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Francis 03.06.2007 13:37

Stunden abrechnen
 
Ich bin in einer irgendiwe blöden Situation:

Ich hab für mein neues Büro einen Wettbewerb gemacht und müsste jetzt meine erste Rechnung stellen.
Eigentlich läuft mein Arbeitsvertrag nur auf ca. 30 Stunden pro Woche, durch den Wettbewerb kam ber viel, sogar extrem viel mehr zusammen. Ich hab echt viele Überstunden gemacht. Bezahlt werde ich laut Vetrag stundenweise, es steht aber auch ein durchschnittliches Montasgehalt im Vetrag, dass ich aber, wenn ich jetzt meine Stunden zusammen zähle, ziemlich übersteige.

Mein Chef meinte letztens so beiläufig zu mir, dass Person XY, die früher da gearbeitet hat "jede Stunde zählen würde" und das meinte er negativ.
Und er meinte, dass sie momentan bei jedem Bauvorhaben (sie haben nur 2 laufende) drauf zahlen.

Für den Wettbewerb bekommt das Büro kein Geld, es sei denn, sie gewinnen, wobei es dann auch kein Geld gibt, sondern den Auftrag (der aber natürlich schon lukrativ ist).

Ich hab jetzt ein schlechtes Gewissen, wenn ich alle Stunden komplett abrechne. Ich hab zudem noch zuhause am Wochenende gearbeitet, aber das würde ich eh vernachlässigen, das war auch nicht so viel, und das wäre mir egal.

Aber soll ich jetzt alles abrechnen? Doppelt unangenehm ist die Sache ja auch, weil ich im Ausland arbeite, und da ja keine Erfahrung mit sowas hab...

Flo 03.06.2007 14:20

Re: Stunden abrechnen
 
[QUOTE]
[B]Ich hab für mein neues Büro einen Wettbewerb gemacht und müsste jetzt meine erste Rechnung stellen.
Eigentlich läuft mein Arbeitsvertrag nur auf ca. 30 Stunden pro Woche, durch den Wettbewerb kam ber viel, sogar extrem viel mehr zusammen. Ich hab echt viele Überstunden gemacht. Bezahlt werde ich laut Vetrag stundenweise, es steht aber auch ein durchschnittliches Montasgehalt im Vetrag, dass ich aber, wenn ich jetzt meine Stunden zusammen zähle, ziemlich übersteige.

Zitat:

Mein Chef meinte letztens so beiläufig zu mir, dass Person XY, die früher da gearbeitet hat "jede Stunde zählen würde" und das meinte er negativ.
Und er meinte, dass sie momentan bei jedem Bauvorhaben (sie haben nur 2 laufende) drauf zahlen.
Du kannst ja nix dafür, dass Dein Chef bei den Bauvorhaben falsch kalkuliert.

Zitat:

Für den Wettbewerb bekommt das Büro kein Geld, es sei denn, sie gewinnen, wobei es dann auch kein Geld gibt, sondern den Auftrag (der aber natürlich schon lukrativ ist).

Ich hab jetzt ein schlechtes Gewissen, wenn ich alle Stunden komplett abrechne. Ich hab zudem noch zuhause am Wochenende gearbeitet, aber das würde ich eh vernachlässigen, das war auch nicht so viel, und das wäre mir egal.
Wenn das Büro sich es nicht leisten kann, an einem Wettbewerb teilzunehmen, dann ist das deren Problem und nicht Deins. Ich würde alle Stunden abrechnen. Wenn Dein Chef dann rummeckert, würde ich ab da halt 30 Stunden die Woche arbeiten, egal ob die Luft brennt oder nicht. Ansonsten ist das eine verkappte Ausbeutung. Er will nur 30 Stunden bezahlen aber gerne viel mehr Arbeitskraft haben.

Florian

Kieler 03.06.2007 14:27

das würde ich genau so unterschreiben, habe es zulange anders gemacht!
Es ist eine beliebte Hinhaltetaktik: "Wenn wir den Auftrag erstmal haben..."
und ich füge das Ende mit meinen Worten hinzu: Dann kriegst Du auch nichts
ab!
Wenn Du Dich beim ersten Mal ausnutzen lässt, dann wird es sich so
einschleifen. Ich habe mir angewöhnt bei so etwas ein paar Stunden
aufzuführen und in der Rechnung "ohne Berechnung" dahinter zu schreiben,
wenn man z.B. ein bisschen über das Ziel hinaus geschossen ist, oder etwas
zu umständlich gemacht hat.

