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-   -   staubbelastung in fabriken (https://www.tektorum.de/planung-baurecht/3949-staubbelastung-fabriken.html)

michael_b 19.08.2007 14:48

staubbelastung in fabriken
 
hallo,

kennt jemand zulässige richtwerte für die staubbelastung inerhalb von fabriken, die z.B. entstehen beim schneiden von holz, mdf etc durch eine cnc-maschine.
welche DIN beschäftigt sich damit, bzw welche euronorm ?

gruss, michael

Tom 19.08.2007 17:26

Technische Regel für Gefahrstoffe 900 / Arbeitsplatzgrenzwerte (TRGS 900), da ist ein "Allgemeiner Staubgrenzwert" drin. Anwenden und interpretieren kann diese Werte aber wohl nur ein Fachmann: http://www.baua.de/de/Themen-von-A-Z.../TRGS-900.html.

Daneben gibt es noch die Arbeitsstättenrichtlinie ASR 5, die die Luftqualität im Allgemeinen regelt. Das ist wohl eine Zusatzverordnung zur Arbeitsstättenverordnung. Hier ist eine Übersicht zum Arbeitsschutz: http://www.baua.de/nn_6174/de/Inform...html__nnn=true

TAB 28.10.2007 09:18

Staubbelastung bei Holzbearbeitung
 
Eichenholz, Buchenholz und auch einige Harthölzer können Krebs hervorrufen. Als Besitzer der CNC-Maschine ist man automatisch der Inverkehrbringer des Gefahrstoffs.

Die Gefahrstoffverordnung (www.baua.de) sieht als Maßnahmen vor:
1. Ersatz durch ungefährlicheren Stoff
2. Absaugung an der Entstehungsstelle
3. Technische Lüftung
4. Natürliche Lüftung
5....

Ab 4 wird der Gefahrstoff durch die Atemluft der Mitarbeiter geführt und damit kann das Tragen von Masken erforderlich sein, nicht akzeptabel nach Stand der Technik.

Der Hersteller einer Maschine muss darlegen, wie die von seiner Maschine ausgehenden Gefahrstoffe erfasst werden können. Bei Holzbearbeitung findest du dies beispielsweise in Zi. 5.3.3 der EN 12750. Bei andere Holzbearbeitungsmaschinen ist es analog.

"Es müssen Maßnahmen für die Absaugung von Staub und Spänen von der Maschine getroffen werden, entweder durch ein integriertes Absaugsystem oder entsprechende Öffnungen, die es ermöglichen, dass die Maschine an
das Absaugsystem des Benutzers angeschlossen werden kann."

Mit regelgerecht ausgeführter Maschine hast du kein Raumluft-Problem, da die Stäube abgesaugt werden.

Es kann aber sein, dass du einen Raum für eine Absauganlage brauchst. Alle Rohrleitungen dort hin sind innen Ex-20, da Sie Luft und Holzstaub führen, der auf Entzünden ziemlich laut reagiert.

Wie so etwas technisch ausgeführt werden kann, steht in BGI 739 (http://www.arbeitssicherheit.de/serv...890/bgi739.pdf), die aber leider im Bezug auf die Gefahrstoffverordnung nicht ganz so aktuell ist.

Ruf bei der Holz-BG an und lass dich speziell zu deinem Objekt beraten, das ist kostenlos. Bei öffentlichen Bauten geht der Bauantrag ohnehin regelmäßig zum GUVV oder zur Unfallkasse, vorher zu fragen schadet also nichts, beugt aber Planungsfehlern vor.

michael_b 02.11.2007 22:04

Vielen Dank für diese ausführliche und sehr hilfreiche Information.
Allerdings kommt in meinem Fall noch ein weiterer Werkstoff, der von der cnc-maschine geschnitten wird hinzu. Nämlich Glasfaser, bzw in expoxid-harz getränktes und erhärtetes Glasfaser-Laminat (GfK)
Denke mal, daß sich ein Absaugesystem technisch nicht wesentlich von den von Dir genannten unterscheidet, wahrscheinlich muessen die Filter anders ausgelegt werden, aufgrund der Partikelgroesse des Glasfaser-Staubes.

gruss, michael

TAB 03.11.2007 11:03

GFK
 
GFK ist zwar ein klasse Material, aber in der Herstellung mit Verlaub eine ziemliche Sauerei (an den Raum für Reinigungsmittel etc. gedacht?).

