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Frühling 15.07.2013 12:59

48 Arbeitsstunden wochentlich
 
Liebe Tektorum-Freunde,

ich habe einen Vertrag von einem Architekturbüro bekommen, in dem es geschrieben ist, dass man mindestens 48 Stunden wochentlich arbeiten muss. Dazu gehören natürlich die Reisezeiten oder sonstiges nicht - also, reine Arbeitsstunden.

Und nun meine Frage - findet ihr das üblich? Bis jetzt habe ich Überstunden gemacht, aber es passiert nicht immer und man kann sich in der nächsten Phase auch erholen, indem man nur 40 St. arbeitet. Das mit den Überstunden finde ich sehr anstrengend und bin mir nicht sicher, ob ich es langfristig durchziehen kann.

Ich freue mich sehr auf weitere Meinungen.

Florian 15.07.2013 13:35

AW: 48 Arbeitsstunden wochentlich
 
Ich kenne aus anderen Branchen 48 Std/Woche Verträge, allerdings mit entsprechender Entrlohnung und einem Betriebsrat, der Überstunden dann nicht mehr zulässt. D.h. man wird tatsächlich "abgemahnt" wenn man Überstunden macht.

48 Stunden ist meines Wissens das gesetzlich zugelassene Maximum. Das Arbeitsrecht sieht einen maximal 8 Stunden Tag vor. Bei einer 6 Tagewoche kommt man auf 48 Stunden.
Bei einer Überschreitung muß ein entsprechender Ausgleich stattfinden.

Die Formulierung von mindestens 48 Stunden wäre daher wohl entgegen des Arbeitszeitgesetzes.


Viele werden jetzt aufschreien und feststellen, dass sie z.T. 70 Stunden pro Woche in unserer Branche arbeiten. Allerdings muß man dabei festhalten, dass diese Überstunden i.d.R. "freiwillig" geleistet werden.
Der AN müsste nämlich eigentlich an den AG herantreten und ihm mitteilen, dass er die an ihn übertragenen Aufgaben nicht in der vorgesehen Arbeitszeit erledigen kann... Und wer will das schon. Das hieße ja, dass man nicht so gut ist und länger als andere braucht. Eine schlechte Verhandlungsbasis für die nächste Gehaltserhöhung - möchte man meinen.
In vielen Fällen wird das auch so sein. In Anderen wird es aber auch geschätzt, wenn eine realistische Einschätzung stattfindet und entsprechend der Umfang angepasst werden kann.

Im Bekanntenkreis konnte ich jedenfalls feststellen, dass ein Chef in den seltensten Fällen jemanden zur Nachtarbeit verdonnert, wenn man konkret verlautbaren lässt, dass die von Chef gewünschten Änderungen nur duch eine Nachtschicht zu erbringen wären. Es wird dann i.d.R. einfach nochmal geprüft welche Änderungen wirklich wichtig sind...

Frühling 15.07.2013 14:10

AW: 48 Arbeitsstunden wochentlich
 
Hi Florian,

vielen Dank für die schnelle Antwort.

Es steht auch im Vertrag, dass Überstunden auch möglich sind und sie nicht extra vergütet werden.
Die Vergütung ist auch nicht höher als das, was bei anderen Firmen für die entprechende Erfahrung üblich ist.

Archimedes 15.07.2013 15:12

AW: 48 Arbeitsstunden wochentlich
 
Zitat:

Zitat von Frühling (Beitrag 50463)
Bis jetzt habe ich Überstunden gemacht, aber es passiert nicht immer und man kann sich in der nächsten Phase auch erholen, indem man nur 40 St. arbeitet.

Diese Einstellung finde ich sehr löblich. ;)

48 Stunden-Verträge sind mir nicht bekannt, aber als AN hätte ich lieber einen klaren 48-Stundenvertrag und komme dann vielleicht auf 50 Stunden pro Woche, als das ich mit einem 40-Stundenvertrag + Überstunden auf 60 und mehr Wochenstunden komme.
Vielleicht will der AG nur offen und ehrlich sein. Finde ich OK.

Eins gilt es festzuhalten: Wer in unserer Branche Dienst nach Vorschrift macht und nach 40 Stunden einfach den Griffel fallen läßt, der muss feststellen, dass er das Falsche studiert hat. 2-5 unbezahlte Überstunden pro Woche sollten normal und akzeptabel sein.

Florian 15.07.2013 19:51

AW: 48 Arbeitsstunden wochentlich
 
Zitat:

Zitat von Archimedes (Beitrag 50467)
Eins gilt es festzuhalten: Wer in unserer Branche Dienst nach Vorschrift macht und nach 40 Stunden einfach den Griffel fallen läßt, der muss feststellen, dass er das Falsche studiert hat. 2-5 unbezahlte Überstunden pro Woche sollten normal und akzeptabel sein.

Ich denke das gilt in jeder Branche. Bei zwei Überstunden pro Woche ist das nichtmal eine halbe Stunde am Tag - Abzüglich möglicher Privattelefonate, einem kurzen Blick in die Online-Nachrichten und sozialen Interaktionen mit Kollegen hat man dann eigentlich auch keine dem AG anzurechnende Überstunde gemacht...

Wer aber immer 60 Stunden pro Woche als Angestellter arbeiten muß, sollte auch dringend darüber nachdenken ob er alles richtig macht. (Es sei denn er wird entsprechend gut entlohnt... ;) )

Aber zurück zum Thema. Wenn ein Vertrag von mindestens 48 Stunden spricht, halte ich das für eine bedenkliche Aussage - anders als 48 Stunden mit dem Zusatz, dass Überstunden anfallen können.

Eine klare Überstundenregel ist dabei Wünschnswert, d.h. in welcher Form können Überstunden abgebummelt werden.
Es gibt Büros, die den Zeitraum zum Abbummeln klar beschränken, da es Mitarbeiter gab, die über die Jahre so viele Überstunden angesammelt hatten, dass sie ganze Monate oder gar ein halbes Jahr hätten aussetzen können. Das ist auch für den AG ein nicht zu kalkulierendes Risiko und verleitet den ein oder anderen AN vielleicht sogar dazu, Überstunden nur zu machen um dann auch mehr Urlaub nehmen zu können.

