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MachHin 10.06.2012 14:31

Architekt=Zukunft?
 
Guten Tag liebe Leidensgenossen ;),
ich wollte mal folgendes Thema in den Raum werfen:
Hat unser Beruf national und international Zukunft angesichts der groszen (meine Tastatur hat kein scharfes s) Arbeitnehmerzahl bzw. der enormen Anzahl von Architekturabsolventen weltweit?
Angeblich werden jaehrlich ca. 5000 Absolventen (in Deutschland) auf die Strasze gespuckt und nur 2500 Architekten gehen in Rente. Was passiert mit dem jaehrlichen Ueberschuss? HarziV? Ausland?
Was wenn das Ausland auch keine Alternative mehr bietet, da auch dort der Arbeitsmarkt uebersaettigt ist, sei es entweder durch Wirtschaftskrisen o.ae?
Gibt es Architekten wie Sand am Meer?
Das alles vor dem Hintergrund, dass die Baubranche natuerlich ein sehr unbestaendiger Bereich ist und man seinem Job eventuell hinterherziehen muss.

Mit freundlichen Gruessen

MachHin

Archiologe 10.06.2012 15:27

AW: Architekt=Zukunft?
 
Zitat:

angesichts der groszen (meine Tastatur hat kein scharfes s) Arbeitnehmerzahl
OT

Benutze doch einfach das Doppel-s fürs ß ! ;)

Archimedes 10.06.2012 16:25

AW: Architekt=Zukunft?
 
Zitat:

Zitat von MachHin (Beitrag 46964)
Gibt es Architekten wie Sand am Meer?

Könnte man in Deutschland tatsächlich glauben, aber einige Jahre nach dem Studium bereinigt sich der Markt. Gute Leute sind dann gefragt und die anderen verdingen sich in fachfremden Bereichen. Durch den recht hohen Frauenanteil gibt es einen hohen Anteil an Architektinnen die Teilzeit arbeiten oder zumindest für einige Jahre zu hause bleiben.

Aus aktuellem Anlaß kann ich sagen, dass Architekten in den Lphs 5-8 sogar Mangelware sind. Einen Überschuß gibt es sicherlich im Bereich Entwurf, weil das Studium Architekten fast ausschließlich auf diese Tätigkeit vorbereitet, der Anteil an der vollen Architektenleistung aber nur zwischen 15-25% liegt.

Grundsätzlich muss man sich aber immer fragen, ob es mit unserem Beruf in Zukunft so weitergeht oder ob er vielleicht irgendwann weniger gebraucht wird, weil andere auch unsere Arbeit zum größten Teil übernehmen.

Es gibt einen fortwährenden gesellschaftlichen Wandel. Berufe wie Schuster und Korbflechter sind in den vergangenen 50 Jahren fast völlig von der Bildfläche verschwunden, dafür gibt es heute z.B. Informatiker und Medienberater. Davon wußte vor 30 Jahren noch kaum Jemand was. Wer weiß schon was in 30 Jahren mit dem klassischen Architektenjob passieren wird.

Ich denke man muß flexibel bleiben und immerwieder bereit sein sich zu verändern und neue Aufgaben anzugehen, dann wird man auch mit und von einem Architekturstudium in Zukunft leben können.

rike123 15.06.2012 08:53

AW: Architekt=Zukunft?
 
Man muss halt richtig gut sein und extrem flexibel und kreativ.
Heutzutage kommt es einfach auf eine top Ausbildung und gute Arbeitserfahrung an :)

Jochen Vollmer 15.06.2012 15:37

AW: Architekt=Zukunft?
 
die zukunft ist rosig

Tom 18.06.2012 15:38

AW: Architekt=Zukunft?
 