Folgt man BGI 729 (http://www.holz-bg.de/download/BGI_729.pdf), dann sind die Fasern kanzerogen, Styrol schädigt die Nerven und die Härter sind mit Phlegmatisierungsmittel versehen, damit sie nicht explodieren oder sind zumindestens brandfördernd. Aber du wolltest nur CNC-Fräsen oder Schleifen, oder?

Ist denke ich kein Problem, wenn die GFK-Teile ausgehärtet sind. Härter (brandfördernd) und Holzstaub (brennbar) kommen nicht gut im Filter, ebenso darfst du Metall (insbesondere Eisen und Titan) mit seinen Funken und Holz nicht in dieselbe Absaugung schicken.

Aber das sollte doch eher ein Problem der Produktionsplanung sein, oder?

Wenn du Hersteller suchst, schau doch beim DGUV (http://www.hvbg.de/d/bgp/pz/zertifikate_ho/absaug.html). Dort werden Anlagen und Sauger geprüft und zertifiziert und die Kundenliste veröffentlicht.

michael_b 04.11.2007 16:09

vielen Dank für die infos !
habe jetzt erfahren, daß auf der cnc-maschine ausschließlich GfK-panele geschnitten oder gefräßt werden, also kein holz und auch kein metall.
Hoffe, daß das ganze absaugesystem dann in der halle, direkt neben der einhausung der cnc-maschine plaziert werden kann und nicht ausserhalb, also im freien.
stelle mir folgendes system vor : link

habe aber noch keine ahnung bzgl. der dimensionierung der ganzen anlage, also ventilator/bzw. gebläse, filter, Durchmesser der Rohre usw. denke, es bemisst sich nach dem raumvolumen der einhausung und den laufenden metern des geschnitten werkstoffes natuerlich unter beruecksichtigung aller vorgegebenen MAK-Werte usw.
Was mir noch etwas Kopfzerbrechen bereitet, ist die Tatsache, daß da, wo ich etwas absauge, auch wieder Luft nachstroemen muss, also sollte die einhausung natuerlich kein hermetisch abgeriegelter Raum sein
Reicht hier ein einfaches Lueftungsgitter in Bodennähe zum Nachstroemen von Luft aus ? Hier auch Filter ?

Leider gibt es hier keinen Fachplaner und ich muss mir die Informationen selbst suchen, um die richtige Anlage auszuwählen.

gruss,

michael

TAB 04.11.2007 19:09

Einhausung
 
Als metallbearbeitende Maschine kriegst du alles eingehaust. (www.gildemeister.com) Die Maschinen haben aber auch großzügige Zuluft-Öffnungen, wie angenommen. Das ist nicht wirklich ein Problem. Schau mal bei www.maschinensucher.de. Allein an Fräsen ist das Angebot überwältigend.

Ist es eher so was:
http://www.maschinensucher.de/ma2/A370460.html
oder eine größere:
http://www.maschinensucher.de/ma2/A357874.html
(sorry, Extrembeispiel)

Mit den Filtern geht es genauso weiter, für die eine reicht ein "Staubsauger", für die andere eine Anlage, wie von Dir gewählt.


Deine Maschine wird einiges größer, wenn etwas darum muss, und die Maschinenrichtlinie ist klar gefasst (http://eur-lex.europa.eu/LexUriServ/...e00240086.pdf; Anhang 1 1.3.2. Bruchrisiko beim Betrieb; 1.3.3. Risiken durch herabfallende oder herausgeschleuderte Gegenstände; Zi. 1.3.7 Risiken durch bewegliche Teile; auch http://www.bg-metall.de/fileadmin/do...schinenBAZ.pdf)

Bei GfK ist es halt von der Fräse abhängig. Die Absaugung kann direkt an das Werkzeug gekoppelt werden. Vom Bild her würde ich ein 100er Rohr annehmen, aber das ist und bleibt Aufgabe eines Fachplaners.

www.westphal-maschinenbau.de baut ganz offen, aber die Maschinenrichtlinie ist nicht erfüllt und auf die geforderten 80 dbA kommst du nie. Hast du dir einmal überlegt, das es ziemlich laut wird?

