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"Wiederaufbau" 2003? Mich würde ja mal eure Meinung interessieren zu den diversen diskutierten Neubauprojekten wie Berliner Schloß, und, in letzter Zeit wieder, Dresdener Neumarkt. Kleine meinungsbildende Verweise: neumarkt-dresden.de/ gaestebuch.webtropia.com/kantschew/ Volkes Wille? Disneyland? Geschickte Vermarktung? Geschichtliche Notwendigkeit? Ende der "Moderne" (v.a. Verweis #2) und beginnender Neo-Neo-Barock und -Klassizismus? grüße j. |
wiederaufbau ist kein schritt nach vorn! das mit dem stadtschloß in berlin ist der totale unsinn und soweit ich weiß auch nicht unbedingt des volkes wille. aber das ist sowieso ein heikles thema, denn so viel anderes müßte dafür weichen. bekanntestes beispiel ist da ja der palast der republik. ok ok, ich gebs zu er ist nicht gerade ein optisches schmankerl im stadtbild, aber er hat auch einen anspruch auf erhaltung aus denkmalhistorischen gründen. ich weiß jetzt gar nicht, ob sie es öffentlich genehmigt haben ihn abzureißen, aber wer mal in letzter zeit da war, hat gesehen, das sie ihn totsanieren und einfach abbauen. da gibt es soviele andere gebäude die noch stehen und die dringend saniert werden sollten und denen fällt nix besseres ein, als längst vergangene sachen wieder auf zu bauen (kirche in leipzig, stadtschloß, frauenkirche...) club of rome |
Zurück zur Monarchie? Ja, man hat den Eindruck, die Stadtväter würden am liebsten auch wieder einen Landesherrscher auf den Tron setzten ;-). Die Umstände, unten denen das Schloss damals abgerissen wurde - oder dessen Reste -, mögen falsch gewesen sein, aber sie sind Teil einer historischen Entscheidung, die man doch jetzt nicht einfach rückgängig machen kann. Dann muß man auch damit leben und was zeitgemäßes mit dem Standort anfangen. Welches Symbol soll das eigentlich ausstrahlen? Wir können doch nicht Gebäude mit einem solchen Symbolwert ernsthaft mitten in unsere demokratische Mitte setzen!? Am besten kommt dann da noch ein Teil des Parlamentes rein! Das mit dem Palast der Republik halte ich auch für fragwürdig. Die haben ihn jetzt wohl erstmal vom Asbest befreit, aber soweit mir bekannt ist, soll er danach abgerissen werden. Ich finde, man tritt die Geschichte des Ostteils der Stadt auch ganz schön mit Füßen. Und zwar in einer ziemlich überheblichen und auch diktatorischen Art, davon ausgehend, dass sowieso alles aus dem Westen Kommende besser sei. Natürlich ist das Gebäude scheußlich und auch städtebaulich ein ausgesprochenes Problem, aber wenn man es schon abschaffen muss, dann muss das, was anstelle dessen entstehen soll auch eine Berechtigung dafür liefern. Und das tut es einfach nicht! Dafür hat doch kaum einer Verständnis. In Zeiten von Haushaltssperren für die Hochschulen könnte man das Geld ja vielleicht auch sinnvoller nutzen... aber davon mal ganz abgesehen... Man hat den Eindruck, dass sich in Deutschland so langsam der New Urbanism aus Amerika breit macht. Am liebsten zurück zur vermeindlich "gewachsenen" Kleinstadt mit mittelalterlichen Strukturen - auf jeden Fall muss es "hübsch" aussehen... Ach ja.... stööhhhn Grüße, Samy |
Histo-Nationalisierung... Tja , vermutlich geht es einfach nur um ein krampfhaftes Wiederaufbeschwören der so "guten alten Zeit", der Versuch irgendein Nationalempfinden wieder aufzubeschwören und dem "allgemeinen Büger" vorzugaukeln wie gut es uns Deutschen doch geht, dass wir sogar Schlösser bauen können. Und dieses besondere Schloss hat vormals ja schon das Stadtbild Berlins stark bestimmt und verkörpert ein solches Nationalempfinden besser als alles andere. Ich fürchte nur, der "allgemeine Bürger" begeistert sich auch noch für solche Projekte... Vielleicht ist ja die Architekturausbildung so elitär geworden, dass sie völlig am allgemeinen Geschmack vorbeizielt!? Was soll nur aus uns werden? Fehlausgebildete Häuslebauer, Mißverstande Entwurfsgenies? Wie groß ist der Kreis, der unsere Sprache versteht, im Vergleich zum Ganzen??? Gruß, das Stef :rolleyes: |
Das gefällt mir - lauter mißverstandene Entwurfsgenies :D ! Im Ernst, seit ich Architektur studiere, sehe ich so manches Gebäude mit ganz anderen Augen. Früher fand ich's scheußlich - heute ist es dann halt "interessant"... vielleicht sind wir wirklich ziemlich allein mit unserer Art der Wahrnehmung. Die Architekten haben ja schon lange so eine platonische (war doch Platon ?) Einstellung - auch wenn es keiner laut ausspricht - daß die "Elite" das sagen haben muß und dem gemeinen Pöbel erst mal zeigen muß, was eigentlich guten Geschmack ausmacht. Ich finde das immer sehr zwiespältig. zum einen denke ich schon oft "wie kann man nur", zum anderen ist Architektur ja irgendwie schon auch etwas, mit dem jeder konfrontiert wird und daher muß es in gewissem Maße ja auch "demokratisch" passen. Das soll aber nicht heiße, daß nun Gleichmacherei einziehen soll oder immer alles jedem gefallen muß. Wenn Architekten sich mit ihren Werken allerdings nur noch selbst genügen, dann läuft doch auch was falsch, oder? ...eben lauter mißverstandene Genies :D .... Samy |
Architekturbrille Tja, ich hab irgendwie das Gefühl, dass uns im Studium eine Brille aufgesetzt wird, mit der wir dann eine "schöne" (was auch immer das heißen mag) Wirklichkeit sehen, die aber "in Wirklichkeit" gar nicht so ist... Trist, trist, meine Laune heute - - - sorry, kurz vor der Entwurfsabgabe, you know... Naja, aber vielleicht ist unsere Aufgabe auch schon erfüllt, wenn eine unserer Arbeiten nur einige wenige Menschen interessiert oder gar glücklich macht... Man kann es ja schließlich nie allen recht machen. Es mag ja auch nicht jeder Mozart... Gruß, das Stef ;) |