Wenn man in langfristigen Megatrends denkt, gehört die weltweite Urbanisierung zweifellos dazu. Man sollte meinen, dass es für Bauberufe noch mind. 50-100 Jahre genug zu tun gibt. Und in etwas vermindertem Umfang auch darüber hinaus, denn nach der initialen Urbanisierung bestehen die Aufgaben dann im Gestalten der permanenten Wandlungsprozesse.

Ob man als deutscher Architekt daran beteiligt ist, hängt von einem selber ab. Wer es möchte, kann die beruflichen Weichen so stellen. Ob Architekten im Allgemeinen diese Prozesse noch wie im heutigen Sinne in Zukunft mitgestalten werden, ist schwer zu sagen. Angesichts asiatischer Baukonzerne, die Prefab-Hochhäuser aus dem Katalog in 15 Tagen hochziehen, darf man auf Lange Sicht daran zweifeln. Aber der Anteil an sorgfältig gemachter, qualitativ guter Architektur am Gesamt-Bauvolumen lag schon immer nur bei ca. 5%. Vielleicht sinkt die Quote langfristig auf 0,5% oder weniger. Davon hängt ab, wieviele feinsinnige, kulturbeflissene Architekten die Welt wirklich braucht.

T.

Blumenschein 18.06.2012 20:33

AW: Architekt=Zukunft?
 
Vielleicht gibt es bald doch wieder mehr zu tun,

Gruß
--
Blumenschein

Archimedes 19.06.2012 07:47

AW: Architekt=Zukunft?
 
Zitat:

Zitat von Blumenschein (Beitrag 47040)
Vielleicht gibt es bald doch wieder mehr zu tun,

Danke für den Link.

Leider werden nur wenige Architekten etwas bei den benötigen Billigwohnungen verdienen können, denn ich nehme an das diese Strukturen eher von Baugesellschaften aus dem Boden gestampft werden.

In dem Text steckt eine Zahl die vielleicht eher für Architekten interessant ist:

"Nach Schätzung des Bundesverbands deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen (GdW) werden in diesem Jahr mehr als 200.000 neue Wohnungen fertig gestellt - allerdings vor allem im Luxussegment."

Hoffentlich hält dieser Trend an. Bei dieser hohen Zahl im Jahr wird der potentielle Kundenkreis allerdings schnell gesättigt sein.

Tom 19.06.2012 14:58

AW: Architekt=Zukunft?
 
Zitat:

Zitat von Archimedes (Beitrag 47041)
ich nehme an das diese Strukturen eher von Baugesellschaften aus dem Boden gestampft werden.

In Rhein-Ruhr gibt es eine erfolgreiche Entwickler-Firma, die komplette Stadtquartiere baut und managed, in Zusammenarbeit mit externen Architekten. Die sind sowohl im gehobenen (Luxus-) Segment unterwegs, nehmen jetzt aber auch den Günstig-Wohnungsmarkt mit einer eigenen Entwurfs-Philosophie ins Visier (auch mit externen Architekten der besseren Art). Erste Projekte entstehen im Raum Köln: Vilis Wohnen - Startseite.

Bei diesen Projekten sind dann - bei einem angestrebten guten architektonischen Niveau - die Ausstattung, die Konstruktionsweise, die Ausführung so optimiert, dass sich Kostenersparnisse ergeben, die sich im Verkaufspreis bemerkbar machen. Dazu gehört vor allem eine Optimierung der Bauabläufe, z.B. eine Art "Null-Fehler-Management" auf der Baustelle (Folgegewerke fangen an, wenn das vorangehende Gewerk mängelfrei abgeschlossen hat, Häuser und Häusergruppen werden nach einem ausgeklügelten Zeitplan eng verzahnt von eingespielten Kolonnen erstellt, die ihr Material "Just in Time" anliefern). Lustigerweise ist da eine Consulting-Division von Porsche involviert, die "Lean Construction"-Prinzipien aufs Bauwesen überträgt.

Das sind Bereiche, in denen noch viel zu verbessern ist. Und erst wenige haben es systematisch versucht.

T.