Da hilft einfach nur eine Einhausung, aber die braucht Platz. Schätz den Platz doch einfach großzügig ab und lass die Maschine selber links liegen. Wer behauptet, du kommst mit weniger aus, kann ja die Hand dafür heben. Einen eigenen Raum abzutrennen erfordert eine sehr große Tür, wo die Maschine durch muss und behindert den Materialfluss.

Bei kanzerogenen Stäuben darfst du nicht in die Raumluft entlüften. Brauchen die anderen Maschinen nicht auch eine Absaugung?

So eine Gildemeister mit allem kostet so viel wie ein Einfamilienhaus.

michael_b 04.11.2007 21:45

halllo TAB, abermals vielen Dank für die schnelle und ausführliche Antwort.
Die Abmessungen der Maschine habe ich und die dazugehörige Einhausung wird nach Einhaltung aller Sicherheitsabstände 16,20 m x 8,20m x 4,00 m (LxBxH).Also fast schon keine Einhausung mehr, sondern ein Haus.
Habe ein Bild des Maschinentyps angefuegt. Alllerdings ist die, für die ich die Einhausung plane noch groesser.
Angeblich sollen die Stäube nicht kanzerogen sein. Aber es ist schon ein Institut für Messungen und Analyse der emittierten Schadstoffe beauftragt.Soweit ich weiss, sind keine Styrole im Einsatz.
Wie gesagt, die zu schneidenden Platten bestehen aus einem Poly_Urethan-Kern, der beidseitig mit Gfk-Laminat (also ausgehärtetes in Harz und Härter getränktes Glasfasergewebe) beschichtet ist.
Falls die Stäube , die beim Schneiden der Platten entstehen, kanzerogen sein sollten, wird der Planungsaufwand natuerlich groesser, denn das bedeutet, dass der Staubkollektor im Freien stehen muss.

Ja die anderen Maschinen haben sind teilweise auch eingehaust, bzw haben eine Absaugung.


gruss,

michael

TAB 06.11.2007 06:13

Kanzerogenität von GfK
 
Die Angaben hierzu widersprechen sich leider. In den BGI wird auf die Kanzerogenität von Fasern hingewiesen. In einem BGIA-Report von 2006 (http://www.hvbg.de/d/bia/pub/rep/rep...loesungen1.pdf) jedoch wird GfK in die Kategorie K0 eingestuft (Tabelle Seite 134). Glasfasern als Glaswolle oder Mineralwolle sind in Kategorie K0 oder K3 eingestuft.

Bei K3 besteht die Möglichkeit einer kanzerogenen Wirkung, es liegen jedoch keine gesicherten Erkenntnisse vor. K0 ist keine Kategorie im Sinne der Gefahrstoffverordnung, es soll lediglich kennzeichnen, dass keine Verwendungsverbote oder erhöhte Schutzmaßnahmen nach deutschem Recht gefordert werden können (S. 141).

Warum willst du den Filter nicht vor der Tür? Irgendwann muss dieser auch mal gereinigt oder gewartet werden, das staubt ganz schön und es ist doch praktisch, wenn dies nicht die Produktion beeinträchtigt. Drinnen steht der Filter dem Materialfluss im Wege.

Wegen der anderen Maschinen habe ich gefragt, weil viele und größere Produktionen eine zentrale Absaugung installieren.

(Beispiele: http://www.ruwac.de/redesign/home.php?MenuID=110 oder http://www.kemper.de/de/produkte.asp...111&selKat=126)

michael_b 06.11.2007 16:49

super, danke !
ich treffe die entscheidung ja nicht allein. es sind auch schon einige systeme zur auswahl. wenn die entscheidung getroffen wird, kann ich mit der planung beginnen.
mal schaun was daraus wird.

gruss,

michael


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