Francis 03.06.2007 14:33

Hmm, also verkalkuliert kann man so nicht sagen, ich glaube, sie machen in dem Büro einfach total viel extra und umsonst, also so wird z.B. für das eine Bauvorhaben komplett Bauaufsicht gemacht, obwohl der Bauherr dafür nicht zahlen will und auch nicht zahlt. Sie machen es aber trotzdem, da sie Angst haben, dass sonst was falsch ausgeführt wird.

Ich hab schon das Gefühl, dass ich ein paar Sachen beim Wettbewerb langsam und umständlich gemacht hab, deshalb hab ich ja das schlechte Gewissen, wenn ich alles abrechne.

Aber ich weiss eben nicht, wo ich die Grenze ziehe. Also klar, die Stunden zuhause rechne ich jetzt nicht ab, egal, aber der Rest, da weiss ich eben nicht wie ich es am besten mache.

Und nochwas: mein Chef ist echt fair, und super nett. Der hält mich nicht hin. Er selbst hat ja auch noch gar nichts gesagt wegen Rechnung oder so. Und ich krieg sonst in dem Büro echt alles, die zahlen sogar täglich das Mittagessen...also von Ausbeutung kann keine Rede sein.

Archimedes 03.06.2007 14:59

Also ich bin bei Deinem Problem etwas geteilter Meinung.

Ich habe auch absolut etwas gegen Ausnutzung und würde jedem Empfehlen sich nicht ausnutzen zu lassen und für die geleistete Arbeit eine "angemessene" Entlohnung zu verlangen. Über das angemessen kann man streiten. Dazu gehört auch, daß man seine Arbeit und Leistungen, sowie die Leistungen des Arbeitgebers, richtig einschätzen kann.

Man sollte auch ab und zu "die fünf gerade sein lassen" und sich in die Situation des Arbeitgebers versetzen. Das kann man allerdings meist dann erst halbwegs gut, wenn man schon einige Monate oder Jahre irgendwo arbeitet und verschiedene Situationen erlebt hat.
Ich meine, daß man gelegentlich Nachsicht üben muß und nicht alles bis aufs Kleinste abrechnet. Natürlich spielen da Dinge wie das Grundgehalt und die Arbeitsatmosphäre eine wichtige Rolle (der Wohlfühlfaktor).
Gesunde Betriebe/Büros mit zufriendenen Mitarbeitern leben von einem ständigen gegenseitigen Geben und Nehmen und nicht von Paragraphenreiterei und Kleinkarriertheit.

Ich halte den Vorschlag von planmatsch für gut: Man sollte schon verdeutlichen was man geleistet hat (Auflistung der effektiven Stunden), sollte aber auch gleichzeitig zu einem kleinen Nachlaß bereit sein.



So, wie Du Dein Büro, Deinen Chef, beschreibst, ist er kein knallharter, aufs Geld fixierter, Manager, sondern ein Architekt, der seinen Beruf "liebt" und gerne auch mal im Dienste einer "guten" Arbeit unentgeldlich tätig wird. Diese Einstellung wird in zwar nicht zu einem reichen Architekten machen, aber vermutlich zu einem halbwegs zufriedenen Menschen, bei dem man sich als Mitarbeiter langfristig wohlfühlen kann.

Samsarah 03.06.2007 17:59

Eigentlich sollte man bei Beginn eines Wettbewerbs vorab klären, wie Überstunden berechnet werden. Immerhin ist es fast immer so, dass in dem Zusammenhang viele anfallen. Eine Option wäre auch, einen Freizeitausgleich dafür zu bekommen. Aber das ist in kleineren Büros oft kaum machbar. Vielleicht kann man sowas in einem "Zeitkonto" festhalten, sodass Du dann zwischendurch mal einen freien Tag nehmen kannst.
Wie läuft das denn bei Deinen Kollegen? Du bist ja sicher nicht die einzige, die das Problem hat.

Ansonsten bin ich auch den Ansicht, dass es hier letztlich um geleistete Arbeit geht, die angemessen entlohnt werden muß. That's business. Wenn Du der Ansicht bist, das die ein oder andere Sache mit mehr Erfahrung schneller zu leisten wäre, liegt es in Deinem Ermessen, hier Abstriche zu machen. Aber ansonsten würde ich schon sagen, dass ein großes Maß an Überstunden bezahlt werden muß. Zumal, wenn Du dort frei arbeitest (was ich mal den früheren Beiträgen und der Tatsache, dass Du überhaupt Rechnungen schreibst, entnehme).