Re: Architekturbrille Liebe Kollegen, freilich ist gerade die Elitarismus-Frage diejenige, die sich alle von uns schon einmal gestellt haben. Ich erinnere mich noch sehr gut an meine erste Vorlesung, ich dachte ich säße im falschen Film. Das hat sich inzwischen relativiert. Die Frage ist jedoch eher: wo fängt Architektur an, elitär und für die breite Masse unverständlich zu werden? War das Berliner Schloß (BS ;) ) früher nicht auch elitär, kein Objekt des „gemeinen Volkes“, ebenso die noble Bebauung am Dresdner Neumarkt? Ist es so, daß die Zeit und die geschichtliche Betrachtung von Architektur popularisieren, de-elitarisieren? Es scheint fast so, denn etwas überkommenes gehört zwangsweise zur Vergangenheit aller. Insofern stellt sich die eingangs erwähnte E-Frage für uns nicht in diesem Maße. Angemerkt sei auch daß faktisch im Schulsystem nicht architektonisch gebildet wird. Ich verweise auf Sack, Manfred: Von der Utopie, dem guten Geschmack und der Kultur des Bauherrn oder Wie entsteht gute Architektur? , Solothurn o.J. Wo wird architektonisch, und allgemein ästhetisch erzogen? Manche zögern beim Auto- mehr als beim Hauskauf. Das ist selbstredend nicht auf die Architektur beschränkt. Der Kreis der Konsumenten neuer Musik (nein, nicht „Superstars“) wie z.B. W. Rihm ist sehr beschränkt, in der bildenden Kunst sieht es nicht viel anders aus. Das Fertighaus auf der grünen Wiese und das BS (nicht an sich, sondern im aktuellen Kontext als Fassaden-Fälschung) sind damit die architektonischen Patrick Lindners etc etc. E-Architektur und U-Architektur? Angesichts der Arbeitsmarktsituation ist diese Unterscheidung fast schon Selbstmord, aber sie scheint mir den realen Gegebenheiten zu entsprechen. Der Konflikt dieser Situation ist mir bewußt, natürlich auch das Problem des Aufdrängens und der Vermittelbarkeit. Architekturtheoretische Schriften über die Jahrhunderte verteilt heben immer wieder die Relevanz unseres Standes hervor. Zum Nationalempfinden des BS: Ich denke das ist nur bei einem kleinen Kreis der Unterstützer das ausschlaggebende Argument. Bei den meisten ist es ein „ästhetisches“. Interessant auch der Meinungsumschwung im Laufe der Zeit. Der Palast der Republik hatte einmal eine stabile Mehrheit in Umfragen. Ob das nur der Ostalgie-Bonus war? Rennen Hunderttausende in den Reichstag wegen des schwülen Neobarock oder Fosters Kuppel? Die anfängliche Euphorie über den Potsdamer Platz (die sich verständlicherweise relativiert hat)? Gehry in Bilbao ist auch populär, auch die neueste Pinakothek hier in München. Es ist vielmehr eine Verkaufsfrage: Wer das Bauchgefühl trifft oder laut genug schreit hat gewonnen. Viele Grüße, jan P.S. War leider eine Woche nicht da, sonst hätt ich früher geschrieben. |
jaja, der fachmann staunt - der laie wundert aber nicht vergessen: "nur wer provoziert kann auch begeistern" martha schwarz |
Stadtschloss Hallo Leute, ich bin durch Zufall auf diese Seite gestossen und selbst kein Architekt.Ich mache mich aber schon länger für traditionelles Bauen und Rekonstruktionen stark. Ich finde die Diskussion über elitäres Denken in der Architektenschaft sehr bezeichnend,da viele Leute mittlerweile diese Auffasung vertreten. Da kann man unendlich viel schreiben,gerade aber im Kontext der immer stärker werdenden Vereine für Rekos und der Diskussionen in Zeitungen wie der Welt und der Zeit besteht für die Architektenschaft aktueller Handlungsbedarf. Warum herrscht die Auffasung vor,dass Architektur provozieren muss und Brüche verursachen muss,um gut zu sein? Warum sind Ornamente Verbrechen? Warum soll das Gegenteil dieser beiden Aussagen spiessig sein? Das sind die zu klärenden Knackpunkte des ganzen Problems. Bauen Architekten nicht für Menschen,sondern für die Bewunderung durch ihre Kollegen? Gehört nicht eine Spur Demut und Unterwerfung unter bestehende Harmonie dazu,wenn man einen Füllbau in ein Altstadtensemble setzt? Ist ein Glaskasten neben einem Barockbau wirklich spannend oder sogar innovativ? Ich jedenfalls finde sowas geradezu hässlich!! Noch ein Klischee,was sich immer wieder bewahrheitet: Meine Freunde,die Architektur studieren,wohnen selbst immer in Altbauten,obwohl sie den Bau solcher ablehnen.Komisch??!! Wieso eigentlich,wenn es doch so schön ist? Bin gespannt auf Antworten. |
Also ich wohne in einer Platte und kann ganz gut damit leben. Mir scheint fast dies ist die Woche der Rekonstruktionsfreunde bei tektorum.de. Als hätte man sich hier verabredet, die Architekturstudenten darüber aufzuklären, daß es vor ihrer Geburt so viel Schöneres gegeben hat. Ich versichere, die meisten wissen das und haben sich ausgiebig mit Architektur, Literatur und Ideologien der letzten Jahrhunderte beschäftigt, sind aber dennoch zu dem Schluß gekommen, daß alles jammern um der guten alten Zeiten doch nichts nützt. Wir können die Uhr eben nicht zurückstellen. Und ich will das auch gar nicht. Und um auf die ach so beliebten Altbauten zurückzukommen - ich möchte zu deren Entstehung in der Gründerzeit nicht dort gelebt haben müssen! Natürlich in ihrer heutigen Großzügkeit und Flexibilität bieten sie viele Vorzüge, die Architekten schon oft ihn ihre Planungen für Neubauten integrieren wollten, die aber meist an dem Willen der Bauherren scheitern, denen ein Geschoß mehr (und damit mehr Miete) mehr am Herzen liegt als unser Proportionsdrang oder Raumgefühl. Im Grunde sind wir heute doch oft "nur" Dienstleister und damit den Wünschen unserer Kunden verpflichtet. Wenn man gute Überzeugungskraft leistet, kann man vieles retten, aber vieles eben auch nicht... Im übrigen sind diese hohen Räume im Wohnungsbau unter energetischen Gesichtpunkten auch nicht mehr gut zu vertreten. Was den Schloßplatz angeht, so muß es ja kein Glaskasten sein, aber etwas meh Einfallsreichtum als eine Fassadenkopie könnte schon sein. Jcr hat sicher recht, wenn er sagt, daß sich nach der Überwindung historischer Phasen plötzlich alle Gesellschaftsschichten sogar mit Herrenschlössern identifizieren können. Vielleicht liegt ja auch der Wunsch darin begraben, Teil dieses elitären Etwas sein zu können (so wie unser bereits erwähntens Superstarphänomen ;) ). Ich gestehe ich bin nicht sonderlich sentimal in diesen Dingen. Schließlich fahren wir heutzutage ja auch mit Auto oder Bus zur Arbeit und nicht mit der Kutsche, obwohl das sicher viel "schöner" wäre, oder? Grüße, Samy |