Wenn Reisetätigkeiten zum Berufsbild gehören sollte auch dort genau geklärt werden, wie mit den Reisezeiten umgegangen wird.
Reisezeit gilt grundasätzlich erstmal als Freizeit... : eek: Man kann ja ein Buch lesen oder ein Film gucken. - Es sei denn man lenkt das Auto oder Arbeitet tatsächlich.
Schwirig wird es bei Langstreckenflügen wärend der Arbeitszeit. Man hat nämlich ggf. garnicht die Möglichkeit bei einem 14 Stundenflug auch tatsächlich 8 Stunden zu arbeiten. Hat man dann also 8 Minusstunden auf dem Konto...?! Es gibt mindestens ein Urteil das besagen, dass dem AN durch die Reisetätigkeit keine Minusstunden entstehen dürfen. Bei einem 14 Stunden Flug müssen also 8 Stunden als Arbeitszeit angerechnet werden. Es hadelte sich allerdings um den öffentlichen Dienst, wenn ich mich recht erinnere.
Wenn man nachts fliegt und vorher gearbeitet hat gilt das nicht mehr - da kann man nur hoffen, dass man Business Class fliegen darf - aber das ist auch eher eine seltenheit geworden...

Tom 15.07.2013 23:17

AW: 48 Arbeitsstunden wochentlich
 
Was hier über die Branche geschrieben wird, mag ja richtig sein; auch ich finde ein bestimmtes Maß an Überstunden normal und akzeptabel. Ich würde aber trotzdem niemals einen Vertrag über mehr als 40 Std./Woche unterschreiben. Das ist sicher nicht inklusive der Überstunden gemeint - das kommt noch oben drauf. Ich finde das unethisch.

Ein reeller Vertrag geht über eine Regelarbeitszeit von 40 Std./Woche; in einem Extra-Paragraph werden bis zu X Überstunden inklusive vereinbart (z.B. bis zu 20 Std./Monat). Und dann sollte noch eine Regelung folgen, wie Überstunden, die über das hinausgehen, abgegolten werden können. Meist ist ein monetärer Ausgleich ausgeschlossen, eine Kompensation mit Freizeit aber möglich. Ein Limit nach oben oder ein Verfallen von Überstunden nach einer Zeit X kenne ich auch, um das Risiko für den AG zu beschränken.

T.

Frühling 16.07.2013 14:21

AW: 48 Arbeitsstunden wochentlich
 
Hallo alle,

im Vertrag steht, dass die 48 St die Regelarbeitszeiten sind. Weiterhin werden im Vertrag noch bis ca. 40St im Monat als nicht bezahlte Überstunden vereinbart. Der Auftragnehmer darf die Überstunden nicht ablehnen.

Archimedes 16.07.2013 17:35

AW: 48 Arbeitsstunden wochentlich
 
...und das Lachen und die Seele werden gleich mitverkauft?

48 + 40 = bis zu 88 Stunden im Monat. Das ist definitiv zuviel.
Ich gehöre mit Sicherheit zu denen, die oft sagen, dass in unserer Branche zu schnell gejammert bzw. von Burn-Out gesprochen wird und ich selbst komme (als selbständiger Chefdepp) jede Woche auf mind. 60 Stunden und max. 85 Stunden. Aber alles was für ein normales Angestelltengehalt über 50 Wochenstunden hinaus geht, ist absolut Ausbeutung. Klar gibt es mal 1, 2 vielleicht 3 Ausnahmewochen im Jahr wo es mal rund 60 Stunden in einer Woche für den Angestellten werden können. Das ist noch alles im grünen Bereich, aber die Basis sollten irgendwo im Mittel 42 - 45 geleistete Wochenstunden bei einem 40-Stundenvertrag sein.

Tidals 16.07.2013 20:23

AW: 48 Arbeitsstunden wochentlich
 
also ich komm da rechnerisch auf 248 h je monat.
4,33 wochen im durchschnitt je monat * 48 h + 40h
Ist schon viel Holz, würd ich mir zweimal überlegen. Vor allem wenn dass schon in der Ausschreibung steht...

Ist das ein deutsches Büro?
als ich in der Schweiz war, waren die Verträge auch mit 45h/Woche Regelarbeitszeit angesetzt.

mfg tim

Jochen Vollmer 16.07.2013 21:04

AW: 48 Arbeitsstunden wochentlich
 
Zitat:

Zitat von Archimedes (Beitrag 50476)
48 + 40 = bis zu 88 Stunden im Monat. Das ist definitiv zuviel. (...) Aber alles was für ein normales Angestelltengehalt über 50 Wochenstunden hinaus geht, ist absolut Ausbeutung.

Sehe ich auch so, wobei "normales Angestelltengehalt" genauer zu erläutern ist und "50-Woschenstunden" als Regelarbeitszeit zu viel sind.


Zitat:

Zitat von Archimedes (Beitrag 50476)
Klar gibt es mal 1, 2 vielleicht 3 Ausnahmewochen im Jahr wo es mal rund 60 Stunden in einer Woche für den Angestellten werden können. Das ist noch alles im grünen Bereich, aber die Basis sollten irgendwo im Mittel 42 - 45 geleistete Wochenstunden bei einem 40-Stundenvertrag sein.

Stimme ich vollkommen zu, mit besonderer Betonung auf "Ausnahmewochen", was eine entsprechende Bewertung des Arbeitgebers ebenfalls voraussetzt.

Lang 17.07.2013 09:15

AW: 48 Arbeitsstunden wochentlich
 
@archimedes:

ich hätte ja nicht geglaubt das wir mal einer meinung sind, was die Arbeitszeiten angeht ;)

Archimedes 17.07.2013 11:04

AW: 48 Arbeitsstunden wochentlich
 
Zitat:

Zitat von Lang (Beitrag 50485)
@archimedes:
ich hätte ja nicht geglaubt das wir mal einer meinung sind, was die Arbeitszeiten angeht ;)

Sind wir das tatsächlich? :D

Ich glaube, ich hatte etwas durcheinander geworfen, denn ich dachte ursprünglich an 48+40= 88 Wochenstunden = ca. 378 Stunden im Monat.
248 Stunden im Monat hören sich ja noch human an. :D

Nein, tun sie natürlich nicht, auch wenn ich jeden Monat an der 300-Stundenmarke kratze.
Bis 200 Stunden im Monat bei vereinbarten 8 h x 21 Arbeitstagen = 168 Monatstunden sollte man als Angestellter schon verkraften, also max. 32 unbezahlte Überstunden im Monat in der Spitze und nicht regelmässig.
Mehr muss/darf es nicht sein....das bringt auch leistungsmäßig kaum etwas.

