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adaminbaum 10.11.2009 11:32

Erste Akquise - Eure Erfahrungen
 
Hallo,

würde von euch gern mal wissen, welche Erfahrungen ihr bezüglich der ersten Akquise von Bauvorhaben gemacht habt.

Zu meiner Person:
Bin ein engagierter Architekt, der gern sein eigenes Büro aufbauen will. Nun, wo alle Auflagen erfüllt sind und einer Selbstständigkeit eigentlich nichts mehr im Wege stünde, kommt die entscheidene Frage auf: Wo bekomme ich erste Bauaufträge her? Von vielen Büros weiss man, dass sie im eigenen Bekanntenkreis fündig würden. Nur gilt ja immer noch der Satz: "Das erste Gebäude deinem Feind, das zweite Gebäude deinem Freund und das dritte für dich selbst."
Habt ihr schon Erfahrungen mit der Aquise gemacht? Wir ist es bei euch gelaufen? Das würde mich sehr interessieren!

Ich hoffe auf eure Antworten....

noone 10.11.2009 14:41

AW: Erste Akquise - Eure Erfahrungen
 
Akquise ist so eine Sache.... Prinzipiell geht es darum, an einen bestimmten Kreis von Leuten heranzutreten bzw. ein Teil dieser Gruppe zu werden. Man darf definitiv nicht warten, bis der Bauherr an der Tür klingelt, sondern Netzwerke mit Firmen, Bauträgern und anderen potentiellen Kunden knüpfen. Das machen so auch viele der namhaften Architekten.

Wenn du gar keine dieser Bekanntschaften hast, ist es natürlich extrem schwierig, an Andere heranzukommen. Vor allem ohne Aufträge lohnt es sich auch nicht, ein Büro aufzumachen. Eine andere Schiene sind Wettbewerbe, über die man erste Aufträge generieren kann. Da Du ja dann in der Kammer bist, kannst Du dann schon an besseren Wettbewerbe teilnehmen, wobei man ohne Referenzobjekte und konkrete Umsatznachweise auch nicht gleich an die Realisierungswettbewerbe rankommt. Hier kannst Du aber durch Büropartnerschaften teilnehmen.

adaminbaum 10.11.2009 14:58

AW: Erste Akquise - Eure Erfahrungen
 
Hallo noone, danke für Deine Antwort.

Ja, das mit den Kontakten ist so eine Sache! Ich bin jetzt nicht so der Typ, der auf Golfplätzen Netzwerke knüpfen kann. Eigentlich sollte man ja mit seinem Werk werben. Dieses ist mit virtuellen Projekten und einigen Mitarbeiten (Arbeiten für andern Büros) jedoch nicht so einfach. Werbung darf ja eigentlich gemacht werden. Aber soll ich eine Annonce in die Zeitung setzen? Wettbewerbe werden immer beschränkter, Referenzprojekte eigentlich überall Pflicht.
Ich finde es irgendwie Schade, dass man sehr motiviert und gut ausgebildet ist, es aber es nicht schafft, einen Auftrag zu ergattern , um seine Qualitäten zu zeigen. Es gibt doch viele "Ein Mann Büros" in Deutschland. Wie kommen diese an Aufträge. Sind das alles Bekanntschaftsaufträge?

Es soll ja Firmen geben, die einem in der Öffentlichkeit promoten und mit Berichten in die Presse bringen können. Habt ihr schon etwas davon gehört? Voraussetzung ist da natürlich ein sichtbares Mass an eigener Qualität, versteht sich. ;)

noone 10.11.2009 15:27

AW: Erste Akquise - Eure Erfahrungen
 
....... ja da sprichst Du mit jeder Menge Idealismus! Leider ist es absolut nicht so, dass alleine Dein Werk Dir zu Aufträgen verhilft!

Gerade Projektsteuerer geht es nämlich gar nicht um die Kunst in der Architektur, sondern die ticken wieder eher nach dem Wirtschaflichen.