Archimedes 19.06.2012 16:20

AW: Architekt=Zukunft?
 
Zitat:

Zitat von Tom (Beitrag 47049)
...(auch mit externen Architekten der besseren Art)..
Bei diesen Projekten sind dann - bei einem angestrebten guten architektonischen Niveau - die Ausstattung, die Konstruktionsweise, die Ausführung so optimiert, dass sich Kostenersparnisse ergeben, die sich im Verkaufspreis bemerkbar machen.
T.

Ist die Gefahr dabei nicht groß, dass solche Projekte nachher wieder sehr teuer verkauft werden, weil die Nachfrage nach architektonisch wertvollen Projekten sehr groß wird. Ich meine, dass sich wieder Reichere dort einnisten, weil es chic und hipp ist und die Leute mit weniger finanziellem Potential wieder hinten anstehen?

Tom 19.06.2012 17:31

AW: Architekt=Zukunft?
 
Der Festpreis, zu dem die Wohnungen verkauft werden, orientiert sich nach meinem Eindruck an einer durchschnittlich (doppelt) verdienenden "Mittelschicht" (~2.500 EUR/qm). Gut möglich, dass diese Wohnungen auch zum Spekulationsobjekt werden und später teuer vermietet oder mit Aufschlag weiterverkauft werden.

Aber in der Nachfrage nach ordentlicher bis guter architektonischer Qualität, von der Du sprichst, sehe ich erst mal was Positives. Die Leute wollen nicht mehr gern in 08/15-Wohnungen leben, die gedankenlos irgendwo abgestellt worden sind. Klar darf man kritisch hinterfragen, ob die Beteiligung von Architekten an solchen Projekten für diese inhaltlich und/oder finanziell lohnend ist. Aber so, wie der freie Berufsstand angelegt ist, müssen andere die Konzepte entwickeln, die finanzielle Verantwortung tragen - und damit auch den Hauptanteil am Gewinn erzielen.

T.

MachHin 20.07.2012 00:13

AW: Architekt=Zukunft?
 
Zitat:

Zitat von Tom (Beitrag 47063)
Der Festpreis, zu dem die Wohnungen verkauft werden, orientiert sich nach meinem Eindruck an einer durchschnittlich (doppelt) verdienenden "Mittelschicht" (~2.500 EUR/qm).
T.

Die Mittelschicht wird so allmaehlich dezimiert. Man spricht schon seit Jahren davon, dass es nur noch die Unter-und Oberschicht geben wird. Habe jedoch noch keine ausfuehrliche Recherche betrieben, um das zu bestaetigen.

@Archimedis. Ich stimme Deiner ersten Aussage zu. Irgendwie bekomme ich das Gefuehl, dass nicht mehr so viele qualifizierte Menschen benoetigt werden. Ich habe gehoert, dass es immer weniger Auszubildende im handwerklichen Bereich geben sollen. Ich unterhielt mich mal mit einem Bauunternehmer und der meinte, da saessen nur noch bis zu 6 Maurerlehrlinge im Klassenraum. Vor einiger Zeit waren es noch an die 30.
Vielleicht kippt die ganze Sache. Die Nachfrage nach Akademikern wird sinken und die nach handwerklichen Menschen steigen.

Archimedes 20.07.2012 08:20

AW: Architekt=Zukunft?
 
Zitat:

Zitat von MachHin (Beitrag 47308)
Irgendwie bekomme ich das Gefuehl, dass nicht mehr so viele qualifizierte Menschen benoetigt werden. Ich habe gehoert, dass es immer weniger Auszubildende im handwerklichen Bereich geben sollen. Ich unterhielt mich mal mit einem Bauunternehmer und der meinte, da saessen nur noch bis zu 6 Maurerlehrlinge im Klassenraum. Vor einiger Zeit waren es noch an die 30.

