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Archimedes 30.05.2012 07:37

Wie findet man einen jungen Bauleiter?
 
Wir würden gerne in nächster Zeit einen jungen Bauleiter einstellen, also Jemanden der direkt nach dem Studium Lust hat in die Leistungsphase 8 einzusteigen und nicht erst Entwerfen und große Wettbewerbe gewinnen will.

Wo und wie findet man solche Leute?

Ich denke, dass man zusammen in die schwierige Arbeit Bauleitung reinfinden kann und so jemanden bekommt, der nach einer Einarbeitungsphase von ca. 6 Monaten auf das Büro und die Arbeitsweise angepasst seine Aufgabe erfüllt. Natürlich gibt es dann immernoch viel zu lernen und zu verbessern.
Grundsätzlich gibt es viele Dinge, die man auch ohne Erfahrung am Anfang schon machen kann, nämlich Präsenz auf der Baustelle zeigen, Fotos machen, neue Unterlagen/Pläne mitnehmen und durchsprechen, Fragen notieren und Baustellenberichte bzw. Bautagebuch schreiben.

Ich schreibe bewußt Bauleiter, da es für Frauen zugegebenermaßen immernoch schwerer ist auf Baustellen akzeptiert zu werden bzw. interessieren sich auch deutlich weniger Frauen für diesen Berufszweig.

Archiologe 30.05.2012 09:47

AW: Wie findet man einen jungen Bauleiter?
 
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Archimedes 30.05.2012 10:29

AW: Wie findet man einen jungen Bauleiter?
 
Zitat:

Zitat von Archiologe (Beitrag 46896)
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Rhetorische Frage und passende Antwort. ;)

Klar, Anzeige schalten!

Nur damit hat man ja schon gewisse Erfahrungen gesammelt und ich muß sagen, dass weder Annoncen im Internet noch in der regionalen Tageszeitung da wirklich viel bringen. Wir sitzen in der Provinz und da bringen gerade überregionale Veröffentlichungen einen Bewerberpool, der überhaupt keine passenden Mitarbeiter bereithält.
Gute Mitarbeiter finden meist das Büro und nicht umgekehrt. Die Beste Werbung dabei ist Mund-zu-Mund-Propaganda.

Für mich ganz wichtig: Langfristige Perspektiven für beide Seiten. Da bringen uns junge Himmelsstürmer, die 500 km entfernt wohnen und das für kurze Zeit das Abenteuer auf dem Land suchen recht wenig.
Wir setzen lieber auf Fachkräfte aus der Region, wo auch der familiäre Background stimmt. Will heißen, dass ein Arbeitsverhältnis nur dann langfristig gut funktioniert, wenn sich jemand auch in der Region privat lange wohlfühlt.
Nach Berlin, Hamburg, Köln, München zieht man vielleicht für 2-3 Jahre um ewas zu erleben und "auf den Putz zu hauen", in der Provinz sollte man eine bißchen langfristigere Einstellung zu den Dingen haben, denn hier sieht man sich ständig zweimal. ;)

Grundsätzlich bleibt die Frage, ob es überhaupt Absolventen gibt, die sich die Aufgabe Bauleitung als Berufseinstieg zutrauen und nicht, wie fast alle anderen, erstmal "große Dinge entwerfen" wollen.

Archiologe 30.05.2012 10:51

AW: Wie findet man einen jungen Bauleiter?
 
Tja, in der Provinz ist immer schlecht. Für beide Seiten!

Gab schon mal einen Thread mit ähnlichem Thema.

http://www.tektorum.de/studium-beruf...chitekten.html

Archimedes 30.05.2012 11:24

AW: Wie findet man einen jungen Bauleiter?
 
Zitat:

Zitat von Archiologe (Beitrag 46898)
Tja, in der Provinz ist immer schlecht. Für beide Seiten!

http://www.tektorum.de/studium-beruf...chitekten.html

Danke für den Tipp. Ich erinnere mich wieder.


Du mußt mir aber jetzt erklären, warum die Provinz für den AN schlecht sein soll???

Die Gehälter sind definitv nicht schlechter als in Ballungszentren, die Mieten sind günstiger.....achja die Projekte.
Sorry, aber wir planen keine neue Nationalgalerie in Peking oder eine neue Hauptstadt für den Sudan und auch kein zweites World-Trade-Center....

