tektorum.de

tektorum.de (https://www.tektorum.de/)
-   Studium & Ausbildung (https://www.tektorum.de/studium-ausbildung/)
-   -   Studienangebot Architektur läuft aus... (https://www.tektorum.de/studium-ausbildung/1063-studienangebot-architektur-laeuft.html)

Florian 29.10.2004 21:15

Stdudienangebot Architektur läuft aus...
 
Es scheint sich doch etwas auf dem ausbildungsmarkt zu bewegen. Ich bin heute beim Surfen auf folgende Meldung gestossen:

Im Rahmen des Hochschuloptimierungskonzepts (HOK) der niedersächsischen Landesregierung wird der Fachbereich Architektur und Bauingenieurwesen (AB) der Hochschule geschlossen. Eine auslaufende Betreuung der zurzeit in den Studiengängen Architektur und Bauingenieurwesen eingeschriebenen Studierenden erfolgt bis längstens Wintersemester 2008/2009.
Quelle: http://www.fh-hannover.de/de/studium...chbereiche/ab/

Ob durch eine Bündelung (Optimierung ?) die Lehre besser wird?

Sputnik 30.10.2004 21:57

Eigentlich ist es der richtige Weg, die Zahl der Architektur-Ausbildungsstätten zu reduzieren, oder? Bei der Anzahl an Architekten in D...
In Frankreich kann man Architektur an 16 Ecoles d´Architecture studieren, bei uns an zig Architektur-Fachbereichen aller möglichen FHs, Unis und Kunsthochschulen.
Zahl der Architekten in Frankreich: angeblich genauso hoch wie in Baden Württemberg allein.
Grüße!

Flo 31.10.2004 01:25

Bei uns an der TU Berlin sinken die Studienanfängerzahlen im Fachbereich Architektur ja auch jedes Jahr. Dieses WS wurden auch nur so viele neue aufgenommen, weil es mit dem Bachelor noch nicht geklappt hat.

Ich denke auch, dass bei der jetzigen Arbeitsmarktlage und den Aussichten eine Reduzierung nötig ist. Das passiert ja auch in vielen anderen Fächern.

Florian

holger 31.10.2004 10:49

das ganze kann ich auch nur begrüßen...

als schüler hätte ich damals natürlich anders über so etwas gedacht, aber
ich sehe es ja selbst anhand meiner zahlreichen bewerbungen, dass
es so nicht weitergehen kann !
absolut nicht !

ich glaube sogar, das es gut wäre z.b. 2 volle semester mal die architektur-
ausbildung an allen hochschulen in deutschland rigoros auszusetzen !

ich denke das würde nicht mal schaden...also eine art aderlass oder erholungskur?!

was meint ihr ?

Snobs 31.10.2004 16:16

Ich glaube kaum das so etwas moeglich ist! ;)

Aber wenn ich ehrlich sein soll, dann haette ich natuerlich nichts dagegen :D

Vielleicht wuerde es schon helfen die Zulassungsbeschraenkungen zu verschaerfen und viel weniger Studenten aufzunehmen!?
Ich habe das Gefuehl, dass es immer einfacher wird Architektur zu studieren.
Die meisten Hochschulen wollen moeglichst viele Studenten aufnehmen - mehr Studenten bedeutet mehr Geld.
Ausserdem muss gespart werden, also werden Professorenstellen gekuerzt. Darunter leidet die Ausbildung natuerlich sehr!

Viele Hochschulen achten beim Auswahlverfahren maximal auf den NC, wenn er denn ueberhaupt noch erforderlich ist.
Aber kann ich ueberhaupt beurteilen ob jemand fuer das Architekturstudium geeignet ist wenn ich mir seine Schulnoten ansehe!??
Vielleicht will "A" nur Architektur studieren weil die Zeugnisnoten dem entsprechend gut sind und es sich toll anhoert. Kandidat "B" hingegen begeistert sich seit Jahren fuer Architektur, sein grosser Traum ist ein Architekturstudium, aber leider ist er in der Schule nicht der Beste und bekommt somit gar nicht erst die Chance ein guter Architekt zu werden!
In meinen Augen sind Eignungspruefungen fuer den Studiengang Architektur unbedingt notwendig.
Es gibt so viele Architektur Studenten und auch ausgebildete Architekten, die Ihr Studium/ Ihren Beruf nur durchziehen weil es sich vielleicht gut anhoert Architekt zu sein (oder weil sie immer noch der Meinung sind, dass sie als Architekten viel Geld verdienen). Aber eigentlich macht es diesen Menschen keinen Spass und Architektur ist fuer sie nur ein Beruf der sich toll anhoert und somit leidet auch die Qualitaet enorm (und darunter muessen wir alle leiden wenn wir durch die Strassen gehen...)!
Durch eine Eignungspruefung koennten diese Menschen aussortiert werden und sie koennten sogar einen Beruf finden der Ihnen selber mviel mehr Freude bereitet!
Teilweise gibt es zum Glueck solche Eignungspruefungen und ich wuenschte es gibt sie bald ueberall...