So wollte ich das nicht darstellen. Qualifizierte Menschen werden mehr denn je benötigt, denn die Zahl die zwar einen Abschluß nachweisen können, aber nicht wirklich für das was sie tun qualifiziert sind, hat gefühlt beträchtlich zugenommen. Damit meine ich, dass aus meiner Sicht das Niveau gesunken ist unter denen die eine Lehre oder ein Studium abschliessen. Es gibt immer weniger Leute, die man praktisch "gebrauchen" kann bzw. die die nötige Leistungs- und Lernbereitschaft mitbringen.
Gespräche mit Führungskräften aus dem Handwerk zeichnen ebenfalls dieses Bild.

Zitat:

Zitat von MachHin (Beitrag 47308)
Die Nachfrage nach Akademikern wird sinken und die nach handwerklichen Menschen steigen.

Ich halte es für gerecht, wenn dem Handwerk endlich ein höherer Stellenwert beigemessen wird. In den letzten Jahrzehnten wurde die Branche teilweise ausgebeutet.

Tom 20.07.2012 14:02

AW: Architekt=Zukunft?
 
Zitat:

Zitat von MachHin (Beitrag 47308)
Die Mittelschicht wird so allmaehlich dezimiert. Man spricht schon seit Jahren davon, dass es nur noch die Unter-und Oberschicht geben wird. Habe jedoch noch keine ausfuehrliche Recherche betrieben, um das zu bestaetigen.

Ja, die "Mittelschicht", wie auch immer man sie definiert, verkleinert sich zugunsten der Extreme. Aber sie ist nach wie vor die bei weitem größte Gruppe und wird auch noch lange das Zentrum der deutschen/eruopäischen Gesellschaften bilden. Ich benutze den Begriff in einem allgemeinen Sinne, der die Zielgruppe charakterisiert, die eindeutig nicht "Luxus" nachfragt, aber so solvent ist, dass Wohnungseigentum im Bereich des Möglichen liegt. Dazu gehören "Akademiker" jeder Couleur wie auch Facharbeiter, Selbständige, etc. ...

Eigentlich ist das ja nicht der Kern des Themas. Aber interessant ist ja schon, dass in den aufstrebenden Staaten wie z.B. China, Brasilien, etc. eine "Mittelschicht" tatsächlich nicht existiert hat und sich im Zuge des Wirtschafts-Booms jetzt gerade erst herausbildet. Dieser neue Mittelstand findet seine beruflichen Chancen im Umkreis der urbanen Zentren. Und diese Gruppe ist mit ihren (u.a. Wohn-) Bedürfnissen und ihrem Wertekanon schon eine treibende Kraft der Verstädterungsprozesse.

T.

Mike84 21.07.2012 13:35

AW: Architekt=Zukunft?
 
Ich möchte mal an der Absolventenzahl von 5000 anknüpfen. Durch meine Arbeit an der FH konnte ich bezüglich der Qualität der Abgänger folgende Beobachtung feststellen:

In de letzten 3 Jahre hat die Qualität extrem gelitten. So ist es beispielsweise schon vorgekommen, das Studenten mit frischem Abschluss mit dem Begriff: U Wert, nix anfangen konnten.

Oder Fassadenschnitte bei der These mit Bako nix zu tun hatten. DIN 4108, was ist das?

Und und und.....

Diese Entwicklung ist stetig steigend. Und solche " Architekten" gehen mit nem M.A. Raus. Bunte Bilder malen und that's it? Kann es doch nicht sein oder?

Ich kann von mir aus sagen, dass ich kein Entwerfer bin, jedoch bin ich Bauphysikalisch und Energetisch sowie Baukonstrzktiv fit. Das sind doch die Felder welche zukünftig besetzt werden müssen. Oder?

Somit dürfte bezüglich der 5000 Abgänger, abzüglich der "Pfeifen", genug für uns über bleiben. Wenn da nicht noch das Gehaltproblem wäre.