Stadtschloss Nun,da hinken einige Vergleiche. Ich bin zwar auch kein Monarchist,aber die Aussage,man wolle auf keinen Fall in jener Zeit leben,zeugt auch von mangelnden Geschichtskentnissen. Die Gründerzeit war eine Zeit des Aufbruchs.Deutschland war damals sehr innovativ,da wurden Unternehmen gegründet,die heute zur Weltspitze gehören wie Siemens,Krupp,Daimler-Benz,Bosch,Allianz usw... Erfindungen und Entdeckungen: Carl Benz erfand in Mannheim das Auto, Siemens den Elektromotor, Graf Zeppelin das lenkbare Luftschiff. Das Haber-Bosch-Verfahren verbesserte durch die Kunstdüngerproduktion die Welternährunglage völlig. Einstein arbeitete in Berlin an der Relativitätstheorie, Max Planck forschte ebenfalls in Berlin. Max Weber in Heidelberg war einer der Begründer der Soziologie. Nietzsche überragte die Philosophen seiner Zeit. Von 1900 bis noch 1930 ging jeder dritte Nobelpreis nach Deutschland. Übrigens lebt auch heute halb Europa noch in einer konstitutionellen Monarchie und die Menschen identifizieren sich auch damit. Ich finde unsere Republik dennoch sehr lebenswert,aber bei zwanzig Jahren Reformstau und über 4 Mio Arbeitslosen brauchen wir nicht naserümpfend auf unsere Vergangenheit schauen.Jetzt bin ich aber vom Thema abgewichen,es geht um ästhetisches Bauen,da habe ich noch keine Antworten,ausser der Bauherr sei schuld. |
Das bezog sich auch auf die Lebensqualität in den Mietskasernen. Und wenn Du behauptest, daß sei lebenswert gewesen, dann solltest Du mal nachlesen, wie es dort zuging. Es geht nicht darum, welche Zeit innovativer ist. Abgesehen davon wird es ja auch immer schwieriger "das Rad neu zu erfinden". Das will ich auch gar nicht. Ich will auch gar nicht die Verantwortung abschieben. Zum ersten bin ich nicht der Meinung mich oder zeitgenössische Architekten für irgendwas entschuldigen zu müssen, zum zweiten ist es aber eben so, daß ein Maler, ein Bildhauer, ein Fotograf nur die Grenzen seiner eigenen Phantasie hat (und vielleicht noch die des Materials). Der Architekt aber unterliegt ganz klaren Regelungen, Gesetzen und eben auch dem Willen des Bauherrn. Diese Gesetze sind dazu da, sicheres Wohnen, Nachhaltigkeit und ein Mindestmaß an Qualität zu garantieren. Das es dabei manchmal von hinten durch die Brust in Auge zugeht, mag sein. Verbesserungen sind erwünscht. Aber dem kann sich kein praktizierender Architekt entziehen. Und so schön auch mancher Entwurf gedacht war, nach Prüfung durch die Behörden, die Statiker und die Bauherrn bleibt oft nur spärliches davon übrig. Ein guter Architekt ist der, der es von Anfang an schafft, all diese Faktoren einzugliedern und dennoch attraktiv zu bauen. Ergänzend sei noch gesagt, daß ich sehr froh bin, daß die Zeiten der Monarchen und Führer in unserem Land endgültig vorbei sind. Aber es scheint, daß manche die Freiheit und die Pflichten einer Demokratie gar nicht aushalten können. "Früher war eben alles besser". Und wenn man beim Anblick der momentanen Wirtschafts- und Arbeitslage mit einem Blick über die Schulter antwortet und sich and alten Strukturen festklammern will, wird es sicher auch nicht besser werden ... Für mich jedenfalls sind Schlösser nachwievor Ausdruck einer historischen Zeit, die halt vorbei ist und die auch durch den kompletten Wiederaufbau eines Stadtschlosses nicht zurückkommen wird. Samy |
Es wurde zwar nur kurz angerissen, aber viele Gründe, warum wir heute nicht mehr so bauen können wie von 100 Jahre liegen in unserer Verantwortung zukünftiger Generationen gegenüber. Ich finde die hohen Decken der Altbauten auch wunderschön, aber energetisch sind sie unverantwortbar. Bei 3,80 m hohen Decken muss einfach ungefähr ein drittel mehr geheizt werden. Solange wir keine wirkliche alternative zu Kohle, Öl und Gas haben, ist das ein Problem. Eine andere Sache ist die, dass wir heute in der Regel nicht mehr Stein auf Stein bauen, sondern mit Beton - warum? Weil es kostengünstiger ist - zumindest bei größeren Gebäuden. Nun könnte man hingehen und vor die Dämmung statt nur einfach Putz, Stein, Metal oder was auch immer auch noch "hübsche" Verzierungen anbringen, aber das wäre ein reines Schmücken des Hauses. Da wäre die Frage an die späteren Bewohner, ob sie bereit sind für den hübschen Schmuck an der Fassade auch einige hundert Euro mehr Miete zu zahlen. Den Schmuck kann man natürlich auch kostengünstig produzieren, dies hat man ja in Ost-Berlin zur 750 Jahr-Feier vorgemacht, dass das aber wirklich schön ist, bezweifele ich. Die Fassaden der 70er sind zugegebenermaßen häufig wirklich schlimm. Aber viel Architektur der letzten Jahre finde ich hervorragend. Und ich bin froh, dass viele Fassaden mit Ihrer Schlichtheit Ruhe ausstrahlen, der Trubel auf der Strasse ist groß genug, da brauche ich nicht auf jeder Fassade auch noch Trubel. Was für ein Stadtbild wäre das, wenn jedes Gebäude versuchen würde das am schönsten geschmückte Haus zu sein. Ich bin mir übrigens auch sicher dass es zur Gründerzeit auch viele Bausünden gab, nur auch die werden es nicht überlebt haben - genauso wie viele Gebäude unserer Zeit hoffentlich bald abgerissen werden. Aber es ist mit Sicherheit keine Lösung alles, was einem gerade nicht passt abzureißen, das hatten wir ja in den 60er und 70er Jahren zu genüge. Jedes Gebäude ist ein Zeuge seiner Zeit und die Mischung macht den Charakter und Charme einer Stadt aus. Häuser wie im vorletzten Jahrhundert zu bauen, entspricht nicht unserer Zeit und wird den Charme unserer Städte auch nicht erhöhen. |
