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-   -   Frühwerk Frank Gehrys baufällig (https://www.tektorum.de/bauten-planer/1997-fruehwerk-frank-gehrys-baufaellig.html)

Tom 30.09.2005 17:07

Frühwerk Frank Gehrys baufällig
 
Das hier ist Futter für alle Kritiker einer Sponti-Architektursprache, die einst den Kaninchendraht und Pappmaché hoffähig gemacht hat. Der Bau stammt nicht etwa aus den 60er- oder 70er-Jahren, sondern von 1986 - und muss nun wegen irreparabler Strukturschäden abgerissen werden. Man kann natürlich sagen, dass (speziell diese) Architektur sowieso nicht für die Ewigkeit gemacht ist und 20 Jahre Lebensdauer für ein Gebäude bei weitem ausreichend seien - ich bin mir dennoch fast sicher, dass der Bauherr zumindest im Geheimen von der Solidität geringfügig enttäuscht ist:

http://www.BauNetz.de/db/news/?news_id=80917

Archimedes 01.10.2005 10:29

Allerdings enttäuschend!


Was nützt da der "schöne" Schein bzw. die Qualität der Gestaltung.....


Nach meiner Meinung eine Niederlage für einen Architekten und eine Genugtuung für alle Bau-Ingenieure und Baukonstrukteure, die vielen Architekten mangelnden Sachverstand vorwerfen.


Wie würde man sowas in Deutschland wohl handhaben? Schließlich beläuft sich die Haftung für Planungsfehler auf 30 Jahre.


Warten wir mal ab, wie es mit den Gehry-Bauten und denen seiner Jünger weitergeht. Man hat sich ja auch in Europa reichlich mit diesen Namen geschmückt....;)

Tom 01.10.2005 12:44

Ich glaube, die jüngeren Gehry-Bauten sind von einer anderen Klasse. Er hat in einem Interview auch gestanden, dass er durch die Zusammenarbeit mit Europäern wie z.B. Jörg Schlaich (bei der Glaskuppel der DG-Bank in Berlin) noch eine Menge gelernt hat, was eine sorgfältige Detaillierung angeht ...

Florian 01.10.2005 15:51

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Man darf finde ich nicht vergessen, dass viele der Dinge die Gehry baut vor einigen Jahren schon allein rechnerisch nicht machbar gewesen sind.
Mit der Zeit werden aber die Probleme bekannt und können beim nächsten Gebäude vermieden werden.
Wobei das hier angesprochene Bauwerk glaube ich nichts "besonderes" ist und trotzdem baufällig.
Aber wirklich wundern tut mich das nicht. Wer Deutschland bei seinen Architekturtouren mal verlässt, wird sich über die Qualität im europäischen Ausland wundern. Da sehen viele Gebäude nach wenigen Jahren baufällig aus.
Bei dem aktuellen Preisverfall befürchte ich, dass es in Deutschland bald ähnlich sein wird.

Vor zwei Wochen habe ich mir in Griechenland das Olympiastadion von 2004 angesehen. Ich gehe davon aus, dass es in ca. 8 Jahre abgerissen werden muß:

Tom 01.10.2005 16:18

Der Fußpunkt gefällt mir besonders :). Ich sehe gerade, dass es bei 8 Bolzen auch nur zu einer Mutter gereicht hat - aber man muss ja auch Prioritäten setzen ...

Florian 01.10.2005 18:15

Vorallem steht da das Wasser drin...

mrg 01.10.2005 21:49

dank dem wasser kommt kein sauerstoff an den stahl -> keine korrosion. nit dumm die griechen :D

Tom 02.10.2005 13:18

Ein schönes Beispiel für Giga-Murks an einem prominenten Bauwerk ist doch auch die Opéra de la Bastille in Paris: Da fielen schon 3 Tage nach der Eröffnung die schweren Fassadenplatten runter. Offenbar konnte das Problem aus finanziellen oder technischen Gründen nicht im Kern gelöst werden. Jetzt, 15 Jahre später, sind die Fassaden als Dauerlösung großflächig mit Netzen gesichert, so wie man abbruchgefährdete Felshänge behandelt :). Zusammen mit der Patina, die sich mittlerweile auf die Oberflächen gelegt hat, wirken die Netze aber wie ein durchaus interessantes Architekturelement aus Gotham City ...

Und wenn man über die Lebensdauer von aufwendigen Projekten spricht, muss man auch das "Forum Les Halles" nennen, das jetzt komplett umgemoddelt und teilabgerissen wird, obwohl es auch erst Ende der 80er Jahre fertiggestellt wurde und als durchaus gelungen und qualitätsvoll galt. Auch wenn das schon ganz schön mitgenommen aussieht, sind es aber wohl vor allem funktionale Gründe, nicht bautechnische, die zu dem Schritt motiviert haben: Zu verwinkelt, zu viele schlecht frequentierte Ab- und Durchgänge - und in der unterirdischen Ladenstraße versteckte Bypässe, in denen ganze Schulklassen unentdeckt übernachten konnten. Zum Teil litt das Ding wohl an den gleichen eingebauten Layout-Fehlern, die man auch in den großen integrierten Wohn- und Einkaufskomplexen der 70er Jahre findet ...

jcr 02.10.2005 14:30

Zitat:

das "Forum Les Halles" nennen, das jetzt komplett umgemoddelt und teilabgerissen wird, obwohl es auch erst Ende der 80er Jahre fertiggestellt wurde und als durchaus gelungen und qualitätsvoll galt
Zu einer derartigen Behauptung können sich wohl nur Architekturkritiker versteigen, die noch nie vor Ort gewesen waren. Paris und St. Eustache kann gar nichts besseres passieren, als daß dieser Mist schnellstmöglich entsorgt wird ;) Das Monster am Place de la Bastille am besten auch.