Fehlt nur noch, dass die Studienplaetze reduziert werden damit nicht jedes Jahr so viele frisch gebackene Architekten auf den total ueberlaufenen Markt entlassen werden!
Da hat Sputnik voellig Recht, wenn er der Meinung ist, dass es alleine schon ein viel zu grosses Angebot an ausbildenden Hochschulen in Deutschland gibt!

Jochen Vollmer 01.11.2004 12:21

Grundsätzlich halte ich es wie die Meisten hier: Eine Reduzierung der Studienanfänger ist dringend nötig.


Es ist fragwürdig ob der eingeschlagene Weg, wie ihn Florian beschreibt, die richtige Entscheidung ist. Der Frage so 'pauschal' zu begegnen - durch Konzentration auf einen bzw. nur wenige Standorte - wird sich, als alleiniges Mittel angewandt, langfristig nicht Auszahlen. In NRW beabsichgt das Kultusministerium das Gleiche: zu Gunsten der RWTH Aachen sollen andere Standorte geschlossen werden, mit deren Geldern dann Aachen als Standort der Ingenieurswissenschaften gefördert werden soll.

Derartige Maßnahmen sind jedoch nur erfolgsversprechend, wenn Veränderungen ind der Organisation der Lehre einhergehen. Der Vorteil der vielseitigen Betrachtung des Faches Architektur, der automatisch mit unserem derzeitigen dezentralen Universitätssystem verbunden ist, ist nicht zu unterschätzen und muss erhalten bleiben.
Es liegt an den Hochschulen das zu erkennen und entsprechend zu reagieren. In der jetzigen Situation würde ich mich jedoch nicht verbürgen wollen, dass die Mitglieder von Berufungskomissionen, in deren alleiniger Hand die Erzeugung von Vielschichtigkeit dann läge, die entsprechende Persönlichkeit haben um das einzusehen. Was der Mehrzahl dieser Leute fehlt ist das interesse an der Sache, was ein hohes Maß an Selbstlosigkeit voraussetzt.

Des weiteren muss eine Qualitätssteigerung der Lehre her. Als erster Schritt muss Sichergestellt sein, dass die tatsächliche Arbeitszeit von Professoren, Lehrbeauftragten, WiMis, Sekretärinnen usw auch der vertraglich vereinbarten Arbeitszeit entspricht. Ein konkreter Leistungsnachweis mit unabhängiger Kontrolle - wie es in der freien Wirtschaft üblich ist - muss eingeführt werden. Nur so kann die Effizenz gesteigert werden.

Bezüglich der Studenten sollte man über schärfere Regeln nachdenken. Als Wessi möchte ich hier auf das Universitätsystem der DDR aufmerksam machen: Wer zwei Semester über der Regelstudienzeit liegt fliegt raus. Im Abschlusszeungins wird diese unehrenhafte Entlassung selbstverständlich unübersehbar Eingetragen. Abgesehen von Härtefällen zählen keine Ausreden.

Gruß
Jochen

Snobs 01.11.2004 16:38

Zitat:

Originally posted by Jochen Vollmer
Bezüglich der Studenten sollte man über schärfere Regeln nachdenken. Als Wessi möchte ich hier auf das Universitätsystem der DDR aufmerksam machen: Wer zwei Semester über der Regelstudienzeit liegt fliegt raus. Im Abschlusszeungins wird diese unehrenhafte Entlassung selbstverständlich unübersehbar Eingetragen. Abgesehen von Härtefällen zählen keine Ausreden.

Ob das tatsaechlich eine Qualitaetssteigerung bezweckt moechte ich in Frage stellen...

Auch wenn die Ausbildung noch so praxisnah gestaltet wird, ein Studium kann immer nur die Theorie vermitteln, die Praxis kommt z.B. durch regelmaessige Mitarbeit im Architekturbuero...
Eine regelmaessige Mitarbeit in einem Buero laesst sich aber in den seltesten Faellen mit der Regelstudienzeit in Einklang bringen!

Fuer mich stellt sich die Frage, ob ich ohne gesammelte Praxiserfahrung waehrend des Studiums, ueberhaupt fuer den derzeitigen Markt brauchbar bin!?
Der Arbeitgeber erwartet von einem ausgebildeten Architekten doch das er von Anfang an fuer das Buero produzieren kann - schliesslich bekommt er dafuer Geld!
Muss ein Arbeitgeber den neuen Mitarbeiter aber erst einmal mit der Praxis vertraut machen, dann produziert der neue Mitarbeiter zusaetzliche Kosten fuer das Buero - welcher Arbeitgeber moechte das schon!?