Tja,genau das ist das Problem. Wie schafft man es, unter diesen Vorgaben wie Kostendruck,sparsamer Heizung und feuerpolizeilicher Auflagen Bauwerke zu kreiren,die trotzdem ästhetisch sind? Ich wünsche mir auf jeden Fall mehr Schmuck an den Gebäuden,mehr Individualität und mehr Phantasie. Glatte Fassaden strahlen für mich keine Ruhe aus,sondern wirken nur kalt und abweisend. Deshalb fahren Menschen,die in ihrem Urlaub Abstand von ihrem Alltagstrubel nehmen wollen,auch in die klassischen geschichtsträchtigen Metropolen wie Florenz,Prag,Paris usw...Die Ästhetik vergangener Zeiten gibt den Menschen Zufriedenheit. Wie war der Ausdruck einer gewissen Architektur-Denkschule: Glotzt nicht so romantisch? Da sieht man es mal wieder.Wenn ich modernen Städtebau gut fände,müsste ich konsequent sein und mit Bewunderung in den Augen Städte wie Dortmund oder Kassel durchstreifen.Das machen nicht mal die Architekten,die findet man nach erfolgreicher Karriere im renovierten Bauernhof in der Toscana. Die Architektur in reinen Wohnsiedlungen hat sich deutlich verbessert.Da gibt es mittlerweile tolle Beispiele.Für eine gewachsene Innenstadt gibt es noch keine befriedigenden Lösungsansätze.Da baut jeder,was er will,ohne Rücksicht auf den Kontext.Die Architekten müssen zur Kenntnis nehmen,das die Menschen in Europa ihre Altstädte lieben,von Lissabon bis Tallinn.Sie hegen und pflegen sie und da, wo sie nicht mehr sind,werden sie schmerzlich vermisst (z.B. Berlin, Frankfurt/Main, Stuttgart usw...). Das hat nichts mit dummer Nostalgie zu tun.Es ist übrigens lustig,das Reko- Befürworter die flachen Errungenschaften z.B. deutschen Schlagers genau umgekehrt verwenden.Für uns sind Architekten,die solchen mittelmässigen Entwürfe präsentieren,mit den Nichtskönnern in anderen Kulturbereichen vergleichbar.Pei,Liebeskind oder Behnisch sind für mich nur Schmarotzer,die immer die Nähe bedeutender historischer Bauten suchen,neben denen ihre pseudomodernen Glaskisten gut wirken. Wirkliche Grösse besitzen sie nicht.Und Bauhaus entstand auch in der Kaiserzeit, als Antwort auf zu überladene Fasaden.Heutzutage entsteht die Reko-Bewegung als Antwort auf zu glatte Fassaden,die mittlerweile in vielen Grosstädten dominieren.Warum besitzt Kassel keinen Charme,obwohl doch dort alle modernen Architektur-Richtungen vertreten sind? Vielleicht gerade deshalb? |
Deshalb soll jetzt also so tun, als seine Städte gewachsen? Beim monentanen Wachstumsdruck der Städte - zumindest im ehemaligen Westteil - hat man keine Zeit, Städte wachsen zu lassen, der Bedarf ist akut. Aber das ist wirklich eine Diskussion für den Städtebaubereich. Vom "Scharotzern" zu sprechen finde ich nicht nur etwas rotzig, sondern auch völlig falsch. Es ist doch angebracht, neben ein wichtiges, pompöses Gebäude nicht noch ein pompöses anzufügen, das womöglich auch gar keine überbedeutsame Funktion beinhaltet. Ich stimme dimi da völlig zu. Wenn jeder nach außen trägt, wie individuell und einzigartig und um wieviel toller er ist als sein Nachbar, dann würden die Straßenfronten schreien. Ich möchte noch einen Vergleich anstreben, der vielleicht etwas passender ist. Bekleidung ist auch eine Schutzhülle, die in noch viel höherem Maße Ausdruck des Trägers ist, als das Gebäude, in dem er lebt. Manchmal passiert es einem, daß man eine umwerfende Frau auf de Straße sieht, der alle gefangen nachblicken. Wenn ich mir diese Frauen ansehe, so sind sie zwar oft geschmickt, aber nie angemalt - sie unterstreichen lediglich ihre Vorzüge. Sie sind elegant gekleidet, aber nicht unter Rüschen und Mustern begraben. Ein gut geschnittenes Kleid ist hundert mal mehr wert als ein schönes Muster, und ein solches zu entwickeln ist auch wesentlich schwieriger als ein klassisches Kleidungsstück einfach zu bedrucken. Das soll ja nicht grundsätzlich heißen, daß wir kalte Architektur ohne jedes Ornament propagieren wollen - aber doch bitte in Maßen. Die Verzierung darf sich selbst nicht genug sein! Samy P.S. Im übrigen fahren bestimmt genausoviele Leute nach New York, Chicago oder Tokio in Urlaub. |
@Der Laie: Meinst Du nicht, dass die Leute in die Toscana und nach Florenz fahren, weil die alten Städte dort wirklich alt sind und deshalb ihren Charme haben? Sie wollen Geschichte erleben, genauso wie man sich gerne die kleinen mitterlalterlichen Städte in Süddeutschland im Urlaub anguckt. Um auf alt gemachte Häuser zu betrachten würde man dort aber mit Sicherheit nicht hinfahren. Dafür gibts Disneyland, es würde aber mit Sicherheit unsere Städte nicht attraktiver machen, sie zu einem grossen Disneyland zu machen! Und mal was ganz anderes zu diesen schönen alten Städten: Hast Du mal in einer Stadt wie Paris hinter die Fassaden geguckt? Ich bin mir ziemlich sicher, dass Du da in den meisten Fällen sogar den fiesesten deutschen 50er Jahre Bau bevorzugen würdest! Und mal zu den deutschen Berühmtheiten: Diese Menschen waren innovativ, weil sie nicht rückwärtsgewand gedacht haben, sondern Überlegungen für die Zukunft gemacht haben! Grüsse Florian |
Stadtschloss Da ich sehr lange in der Touristik tätig war,kann ich Dir versichern,dass dies nicht der Fall ist.Frankreich ist das meistbesuchte Land der Welt,nach Japan gibt es kaum Tourismus.60 Prozent der New York-Besucher sind Amis,die einmal den Beginn der Einwanderung,den Big Apple sehen wollen.Deshalb ist die Stadt früher dauernd ausgebucht gewesen,nicht wegen der Europäer. Aber da Du ja die Demokratie angesprochen hast,muss ich Dich daran erinnern,dass der Bundestag den Wiederaufbau des Berliner Stadtschlosses mit zweidrittel Mehrheit beschlossen hat.Übrigens quer durch alle Parteien,einschliesslich Frau Vollmer von den Grünen und viele andere. Das war eine Entscheidung,die sowohl die Historie als auch die Ästhetik berücksichtigt hat.Übrigens sollte in einer Demokratie Volkes Wille herrschen, das gilt auch für den Städtebau. Was Rekonstruktionen betrifft,sind andere Völker übrigens wesentlich fleissiger,insbesondere die Polen.Die bauen ganze Städte wie Danzig wieder auf.Die rekonstruierte Altstadt von Warschau gehört mittlerweile zum Weltkulturerbe.Also scheint auch die UNESCO eine positivere Einschätzung von Rekonstruktionen zu haben als Ihr. Aus Euer Sicht hätten die Polen die Zerstörung auch als Chance begreifen müssen, lauter neue Dortmunds und Rotterdams zu bauen,Städte also,die im Vergleich als nicht sehr attraktiv zum Leben gelten.Beton und Glaswüsten. Zur Veranschaulichung empfehle ich www.berliner-schloss.de und dann auf Link wiederaufgebaute Bauwerke. Mehr Individualität bei Bauten ist unbedingt notwendig,man muss ja nicht gleich ins andere extrem verfallen und ein Dutzend Türmchen draufsetzen,aber mal ein Erker oder ein Türmchen oder ein paar Ornamente sind durchaus mit einer edel gekleideten Frau vergleichbar.Im Moment werden hauptsächlich Frauen in Jogginganzügen und Turnschuhen gebaut,um bei dem Vergleich zu bleiben. |