Aber um's deutlich zu sagen: Wir sprechen immer von Arbeitszeit. Wer große Teile seiner Anwesenheit im Büro mit privat telefonieren, privat surfen, privat mailen, Kaffeepausen, Ausgehtipps und Raucherpausen verbringt, sollte diese Zeiten nicht als Überstunden erwähnen und schauen, dass er/sie auf mind. 8 Stunden Nettoarbeitszeit + x am Tag kommt. Darauf basiert der Arbeitsvertrag. Beamte werden hingegen für bloße Anwesenheit bezahlt.

dk0815 18.07.2013 08:45

AW: 48 Arbeitsstunden wochentlich
 
Hallo zusammen,

ein 48h-Vertrag ist eine Frechheit und wer das ernsthaft vorlegt, dem gehört das Büro angezündet !

Natürlich rufe ich hier nicht zu Gewalt auf :-) wundere mich aber immer mehr über die scheinbar größer werdende Opferbereitschaft angestellter Kollegen und die Unverfrorenheit vieler Chefs. Vor allem wenn sie nicht der liebe Gott persönlich sind, sondern irgendein Feld-Wald-und Wiesen-Heini.

Tolerierbar wäre das Ganze vielleicht, wenn ein Bruttogehalt von weit über 3000 und noch 500 in Bar pro Monat kämen. Dies wird aber wohl eher nicht passieren. Wahrscheinlich wird es heißen. "Da wir uns ja erst mal kennenlernen müssen bieten wir Ihnen 2500 Brutto 12x mal im Jahr an, evtl gibt es ein freiwilliges Weihnachtsgeld, das individuell leistungsbezogen angepasst wird. Aber natürlich haben Sie hier alle Entwicklungsmöglichkeiten und natürlich gibt es Kollegen, die schon lange da sind und mehr als 5000 Brutto im Monat verdienen......"

Bei solchen Geschichten bekomme ich immer einen Hals, natürlich ist Architektur nicht der Job, bei dem man nach 40,00 den Hammer fallen läßt, ich denke daß so gut wie jeder länger da ist, und sowieso schon einiges toleriert wird. Mit anderen Branchen ist das Ganze auch nur schwer zu vergleichen. Dennoch arbeiten dort Leute mit 35h Verträgen, sind dann natürlich länger da, haben viele Überstunden und haben so sehr schnell einen großen Freizeitbonus. Wenn sie dann auf einen 40h Vertrag wechseln wird dann natürlich das Gehalt prozentual entsprechend angehoben....

Nur im Architekturbereich soll das alles egal sein ? Eine normale Arbeitswoche hat 40 h und das Ziel sollte sein, seine Arbeit auch in einer normlen Zeitspanne zu erledigen. Wenn ein Büro nur Überstunden produziert ist es die Aufgabe vom Chef rauszufinden ob unproduktiv gearbeitet wird oder ob einfach soviel zu tun ist daß weitere Einstellungen notwendig sind. Man sollte nicht einfach die größer werdenden Arbeitsberge auf die vorhandenen umverteilen.

Eine Patentlösung habe ich auch nicht, aber am Ende des Tages ist Arbeit, Arbeit nicht mehr und nicht weniger und für die möchte so gut wie jeder eine entsprechende Anerkennung erhalten. Diese ist wohl schlußendlich wohl eher im finanziellen Bereich zu suchen und nicht nur bei den "schönen Projekten" an denen man mitmachen darf.

Das Mißverhältnis sollte nicht immer größer werden denn sonst kann man sich irgendwann mal morgens an die Straße stellen und hoffen vielleicht heute mal von einem der weißen VW-Busse mitgenommen zu werden um in seinem Beruf arbeiten zu können......

Gruss Daniel

Florian 18.07.2013 15:48

AW: 48 Arbeitsstunden wochentlich
 
Zitat:

Zitat von dk0815 (Beitrag 50491)
ein 48h-Vertrag ist eine Frechheit und wer das ernsthaft vorlegt, dem gehört das Büro angezündet !

Also bei entsprechender Bezahlung finde ich das OK.

Die 40 "geforderten" Überstunden könnten im Streitfall vorm Arbeitsgericht für den AG unangenehm werden... ;)

formliquide 18.07.2013 16:48

AW: 48 Arbeitsstunden wochentlich
 
Zitat:

Zitat von dk0815 (Beitrag 50491)

Das Mißverhältnis sollte nicht immer größer werden denn sonst kann man sich irgendwann mal morgens an die Straße stellen und hoffen vielleicht heute mal von einem der weißen VW-Busse mitgenommen zu werden um in seinem Beruf arbeiten zu können......

Schwarz. Die VW-Busse werden definitiv schwarz sein. ;) :D

dk0815 19.07.2013 08:38

AW: 48 Arbeitsstunden wochentlich
 
Hallo zusammen,

@Frühling

interessant bei der Diskussion wäre hier echt mal auf was für einem Gehaltslevel, sich das Ganze bewegen würde.

Typisch deutsch ist es ja was das anbelangt sehr zurückhaltend sein. Aber vielleicht könntest du mal grob, deine Berufserfahrung, die Bürogröße, den Tätigkeitsbereich, und das Gehalt eingrenzen.

Vielleicht gibt es ja doch Betriebe, die sehr viel (eigentlich zu viel) fordern, aber dennoch entsprechend bezahlen ......

Gruss Daniel

Lang 19.07.2013 09:23

AW: 48 Arbeitsstunden wochentlich
 
Zitat:

Zitat von dk0815 (Beitrag 50491)
Hallo zusammen,

ein 48h-Vertrag ist eine Frechheit und wer das ernsthaft vorlegt, dem gehört das Büro angezündet !

