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dk0815
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dk0815 is on a distinguished road

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Datum: 05.09.2010
Uhrzeit: 18:52
ID: 40704



Architekten - ein Volk von Sklavenhaltern und Opferlämmern ?

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Hallo zusammen, frage mich mittlerweile echt, ob man als angestellter Architekt heutzutage überhaupt noch die Chance auf ein annähernd ordentliches Gehalt hat. Wenn ich so durchs Forum lese oder eigene Erfahrungen mit denen von Kollegen vergleiche scheinen ja schon 3000 Euro Brutto ein Wahnsinnschritt zu sein. Bei 3000 Euro Brutto bekommt man als Unverheirateter ca. 1840 € netto heraus. Wollte man mal 2000 € netto bekommen , müßte man schon 3400 € Brutto verdienen.
Kenne aktuell keinen Architekten, der dies verdient.

Wobei doch eigentlich klar ist, daß falls man nicht mindestens 2000 € netto hat, ein einigermaßen normales Leben (ordentliche Wohnung, Auto, Jahresurlaub, etwas Vermögensaufbau), gar nicht möglich ist. Familie, Kinder, Schulden für Hausbau gar nicht mal mitgedacht.
Das traurige dabei ist, das so gut wie jeder Idiot (sorry aber ich kanns nicht anders ausdrücken) 2000 € netto verdient, sieht man mal vom Einzelhandel, Frisörhandwerk ab. Sogar dein netter Freund und Helfer in Grün / Blau hat bei einem oder zwei grünen Sternen (in Baden-Württemberg) schon fast 1900 netto, und da fängt es nach der Ausbildung ja erst an. Mit zunehmendem Alter steigt ja nicht nur die Anzahl der Sterne , sondern auch das Gehalt.

In Deutschland ist es ja nicht üblich beim Gehalt über Zahlen zu reden, die Leute jammern einem ja nur vor wie wenig Sie verdienen, und wieviel sie doch arbeiten. Wirft man aber mal einen genaueren Blick darauf, wird einem zumindest als angestelltem Architekt ganz schwarz vor Augen.

Habe mittlerweile den Eindruck bekommen, daß viele Chefs wohl einfach nicht bereit sind den Gewinn, der durchaus sehr hoch sein kann mit denen zu teilen, die nicht unwesentlich zur Erwirtschaftung beigetragen haben.
War jetzt selber fast drei Jahre in einem Büro beschäftigt in dem AiP-ler mit 1600 / 1800 Brutto anfangen, nach 24 Monaten gnädigerweise mal 200 Euro mehr bekommen und es dann sehr lange so bleibt, so daß Kollegen die schon Jahrzehnte im Büro sind gerade mal 3000 Brutto verdienen und das Ganze bei einem Büro, das konstante Honorareingänge von 800 000 - 1 Mio Euro pro Jahr hat bei einer Mitarbeiterzahl von 8-10. Wenn man mal ein bisschen rechnet, kann sich jeder denken warum der ach so arme Chef keine odentlichen Löhne bezahlen kann. Könnte ja von seinem immensen persönlichen Gewinn abgehen.

Dies ist nur ein Beispiel von Vielen, überhaupt scheint es sehr viele Büros zu geben, die sich vor Aufträgen überhaupt nicht retten können und denen es sehr gut geht.

Also bleibt die Frage, warum es beim Mitarbeiter nicht ankommt.
Oft heißt ja dann, ja wenn man von der Uni / FH kommt braucht man halt noch lange bis man regulär mitarbeiten kann, und man könnte ja Erfahrungen sammeln, die sich dann als Selbständiger oder beim Bürowechsel auszahlen würden. Was soll sich bitte in der Zukunft da mal auszahlen ?
Wieso muß ich als Architekt jahrelang für irgendetwas in finanzielle Vorleistung durch mein mir vorenthaltnes Gehalt gehen, das mit einer sehr geringen Wahrscheinlichkeit oder nie eintreten wird ?

