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Archimedes
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Datum: 13.02.2012
Uhrzeit: 17:33
ID: 46121



AW: Zukunft der Arbeit - Raus aus den Zwängen, rein in die Selbständigkeit? #3 (Permalink)
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Ich glaube, dass wirklich Schwierige an unserem Beruf und ähnlich kreativen Jobs ist die Verbindung von Ideen/Kreativität/Identität/Anspruch einerseits und Organisation/Wirtschaftlichkeit/finanziellem Auskommen andererseits.
Diesen Konflikt haben viele Handwerker, Steuerberater, Versicherungsvertreter, Autohändler, Rechtsanwälte etc. nicht, wenn sie sich überlegen sich selbständig machen. Dafür ist der finanzielle Einsatz oftmals höher als bei Architekten etc. Wir können uns mit einem recht übersichtlichen Budget selbständig machen.

Wir (Architekten) erwarten in der Regel sehr viel von uns und dem was wir tun. Es muss vorzeigbar sein, etwas besonderes, herausragend, überzeugend, durchdacht. Dafür braucht man uns, sonst könnte man ja auch zum Fertighausanbieter gehen. Wir sind oft von Selbstzweifel geplagt, ob wir wirklich gut genug sind oder etwas gut genug gemacht haben.
Das ist eigentlich Gift für die Selbständigkeit, den hier muss man oft die nackten Zahlen im Auge behalten, die Arbeitszeit und Monat für Monat ums wirtschaftliche Überleben kämpfen - zumindest am Anfang und wenn man sich nicht irgendwo in ein "gemachtes Nest" setzen kann.

Aus meiner Sicht muss man zu vielen Kompromissen bereit sein, wenn man sich als Gestalter oder Kreativer selbständig macht.
Man muss sich ein Stück weit davon verabschieden, dass man ständig die Welt verbessern kann und jedes neue Projekt ein Highlight wird.
Man muss etwas mehr Kaufmann werden und etwas weniger Künstler, denn sonst ist man trotz fachlicher Qualitäten, genialer Ideen und hohem Arbeitseinsatz schnell am Ende.
Das bedeutet nicht, dass man seine Ideale und Träume aufgehen soll. Aber ich möchte möglichst lange von meinem Beruf leben können....leben für meine Familie, meine Freunde, mich und auch meine Ideen.
Das bedeutet ich muss zufrieden mit meiner Arbeit und meinem Einkommen sein....wobei ich sogar das Einkommen in letzter Konsequenz als wichiger ansehe. Denn ohne ordentlichen Verdienst muss ich meine Selbständigkeit aufgeben, evtl. die Branche wechseln und habe keine Chance mehr überhaupt Architektur, geschweige denn gute Architektur zu machen.
Daher muss ich oft kaufmännisch denken und das mit meinen beruflichen Zielen möglichst gut vereinen. Das gelingt nicht immer, aber immer öfter.
Genau das wird aber das Problem für viele Neueinsteiger sein, dass sie zuviel am Anfang wollen und von sich erwarten, weil sie es im Studium oder im letzten Büro so erlebt haben.
Man sollte am Anfang nicht ganz so streng mit dem sein, was man tut und produziert, sondern erstmal überleben lernen und dann nach und nach die Chancen und eine verbesserte wirtschaftliche Basis nutzen um die Resultate stetig zu verbessern....

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