Halt nur ein paar Wohngebäude, Gastronomie, Vinotheken etc., Schulen/KiTas usw....normale alltägliche Gebäude halt. Nichts für die Weltpresse.

Das ist dann natürlich für Absolventen nicht von Interesse... ;)

mrblack 30.05.2012 23:00

AW: Wie findet man einen jungen Bauleiter?
 
Das ganze hängt sicher auch von den Gehältern ab die gezahlt werden. Als Bauleiter nach dem Studium kann man mit einem Gehalt von mind. 2800 - 3200€/Monat Brutto zum Einstieg ausgehen.

Archimedes 31.05.2012 07:06

AW: Wie findet man einen jungen Bauleiter?
 
Zitat:

Zitat von mrblack (Beitrag 46906)
Als Bauleiter nach dem Studium kann man mit einem Gehalt von mind. 2800 - 3200€/Monat Brutto zum Einstieg ausgehen.

2.600-2.800 Euro/Monat Brutto halte ich für Einsteiger nach einer Probezeit auch für realistisch (als Absolvent Architektur). Bautechniker die diese Aufgabe erfüllen steigen vielleicht noch 200 Euro niedriger ein. Für Beträge darüber muss man schon 2-3 Jahre Berufserfahrung nachweisen können, denn das Büro investiert in Einsteiger am Anfang nicht unerheblich Zeit.
Sicher spielen Dinge wie z.B. Firmenwagen, Urlaub, Überstundenregelung, regionale Faktoren auch noch eine Rolle dabei.

Gerade zum Thema Firmenwagen würde mich interessieren, wie das in anderen Büros läuft?
Unsere Baustellen liegen in einem Radius von ca. 50 km um unseren Bürostandort verteilt. An manchen Tagen fährt man möglicherweise nur 70 km, an anderen Tagen mal 200 km als Bauleiter.
Gundsätzlich finde ich es langfristig gut, wenn das Büro dem Bauleiter ein Fahrzeug zur Verfügung stellt, welches er dann auch privat nutzen kann.
Gerade am Anfang ist es aber natürlich eine hohe Investition für Jemanden, den man noch nicht kennt und einschätzen kann.

Es gibt sicher auch Büros die Ihren Mitarbeiter nur die Kilometer vegüten, die die mit ihrem eigenen PKW für Bürozwecke zurücklegen.

formliquide 31.05.2012 10:35

AW: Wie findet man einen jungen Bauleiter?
 
Also bei uns hatte ich noch nie ein Problem damit, mit meinem eigenen Wagen auch 200km zur Bauleitung zu fahren, da wir das über eine vernünftige km-Pauschale/ Reisekostenabrechnung vom Büro zurückbekommen. Bekäme ich allerdings nur eine "Sparpauschale" bzw. Spritgeld, würde ich das natürlich nicht machen.
Ich habe aber das Gefühl, dass das Büro finanziell besser fährt, wenn Dienstwagen benutzt werden. Wir haben auch ein Büroauto mittleren Alters sowie die Privatwagen der Chefs, und es wird immer darauf gedrängt, diese Fahrzeuge zu benutzen und nicht mit dem eigenen PKW zu fahren.

Grundsätzlich finde ich eine Bauleiterstelle für einen Jungarchitekten bei entsprechender Anleitung seeehr reizvoll. Ich wollte das immer sehr gerne machen/ lernen und musste mich erst jahrelang durch Wettbewerbe quälen, bis ich das erste Mal Verantwortung auf der Baustelle übernehmen durfte...

Archimedes 31.05.2012 11:49

AW: Wie findet man einen jungen Bauleiter?
 
Zitat:

Zitat von formliquide (Beitrag 46908)
Also bei uns hatte ich noch nie ein Problem damit, mit meinem eigenen Wagen auch 200km zur Bauleitung zu fahren, da wir das über eine vernünftige km-Pauschale/ Reisekostenabrechnung vom Büro zurückbekommen.

Wie hoch ist die Pauschale? 0,30 € pro km?

Archimedes 03.06.2012 13:24

AW: Wie findet man einen jungen Bauleiter?
 
Zitat:

Zitat von formliquide (Beitrag 46908)
Ich habe aber das Gefühl, dass das Büro finanziell besser fährt, wenn Dienstwagen benutzt werden.

