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elevator 04.08.2008 22:59

Entwerfen lernen?
 
Hallo,

leider ist mir kein griffigerer titel eingefallen, ich hoffe aber mal trotzdem, dass einer meinen beitrag liest ...

bin gerade dabei mein stadtplanungsstudium (bachelor) abzuschliessen. da ich noch relativ jung bin, wollte ich mir danach erstmal 1-2 jahre auszeit vom studium nehmen, mich neuorientieren und danach noch einen master anhängen.

während des studiums hat mir (unter anderem) alles architekturlastige, städtebauliche sehr viel spaß gemacht, habe sogar mal an einem studentischen wettbewerb mit ner gruppe architekten teilgenommen, wo ich auch in den arbeitsprozess einiges beisteuern konnte. ich bescheinige mir mal eine gute räumliche vorstellungskraft, kreativität und ein geschultes auge für bauliche zusammenhänge. gute voraussetzungen für einen master im bereich städtebau?

leider kann ich diese voraussetzung gestalterisch nur etwas unbeholfen umsetzen. im stadtplanungsstudium kommt das entwerfen viel zu kurz, so dass mir auch irgendwie der gestus und das selbstbewusstsein fehlen um meine ideen so umzusetzen wie ich möchte und zu verteidigen. ein systematisches vorgehen beim entwurf wurde mir nie vermittelt und ich weiß auch nicht wie ich mir dieses selbst aneignen kann.

ich habe schon daran gedacht, dass mir ein praktikum bei einem architekten weiterhelfen könnte. allerdings werden dort zumeist arbeitsproben verlangt, die ich nicht wirklich vorweisen kann. mir fehlt auch das nötige wissen in den üblichen CAD-programmen. habe schon überlegt, ob es sinnvoll wäre mal 2 semester architektur zu studieren um danach das nötige "rüstzeug" aufzuweisen.

im moment trete ich total auf der stelle und weiß nicht weiter. interessante städtebau-master sind zumeist so zugeschnitten, dass sie nominell zwar auch stadtplaner aufnehmen, jedoch kann ich mich entwerferisch nicht mit den architekten messen und mir fehlen wiederum die arbeitsproben...

habt ihr tipps für mich? freue mich über jede anregung.

Maller 05.08.2008 21:22

AW: Entwerfen lernen?
 
Ich hab mal ne Frage:
Was habt ihr denn in den 3 Jahren Stadtplanungsstudium so gemacht oder gelernt? Kannst du jetzt Städte planen?

elevator 05.08.2008 21:58

AW: Entwerfen lernen?
 
@maller:

"planen" im sinne von "wir zeichnen einen plan und wenn alles danach gebaut wird, hat man eine funktionierende stadt" haben wir nicht gelernt. das verständnis, dass der architekt/planer von oben herab eine stadt schaffen kann ist ziemlich verpönt, was ja auch gute gründe hat.

wir haben gelernt städte als ganzes zu verstehen und die gesellschaftlichen, ökonomischen, baulichen und kulturellen prozesse darin zu analysieren. ich weiß viel über städtische politik und verwaltung, den wohnungs- und immobilienmarkt und die bauleitplanung. kann zusammenhänge zwischen der baulichen und der dahinersteckenden wirtschaftlichen entwicklung einer stadt aufdecken und erklären, wie sich das auf die bevölkerung auswirkt und wie man es besser machen könnte. so kram kann ich.

halte ich es für wichtig auch eine bildliche vorstellung von der idealen stadt und den öffentlichen räumen zu haben und dieses bild dann prägnant darzustellen. das kann ich eben nicht.

Maller 06.08.2008 00:44

AW: Entwerfen lernen?
 
Zitat:

Zitat von elevator (Beitrag 30069)
...

halte ich es für wichtig auch eine bildliche vorstellung von der idealen stadt und den öffentlichen räumen zu haben und dieses bild dann prägnant darzustellen. das kann ich eben nicht.

Vielleicht brauchst du das ja auch gar nicht.

