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jarrid 04.03.2009 17:11

AW: Ich geb´s auf, finde einfach keinen Job.
 
kann mich da florian nur anschließen,.. wie gesagt ich persönlich bin der meinung das man damit den eigenen arbeitsmarkt kaputt macht. wenn es absolventen gibt die stellen zu solchen konditionen annehmen bleibt den folgenden nichts anderes übrig als diese auch anzunehmen da sonst andere, die bereit sind für diesen lohn arbeiten zu gehen , die stellen besetzen. im gegenzug bedeutet dies aber auch, wenn keiner bereit ist stellen zu diesen konditionen zu besetzen, sind die büros gezwungen mehr zu zahlen, wenn sie jmd neues brauchen,..

Archimedes 04.03.2009 17:22

AW: Ich geb´s auf, finde einfach keinen Job.
 
Zitat:

Zitat von jarrid (Beitrag 32898)
kann mich da florian nur anschließen,.. wie gesagt ich persönlich bin der meinung das man damit den eigenen arbeitsmarkt kaputt macht. wenn es absolventen gibt die stellen zu solchen konditionen annehmen bleibt den folgenden nichts anderes übrig als diese auch anzunehmen da sonst andere, die bereit sind für diesen lohn arbeiten zu gehen , die stellen besetzen. im gegenzug bedeutet dies aber auch, wenn keiner bereit ist stellen zu diesen konditionen zu besetzen, sind die büros gezwungen mehr zu zahlen, wenn sie jmd neues brauchen,..

Das wirst Du nicht hinbekommen, daß sich alle an eine Art "Ehrenkodex oder Mindestlohn" halten. Genauso wenig wie die Architekten gegenüber den Bauherren konsequent Honorare oder gegenüber der Politik eine anständige HOAI-Anpassung durchsetzen können. Das sind Wunschträume.

Sollten Absolventen und junge Architekten generell und auf breiter Front höhere Gehälter fordern, dann wird das nur dafür sorgen, daß der angestellte Architekt immer wenig konkurrenzfähig wird. Es wird dann noch mehr auf freie und flexible Mitarbeiter gesetzt, Praktikanten werden noch lieber genommen und Aufgaben für die nicht unbedingt ein Architekturstudium erforderlich ist, werden an Techniker und Bauzeichner übertragen.

Ich kann auch keinen praktikablen Weg aus der Misere beschreiben.
Einzige Lösung: Es erklären sich deutschlandweit 30.000-40.000 Architekten (Angestellte und Selbständige) freiwillig bereit den Arbeitsmarkt im Bereich Planen und Bauen zu räumen und sich in anderen Branchen niederzulassen. Dann wäre für die die übrigbleiben wieder genug zu tun und es könnten auch höhere Einnahmen und Gehälter erzielt werden.

Freiwillige vor. :)

bastelheld 04.03.2009 17:54

AW: Ich geb´s auf, finde einfach keinen Job.
 
Kann jarrid da ebenfalls nur zustimmen. Jegliche Argumentation für eine Bezahlung unter 2000 € brutto ist für mich einfach nicht nachvollziehbar.

Der Vergleich zum Bauzeichner hinkt. Ich kann mich nach einem 4-6 jährigen Studium nicht mit jemandem vergleichen, der mit 16 eine Ausbildung anfängt.

Ich glaube auch, daß die meisten Studenten geringere Unterhaltskosten hatten. Als Arbeitnehmer gibts keine günstige Mensa, die WG-/ Wohnheimzeiten sind vorbei, das Büro ist verkehrsgünstig nicht mehr so gut angebunden wie die Uni, so daß man ein Auto benötigt... da gibts leider genug, was das Leben teurer macht.

Natürlich muss auch ich eingestehen, daß es für ein Büro immer ein Risiko ist jemand neues einzustellen. Aber dieses Risiko habe ich nicht nur bei Absolventen, sondern bei jeder Neueinstellung, auch bei vermeintlich "Erfahrenen".
Außerdem wehre ich mich gegen die Behauptung, Absolvent als reine Belastung für das Büro dazustellen. Selbstständiges Arbeiten sollte jeder während seines Studiums gelernt haben (ansonsten ist man wohl wirklich falsch). Von daher kann ich auch von einem Absolventen erwarten, daß er ohne jemand anderem seine Zeit zu stehlen produktive Arbeit verrichten kann.
Klar braucht ein Berufsanfänger länger als jemand der alles schon 100x gemacht hat. Aber gerade Berufsanfänger sind noch so motiviert und engagiert, daß sie häufig diejenigen sind, die am längsten im Büro sitzen und dadurch diesen Rückstand wieder ausgleichen können.
Des weiteren soll es ja auch schon vorgekommen sein, daß ein unverbrauchter Geist mit neuen Herangehensweisen und frischem Wind ein Büro bereichern konnte.