Natürlich rufe ich hier nicht zu Gewalt auf :-) wundere mich aber immer mehr über die scheinbar größer werdende Opferbereitschaft angestellter Kollegen und die Unverfrorenheit vieler Chefs. Vor allem wenn sie nicht der liebe Gott persönlich sind, sondern irgendein Feld-Wald-und Wiesen-Heini.

Tolerierbar wäre das Ganze vielleicht, wenn ein Bruttogehalt von weit über 3000 und noch 500 in Bar pro Monat kämen. Dies wird aber wohl eher nicht passieren. Wahrscheinlich wird es heißen. "Da wir uns ja erst mal kennenlernen müssen bieten wir Ihnen 2500 Brutto 12x mal im Jahr an, evtl gibt es ein freiwilliges Weihnachtsgeld, das individuell leistungsbezogen angepasst wird. Aber natürlich haben Sie hier alle Entwicklungsmöglichkeiten und natürlich gibt es Kollegen, die schon lange da sind und mehr als 5000 Brutto im Monat verdienen......"

Bei solchen Geschichten bekomme ich immer einen Hals, natürlich ist Architektur nicht der Job, bei dem man nach 40,00 den Hammer fallen läßt, ich denke daß so gut wie jeder länger da ist, und sowieso schon einiges toleriert wird. Mit anderen Branchen ist das Ganze auch nur schwer zu vergleichen. Dennoch arbeiten dort Leute mit 35h Verträgen, sind dann natürlich länger da, haben viele Überstunden und haben so sehr schnell einen großen Freizeitbonus. Wenn sie dann auf einen 40h Vertrag wechseln wird dann natürlich das Gehalt prozentual entsprechend angehoben....

Nur im Architekturbereich soll das alles egal sein ? Eine normale Arbeitswoche hat 40 h und das Ziel sollte sein, seine Arbeit auch in einer normlen Zeitspanne zu erledigen. Wenn ein Büro nur Überstunden produziert ist es die Aufgabe vom Chef rauszufinden ob unproduktiv gearbeitet wird oder ob einfach soviel zu tun ist daß weitere Einstellungen notwendig sind. Man sollte nicht einfach die größer werdenden Arbeitsberge auf die vorhandenen umverteilen.

Eine Patentlösung habe ich auch nicht, aber am Ende des Tages ist Arbeit, Arbeit nicht mehr und nicht weniger und für die möchte so gut wie jeder eine entsprechende Anerkennung erhalten. Diese ist wohl schlußendlich wohl eher im finanziellen Bereich zu suchen und nicht nur bei den "schönen Projekten" an denen man mitmachen darf.

Das Mißverhältnis sollte nicht immer größer werden denn sonst kann man sich irgendwann mal morgens an die Straße stellen und hoffen vielleicht heute mal von einem der weißen VW-Busse mitgenommen zu werden um in seinem Beruf arbeiten zu können......

Gruss Daniel




... wo kann ich unterschreiben?

Archimedes 19.07.2013 13:59

AW: 48 Arbeitsstunden wochentlich
 
Solange die Stundenlöhne eines gewöhnlichen selbständigen Architekten (Büroinhaber, Chef) trotz HOAI und guter Arbeit zwischen 45 und 75 Euro (netto) die Stunde schwanken, während die Stundenlöhne von gewöhnlichen selbständigen Rechtsanwälten und Steuerberatern (Büroinhaber, Chef) zwischen 100 und 250 Euro (netto) die Stunde schwanken, hinkt jede Forderung in Hinblick auf Verdienst und Arbeitszeit von anderen Branchen.

Tom 21.07.2013 14:12

AW: 48 Arbeitsstunden wochentlich
 
Zitat:

Zitat von Florian (Beitrag 50493)
Also bei entsprechender Bezahlung finde ich das OK.

Die Bedingung ist in unserer Branche ja wohl glatte Theorie. Es gibt zwar grundsätzlich schon einen gewissen Zusammenhang von höherer Verantwortung (z.B. als Projektleiter), höherer Bezahlung und einem noch größeren zeitl. Engagement (abends bis in die Puppen und am Wochenende zur Sonderschicht). Ich denke aber, dass wir hier beim TE von einem lupenreinen Ausbeutungs-Vertrag für einen Berufsanfänger ausgehen dürfen.

Zur Überstunden-(Un-)Kultur kann man noch viel sagen, nicht nur dass die Produktivität und Qualität ab der Tagesstunde 10-12 in der Regel *leicht* abnimmt. Ich habe schon mehrere Chefs kennengelernt, die eine exzessive Leistung (wohlgemerkt freiwilliger!) Überstunden nicht sehen wollten. Ausdrückliche Maßgabe der Geschäftsleitung war, das Arbeitspensum in 8-9 Std. täglich zu schaffen, ohne Raubbau an seiner Substanz zu betreiben.

Alle Hinweise hier von Arbeitnehmer- und Arbeitgeberseite, dass man von der nominellen Arbeitszeit ja auch jeden Blick aus dem Fenster und jeden WC-Besuch abziehen müsse, insinuiert eine in unserer Branche allgemein geringe Netto-Arbeitsproduktivität. - Das Gegenteil ist doch wohl der Fall. Jeder macht 12 Sachen gleichzeitig, mit Deadlines, die mehr oder weniger weit in der Vergangenheit liegen.

Die Frage des TE war, ob so ein Arbeitsvertrag mit 48 Regelstunden O.K. ist. Ich wiederhole meine Antwort: Nein, ist er nicht. Sollte man nicht unterschreiben. Es sollte Grenzen geben.

T.

Lang 22.07.2013 08:43

AW: 48 Arbeitsstunden wochentlich
 
Zitat:

Zitat von Tom (Beitrag 50508)

Zur Überstunden-(Un-)Kultur kann man noch viel sagen, nicht nur dass die Produktivität und Qualität ab der Tagesstunde 10-12 in der Regel *leicht* abnimmt. Ich habe schon mehrere Chefs kennengelernt, die eine exzessive Leistung (wohlgemerkt freiwilliger!) Überstunden nicht sehen wollten. Ausdrückliche Maßgabe der Geschäftsleitung war, das Arbeitspensum in 8-9 Std. täglich zu schaffen, ohne Raubbau an seiner Substanz zu betreiben.