@formliquide

Bitte erläutere mir mal bei Gelegenheit, wie das bei Euch gehandhabt wurde.

Ich suche dafür nach Lösungen.

Was kostet mich ein Firmenwagen?

Firmenwagen vom Bruttogehalt

formliquide 05.06.2012 13:45

AW: Wie findet man einen jungen Bauleiter?
 
Ja, 0,30 bzw. 0,32€. Gehandhabt wird das folgendermaßen: Es existiert ein (zugegebenermaßen älteres aber sehr zuverlässiges) Büroauto, ehem. Privatwagen eines Chefs. Dieser steht für alle Mitarbeiter als Transportmittel zur Verfügung, Abstimmung Verfügbarkeit über Eintrag in eine Liste. Für das Fahrzeug werden natürlich alle Unterhaltskosten so gering wie möglich gehalten (aber immer bei voller Gewährleistung der Sicherheit!); d.h. Tankkarte einer bestimmten Kette mit Rabatt usw.. Sollten unbedingt 2 Autos benötigt werden gibt es noch die Option sich den neuen Wagen eines der Chefs zu leihen, was auch oft vorkommt. Diese laufen ebenfalls als Firmenfahrzeug, werden aber auch dementsprechend genutzt. Nur wenn die auch weg sein sollten fährt jemand mit dem Privatwagen. Bei einer Bürogröße von ca. 15 Personen muß das ein sehr vernünftiges Modell sein, kenne aber die genauen Abrechnungszahlen nicht...

Archimedes 05.06.2012 14:03

AW: Wie findet man einen jungen Bauleiter?
 
Zitat:

Zitat von formliquide (Beitrag 46946)
Bei einer Bürogröße von ca. 15 Personen muß das ein sehr vernünftiges Modell sein, kenne aber die genauen Abrechnungszahlen nicht...

Danke für die Auskunft. Klingt übrigens alles ganz nach der Handhabe eines Büros, bei dem ich mal gearbeitet habe ;) . Büro C. aus B.
Wäre aber extremer Zufall!

Lang 06.06.2012 15:53

AW: Wie findet man einen jungen Bauleiter?
 
Zitat:
"Ich denke, dass man zusammen in die schwierige Arbeit Bauleitung reinfinden kann und so jemanden bekommt, der nach einer Einarbeitungsphase von ca. 6 Monaten auf das Büro und die Arbeitsweise angepasst seine Aufgabe erfüllt."

-glaube ich nicht. höchstens für einfamilienhäuser. oder mit nem erfahrenen bauleite im büro im rücken.
ich habs selbst direkt nach dem studium versucht, und würde rückblickend sagen, dass man mal mindestens 1-2 jahre braucht, um da halbwegs reizufinden.

"Ich schreibe bewußt Bauleiter, da es für Frauen zugegebenermaßen immernoch schwerer ist auf Baustellen akzeptiert zu werden bzw. interessieren sich auch deutlich weniger Frauen für diesen Berufszweig."

also ich kenn eine 1,60m große blonde architektin, die krankenhäuser bauleitet, und ihre Sache sehr gut macht ;)

Archimedes 06.06.2012 16:00

AW: Wie findet man einen jungen Bauleiter?
 
Zitat:

Zitat von Lang (Beitrag 46951)
-glaube ich nicht. höchstens für einfamilienhäuser. oder mit nem erfahrenen bauleite im büro im rücken.
ich habs selbst direkt nach dem studium versucht, und würde rückblickend sagen, dass man mal mindestens 1-2 jahre braucht, um da halbwegs reizufinden.

Als Bauleiter lernt man nie aus, da bin ich mir gewiss. Aber nach 6 Monaten sollte schon ein gewisses Verständnis und erste Lösungsansätze für wiederkehrende Situationen da sein. Ich erwarte auch nach 2 Jahren keinen perfekten Bauleiter, aber Jemanden, wo man erkennt, dass er sich auf dem Weg dahin befindet. ;)

Zitat:

Zitat von Lang (Beitrag 46951)
also ich kenn eine 1,60m große blonde architektin, die krankenhäuser bauleitet, und ihre Sache sehr gut macht ;)

Ich kenn sogar eine die knapp 1,70 m groß ist ;) und ihre Sache als Bauleiterin ganz hervoragend gemacht hat, bevor sie in den kaufmännischen Bereich gegangen ist. Aber ehrlich...es sind leider Ausnahmen.

maichus 23.06.2012 00:50

AW: Wie findet man einen jungen Bauleiter?
 