Gruss

Tom 02.10.2005 15:20

@jcr
Dann wird Dich das, was jetzt anstelle des Forums errichtet wird, ja sicher hellauf begeistern. Gibt es moderne Architektur in Paris, die für Dich nicht *böse* ist?

Maks 02.10.2005 15:29

Hi Archimedes,
Zitat:

Originally posted by Archimedes
Wie würde man sowas in Deutschland wohl handhaben? Schließlich beläuft sich die Haftung für Planungsfehler auf 30 Jahre.
Es gehört zwar nicht ganz zum Thema, sondern ggf. zu dessen Auswirkungen, aber bist du dir mit den 30 Jahren ganz sicher? Wenn ja, woher nimmst du die Sicherheit. Meines Wissens gibt es da seit Januar 2002 einige Änderungen, die das ganze nach 5 / 10 / 30 Jahren staffelt. Wo kann ich was finden, dass es sich bei Planungsfehler generell um 30 Jahre handelt?

Gruß

max

Flo 02.10.2005 17:15

ALs ich vor einigen Monaten das neue Gericht von bad Liebenwerda besichtigte, war ich etwas erstaunt über die grottige Ausführung und einige Details, die nicht wirklich Clever gelöst waren. So was passiert also auch hier.

jcr 02.10.2005 17:23

@Tom Das Projekt von Mangin ist m.E. durchaus ind der Lage, für eine angemessene Situation sorgen zu können, aber der grundlegende Fehler bestand darin, die alten Halles gegen diese postmoderne Wüste auszutauschen. Wenn manche zeitgenössische Architekturerzeugnisse nicht nur ästhetisch scheitern, sondern auch konstruktiv, offeriert dies auch immer eine Chance.

Solers Kultusministerium und Nouvels Inst. du Monde Arabe sind überhaupt nicht böse.

Gruss

Archimedes 02.10.2005 20:57

@maks:

Konkret kann ich Dir nicht sagen für welche Planungsfehler oder welchen Teil davon man 30 Jahre lang haftbar ist. Hab mich damit in letzter Zeit nicht mehr auseinandergesetzt, weil ich generell darauf bedacht bin Planungsfehler zu vermeiden bzw. mit zu helfen sie zu vermeiden und egal wie die Fristen aktuell auch sind, die Bau- und Nutzungsqualität über einen langen Zeitraum (möglichst mehr als 30 Jahre) zu gewährleisten.

In meinem Studium hat uns unser Baubetrieb-Prof. allerdings immerwieder eingebläut, daß wir (die angehenden Architekten) für grobe Planungsfehler 30 Jahre lang zur Verantwortung (ganz oder zumindest als Mitschuldige) herangezogen werden können. Er sagte immer, daß man dann im Rentenalter noch bangen müßte, ob keines der eigenen Frühwerke vorzeitig versagt.


In dem hier besprochenen Gehry-Fall handelt es sich nach meiner Einschätzung um grobe Verfehlungen des Architekten bei der Auswahl einer geeigneten Baukonstruktion und Hülle.


Auch wenn er mittlerweile wahrscheinlich dazugelernt hat, dürfen Gebäude die einer öffentlichen Nutzung dienen nicht zu Experimenten und Bauherren nicht zu Versuchskanninchen gemacht werden. Ausnahmen gibts natürlich, wenn dieses ausdrücklich (z.B. als Kunstobjekt) gewünscht wird. Die Gebäude die nun abgerissen werden müssen, dienten jedoch offensichtlich einem anderen Zweck.

Jedenfalls kann ich Bauherren und Investoren aus dieser Sicht gut verstehen, wenn sie sich für ihre Projekte erfahrene ältere Architekten suchen und (uns) jungen Kreativen keine Chance geben wollen. Für Erfahrungen zu sammeln und Experimente zu machen sind Gebäude nunmal zu teuer.

Aber auch das Alter schützt ja bekanntlich vor Torheit nicht.


;)

Archimedes 02.10.2005 21:06

@Florian und Tom:

Jetzt hackt doch mal nicht so auf unseren griechischen Freunden rum. Sie bemühen sich doch;)
Es mußte doch letztes Jahr alles etwas schneller gehen, da hat man nicht die Zeit um auf jedes Detail zu achten.;)

Ein bißchen frische Farbe, hier und da ein paar Ausbesserungsarbeiten und die Griechen werden noch lange Freude an ihrem Stadion haben....

Auf dem Bild mit dem Fußpunkt ist aus meiner Sicht doch an jedem Gewinde eine Mutter dran. Nur das eine Gewinde scheint noch zusätzlich "gekontert" zu sein. Ansonsten wäre das selbst für die Tzaziki-Fraktion ein bißchen heftig.....


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