T.

... habe ich so auch schon erlebt, und es funktioniert tatsächlich. vertraglich abgegolten waren 5 Überstunden die Woche (bei einem 40 Stunden vertrag Büro mit 7 angestellten Architekten, 1 freier Mitarbeiter).
alles was darüber hinaus ging war nicht gerne gesehen, (bei den kollegen, wie auch beim chef )und musste sofort beim Büroleiter angemeldet werden.

bei bedarf wurden dann von anderen Projekten Leute kurzfristig umverteilt, um spitzen abzufangen.(Wobei "Projektgruppen i.d.R. aus 1-1,5 Personen bestanden haben)
Des weiteren hatte das ganze für die geschäftsführung den vorteil, das relativ früh abzusehen war, wann die Mannschaft aufgestockt werden musste.

Vorraussetzungen:
- gute bürointerne Kommunikation
- früh genug meldung machen, falls man (auch nur zwischendurch) kapazitäten frei hat
- Bereitschaft aller Mitarbeiter, auch als "Projektleiter" mal beim Kollegen die fliesenspiegel zu zeichnen, oder ne massenermittlung zu machen.


Grüße

Michael

Florian 22.07.2013 14:44

AW: 48 Arbeitsstunden wochentlich
 
Zitat:

Zitat von Tom (Beitrag 50508)
Die Frage des TE war, ob so ein Arbeitsvertrag mit 48 Regelstunden O.K. ist. Ich wiederhole meine Antwort: Nein, ist er nicht. Sollte man nicht unterschreiben. Es sollte Grenzen geben.

Dem würde ich nicht zustimmen. 48 Stunden ist definitiv OK, auch gesetzlich.
Es ist eine Frage der Bezahlung und auch Überstunden können hier OK sein, sofern entspechener Ausgleich geschaffen wird.

Frühling lässt uns leider im Dunklen über den Aufgabenbereich.

Vielleicht ist es richtig und fair von vorne herein 48 Stunden in den Arbeitsvertrag zu schreiben. Und vielleicht ist mit "mindestens" (so steht es garantiert nicht im Vertrag) auch einfach gemeint, dass kein Dienst nach Vorschrift gewünscht ist und häufier mal eine halbe Stunde mehr am Tag durchaus eingeplant werden sollte.
Vielleicht ist man also nur einfach sehr korrekt...

Kündigen könnte Frühling ja immer noch.

Archimedes 22.07.2013 17:57

AW: 48 Arbeitsstunden wochentlich
 
Zitat:

Zitat von Florian (Beitrag 50513)
Vielleicht ist es richtig und fair von vorne herein 48 Stunden in den Arbeitsvertrag zu schreiben. Und vielleicht ist mit "mindestens" (so steht es garantiert nicht im Vertrag) auch einfach gemeint, dass kein Dienst nach Vorschrift gewünscht ist und häufier mal eine halbe Stunde mehr am Tag durchaus eingeplant werden sollte.
Vielleicht ist man also nur einfach sehr korrekt...

Den Gedanken hatte ich ja auch schon. Das man einfach mit offenen Karten spielt und der Arbeitnehmer sich entscheidet. Besser als von 40 Stunden vorher zu sprechen und nachher 60 pro Woche zu verlangen.

hä? 24.07.2013 00:00

AW: 48 Arbeitsstunden wochentlich
 
Ich hatte mal anderthalb Jahre lang einen Arbeitsvertrag mit 48 Wochenstunden und würde so etwas nie wieder unterschreiben. Das Problem war vielleicht auch, dass ich die 48 Stunden schon in fünf Tagen abgeleistet habe, um am Wochenende noch mehr Zeit im Büro verbringen zu können. So kam ich auf bis zu 80 Wochenstunden.

Den befristeten Vertrag habe ich mit Vergnügen nicht verlängert und bin gegangen. Damals wusste ich noch nichts vom Arbeitszeitgesetz und habe mich nur gewundert wie solche menschenfeindlichen Arbeitsbedingungen überhaupt zulässig sein können (bei mehrere Kolleginnen kam der Verdacht auf Burnout auf und sie mussten zeitweise kürzertreten; ich denke, bei mir wäre ein Burnout auch nicht mehr fern gewesen, wenn ich geblieben wäre).

Vielleicht kann man nicht immer jeden Buchstaben eines Gesetzes einhalten, aber ich finde das Arbeitsgesetz mit dem Ziel des Arbeits- und Gesundheitsschutzes absolut sinnvoll und anstrebenswert. Nach zehn Stunden Arbeit oder mit zuwenig Pausen lässt einfach die Konzentration nach. Nach einer durchgemachten Nacht werden die Entscheidungen einfach nicht besser. Diese überzogenen Überstunden zeigen nur ein nicht vorhandenes oder schlechtes Zeitmanagement. "Mindestens" 48 Wochenstunden sind also totaler Quatsch. Das scheint mir ein ausbeuterisches Büro zu sein.

Wie gesagt, ich würde keinen Vertrag mehr mit 48 Wochenstunden unterschreiben. Mir sind eigentlich 40 Wochenstunden schon zuviel, 32-36 Wochenstunden tun es doch auch.

Tom 28.07.2013 13:06

AW: 48 Arbeitsstunden wochentlich
 
Zitat:

Zitat von hä? (Beitrag 50522)
Burnout

Ein Begriff, über den mal intensiver geredet werden sollte - und zwar nicht unter dem Vorzeichen einer "eingebildeten Mode-Krankheit". In jedem großen und kleinen Büro gibt es zig Beispiele für Leute, die zu lange zu weit über eine vernünftige Belastungsgrenze hinausgegangen sind - ich sage das als Unbetroffener, der es auch gewohnt ist, sehr hart zu arbeiten. Die Leute, die den Kollaps schon hinter sich haben, umgibt oft die seltsame Aura von Untoten. Wie Roboter arbeiten sie ihren Kram weiter ab, im Zustand der inneren Kündigung ...

Können wir aber einen eigenen Thread zu aufmachen, ach was - eine Thread-Serie :) ...

T.