Zitat:

Zitat von Archimedes (Beitrag 46895)
Wo und wie findet man solche Leute?

Eine Möglichkeit wäre, an die entsprechenden Hochschulen bzw. dortigen Fachgebiete heranzutreten. ;)

Ich studiere derzeit im zweiten Master-Semester in der Vertiefungsrichtung "Bauwirtschaft und Projektentwicklung" (an der hiesigen Uni beinhaltet das auch das Feld der Bauleitung) und an den zuständigen Professor wenden sich regelmäßig Büros/Firmen, die kompetente Absolventen für Tätigkeiten in den LP 5-8 suchen.

Archimedes 23.06.2012 07:43

AW: Wie findet man einen jungen Bauleiter?
 
Zitat:

Zitat von maichus (Beitrag 47096)
Eine Möglichkeit wäre, an die entsprechenden Hochschulen bzw. dortigen Fachgebiete heranzutreten. ;)

Du schreibst nicht, an welcher Uni Du studierst, aber an der nahegelegenen Hochschule habe ich bereits eine Stellenanzeige veröffentlicht. Dort sind in Kürze Diplomprüfungen.
Wie ich bereits schrieb, würde ich mich freuen, wenn sich auch Leute aus der Region bewerben, da ich da zunächst die langfristigsten Perspektiven sehe.

Tom 23.06.2012 17:46

AW: Wie findet man einen jungen Bauleiter?
 
Hast Du es schon in der Stellenbörse der Kammer Deines Bundeslandes versucht? Diese Börsen sind eher regional bezogen. Und der Charakter der Anzeigen ist bodenständiger. High-Flyer schauen da i. d. Regel gar nicht rein.

Ein weitere Aspekt kann ein größerer Anreiz hinsichtlich der beruflichen Entwicklungsmöglichkeiten sein. Du sprichst ja auch von einer langfristigen Bindung. Evtl. kannst Du die Möglichkeit in den Raum stellen, nach 5-8 Jahren erfolgreicher Zusammenarbeit Partner zu werden. Denn das gehört m. E. zu einer "langfristigen Perspektive" beim Arbeiten in der relativen Provinz dazu. Große andere Stationen oder Entwicklungsmöglichkeiten sind nämlich, wenn man mal ein paar Jahre in einem No-Name-Büro in der Wallachei war, nicht mehr drin. Erst recht, wenn man da gleich als Berufsanfänger gestartet ist.

T.

Archimedes 24.06.2012 08:55

AW: Wie findet man einen jungen Bauleiter?
 
Zitat:

Zitat von Tom (Beitrag 47098)
Hast Du es schon in der Stellenbörse der Kammer Deines Bundeslandes versucht? Diese Börsen sind eher regional bezogen.

Da habe ich es noch nicht versucht, aber die Seite wird von Absolventen schlecht frequentiert...manche wissen gar nicht, wie das mit den Kammern in Deutschland organisiert ist.

Zitat:

Zitat von Tom (Beitrag 47098)
Ein weitere Aspekt kann ein größerer Anreiz hinsichtlich der beruflichen Entwicklungsmöglichkeiten sein. Du sprichst ja auch von einer langfristigen Bindung. Evtl. kannst Du die Möglichkeit in den Raum stellen, nach 5-8 Jahren erfolgreicher Zusammenarbeit Partner zu werden. Denn das gehört m. E. zu einer "langfristigen Perspektive" beim Arbeiten in der relativen Provinz dazu. .

