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Archimedes
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Datum: 02.02.2011
Uhrzeit: 08:17
ID: 42385



Billigplanern das Handwerk legen?!

#1 (Permalink)
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Hallo zusammen!

Seit Jahren schaue ich mir nun mit an, wie in meinem direkten Umfeld "Billig-Planer" ihr Unwesen treiben. Nicht genug, daß nur noch etwa 10-15 % der (Einfamilien-)Wohnhäuser individuell geplant werden und der Rest von teils dubiosen Schlüsselfertig- und Fertighausanbietern realisiert wird.
Von diesen mageren 10-15% wird auch noch ein nicht zu vernachlässigender Teil von Planern abgedeckt, die mit absoluten Dumpingpreisen die HOAI und alle auskömmlichen Preisstrukturen unterwandern.
Natürlich sind EFHs in längst nicht allen Fällen interessant für Architekten, weil es vielen privaten Bauherren tatsächlich nur um billigsten Wohnraum ohne Anspruch an Gestaltung, Funktion oder Nachhaltigkeit geht.
Dennoch gibt es hin und wieder Bauherrn, die bereit sind in die Bausubstanz und Ausstattung kräftig zu investieren, aber den Architekten als teures Übel empfinden.
Für diese Leute prostituieren sich dann Billig-Planer und bieten Entwurf und Bauantragsplanung fernab von jeder nachvollziehbaren Honorargrundlage an.
So kenne ich mehrere Fälle. Ein besonders aktiver Billig-Planer in meinem Umfeld ist ein Bauingenieur, Einzelkämpfer, Mitte sechzig, der für 2.500 - 3.500 Euro brutto, den "Entwurf" (Kopie aus einem Bauspar-Magazin), die Bauantragspläne und Formulare und sogar die Statik mit Wärmeschutznachweis für Einfamilienhäuser mit Baukosten von 250.000 - 350.000 Euro anbietet. Die weiteren Leistungsphasen bietet er nicht an.
Das heißt er unterwandert, die HOAI für Architekten und Ingenieure um mindestens 70%, weil für Entwurf und Bauantrag (LPH.1-4) beim Architekten ca. 6.000 - 12.000 Euro (brutto) je nach Baukosten und Punktzahl nach HOAI und für die einzelne Statik mit Wärmeschutznachweis beim ordentlichen Bauingenieur zusätzlich mind. 2.000 Euro (brutto) fällig wären.
Ich weiß nicht, wie man davon leben kann, aber dieser "Planer" praktiziert das so 8-10 mal im Jahr neben seiner Tätigkeit als Statiker und nimmt so ca. 2-3 Architekten Arbeit und Einkommen weg.

In keinem anderen freien Beruf (Ärzte, Rechtsanwälte, Notare, etc.) gibt es solche Dumpingpreise bzw. würde so etwas nicht geduldet.

Was kann man gegen solche Anbieter unternehmen?

Schließlich sprechen wir hier immerwieder über das schlechte Einkommen und mangelnde Arbeitsplätze für Architekten. Solche Beispiele tragen sicher ihren Teil dazu bei.

Eigentlich sind die gesetzlichen Rahmenbedingungen vorhanden und Architektenleistungen bzw. solche Leistungen die Architektenleistungen entsprechen sind nach HOAI abzurechnen.

Es sollte doch Ingenieur- und Architektenkammer interessieren, daß ihnen hier Kammerbeiträge entgehen und zahlenden Mitgliedern die Existenzgrundlage entzogen wird.
Andererseits sollte auch das Finanzamt Interesse daran haben, daß richtig abgerechnet wird, weil dann höhere Umsatz- und Einkommenssteuerbeträge anfallen.

Ich bin glücklicherweise momentan nicht von wirtschaftlichen Einbußen durch solche Billig-Planer betroffen, aber mich erregt der Wildwuchs, die mangelhafte Architektur, die von solchen Leuten nebenher noch erzeugt wird.

Wer kennt ähnliche Beispiele? Was kann man tun?

Geändert von fst (09.02.2011 um 17:00 Uhr).

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