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mika
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Datum: 04.01.2017
Uhrzeit: 13:00
ID: 56140



AW: BIM à la Deutsche Bahn #4 (Permalink)
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Frohes neues Jahr.

der DB-BIM-Standard ist ja schon etwas länger verfügbar und wurde auch schon auf etlichen Veranstaltungen präsentiert.

Das ganze bezieht sich auf die Planung von kleinen Regionalbahnhöfen.
Die DB hat dazu auf Basis von Revit und iTWO eine komplette Planungsumgebung mit Element/Objekt-Katalog erstellen lassen.
Die DB stellt den beauftragten Planern in Form dieser Kataloge in iTWO und Revit das gesamte Werkzeug zur Planung nach eigenen Vorgaben zur Verfügung.

Für mich hat dieser Beitrag der DB zwei Aspekte:
1. Einblick in eine Möglichkeit der Verknüpfung zwischen CAD und iTWO
2. Katalogmethode vs. Evolutionsmethode in der Planung

Zu 1:
Ich habe mir die Dateien noch nicht angesehen, aber, wenn alle Elemente bereits bekannt sind, und in beiden Programmen angelegt sind und mit einem MatchKey versehen sind, es also nur noch um die Größenänderung geht, ist das im Prinzip kein Hexenwerk.
Man könnte sich einen beliebigen Parameter anlegen und für jedes Element einen Wert festlegen, anhand dessen das Element dann in iTWO in einer Ausstattung in einer Auswahlgruppe mit passendem QTO landet. Wenn das LV auch schon angelegt ist, ist es mit dem import der IFC bzw. CPIxml schon fertig.
Das was hier so beeindruckend ist, ist viel Fleißarbeit, ist aber leider auch nicht übertragbar auf andere LVs.

Zu 2.:
Hier stellt sich eine ganz andere Frage:
Wie planen wir ?

Ein Baukonzern oder die DB arbeiten mit Katalogen dessen, was sie bereits kennen. Die Elemente der Katalog sind mit all Ihren Eigenschaften/Fähigkeiten beschrieben. Der Bearbeiter in der CAD-Software muss lediglich aus den vorhandenen Repertoir (Katalog) auswählen und die Größe anpassen. Neue Elemente müssen erst in die Kataloge auf beiden Seiten der Mengenermittlung angelegt werden.


Demgegenüber steht die Arbeitsweise als Architekt. Wir entwicklen die Elemente von einem anfänglich eher unscharfen geometrischen Objekt zu einem mit allen Anforderungen beschriebenen Element im Laufe der Leistungsphasen bis zur LP6.
Der Unterschied ist, dass wir ein Element über einen Zeitraum entwickeln und dabei Anforderungen zuordnen.
Würden wir mit einem Katalog arbeiten, müßten wir bei jeder Weiterentwicklung das Element gegen ein anderes mit passenden Eigenschaften austauschen. Der Entscheidende Unterschied sind die Anforderungen gegenüber der Eigenschaften.
Ein Beispiel: BIMobjects
BIMObjects sind in der Regel Katalog-Objekte von Herstellern.
Diese Objekte besitzen alle Eigenschaften.
Wähle ich z.B. eine Tür aus, besitzt diese bereits Aussagen über Brandschutz und Schallschutz usw.
Kenn ich nur die Brandschutzanforderungen nicht jedoch die Schallschutzanforderungen ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass diese Tür Projekt-/Objekt bezogen nicht korrekte Angaben enthält.
Ich muss also bei der Auswahl der Tür schon alle Anforderungen kennen, um keinen Planungsfehler zu begehen. In LP2 ist das ein unverhältnismäßiger Aufwand. Ich würde LP2 erst abschließen können, wenn ich LP5 Niveau erreicht hätte.

Daher ist die Katalogmethode aus meiner Sicht für Architekten nicht geeignet.
Wir brauchen generische Elemente, die nach und nach mit Anforderungen gefüttert werden können und trotzdem in der Mengenermittlung nach DIN276 und StlB erkannt werden.

Das bieten derzeit all die tollen Demonstrationen, die in der Regel zeigen was Baukonzerne können, nicht.

Die Hersteller von Bauprodukten sind hier keine Hilfe für uns Architekten in den Leistungsphasen 1-6. Erst ab der Bauausführung können wir deren Objekte zur Freigabe und Dokumentation gebrauchen.

Die Software-Hersteller sind hier leider völlig überfordert, weil sie in der Regel keine Arbeitserfahrungen als Architekten haben.

Diese Lücke klafft leider im Moment zu Lasten der Architekten. Sie wird wenn dann nur Consulter gegen teuer Geld geschlossen.
__________________
Grüße Michael

"Warum soll etwas nicht so gut wie möglich sein ?"
Ludwig Mies van der Rohe, 1964

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