Natürlich ist bei einer längeren erfolgreichen Zusammenarbeit das Thema Büropartner nicht ausgeschlossen, wobei es bei Büros mit 4-5 Angestellten eher die Ausnahme ist bzw. es eher über Nachfolgerregelung läuft. Ich möchte aber da auch nichts falsches versprechen, da keiner die Entwicklung der nächsten 5-10 Jahre abschätzen kann. Ich denke eine unbefristete Festanstellung, grundsätzliche Entwicklungsmöglichkeiten und ein faires Grundgehalt müssen zunächst als Anreiz reichen. Achja: ein supernettes junges Team ohne Starallüren,...eine Menge Freiheiten und hohe Flexibilität. ;)
Provinz ist im Sprachgebrauch oft negativ behaftet, dabei sehe ich hier für eine langfristige Zusammenarbeit häufig eine bessere Basis wie im Ballungsgebiet.
Schau Dir Peter Zumthor an, der mit seinen knapp 20 Mitarbeitern in einem 1000-Einwohner-Ort sitzt. ;)

Zitat:

Zitat von Tom (Beitrag 47098)
Große andere Stationen oder Entwicklungsmöglichkeiten sind nämlich, wenn man mal ein paar Jahre in einem No-Name-Büro in der Wallachei war, nicht mehr drin. Erst recht, wenn man da gleich als Berufsanfänger gestartet ist.

Die so bezeichneten großen Stationen/Namen sind für den Einzelnen oft nur kurze Lebensabschnitte mit stark eingeschränkten Aufgabenbereichen. Für den Lebenslauf und meist in jungen Jahren ohne feste(n) Bindung/Standort durchaus interessant.
Langfristig aber wohl nur für Wenige eine feste Bank.
Es gibt doch glücklicherweise mehr No-Name-Büros in der Wallachei als Starbüros, so dass die Auswahl nicht wirklich eingeschränkt ist und auch Entwicklung ist vielleicht dort eher möglich als in der Entwurfsschmiede eines Großen. Denn die, die dort einige Jahre verbracht haben werden auch kaum von kleinen Büros als wirklich einsetzbar betrachtet.

Der direkte Kontakt zu Bauherrn/Firmen und die Sache im Kleinen gut machen ist für mich persönlich wichtiger als als Mitarbeiter Nr. 47 bei irgendeinem Großprojekt in der Presse mitaufzutauchen.
Ich suche Leute, die genauso denken.

Tom 24.06.2012 15:39

AW: Wie findet man einen jungen Bauleiter?
 
Zumthor, der Dalai Lama der Architektur, sitzt da in seinem Gebirgsdorf bei Höhenluft genau richtig ;) ...

So, wie Du Eure Bedingungen beschreibst, sollte sich da jemand finden lassen. Es gibt ja auch sehr heimatverbunde Leute, die nach dem Studium zurück in ihre Region wollen. Einige nutzen auch die intensiven Erfahrungen mit Bauherren und Behörden, die man in "kleinen Büros" machen kann, um sich nach 3-5 Jahren selbständig zu machen. Es muss halt zum eigenen Lebensentwurf passen. Argumente pro gibt es, wie ich auch finde, einige.

T.

Archimedes 26.06.2012 23:29

AW: Wie findet man einen jungen Bauleiter?
 
Zitat:

Zitat von Tom (Beitrag 47106)
Es gibt ja auch sehr heimatverbunde Leute, die nach dem Studium zurück in ihre Region wollen.
T.

Vielleicht habe ich mit meinen eigenen Schilderungen den Eindruck erweckt, dass sich unser Büro in der tiefsten Pampa befindet. So ist es nicht....wir sitzen an einem wichtigen Verkehrsknotenpunkt und bei uns um die Ecke kann man auch Architektur studieren...also eigentlich brauchen wir kein Mitleid und gnädige Absolventen, die sich in unsere Wüste verlaufen. :p

Ich finde aber das heute bei "Architektur" bzw. interessanten Jobs im Architekturbereich sich viel zu viel um Projektgröße, Umsatzhöhe, Anzahl der Mitarbeiter und einen möglichst großen Projektradius dreht.
Wenn sich hauptsächlich darüber ein Büro definiert, hat das erstmal herzlich wenig mit Baukunst, guter Umsetzung oder Kostentreue zu tun.
Aber schließlich zielen auch die VOF-Ausschreibungen kaum direkt auf Architektur, sondern auf eindrucksvolle Büroeckdaten ab.
Warum sollen Bewerber das wesentlich anders sehen?

Tom 02.07.2012 16:06

AW: Wie findet man einen jungen Bauleiter?
 
Ein wenig SPON-Geplänkel zum Thema, das böse P-Wort muss man ja nicht in voller Härte auf sich beziehen:
Jobs in der Provinz: Sehnsucht nach der Heimat - SPIEGEL ONLINE

T.