Hallo ich erlaube mir hier auch mal schnell mich zu wort zu melden. @Samy --->schmarotzen kritisiert wird doch gerade, dass moderne bauten auf eine solitärwirkung abziehlen, d.h. sich oft in jeder hinsicht weigern in ihr umfeld einzupassen. da wird nach der hoppla-hier-komm-ich manier gebaut. formen auf geometrische grundtypen reduziert, kurven vernachlässigend, rundbögen gar wie die pest meidend. formen, die in ihrer simplizität die umgebung einer schere gleich zerschneiden. Dies ist es, was die strassenfront zum schreien bringt -ein jeder architekt, der sich seiner individualität und einzigartigkeit tribut zollen verpflichtet fühlt. zitat samy:"Die Verzierung darf sich selbst nicht genug sein!" Ich greife ihre rhetorik auf und sage ihnen nun: Die Provokation darf sich selbst nicht genug sein! Um zu ihrer analogie mit der umwerfenden frau zu kommen: der menschliche körper- wir sind genetisch programmiert ihn als harmonisch, ästhetisch, subjektiv wie objektiv ( bez. der gesamtzahl der menschen ) als schön zu empfinden. es liegt weit näher ihn in relation zur antiken formensprache zu setzten, die ebenso darauf abziehlt eine ähnliche wirkung zu erzielen, benutzt sie doch überall den goldenen schnitt. ein gesamtkonzept von stilmitteln, die in ihrer wirkung so überzeugend waren, dass sie bis hin zum seligen bauhaus ständige verwendung fand. und das ohne den eindruck der beliebigkeit und ewigen kopie hervorzurufen ( sie mögen dazu ihre eigene meinung haben ). Sie schreiben weiter oben über ihre eigene innere entwicklung bez. ihres architekturempfindens: "seit ich Architektur studiere, sehe ich so manches Gebäude mit ganz anderen Augen. Früher fand ich's scheußlich" " und "daß die "Elite" das sagen haben muß und dem gemeinen Pöbel erst mal zeigen muß, was eigentlich guten Geschmack ausmacht." stellen sie sich mal vor, man müsste nun auch erst ein studium beginnen, um den weiblichen körper als schön zu empfinden ( und sich dann selbst als genies zu feiern ). wie schnell wäre da da der homo sapiens von dem angesicht der erde verschwunden-einfach ausgestorben. von daher eine äusserst schlechte analogie, die sie da anführen. sehen sie sich ornamentik an und sie werden wohl ausschliesslich formen finden, die dem menschlichen harmonieempfinden entsprechen- seien es da aus der flora und fauna entlehnte-oder gleich des menschen-in form des gesichts. um noch auf eine andere äusserung von ihnen einzugehen: es ist wahr-von seiten der traditionalisten wird es wohl durchweg belächelt, was die überwiegende moderne zu produzieren in der lage ist. auch mir kommt der gedanke, dass es keines "missverstandenen genies" bedarf, um betonkuben zu erbauen-"denn das, mein lieber "architekt", kann ich auch". damit, dass sie dann allerdings als einzigen einwand darauf bringen, dass dies vorhaben schon an den DIN-Normen scheitern würde, erweckt in mir grösstes erstaunen darüber, noch von Baukunst zu sprechen, lieget die "kunst" dann lediglich darin, sich mit einem normwerk vertraut gemacht zu haben. @florian man denke bitte darüber nach, weshalb leute nach warschau, danzig -die rekonstruktionshauptstädte- fahren. auf alt gemacht ist nicht gleichzusetzen mit bedeutend, da haben sie recht und das ist auch meine meinung -nichtsdestotrotz und das sollten sie als berliner wissen-ist das hotel adlon zum beliebtesten neubau avanciert. unabhängig von wirtschaftlichen zugeständnissen, wie erhöhung der stockwerkszahl. Sie sprechen ein bedürfnis an geschichte erleben zu wollen-dies ist einer der hauptgründe, die von rekonstruktionsbefürwortern eingebracht wird. gehen sie auf den mehringsplatz ( belle-alliance platz ), hansaviertel, spittelmarkt- sie finden kunstprodukte bar jeder geschichte. parkplätze. reissbrettsiedlungen. gropiusstadt oder gar die platten des ostens gar nicht erst erwähnend... zum schluss noch etwas polemik: die sogenannte moderne existiert lediglich, weil sie sich derartig vielen worthülsen zu bedienen weiss. ( stichwort: nicht rückwärtsgewandt ) einen schönen sonntag abend noch |
Adlon etc Zitat:
Zum Hansaviertel: Das Hansaviertel ist voll. Die Bewohner sind zufrieden. Ich war erst kürzlich dort, probiern Sie mal eine Wohnung zu finden. Hoher Akademikeranteil. Aller Wahrscheinlichkeit nach haben die kein Gefühl für menschliche Körper, Schönheit etc. Abstimmung mit den Füßen. Ebenso schönen Sonntag, |
@jcr, wo haben sie das denn gehört? Ich halte Ihre Reaktion für das sprichwörtliche pfeifen im Keller. Werfen sie doch mal einen Blick auf webshots.com und schauen sich an, was Touristen in Deutschlands Städten fotografieren. Das Verhältnis dürfte so etwa 90% Altbauten 10 % Glaskisten sein. Die sogenannte "Moderne" hat unsere Städte entstellt, mit wenigen, wirklich wenigen positiven Ausnahmen. Und Stararchitekten wie Jahn oder Behnisch setzen sich fragwürdige Denkmäler ohne Demut und Rücksicht auf die Umgebung. Eigentlich ist es müßig, den versuch von Überzeugungsarbeit zu amchen, denn im Grunde sind Sie sich wohl bewußt was falsch läuft im heutigen Architekturgeschehen. ich habe zwar "nur" Grafik-design studiert, aber auch wir bekamen gleich vom 1. Semester an die "form-follows-funktion"-Doktrin eingetrichtert. Aber das ist ein Auslaufmodell, und eigentlich sollte es doch gerade für ihr Metier wie ein Befreiungsschlag wirken wenn man diese Gestaltungs-Askese endlich wieder durchbrechen darf ohne dabei als schwarzes Schaf gelten zu müssen. Wenn sich new urbanism in Deutschland erst einmal durchgesetzt hat wird einer nach dem anderen auf den Zug springen, und irgendwann wird auch noch der letzte sauertöpfische Feuilletonist verstummen. Ich sehe dem gelassen entgegen und freue mich auf eine bessere,freundlichere,menschlichere Architektur als die Glas-Stahl-Beton Tristesse der letzten Jahre und Jahrzehnte. |
