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mika
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Datum: 19.06.2012
Uhrzeit: 16:12
ID: 47052



AW: BIM mit Vectorworks 12 - Erfahrung? #3 (Permalink)
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Hallo Angelos,

ich habe vor ein paar Jahren bei einem bekannten Büro (Gewerbebauranking waren wir damals Platz 1) gearbeitet.
Gezeichnet wurde in Entwurf und Ausführung mit Vectorworks. Der Grund waren die Vorzüge, die Du beschreibst.

Bei einem gewonnen Wettbewerb war Auftragsbedingung mit der Wunsch-Software des Bauherrn zu arbeiten. Bauherrenvertreter waren Wirtschafts- und Maschinenbauingenieure, die Revit wünschten.

Revit ist in der Bedienung anders als AutoCAD, jedenfalls damals. Wir hatten auch Schwierigkeiten im Datenaustausch mit 3ds.
Die größten Schwierigkeiten hatten wir beim Anpassen an den Bürostandard. Die Anpassung der "Familien" in Revit war nicht dokumentiert. Anfragen beim Support waren kostenpflichtig, und der lokale Distributor konnte keine Frage beantworten, ohne vorher bei AutoDesk in München zu fragen. (War übrigen nach einem Jahr pleite).
Das Erzeugen von parametrischen Objekten durch Zeichnen und Parameter durch Bemaßungen, ist genial. Erinnerte mich einwenig an Vectorworks, aber eben weiter gedacht. Aber das Erzeugen und die Anpassung war undurchsichtig und nicht intuitiv. Wir haben zu zweit an der Anpassung gearbeitet und es nach einem halben Jahr gelassen. Wir haben alles mit Vectorworks 2D gezeichnet und es am Ende jeder Leistungsphase, nach der Bezahlung, in Revit von einem Spezialisten nachbauen lassen.

Zur Zeit arbeite ich mit ArchiCAD. Da sieht's ähnlich aus. Das Erzeugen des BIM kostet zu viel Zeit. Je detailierter der Maßstab ist, desto mehr Zeit verschlingt es, im Modell und Plan eine korrekte Darstellung zu erhalten.
Für Flächen und Mengenermittlung muss ich trotzdem im Plan auf Papier nachvollziehbare Darstellungen zeichnen und Berechnungen aufschreiben.

Erschwerend kommt bei ArchiCAD hinzu dass es keine richtigen Instanzen wie z.B. AutoCAD-Blöcke oder VectorWorks Symbole kennt. Man kann auch keine Schnitte oder Ansichten referenzieren, sondern nur das Modell via Grundriss.
Objekte und Hotlinks können nicht überzeugen. Wobei Objekte durchaus Potenzial hätten, aber die Umsetzung ist nicht gut.
2D-Zeichungen sehen aber schöner aus als bei Revit.

Bei Revit bin ich wieder völlig raus. Bei ArchiCAD würde ich sagen, BIM bis zum Vorentwurf. Darstellungen ab M1:100 : Modell anzeigen lassen für die Geomentrie, Plandarstellung drüber zeichnen.
Rückblickend habe ich das Gefühl, dass ich mit VectorWorks meine Zeichnungen besser strukturieren und kontrollieren konnte.

Durch ArchiCAD gewöhne ich mir das gerade wieder ab und zeichne wieder mehr Linie für Linie um nicht den Überblick zu verlieren.

BIM halte ich prinzipiell für interessant und zukunftsfähig, aber die Software ist noch nicht so weit, als dass der Einarbeitsungsaufwand durch die Honorare gedeckt wäre.

Meine persönliche Meinung ist, dass ArchiCAD noch sehr viele alte Zöpfe abschneiden muss, um da hinzukommen. Vectorworks hat schon fast alle alten Zöpfe abgeschnitten, profitiert aber mehr von seinen Strukturierungsstärken.

Die Frage ist auch, in wie weit das BIM in den Arbeitstag des Planers paßt. Was nützt es, wenn Du mit Überstunden ein BIM bastellst, welches Dich entwurflich vielleicht sogar behindert (zeitlich und darstellerisch) und die Fachplaner nicht mit (D)einem BIM arbeiten.
In aller Regel gelten 2D-Pläne auf Papier als rechtliche Planungsgrundlage und kein virtuelles Gebäude Modell, dass man sich nur am Computer ansehen kann.
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Grüße Michael

"Warum soll etwas nicht so gut wie möglich sein ?"
Ludwig Mies van der Rohe, 1964

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