Ich habe als Angestellte natürlich auch viele unbezahle Überstunden gemacht. Mit der Zeit habe ich mich aber auch darüber geärgert, dass man dafür kaum Anerkennung bekommt. Daher habe ich dann versucht, diese möglichst einzuschränken und dann auch einen Freizeitausgleich dafür zu bekommen. So ist mein AG zufrieden, weil der Job gut und zeitnah erledigt ist und ich, weil ich mich nicht benutzt fühle...

Tom 03.06.2007 18:06

Ich finde, da ist ein Kompromiss angesagt. Wenn Du Dich tatsächlch etwas umständlicher angestellt hast oder was dreimal gemacht hast, kannst Du nicht alles in Rechnung stellen. Ich kenne das Problem auch; und es gibt für mich immer eine Summe, unter der ich mich einfach nicht fair entlohnt fühle und eine obere Grenze, die der Auftraggeber klar nicht akzeptieren würde bzw. bei der die Geschäftsbeziehung beendet wäre ("Mit dem Halsabschneider nie wieder!"). Insofern: Wenn Du statt 30 Std. 50 gemacht hast, schreib 47,5 auf. Oder geht es noch um Materialien oder andere Posten (Fahrt-, Druckkosten), durch die Du die Rechnung anders "gestalten" kannst?

Francis 03.06.2007 18:57

Danke schon mal für Eure Vorschläge!

Ich hab sonst noch einen Kollegen, und wie der das macht hab ich noch nicht durchschaut, denn der arbeitet nicht durchgehend an einem Projekt, der hat also jetzt auch am Wettbewerb mitgearbeitet, gleichzeitig aber noch das andere Bauvorhaben betreut und auch noch seine eigenen privaten Projekte gemacht. Wir sollen eigentlich immer alle Stunden aufschreiben, in einem Buch, da stehen meine jetzt auch exakt drin, seine aber nicht täglich, sondern eher vereinzelt.

Mein Chef liebt seinen Job wirklich, er macht ja auch nichts kommerzielles, sondern nur Projekte von denen er absolut überzeugt ist. Geld kommt dann auch durch Vorlesungen rein, err hat auch weltweit sehr gute Kontakte zu anderen Architekten. Ich glaube, er würde den Job auch machen, wenn er gar nichts dabei verdient ;-)

Ich denke, ich werde einfach eher 8h pro Tag abrechnen (dann bin ich bei 40 statt 30) denn ich hab ja auch jeden Tag gearbeitet, aber dafür dann die Überstunden gar nicht. Hab im Durchschnitt jeden Tag so 1-2 gemacht. Aber ich hab da ja jetzt auch erst angefangen, musste mich ja erst einarbeiten, und es ist eben ein Wettbewerb und ich hab teilweise ja auch selbstverschuldet länger gebraucht. Am Wochenende hab ich nicht im Büro gearbeitet. Also alles in allem fallen dann bei ca. 20x8=160 Stunden noch zusätzlich 20-30 unbezahlte an.
Ich denke, ich werde das Thema aber auch vorher noch bei meinem Chef ansprechen, wie ich abrechnen soll, und ihm das so vorschlagen, denn sie verdienen am Wettbewerb ja echt nichts. Und dann darauf hinweisen, dass ich es nur deshalb so abrechne weil es ein Wettbewerb ist, und ich sonst aber Überstunden voll abrechnen werde. Oder ist das zu selbstlos? ;-)

Achso, ich bin da auch nicht wegen dem Geld (klar, ich brauch auch Geld zum Leben) aber ganz ehrlich, meine Arbeit ist mir so auch wichtiger als Geld. Und ich hab ja noch andere Projekte nebenher die gutes Geld bringen.

Samsarah 03.06.2007 19:49

Ehrlich? Du bist zu selbstlos. Wenn er arbeiten kann/ möchte, ohne wirtschaftlich zu sein, dann bitte. Aber das auf seine Mitarbeiter abzuwälzen finde ich nicht korrekt. Und es ist ein Sache, für seine eigenen Projekte bereit zu sein, auf Geld zu verzichten, aber für einen Job würde ich das nicht in Kauf nehmen. Zumal dann nicht, wenn man dort länger bleiben will. Denn wenn Du einmal damit anfängst, wird das immer von Dir erwartet. Versuch einen guten Kompromis zu finden, der weder Dich noch Deinen AG benachteiligt.