Archimedes 02.07.2012 16:48

AW: Wie findet man einen jungen Bauleiter?
 
Zitat:

Zitat von Tom (Beitrag 47178)
Ein wenig SPON-Geplänkel zum Thema, das böse P-Wort muss man ja nicht in voller Härte auf sich beziehen:

Naja, dass ist ja wirklich Provinz.... ;)

...und warum finden eigentlich alle Toskana so toll?

optimas 18.11.2012 12:44

AW: Wie findet man einen jungen Bauleiter?
 
Hi Archimedes

Ist zwar schon etwas älter dein Forenbeitrag, aber vieleicht ist dein Anliegen immer noch aktuell.

Ich bin Student am Standort Osnabrück. Dort haben wir die Möglichkeit Online über ein Portal Jobangebote zu poasten.

Zum anderen haben wir Aushänge (Schwarzes Brett) wo man Anzeigen aushängen kann.

Falls du Interesse hast, kann ich das für dich machen. Da wird sich der eine oder andere besimmt drüber freuen.

Wenn das Jobangebot schon veraltet ist, kann ich auch ein Aushang für Praktikanten anbringen falls du auch solche suchst.

Ich finde das ganz toll dass du Architekten als Berufsanfänger suchst, die Bauleitertätigkeiten übernehmen sollen, da sehr viele Büros/Betriebe nur mit Berufserfahrung suchen. :)

Archimedes 18.11.2012 15:16

AW: Wie findet man einen jungen Bauleiter?
 
Zitat:

Zitat von optimas (Beitrag 48528)
Ich finde das ganz toll dass du Architekten als Berufsanfänger suchst, die Bauleitertätigkeiten übernehmen sollen, da sehr viele Büros/Betriebe nur mit Berufserfahrung suchen. :)

Danke für Dein Angebot. Wir sind zwischenzeitig fündig geworden und bisher entwickelt sich die Sache positiv.

FoVe 23.11.2012 18:16

AW: Wie findet man einen jungen Bauleiter?
 
Die Diskussion an sich ist aber ganz interessant.

Bauleitung in der "Provinz" bedeutet aber auch, das die BL eben nicht Tag ein, Tag aus in einer Containerburg hasuen, sondern oft von dem Büro aus agieren und mehrmals in der Woche ihre Baustellen anfahren.
Alleine das macht schon einen Reiz für einen Bauleiter aus.
Mir tun die Jungs und Mädels immer leid, die ich als Bauleiter bei Großbaustellen antreffe.
Ganz abgesehen von den vielen, oft unbezahlten Überstunden, bekommen die nicht viel Abwechslung mit, finde ich.
Da sind oft die kleineren Baustellen viel abwechslungsreicher.

Archimedes 24.11.2012 17:44

AW: Wie findet man einen jungen Bauleiter?
 
Zitat:

Zitat von FoVe (Beitrag 48566)
Da sind oft die kleineren Baustellen viel abwechslungsreicher.

Kleine Baustellen ist genauso relativ zu sehen, wie der Begriff "Provinz".

Natürlich lachen Hadid, HdM, GMP und Co. sicher über alles was weniger als 20 Mio. kosten soll, aber für unsere Bürogröße und Region sind 3 Mio. Euro-Projekte schon eine ordentliche Größe und auch die müssen vernünftig abwickelt werden. Der Punkt Kostentreue wird bei kleinen Projekten aus meiner Sicht sogar wesentlich größer geschrieben, denn bei mehr als 5% Kostenüberschreitung ist schon so richtig was los, während man bei Megaprojekten oft genug von 50%, 100% oder 300% Überschreitung liest.

grungelook 29.11.2012 11:57

AW: Wie findet man einen jungen Bauleiter?
 
Wäre es denn nicht sinnvoll solche Leute direkt an den Universitäten anzusprechen?

Beispiel:
Man macht sich zuerst eine Liste von den Universitäten wo eine Architektur Fakultät existiert. Dann schreibt man die Studienkoordinatoren an und fragt ob diese netterweise einen Aushang am schwarzen Brett von der Fachschaft hängen könnten.

Viele werden es natürlich nicht tun, aber durch diejenigen die es tun, wirst du definitiv ein Paar Angebote ergattern können denke ich.