Wenn sich ein Student neben der Ausbildung im Studium, zusaetzlich weiterbildet, z. B. durch eine Mitarbeit in einem Buero, und dadurch die Regelstudienzeit nicht einhaelt, dann sehe ich keinen Grund fuer solche Massnahmen, wie sie offensichtlich in der DDR praktiziert wurden!
Abgesehen von einigen Ausnahmen (z.B. Faulenzer) zeugt eine lange Studiendauer in meinen Augen fuer Erfahrung!
Das soll jetzt natuerlich nicht heissen, dass man ewig studieren sollte - der Lebenslauf sollte lueckenlos sein und man sollte die laengere Studienzeit durch gesammelte Erfahrung begruenden koennen!

Man kann das sicherlich nicht pauschalieren, aber ich persoenlich wuerde einen "Langzeit-Studenten" immer einem Studenten vorziehen der sein Studium in der Regelzeit absolviert hat, denn ich wuerde davon ausgehen, dass der "Regelstudienzeit-Absolvent" neben dem Studium kein weiteres Interesse fuer die Architektur entwickelt hat!

Vielleicht ist eine strengere Notenvergabe eher angebracht...
Bei schlechter Leistung muss (auch im Hauptstudium) hart durchgegriffen werden. Es bringt nichts, wenn sich ein Student immer gerade so durch mogelt. Ausserdem habe ich das Gefuehl, die Professoren wissen oft wenn ein Student offensichtlich das falsche Studium gewaehlt hat, wenn jemand keinen Sinn oder kein Interesse fuer Architektur hat, aber es fehlt der Mut zur Exmatrikulation!

Einmal eingeschrieben oder zumindest das Vordiplom gepackt, dann ist es doch meisst nur eine Frage der Zeit bis zum Diplom...:(

Flo 01.11.2004 19:39

Zitat:

Originally posted by Jochen Vollmer

Bezüglich der Studenten sollte man über schärfere Regeln nachdenken. Als Wessi möchte ich hier auf das Universitätsystem der DDR aufmerksam machen: Wer zwei Semester über der Regelstudienzeit liegt fliegt raus. Im Abschlusszeungins wird diese unehrenhafte Entlassung selbstverständlich unübersehbar Eingetragen. Abgesehen von Härtefällen zählen keine Ausreden.

Wenn die Betreueung besser wird und die Profs direkt für das Abschneiden ihrer Studis verantwortlich sind, löst sich das Problem von ganz alleine.

Wir brauchen einfach mehr Wettbewerb an den Unis. Wettbewerb um Drittmittel, um die besten Profs und die besten Studenten. Das ganze ist ein Kreislauf. Profs. gehen eher an eine Uni, die gute Studenten hat. Studenten gehen eher an eine Uni mit mehr Drittmittlen und besseren Profs und die Wirtschaft gibt eher Geld für Unis mit guten Profs und Studenten.

Florian

Tobias 02.11.2004 10:23

Hi,
eine Reduzierung der Fachbereiche finde ich in Ordnung. Viele der Uni-Neugründungen der 70er sind heute nicht mehr vertretbar. Das bezieht sich aber auch auf andere Studiengänge. Ich glaube, das Problem in Deutschland liegt woanders, nämlich, dass man heutzutage schon Abitur oder Diplom haben muss, obwohl der Beruf das eigentlich gar nicht erfordert.

Beispiel Reiseverkehrskaufmann/-frau ... eigentlich Hauptschulabschluss ausreichend. Eine Azubi-Stelle bekommen heute hier aber nur noch Abiturienten.
Beispiel Verwaltungstätigkeiten: Statt der ausreichenden Ausbildung zum Betriebswirt o.ä. sucht sich der AG heute oft Dipl. Kaufmann/-frau.

In Deutschland muss auch ein Schulabschluss unterhalb des Abiturs angesehen und ausreichend sein. Wer heute alles Abitur bekommt und somit Zugang zu den Hochschulen, hätte das vor 30 Jahren nicht bekommen.

Insgesamt darf es meiner Meinung nach keinen Aufnahmeautomatismus an den Unis geben. ZVS ist zwar auch nicht richtig, aber eine Art Aufnahmeprüfung fachbezogen wäre schon ganz sinnvoll. Der Arbeitgeber such sich auch die besten aus einer Fülle aus. Wieso baut man diesen Wettbewerbs-Mechanismus auch nicht schon direkt beim Hochschulzugang ein??



