), Jürgen Roloff (LS Klimagerechtes Bauen und Technischer Ausbau/ ist aber gerade am emeritieren...) und Thomas Will (LS Denkmalpflege und Entwerfen). Mein persönlicher Tipp wäre Niels Fritsche (LS Darstellungslehre), der eine interessante und erfrischende Herangehensweise an die Architekturdarstellung hat und wo man echt guten Input bekommt. Tja und so richtig in die negativen, kritischen Sachen will ich hier in der Öffentlichkeit auch nicht gehen, da ich mehre Jahre Mitgled im Fachschaftsrat war und das glaube ich nicht angemessen wäre. Nur so viel sei gesagt, dass es ständig interne Streitigkeiten zwischen Uni und Fakultät über das gute alte Geld gibt und im Zuge dessen schon einige Professuren abgebaut wurden und auch noch werden. Es bleibt abzuwarten, ob sich in Zukunft mit der Modularisierung und der Umstellung der Institute was zum Positiven ändert. Insgesamt gibt es auch hier wie an jeder Uni schwarze Schafe unter den Lehrenden, die ihren Lehrauftrag (wenn überhaupt) nur nachlässig wahrnehmen. Zum Betreungsschlüssel (also der Anzahl der betreuenden Profs und ihrer Mitarbeiter auf die Anzahl der Studenten) - der ist im Grundstudium auf Grund des chronischen Geldmangels der Uni eher schlecht. Hier heisst die Devise hartnäckig bleiben und untereinander helfen (z.B. durch gegenseitige studentische Konsultationen und Teamarbeit). Im Hauptstudium wird es gefühlsmässig deutlich besser.
-Sind genug Arbeitsplätze vorhanden, oder muss man sich zum Modellbau teils selbst was improvisieren? (soll ja mancherorts der Fall sein ^^)
-Wie ist generell die Ausstattung dort?

Generell sind Arbeitsplätze für das Grundstudium vorhanden. Normalerweise hat man die Entwurfsfächer (wie z.B. Grundlagen des Entwerfens) dann in einem Studio mit allen anderen zusammen. Allerdings würde ich jetzt nicht behaupten wollen, dass man da im Luxus schwelgt. (Es gibt dann trotzdem viele Leute, die auch zu Hause arbeiten, was ich allerdings als nachteilig empfinden würde). Für das Hauptstudium gibt es leider nicht genug Arbeitsplätze und die meisten müssen/wollen sich da selber kümmern. (In den nächsten Jahren soll die Fakultät in ein neues Gebäude einziehen, was diese Situation verbessern soll). Dazu muss ich sagen, dass ich das nicht wirklich als schlimm empfinde, da es viele von Studenten privat organisierte Arbeitsräume in der Stadt gibt, die es einem zu einem erschwinglichen Preis möglich machen zu arbeiten (das ist wohl einer der Standortvorteile einer ostdeutschen Uni). Ich bin zusammen mit noch 11 anderen in so einem privat gemieteten Raum und ich find es super - Kostenpunkt 23 € mit Internet pro Monat. Zu der Ausstattung was Modellbau betrifft: Wir haben hier eine Modellbauwerkstatt, die kann aber nur Holz und Plexi und ist auch nicht in der Nähe der Arbeitsräume. Neuerdings gibt es allerdings auch 3D Plotter, Laser, Tiefzieher und 3D Scanner. Unsere Uni-Bibkliothek ist super. Da findet man alles was das Architektenherz begehrt. Du fragtest noch nach dem Improvisieren - ja das muss man hier aber ich finde das echt cool und man hat aber auch irgendwie ein Umfeld (ich empfinde das zumindestens so), das einem vieles Ermöglicht (es gibt z.B. 2 grosse Künstlermärkte hier und mehrer Modellbauläden, ausserdem viele Architekturbüros und die Kunsthochschule...).
-Weißt du etwas über den allg. Ruf der Fakultät? Getreu dem Motto : ,,Was würde der Herr Personalchef dazu sagen?" (gut ,etwas flapsig ausgedrückt ;-) )
- Ziehe bitte ein Fazit : ist die TU Dresden empfehlenswert oder eher nicht?

Tja, der Ruf der Fakultät ist ja im Rahmen der allgemein bekannten Rankings nicht der beste (ehrer im unteren Mittelfeld), aber ich kann und will auf sowas nicht viel geben. Ich, für mich selber, habe die Erfahrung gemacht (ja das klingt jetzt total nach Klischee), dass so vieles von einem selber abhängt. Man muss sich vorallem interessieren, querdenken, Biss haben und belastbar sein. Ich kann nicht sagen, trotzdem ich einige schlechte Sachen hier erlebt habe, dass ich es bereut hätte Architektur an der TU zu studieren, im Gegenteil. Ich fühle mich sogar sehr wohl hier. Es gibt zwar nicht die super Ausbildung im speziellen hier aber ich finde in der Breite gut. Im Gesamtkontext ist Dresden für mich auch eine sehr lebenswerte Stadt - viele Studenten, schöne Natur, alle aktuellen Architekturdebatten kann man exemplarisch in der Stadt vorfinden, viele Anregungen durch Kunst und Kultur. So aber ich will hier gar nicht Werbung machen, das liegt nicht in meinem Sinn. Um oben das Thema mit dem Ruf aufzunehmen - ich kenne viele Absolventen, die kurz nach ihrem Diplom schon einen Job hatten. Und auch ich arbeite nebenbei. Es ist also irgendwie so, dass bestimmte Büros wissen, was sie aus Dresden erwarten können und das scheinbar auch schätzen. Und dann geht ja auch noch vieles über Kontakte, die man übers Studium so aufbaut - wie das eben so ist. Mit der Empfehlung halte ich mich jetzt zurück, da ich zu wenig andere Unis kenne und mir der Vergleich fehlt. Was ich dir sagen kann, ist dass wenn du dein Studium hier durchziehst und den Elan mitbringst, du auf jeden Fall eine gute Ausbildung hast (auch wenn die viel aus Sebstbildung besteht). Eigentlich sollte ich niemanden (aufgrund der Arbeitsmarktlage) empfehlen Architektur zu studieren (Stichwort: hey du nimmst mir mal meinen Arbeitsplatz weg ).
Lange Rede kurzer Sinn. Wenn du weitere Fragen hast einfach schreiben.

Ciao Gordon
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[...selbst das Vertraute ist nur wohl bekannt, solange man darauf verzichtet, genau hinzusehen.] [Daniel Kehlmann]

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