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Samsarah
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Samsarah is a jewel in the rough Samsarah is a jewel in the rough Samsarah is a jewel in the rough Samsarah is a jewel in the rough

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Datum: 22.03.2008
Uhrzeit: 10:57
ID: 27643



AW: Arbeitsalltag? #4 (Permalink)
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Wenn Du Dich irgendwann selbstständig machst, bekommst Du Management und Privatwirtschaft gratis dazu .
Ich mache zwar gerade Diplom, habe aber seit 2004 Vollzeit in einem mittelgroßen Büro gearbeitet. Ich wurde eigentlich genauso beansprucht wie alle anderen. Das hat aber auch damit zu tun, wie gut man sich da einbringt. Habe sogar die Projektleitung vertreten, wenn die mal nicht da war und Sitzungen alleine geführt. Ansonsten war ich immer Projektmitarbeiter. Da es kleine Projektgruppen von 2-3 Mitarbeitern waren, habe ich von allem was mitbekommen. Die Projektleitung war zum großen Teil mit der Administration zugange, also Briefe schreiben, Anrufe tätigen, Sitzungen leiten, Entscheidungen treffen. Während ich dann innerhalb meiner Verantwortungsbereiche alles gezeichnet habe. Das ging von der Entwurfsphase bis in die Ausführung. In der Ausführung war ich dann eigentlich auch immer bei allen Besprechungen und Entscheidungen dabei, da ich mich mit der Materie ja am meisten auseinandergesetzt habe. Dazu gehörte auch die Materialrecherche, Gespräche mit den anbietenden Firme, Preisabfragen etc.. Hat mir alles sehr viel Spaß gemacht. Auch beim Zeichnen gibt es natürlich Vielfalt, von Präsentationen für die Bauherren, die verständlich und schön anzusehen sein sollen, über Detailabsprachen mit dem Chef bis zu unendlich vollgestopften Ausführungsplänen, deren Kunst darin besteht, sie doch irgendwie lesbar zu halten. Und natürlich die Kontrolle der Umsetzung auf der Baustelle. Ich liebe Baustellen. Wenn man das erste mal seine Arbeit real umgesetzt sieht, macht einen das einfach stolz und glücklich . Man muss eben nicht nur kreativ sein, sondern diese Kreativität mit der Realität der Materialien und Physik in Einklang bringen.
Da ich ein Jahr in Rotterdam gearbeitet habe, das Mutterbüro aber in Berlin ist, kam ich auch immer wieder dazu, reisen zu müssen, woran ich auch meinen Spaß habe, abgesehen davon, dass ich eine neue Sprache lernen durfte...

Architektur war eigentlich nicht meine erste Wahl. Ich hab erst ein Jahr Modedesign in Paris studiert, was von je her mein Traum war. Die Atmosphäre innerhalb der Branche war aber so ätzend, dass ich mich anderweitig orientieren wollte. Da ich einige Architekten und Architekturstudenten im direkten Umfeld hatte, hatte ich ein gutes Bild vom Studium und den Berufsumständen. Und dann war die Entscheidung recht schnell getroffen, zumal der Sprung vom Entwurf, der Planung und Umsetzung eines anspruchsvollen Kleides zum Entwurf eines Gebäudes zumindest vom Prozess her Ähnlichkeiten aufweist. Ich hab es nie bereut. Architektur ist um einiges anspruchsvoller und vielfältiger.

Ich glaube, wir haben alle Momente, in denen wir unseren Job verfluchen, weil er viel Energie kostet und Zeit und einen manchmal aufzufressen droht. Aber er ist auch sehr vielseitig und ich glaube, es ist ein Beruf, in dem man sein Leben lang dazulernt. Das hört eigentlich nie auf. Und das ist es in gewisser Weise, was mich dann trotzdem befriedigt, weil es für mich kaum etwas schrecklicheres gibt als Stillstand.
Zudem hat man natürlich auch Verantwortung. Ein Kleid muß nur eine Saison lang überzeugen, ein Gebäude steht aber viele Jahrzehnte oder sogar Jahrhunderte, da will man keinen Mist abliefern .

So, ich hoffe, das gibt Dir vielleicht EINE Seite der Möglichkeiten. Ich schätze, die Motivationen hier sind so vielfältig wie der Beruf an sich.

Zurück an die Arbeit...
Samy

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