Einzelnen Beitrag anzeigen
Tom
 
Registriert seit: 15.02.2003
Beiträge: 1.762
Tom: Offline

Ort: Rhein-Ruhr
Hochschule/AG: Architekt

Tom is just really nice Tom is just really nice Tom is just really nice Tom is just really nice Tom is just really nice

Beitrag
Datum: 09.11.2012
Uhrzeit: 01:11
ID: 48451



AW: Minimalismus der 60er Jahre #9 (Permalink)
Social Bookmarks:

Zitat:
Zitat von usernametaken Beitrag anzeigen
Das wäre für mich das Referenzmaterial womit ich anfangen würde. Und erst dann suchen nach passenden Architekten, statt einfach ohne zusammenhang ein paar bekannte architekten / bauten zusammen zu schmeissen...
Den weiteren kulturellen Kontext mit zu betrachten, ist natürlich wertvoll/wichtig. Aber dass mir noch nicht einmal 3, 4 Architekten aus den 1960ern im Bewusstsein sind, die im engen Sinne als minimalistisch zu bezeichnen sind, hat mich jetzt auch neugierig gemacht. Das als Aufhänger sollte ja doch vorhanden sein.

Ich kenne jetzt nicht die aktuellen Werkmonographien von John Pawson, Zumthor o.Ä. Dort werden die Traditionslinien des arch. Minimalismus schon vernünftig nachgezeichnet sein. Dass sie mit dem reduktionistischen Ansatz der kl. Moderne eng in Bezug stehen, ist wohl klar. Für mein Verständnis unterschreitet der Minimalismus gewisse Grenzen einer formalen und/oder materiellen Komplexität und erzeugt so eine neue, eigene Qualität der Enthaltsamkeit. In gewisser Weise kommt da das "Nichts" zur Wirkung, die Abwesenheit der Dinge. Vielleicht gibt es Parallelen zu John Cage's konzertanter Stille und/oder den White Paintings von Rauschenberg. Auch die russ. Avantgarde Anfang des 20. Jhs. hat die Reduktion und geometrische Abstraktion auf die Spitze getrieben (schwarzes Quadrat von Malewitsch).

Was passierte in den 1960ern architektonisch? Die Spätwerke der klassisch Modernen (die größtenteils mitnichten minimalistisch sind, siehe Spätwerk von Le Corbusier), die "Vulgärmoderne" (=Bauwirtschaftsfunktionalismus, d.h. Abstraktion und Reduktion ohne künstl. Sinn und Verstand), städtebauliche und architektonische Utopien wie Metastadt und Archigram, in Japan der Metabolismus (eigene Spielart der Moderne, aber opulent technisch-utopisch, nicht minimalistisch), Strukturalismus (seriell, öfters auch in Sichtbeton, aber nicht unbedingt minimalistisch), Beton-Brutalismus (in Bezug auf die radikale Materialbeschränkung minimalistisch, nicht unbedingt formal). In der Architektur-Lehre zeichnete man Funktions- und Erschließungsdiagramme und hielt diese schon für den Entwurf. Über Gestaltung wurde nicht viel gesprochen und theoretisiert. Erst die Postmoderne widmete sich wieder höheren Bedeutungsebenen von Architektur und Städtebau.

Wo fand denn nun in den 1960ern architektonisch der Minimalismus statt?

T.

Mit Zitat antworten