Wenn wirklich nur die architektonische Qualität zählen würde (was ja sowieso wiederum nur Architekten beurteilen können....), dürfte es nur die Hälfte aller schrecklichen Projekte weltweit geben. :)

Bezüglich PR kann ich nur sagen, dass die professionellen PR Agenturen sehr kostspielig sind. Ohne diese ist es aber sehr schwer in die deutsche Architekturpresse zu kommen.
Wenn Du dies umgehen willst, solltest Du die unzähligen Designblogs im Netz nutzen, über die Du dann wiederum Anfragen bekommst.

Vorraussetzung für PR sind aber sehr gute gebaute Projekte, wobei bei den Designblogs auch virtuelle Projekte kein Problem sind. Wir haben über die Blogs unsere PR generiert, durch spätere Gewinne von Design- und Architekturpreisen war dann die Nachfrage enorm. Wenn Du erstmal mit mehreren Artikeln im Netz bist, ist es auf jeden Fall einfacher, in andere Medien publiziert zu werden.

Archiologe 10.11.2009 16:11

AW: Erste Akquise - Eure Erfahrungen
 
Habe mal von einem jungen Berliner Architekturbüro gehört, das sich unbebaute Grundstücke in der Stadt ausgeguckte und sich danach erkundigte, welchem Eigentümer es gehörte. Bei positiver Schufrabfrage ;) des Ausgesuchten, entwarfen sie eigenmächtig ein Gebäude darauf und gingen dann damit zu diesem und präsentiertem es ihm. Dann konnte sie zu mindestens auf ihrer Webseite schreiben: Projektstudien für XY. Manchmal kam auch ein Auftrag zu stande.

Archimedes 10.11.2009 16:54

AW: Erste Akquise - Eure Erfahrungen
 
Zitat:

Zitat von Archiologe (Beitrag 36244)
Habe mal von einem jungen Berliner Architekturbüro gehört, das sich unbebaute Grundstücke in der Stadt ausgeguckte und sich danach erkundigte, welchem Eigentümer es gehörte. Bei positiver Schufrabfrage ;) des Ausgesuchten, entwarfen sie eigenmächtig ein Gebäude darauf und gingen dann damit zu diesem und präsentiertem es ihm. Dann konnte sie zu mindestens auf ihrer Webseite schreiben: Projektstudien für XY. Manchmal kam auch ein Auftrag zu stande.

Diese Methode betreiben einige junge Büros. Hier und da entsteht wirklich mal so ein Auftrag. Auch das mit der Teilnahme Wettbewerben ist sicher eine gute Sache um bekannter zu werden oder sich zu präsentieren.

Nachteil: Für beide Varianten braucht man einen langen Atem. Denn wenn man ein Büro gründet laufen die Kosten vom ersten Tag an und die Einnahmen sind erstmal Null.

Bis aus einem Wettbewerb oder einer Planung aus Eigeninitiative ein bezahlter Auftrag entsteht, können viele Monate vergehen. Um diese Zeit zu überbrücken braucht man ein ordentliches Startkapital. Selbst wenn man bei Bürogründung sofort einen bezahlten Auftrag hat kann es 2-3 Monate dauern bis man etwas zum Abrechnen hat. Denn für jede "Kleinigkeit" bzw. Teilleistung eine Rechnung zu schreiben ist nicht unbedingt üblich und sieht komisch aus. Oft wird die erste Rechnung nach fertigem Entwurf oder eingereichtem Bauantrag geschrieben, wenn die Projekte nicht sehr groß sind und das sind sie i.d.R. bei Neugründungen nie.

Eine weitere mögliche Variante für den Start ist das Mitnehmen von einem oder mehreren Projekten aus dem Büro in welchem man vorher gearbeitet hat. Dazu gehört entweder ein besonders gönnerhafter Chef oder ein extrem guter Kontakt zum Kunden. Zweiteres ist aber oft mit Ärger im alten Büro verbunden. Gerichtliche Auseinandersetzung nicht ausgeschlossen.