Was die Anzahl der A in Deutschland im Vergleich zu anderen Staaten angeht, jkann man das glaube ich nicht so pauschal sehen. Erstens haben wir viel mehr Einwohner, was mehr Bauaufgaben erfordert. Zumal werden durch unser kompliziertes Normen- und Vorschriftensystem automatisch mehr Architekten nötig, als z.B. in Frankreich.
Habe da heute einen Beitzrag im TV gesehen: Auf Sylt hat ein Geschäftsmann an einer bestehenden vor Jahren genehmigten Werbeanlage den Schriftzug geändert, weil der Laden einen anderen Namen bekommen hat. Die Bürokratie erfordert hier einen neuen Bauantrag, gegen den sich der Mann natürlich wehrt, weil unssinnig.
So ein Bauantrag muss dann ggf. auch wieder ein Planer machen. In Frankreich ist das sicherlich unbürokratischer!

20 Uni-FBs und 20 FH-FBs sind sicherlich ausreichend. Schließung von Fachbereichen spart Geld, das besser in dei Ausbildung investiert werden kann (neue Bücher, PCs, Arbeitsplätze, Werkstätten etc.)

Jochen Vollmer 02.11.2004 10:47

Schön, dass mein Beitrag zu Stellungnahmen proviziert hat.

Sicher ist eine praxisnahe Ausbilung wünschenwert . Es gilt jedoch den Preis den wir als Studenten dafür bezahlen zu bedenken. Angenommen: als Berufseinsteiger erhalte ich 1800 Euro im Monat - vielleicht ist es ein schlecht geschätzer Wert - dann sind das für jedes Semester, dass ich später fertig werde 6 x 1800 = 10.800 Euro, die mir und Euch pro halbes Jahr durch die Lappen gehn. Im Jahr - also zwei Semster - macht das schon 21.600 Euro aus!
Die Erwartungshaltung der Arbeitgeber ist uns gegenüber absolute Unverschämtheit. Wir werden zu Dumpingpreeisen als studentische Mitarbeiter ausgenutzt. Mit Berufserfahrung sammeln hat das nichts zu tun - Hier wird der Markt zu unserem Nachteil und auf unmoralische Weise verändert. Dagegen müssen wir uns zur wehr setzen.
In keinem anderen Beruf sind die Auszubildenden bzw. Lernenden schon nach der Lehrzeit eine voll einzusetzende Kraft. Personen mit diesem Kenntnisstand nennt man gemeinhin Junggelsellen. Auch bei den Architekten ist es üblich, als Berufseinsteiger mit einem schmaleren Geahlt abgespeist zu werden - was in dieser Hinsicht auch gerecht ist. Das schmale Gehalt begründet sich genau aufgrund der noch zu sammelnden Berufserfahrung. Momentane Verfahrensweisen sind nicht gerechtfertigt.

Auch bei der Architekturausbildung sind Verschiebungen festzustellen, die einer sachlichen Betrachtung nicht Stand halten.
Die neuerliche Bewertung von Drittmitteln zählt dazu. Das Wort "Drittmittel" scheint zum Zauberwort für die Erreichung einer besseren Lehre mutiert zu sein.
Tatsächlich sind Drittmittel - wie das Wort schon sagt - Mittel der dritten Wahl. In einer Zeit in der von den 14 Mio Euro die einzig für die Forschung in der Architektur bereitgestellt sind - das heißt es sind ERSTMITTEL - nicht einmal 20 % abgerufen werden, läßt der Bedeutungswandel von Drittmitteln auf die Wahrnehmunsgabe der Lehrenden und deren Fähigkeit zur universitären Lehre schließen.
Bezeichnend ist, dass es nicht an Anträgen auf Forschungsgelder mangelt, sondern offensichtlich an der Bereitschaft zur Forschung! Die Großzahl der Anträge werden wegen Belanglosigkeit und sogar formaler Fehler im Antragsschreiben abgelehnt. Ist jemand, der so lapidar mit seinem Forschungsvorhaben umgeht, zur forscherischen Tätigkeit - und damit der universitären Lehre - befähigt?
Überhaupt: Läßt die falsche Wahrnehmung der Situatin auf schwach Ausgeprägte Sinne derer, die Drittmittel erstmals wichtig gemacht haben schließen?

Gruß
Jochen

Snobs 02.11.2004 20:01

Tobi.P...
Grund dafuer ist in erster Linie unser Schulsystem, wo gibt es das schon auf der Welt - Sonderschulabschluss, Hauptschulabschluss, Mittlere Reife, Fachhochschulreife, Abitur und weiss Gott was es noch alles so in Deutschland fuer Schulabschluesse gibt...In anderen Laendern gibt es diese ganzen Klassifizierungen erst gar nicht!
Bei der Fuelle an Arbeitssuchenden, ist es doch klar das sich der Arbeitgeber dann fuer denn hoechst Qualifizierten entschliesst.


