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-   -   Geht das nicht kleiner? (Möbelhäuser versus Kleingärten) (https://www.tektorum.de/stadtplanung-landschaftsarchitektur/8344-geht-kleiner-moebelhaeuser-versus-kleingaerten.html)

Maller 07.09.2012 11:31

Geht das nicht kleiner? (Möbelhäuser versus Kleingärten)
 
Hallo
In Kiel gibt es einen kleinen Aufreger um ein Möbelhaus, welches dort wo heute Kleingärten und Grünflächen liegen bauen will.
Dort die Skizzen und Informationen:
http://www.diva-kiel.de/wp/wp-conten...oebelKraft.jpg
Gläserne Akte: Möbelmarktzentrum am Prüner Schlag (Möbel Kraft)

Nun beschäftige ich mich leider kaum noch mit solchen Entwürfen, deshalb mal in die Runde gefragt: Was meint ihr? Würde das nicht auch erheblich kleiner gehen?

Es ist ja so, dass man auch in die Höhe bauen kann, und der Großteil der Fläche soll durch Parkplätze überbaut werden, was mir auch etwas überdimensioniert erscheint.

Was meint ihr, Lässt sich das 40.000qm +8.000qm Möbelhaus mit passender Parkplatzanzahl nicht etwas effizienter planen, so dass der Großteil der Kleingärten und der "gewachsenen Natur" erhalten bleibt?

fst 08.09.2012 13:33

AW: Geht das nicht kleiner? (Möbelhäuser versus Kleingärten)
 
Wenn man sich das Berliner Möbel Kraft Gebäude anschaut, würde
es wohl schon kleiner gehen. Das käme aber auf den Willen des Bauherren an.

Berlin ist im inneren ein sehr großes Atrium über alle Geschosse.
Diese Fläche könnt man sicherlich dem Außenraum zuordnen.

Aber das Konzept eine große hässliche Kiste in die Landschaft zu stellen
umd darin Möbel zu verkaufen scheint ja aufzugehen.

Parkplätze könnte man ja auch als Parkhaus bauen, aber das sind wohl die Kosten ausschlaggebend.

personal cheese 08.09.2012 14:07

AW: Geht das nicht kleiner? (Möbelhäuser versus Kleingärten)
 
Das Problem bei mehrgeschossigen Möbelhäusern ist, dass sich in die oberen Etagen nur wenige Kunden verirren.

fst 10.09.2012 10:41

AW: Geht das nicht kleiner? (Möbelhäuser versus Kleingärten)
 
In Berlin habe die oben das Restaurant und die Küchen.
bei Küchen ist man wohl nicht so auf Laufkundschaft angewiesen.

Für das Restaurant gibt es dann Kaffee und Kuchen für 1€ Schilder
am Eingang.


(Ich habe da mal eine 100€ Gutschein gewonnen, deswege war
ich ein paar mal drin.)

Jochen Vollmer 10.09.2012 13:36

AW: Geht das nicht kleiner? (Möbelhäuser versus Kleingärten)
 
Zitat:

Zitat von fst (Beitrag 47829)
(Ich habe da mal eine 100€ Gutschein gewonnen, deswege war ich ein paar mal drin.)

:cool:

Tom 10.09.2012 14:56

AW: Geht das nicht kleiner? (Möbelhäuser versus Kleingärten)
 
Stellplätze kann man auch in einem halb eingegrabenen, offenen Untergeschoss unterbringen, so wie es z.B. Ikea mancherorts macht. Da gehen die Aufzüge bis runter; die Wege zum Auto mit sperrigen Gütern sind deutlich kürzer. Die Gebäude stehen dadurch in der Regel näher an der Straße, auch Nachbargebäude rücken näher ran.

Bei innerstädtischen Shopping-Centern setzt man die Stellplätze ja bevorzugt aufs Dach, um die vertikale Durchströmung der Center zu verbessern und die Lauffrequenz in den obersten Geschossen zu erhöhen. Habe ich so bei einem Fach- bzw. Möbelmarkt vor den Toren der Stadt aber noch nicht angetroffen. Kostet natürlich wesentlich mehr, als die Plätze einfach vor dem Gebäude in die Fläche "auszuwalzen". Vor der Stadt ist Fläche verhältnismäßig billig, deshalb findet sich da die flächenverbrauchende Konfiguration.