Um das Risiko für den Arbeitgeber zu mindern und mehr Sicherheit zu gewähren gibts schließlich den befristeten Arbeitsvertrag.
Genau aus diesem Grund kann ja auch kaum ein Absolvent mit einem Zwei-Jahres-Vertrag oder einer direkten Vollanstellung aufwarten. Und wenn auch dies nicht ausreicht gibts immer noch die Möglichkeit einen Absolventen als freien Mitarbeiter mit Stundenlohn und der Option auf Festanstellung zu beschäftigen.

Aber nur weil man Berufsanfänger ist, sollte man sich nicht mit geschönten Praktikantengehältern versklaven.

cocooned 04.03.2009 18:33

AW: Ich geb´s auf, finde einfach keinen Job.
 
Zitat:

Zitat von Archimedes (Beitrag 32891)
Als Angestellter sollte man sich vor Augen führen, daß 2.000 € Bruttogehalt im Monat für einen Arbeitgeber Kosten von ca. 3.500 €/Monat verursachen, wenn man Lohnnebenkosten/Arbeitgeberanteile und den Arbeitsplatz einkalkuliert. Wenn man dann noch die Zeit des Chefs oder der Mitarbeiter einkalkuliert, die beim Einarbeiten unterstützen, dann sind das evtl. nochmal 500-1000 € die dem Büro in den ersten Monaten an Produktivität/Einnahmen fehlen. Für jedes Büro zunächst Kosten ohne zu wissen was am Ende als "Ertrag" rauskommt.


kann es sein, dass du brutto und netto verwechselst? meiner meinung nach wären die 3500 euro brutto und die 2000 euro dann der nettolohn.

ein bruttogehalt von 1000 - 1500 euro ist meiner meinung nach eine frechheit. mein einstiegsgehalt als bauzeichner nach dreijähriger lehre betrug schon 1500 euro.

... und mit einem abgeschlossenen architekturstudium hat man ein viel größeres wissen als ein bauzeichner. der bauzeichner hat vielleicht einen besseren praxisbezug aber viel weniger theoretisches wissen. außerdem kann er keine entwurfsarbeit leisten.

Archimedes 04.03.2009 18:35

AW: Ich geb´s auf, finde einfach keinen Job.
 
Zitat:

Zitat von bastelheld (Beitrag 32900)
Kann jarrid da ebenfalls nur zustimmen. Jegliche Argumentation für eine Bezahlung unter 2000 € brutto ist für mich einfach nicht nachvollziehbar.

Der Vergleich zum Bauzeichner hinkt. Ich kann mich nach einem 4-6 jährigen Studium nicht mit jemandem vergleichen, der mit 16 eine Ausbildung anfängt.

Zunächst möchte ich hier keine Gehälter unter 2.000 € verteidigen oder anpreisen, aber man sollte niedrige Gehälter für einige Monate in Betracht ziehen, wenn man dadurch die Chance bekommt sich zu beweisen und eine langfristige Anstellung zu erlangen. Das ist besser, wie monate- oder jahrelang arbeitslos zu sein und auf die Topstelle mit Supergehalt zu warten, die es selten gibt. Man darf nicht glauben man hätte in irgendeiner Weise Anspruch auf irgendwas.
4,6 oder 10 Jahre Studium mit tollem Abschluß sind eine Basis, aber sie machen einen nicht zu einem Anspruchsberechtigten in irgendeiner Form.
Wichtig ist der Wert den man für ein Unternehmen darstellt und was man zu bieten hat. Unter Umständen hat der Bauzeichner mit 3 Jahren Ausbildung oder der Techniker manchen Büros mehr zu bieten, wie ein Absolvent mit 10 Semestern hervorragendem Abschluß, aber maßlosen Ansprüchen und ohne nenneswerte Erfahrung.
Übrigens gibt es auch Auszubildende, die ihre Lehre nach dem Abi beginnen oder noch später umschulen und auch eine Familie zu versorgen haben oder ein Auto und Miete bezahlen müssen. Der Vergleich hinkt nicht in allen Fällen.