Jochen!
Zitat:

Es gilt jedoch den Preis den wir als Studenten dafür bezahlen zu bedenken. Angenommen: als Berufseinsteiger erhalte ich 1800 Euro im Monat - vielleicht ist es ein schlecht geschätzer Wert - dann sind das für jedes Semester, dass ich später fertig werde 6 x 1800 = 10.800 Euro, die mir und Euch pro halbes Jahr durch die Lappen gehn. Im Jahr - also zwei Semster - macht das schon 21.600 Euro aus!
Ist das denn auch die Realitaet - Oder geht mir nur die Arbeitslosenhilfe durch die Lappen!?

Zitat:

Die Erwartungshaltung der Arbeitgeber ist uns gegenüber absolute Unverschämtheit. Wir werden zu Dumpingpreeisen als studentische Mitarbeiter ausgenutzt.
Stimmt!

Zitat:

Mit Berufserfahrung sammeln hat das nichts zu tun
Warum nicht??? - Wer waehrend des Studiums arbeitet sammelt doch Berufserfahrung!!!

Zitat:

Hier wird der Markt zu unserem Nachteil und auf unmoralische Weise verändert.
Nun gut, dass ein Arbeitgeber selten jemanden aus Barmherzigkeit einstellt duerfte doch klar sein - er will natuerlich mit jeder Arbeitskraft moeglichst viel Geld verdienen...
Der Grund dafuer ist das sich die Studenten unter Wert verkaufen und teilweise Ihre Arbeit sogar kostenlos anbieten!
Was ist daran unmoralisch wenn ein Arbeitgeber solche Angebote annimmt?
Hast Du ein schlechtes Gewissen wenn Du die guenstigsten Butter kaufst?
Es ist einfach wieder das Problem das es zuviele Architekten/ Studenten auf dem Markt gibt!

Zitat:

Dagegen müssen wir uns zur wehr setzen.
Schoen, aber wie...?

Sputnik 05.11.2004 11:46

Zitat:

Originally posted by Jochen Vollmer

Bezüglich der Studenten sollte man über schärfere Regeln nachdenken. Als Wessi möchte ich hier auf das Universitätsystem der DDR aufmerksam machen: Wer zwei Semester über der Regelstudienzeit liegt fliegt raus. Im Abschlusszeungins wird diese unehrenhafte Entlassung selbstverständlich unübersehbar Eingetragen. Abgesehen von Härtefällen zählen keine Ausreden.

In welcher Welt lebst Du eigentlich? Entweder Du wolltest einfach NUR SO provozieren oder Du kannst tatsächlich Äpfel und Birnen nicht unterscheiden.
Vielleicht hast Du auch "schnell studiert" und wegen der Architektur-Scheuklappen den Sinn für die Realität verloren. Ein Architekt, der für Menschen bauen soll, sollte auch etwas über die Gesellschaft wissen: Dann wäre Dir sicher auch nicht entgangen, daß es für die Studierenden in der DDR nicht notwendig war, nebenbei zu arbeiten, da sie Studienstipendien erhielten.
Es gibt bei uns jedoch eine Menge Leute, die die Regelstudienzeit weit überschreiten, nicht weil sie "faul" sind oder lustige Jobpraktika absolvieren, sondern ARBEITEN MÜSSEN, um überhaupt über die Runden zu kommen, ob im Architekturbüro oder woanders.
Das System ist nicht im Geringsten übertragbar bei der Vielzahl an Leuten, die weder vom Staat noch von Mutti und Vatti gesponsert werden und auf Jobs während des Studiums angewiesen sind.
Und wie Snobs schreibt, ist ein Regelstudienzeit-Studium bei Architekten kein Kriterium, vielleicht bei BWL-Absolventen. Vor kurzem erst hatte ich ein Gespräch darüber mit einem der Hauptverantwortlichen unseres Büros...über die tollen "Überflieger" mit einem langweilig makellosem Lebenslauf, ohne Ausscheren, ohne weitere Interessen, die nichts von der Welt gesehen haben, nicht mal richtig gelebt haben und jetzt auf einmal kreativ sein müssen und für die Gesellschaft, die sie nicht kennen und nicht verstehen, Ideen entwickeln und entwerfen sollen.
Schau Dir mal einen Libeskind an, der in Israel, England und USA in verschiedenen Bereichen studierte: Musik, dann Kunstgeschichte, schließlich Architektur...oder ein Tadao Ando, der gar nicht studierte, Boxer war und durch dier Welt reiste und schließlich bei Architektur landete.
Wer die Qualität der Architektur/des Architekten darauf reduziert, in 8 oder 10 Semestern sein Diplom in der Hand zu halten und zu wissen, daß die Brüstungshöhe des Fensters beim zweiten Fluchtweg 1,4m nicht überschreiten darf und sonst keine Ahnung von der Welt hat, dem wird auch beim 143sten Fliesenplan, den er gerade gezeichnet hat, nicht in den Sinn kommen, daß er vielleicht ein guter Bauzeichner mit Architektentitel aber kein Architekt ist.