Tom 28.07.2013 13:25

AW: 48 Arbeitsstunden wochentlich
 
Zitat:

Zitat von Archimedes (Beitrag 50501)
Solange die Stundenlöhne eines gewöhnlichen selbständigen Architekten (Büroinhaber, Chef) trotz HOAI und guter Arbeit zwischen 45 und 75 Euro (netto) die Stunde schwanken, während die Stundenlöhne von gewöhnlichen selbständigen Rechtsanwälten und Steuerberatern (Büroinhaber, Chef) zwischen 100 und 250 Euro (netto) die Stunde schwanken, hinkt jede Forderung in Hinblick auf Verdienst und Arbeitszeit von anderen Branchen.

Richtig, mich stört nur, dass Du aus der Chef-Perspektive sprichst. Denn für den normalen angestellten Architekten stimmen die Vergleiche (@Florian) noch weniger. Da hat es keinen Sinn, ähnliche Verhältnisse zu suggerieren wie bei anderen hochbezahlten freien Berufen, z.B. bei Unternehmensberatern, bei denen einer 92-Std.-Woche ein Gehalt von 380.000 EUR p.a. gegenüber steht. Beim angestellten Architeken, zumal bei einem Junior, dürfen wir von 25.-30.000 EUR ausgehen. Da sammelt man besser in der Fußgängerzone Flaschen aus den Papierkörben ...

T.

hä? 28.07.2013 15:12

AW: 48 Arbeitsstunden wochentlich
 
Zitat:

Zitat von Tom (Beitrag 50559)
Ein Begriff, über den mal intensiver geredet werden sollte - und zwar nicht unter dem Vorzeichen einer "eingebildeten Mode-Krankheit". In jedem großen und kleinen Büro gibt es zig Beispiele für Leute, die zu lange zu weit über eine vernünftige Belastungsgrenze hinausgegangen sind - ich sage das als Unbetroffener, der es auch gewohnt ist, sehr hart zu arbeiten. Die Leute, die den Kollaps schon hinter sich haben, umgibt oft die seltsame Aura von Untoten. Wie Roboter arbeiten sie ihren Kram weiter ab, im Zustand der inneren Kündigung ...

Können wir aber einen eigenen Thread zu aufmachen, ach was - eine Thread-Serie :) ...

T.

Ich werde nicht ganz schlau daraus, was du uns jetzt damit sagen und worauf du hinaus willst. Aber vielleicht klärt sich das, wenn du den neuen Thread aufmachst ;-)

Tom 28.07.2013 17:44

AW: 48 Arbeitsstunden wochentlich
 
Zitat:

Zitat von hä? (Beitrag 50561)
Ich werde nicht ganz schlau daraus, was du uns jetzt damit sagen und worauf du hinaus willst. Aber vielleicht klärt sich das, wenn du den neuen Thread aufmachst ;-)

Ich möchte damit sagen, dass zwischen exzessiven Arbeitszeiten und Burnout ein Zusammenhang besteht und dass Burnout in unserere Branche für Leute, die eine gewisse Zeit dabei sind, mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Thema werden wird. Und zwar Burnout als echter Kollaps, nicht als kleine Befindlichkeitsstörung. Wenn sie nicht auf sich aufpassen, erleben sie das an sich selbst. Ansonsten dürfen sie das in ihrem direkten Arbeitsumfeld beobachten.

T.

hä? 28.07.2013 20:19

AW: 48 Arbeitsstunden wochentlich
 
Da kann ich dir nur zustimmen. Christina Maslach und Michael Leiter identifizieren in ihrem Buch "Die Wahrheit über Burnout" sechs strukturelle Bedingungen, die zu lang anhaltenden Belastungen und schließlich zum Ausbrennen führen können:
  • Arbeitsüberlastung
  • Mangel an Kontrolle
  • unzureichende Belohnung
  • Zusammenbruch der Gemeinschaft
  • Fehlen von Fairness
  • widersprüchliche Werte

Jeder von uns hat wahrscheinlich schon einige oder alle dieser Dinge erlebt. Da der Weg zum Burnout anscheinend ein langsamer und schleichender ist, wäre ich allerdings vorsichtig damit, erste Anzeichen als "leichte Befindlichkeitsstörungen" oder "eingebildete Mode-Krankheit" zu verharmlosen. Wenn man erste Anzeichen erkennt und sich eingesteht, hat man vielleicht noch die Möglichkeit etwas an seiner Situation zu verändern. Nach allem was ich gehört habe, ist die Therapie nach einem Kollaps sehr aufwändig und zeitintensiv.

Archimedes 31.07.2013 10:44

AW: 48 Arbeitsstunden wochentlich
 
Burnout ist absolut ernst zu nehmen. Keine Frage. Ich habe nur den Eindruck gewonnen, dass es häufiger eine Eigendiagnose ist, statt die Bewertung eines Arztes. Seit wir die Namen für alles kennen, benutzen wir sie auch gerne. Siehe auch ads, ADHS,...

Combray 31.07.2013 17:58

AW: 48 Arbeitsstunden wochentlich
 
Ich bin schockiert über den Vertrag! Mal ganz davon abgesehen, dass die Forderungen illegal sind (warum funktioniert's dann trotzdem?), ärgert es mich wahnsinnig, dass die bereits erwähnte Opferbereitschaft eben nicht als lobenswert erachtet, sondern als Standard vorausgesetzt werden. Das ist doch absoluter Irrsinn! Was soll der Hinweis: "Wer das nicht kann, der hat den falschen Beruf gewählt."? Irgendwann ist die Grenze erreicht. Natürlich sollte die Arbeit den Interessen entsprechen. Leider ist das aber schon länger eine Traumvorstellung. Man arbeitet ja schließlich nicht für sich allein und muss immer Kompromisse hinnehmen. Wer als Hobby gerne strickt, muss auch irgendwann die Nadeln weglegen, weil die Hände schmerzen oder sonst was ist. Interessengeleitete Arbeit kann ja nach Belieben zeitlich einteilen.

Tom 03.08.2013 17:20

AW: 48 Arbeitsstunden wochentlich
 
Zitat:

Zitat von Archimedes (Beitrag 50581)
Burnout ist absolut ernst zu nehmen. Keine Frage. Ich habe nur den Eindruck gewonnen, dass es häufiger eine Eigendiagnose ist, statt die Bewertung eines Arztes. Seit wir die Namen für alles kennen, benutzen wir sie auch gerne. Siehe auch ads, ADHS,...