Francis 03.06.2007 23:38

Ich werde die ganze Thematik einfach diese Woche mal ansprechen, vielleicht klärt sich das dann ja auch von selbst. Ist zwar immer etwas unangenehm, über Geld zu reden, aber muss ja sein.

Und es stimmt schon, wenn ich jetzt damit anfange, zu grosse Abstriche zu machen, wird es vielleicht immer so erwartet.

Ich hatte so ein Problem halt auch noch nie, denn entweder ich hab fest angestellt gearbeitet (mit festem Gehalt) oder zwar auch stundenweise, aber kein Wettbewerb und keine Überstunden und vor allem nichts, wo ich mich umständlich angestellt hab...

Tom 04.06.2007 14:08

Francis, was Du so über das (fehlende) Gewinnstreben Deines Chefs und von Dir schreibst, stimmt mich sehr nachdenklich. Wenn Du noch sehr jung bist oder irgendeinen anderen finanziellen Background hast, kann ich das verstehen, sonst wirklich nicht. Um nur aus Spaß zur Arbeit zu gehen, ist man irgendwann zu alt; man braucht ja schon Asche, um sein Leben zu gestalten.

Das ist wohl schon ein generelles Problem unter Architekten; ich habe schon einige Insider-Stories von berühmten Leuten gehört, die immer wieder tief in die Bredouille geraten sind, weil sie das Wirtschaftliche ihrer Büros aus den Augen verloren haben.

Mit Vorträgen verdient man doch nicht genug Geld (!!), höchstens Bill Clinton. Mit Publikationen (wie Du mal in einem anderen Post geschrieben hast) auch nicht - wiss. Buch- und Zeitschriften-Aufsätze und Tagungsbeiträge werden *generell* überhaupt nicht bezahlt. Null komma Null. Bleibt eine Professur, die einem das tägliche Marmeladenbrötchen sichert. Schön, wenn man sie hat ;) ...

Francis 04.06.2007 18:45

Also Professur ist schon vorhanden (bei meinem Chef, bei mir leider noch nicht ;-)...
Mein Chef hält weltweit Vorträge, also er scheint gefragt zu sein. Ausserdem ist er 1 Tag pro Woche an der Uni als Prof.

Zu meinem wirtschaftlichen Vorgehen: mir ist Karriere sehr wichtig, ich arbeite locker 60 Stunden die Woche (nicht im Büro, sondern auch zuhause, ich hab noch andere Projekte und hab demnächst einen Lehrauftrag). Ich suche mir meine Büros mit Sorgfalt aus, ich gebe ehrlich zu, ich arbeite nicht überall. Mein Ziel ist es, irgendwann mein eigenes Büro zu haben, und dafür mache ich echt viel. Mir macht die Arbeit aber auch Spass.

Ich verdiene mit meinen Visualisierungen nebenher genug zum Leben (ok, also einfaches Leben, aber immerhin ;-), d.h. ob ich dann im Büro hier (wo ich ebenfalls ganz gut verdiene) für den letzten Monat 300 Euro weniger oder mehr bekomme, juckt mich nicht ganz so. Die Spanne meiner Abrechnung bewegt sich zwischen 2500 und 3000 Euro (grob überschlagen), also ich steh so oder so nicht schlecht da.

Mein Chef ist ein absoluter Idealist, und mittlerweile echt mein Vorbild. Ich mach lieber Entwürfe, die Spass machen, als nur auf die Kohle zu schauen.

Flo 04.06.2007 20:31

Ich würde alle gearbeiteten Stunden aufschreiben und dann einen Teil wegen Unerfahrenheit abziehen (10 - 20%). Dann schreibst Du unten noch den Stundenlohn und den Gesamtlohn drunter und gest damit zum Chef und beschprichst das. Die tatsächlich gearbeiteten Stunden würde ich aber auf keinen Fall verschweigen und auch Dein entgegenkommen würde ich ihm deutlich erklären.

Florian

noone 04.06.2007 22:20

Natürlich ist es am unangenehmsten, im Job über Geld zu reden. Deswegen ist es auch das komplizierteste, da keiner irgendwann im Studium Verhandeln lernt.

Dein Chef ist Prof, lädt dich zum Essen ein, reist viel und so weiter. Wieso sollte er bei dem Lebensstil dann zu genau auf deine Stunden schauen?