Eine Selbständigkeit sollte man nach Möglichkeit parallel zu seiner Festanstellung rechtzeitig vorbereiten und erst dann kündigen, wenn man ein Einstiegsprojekt für den Start fest am Haken hat.

Einfach ein Büro eröffnen, werben und auf Kundschaft warten ist definitiv zu riskant/kostspielig.
Außerdem sollte man über ein Netzwerk im Background verfügen, denn selbst wenn man sich fachlich kompetent und reif für den Job fühlt, wird die Unterstützung von Kollegen und "alten Hasen" noch oft benötigt.

Archiologe 15.11.2009 18:23

AW: Erste Akquise - Eure Erfahrungen
 
Zitat:

Zitat von noone (Beitrag 36242)
Bezüglich PR kann ich nur sagen, dass die professionellen PR Agenturen sehr kostspielig sind. Ohne diese ist es aber sehr schwer in die deutsche Architekturpresse zu kommen.


Wie dieser Artikel im Spiegel zeigt, kann man einen jungen Architekten zum Stararchitekten schreiben, nur weil er in China für ein bekanntes Büro arbeitet. Mir jedenfalls war dieser Herr noch kein Begriff, was sich jetzt natürlich schlagartig geändert hat. Da steht bestimmt auch eine gute PR -Arbeit dahinter.

Stararchitekt Ole Scheeren: Herr der Türme

Für mich war bislang immer Jahn "Der Herr der Türme" oder ist er doch eher Turmvater Jahn.:D

Archimedes 16.11.2009 08:16

AW: Erste Akquise - Eure Erfahrungen
 
Zitat:

Zitat von Archiologe (Beitrag 36353)
Wie dieser Artikel im Spiegel zeigt, kann man einen jungen Architekten zum Stararchitekten schreiben, nur weil er in China für ein bekanntes Büro arbeitet. Mir jedenfalls war dieser Herr noch kein Begriff, was sich jetzt natürlich schlagartig geändert hat. Da steht bestimmt auch eine gute PR -Arbeit dahinter.

Mir sagt Stararchitekt Ole Scheeren bisher auch nichts, aber er ist, so wie es aussieht, seit 14 Jahren bei OMA und Rem hält schützend seine Hand über ihn. Anscheinend funktioniert das mit ein bißchen Hilfe der Presse. Sind aber wohl eher die Ausnahmen.

Man sollte auch nicht die Maßstäbe verwechseln: Nicht Jeder der in China an einem Hochhausprojekt mitarbeitet, dürfte in Deutschland ein Einfamilienhaus bauleiten. :D:D:D

noone 16.11.2009 21:26

AW: Erste Akquise - Eure Erfahrungen
 
Tja wenn man sich mit OMA befasst, kann man schon sehen, dass Ole hinter unzähligen Projekten steht. Bevor er seinen "Auftritt" im Spiegel hatte, war sein Name bereits in unzähligen Artikeln in Architekturzeitschriften zu lesen......

Archiologe 16.11.2009 21:57

AW: Erste Akquise - Eure Erfahrungen
 
Zitat:

Zitat von noone (Beitrag 36384)
Tja wenn man sich mit OMA befasst, kann man schon sehen, dass Ole hinter unzähligen Projekten steht. Bevor er seinen "Auftritt" im Spiegel hatte, war sein Name bereits in unzähligen Artikeln in Architekturzeitschriften zu lesen......

Nichts gegen seine Leistungen innerhalb seines Büros. Man sollte nur ein bißchen vorsichtiger mit dem Begriff Stararchitekt umgehen. Da müßten ja viele Verantworliche großer Büros Stararchitekten sein. Dann würden zigtausende Stararchitekten rumlaufen. Jeder Junior Partner wäre ja dann einer. Ich denke, da steht schon ein ordentliches Eigeninteresse im Vordergrund, welches durch eine PR Agentur professioniell (vielleicht vom Papi) unterstützt wird.

noone 17.11.2009 10:01

AW: Erste Akquise - Eure Erfahrungen
 
OK, es geht Dir also eher um die Definition "Star"

Dazu Eines: wenn Kröten wie Sandy-Meyer Wölden (heisst die wirklich so?) oder Tatjana Ohofen als Promis bzw. Starlets gelten, dann ist es für mich durchaus legitim, Leute aus der Architekturszene, die zur Zeit national bekannt sind, "Stararchitekt" zu nennen.