holger 05.11.2004 14:15

ui...ui...
 
scharfe kritik...

aber gut !:p

jcr 05.11.2004 21:04

Getretene Hunde bellen.

Snobs 05.11.2004 22:00

jcr...

Also ich kann Sputnik nur zustimmen!!!

Zitat:

Originally posted by jcr
Getretene Hunde bellen.
Erklaere mir bitte mal was Du damit sagen willst, jcr !??

jcr 05.11.2004 22:54

Es handelt sich bekanntermaßen um ein altes metaphorisches (!) deutsches Sprichwort, dessen Interpretation jedem selbst überlassen sei. Es bezog sich auf die obenstehende Polemik, die wohl durch dadurch zu erklären ist, daß sich ihr Verfasser persönlich besonders von Jochen Vollmers Beitrag angesprochen fühlte. Reflexartige und etwas aufgeregte Verteidigungen sind nicht notwendig.

Ich selbst halte die Beweisführung mittels der Biographien einiger weniger sogenannter Stararchitekten mit durchaus streitbarer Bauqualität und angesichts der Entwürfe, die ich von Sechtzehnt- oder Achtzehntsemestern hier gesehen habe, für wenig stichhaltig. Die Leiter der überwiegenden Mehrheit der bekannteren deutsche Büros sind nicht durch exorbitant lange Studienzeiten aufgefallen - man kann das auf hinreichend vielen Internetseiten der Büros nachvollziehen. Tatsächlich besteht m.E. zwischen der Studiendauer und der entwerferischen Qualität kein unmittelbarer Zusammenhang; doch scheint mir ein möglichst kurzes Studium erstrebenswert, denn alle Langzeitstudenten verschlechtern naturgemäß, unbesehen ihrer realen Leistungen, das Verhältnis zwischen Lehrenden und Lernenden und kosten den Staat Geld. Überhaupt ist für mich die Vermittlung von entwerferischem Können durch die Anfertigung besonders vieler Hochschulentwürfe fraglich. Ich halte daher eine Verminderung der Zahl der Langzeitstudenten (das sind nicht die mit 2 Semestern über der Regelstudienzeit!) durch Gebühren für angebracht - womit ich umfassend meine Meinung zu dem Sachverhalt geäußert habe.

Einen schönen Abend noch.

Maks 05.11.2004 23:22

Hi Jochen,

Zitat:

Bezüglich der Studenten sollte man über schärfere Regeln nachdenken. Als Wessi möchte ich hier auf das Universitätsystem der DDR aufmerksam machen: Wer zwei Semester über der Regelstudienzeit liegt fliegt raus. Im Abschlusszeungins wird diese unehrenhafte Entlassung selbstverständlich unübersehbar Eingetragen. Abgesehen von Härtefällen zählen keine Ausreden.
Dann möchte ich dich jetzt mal auf folgende Tatsache aufmerksam machen:
In der DDR gab es ein Schulsystem das für alle von 10 Jahren Schule ausgegangen ist. Nur die beiden Klassenbesten hatten ein Anrecht auf ein Studium. Ausgenommen von dieser Regelung waren u.a. Kinder/Jugendliche deren Eltern nicht in der SED waren und/oder die selber nicht in der Jugenorganisation FDJ waren und/oder Christen waren und/oder deren Eltern in irgendeiner Form nicht systemkonform erschienen.
Sollte man diese Hürde gemeistert haben, war die EOS (dem Abi vergleichbar) angesagt. Dieses widerum berechtigte zum Studium, sofern man in der Zwischenzeit sich gegenüber dem sozialistischen Vaterland nichts zu Schulden hat kommen lassen (s.o.).

Sollte man auch die Hürde genommen haben, hat man, wenn man Glück hatte, den Studienplatz seiner Wahl in der Tasche und durfte studieren.

