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Florian
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Hochschule/AG: Illenberger & Lilja GbR / Anderhalten Architekten

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Datum: 06.07.2006
Uhrzeit: 21:42
ID: 16811



Der unverwüstliche Charme des Temporären – Pavillons erobern die Stadt

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Berlin wird demnächst zur Hauptstadt der Pavillons und temporären Bauten. Schuld daran ist nicht nur, wie man glauben sollte, die Fußballweltmeisterschaft, sondern ein allerorts zu beobachtender Trend, durch Kleinbauwerke die städtebaulich geplante Spannung zwischen Platz oder Grünfläche und klaren Gebäudekanten zu verwischen und zu verstellen.
Hätten die Architekten, Stadtplaner und Bauherren, die die von Anfang an als Publi kumsmagnet gedachten öffentlichen Bauwerke planen, nicht an die Bedürfnislage des herbei gewünschten Publikums denken müssen und die dafür notwendigen Nutzräume in ihren oft jahrelangen Entwurfsprozessen berücksichtigen sollen? Stattdessen wird diesen Erfordernissen mit nachträglich daneben gestellten Interimslösungen Genüge getan.

Bestes und ärgerlichstes Beispiel ist die bereits viel kritisierte zweigeschossige Randbe bauung mit Holzbaracken am Denkmal für die ermordeten Juden an der Behrenstraße.
Auch am Reichstag soll den Besuchern der Erwerb von Informationen und Andenken sowie die Nahrungsaufnahme und –abgabe ermöglicht werden. Zur Befriedigung dieser Notwendigkeiten wird ein kleiner (Naturstein-) Pavillon errichtet, wobei wieder ein Stück vom Tiergarten für eine Baumassnahme in Anspruch genommen wird.
Die Arena für die WM-Übertragung wird wieder verschwinden, die schlecht nachgeahmte Reichstagskuppel auf dem nicht realisierten Forum der Demokratie hoffentlich auch. Eine diesbezügliche Anfrage vom BDA Berlin an den Bundestagspräsidenten ist aller dings bislang nicht beantwortet worden.
Die „Rote Box“ am Potsdamer Platz war seinerzeit eine Bereicherung für den Ort. Ihren Rückbau hat man tatsächlich bedauert. Dem Vernehmen nach ist nun für das Hum boldtforum ein Architektenwettbewerb für einen Informationspavillon geplant. Wird er die Architektursprache der Schlossreplik vorweg nehmen oder wird er, wie seinerzeit die „Rote Box“, falsche Versprechungen von einer zukunftsorientierten Architektur in die Welt setzen? Warum wird ein temporär nutzbarer Palast abgerissen um einen temporären Neubau zu errichten?

Der BDA fordert die Politiker von Bund, im Senat und in den Bezirken auf, ihre Verantwortung für den öffentlichen Raum wahr zu nehmen und weder öffentliche Gelder noch privates Kapital auf Bauten zu lenken, die einer langfristigen Betrachtung nicht standhalten. „Eventcity“ sollte sich intelligenter Medien bedienen, anstatt überall Miniaturbauten zu errichten. Die praktischen Bedürfnisse hingegen sollten in ordentlich geplanten, nutzba ren Gebäuden nachhaltig untergebracht werden.

Der Vorstand des BDA Berlin

[BDA Berlin Presseerklärung vom 6.7.2006]
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Florian Illenberger

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