Just my 2 Cent

Arkham 22.07.2012 20:37

AW: Architekt=Zukunft?
 
@ Mike84
Wie kannst Du fit in Bauko sein wenn Du nicht entwerfen kannst?

personal cheese 22.07.2012 21:24

AW: Architekt=Zukunft?
 
Hat er so ja gar nicht geschrieben.

Mike84 22.07.2012 21:46

AW: Architekt=Zukunft?
 
Na da hab ich mich wohl falsch ausgedrückt. Ich bin keiner dieser Designarchis, welche mit ihren Entwürfen Wettbewerbe gewinnen:-) Die eigendliche Planung jedoch abgeben. Sprich das freie Entwerfen ohne Rücksicht auf Kosten oder Funktion. Ist nicht mein Ding.

Dennoch verfüge ich über das nötige Wissen um alltägliches zu planen.

Gruß

Arkham 24.07.2012 11:08

AW: Architekt=Zukunft?
 
Du musst in den meisten Phasen beides können.In diesem Forum wird der Job gerne gespalten mit Trend zum 'Designerbashing' Das ist Unsinn!Du wirst Dich zwar sicher irgendwann spezialisieren aber wenn Du auch alltägliches (?!) nicht vermiesen willst kommst Du ohne den Designpart nicht weiter, DINs hin oder her.
Ob Du Deine Zukunft in der Architektur findest kann man auf Basis Deines Posts nicht sagen. Es macht nicht den Eindruck von Teamwork und das ist für die Profession m.M. nach ungeeignet. 'Pfeifen' klingt eher nach leichter Profilneurose aber vielleicht hat Archimedes einen Job für Dich :D SCNR

Mike84 24.07.2012 15:30

AW: Architekt=Zukunft?
 
Ich weiß nun nicht was mein Post so zu verstehen gibt, das Teamwork angezweifelt wird. Ich habe lediglich meine Erfahrung aus der Lehre erläutert. Klar gibt es die 10 % der Architekten welche im reinen Entwurf richtig Verdienst haben. 90 % haben NUR DAMIT nix zu lachen. Bei den Studenten ist ist die Vorstellung des Architekten immer noch die der beschriebenen 10%. Das führt dazu, das 90% der Abschlussarbeiten eben Entwürfe ohne den gelehrten Backround sind. Bunte Hüllen ohne Fachlichen Inhalt.

Teamwork? Immer! Mit kompetenten Partnern.
Gruß

Archimedes 24.07.2012 15:51

AW: Architekt=Zukunft?
 
So hab ich das auch vor 7-8 Jahren nach meinem Abschluß gesehen und eigentlich hat sich an dieser Ansicht bis heute wenig geändert bzw. hat sich das bisher oft bestätigt.
Natürlich ist die Entwurfslehre wichtig, aber mind. 80% der Absolventen können das "Gelernte" nicht oder nur sehr begrenzt anwenden.
Man sollte mal nicht zu sehr von den höchstens 5% Absolventen ausgehen, die bei gmp, hdm oder anderen namenhaften Büros mit mehr als 15 Mitarbeitern beginnen.

Ich wünsche mir seit langem mehr Fachwissen hinter der Gestaltung, aber auch unsere aktuellen studentischen Mitarbeiter sind noch keinen Deut praktischer veranlagt.
Trotzdem brauchst Du auch heute als baukonstruktiv und baupraktisch veranlagter Architekt Glück bei der ersten Stelle, denn Du wirst zwischen den "Blendern" allzuoft übersehen und verkannt.

Also: Viel Glück!

Mike84 24.07.2012 17:44

AW: Architekt=Zukunft?
 
Da hast du recht. Das übersehen werden ist derzeit auch meine sorge. Mit etwas Glück darf ich in das Büro, wo ich mein Praktikum hatte. Die haben mir zu der Zeit gesagt ich darf nach dem Master zurück kommen. Derzeit pflege ich den Kontakt, jedoch wurde vor kurzem jemand eingestellt.