Und nun zu den von dir angesprochenen "Vorteilen". Sofern man nicht in der Lage war sein Studium in der vorgeschriebenen Zeit + Verlängerung zu schaffen, fing einen der Staat auf. Zukunftsängste am Ende ohne Ausbildung dazustehen und auf der Straße zu landen, brauchte man nicht zu haben, da für diesen Fall eine Ausbilungsstelle in einem Betrieb sicher war. Zum anderen waren in der DDR Arbeiter in vielen Bereichen besser gestellt als Intelektuelle. D.h. dass es häufig vorkam, dass ein Arbeiter oder Bauer mehr verdiente, als jemand mit abgeschlossenem Studium.

Aus diesem Grund, würde ich dich als "Wessi" eigentlich bitten - und zwar bevor du mit solchen hinkenden Vergleichen aufwartest - nicht nur Bruchstücke widerzugeben, sondern dich vorher mit der gesamten Materie zu beschäftigen.

Gruß

max

Maks 05.11.2004 23:39

Hi jcr,

Zitat:

denn alle Langzeitstudenten verschlechtern naturgemäß, unbesehen ihrer realen Leistungen, das Verhältnis zwischen Lehrenden und Lernenden und kosten den Staat Geld.
da du offensichtlich gute Quellen hast, wo man so etwas überzeugend nachlesen kann, würde ich dich bitten - und das meine ich ernst - mir dazu ein paar Links zu geben, da ich bisher dazu nichts gefunden habe.
Um mich gleich mal zu outen, ich gehöre sowohl zu den Langzeitstudenten als auch zu den Befürwortern ALLGEMEINER! Studiengebühren - in Anlehnung an das Bafög-Modell nach Abschluß des Studiums und entsprechend dem real erzielten Verdienst. (natürlich zu 100% in den Topf der Unis).

Gruß

max

Jochen Vollmer 06.11.2004 16:26

Sicher ist es nicht mein anliegen die „Qualität der Architektur/des Architekten darauf (zu) reduzier(en), in 8 oder 10 Semestern sein Diplom in der Hand zu halten“. Ganz im Gegenteil! Ich stimme in jeder Hinsicht zu, dass das Studium der Architektur von den Studenten einen Überblick über alle wissenschaftlichen Disziplinen verlangt. (Vielleicht muss man einem solchen Satz die Erinnerung beistellen, dass die Naturwissenschaft nur eine Teilmenge der Wissenschaft ist, wenn man ihn in der deutschen Architekturszene schreibt.)
Allerdings verlangt das vom Studenten auch überdurchschnittliches Angagement. Mit Sicherheit zeigen das auch viele von uns, jedoch ist die Zahl derer, die während ihrer tatsächlichen Studienzeit, sprich Arbeitszeit, die ständige Sehnsucht nach Feierabend spüren nicht übersehbar. Ich stimme Sputnik also zu, dass die Studenten, die lediglich wegen der Scheine studieren – um es kurz zu sagen –für den Beruf des Architekten nichts taugen. – Diejenigen, die wegen der Sache studieren sind es, die gefördert werden müssen.
Ob und in wie fern die Argumentation mit den genannten Ausnahmekandidaten Gewicht besitzt will ich hier nicht weiter diskutieren – derartige Leute schlagen sich immer durch, auch ohne Studium: sie Ando.
Natürlich ist die von mir in Gedächtnis gerufene Zwang***matrikulation eine harte Sache. Ich selbst wäre wohl davon betroffen! Ein derartiges Szenario ließe sich aber gewiss weiter entwickeln. Zum Beispiel mit der Einschränkung bzw. Ausweitung des Erwerbs zusätzlicher Studienzeit durch überdurchschnittliche Leistung.
Nur durch eine Koppelung des von in Anspruch zu nehmende Leistung an erbrachte Leistung kann die Gruppe der Sich-aufs-Feierabend-Bierchen-freuenden aussortiert werden. Denn das, was an deutschen Hochschulen passiert: Äpfel werden mit Birnen gleichgesetzt und auch gleich behandelt!

Beim Thema Berufserfahrung bzw. Büroarbeit neben dem Studium lasse ich gern mit mir diskutieren. Sicher hat Sputnik recht mit dem Einwand, die Arbeit sei Lebensgrundlage einer ganzen Reihe von Studenten. Prinzipiell ist es wohl auch egal, wann man seine Erfahrung sammelt. Worauf ich hinaus will, ist lediglich eine angemessene Bezahlung für das Sammeln von Erfahrungen. Andererseits sind die Studis, die sich ausnutzen lassen selbst Schuld. Denen fehlt eigentlich noch eins von unserer Seite auf den Deckel, da sie nicht nur sich selbst benachteiligen, sondern auch uns.

Noch mal zum Verlauf der Runde hier: Es würde mich freuen, wenn der ein oder andere Beitrag nicht nur Kritik, sondern auch Lösungsansätze bringt – Wie siehts mit Dir auch, Sputnik?

