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Archimedes 14.08.2006 20:08

Deutsche Bauwirtschaft wächst wieder...haha!
 
Heute abend kann man es in allen Nachrichtensendungen vernehmen:


"Die deutsche Wirtschaft wächst wieder" und die Prognosen ziehen sofort an. Die gute Entwicklung in der Baubranche mit den besten Zahlen seit 5 Jahren ist mitverantwortlich für den neuen Aufschwung. Es sieht so aus, als könnte es mit Deutschland und vor allem mit dem Bausektor nach langer Durststrecke wieder aufwärts gehen.


Quelle: Spiegel


Jetzt mal ehrlich: Wer glaubt's denn wirklich??



Klar, solche Nachrichten hören sich ermutigend an und auf positive Signale hoffen wir schon seit Jahren, aber wenn ich mich als unmittelbar Beteiligter in der Baubranche umsehe, dann kann ich nur vor zu großer Euphorie warnen. Diese Erholung, diesen leichten Aufschwung, welchen wir jetzt erleben ist nur die kleine Anhöhe vor dem nächsten, noch tieferen, Tal.

Die Belebung am Baumarkt, die nun öffentlich gepriesen wird, ist aus meiner Sicht nur durch vorgezogene Investitionen und Maßnahmen zustande gekommen. Gerade im Sektor für private Baumaßnahmen wurden viele Bauvorhaben, die sich unter normalen Umständen auf die nächsten 2 bis 3 Jahre verteilt hätten, dieses Jahr vorgezogen. Gründe hierfür waren der endgültige Wegfall der Eigenheimzulage und die lange angekündigte Mehrwertsteuererhöhung zum Jahreswechsel. Außerdem steigen auch die Kapitalzinsen wieder seit einigen Monaten und machen Baudarlehen wieder zunehmend unattraktiver.
Das im gewerbliche Bereich die Investitionen in den Bau wesentlich gestiegen sein sollen, kann ich mir ebenfalls kaum vorstellen, weil vielerorts Büroflächen und (Produktions-, Lager-) Hallen leerstehen und oft günstig zu mieten oder zu kaufen sind. Aus öffentlicher Hand sind ebenfalls wenige Investitionen zu erwarten, weil die Finanzlöcher der letzten Jahre nach wie vor klaffen. Aus meiner Sicht wird gerade das kommende Jahr 2007 ein sehr "dürres" Jahr für die Baubranche in Deutschland und alle Beteiligten (auch für die Architekten) werden. Gerade die kleineren bis mittleren Architekturbüros, die noch verstärkt auf private Kundschaft angewiesen sind, werden wohl noch kleinere Brötchen backen müssen.


Also bevor jetzt die ersten Optimisten einen neuen Bauboom propagieren und die Erstsemesterzahlen in den Fächern Architektur und Bauingenieur-wesen explodieren, empfehle ich einen gepflegten Pessimismus.


:o

Tobias 14.08.2006 20:31

Der Artikel ist eigentlich nichts Neues. Man kann schon seit 3-4 Jahren eine leichte Erholung erkennen. Ich höre auch immer wieder, dass es jetzt einfacher ist, eine Stelle in einem Architelturbüro zu bekommen. Sicherlich ist die Situation immer noch nicht erbauend, aber wenigstens etwas ermutigend. Bischen optimistisch darf man ruhig sein, gerade in Deutschland, wo eigentlich immer alles schlecht geredet wird.

Die momentane Tendenz wird meines erachten in der Baubranche noch mehr Schub bekommen, wenn tatsächlich die Pläne der Bundesregierung durchgesetzt werden, auf Spekulationsgewinne generell 30% Steuer zu erheben. Investitionen für das Alter verlagern sich dann auch vermehrt in den Immobiliensektor (Eigenheim). Solange man keinen Immbolienhandel betreibt, ist man drt nämlich von der Steuer befreit!

secretgarden 14.08.2006 20:31

skeptik ist gut aber wer kann schon die gesamte wirtschaft durchblicken?
wer weiss ob das nicht stimmt, dass die (bau-)wirtschaft anzieht?

ich finde positive meldungen in den nachrichten sehr gut.
davon kommt viel zu wenig. (!)
ich kann diesen pessimismus nicht mehr ertragen.

FoVe 14.08.2006 21:15

Mobilwandbranche
 
In dem Bereich der mobilen und versetzbaren Wände nehmen wir zur Zeit folgende Faktoren wahr:
1: die Banken üben etwas weniger Zurückhaltung und sanieren wenigstens die Geschäftsstellen.
2: Die schulpolitischen Maßnahmen, ausgelöst durch die PISA-Diskussion, führen dadurch zu einem"Aufschwung", dass allerortens Ganztagsschulen geplant werden. Dadurch werden jede Menge Mensen gebaut, mit multifunktionaler Nutzung durch Mobilwände getrennt.
3: Sale and Lease Back. Schulen und öffentliche Gebäude werden verkauft und zurück gemietet. Der Investor saniert die Gebäude um einen höheren Mietpreis bekommen zu können. Dass wir, volkswirtschaftlich gesehen, zumindest die Punkte 2 + 3 letztendlich doch wieder aus der "Volks-"Tasche bezahlen scheint klar zu sein.