Wäre das eventuell eine Lösung für Dich und deine FIrma?

Liebe Grüße

Archimedes 29.11.2012 12:22

AW: Wie findet man einen jungen Bauleiter?
 
Danke für den Vorschlag!

Wie bereits erwähnt, hatten wir ja bereits Erfolg und suchen derzeit nicht mehr.

Ich finde es allerdings bedenklich, wenn man in einem eigentlich überlaufenen Berufszweig wie Architektur an die Hochschulen hausieren gehen muss, damit man überhaupt Mitarbeiter findet. Und leider begegnet man dort dann wirklich Vielen, die selbst nicht so recht wissen was sie wollen und können, aber in Illusionen schwelgen.

Ich glaube fast, der Branche geht's noch zu gut....

Das ewige Klagen kann ich jedenfalls jetzt nicht mehr hören, wenn ich diese Bequemlichkeit, Selbstüberschätzung und Aber-Haben-Wollen-Mentalität miterleben muss.

bimfood 29.11.2012 18:58

AW: Wie findet man einen jungen Bauleiter?
 
Zitat:

Zitat von Archimedes (Beitrag 48622)
Das ewige Klagen kann ich jedenfalls jetzt nicht mehr hören, wenn ich diese Bequemlichkeit, Selbstüberschätzung und Aber-Haben-Wollen-Mentalität miterleben muss.

Stimme ich zu. Ist auch meine Erfahrung.

Tom 29.11.2012 22:01

AW: Wie findet man einen jungen Bauleiter?
 
Zitat:

Zitat von maichus (Beitrag 47096)
Ich studiere derzeit im zweiten Master-Semester in der Vertiefungsrichtung "Bauwirtschaft und Projektentwicklung" (an der hiesigen Uni beinhaltet das auch das Feld der Bauleitung) und an den zuständigen Professor wenden sich regelmäßig Büros/Firmen, die kompetente Absolventen für Tätigkeiten in den LP 5-8 suchen.

Ich nehme mal an, Du bist also Bauing. Und damit sprichst Du eine grundsätzliche Gegebenheit an, über die alle, die auf Architektur-Absolventen schimpfen, nachdenken könnten: Dass nämlich in den späten LPH 6-8 sehr oft Bauingenieure und -innen arbeiten. In größeren Büros überwiegend (da heißt das dann "Baumanagement" o.Ä.), in Baufirmen und -konzernen ausschließlich. Nur in kleinen Architektur-Büros sitzen in den späten LPH Architekten, die im Studium nie etwas von Projektabwicklung gehört haben und sich autodidaktisch die Sachen draufschaffen mussten.

Ich bin gegen Absolventen-Bashing. Niemand muss sich für seine Interessen & Leidenschaften schräg anquatschen lassen. Entwerfer sollen Entwerfer sein dürfen. Wenn sie im Markt nicht unterkommen, werden sie es irgendwann verstehen. Jeder, der Architekt/in werden will, wird früher oder später die Wichtigkeit der späten LPH entdecken. Schlimm allerdings, wenn man vorher nicht Entwerfen gelernt hat. Das kann man in der Praxis nie mehr nachholen. Es gibt nicht zuviele Entwerfer, sondern viel zu wenige gute. Da herrscht genau so ein Bedarf wie bei Bauleitern und -innen.

In dieser Diskussion werden zwei Dinge auf unzulässige Weise vermischt: Die Tatsache, dass man "Bauleitung" an Architekturhochschulen nicht lernen kann - noch nicht mal theoretisch (das könnte und sollte geändert werden, zumindest alle Phasen der Bauentstehung sollten qualifiziert behandelt werden). Und zweitens die Tatsache, dass Leute, die Architektur studieren, in der Regel alles wollen, außer sich mit den Niederungen der "Bauabwicklung" zu beschäftigen (das ist nicht zu kritisieren, niemand muss Bauleiter werden wollen).

T.

Archimedes 30.11.2012 07:28

AW: Wie findet man einen jungen Bauleiter?
 
In einer längeren Diskussion vermischen sich nun mal oft Dinge, die keinen direkten Zusammenhang haben. Als unzulässig würde ich das aber nicht bezeichnen.

