Einzelnen Beitrag anzeigen
metalbau
Registrierter Nutzer
 
Registriert seit: 19.05.2011
Beiträge: 70
metalbau: Offline


metalbau is on a distinguished road

Beitrag
Datum: 05.06.2011
Uhrzeit: 18:14
ID: 43950



AW: Kann Architektur soziale Probleme lösen? #16 (Permalink)
Social Bookmarks:

dear tom,

ich würde sagen, du hast eine ausgeprägt neolaberalistisch-freimarktorientierte vision von architektur und planung innerhalb der gesellschaft. klar, das ist mainstream!
so ist für dich städtebau " immer das Ergebnis individueller und lokaler Gestaltungs- und Investitionsentscheidungen, die autonom getroffen werden."
also für die gestaltung der stadt sei das willen des "bauherrens" bestimmend, der aufgrund seiner wirtscahftlichem macht (money) frei entscheiden dürfe was, wo und für wen gebaut werden muss und der architekt sei nur ein "diener".
es ist nicht aber immer so gewesen, geschichtlich gesehen.
in der antike gehörte die form der stadt, die ausführung von bestimmten bautypologien zu einer der wichtigsten allgemein anerkannten gesellschaftlichen werten.
(siehe dazu die alten römischen städte). aber auch in der tradition der moderne sind versuche, die logik der "I have more money to invest , then I build" zu brechen. so war CIAM nicht anders als der versuch der architekten - zum g. teil gescheitert - einfluss auf die entscheidungsprozesse über die entwicklung der modernen stadt zu gewinnen.
d.h. obwohl der architekt selbstverständlich normalerweise den bauherren nicht ersetzen kann, kann er natürlich versuchen, durch die wissenschaftliche darlegung seiner erkenntnisse (die fachlichen erkentnisse ) enfluss auf die entscheidungsträger in der gesellschaft (hoffentlch nicht nur investoren, sondern auch politiker und bürger - d.h.die nutzer der räume selbst) zu üben.
auf diese weise ist der architekt selbstverständlich in der lage, fortschrittliche konzepte gesellschaftlich zu verbreiten. wenn es so nicht gewesen wäre, dann hätten wir heute noch die früher in den deutschen großstädten übliche kellerwohnungen samt aborte auf dem hof!
deine vorstellung von architektberuf scheint mir also aus , als der architekt ein eisverkäufer wäre, wobei das geschmak von kunde gewählt wird und der eismacher sich nur ihm die qualität des angebots sich kümmern muss.
obwohl diese tasächlich heutzutage oft die triste realität ist, muss man nicht außer acht lassen, dass es alternativen geben könnte.
ich sehe daher wie schon Richard Neutra gesagt hatte, der architekt eher als ein artz der die erzählung seiner kranken zuhören muss, die therapie dazu muss aber er selbst entscheiden!
ich glaube dies sollte auch für die architekten gelten. nur dann würde unser gehalt, dem von anderen, sozial besser anerkannten berüflichen figuren annähern.

Mit Zitat antworten