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Nightfly 08.09.2016 11:59

Boreout droht
 
Hallo zusammen! Vielen Architekten scheint mein Problem sicher fremd und aus einer anderen Welt zu sein. Nicht minder ist es ein reales Problem und belastet es zuweilen sehr.
Ich "arbeite" in einem Industrieunternehmen und habe die Aufgabe mich um deren Gebäude zu kümmern. Anfangs als ich eingestellt wurde haben wir viel gebaut und es war spannend. Bauleitung und -koordination ist genau mein Ding. Jetzt jedoch ist alles fertig und ich habe effektiv 1h/Tag etwas zu tun. Ich bin hier nur noch weil ich mehr verdiene, als im Architekturbüro. Und ich werde wohl nicht gekündigt, weil hier schon genug wegen Mobbing von selbst die Reißleine ziehen und die Chefin dann schlecht dasteht. Und sie hätte dann einen weniger unter sich, was dem Prestige schadet.
Ich überlege mir was ich als nächstes tun soll und wohin ich will. Ich bin Sportler und halte es kaum aus, den ganzen Tag nur vor dem Bildschirm zu sitzen. Auch deshalb macht mir Bauleitung echt Spaß. Und auch dieses spontane Lösen von Problemen, die immer wieder auftauchen, das gibt mir ein gutes Gefühl. Das Gefühl etwas sinnvolles erreicht zu haben, wenn ich Abends meine Sachen packe und heimfahre. In einem großen Konzern ist vieles was man tut weder sinnstiftend noch produktiv. Es geht oft um solche Dinge wie etwas auf die Kostenstelle eines anderen laufen zu lassen und jeder drückt sich vor Entscheidungen, Verantwortung und auch vor Arbeit. Man reitet auf Prinzipien, taktiert, macht sinnloses Mailpingpong und es wird hierarchisch von oben nach unten getreten.
Ich schreibe hier weil ich mir vielleicht Tips und Anregungen holen kann. Vielleicht gibt es ja noch etwas anderes außer Bauleitung, was mir taugen könnte. Kriterien sind: Abwechslung, wenig Bildschirmarbeit, Kontakt mit Menschen. Hat jemand Ideen? :)

JustusJonas 08.09.2016 13:14

AW: Boreout droht
 
Vielleicht doch ins Büro und als Bauleiter arbeiten? Du scheinst ja dafür gemacht zu sein, wenn es so einen Spaß macht... und man kriegt dann ja auch ein Gehalt, von dem ein vor-dem-Bildschirm-hockender-Planer nur träumen kann.

Vielleicht musst Du abwägen, was wichtiger ist: Einkommen oder Spaß...

Florian 09.09.2016 00:12

AW: Boreout droht
 
Hallo Nightfly,

ich habe das selber auch schon erlebt und kann den Frust durchaus nachvollziehen. Über eine Erweiterung Deines Aufgabenbereiches hast Du vermutlich mit der Geschäftsführung/der Chefin schon gesprochen.

Wenn darauf nicht eingegangen wird kann das m.E. nur zwei Gründe haben:
- Man hat kein Interesse dich zu halten und hofft, dich so los zu werden ohne kündigen zu müssen. (Was vermutlich schwer sein dürfte, wenn Du schon länger angestellt bist - also muss man dich so lange langweilen, bist du freiwillig gehst.)
- Missmanagement / Fehlende Kompetenz in der Personalentwicklung

Der Grund ist aber eigentlich egal, da die Konsequenz für Dich in beiden Fällen die gleiche sein muss: Kündigen bevor dich die (fehlende) Arbeit depressiv macht.

Wenn Du nicht genau weißt, wo du hin möchtest, kann es schon helfen, wenn dich einfach mal in einige völlig unterschiedliche Richtungen bewirbst und über die Bewerbungsgespräche einen Eindruck über die verschiedenen Bereiche und die Verdienstmöglichkeiten erhältst.

Wenn Du gerne auf der Baustelle bist, könnte vielleicht ein Bauunternehmen der richtige Ort sein. Viele Bauunternehmen agieren auch als AG gegenüber den Architekten (Ausführungsplanung) und haben in diesem Bereich folglich gerne einen Architekten als Projektleiter.

Ich drück' dir die Daumen!

Nightfly 15.03.2017 16:18

AW: Boreout droht
 
Bald werde ich eine neue Stelle antreten, im Bereich Bauleitung und bin bester Dinge. :). Im Übrigen hoffte man absolut nicht darauf mich loszuwerden. Ich dachte erst, man wird mir schon kündigen, wenn keine Aussicht auf Besserung besteht. Dann hätte ich noch eine Abfindung abgeräumt und ein bischen Urlaub gemacht. Jedoch hat in einer solchen Firma kein Teamleiter Interesse daran sein Team zu verkleinern (=Macht- und Statusverlust). Höchstens dann wenn der Chef in der Hierarchie darüber bemerkt, dass einer zu viele Leute unter sich hat, die nichts zu tun haben. Ich hätte da noch bis zur Rente bleiben können, ohne was zu tun zu bekommen. Habe selbst vorgeschlagen die gleiche Arbeit halbtags zu erledigen. Auch das ging nicht, weil die Chefin dann in ihrem Status absteigen könnte. Sie ist bald nur noch Teamleiter über 3 Leute (eine andere ging auch schon, vielleicht noch mehr bald...) und die Daseinsberechtigung wird immer fraglicher, als sie ohnehin schon ist. So eine Firma ist schon eine verrückte Welt, in der es wichtiger ist jährlich ein dickes Auto zu bekommen, als etwas sinnvolles zu arbeiten.

Kieler 19.03.2017 20:07

AW: Boreout droht
 
Viel Erfolg!
Find ich toll, dass es mal Rückmeldung gibt zu einer Entwicklung.
Halt uns bitte auf dem Laufenden, ob es sich für Dich gelohnt hat, vielleicht
ermutigt das ja andere mit dem gleichen Problem :)

Nightfly 09.06.2017 23:39

AW: Boreout droht
 
Bin seit einigen Wochen im neuen Büro und begeistert! :) Ein völlig neues Lebensgefühl sich auf die Arbeit zu freuen. Und Bauleitung find ich goil. Kanns immer kaum erwarten, auf die Baustelle zu fahren und wieder zu sehen was sich getan hat.
Ja und kompliziert ist es natürlich auch und die Bauherren sind wie sie sind... Business as usual ;).


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