Tut er das, dann ist doch der generöse Lebensstil nur Farce, und die Gönnerlaune versagt bei dem essentiellen, nämlich dem, was dir nach abgelegter Leistung laut Vertrag ZUSTEHT. Wieso willst du auf das verzichten? Damit den Boss ganz gönnerhaft dir nochn Mittagessen hinterher als Ausgleich spendieren kann?

Frag mich mal, ich war bisher viel zu sozial und bescheiden eingestellt, habe immer an das wirtschaftliche im Büro geachtet und darauf geachtet, dass alles gut geht im Büro. Wenn die Zeit kommt, schaut jeder nur auf seine eigene Interessen, und das ganze Engagement kann im Handumdrehen kleingeredet werden. Und da Chef Chef ist, sitzt du immer am kürzeren Hebel.

Mein Vorschlag: Rechne ab, was dir zusteht, das was du ohne Absprache zu viel gemacht hast, kannst du ansprechen, sehe aber, dass das nächste mal KEINE Überstunde auf good will basis dazukommt. Sonst kommt man schnell auf den trichter, teils abzurechnen und den Rest irgendwie Gratos von dir dazugeliefert zu bekommen.

Tom 05.06.2007 13:19

Zitat:

Originally posted by Francis
Mein Chef hält weltweit Vorträge, also er scheint gefragt zu sein. Ausserdem ist er 1 Tag pro Woche an der Uni als Prof.
Dafür bekommt man/er aber im akademischen Bereich auch keinen Pfennig, vielleicht einen Teil der Reisekosten und ein belegtes Brötchen. Oder arbeitet er als hochbezahlter Consultant für die Privatwirtschaft?

Professuren dienen normalerweise als Marketing-Vehikel für von sich aus gut gehende Büros. Der Titel bringt Prestige; über die Uni organisiert man seinen Personalnachwuchs; Vorträge, Bücher, Ausstellungen sind Marketing-Ausgaben fürs Büro, die für sich nichts einbringen. Das Gehalt als Prof. reicht auch nicht, ein idealistisch geführtes Büro zu stützen (na, bei Deinem Chef offenbar schon). Wie auch immer - man sollte nur aufpassen, dass man sich über die Idealismus-Schiene nicht ausnehmen lässt. Die prominenten Büros machen ja auch keinen Millimeter aus Großzügigkeit; die kassieren ein Vielfaches der Standard-Honorare. Nur damit klar ist, dass hohe architektonische Qualität mit Großzügigkeit und Selbstlosigkeit des Architekten nix zu tun hat.

Florian 05.06.2007 15:07

Zitat:

Originally posted by Tom
Das Gehalt als Prof. reicht auch nicht, ein idealistisch geführtes Büro zu stützen.
??? Das ist doch der Traum...
Selbst mit einer C2 Professur kann man ganz gut leben, ist privat Versichert, bekommt beihilfe und ab 65 / 67 kommt weiterhin 70% des gehaltes an, ohne etwas dafür zu tun.
Mir ist nicht bekannt, dass die Professoren obwohl sie max. 2 Tage die Woche da sind, auch nur eine halbe oder drittel Stelle hätten.

De facto sieht das doch so aus, dass man mit einer Professur 1-2 Tage in der Uni arbeitet und das Brüo als Hobby betreiben kann - zumindest muß man sich über die eigene Zukunft keine sorgen machen, selbst wenn man das Büro gegen die Wand fährt.

Tom 05.06.2007 15:44

Natürlich gehe ich von einem Vollzeit-Gehalt aus; und die Arbeitszeit dafür *ist* cool. Es ist aber nicht genug für eine Mischkalkulation. Ich kann nicht sagen: Die Profitabilität meines Büros sehe ich großzügig, weil ich noch ein Profen-Gehalt habe. Darum ging es mir.

timovic 05.06.2007 16:12

Ich würde alles abrechnen. Dein Mittagessen ist eine Betriebsausgabe und wird am Jahresende abgesetzt. :D

Unerfahrenheit regelt man normalerweise über den Stundensatz und nicht über die später abgerechneten Stunden, wie will man sonst kalkulieren?

Francis 05.06.2007 20:25

Also noch was zur Info:

Mein Büro ist in Belgien, und wie da die Löhne von Profs sind, weiss ich nicht. Aber, ich hab letztens eine Aufstellung gesehen, über Abrechnungen (also über HOAI aber international) und da war Belgien weit hinten...