Tatsächlich sollte man nicht zuviel über die Absolventen schimpfen und ich hoffe, dass kommt auch nicht so extrem rüber.
Es wird die Situation bemängelt, die entscheidend durch Hochschulen, Studienpläne und Lehrende geprägt wird und zu wenige oder gar keine breit ausgebildeten Architekten auf den Markt bringt. Ich sehe nicht die Notwendigkeit, dass der jeder Architekt zunächst als Entwerfer ausgebildet werden muss, denn es braucht sie nicht in dieser Masse. Das ein Architekt Gespür für gute Architektur/Gestaltung haben sollte, sehe ich allerdings als unerläßlich an. Dafür muss aber nicht Jeder auch exzessiv jahrelang Entwurf üben und seine Ideen von Professoren durch die Mangel drehen lassen, sondern kann bereits im "Grundstudium" über Gebäudelehre, Architekturtheorie und Baugeschichte entsprechende Grundlagen vermittelt bekommen und dann im weiteren Studium wichtige Dinge wie Baubetrieb, Baurecht, Kalkulation vertiefen.
Denn dieses Feld rein den Bauingenieuren zu überlassen, die wenig bis keine Ausbildung in Gestaltung erhalten und auch selten etwas über die Gewerke wissen, die über den Rohbau hinausgehen, halte ich für fatal.

Nochmal: Kein Absolventen-Bashing, aber immer wieder Kritik an den auf Entwurf fixierten Studiengängen für Architekten, die häufig genug desillusionierte junge Menschen auf dem Arbeitsmarkt hinterlassen und den Büros es schwer machen, geeignete Leute zu finden, für das was nach dem Entwurf kommt.

Tom 01.12.2012 14:56

AW: Wie findet man einen jungen Bauleiter?
 
Zitat:

Zitat von Archimedes (Beitrag 48640)
Nochmal: Kein Absolventen-Bashing, aber immer wieder Kritik an den auf Entwurf fixierten Studiengängen für Architekten, die häufig genug desillusionierte junge Menschen auf dem Arbeitsmarkt hinterlassen und den Büros es schwer machen, geeignete Leute zu finden, für das was nach dem Entwurf kommt.

Kann ich nur unterschreiben. Und ich habe leider nicht den Eindruck, dass die Kammern und/oder Hochschulen das Problem schon identifiziert haben.

T.

Archimedes 11.02.2015 18:53

AW: Wie findet man einen jungen Bauleiter?
 
Ein alter Thread, den ich nochmal durch Zufall entdeckt habe und mir durchlesen musste.
Da die letzten Einträge mehr als 2 Jahre zurückliegen, war es spannend nochmal darüber zu lesen und zu sehen was aus meinem damaligen Anliegen geworden ist.

Zuerst das Wichtigste:
Ich habe mittlerweile einen guten jungen Bauleiter gefunden.

Dieser arbeitet mittlerweile über ein Jahr bei uns, fühlt sich erkennbar wohl, hat seine Baustellen recht gut im Griff und engagiert sich bei Bedarf auch mal über die tägliche Arbeitszeit hinaus. Dafür genießt er sehr viele Freiheiten und Entscheidungsspielräume bei seinen Projekten, wird überdurchschnittlich gut bezahlt gemessen an Berufserfahrung/Region/Vergleichswerten und hat einen eigenen Firmenwagen.
Bis sich diese Konstellation gefunden hat musste aber leider mehr als ein Jahr mit Rückschlägen vergehen: Einem Absolventen der sich in Bauleitung versucht hat, aber einfach mit diesem Thema fachlich und persönlich total überfordert war, aber dafür recht hohe Lohnansprüche hatte.
Solche Erfahrungen gehören für beide Seiten dazu.
Es dauert, das kann ich nun sagen, mehrere Jahre bis sich ein eingespieltes und verlässliches Team zusammengefunden hat.
Natürlich ist alles vergänglich, aber momentan bin ich mit meinem gesamten Team extrem zufrieden. Vor allem weil es menschlich passt.
Klar gibt es häufig Kleinigkeiten die noch besser laufen könnten oder völlig unnötige Fehler, aber in der Gesamtbetrachtung macht es einfach Freude Teil dieses Team zu sein.
Ich werde meinen Teil dazu beitragen, dass es so bleibt.
Ich hoffe, dass meine Mitarbeiter das genauso unterstützen. :)


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