Mal sehen was noch kommt. Mit Glück habe ich im März Glück.
Gruß

Tom 24.07.2012 19:04

AW: Architekt=Zukunft?
 
Zitat:

Zitat von Archimedes (Beitrag 47344)
denn Du wirst zwischen den "Blendern" allzuoft übersehen und verkannt.

Ich halte eine Polarisierung nach wie vor für Unsinn. Ich habe bisher nur wechselseitige Anerkennung erlebt zwischen den Leuten, die die frühen und jenen, die die späten LPH bearbeiten. Die Ausführungsplaner und Ausschreiber hätten ohne die Wettbewerbserfolge ihrer konzeptionell starken Kollegen doch gar nichts zu tun. Und ohne die fundierte Durchplanung und Realisierung würde man von guter Architektur nicht sprechen können.

In kleineren Büros à 5-10 Leute machen ja oft alle Mitarbeiter alle Phasen. Und da sieht man schnell, wo die individuellen Stärken und Schwächen liegen. Gestaltungskompetenz fängt bei der großen Linie und beim Konzept an und setzt sich bis ins Detail fort. Schwache Entwerfer, oder sogar Leute, die das Entwerfen als "Blendertum" abwerten, sind als Ausführungsplaner dann höchstens in der Lage, eine Lösung aus der Detail schlecht zu übernehmen, weil sie die Schattenfuge zu groß machen, einen hässlichen Profilquerschnitt wählen und sich auch in der Glasfarbe vertun. Nur mal als simpelstes Beispiel.

T.

Arkham 24.07.2012 21:39

AW: Architekt=Zukunft?
 
Danke Tom!

Archimedes 26.07.2012 17:42

AW: Architekt=Zukunft?
 
Zitat:

Zitat von Tom (Beitrag 47348)
Schwache Entwerfer, oder sogar Leute, die das Entwerfen als "Blendertum" abwerten,...

Autsch!!

Das war ein unerlaubter Tiefschlag. ;)

Zitat:

Zitat von Tom (Beitrag 47348)
Gestaltungskompetenz fängt bei der großen Linie und beim Konzept an und setzt sich bis ins Detail fort.

So sehe ich das doch auch.

Aber:

Es ist aber in Tat schwer für Leute, die nicht gut "blenden" können, ihren ersten Job zu ergattern.
Denn obwohl quasi alle Büroinhaber wissen, dass das was für die Bewerbungsmappen und Portfolios gepimpt wurde, meist fern von der Realität ist und evtl. gar nicht die alleinige Leistung des jeweiligen Bewerbers ist oder mit einem absolut unrealistischen Zeitaufwand erstellt wurde, wirken die "netten" Darstellungen und Renderings von diversen Großprojekten und Wettbewerben doch irgendwie anziehend und beeinflussen (unbewußt) den Gesamteindruck.
Bewerber, die ihren Schwerpunkt vielleicht baukonstruktiv oder organisatorisch sehen, übrigens deshalb nicht gleich zwangsläufig die schlechteren Entwerfer sind, haben oft bescheidene, dafür aber häufig "ehrlichere" Bewerbungsunterlagen mit deutlich weniger "Posing".
Leider gehen diese manchmal schon beim Vorsortieren zwischen den Hochglanzbroschüren, selbstgeschnitzten Verpackungshighlights und begabten Webdesignern unter, weil sie zu rational sind.
Bekommen so nicht die Chance zum Vorstellungsgespräch und zum Zeigen was sie wirklich drauf haben.

Ich habe die Situation schon von beiden Seiten erlebt.

Die Jagd nach Jobs im Architekturbereich hat in meinen Augen tatsächlich sehr viel mit "Blenden und Blendern" zu tun. Mit gutem Entwerfen hat das wenig zu tun.

Aber es gehören wie immer zwei dazu.
Einer der blendet und einer der darauf reinfällt.
Lange Bindungen entstehen daraus eher selten.