Ist ja auch egal, er macht nicht den Eindruck, als schwimmt er im Geld. Und darum gehts ja auch nicht. Ich fühle mich persönlich halt nicht gut, wenn ich für eine Leistung Geld kassiere, und die Leistung nicht immer perfekt war.

Ich hab die Sache bisher aber auch noch nicht geklärt, er war nicht da. Aber sobald das geklärt ist, sschreib ich noch wie es ausgegangen ist ;-)

Und bitte, ich bin nicht unerfahren, deshalb hab ich ja einen angemessenen Stundensatz. Hier sind auch Sachen unglücklich gelaufen, weil es sich ums Ausland handelt, und weil andere Software benutzt wird. Aber das hat ja nun nichts mit Unerfahrenheit zu tun.

noone 05.06.2007 21:22

So weit ich von Kollegen (Belgier) gehört habe, sind die Löhne wirklich bodenlos niedrig. Einer war richtig stolz, dass seine frau als freie Mitarbeiterin 17,50 die Stunde bekommt......

Samsarah 06.06.2007 08:18

Zitat:

Hier sind auch Sachen unglücklich gelaufen, weil es sich ums Ausland handelt, und weil andere Software benutzt wird. Aber das hat ja nun nichts mit Unerfahrenheit zu tun.
Na, das ist schon eine From von Unerfahrenheit. Denn selbst in fachlicher Hinsicht läuft im Ausland oftmals was anders. Ich kenne das ja noch aus eigener Erfahrung in den Niederlanden. Vieles ist im Prozess und der Priorität einfach anders gesetzt. Zumindest sind beides Umstände, in die man sich erst einarbeiten muß. Aber das wußte Dein AG ja auch bei der Einstellung, d.h. eigentlich muß er den Umstand mit einrechnen.

Kieler 06.06.2007 10:41

Hi Francis,

ich habe den Eindruck Du willst nur Absolution für Deine Entscheidung
bekommen...ist hiermit erteilt ;)

Du hörst Dich an wie ein Vertriebsmitarbeiter Deines Chefs, aber Du bist ja
schon groß, und wenn Du meinst, dass es der richtige Weg für Dich ist, dann
mach es so, Einwände hast Du ja genug gehört. Es ist nur so, dass es
von diesen Geschichten mit selbstlosen Chefs, die nur für die Architektur leben
genügend gibt. Du solltest wissen, dass sich Deine Situation wahrscheinlich
niemals ändern wird. Ich kenne Leute die haben daran ganz schon zu nagen,
zumal sie am Ende sich noch selbst die Schuld für Ihre Misere geben...

Francis 12.06.2007 20:19

So, die Sache hat sich jetzt geklärt:

Ich soll alle Stunden ganz normal abrechnen, wobei ich die Überstunden aber nicht direkt ausbezahlt bekomme, sondern die werden gesammelt, und dann entweder in nächster Zeit frei genommen oder halt bezahlt. Frei nehmen geht auch gut, weil ja nicht immer super viel zu tun ist.

Auf meine Nachfrage, ob ich die Stunden evtl. reduzieren soll, weil Fehler passiert sind, hiess dass wäre am Anfang normal und fertig.

Also ganz umsonst Stress gemacht ;-)

Archimedes 13.06.2007 19:09

Schön, daß sich bei Dir alles geklärt hat. :)

Aber trotzdem noch eine Frage in die Runde:

Soweit mir bekannt ist werden Überstunden normalerweise mit einem Faktor von 1,25 ; 1,5 oder sogar 2,0 gegenüber normalen Arbeitstunden multipliziert, je nachdem wann sie geleistet wurden (Tags, Abends, Nachts, Wochenende, Feiertags).

Also ein einfacher (x 1,0) Freizeitausgleich oder Lohnausgleich ist normalerweise zu wenig.

Francis 13.06.2007 20:41

Also meine Überstunden waren ja einfach nur abends.
Mein ganzer Lohn ist auf Stundenbasis berechnet, d.h. im Grunde mache ich ja gar keine Überstunden, sondern eben nur "mehr" Stunden.

Ich krieg die entweder normal bezahlt oder frei.