Gruß

Martin

Florian 14.08.2006 23:14

Zitat:

Originally posted by secretgarden
ich finde positive meldungen in den nachrichten sehr gut.
davon kommt viel zu wenig. (!)
ich kann diesen pessimismus nicht mehr ertragen.

Sehe ich genauso, mit unserer Schwarzmalerei stehen wir uns nur selber im weg.
Und die Architekturbüros scheinen z.Zt. alle Händeringend nach Leuten zu suchen...

Archimedes 15.08.2006 09:08

Die Punkte, die von Tobias und FoVe angeführt wurden, sind mit Sicherheit Einflußfaktoren.
Das Privatleute als Altersvorsorge in ein Eigenheim investieren ist ja ein alter Hut und läuft schon von je her. Das nun verstärkt in Immobilien investiert wird wg. der höheren Versteuerung von Spekulationsgewinnen, sehe ich eher als Tropfen auf den heißen Stein, weil ein Großteil der Bürger schon seit 6 Jahren Abstand von Spekulationen mit Wertpapieren und ähnlichem genommen hat.
Das was FoVe mit den schulpolitischen Maßnahmen und Investitionen angesprochen hat, könnte tatsächlich kurzfristig eine Belebung bedeuten, aber soviele geplante Ganztagsschulen gibt es nicht, als das diese Maßnahmen für zahlreiche Firmen und Büros Arbeit bedeuten könnten. Letztlich müssen diese Projekte auch aus den "leeren" Staatskassen finanziert werden.

Positive Meldungen hört jeder gerne, auch wenn sie meist nicht so reißerisch wie die Negativen rüberkommen.

Natürlich male ich wieder schwarz in meinem Beitrag. Wer das ganze lieber heller oder nur in Grautönen sehen möchte, der kann das gerne tun, die Beobachtungen in meinem Umfeld sprechen aber eine andere Sprache. Auch ich habe registriert das momentan relativ viele Architektbüros neue Mitarbeiter suchen, aber dieser kleine Einstellungsboom tritt etwas phasenverschoben zu der Belebung in der Bauwirtschaft ein, die in meinen Augen aber ihren Höhenpunkt schon fast wieder gefunden haben dürfte. Auch in unserem Büro suchen wir seit ca. einem halben Jahr zwei neue Architekten mit Berufserfahrung. Das unsere Stellenanzeigen in Abständen von mehreren Wochen immerwieder erscheinen und so für den Betrachter den Eindruck einer regelrechten Einstellungswelle erzeugen, liegt nur daran, daß bisher kein passender Mitarbeiter dabei war, da diese erfahrenen Leute trotz Architektenüberschuss Mangelware sind. Die anstehende Arbeit wurde mittlerweile schon auf mehrere Schultern verteilt und wenn nicht bald der Geeignete dabei ist, dann werden die Stellen langfristig unbesetzt bleiben. Ich glaube gerade was den Stellenmarkt für Architekten angeht, trügt der Schein gewaltig bzw. wird es sich vielfach um zeitlich begrenzte Angebote handeln.

Ich möchte jedoch keinem das positive Denken verbieten, vielleicht sollten wir uns einfach in 10 Monaten in diesem Thread weiter unterhalten.

noone 15.08.2006 11:18

Wenn man sich die Stellenangebote für Architekten 2005 und 2006 ansieht, dann kann man den trend nach oben deutlich erkennen......... (in Bezug auf die Besserung der Architektenbranche)

Tom 15.08.2006 11:53

Die gedämpfte Stimmung der letzten Jahre war ja nun kein Pessimismus, sondern lupenreiner Realismus. "Mehr positive Meldungen in den Nachrichten"? Da muss es einem aber schon richtig schlecht gehen, wenn man das fordert. Solche Sehnsüchte kenne ich eigentlich nur von Weichgespülten wie Peter Hahne (nicht böse gemeint ;)). Gebremster Optimismus ist evtl. langsam wieder angebracht, aber bitte keine zwangsoptimistischen Jubelschreie, die Krise sei doch nur pure Einbildung (gewesen).

Den Studienanfängern ist die Konjunktur, wie man an den Statistiken ablesen kann, doch schon immer wurscht gewesen. Da wird sich nicht viel ändern. Die Fakultäten bewerben die Architekturstudiengänge ja mittlerweile als breit qualifizierende Veranstaltung, die zu einer allgemeinen Kompetenz in Kultur-Dingen führe.

-> Dann würde ich aber direkt Kulturwissenschaften studieren, mit Sprachen, mit einer fundierten geisteswissenschaftl. Grundlage. Von den 45.000 Stunden Modellbau und dem Grübeln über graphischen Darstellungsproblemen hat man nämlich später in anderen Bereichen nicht wirklich was. Und anstelle des Rudimentärwissens über Dampfbremsen und vorgehängte Fassaden hätte man lieber etwas über Kulturtheorie und Geistesgeschichte gehört/geschrieben/gelesen. Aber das ist ein anderes Thema ...

noone 15.08.2006 14:54

@ Tom:

sehe ich genauso......

Wahrscheinlich ist es wegen der grenzenlosen aufgeblähten Ego der Architekten, daß sie sich einbilden, Geisteswissenschaftlich und kulturell den Durchblick zu haben......

Jochen Vollmer 16.08.2006 18:13

Zitat:

Originally posted by noone
grenzenlosen aufgeblähten Ego der Architekten

:D :cool: ;) :p


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