Archimedes 26.07.2012 18:59

AW: Architekt=Zukunft?
 
Zitat:

Zitat von Arkham (Beitrag 47336)
'Pfeifen' klingt eher nach leichter Profilneurose aber vielleicht hat Archimedes einen Job für Dich :D SCNR

Seit wann weist man sein großes entwerferisches Können eigentlich rein über vollmundige Postings bei Tektorum nach?
Sich selbst zu hoch ein- bzw. überschätzen ist doch leider ein Problem gerade unserer Branche.
Ehrliche Aussagen und Einschätzungen über die eigene Person, wie die von Mike84 sollte man daher nicht gleich unter dem Deckmantel des selbsternannten Hüters des genialen Entwurfes kleinreden.
Fragt sich doch wo die Neurosen sitzen.

Vielleicht ist es gerade bei den Themen Entwerfen und Theorie einfacher hier einen Nachweis oder eine Antwort schuldig zu bleiben, als bei greifbareren Themen wie Kosten, Ausführbarkeit, Abwicklung und Recht.

Vom tollen Hecht und anderen Fischen. ;)

personal cheese 26.07.2012 20:41

AW: Architekt=Zukunft?
 
Vielleicht noch eine Ankdote dazu.
Ein Kollege hat für ein anderes Büro die Ausschreibung für ein Projekt übernommen und kam mal mit folgenden Worten von einer Besprechung zurück: "Die leben in einem anderen Universum, wo es weder Zeit noch Geld noch Naturgesetze gibt."

Tom 26.07.2012 22:19

AW: Architekt=Zukunft?
 
Na dann sind sich hier ja alle einig. Ich fasse zusammen: "Blender" sind diejenigen, die sich um die Umsetzung ihrer Entwürfe nicht scheren und den seriösen Konstrukteuren die Jobs wegnehmen. Diese könnten genauso gut entwerfen und darstellen. Sie kümmern sich aber lieber um DIN-Normen und die VOB.

Ungefähr so richtig? :D:D

T.

personal cheese 26.07.2012 22:35

AW: Architekt=Zukunft?
 
Nein, nicht richtig. Ich frage mich aus welchen Beiträgen du das herausgelesen hast.

Archimedes 27.07.2012 06:53

AW: Architekt=Zukunft?
 
Zitat:

Zitat von Tom (Beitrag 47364)
Na dann sind sich hier ja alle einig. Ich fasse zusammen: "Blender" sind diejenigen, die sich um die Umsetzung ihrer Entwürfe nicht scheren und den seriösen Konstrukteuren die Jobs wegnehmen.

Die Diskussion und der von mir ins Gespräch gebrachte Begriff "Blender" sind hier etwas übertrieben hochgekocht worden.
Aus meiner Sicht gibt es in unserer Branche Blender. Ja, definitiv.
Nur die Zahl der Blender nimmt 6-24 Monate nach dem Berufeinstieg rasant ab, denn entweder wurden sie enttarnt oder sie haben sich weiterentwickelt.

Es ging mir tatsächlich nur darum Mike84 zu sagen, dass es am Anfang schwer ist, sich zwischen so manchem "Blender" ordentlich zu positionieren um überhaupt einen ersten Job zu ergattern.
Es geht darum, dass von Architekturbüros doch hoffentlich vielseitige Architekten (mit Stärken, die über den Entwurf hinausgehen) gesucht werden und nicht vorrangig Renderprofis, Verpackungskünstler, Druckvorlagenhersteller und Webdesigner.

Die direkte Verbindung Blender = reiner Entwerfer wurde hier von anderen konstruiert.

Mike84 27.07.2012 08:22

AW: Architekt=Zukunft?
 
Danke dafür ;-)

Ich für meinen Teil wollte nur meine gewonnene Erfahrung direkt vom Lehrstuhl bezüglich der hohen Qualitätsunterschiede der Abgämger kunt tun.