Dass OMA eines der weltweit top10 ist, steht doch ausser Zweifel. Pech ist halt nur, dass Scheeren als Gesellschafter in Kolhaas Schatten steht.......lol

Archiologe 17.11.2009 10:09

AW: Erste Akquise - Eure Erfahrungen
 
Zitat:

Zitat von noone (Beitrag 36397)

Dazu Eines: wenn Kröten wie Sandy-Meyer Wölden (heisst die wirklich so?) oder Tatjana Ohofen als Promis bzw. Starlets gelten, dann ist es für mich durchaus legitim, Leute aus der Architekturszene, die zur Zeit national bekannt sind, "Stararchitekt" zu nennen.

Im Showbiz gibts ja A, B und C Promis. Wir könnten uns darauf einigen, daß Scheeren als Stararchitekt eher in die Kategorie C gehört.:D

Jochen Vollmer 17.11.2009 10:29

AW: Erste Akquise - Eure Erfahrungen
 
Zitat:

Zitat von Archiologe (Beitrag 36400)
Wir könnten uns darauf einigen, daß Scheeren als Stararchitekt eher in die Kategorie C gehört.

LOOOOOL

Der Ole ist mit einer Chinesischen(?) Schauspielerin leiert. Auch wenn der deutsche Normalbürger Ole Scheeren nicht aus Hochglanzmagazinen kennt, bedeutet es nicht, dass er unbekannt ist. In China ist er relativ bekannt.

Davon abgesehen halte ich es für fragwürdig den allgemeinen Bekanntheitsgrad als Indikator heranzuziehen. Wenn man ihn als Indikator verwendet dann doch eher als Negativ-Indikator. Argument: Die Stars-Und-Sternchen Szene besteht zum goßen Teil aus Neureichen mit niedrigem Bildungsniveau. Die lassen sich Kitsch-Villen (im Stil des Baumarktismus) bauen und haben für zeitgenössische Architektur wenig übrig.

Ich wünsche mir damit eine rege Diskussion provoziert zu haben. ;)

noone 17.11.2009 14:13

AW: Erste Akquise - Eure Erfahrungen
 
Jochen, du ahnst gar nicht, wie sehr Du mit deiner Villa ins Schwarze triffst...... Unlängst seit der Rekonstruktions - Thematik kristallisiert sich tatsächlich in letzter Zeit eine Art Neo-Klassizismus aus der zeitgenössischen Architektur heraus. Einige meiner Freunde halten das echt für den Renner der nächsten Jahre....

Beste Beispiele hierfür sind die Villa Gerl von Kollhoff,

http://www.modocom.de/belfas/kollhoffgross2.jpg

oder Projekt Metzlerstrassse von Franzke

http://www.jofranzke.de/typo3temp/pics/6b5dd66393.jpg

Florian 17.11.2009 15:58

AW: Erste Akquise - Eure Erfahrungen
 
Zitat:

Zitat von noone (Beitrag 36407)
Beste Beispiele hierfür sind die Villa Gerl von Kollhoff,

Allerdings würde ich es nicht wagen, Kollhoff "Baumarktismus" o.ä. vorzuwerfen.
Auch wenn ich dem Neoklassizismus nicht allzuviel abgewinnen kann, so weiß Kollhoff was er tut. Er kann den Klassizismus zitieren, weil er ihn verstanden hat (vermutlich besser als wir alle). Anders als im "Baumarktismus" werden keine Stilelemente ohne Sinn und Verstand addiert.


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