Zitat:

Zitat von bastelheld (Beitrag 32900)
Ich glaube auch, daß die meisten Studenten geringere Unterhaltskosten hatten. Als Arbeitnehmer gibts keine günstige Mensa, die WG-/ Wohnheimzeiten sind vorbei, das Büro ist verkehrsgünstig nicht mehr so gut angebunden wie die Uni, so daß man ein Auto benötigt... da gibts leider genug, was das Leben teurer macht.

Man kann auch in die Nähe seines Arbeitsplatzes ziehen und dort ist evtl. kein Ballungszentrum oder Studienort mit überhöhten Mieten. Man hat keine Ausgaben für Modelle oder Studienmaterialien. ...es wird nicht gleich alles teurer.


Zitat:

Zitat von bastelheld (Beitrag 32900)
Außerdem wehre ich mich gegen die Behauptung, Absolvent als reine Belastung für das Büro dazustellen. Selbstständiges Arbeiten sollte jeder während seines Studiums gelernt haben (ansonsten ist man wohl wirklich falsch). Von daher kann ich auch von einem Absolventen erwarten, daß er ohne jemand anderem seine Zeit zu stehlen produktive Arbeit verrichten kann.
Klar braucht ein Berufsanfänger länger als jemand der alles schon 100x gemacht hat. Aber gerade Berufsanfänger sind noch so motiviert und engagiert, daß sie häufig diejenigen sind, die am längsten im Büro sitzen und dadurch diesen Rückstand wieder ausgleichen können.
Des weiteren soll es ja auch schon vorgekommen sein, daß ein unverbrauchter Geist mit neuen Herangehensweisen und frischem Wind ein Büro bereichern konnte.

Hört sich toll an und das wünscht sich jeder AG. Die Realität sieht aber oft anders aus.


Zitat:

Zitat von bastelheld (Beitrag 32900)
[B]
Um das Risiko für den Arbeitgeber zu mindern und mehr Sicherheit zu gewähren gibts schließlich den befristeten Arbeitsvertrag.
Genau aus diesem Grund kann ja auch kaum ein Absolvent mit einem Zwei-Jahres-Vertrag oder einer direkten Vollanstellung aufwarten. Und wenn auch dies nicht ausreicht gibts immer noch die Möglichkeit einen Absolventen als freien Mitarbeiter mit Stundenlohn und der Option auf Festanstellung zu beschäftigen.

Dann aber doch lieber ein halbes Jahr Probezeit mit niedrigerem Gehalt und dann nach erfolgreicher Bewährung ein unbefristeter Arbeitsvertrag mit einem für beide Seiten vertretbaren Gehalt.
Freie Mitarbeit bürgt immer die Gefahr von Scheinselbständigkeit.

Archimedes 04.03.2009 18:41

AW: Ich geb´s auf, finde einfach keinen Job.
 
Zitat:

Zitat von cocooned (Beitrag 32901)
kann es sein, dass du brutto und netto verwechselst? meiner meinung nach wären die 3500 euro brutto und die 2000 euro dann der nettolohn.

ein bruttogehalt von 1000 - 1500 euro ist meiner meinung nach eine frechheit. mein einstiegsgehalt als bauzeichner nach dreijähriger lehre betrug schon 1500 euro.

... und mit einem abgeschlossenen architekturstudium hat man ein viel größeres wissen als ein bauzeichner. der bauzeichner hat vielleicht einen besseren praxisbezug aber viel weniger theoretisches wissen. außerdem kann er keine entwurfsarbeit leisten.

Nein, ich habe nichts verwechselt.

2.000 € ist der Bruttolohn den der Arbeitnehmer monatlich erhält. Das bedeutet je nach Steuerklasse, Krankenkasse, etc., etc. ca. 1.200 - 1.400 € (netto) im Monat.

