Einzelnen Beitrag anzeigen
Samsarah
Admin
 
Benutzerbild von Samsarah
 
Registriert seit: 08.06.2002
Beiträge: 1.141
Samsarah: Offline

Ort: Berlin
Hochschule/AG: Gründer

Samsarah is a jewel in the rough Samsarah is a jewel in the rough Samsarah is a jewel in the rough Samsarah is a jewel in the rough

Beitrag
Datum: 05.02.2003
Uhrzeit: 19:03
ID: 1217



Unterschiede und Theorie #5 (Permalink)
Social Bookmarks:

Hi Holger und alle anderen,

ich habe das nicht wertend gemeint mit den Unterschieden von TH und FH. Ich kann das ja auch nur aus zweiter Hand beurteilen. Ich muß sagen, daß ich auf beiden Seiten Leute kennengelernt habe, die entwurflich wenig taugen. Ich habe aber den Eindruck, das liegt eher an den Personen selbst, eine andere Uni würde daran kaum etwas ändern. Was die Studiendauer angeht, habe ich aber schon den Eindruck, daß die bei uns länger ist - Durchschnitt 14 Semester! Ob man da mehr lernt ist aber fraglich ;-) - die meisten trödeln wohl auch etwas...
Erzähl doch mal, wie der "Studenplan" an der FH so aussieht, dann kann man sich ein besseres Bild davon machen, z.B. wie wichtig sind Fächer wie Baurecht, Gebäudetechik, Entwurf? Wo liegen die Schwerpunkte, oder setzt sich jeder seinen eigenen? Wenn ich mehr darüber weiß, können wir auch gerne weiterreden :-)

Zur Theorie: Ich kann in gewisser Hinsicht verstehen, was VUF sagt. Alles zu analysieren und theoretisieren kann ganz schön hemmend auf einen Entwurfsprozess wirken. Andererseits finde ich die Aussage "Im Studium ist es eher hinderlich, viel zu wissen." ziemlich albern. Das kann man nicht wörtlich nehmen - oder nicht ernst. Natürlich ist es fast immer vorteilhaft, wenn man Ahnung von den Dingen hat. Schließlich geht es auch darum, sich und seine Architektur überzeugend zu vermitteln. Und die Leute, die willkürlich tolle Images oder Formen o.ä. präsentieren ohne konkrete Problemstellung, -lösung, irgendein Konzept, die können weder mich noch die meisten Professoren von sich überzeugen! Natürlich muß man nicht gleich mit intellektuellen Zitaten anrücken und auch nicht alles zum Thema gelesen haben. Aber man braucht sich auch nicht einzubilden, das Rad neu erfinden zu können. Viele intelligente Menschen haben sich viele wichtige Fragen gestellt und sind zu einer eigenen Antwort gelangt, die man nicht kritiklos übernehmen sollte, die aber bei der eigenen Suche nach einer Antwort helfen kann. Theorie um ihrer selbst Willen ist eher eine wissenschaftlich Angelegenheit - sicher sehr spannend, aber für eine gute Architektur nicht immer wichtig. Theorien zu kennen, um den eigenen Horizont zu weiten und auch mal einen anderen Standpunkt zu verstehen, die aktive Auseinandersetzung mit Fragestellung, sind aber absolut grundlegend für gute Architektur. Zugegeben gibt es Menschen, denen diese Auseinandersetzung intuitiv zufliegt und die sich die richtigen Fragen selbst stellen und auch zu überzeugenden Antworten kommen. Wieviele sind das aber?
Ich denke Theorie ist auch notwendig, um vergangene Zeitepochen, wie z.B. die Moderne, richtig zu verstehen und nicht nur oberflächlich. Wir müssen ja nicht immer nur neues schaffen, sondern auch mit viel Bestand umgehen. Dessen Herkunft und Entstehungsumstände sollte man aber kennen, um die Bedeutung einschätzen zu können und neben Geschichtskenntnissen helfen original Texte ungemein.
Ich könnte noch unzählige Bereiche finden, in denen Theorien wichtig und richtig sind. Es ist nicht jedermans Sache, aber keinsfalls sollte man sie als veraltete Schinken abtun. Die meisten thematisieren auch in unserer Zeit relevante Themen. Das ist ja auch das Schöne an Architektur, sie beschäfftigt sich mit vielen Aspekten, die völlig zeitgeist-ungebunden sind - Raum, Körper, Ort, Wirkungsästhetik....
Aber zugegeben: Manchmal ist der naive, ungetrübte Blick auf die Dinge auch sehr erfrischend. ;-)

Grüße,
Samy

Mit Zitat antworten