Das finde ich aber auch vollkommen ok, in meinem letzten Job wurden Überstunden überhaupt nicht bezahlt (da war ich richtig angestellt mit festem Montaseinkommen). Mal abgesehen davon, dass ich jetzt echt niemanden kenne, der als Architekt angestellt ist und Überstunden bezahlt bekommt...

tenorvision 13.06.2007 22:07

Zitat:

Originally posted by Archimedes
Schön, daß sich bei Dir alles geklärt hat. :)

Aber trotzdem noch eine Frage in die Runde:

Soweit mir bekannt ist werden Überstunden normalerweise mit einem Faktor von 1,25 ; 1,5 oder sogar 2,0 gegenüber normalen Arbeitstunden multipliziert, je nachdem wann sie geleistet wurden (Tags, Abends, Nachts, Wochenende, Feiertags).

Also ein einfacher (x 1,0) Freizeitausgleich oder Lohnausgleich ist normalerweise zu wenig.



wow ...in welchem schlaraffenland lebst du denn?
ich arbeite in einem echt fairem büro, aber wenn ich meinen chefs soetwas vorlege, werde ich ganz bestimmt ausgelacht, ganz besonders wenn es um das abfeiern von in wettbewerben geleisteten überstunden geht.....
realität ist doch eher das verhältnis von 0,3 zu einer geleisteten überstunde...bei projekten geht es in richtung 1:1, aber deine zahlen habe ich tatsächlich so zum erstenmal gehört.....gibts bei euch auch nen betriebsrat....??????:D :D :D :D

mfg tenorvision

mila 14.06.2007 08:58

soweit ich dass hier (schweiz) mitbekommen habe, gibt es in einigen architekturbüros sogar einen passus im vertrag, wonach durch wettbewerbsarbeit geleistete überstunden nicht vergütet werden (auch kein freizeitausgleich). es dient ja dem wohle des büros, schaffen neuer arbeit etc...

Samsarah 14.06.2007 09:11

Die Logik will einer verstehen. Wenn die Mitarbeiter nicht ständig übermüdet und frustriert sind, weil sie kaum noch in der Lage sind, ihr Privatleben aufrecht zu erhalten, dient das erst recht dem Büro. Freizeitausgleich wäre das Mindeste!

Manche Leute machen ja auch schwerpunktmäßig Wettbewerbe. Die Arbeiten dann de facto 30% mehr als alle anderen und bekommen das nicht bezahlt? Dass man als Angestellter nicht jede Stunde auf die Goldwaage legt, finde ich selbstverständlich, aber das klingt doch schwer nach systematischer Ausbeutung.

Empört
Samy

sanne 14.06.2007 09:45

das ist eben das problem, dass sich keiner genau auskennt. schließe davon auch nicht chefs aus, die oft auch nicht wissen, was sache ist.
jeder will fair bezahlt werden, ich jedenfalls bin gern zu überstunden bereit, wenn ich merke, es lohnt sich für mich und für das projekt und wenn ich dafür freizeitausgleich bekomme (arbeite auch auf stundenbasis).

rechnet man alles ganz genau auf, hat man sein gewissen beruhigt, steht aber oft als "buchhalter" da, der alles bis auf die viertelstunde überstunde abrechnet. denkt man, ha, tolles projekt, da lern ich was dazu und kann das büro davon profitieren lassen, dass ich mich reinhäng, kommen irgendwann die gedanken, wenn´s mal wieder zäh läuft, da war doch noch was mit überstunden, damals...

ich glaube, da muss jeder seinen weg finden und auch den mut haben, bei vertragsunterzeichnung oder auch so im gespräch mit den chefs den mund aufzumachen. diese

Zitat:

systematische Ausbeutung

ist glaube ich nicht selten.

einerseits: mund auf, klären was sache ist.

andererseits: scheisse, lasst uns froh sein, dass wir einen job haben!

ebenfalls empört und auch etwas frustriert,

sanne

Tom 14.06.2007 12:49

Ich war mal in einem Büro, das hatte ein Zeiterfassungssystem (elektr. Stechuhr + Karte). Gutes Gefühl, wenn keine Minute unberücksichtigt bleibt. Sondertarife für Überstunden, Abende und Wochenend-Einsätze gab's da allerdings nicht. Dass Chefs oft von nix ne Ahnung haben (Arbeitsrecht, Tarife) deckt sich mit meiner Erfahrung. Da gibt es ganz sonnige Gemüter ;) ...

timovic 14.06.2007 13:41

Zitat:

Originally posted by mila
soweit ich dass hier (schweiz) mitbekommen habe, gibt es in einigen architekturbüros sogar einen passus im vertrag, wonach durch wettbewerbsarbeit geleistete überstunden nicht vergütet werden (auch kein freizeitausgleich). es dient ja dem wohle des büros, schaffen neuer arbeit etc...
Dient nicht JEDE Tätigkeit als Angestellter dem Wohle des Büros?

noone 14.06.2007 22:56

Zitat:

Soweit mir bekannt ist werden Überstunden normalerweise mit einem Faktor von 1,25 ; 1,5 oder sogar 2,0 gegenüber normalen Arbeitstunden multipliziert, je nachdem wann sie geleistet wurden (Tags, Abends, Nachts, Wochenende, Feiertags).

