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mika
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Beitrag
Datum: 19.06.2007
Uhrzeit: 14:51
ID: 24352



Re: Tom #24 (Permalink)
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Zitat:
Originally posted by FoVe
ich denke, du hast Recht.
Als Holzbau - Planer muß ich eben auch etwas im Raum denken.
Und das Material gibt leider immer noch vielen zu Denken auf.

Ich meine, schau mal, Zimmermeister sind bezgl. Planvorlageberechtigung den Ing. gleichgestellt. Wenn ich daran denke, was wir bei der Meisterausbildung alles an Stoff "fressen" mußten, dann weiß ich schon wieso. Nimm jetzt noch den Bereich der Restauration dazu und den Ing.Holzbau, dann ist das schon ein weites Feld.

Aber nun mal ne Frage an die Architekten und Praktikanten! Wieviel Kataloge zu Holzbau habt ihr in den Büros gesehen? Wann kommt mal jemand vorbei, der euch Unterlagen zu Holzbau unterschieben möchte? Jede Menge "Klinkenputzer" tauchen auf mit allen möglichen Materialien - aber ist da Holz dabei?
Ich glaube nicht. Ob die Ziegelindustrie, die Betonwerke bis hin zu den Dachbaustoffen - alle lassen ihre 50cm² Werbefläche in euren Archiven zurück. Aber ganz wenige Holzbauer haben dies erkannt.

Darum wird Holzbau auch nicht so als Grundmaterial erkannt.
Zudem ein Architekt, der was auf sich hält, sich scheut, mal eben einen Holzbauer für ein Beratungsgespräch zu holen. Ist mir damals sehr selten passiert. Die Planer wollen das ja alle gerne selbst können.
Aber wieviele holen sich dann Leute für Bodenbeläge, Fliesen usw. ins Büro - endlose Sitzungen zur Materialauswahl.
Da läuft IMHO was daneben


Holzwürmige Grüße

Martin
Martin Du sprichst mir ja aus der Seele. Wahrscheinlich, weil wir einen ähnlichen Hintergrund haben.
In dem Büro, in dem ich jetzt gerade bin ist Holz ein unbekanntes Material.
Ich denke ein entscheidender Grund ist, das Holzbau bisher und noch im überwiegenden Maße von Handwerk geprägt ist. Es gibt zwar bereits etliche Holzbauteil-Produzenten (Merk, Kaufmann usw.) , aber die scheinen noch nicht etabliert genug zu sein, um gegen die großen der Mineralbaustoff-Industrie anzustinken. Zudem ist Holz, weil es so leicht zu verarbeiten ist, auch das Material der Wahl, wenn es um Improvisation geht. Da Improvisation oft nur temporär gedacht ist, sind diese Konstruktionen oft auch vergänglich. Das Material an sich ist ja vergänglich. Es führt aber auch oft zu unschönen Schäden. Und es sind diese Schäden, die den Ruf des Holzbaus prägen. Da kann 1% Mist schon 99% gute Arbeit oder Potenzial versauen.
Unsere Zimmerei baut seit mehr als 25 Jahren Häuser in Holzrahmenbauweise, und zwar komplett, nicht nur die Wände. Wir hatten bisher nur einen Feuchteschaden, der sich aber leicht beheben ließ.
Bei Schimmel z.B. denken die meisten, dass es ihn nur im Holz gibt. Wenn dann aber das Mauerwerk voll Schwamm ist, fallen alle aus den Wolken.

Ich denke auch die Vielfältigekeit der Holzkonstruktionen macht es vielen Architekten schwer. eine Ziegelwand oder Stahlbetonwand ist relativ dumm, und daher scheinbar leicht handhabar als Architekt. Mit Stahlbeton ist zudem fast alles an Lastabtrag möglich, haupsache man bekommt genug Stahl rein.
Bei Holzkonstruktionen muss man da schon ziemlich viel Grips aufwenden.

Aldo Rossi hat auch seinen Teil zur Materialwahl beigetragen als er von der Permanenz schrieb, und jeder will das unvergängliche Monument bauen.

Vor Brandschutz hat auch fast jeder Architekt Angst, weil er sich nicht auskennt und sich seinen Entwurf ja nicht von dem Brandschutzbeauftragten kaputt machen lassen will.

Und bis die neuen Holzmassivbau-Systeme in den Büros angekommen sind werden wohl noch Jahre vergehen. Angeblich soll es ja 30 Jahre von der Innovation bis in die Produktion dauern. Hier im Büro hab ich neulich mal gasagt, dass könne man mit Lignatur LKE 240 machen. Ich erntete nur Unverständis. Eine Decke muss doch aus Beton sein. Was Lignatur ist, wußte natrürlich keiner. Aber so ist es halt.
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Grüße Michael

"Warum soll etwas nicht so gut wie möglich sein ?"
Ludwig Mies van der Rohe, 1964

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