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Arkham
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Arkham: Offline


Arkham is on a distinguished road

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Datum: 29.04.2011
Uhrzeit: 13:32
ID: 43553



AW: Architekten Gehälter 2011 #66 (Permalink)
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Hi,

zu der Misere gehören beide Seiten. Wer ist so verrückt und verkauft sich freiberuflich für unter 25€. Und wer jetzt sagt das ist doch eine ganze Menge (als Berufsanfänger), der sollte sich wirklich Gedanken darüber machen was damit alles bezahlt werden muss. 25€ ist freiberuflich das absolute Minimum!

Einkommenssteuer
Krankenversicherung
Altersvorsorge (10-15% des Jahreseinkommens)
Betriebsausgaben (Rechner der CAD fähig ist für, Fortbildung, Fachbücher, Anfahrt zum nächsten Interview, Kammerbeiträge, etc.)
Krankheitstage
Ausfallrisiko
Von heute auf morgen kündbar usw.

Es gibt online einiges an Excelsheets um genau zu checken was am Ende übrig bleibt.Und wenn man in einer der grösseren Städte in der BRD heute weniger als 1500,- Netto in der Tasche hat (ca. 30000 brutto Jahresgehalt bei StKl1), dann braucht man das Büro garnicht mehr verlassen weil man sowieso nichts unternehmen kann. Ihr seid keine Studenten mehr und habt euch und evtl. auch anderen gegenüber eine neue finanzielle Verantwortung. Damit meine ich Partner, evtl. Kinder aber auch den Eltern (Muss Daddy immer noch für ein Sofa bezahlen obwohl man voll arbeitet? Das ist indirekte Subvention des anstellenden Büros).
Zuletzt: Kennt jemand eine Architekturbüro mit 38,5 Std / Woche oder gar einer Prämienzahlung?

Auf der anderen Seite sind die Büros die sich schlicht und ergreifend die Hände reiben. Kein Wunder das sich die Kammern, BDA etc. nicht um die Situation scheren. Deren zumeist älteren Mitgliedern, Partnern und Büroinhabern, kann nichts besseres passieren. Bei ca. 80% meiner letzten Interviews wurde bei der Gehaltsverhandlung angemerkt das die Bauherren ja nicht pünktlich zahlen würden (?!) und das als Anhaltspunkt genommen mich runterzuhandeln. Dabei ging es meist um schäbige 100, 200€ / Monat. Die Unpünktlichkeit hat mit meinem Gehalt nichts zu tun, ich bewerbe mich als Angestellter, nicht als Partner.
Zuletzt: Das viele Büros nicht nach HOAI abrechnen sondern deutlich weniger weil die Bauherren soviel Druck ausüben können ist ein offenes Geheimnis. Wozu auch wenn man nach unten einfach mal 12€ die Std. zahlen kann. Fatal für die zukünftige Gehaltsentwicklung das sei denen gesagt die darauf bauen das sie deutlich besser verdienen wenn sie ein paar Jahre dabei sind. Das ist nicht der Fall.
Geld ist genug da. In den Ballungsgebieten kostet der Neubauwohnungsquadratmeter derzeit min. 3200,-/m2 (eher 3600,-) und die Gewinnspanne ist eine Menge.

Vielleicht wäre es das Beste die Kammerstruktur aufzulösen um etwas wie Tariflöhne zu ermöglichen. Stand hin oder her, Architektur in Deutschland ist, deutlich ausgedrückt, ein stilloses, schmieriges Business geworden bei dem mit der armseligen Bezahlung das Sozialprestige sinkt und mit beidem die Möglichkeit gegenüber den Bauherren etwas zu verändern. Danke an die Generation die das ermöglicht hat.

Viel Glück