Aha, ernst nehmen, um dann schnell doch wieder das Klischee der "Modekrankheit" ins Feld zu führen. Ich habe bisher in fast jedem Büro im direkten Umfeld das Thema studieren können: in einem 10-Mitarbeiter-Büro an einer direkten Kollegin, die am selben Tisch saß und sich nach den ersten 4 Wochen erst für ein halbes Jahr krank gemeldet und dann für immer verabschiedet hat, in einem 50-Leute-Büro an einer Projektleiterin und in einem 500-Leute-Büro an einem "untergebenen" Altgedienten. Die erste während des Zusammenbruchs, die zweite in ihren Möglichkeiten stark eingeschränkt nach ihrem ersten und auch wieder vor ihrem nächsten, und den dritten danach, mit Problembewusstsein und neu eingepegelter Selbstausbeutungs-Schranke.

T.

Archimedes 03.08.2013 23:19

AW: 48 Arbeitsstunden wochentlich
 
Zitat:

Zitat von Tom (Beitrag 50598)
Aha, ernst nehmen, um dann schnell doch wieder das Klischee der "Modekrankheit" ins Feld zu führen.
T.

Jein. Ich denke da an echte und an eingebildete Burnouts.
Auch eine eingebildete Überbeanspruchung kann sich manifestieren und schließlich glaubt man nicht nur selbst daran, sondern auch das Umfeld.

Ich frage mich tatsächlich, ob es eine rasante Zunahme an "echten" Burnouts gibt, seit dieser Name in aller Munde ist?
Also vor ca. 14 - 15 Jahren ist mir der Begriff das erste Mal bewußt begegnet. Davor gab's zwar immer schon Leute die sehr viel Streß hatten oder sich überfordert fühlten, aber das Wort "Burnout" ist in meinem Umfeld bis dahin nie gefallen.

Ich frage mich auch, wie man früher damit umgegangen ist und ob der Kumpel im Ruhrpott vor 100 Jahren nach 6 Arbeitstagen mit je 14 Stunden kriechend im Halbdunkeln eines engen Kohlestollens 400 m unter der Erde auch schon solche Erschöpfungszustände gekannt hat.

Natürlich hinkt der Vergleich, aber ist es nicht auch ein wenig eine "Luxuskrankheit" unserer Zeit geworden?

Ich glaube nicht, dass wir es heute generell schwerer haben, als die Generationen vor uns, aber das wir es uns gerne selbst schwerer machen, es uns als schwerer einbilden, natürlich mehr auf uns achten (Gesundheit und Wohlstand) und somit vielleicht auch früher das Handtuch werfen um negative Folgen für uns zu vermeiden.
Das kann Burnout sein, muss aber nicht immer gleichzusetzen sein mit einem völligen Einbruch und Leistungsunfähigkeit. Ich möchte das nicht erleben und versuche es auch Jedem in meinem Umfeld ersparen, aber ich glaube es ist auch ein Stück weit eine Einstellungsfrage jedes Einzelnen, ob es zum Burnout kommen muss bzw. ob man es zuläßt, dass es dazu kommt.

Arkham 04.08.2013 13:01

AW: 48 Arbeitsstunden wochentlich
 
Die Diagnose ob es sich um Burnout oder nicht handelt steht wohl eher jemanden mit entsprechender Qualifikation (Arzt, Psychologe etc.) zu, ebenso eine Unterscheidung zwischen 'echtem' und 'eingebildetem' Burnout wobei ich bezweifle das es in der Medizin/Psychologie solche Untergruppierungen gibt.
Das es neuerdings einen Ausdruck gibt ist vielleicht nur ein Zeichen dafuer das es haeufiger vorkommt und eine einfache, vielleicht auch allgemeinere Beschreibung notwendig wurde.
Meine Vermutung (ich bin kein Arzt) ist, das sich in Sachen Arbeitszeit etc. nicht soviel geaendert hat zu vor 15 Jahren aber das waehrend deiner Arbeitszeit deutlich weniger Spielraum fuer ich nenne es mal 'geistige Regeneration' ist. Beispiele:

- Bei handgezeichneten Plaenen konnte man mal 30 Min. arbeitend abschalten wenns an die Schraffuren ging
- Es dauerte immer mal ein paar Std. wenn ein Plan verschickt wurde. Klar hatte man dann was anderes zu tun aber man hatte das Teil voruebergehend abgehakt und es kam nicht sofort die Email zurueck.
- Wo 20 Leute an einem Projekt gearbeitet haben sind es heute 3 die Dank IT natuerlich alles schneller umsetzen koennen aber letztendlich dieselbe Menge an Fragen, Problemen etc. bewerkstelligen muessen.


Um zurueck zum OP zu kommen. Ich wuerde den spontanen Reflex den Vertrag direkt (Vektor!) in die Tonne zu werfen unterdruecken, den Job geistig abhaken (um freier aufzuspielen) aber den AG sportlich fragen:

- Was die Arbeit in seinem Buero denn so attraktiv macht das man so deutlich schlechtere Konditionen unter Standard dafuer in Kauf nehmen wuerde (bei 8Std/Woche kommt ne Menge zusammen,vielleicht mietfrei wohnen wenn er schon moechte das man im Buero lebt)
- Wie sein Angebot aussehen wuerde wenn man einen Vertrag mit 40Std/Woche daraus macht.

Vertraege sind verhandelbar, vielleicht kommt ja doch noch was gutes dabei heraus.

Archimedes 04.08.2013 13:22

AW: 48 Arbeitsstunden wochentlich
 
Zitat:

Zitat von Arkham (Beitrag 50600)
...vielleicht kommt ja doch noch was gutes dabei heraus.

Zwei Minuten beherztes Lachen auf allen Seiten hat doch auch was Gutes. ;)

Ich würde mir keinen großen Kopf daraus machen. Entweder man kann mit den 48 Stunden und einige unbezahlten Überstunden leben, wenn Gehalt und sonstiges stimmen oder man kann es halt nicht und sieht sich weiter um.