Zitat:
Gruß, |
zum hansaviertel: die nennung erfolgte in rahmen geschichtsloser areale. über etwaige vorlieben der bewohner kann ich hier keine aussage treffen. sicher wird es interessant sein direkt neben dem grössten innerstädtischen park berlins zu wohnen-in zentraler lage. zur information für alle nichtberliner: das hansaviertel entstand zur interbau 1957 komplett auf dem reissbrett und zwar als radikale abkehr gegenüber der berliner blockrandbebauung . konzept hansaviertel war die zeilenbebauung mit hingestreuten wohntürmen, in deren zwischenräume grünes seinen platz finden sollte. zugegebenermassen dank begrünung ein besseres modell als so manche plattenbausiedlung, die zeitgleich im sowjetsektor entstand. nichtsdestoweniger jedoch ein tabula rasa konzept. von vielerlei seite auch als "zweite zerstörung" bezeichnet. flächensanierung im zeichen des totalen abräumens preisgünstigen und unter denkmalpflegerischen gesichtspunkten wertvollen wohnraums zugunsten teurer neubauwohnungen. sie vertreten ja die "was weg ist, ist weg" position. ich verweise noch auf folgende dinge, da mir leider der kontakt zu frohen hansaviertelbewohnern fehlt. Agenda der UNO habitatskonferenz '96 in Istanbul: "Nur die kompakten Siedlungsstrukturen der europäischen Stadt können in den Zeiten einer weltweiten Verstädterung eine nachhaltige, also ressourcenschonende Siedlungsentwicklung garantieren. Nur sie sind im Sinne sozialer, wirtschaftlicher und ökologischer Grundansprüche der Menschheit zukunftsfähig." kompakte siedlungsstruktur im sinne der blockrandbebauung, nicht im sinner von wohnturmsolitären. und aus einem interview mit Karl Ganser über die deutsche Bau-Unkultur ( DIE ZEIT 14/2003 ) : Karl Ganser:" ...unser Land einer Trümmerlandschaft gleicht, auch wenn es sich bei den Trümmern meist um Neubauten handelt." Zeit: "Übertreiben Sie nicht ein bisschen? Die meisten Menschen sind doch ganz zufrieden. " Ganser:" Ja, aber nur deshalb, weil sie gelernt haben, immerzu wegzusehen. Es fällt den meisten Menschen einfach nicht auf, in was für einer ramponierten Welt sie leben. Nur hier und da, bei einer Kirche oder einem Museumsneubau, schauen wir noch auf und freuen uns über das Schöne. An den Rest stellen wir überhaupt keinen ästhetischen Anspruch mehr, niemand kümmert sich ernsthaft um gute Architektur. Und das muss sich ändern." dies beides auch lediglich meinungen mehr oder weniger grosser gruppen, welche aber eine reaktion auf ein radikalkonzept darstellt, welches nicht in der lage war wirklich nennenswerte wohnvorteile zu bringen. das hansaviertel ist da noch die bestmögliche variante der flächensanierung mit zeilenbebauung. Nun allerdings nochmal: bei dem hansaviertel handelt es sich -durch die nachbarschaft zum tiergarten- um eine sondersituation. ich unterstelle -angedenk der worte karl gansers- dass niemand auf die idee kommen würde diesen ort aufgrund seiner architektonischen qualitäten zu besuchen-tourismus= null . soviel zur argumentation abstimmung mit den füssen. ein wohnturm mag eine beeindruckende aussicht bieten-besteht diese aussicht allerdings wiederum selbst nur aus türmen, so ist nichts gewonnen. ergo: der wohnturm lebt, zehrt und erhält seine daseinsberechtigung nur durch seine umgebung ( --->stämme im kiefernwald ). Zitat:
nun noch einen schönen abend |
Es sei nur kurz ergänzt. Ich wohne genau zwischen Potsdamer Platz und Adlon. Vor dem Adlon sehe ich zwar Spaziergänger, die die Linden langlaufen, fotografieren tun die Touries aber alle nur den Potsdamer Platz - es sei denn irgendein Popstar verläßt das hotel gerade.... Keine Meinung - nur eine Beobachtung.... |
Zitat:
Gruß Florian |
Herr Thelen, Ich kann bei Herrn Ganser, den Sie inzwischen in jedem bekannten Forum (re)zitieren, nicht feststellen, daß er das Hansaviertel oder irgendwelche anderen "modernen Glaskisten" gemeint hat. Vielmehr bleibt er so vage, daß sich ein jeder seine Worte in seine Richtung interpretieren kann. Überhaupt sind alle Menschen, die tagtäglich den Potsdamer Platz besuchen (jedenfalls als ich dort war) vermutlich ästhetisch abgestumpft, ebenso die täglich mehr als 1000 Besucher (lt. dem erstbesten Link bei Google), die den Reichstag besuchen (sicher nicht wegen Paul Wallot). Irgendwas stimmt da nicht in der Argumentation, das Volk wolle nur Stuck-Altbauten (wovon nur wenige wirklich gut sind. In München kenne ich eine Handvoll). Ich halte es für wahrscheinlicher, daß das Volk beides mag. In München gabs ein Bürgerbegehren für den Erhalt des Olympiastadions, genauer: eines betonierten Tribünenteils davon. Nichtsdestotrotz hat die Retrofraktion (ich nenne Sie jetzt mal so) ihre Berechtigung (wenn man Reko ausspart). Werden Sie also Bauherr! Zitat:
Guten Start in die Woche! |
Zitat:
sieht man sich unter den linden an-oder ganz extrem-das regierungsviertel-so wohnt dort so gut wie niemand. ---> keine nutzungsmischung zum aspekt der bevölkerungsdichte seien konkret für berlin zahlen genannt: vor dem Kriege: 4.5 millionen heute: 3.5 millionen man bedenke: vor dem kriege gab es ausser sakralbauten und rathäuser so gut wie nichts, das höher als 4 stockwerke war. daraus lässt sich ableiten wie dringend berlin hochhäuser braucht ;) und dann noch der sandige untergrund... man hat die leute einfach nur in türmen übereinandergeschichtet ( plattenbauten ), generell höhere stockwerksanzahl. man kann mir allerdings nicht erzählen, die neu hinzugewonnenen freiflächen wären ursache einer höheren lebensqualität als vor dem bruch durch den 2. weltkrieg. zu Herrn Rössler: was den reichstag angeht- fosters kuppel lebt vom kontrast zu wallots bau, auf dem sie ja nun sitzt. peis glaspyramide würde auch allein-ohne kontrast- weniger besucher anziehen. nebenbei ist die als touristenmagnet bekannte kuppel entgegen fosters wunsch entstanden, denn foster steht im clinch mit kuppeln- wie sie sicher wissen. sie existiert nur weil wallot sich einst für eine entschieden hatte. wallot als agierender part -foster als reagierender. potsdamer platz: ich bin sicher ihre besucherströme wollen alle nur das weinhaus huth sehen :D P.S. sie sollten vorsichtig mit ihren voreiligen schlüssen sein-ich bin nicht peter thelen. dies wirft ein schlechtes licht auf ihren diskussionsstil P.P.S. sie erwähnen ihrer meinung nach gute stuckaltbauten in münchen-wie wäre es denn, sie würde mal einige fotos dieser auf ihrer "netzpräsenz" veröffentlichen? ich wünsche eine gute nacht |
Herr Prokovjev (Sie sind tatsächlich nicht Herr Thelen - Sie sind einfach zu nett :) ), Zitat:
Ihre Argumentation zum Potsdamer Platz überzeugt mich nicht ganz, ebensowenig die zur Bevölkerungsdichte. Vielleicht können Sie`s nochmal etwas konkreter sagen, damit wir hier mitkommen. Bitte rechnen Sie die GFZ fürs Hansaviertel und für eine Blockrandbebauung. Sie werden sehen, daß die Werte ganz ähnlich sind. Daß der Freiraum bei Punkthäusern anders ausfällt ist doch klar, das ist dann eine Frage der Freiraumgestaltung. Wenn nicht grad Loveparade ist, ist das Hansaviertel durchaus sehr ansehnlich, wie ich finde. Stuckaltbauten auf meiner Netzpräsenz: Nein. Hab nur von einem ein Foto, Mariannenplatz Nordseite, Hausnummer vergessen. Ist aber auch von geringer Relevanz hier. Gruß, |
Fakt ist,dass die Calatravas und Peis keine befriedigenden Antworten auf den Wunsch der Menschen nach attraktiven Innenstädten geben können.Das sind genau die pseudomodernen Glaskistenbauer,die unsere Städte ihres Charmes endgültig berauben. Dann doch lieber ein Schloss mit traditioneller Fassade,aber neuer Nutzung. Übrigens baut die Firma ECE das Stadtschloss in Braunschweig wieder auf und nutzt es als Einkaufszentrum.Eine sehr ungewöhnliche Idee für ein Schloss,aber mal was anderes.Das wird das schönste Einkaufszentrum Deutschlands. Die Kaufhof- und Karstadtbunker haben unsere Städte bisher auch nicht bereichert,ausser mit ihrem Warenangebot. Blockrandbebauung finde ich übrigens auch ansprechender als Zeilen- bebauung,auch wenn das Raumgefüge gleich bleibt.Am Wichtigsten ist jedoch eine Rückkehr zu mehr Fassadengestaltung.Glatt und kahl als dominierender Faktor ist menschenverachtend. |
Re: "Wiederaufbau" 2003? Zitat:
Es wuerde mich wahrhaftig interessieren, was diese Leute (und in diesem Falle Sie, "jcr," darunter verstehen? Was stellen Sie sich darunter vor? Schon mal dagewesen? Was macht es in Ihren Augen so verwerflich? |
Disneyland Wie Sie aus dem zitierten Kontext erkennen können, war "Disneyland" hier als Frage und nicht als Aussage verwendet worden. Von der "traditionellen Architektur" (zu der ich mich ja hier im Faden "Objektive Qualitätskriterien" bereits geäußert habe) war in diesem Faden von mir aus gar nicht die Rede. Da Sie mich aber so ganz persönlich ansprechen kann ich mir schon denken, woher der Wind weht. Um auf Ihre Frage doch noch einzugehen. Es handelt sich bei Disneyland wohl um einen Themenpark. In einem Themenpark (so wie auch Legoland) wird etwas dargestellt, vorgeführt, was in realiter nicht so ist, wie es scheint. Im Falle von Disneyland werden Figuren, Gebäude etc aus Comics des gleichnamigen Herstellers in großen Dimensionen in einem, ich sag mal Reservat, materialisiert. Für die Zielgruppe wird "getan als ob" es sich um die Wirklichkeit handelte. Mit der Formulierung Disneyland im Zusammenhang mit Rekonstruktionen gebauchte Wörter, Konnotationen sind meist "falsch", "Kitsch", "unecht", "Täuschung". Um nichts anderes handelt es sich bei Disneyland ja, wie ich ansatzweise versucht habe darzustellen, gemein ist Rekonstruktionsversuchen 2003 ja auch der komerzielle Aspekt: In Braunschweig will man eine Schloßfassade bauen, um dahinter ein Einkaufszentrum zu verstecken. Es handelt sich um eine "Täuschung" mit einem bestimmten Zweck, dem durch einen "decorated shed" Besucher anzulocken, historische Formen zu instrumentalisieren. Diese Fassade wäre materiell "unecht", sie wäre, wie der Großteil anderer Entkernungen auch, auch inhaltlich "falsch". Dasselbe am Dresdner Neumarkt. Statt barocke Keller zu erhalten (also authentische Geschichte, die man in einen Neubau integrieren und vielleicht motivisch verarbeiten hätte können), wurden diese abgerissen, stattdessen stellt man teilweise eine Kopie der barocken Bürgerhäuser, nein, deren Fassaden neu darüber, ohne freilich den Inhalt (Form-Inhalt?). Man "täuscht" also den potentiellen Besucher, man "tut als ob" es sich um ein gewachsenes, historisches, überkommenes Quartier handelte. Die Frauenkirche an sich tut das nicht in diesem Maße, Unterschiede der verwendeten Steine, Form-Inhalt. Subversiv an derartigen Rekos ist, daß sie für den Laien mindestens erst auf den zweiten Blick erkennbar sind. Sie lenken den Blick ab vom eigentlichen, denkmalpflegerischen Problem, man schafft sich eine virtuelle Geschichte, läßt die echte vergammeln, reißt sie ab. Sogar die Sozialisten der 50er Jahre waren mit ihrer "NatiTradi" weiter als wir heute. Statt daß die Apologeten der historischen Architektur vor dem 20. Jhd. und historistisch entwerfen, kopieren sie lieber, versuchen es krampfhaft durch Rekonstruktionen der ersten Nachkriegsjahre zu rechtfertigen, von denen keiner ansatzweise vergleichbar ist. Sie können das bei jedem Beispiel durchdeklinieren: Form-Inhalt, Zeitumstände, Identifikationsgehalt, Zweck... Einen schönen Tag noch, |