+- 3.500 € kostet dieser Arbeitnehmer aber den Arbeitgeber, weil dieser noch Lohnnebenkosten/Arbeitnehmeranteil von 600-700 € zu bezahlen hat. Den Arbeitsplatz, den PC, die Software und die Miete, sowie diverse Versicherungen bezahlen muß. +Risiko bei längerer Krankheit oder Schwangerschaft des Arbeitnehmers.



Wenn für Dich 1.000 - 1.500 € (brutto) für eine Frechheit am Anfang sind, dann mag das moralisch vertretbar sein, aber viele Arbeitgeber werden Dir ohne Erfahrung sicher nicht mehr zahlen.

marjn 05.03.2009 15:22

AW: Ich geb´s auf, finde einfach keinen Job.
 
Jegliche Argumentation für eine Bezahlung unter 2000 € brutto ist für mich einfach nicht nachvollziehbar.


reduziere es auf die einfache Grundlage:

Job mit <2000€ brutto vs. arbeitslos/arbeitssuchend mit Hartz4


reicht das als Argument?

Archimedes 08.03.2009 09:08

AW: Ich geb´s auf, finde einfach keinen Job.
 
Hier ein Link zum Thema Lohnnebenkosten.

gruendungszuschuss.de :: Für kleine Unternehmen: Was kosten Mitarbeiter?

Dort kann man sehen, daß ein Arbeitnehmer den Arbeitgeber deutlich mehr kostet als das Bruttogehalt, welches diesem ausgezahlt wird.

Ich sprach bei 2.000 € Bruttolohn von 600-700 € Lohnnebenkosten. Die zusätzlichen Abgaben für Sozialleistungen des Arbeitgebers liegen bei 420 € (bezogen auf 2.000 € Brutto sind das dann 2.420 € Kosten für den AG). Hinzukommen: Zitat:
Zu den Personalkosten von 2.420 Euro kommen gegebenenfalls noch weitere Sozialleistungen, die Sie zusagen, wie Urlaubsgeld, Weihnachtsgeld oder vermögenswirksame Leistungen. Die entsprechenden Ausgaben sollten Sie in Ihrem Businessplan monatsgenau in die Liquiditätsplanung einrechnen.
Das sind dann die erwähnten 2.600 - 2.700 € für den AG. Dazu wie bereits erwähnt die Kosten für den Arbeitsplatz selbst und alles was damit zu tun hat.

Im Gesamten +- 3.500 € monatliche Kosten, damit der Angestellte +- 1.300 € (netto) zum Leben hat.
Das ist unser Problem in Deutschland!

Es ist leicht 2.500 € brutto als Einsteiger zu verlangen , wenn man nicht weiß was da noch hinten dran hängt.

SoNici 08.03.2009 09:49

AW: Ich geb´s auf, finde einfach keinen Job.
 
In dem Zusammenhang würde mich mal interessieren, wie häufig es denn für uns überhaupt noch Weihnachts- oder Urlaubsgeld gibt. Ich bekomme z.B. keins, andere Archis aus meinem früheren Semester auch nicht.

Archimedes 08.03.2009 10:02

AW: Ich geb´s auf, finde einfach keinen Job.
 
Also Urlaubsgeld ist mir jetzt auch nicht bekannt, aber Weihnachtsgeld schon. Wenn Du mitten im Jahr einsteigst gibts meist gar nichts oder höchstens einen kleinen Betrag im Dezember. Wenn Du aber ein volles Jahr vorher gearbeitet hast, dann bekommst Du ein halbes oder ganzes Gehalt (ab dem zweiten Jahr) im Dezember dazu.
So kenne ich es aus manchen Büros.
Das ist allerdings eine Sache zu der der Arbeitgeber nicht verpflichtet ist und welche individuell im Arbeitsvertrag vereinbart werden kann.
Es gab auch mal im Sommer eine kleine einmalige Sonderzahlung, wenn die Geschäfte besonders gut liefen, aber das sind Ausnahmen.

Grundsätzlich hat jeder Arbeitgeber das Interesse gute Leute langfristig zu binden, daher werden solche Leistungen oftmals erst nach ein oder zwei Jahren Bürozugehörigkeit bezahlt und steigen dann mit dem Gehalt jährlich an. So sollte es jedenfalls sein.

Sadi 08.03.2009 10:13

AW: Ich geb´s auf, finde einfach keinen Job.
 