Außerdem ist eine bestimmte Anzahl erdgeschossig erreichbarer Stellplätze VOR dem Gebäude (von der Zufahrtsstraße aus) aus bestimmten Marketing-Überlegungen heraus von Seiten des Bauherrn i.d.R. verpflichtend. Sonst weigert sich das Stammhirn der Kunden, in Richtung Möbelhaus auch nur abzubiegen ...

Versuche, diese vorstädtischen Fachmarkt-Klötze städtischer auszubilden, näher an die Straße zu rücken und so vernünftigere Straßenräume auszubilden, gab und gibt es immer wieder, aber noch nicht mit durchschlagendem Erfolg. In dem Zusammenhang interessant sind Fachmarkt-Zentren, die zum Teil mit erstaunlichem architektonischem Anspruch verschiedene Märkte und Nebennutzungen in einen zusammenhängenden Baukörper packen. Der zentral platzierte, offene Riesenparkplatz ist aber auch bei diesen Konzepten immer vorhanden.

Die Schrebergärten sehe ich im obigen Beispiel als jetzt schon verloren an. Wenn die Stadt an dieser Stelle diesen Möbelklotz zulässt, bedeutet das, dass das gesamte Areal mittefristig mit weiteren Klötzen gefüllt wird. Zwischen diesen Strukturen und Nutzungen gibt es m. E. keine Vermittlungsmöglichkeit.

T.

FoVe 26.09.2012 16:30

AW: Geht das nicht kleiner? (Möbelhäuser versus Kleingärten)
 
Möbelhäuser sind eh die Pest ;)

Mir ist bisher noch kein architektonisch wertvolles Möbelhaus begegnet.
Und zu jeder halben Stunde im Radio noch nacheinander die Werbung von "Schrägmüller", XXXXS-Möbelhaus, Möbel-Döffner und Möbel-Waldi" gleich hintereinander - dass führt zu kurzfristigen Hassattacken;)

Ich hab bei einem der "Großen" letztens die Sanitärtrennwände bei einem Umbau eingebaut. Billigstes vom Billigen sozusagen.

IMHO haben dort die Möbel die Qualität des Hartz IV-Fernsehens - und auch oft die gleiche Zielgruppe.: eek:

Mein Fazit demnach: Das Möbelhaus erst garnicht bauen und dafür die Kleingärten erhalten.
Ersteres ist unnütz wie ein Kropf, Letztere nützen Allen.:)

Kieler 26.09.2012 17:54

AW: Geht das nicht kleiner? (Möbelhäuser versus Kleingärten)
 
Liste der Anhänge anzeigen (Anzahl: 1)
Schei** auf die Kleingärten, in Kiel sind wir pragmatisch...

Kieler 08.10.2012 10:12

AW: Geht das nicht kleiner? (Möbelhäuser versus Kleingärten)
 
ach übrigens ist der Wettbewerb entschieden
Das ist dann wohl leider so mit der Nachverdichtung, es ist ja immer nur die
eine Grünfläche um die es geht, bis zur nächsten...
Da wird zum Beispiel ein für Nordeuropa zukunftweisendes Partikelthearpiezentrum
als große Hoffnung für Krebspatienten auf die grüne (Innenstadt-) Wiese gesetzt
und schon vor Inbetriebnahme die Technik wieder demontiert,
so ist das mit den Hoffnungen.
Der Möbelkraftstandort ist natürlich ein Jammer für die Kleingärtner, aber
ansonsten ist der Ort schon jetzt so unwirtlich, dass es eigentlich nicht
schlimmer werden kann. Er liegt am Ende der vorhandenen BAB, so dass sich
auch die Belastungen aus dem Verkehr in Grenzen halten werden.
Auf der anderen Straßenseite ist übrigens Ikea, mal sehen ob man das
Kraftfeld spüren wird :D
Und um zum Thema zurück zu kehren: Natürlich kann man das auch anders
gestalten, die Box ist nicht zwangsläufig, schon im Studium hört man doch
von deren Verfeinerung, der decorated box!
So einen Fall haben wir gerade um die Ecke am Rand von Neumünster das
sagenhafte DOC (Designer Outlet Center), welches Neumünster retten soll,
und dessen Grundsteinlegung
Zitat:

Zitat von Neumünster
wird als historischer Tag in die Annalen der Stadt Neumünster eingehen

Da baut ein britischer Investor eine Anhäufung von Blechhallen, die mit
potemkinschen Fassaden an einer Fußgängerzone seiner Vorstellung der
traditionellen Schleswig-Holsteinischen Architektur entsprechen.
Der holsteineske Zwiebelturm ist schon von weitem zu sehen und leitet uns
sicher an diesen geschichtsträchtigen Ort.
Man sieht also, es geht auch anders, es bedarf nur mal eines Initiators mit
einer Vision, die er mit Mut und Entschlossenheit umsetzt...Chapeau!