Ob Blender oder Pfeifen, es gibt sie und ich sehen nach jedem Semester Arbeiten wo es einem hochkocht.

Ich rede dabei nicht von Architekten sondern von Berufsanfängern. Und vorallem nicht von jedem.

Gruß

Arkham 27.07.2012 12:54

AW: Architekt=Zukunft?
 
Ich dachte Ihr passt ganz gut zusammen :D

Zitat:

Zitat von Archiologe (Beitrag 46181)
Im Alltag regiert das Geld und das Gesetz. Punkt aus! Wer dann noch seine Freizeit hingibt, um gute Architektur zu bauen, ist ein Idealist und powert sich bis zum Burnout aus.

Und gut das ich jetzt aus vollmundigen Tektorumpostings weiss das man in aller Wahrscheinlichkeit ein 'Blender' und eine 'Pfeife' ist wenn man erwartet das ein 'serioeser Konstrukteur' nicht nur Herstellerdetails zusammenkopiert :D

Thumbs up!

personal cheese 27.07.2012 21:24

AW: Architekt=Zukunft?
 
Ironie funktioniert in Foren eher schlecht und führt zu Missverständnissen.
Nur mal so eben.

Archimedes 28.07.2012 08:18

AW: Architekt=Zukunft?
 
Nochmal zum Thema Blender...weil es so schön ist: ;)


Gerade bei Bewerbungen wird doch oft mit falschen Tatsachen für sich geworben bzw. bewußt nähere Details verschwiegen.

Nicht nur von "großartigen" Entwerfern, die im Paralleluniversum unterwegs sind und sich ich ihre fotorealistische Modellwelt mit spektakulären Formen am Rechner zusammenrendern.


Es gibt Sie doch auch in allen anderen Bereichen und Leistungsphasen:


Die, die als Eyecatcher im Portfolio den Bau einer neuen Fußballarena anführen und angeblich für die Ausführungsplanung verantwortlich waren, aber vergessen zu erwähnen, dass sie in den 6 Monaten ihrer Beteiligung nur die Fliesenpläne für die Personaltoiletten abzeichnen durften.

Oder die, die maßgeblich an der Bauleitung des Bürohochhauses beteiligt waren, weil sie den Projektleiter, der nach der letzten Firmenfeier den Führerschein wegen Trunkenheit verloren hat, zur Baustelle chauffierren durften und die Akten ins Bauleiterbüro geschleppt haben.

Oder die erfahrenen Ausschreiber, die sich ja so gut mit VOB und Leistungsbeschreibungen auskennen, weil sie schon mindestens 250 LVs durch den Bürokopierer gejagt haben und diese für den Versand vorbereitet haben.



Blender gibt's nicht nur unter den Entwerfern, aber das Vortäuschen falscher Tatsachen und schmücken mit fremden Federn ist vielleicht in der Bewerbung nicht strafbar, aber die Halbwertszeit beträgt nur wenige Wochen im neuen Büro.

personal cheese 28.07.2012 09:16

AW: Architekt=Zukunft?
 
Wenn diese Leute dann genommen werden, haben sie aber unbewusst eine wichtige Qualifikation nachgewiesen, die auch gegenüber Bauherren, Behörden, Fachplanern und Handwerkern genutzt werden kann: "Souveränes Auftreten bei völliger Ahnungslosigkeit"

Archimedes 28.07.2012 14:37

AW: Architekt=Zukunft?
 
Zitat:

Zitat von personal cheese (Beitrag 47385)
"Souveränes Auftreten bei völliger Ahnungslosigkeit"

Diese Eigenschaft hat sicher Jeder von uns schon gebraucht. :D:D:D

Tom 30.07.2012 22:48

AW: Architekt=Zukunft?
 
Mit diesem Schlusswort können wir diesen Thread zur Zukunft der Profession ja schließen ...

T.


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