*gähn* Disney nu wieder...möchte mal was Neues hören "Die Frauenkirche an sich tut das nicht in diesem Maße, Unterschiede der verwendeten Steine, Form-Inhalt." Ihre Meinung zur Rekonstruktion der Frauenkirche hätte ich mal gerne vor ein paar Jahren gehört, als dies noch als "utopische Spinnerei" der "Disneyland"-Liebhaber angesehen wurde. Der unstrittige Erfolg läßt sie dieses Beispiel wohl - Oh Wunder! - relativieren, is ja auch schlecht polemisieren wenn dem keiner mehr zustimmt. Also hier mal ein Stück mit dem Strom geschwommen aber weiter an der - seien wir ehrlich, lächerlichen - Diskussion über "ehrliche Bauten" weitergestrickt. Wissen sie was ignoranter und unehrlicher Umgang mit Geschichte ist? Jahrhundertealte Baukunst, die vernichtet wurde, aber soweit dokumentiert ist daß man sie wenigstens im Äußeren wieder ehrfahrbar machen kann, unter provinzmodernistischen Beton-und Glasriegeln zu begraben, DAS gilt es zu kritisieren. ebenfalls schönen Tach V. H. |
Zitat:
Ihre Unterstellungen sind irrelevant für die Diskussion hier und führen zu nichts. Vielleicht sollten Sie persönliche Angriffe doch lieber im eigenen Forum publizieren und hier auf den Inhalt der Beiträge eingehen? |
Re: Stadtschloss Zitat:
Die Menschen wollen also mitnichten nur alte gebäude besichtigen. Und das so wenig Leute nach Japan fahren könnte ja auch rein zufällig mit den dortigen Preisen zu tun haben, oder? Gruss Flo |
Zitat:
Gruss Flo |
Wow, jrc, dankeschoen! Einen so ueberwaeltigenden Redefluss hatte ich nicht erwartet. Ich bin geehrt, aber nicht ueberzeugt. |
Wow, eine so persönliche, kurze und inhaltlich diffuse Antwort habe ich eigentlich erwartet, fühle mich aber dennoch einmal wieder geehrt, daß ausschließlich auf meine Beiträge eingangen wird. |
Sie sind ein wenig verfrueht mit Ihrer Genugtuung, jcr. Meine vorhergehende Antwort war nur ein Platzhalter. Ich hatte eine simple Frage gestellt. Dieser begegnen Sie mit einem Wortschwall, der weit ueber das Ziel hinausschiesst. Meinten Sie, sich und Ihr Architektur- und Geschichtsverstaendnis bei der Definition von "Disneyland" gleich mit erlaeutern und rechtfertigen zu muessen? Darum ging es mir gar nicht. A tad of paranoia perhaps? Trotzdem nochmals herzlichen Dank fuer die Darlegung Ihrer negativen Einstellung in Sachen Rekonstruktion und traditionelles Bauen. Mit Ihrer Aussage Zitat:
Sie fuehren weiter aus: Zitat:
Sie werden ernuechtert feststellen, dass es bei der zeitgenoessischen Generation von Gebaeuden gar keine Moeglichkeit des “durchdeklinierens” gibt. Es ist eine arme, ja, eine primitive Sprache, die uns vom gros der Architekten gereicht wird. Kein Wunder, dass diese Art "Baukunst"durch Sie und andere Apologeten kuenstlich hochgelobt werden muss! Oen doesm Soenne schoen Soennntoeg. |
Zitat:
Der Rest Ihres Beitrags sind die üblichen Unterstellungen etc etc (Sie irren sich, in bin nur gegen Rekonstruktion), auf die ich nicht eingehe. Einen schönen Sonntag noch |
Rekonstruktion Hallo jcr, ob Sie gegen Rekonstruktionen sind und darauf eingehen wollen,spielt glücklicherweise kaum eine Rolle. Von Dresden über Potsdam bis Heiligendamm,Berlin und München werden immer wieder neue Rekonstruktionen in Angriff genommen. Ganz zu schweigen vom europäischen Ausland,dort werden noch ganz andere Anstrengungen unternommen.Die aus Ihrer Sicht Disney-Altstadt von Warschau gehört mittlerweile zum Weltkulturerbe (komisch oder?).Und die Leute dort fühlen sich sehr wohl,sind sogar stolz auf ihre Wiederaufbauleistung (noch komischer oder? ). Die deutsche Denkschule steht aktuell bei diesem Thema ziemlich einsam da,das merkt man daran,dass sich die EU-Kultusminister zur Rekonstruktion der Brücke von Mostar in Bosnien auschliesslich gegen die Nein-Stimme aus Deutschland durchgesetzt haben. Na ja,eine Calatrava-Stahlbrücke hätte der Stadt natürlich die korrekte moderne Note verpasst.Aber es sind ja zum Glück nicht alle Länder so unpragmatisch wie wir (mit wir meine ich die deutsche Architekten- und Denkmalschutzclique). Einzelne modernistische Solitäre wie in Bilbao oder Berlin sind durchaus auch bereichernd,aber der Auschliesslichkeitsanspruch dieser Baurichtung ist überhaupt nicht einzusehen und auch nicht zeitgemäss. In Deutschland werden sich die Menschen 60 Jahre nach dem Krieg des kulturellen Verlustes immer bewusster und der Wunsch nach teilweiser Stadt- reparatur und Rekonstruktion steigt immer mehr. Es soll hier ja kein neuer Ausschliesslichkeitsanspruch aufgestellt werden, aber es hat auch niemand das Recht,diese Wünsche zu ignorieren oder abzulehnen. Es wird immer eine Weiterentwicklung geben,das liegt in der menschlichen Natur, aber paralell wird eben auch Altes wiedererstehen,wo es schmerzlich vermisst wird (z.B. Dresden).Was ist daran so schlimm? Ich gebe die Antwort selbst: gar nichts ist daran schlimm! Ich finde Altstädte herrlich zum Leben,auch alte Bauten (die haben jetzt auch sanitäre Anlagen,toll nicht?). Wenn ein Altbau abgerissen wird,blutet mir das Herz.Wenn man ein Hochhaus in Frankfurt einreissen würde,wäre mir das sch...egal. Und wenn sog. Kopien neu gebaut werden,soll mir das nur recht sein.Ich finde sie sehr schön.Ob das aus Sicht eines Architekten unkorrekt ist,interessiert mich nicht die Bohne. Ja,so ist das,ob ich als rückwärtsgewandt bezeichnet werde,ist mir gleichgültig, da bin ich mit dem übergrossen Teil der Europäer konform.Die erhalten überall ihre gewachsenen Städte oder rekonstruieren sie,von Moskau bis Lissabon. Und das,obwohl sie weniger verloren haben als wir im Krieg.Sie werden sich daran gewöhnen müssen,dass noch viel mehr deutsche Städte ihr jetziges unbefriedigendes Stadtbild verändern werden.Lieber schöne Kopien als authentische Glas-Langweiler-Architektur aus der Gehirnwäsche-Schule.Aber keine Sorge,es bleiben noch genügend Bauflächen zum Probieren und Austoben für Solitär-und Leuchtturm-Architektur übrig!!! |
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