Tom 08.10.2012 16:17

AW: Geht das nicht kleiner? (Möbelhäuser versus Kleingärten)
 
Zitat:

Zitat von Kieler (Beitrag 48189)
Das ist dann wohl leider so mit der Nachverdichtung
[...]
Der Möbelkraftstandort ist natürlich ein Jammer für die Kleingärtner, aber
ansonsten ist der Ort schon jetzt so unwirtlich
[...]
schon im Studium hört man doch von deren Verfeinerung, der decorated box!

Nachverdichtung ist bestimmt nicht der richtige Begriff, um diese wuchernden Gewerbezonen zu beschreiben, eher "urban sprawl". Wenn man solche Flächen entwickelt, sollte man es so tun, dass trotzdem räumliche Mindest-Qualitäten erreicht werden (sowohl was die Außenräume angeht als auch die Gebäudearchitektur mit ihrem Innenraumkonzept) und dass die Baustruktur möglichst dicht und flächenökonomisch ist.

Ich weiß nicht, ob Du das mit der Decorated box ernst meinst. Der Weg mit den Fassadenwettbewerben wird ja vielerorts beschritten, um Kritiker und Baukultur-Hüter zu besänftigen. Oft genug ist es nur oberflächliche Kosmetik für einen Ansatz, der grundsätzlich überdacht werden müsste. In die kleinteilige Innenstadt kann man solche Flächen natürlich nur schwer verlegen; diese Häuser funktionieren auch nur ab 40.000 qm aufwärts. Angst hat IKEA davor sicher nicht, da gibt es große Synergien.

T.

Kieler 08.10.2012 16:42

AW: Geht das nicht kleiner? (Möbelhäuser versus Kleingärten)
 
ich bin da nicht der Experte, aber es ist wohl so irgendwas zwischen Zersiedelung und Nachverdichtung.
In der näheren Umgebung wird es, von den Kleingärten einmal abgesehen, das niedrigste Gebäude sein,
aber nicht dass wir uns falsch verstehen: Ich will das Ding nicht haben.

Zitat:

Zitat von Tom (Beitrag 48195)
...
Ich weiß nicht, ob Du das mit der Decorated box ernst meinst.
Der Weg mit den Fassadenwettbewerben wird ja vielerorts beschritten,
um Kritiker und Baukultur-Hüter zu besänftigen...

Ich hatte vergessen das DOC zu verlinken, das sollte die Frage nach der
Ernsthaftigkeit beantworten, es ist die blanke Verzweiflung ;)

Tom 08.10.2012 18:35

AW: Geht das nicht kleiner? (Möbelhäuser versus Kleingärten)
 
O.K., mein Puls lässt schon wieder nach :) ...

Diese Outlets kenne ich gut, in Roermond/NL steht auch ein Vertreter von demselben Betreiber. Und wenn man nach Rom fährt, hat man auch die Werbezettel für die Shuttle-Busse zum dortigen Outlet in der Hand. In Roermond ist das Outlet die Ergänzung zu einer ausgedehnten, hübschen Innenstadt. Die Stadt versucht offenbar, soweit wie möglich von dem Outlet zu profitieren, z.B. mit synchronen Sonder-Shoppingaktionen oder -zeiten. Das Outlet da ist so nah an der "echten" Stadt, dass man durch einen Fußgängertunnel in 5 Min. im alten Zentrum ist (wo man def. netter vorher oder nachher essen gehen kann o.Ä.).

Wie sich da die Umsatzzahlen verteilen und/oder entwickeln, weiß ich aber nicht. In welchem Maß die Dinger nun den Städten schaden oder nützen, ist ein komplexes Thema, auf das niemand eine schnelle Antwort weiß, weil die Akzeptanz/der Erfolg bei den Kunden ja da ist - genau wie bei den Shopping-Centern und Fachmarktzentren.

T.


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