Das Angebot steht bzw. stand (ist ja schon ne Weile her) und es anzunehmen oder auszuschlagen liegt beim Bewerber.
Dieses Basargehabe geht mir persönlich immer auf die Nerven. Der Preis steht, nicht lange quatschen, kaufen oder liegen lassen ist meine Devise.

Arkham 04.08.2013 16:28

AW: 48 Arbeitsstunden wochentlich
 
Zitat:

Zitat von Archimedes (Beitrag 50601)
Dieses Basargehabe geht mir persönlich immer auf die Nerven. Der Preis steht, nicht lange quatschen, kaufen oder liegen lassen ist meine Devise.

Mir auch, aber bei Vertraegen ist das halt manchmal notwendig. In diesem Fall waere mir das Anfangsgebot schon zu hoch, aber warum nicht die Option zum ueben nutzen :D

Lang 05.08.2013 11:39

AW: 48 Arbeitsstunden wochentlich
 
Zitat:

Zitat von Archimedes (Beitrag 50601)
Zwei Minuten beherztes Lachen auf allen Seiten hat doch auch was Gutes. ;)

Ich würde mir keinen großen Kopf daraus machen. Entweder man kann mit den 48 Stunden und einige unbezahlten Überstunden leben, wenn Gehalt und sonstiges stimmen oder man kann es halt nicht und sieht sich weiter um.

Das Angebot steht bzw. stand (ist ja schon ne Weile her) und es anzunehmen oder auszuschlagen liegt beim Bewerber.
Dieses Basargehabe geht mir persönlich immer auf die Nerven. Der Preis steht, nicht lange quatschen, kaufen oder liegen lassen ist meine Devise.

.... also mir geht eher diese friß oder stirb mentalität gegen den strich ;-)

Archimedes 05.08.2013 16:47

AW: 48 Arbeitsstunden wochentlich
 
Architekten diskutieren gerne und viel. Zu gerne und zu viel. Die Zeit, die dabei verloren geht, sorgt dann anschließend wieder für Streß bei wichtigen Arbeiten oder man stöhnt über Überstunden, die man vorher verquatscht hat. ;)

hä? 05.08.2013 23:53

AW: 48 Arbeitsstunden wochentlich
 
Sollte schon möglich sein, einen potentiellen Arbeitgeber auf ein inakzeptables Angebot aufmerksam zu machen und ihm die Möglichkeit zum Nachbessern zu geben.

Ein Arbeitsvertrag ist ja keine einseitige Angelegenheit, sondern ein Vertrag zwischen zwei Parteien auf Augenhöhe, die beide dadurch Rechte und Pflichten haben. Sollte jedenfalls so sein.

Archimedes 06.08.2013 07:17

AW: 48 Arbeitsstunden wochentlich
 
Zitat:

Zitat von hä? (Beitrag 50610)
Sollte schon möglich sein, einen potentiellen Arbeitgeber auf ein inakzeptables Angebot aufmerksam zu machen und ihm die Möglichkeit zum Nachbessern zu geben.

Man darf aber davon ausgehen, dass der Großteil der Arbeitgeber die Bedingungen auf dem Arbeitsmarkt besser kennt als die Bewerber selbst.
Wer solche Bedingungen (48 Stundenwoche etc.) aufstellt, weiß vermutlich sehr wohl was er tut und sucht niemanden der ihn belehrt und lange verhandelt, sondern Jemanden der darauf eingeht und die Lage auf dem Arbeitsmarkt und in anderen Büros einschätzen kann. Ob sich Jemand findet liegt an den Bewerbern. Natürlich gibt's für beide Seiten Rechte und Pflichten, die auch in diesem Fall zur Anwendung kommen, aber halt bei einer überdurchschnittlichen Regelarbeitszeit.
Ich bin mir sicher, dass diese Art von Vorgabe (lange Arbeitszeit) eine ganz klare Vorselektion vom AG ist, eben um sich nicht zeitraubend mit dutzenden Bewerbern rumschlagen zu müssen, die eigentlich was anderes oder weniger arbeiten wollen.

Lang 06.08.2013 09:30

AW: 48 Arbeitsstunden wochentlich
 
Zitat:

Zitat von Archimedes (Beitrag 50611)
Man darf aber davon ausgehen, dass der Großteil der Arbeitgeber die Bedingungen auf dem Arbeitsmarkt besser kennt als die Bewerber selbst.

... die meisten Arbeitgeber kennen die Bedingungen der Arbeitgeberseite besser als die Arbeitnehmer, insofern stimme ich dir zu. Ob es sich dabei um eine neutrale Betrachtung handelt, darf zumindest angezweifelt werden, da die eigene Angestellenzeit bei vielen schon zu lange zurückliegt, um die derzeitige Situation zu beurteilen, bzw. nie stattgefunden hat.
Wobei ich niemandem etwas böses unterstellen möchte, ich komme selbst aus einem "Selbstständigenhaushalt" und denk daher dass ich beide Seiten ganz gut einschätzen kann. natürlich muss auch ein AG wirtschaftlich denken, und darf dass für sein unternehmen günstigste Angebot aushandeln. Gleiches muss jedoch auch für den AN gelten.

Zitat:

Zitat von Archimedes (Beitrag 50611)
Wer solche Bedingungen (48 Stundenwoche etc.) aufstellt, weiß vermutlich sehr wohl was er tut und sucht niemanden der ihn belehrt und lange verhandelt, sondern Jemanden der darauf eingeht und die Lage auf dem Arbeitsmarkt und in anderen Büros einschätzen kann.

ich hoffe du möchtest damit nicht sagen, dass es schon ok ist, solch "ausgereizte" Verträge aufzubieten (ob das ganze in diesem fall noch rechtens ist, da nur die reine Arbeitszeit gerechnet wird, ohne Fahrzeiten zu den Baustellen etc.. kann ich nicht beurteilen) weil der Arbeitsmarkt es halt grade hergibt, sprich so beschissen ist, das schon jemand unterschreiben wird, um überhaupt nen Job zu haben.


Grüße M.

P.S:

an den Frühling:

es wäre wirklich mal interessant, die anderen Rahmenbedingungen zu kennen, sprich Gehalt, Urlaub, Überstundenregelung etc... Ansonsten fällt es schwer, das ganze richtig einzuschätzen.


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