Ich spinn jetzt einfach mal ein bischen herum:

1. Es hat ja wie du schon sagst durchaus einen guten Grund wenn man sagt: Wir wollen nicht, dass die Stadt als Objekt gedacht wird, dass man etwas zeichnet, plant und dann genauso baut und dann steht diese tolle dreidimensionale Form die nächsten Tausend Jahre und soll auf das Leben der Menschen wirken ohne dass die Menschen auf die Stadt rückwirken können. Stattdessen sieht man das ganze (im wahrsten Sinne des Wortes das Ganze... ganzheitlich... ) als Prozess und man will das eher managen und nicht die perfekte Endlösung planen.

Wenn du nun aber das klassische Archikturentwerfen lernen willst so wie es die meisten Architekturstudenten nahe gebracht bekommen, dann lernst du genau das. Von oben heran ein perfekt funktionierendes Objekt planen. Guck dir doch mal Architekturdiplome (oder jetzt sind es wohl Master...) an. Da läuft es immer darauf hinaus eine tolle dreidimensionale Form, die die nächsten Tausend Jahre stehen soll, zu präsentieren. Während ein Denken in Prozessen und Abläufen den meisten Architekten eher suspekt ist. Jetzt ganz krass verallgemeinert dargestellt.
Wenn du jetzt das klassische Entwerfen lernen willst machst du vielleicht einen Schritt rückwärts.

2. Wenn du versuchst diese beiden Gegensätze zu verbinden läufst du vielleicht Gefahr danach ein halbfertiger Entwerfer und ein halbfertiger "Stadtmanager" zu sein.

Ich merk das ja selber... Wenn ich mich zwei Monate nur mit theoretischem Kram beschäftige und dann versuche etwas bildhaftes oder "entwerferisches" zu machen , dann ist das ein recht krasser Wechsel und die Bilder werden dann nicht sofort so wie ich sie mir vorstelle. Wie wäre es denn, wenn du die Stärken die du jetzt hast (Prozesse, Verwaltung... Zusammenhänge etc.) ausarbeitest um das dann selbstbewusst mit "klassischen Entwerfern" zu diskutieren und mit denen zusammenarbeitest. Weil eins ist ja auch klar. Die haben von dem was du machst so gut wie Null Ahnung. Wichtig ist nur irgendwie ins Kommunizieren zu kommen. Es gibt Menschen die stellen Fernseher her und manche planen Senderprogramme. Wenn jetzt der Programmplaner weiß wie ein Fernseher ungefähr funktioniert, dann ist das gut. (genauso wie es gut ist wenn der Fernsehhersteller Ahnung hat was für Programme später ungefähr im Fernseher laufen) Aber wenn der Programmmacher versuchen will selber Fernsehgeräte zu entwerfen...

Und wenn du prägnante Bilder darstellen willst ... Dann mach einfach :D Egal was. Weil wenn du nicht Architektur studieren willst aber trotzdem ein bischen entwerfen willst, dann ist das so als wenn man als nicht Mediziner ein bischen Arzt sein will... Da gibts kein richtig oder falsch. Entweder man traut es sich und macht es, oder eben nicht... blamieren tut man sich sowieso... :-/ :confused: Und diese CAD Programme , einfach erstmal selber ein bischen mit rumspielen. Aber das braucht alles seine Zeit.

Aber wenn die an deiner Uni oder FH der Meinung sind, dass ihr Generalisten -die die großen Zusammenhängen verstehen- werden sollt, dann ist das ja vielleicht gar nicht so schlecht. Glaub mir, es gibt genug Leute die in der Lage und Willens sind dir später die Baudetails zu zeichnen...

PS: Wie ist das denn gedacht was ihr nach dem Bachelor "normalerweise" tun solltet? Stadtplanung Master studieren? Oder gibts das was du jetzt machst so nicht "als Master" ?? Oder du machst (wenn du angenommen wirst) eben einen dieser "interessanten Städtebau" Master Studiengänge und betonst ganz selbstbewusst deine Stärken. Und nimmst das mit was du von den Entwerfern lernst.


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