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Archimedes
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Datum: 03.12.2012
Uhrzeit: 07:47
ID: 48663



Architekturbranche: Droht eine Krise? - Eure Einschätzungen

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Hallo zusammen!


Auch wenn der Titel nach Schwarzmalerei klingt, hätte ich gerne Eure persönliche Einschätzung zur weiteren Entwicklung der Auftragslage in den nächsten beiden Jahren.

Nach Rücksprache mit einigen Kollegen und Unternehmen befürchte ich eine stärkere Abschwächung der Bau- und Planungstätigkeit. Zwar kann ich das immer nur für unsere Region (ländliches Gebiet, Rheinland-Pfalz) tun, aber im Rest der Republik gelten ganz ähnliche bzw. gleiche Bedingungen.

Grund für meine Annahme, dass sich die Auftragslage in den nächsten beiden Jahren rückläufig entwickeln wird, ist die Tatsache, dass in den vergangenen beiden Jahren sehr viel gebaut wurde und somit Aufträge vorweg genommen wurden, die in Zukunft fehlen werden. Das Strohfeuer über das sich Manche unserer Zunft gefreut haben, könnte wieder sehr schnell erlöschen und verbrannte Erde hinterlassen.

Gerade im Privatsektor kam es durch die extrem niedrigen Zinssätze für Baufinanzierungen zu einem kleinen Boom, dessen Ausläufer derzeit noch für eine recht gute Auslastung sorgen, aber was kommt danach.

Wie sieht es in 6 Monaten aus?

Kommunen und Staat haben ihre finanziellen Mittel durch Konjunkturpaket weitestgehend und auch schon für mehrere Jahre im Voraus aufgebraucht. Derzeit werden noch massenweise Kita-Plätze produziert, aber dieser Kuchen ist schon weitestgehend aufgeteilt.
Schulen sind saniert oder ohnehin teilweise zu groß geworden.
Gebäude für Kommunen (Rathäuser), Land und Bund sind alle gebaut oder saniert worden.
Moderne Bürogebäude gibt's en masse.
Große Bauwerke wie Bahnhöfe oder Stadien wurden auch erst vor wenigen Jahren reichlich produziert oder sie sind zumindest schon in Arbeit (siehe Stuttgart 21)
Seniorenheime und Gesundheitswesen haben auch schon investiert und sind bis auf Weiteres gut aufgestellt.
Das Gewerbe und die Industrie reagieren mit Blick auf die Eurokrise abwarten und investieren nur vorsichtig. Größere Baumaßnahmen sind auch hier die Ausnahme.
Gastronomie und Hotels? Die Margen sind nicht mehr üppig, also woher das Geld fürs Bauen nehmen?

Klar, der Sanierungsmarkt und die Verbesserung der Energieeffizienz von Gebäuden wird in den nächsten Jahren einen noch größeren Marktanteil erlangen, aber hierbei gehts auch seltenst um wirklich lukrative Aufträge.
Außerdem sind Marktanteile an einem schwächelnden Markt leichter zu gewinnen, als in einer Boomphase.

Hinzukommt, dass unser Arbeitmarkt vielen anderen Europäern als Zufluchtsort dient. Gerade Spanier suchen auch bei uns nach Arbeitsplätzen. Hier könnte es vereinzelt zu Verdrängungseffekten kommen.
Und die Chinesen? Brauchen uns künftig kaum noch für ihre Projekte umzusetzen, können uns aber bei Bedarf problemlos mit mehreren tausend gut ausgebildeten Architekten fluten.


Wie schätzt Ihr die Situation ein?

Habe ich was Entscheidendes übersehen oder wo soll die Arbeit für uns alle in den nächsten Jahren herkommen?

Erwischt uns die Eurokrise etwa auch noch, mit zwei Jahren Verzögerung?


Ich hoffe auf deutlich positivere Einschätzungen, die auch mir helfen den Silberstreif am Horizont zu erkennen. Laßt Euch was Überzeugendes einfallen!

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