Was unterscheidet bitteschön einen anderen Absolventen in puncto Erfahrung und "Alltagstauglichkeit" von jemand der Architektur studiert hat. Maschinenbauer / E-Techniker und sogar Bauingenieure, die uns ja vom Themenfeld her am nächsten sind haben auch keinen größeren Wissensstand oder Alltagstauglichkeit nach dem Studium. Sie durchlaufen auch jahrelange Trainée-Programme oder mehrere Stationen bis sie mal selbständig arbeiten können, mit dem klitzekleinen Unterschied, daß es halt ab dem ersten Tag 30-35 Tsd Brutto / in der Industrie 40-45 Tsd Brutto gibt und dies mit zunehmenden Jahren dann automatisch auch mehr wird.

Ach ja große Namen sollen einem weiterhelfen ja bei guten Jobs weiterhelfen. Vielleicht bringt es ja tatsächlich was, für Tausend Euro im Monat bei den ganz Großen über den Boden zu kriechen, damit man dann sagen kann "ich habe mal an einem Opernhaus / Flughafen international mitgearbeitet." Tatsächlich hat man dann aber ein halbes Jahr das Damen WC im Parkhaus Ebene -35 .... bearbeitet. Toll.....!!
Wenn man anschließend dann mal richtiges Geld verdienen will, und bei einem 5-10 Mann Büro in Hinterdupfenbach gelandet ist und den Bauantrag für ein Mehrfamilienhaus im Hinblick auf Förderfähigkeit KFW ....etc. mit begrenzten Budget zwecks kalkulierter Gewinnspannen durch den Vertriebspartner machen soll, sitzt man immer noch davor, wie vor einem Buch mit sieben Siegeln. Da bringt einem die internationale Erfahrung rein gar nichts. Einzig, daß wieder Monate und Jahre mit wenig einkommen verstrichen sind. Ein Kommilitone war mal ein halbes Jahr bei Massimiliano Fuksas in Paris Praktikant. Wurde ein Mittagessen täglich und die Metrokarte bezahlt. Toll in Paris braucht man ja kein Geld und später zahlt es sich sicher mal aus......!!!

Tut mir leid, vielleicht sind diese Aussagen einigen zu deutlich, aber das mußte ich einfach mal loswerden. Manchmal kotzt mich unsere Zunft so dermaßen an, daß bei den vorgenannten Problemen total die Augen verschlossen werden, da jeder ja an ganz tollen Projekten arbeitet und nach der langen Durststrecke es sich sicherlich mal auszahlen wird. Im Prinzip alles stillschweigend hingenommen wird.

Es kann doch nicht sein, daß man mehr oder weniger dazu genötigt wird sich aus dem Berufsfeld zu verabschieden wenn mal mal ein einigermaßen ordentliches Gehalt für ordentliche Arbeit bekommen will.
Oder noch schlimmer, daß Architektur ein Berufsfeld für Kinder aus reichem Haus geworden ist, bei denen es keine Rolle spielt ob im Beruf Geld verdient werden kann oder nicht, da sowieso von Haus aus genug da ist.

Vielleicht fängt das falsche Denken schon im Studium an. Am Anfang des Studiums, wo so gut wie jeder mit dem man sich unterhält vom Prof gehört hat, "wenn Sie mal was verdienen wollen, wechseln Sie das Fach..." Man fügt sich quasi in die Opferlammmentalität mit dem Fortführen des Studiums und nimmt alles was dann im Anschluß so kommt stillschweigend in Kauf ?
Immer schön den Kopf unten halten, um überhaupt in diesem Beruf arbeiten zu dürfen ?!

Bin mal gespannt ob es Leute gibt, die meine Frustration teilen, bzw. vielleicht bin ich halt einfach noch nicht im positiven Teil unseres Berufsfeldes angekommen.
Bin mal auf eure Meinungen gespannt
Gruss Daniel

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