Bei meiner freien Mitarbeit in einer halb-städtischen Firma habe ich erfahren, dass Überstunden normalerweise nur 1:1 mit Freizeitausgleich abgerechnet werden.

Bei Vergütung muss wie Archimedes sagt ein höherer Satz genommen werden, da Überstunden generell anderst besteuert werden. Leider bin auch ich in diesem Punkt kein Fachmann.

Jedenfalls haben die fest angestellten Kollegen allesamt Freizeitausgleich genommen, weil bei Auszahlung der Überstunden durch die hohen Abgaben kaum was hängenblieb.


PS arbeitsrechtlich gesehen muss normalerweise bei Arbeitsstunden ab 20:00 Uhr ein Aufschlag gezahlt werden, Sonntags beträgt der 50% und an Feiertagen 100%. Diese Konditionen habe ich bei einem Nebenjob mit Verdi-Tarifvertrag gehabt.

mila 15.06.2007 09:00

Zitat:

Originally posted by timovic
Dient nicht JEDE Tätigkeit als Angestellter dem Wohle des Büros?
ja, natürlich...

Archimedes 17.06.2007 10:40

Zitat:

Originally posted by tenorvision
wow ...in welchem schlaraffenland lebst du denn?
ich arbeite in einem echt fairem büro, aber wenn ich meinen chefs soetwas vorlege, werde ich ganz bestimmt ausgelacht, ganz besonders wenn es um das abfeiern von in wettbewerben geleisteten überstunden geht.....
realität ist doch eher das verhältnis von 0,3 zu einer geleisteten überstunde...bei projekten geht es in richtung 1:1, aber deine zahlen habe ich tatsächlich so zum erstenmal gehört.....gibts bei euch auch nen betriebsrat....??????:D :D :D :D

mfg tenorvision

Nein, solche Regelung gibt es tatsächlich, also das man für Überstunden mehr bekommt, als für reguläre Arbeitsstunden. Wohl eher selten in Architekturbüros, aber in anderen Branchen verbreitet und in Tarifverträgen verankert.

Nach meiner Meinung ist der 1,0-fache Ausgleich von Überstunden nicht in Ordnung und zu wenig, vor allem weil bei einem finanziellen Ausgleich, wie bereits hier erwähnt, i.d.R höhere Steuern/Abgaben anfallen und dann die Überstunden rechnerisch schlechter bezahlt sind, als die Normalstunden.
Beim Freizeitausgleich finde ich es ebenfalls angebracht: Gerade wenn man oft abends oder am Wochenende Überstunden machen muß, leiden darunter die sozialen Bindungen und die persönlichen Hobbies. EIn freier Werktag in der Arbeitswoche ist da oft nur ein schwacher Trost, wenn alle anderen (Freunde, Familie, Sportkameraden..) dann arbeiten müssen.

Außerdem sollen solche Vergütungsregeln für Überstunden Arbeitgeber davon abhalten mit der Anordnung von Überstunden allzu sorglos umzugehen und stattdessen lieber neue Mitarbeiter einzustellen.
Natürlich können gewisse Spitzen beim Arbeitsaufkommen durch Überstunden abgefedert werden, aber wenn Überstunden im Büro die Regel sind, dann ist noch Platz für einen oder mehrere neue Kollegen, die auch gerne arbeiten würden.

tenorvision 18.06.2007 20:01

Zitat:

Originally posted by Archimedes
Nein, solche Regelung gibt es tatsächlich, also das man für Überstunden mehr bekommt, als für reguläre Arbeitsstunden. Wohl eher selten in Architekturbüros, aber in anderen Branchen verbreitet und in Tarifverträgen verankert.
.


das ist der entscheidende hinweis, ich denke dass diese einstellung zuwar grunsätzlich nicht verkehrt ist, aber doch was unsere branche angeht mehr als ilusorisch.


mfg tenorvision


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