Im Übrigen sprach ich nicht von der Wiedereinführung des Schulsystems der DDR - Vielmehr wollte ich die Zwang***matrikulation als durchaus realistisches Verfahren ins Gedächtnis rufen.

Jochen

Snobs 19.11.2004 21:39

Es tut sich was... In RLP werden in Zukunft 50% weniger Architekturstudenten ausgebildet...
Hoffentlich ziehen andere Bundeslaender nach!!!

Tobias 20.11.2004 11:53

Zitat:

Originally posted by Snobs
Es tut sich was... In RLP werden in Zukunft 50% weniger Architekturstudenten ausgebildet...
Hoffentlich ziehen andere Bundeslaender nach!!!

Wo hast du das her? Ich kann mir das bisher noch nicht vorstellen. In RLP gibt es 3 Standorte, an denen Architekten ausgebildet werden: die TU Kaiserslautern, sowie die FHs in Kaiserslautern, Koblenz, Maniz und Trier. Ich habe zar auch diese Woche gehört, dass ein FH-Standort fallen soll, aber das macht sicherlich nicht 50% aus.


Zudem glaube ich nicht, dass es sich hier um eine Maßnahme handelt, die auf den aktuellen Arbeitsmarkt zurückzuführen ist. Es handelt sich hier um eine rein finanzpolitische Maßnahme.


EDIT: Ich habe nochmal recherchiert und tatsächlich empfiehlt eine Landeskommision, dass der FAchbereich Architektur und Bauingenieurwesen an der FH TRIER geschlossen werden soll, da die Zahl der auszubildenden Architekten in RLP zu hoch ist:

http://www.mwwfk2.rlp.de/Aktuelles/P...ntwicklung.pdf (Seite 6)

50% machen das aber nicht aus!!! Zudem sollen die Studiengänge Architektur, Bauingenieurwesen und Innenarchitektur an anderen Stellen zusammengafasst werden, um "doppelte" Lehrgebiete zu verhindern. An der TU Kaiserslautern ohnehin schon eine Maßnahme, die seit 20 Jahren Bestand hat und die Interdisziplinarität fördert.

Snobs 20.11.2004 15:07

Das ist richtig, es wurde darueber diskutiert, Standorte zu schliessen (z.B. Trier), jedoch hat das Ministerium sich am letzten Dienstag dafuer entschieden, keinen Standort zu schliesen, sondern an allen Standorten zusammen auf insgesamt 50% zu reduzieren!

Das kommt fuer mich aber fast aus gleiche raus, die Schwaechsten werden dabei wohl auf der Strecke bleiben, die Staerkeren setzen sich wohl eher durch (meine Meinung)!

Der primaere Grund liegt auch tatsaechlich an der Finanzierung, wirkt sich aber trotzdem positiv auf den Arbeitsmarkt aus und das ist fuer mich nicht bloss ein Nebeneffekt...
Hauptgrund fuer diese Massnahme war, dass in RLP ueberdurchschnittlich viele Architekten ausgebildet wurden, die nach beenden des Studiums in andere Bundeslaender ausgewandert sind.
RLP hat also in Studenten investiert und andere Bundeslaender "profitierten" dann von den in RLP ausgebildeten Architekten.

In Kaiserslautern (TU) gibt es glaube ich schon jetzt "nur" 8(?) Profs und die Zahl der Studierenden ist dem entsprechend gering. Ob hier weiter abgespeckt wird moechte ich mal in Frage stellen. Es wird wohl eher den FH's, ins besondere den Profs dort an den Kragen gehen.

Tobias 20.11.2004 15:10

Hi an der TU KL sind es im FB ARCHITEKTUR schon ein paar mehr Profs ;) Vielleicht sind die anderen auch nur Hologramme ... ich muss sie glaube ich mal anfassen :D

Snobs 20.11.2004 17:36

Ich studiere nicht in KL, hab also keine Ahnung, meine nur das ich mal etwas in dieser Richtung gehoert habe - muss ich mich dann wohl "verhoert" haben :confused:
Haette mich auch sehr gewundert - Fakt ist aber das KL wohl im Vergleich wenig Studenten hat und es werden bald noch weniger Studenten und Profs in ganz RLP und das ist auch sehr gut so!
Vielleicht gibt es ja dann nur noch 8 Profs an der TU ;) :p

Tobias 20.11.2004 20:33

Wir werden sehen :D


Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 07:26 Uhr.

Powered by vBulletin® Version 3.8.11 (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, Jelsoft Enterprises Ltd.
SEO by vBSEO
Copyright ©2002 - 2022 tektorum.de®