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mika
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Datum: 15.07.2012
Uhrzeit: 02:31
ID: 47251



AW: Massivholzkonstruktion: Systeme + Hersteller #9 (Permalink)
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Hmm, das nimmt ja interessante Züge an.

An dem Projekt an dem ich zur Zeit arbeite, bin ich bei folgenden Punkten an die Grenzen meines Wissens gestoßen:

1. Nachweis der Nachhaltigkeit von Holzkonstruktionen, speziell massiver Holzkonstruktionen:
z.B. Brettstapel oder Kreuzlagen gegenüber Stahlbetondecken oder Brettstapel, "Kerto in Leno" oder Holzrahmenbau gegenüber KS oder Poroton.

2. Welches ist die richtige Konstruktion ?
Ab wann ist ein hochintegriertes Deckensystem wie Ligatur oder Lignotrend wirtschaftlich und wo liegen die Nachteile?
Ab wann ist es wirtschaftlicher, eine Wand in tragende Schicht und Dämmschicht zu teilen statt eine 30-40cm Ständerwand zu planen ?

3. Wie verhält sich der sommerliche Wärmeschutz bei Holzrahmenbau- und Holzmassivkonstruktionen im Vergleich zu KS oder Stb, und wie kann man einen Nachweis führen ?

4. Und ganz wichtig: Haustechnik und Zulassungen !
Wie und wo findet man Produkte bzw. Lösungen, für den Holzbau. So gut wie alle Produkte werden im Rahmen ihrer Zulassung in Stb oder Mauerwerk geprüft. Was kann man also tun, um zu verhindern, dass man für jedes Haustechnikbauteil eine Zulassung im Einzelfall braucht.


5. Eine persönliche Fragestellung, die sich mir zunehmend stellt: muss sich ein Holzbau immer mit sichtbaren Holzoberflächen ausdrücken ?
Stahlbeton ist auch nicht immer Sichtbeton und Mauerwerk wird meist verputzt.
Bei einem Holzbau hegen die meisten Architekten, mich eingeschlossen, die Anspruch dies durch Holzoberflächen darzustellen, aber warum eigentlich ?

Meine persönliche Haltung zu Holz ist, dass Holz sehr leicht zu bearbeiten ist, was eben auch leicht dazu führt, dass etwas falsch verarbeitet wird.
Nur was ist richtig ?
Mein Eindruck ist, dass die Tektonik von Mauerwerk sehr einheitlich ist. Stahlbeton als platten- oder scheibenartiges Bauteil ist sehr anpaßbar / formbar, da man sehr viel über die Bewehrung machen kann.
Holzbau ist dagegen eher komplex, weil es sehr viele verschiedene konstruktive Lösungen geben kann.
Z.B. bei einer Stahlbetondecke macht man sich selten darüber Gedanken, ob eine Rippendecke besser geeignet wäre.
Bei einer Holzdecke steht man inzwischen fast immer vor der Frage, Holzbalkendecke, Brettstapel, Kreuzlagen, Lignotrend, Ligatur oder was sich sonst noch alles denken läßt. Die Schwierigkeit dabei besteht eigentlich immer in der Frage, was bringt wann was für Vorteile und wie kann man die vermitteln.

Wir müßten wahrscheinlich einen ausführlichen Anforderungskatalog erstellen,
um dann zuerst die richtige Lösung für eine einzelne Anforderung zu finden, und anschließend für eine Kombination von Anforderungen.
Vielleicht könnte man die Anforderungskombinationen an Bauteilen in bestimmten Gebäudetypen/Nutzungsarten orientieren. Z.B. Außen-, Innenwände, Bodenplatte, Decken und Dach für Büro, Wohnen, Schule/Kita usw.
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Grüße Michael

"Warum soll etwas nicht so gut wie möglich sein ?"
Ludwig Mies van der Rohe, 1964

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