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paneeel 18.02.2005 00:09

Griechische Baugesetze
 
Weiss jemand, weshalb die komischen Griechen so oft Häuser bauen, auf deren Dach immer noch die Bewehrungen rausschauen-
Also warum sie immer gerne unfertige Häuser bauen?
Ich meine, dass hat was damit zu tun, dass sie irgendein Gesetz haben, wegen dem die unfertigen Häuser "billiger" sind als die ganzen...

Aber welches Gesetz genau ist das? Oder stimmt das überhaupt?
Irgendeinen Sinn hat dieses seltsame Bauverhalten jedenfalls , das weiss ich!

Wäre doch toll, wenn mir das jemand beantworten kann.

Samsarah 18.02.2005 10:54

Ich kenn das auch aus anderen Mittelmeerstaaten. Z.T. hat es damit zu tun, dass viele Häuser ohne Baugenehmigung gebaut werden. Und solange das Gebäude nicht fertig ist, kann es auch nicht als "illegales Gebäude" wieder abgerissen werden. Das ist z.B. in den palästinensischen Gebieten in Israel oft der Fall. Vielleicht halten sich die Griechen so auch die Möglichkeit offen, noch ein extra-Geschoss nachzuliefern...

Welches Gesetzt das aber hier im Detail ist, kann ich auch nicht sagen.

Grüße,
Samy

archinform 18.02.2005 11:08

Ob die griechische Gesetzeslage unfertige Häuser begünstigt weis ich auch nicht. Ein Grund für die herausstehende (Anschluss-)Bewehrung ist aber sicher die Möglichkeit zu einer einfachen späteren Gebäudeaufstockung. Da ein "richtiges" Dach in Griechenland aufgrund des dortigen Klimas (Neid ;) ) meist nicht notwendig ist, bietet sich das ziemlich an. Mit den Jahren, dem Wachstum der Familie und des Bankkontos kann dann nach und nach erweitert werden. Oft sieht man übrigens dort auch mehrgeschossige Betonskelettbauten bei denen nur das OG ausgebaut wurde und das EG erstmal im Rohbau bleibt.
Le Corbusier hätte (hoffentlich) seine Freude daran gehabt, entspricht dies doch so ziemlich seinem Dom-ino-Hauskonzept.

Gruss
Sascha

StarlightJD 19.02.2005 13:30

Hi paneeel!
Die komischen Griechen lassen aus ihren Häusern die Bewehrung rausgucken, und bauen sie nicht fertig, weil sie, solange der Bau nicht abgeschlossen ist, noch finazielle Unterstützung vom Staat bekommen.
Das ist der einzige Grund für die "seltsame" Bauweise.

Gruß,
Starlight

archinform 19.02.2005 14:30

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Die spinnen, die Griechen!

bloss 17.06.2005 17:54

Ich möchte Samsarah zustimmen.
In der Türkei gibt es die sogenannten Gecekondu's. Das sind wild gebaute Siedlungen, die sich wie ein riesiger Ring um Städte wie Ankara oder Izmir legen, meist auf den Hügeln gebaut, die bei der Stadtplanung und
-erschließung aus leicht begreiflichen Gründen ausgespart wurden und ursprünglich einen natürlichen Erholungsbereich - oft sogar mit Bäumen bestanden - gebildet haben.
Ein ungeschriebenes Gesetz besagt, daß ein "in einer Nacht" (= gecekondu) errichtetes Haus nicht mehr abgerissen werden muß. In der Praxis genügt es, wenn der Erbauer zumindest ein erstes provisorisches Dach über vier Wänden errichtet hat. Und mit der "einen Nacht" nimmt man es so, daß der Erbauer solange bauen kann, bis man ihn von Behördenseite erwischt. Dementsprechend können so gebaute Häuser ganz schön groß geworden sein, bevor die zuständige Behörde aufmerksam wird und ... nicht mehr einschreitet.
Über die Infrastruktur der so entstandenen Siedlungen braucht es nicht viel Phantasie. Jedenfalls ist es seit Jahrzehnten ein gern angewandter Wahlkampfschlager, den dort zahlreich wohnenden Mitbürgern Wasser und Strom zu versprechen. Soweit mir bekannt, haben deshalb auch in den letzten 20 Jahren viele Gecekondu's Wasser und Licht bekommen.

Was nun Griechenland angeht, vermute ich, daß der Usus, Häuser unfertig zu lassen, auf dieselbe Tradition, nämlich die osmanische zurückgeht.
Unabhängig davon bewirkt das Klima, daß in beiden Ländern das Exterieur
von Privathäusern anders bewertet wird als bei uns, was oft zu aus unserer Sicht "unfertigen" Ergebnissen führt.
Schließlich ist auch die Einstellung zum Haus in diesem Bereich des Mittelmeers und in Anatolien eine andere als bei uns.
Wenn wir ein Haus bauen, neigen wir dazu, ihm Ewigkeitscharakter zu verleihen. Das sieht man zumindest in der Türkei sehr viel entspannter.
Vielleicht auch in Griechenland?


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