Ich hatte nach dem Studium zwei Arbeitsangebote (allerdings in Österreich) mit einmal 1.400,00 Euro brutto und einmal 1.600,00 Euro brutto.
Dem Büro mit 1.400,00 Euro brutto habe ich dann ganz nett gesagt, dass ich nach meiner Bauzeichnerausbildung mehr verdient hätte, woraufhin auch er auf 1.600,00 brutto hoch ging.

Ich persönlich stand auch vor dem Problem: Guter Job mit 1.600,00 Euro brutto, aber dafür erarbeitest Du Dir Berufserfahrung oder arbeitslos.
Ich war in der komfortablen Situation dass meine Eltern mir meinen Unterhalt weiter bezahlt haben, so dass ich nicht mit Harz IV starten musste, und habe mich trotz meiner ganzen Bedenken (u.a. auch dass ich trotz Diplom meinen Eltern weiter auf der Tasche liege (Teilunterhalt durch meine Eltern, teil durch Job im Büro, die mich als Dipl.- Ing. aber nicht bezahlen/ behalten wollten)) gegen die Jobs in Österreich entschieden (ok.... beide Jobs hatten auch noch ein paar Risiken: Umzug, 4 Wochen Probezeit danach hopp oder top etc.).

1 Monat später bin ich dann als Quereinsteiger in meinen jetzigen Job mit Einstiegsgehalt von knapp 2.400,00 Euro geschlittert.

Archimedes 08.03.2009 10:38

AW: Ich geb´s auf, finde einfach keinen Job.
 
Zitat:

Zitat von Sadi (Beitrag 32949)
Dem Büro mit 1.400,00 Euro brutto habe ich dann ganz nett gesagt, dass ich nach meiner Bauzeichnerausbildung mehr verdient hätte, woraufhin auch er auf 1.600,00 brutto hoch ging.


Ich denke, daß man da auch unterscheiden muß. Du schreibst, daß Du z.B. eine Bauzeichnerausbildung gemacht hast. Damit verbinde ich eine gewisse Grunderfahrung im Büro und einige Grundkenntnisse was die Architektenarbeit angeht. Andere sammeln diese Erfahrungen in ähnlichem Masse durch studienbegleitende Praktikas und längerfristige Studentenjobs in Büros.
Grundsätzlich sollten Leute wie Du relativ schnell in den Job zu integrieren sein und auch nach einigen Wochen effektiv mitarbeiten können. Einstiegsgehälter um 2.000 € halte ich für gerechtfertigt, ebenso eine verkürzte Probezeit von z.B. 3 Monaten. Ohne Probezeit würde ich keinem AG bei Berufseinsteigern empfehlen.

Bei Leuten, die aber ohne nennenswerte Erfahrungen in den Job starten, halte ich Einstiegsgehälter von 2.000 € und mehr am Anfang oft für überzogene Forderungen gerade im Bereich Architektur und würde immer eine Probezeit von 6 Monaten vereinbaren.
Danach kann man sich dann über höhere Gehälter und Perspektiven unterhalten. Das war auch das worauf sich meine vorangegangen Beiträge bezogen haben.

noone 08.03.2009 20:34

AW: Ich geb´s auf, finde einfach keinen Job.
 
hmm na ja, bei der Brutto-AN und Brutto-AG Gegenrechnung ist es verzerrend, Betriebswirtschaftliche Kosten einzurechnen. Fairerweise muss man hier lediglich die Kranken, Renten- und Arbeitslosenversicherungsanteile des AG einkalkulieren. Weihnachtsgeld und Urlaubsgeld ist im Tariffreien Raum der Architektur sowieso keine Pflicht.

Und Betriebskosten, Liquiditätsrisiken und andere unternehmerische Risiken als "LAsten" dem AN anzuhängen, ist nicht korrekt. Dies ist im Gewinn einzurechnen, deshalb bleibt ja entweder etwas mehr oder etwas weniger hängen beim Firmeninhaber.

Punkto der Absolventen: Das Argument des Anlernens wird immer sehr gern in der Architektur vorgeschoben, in anderen Berufen ist es jedoch gleich, und trotzdem (natürlich meist wegen der Tarifverträge) wird anständig gezahlt.

Meiner Meinung nach liegt das Risiko bzw. der betriebswirtschaftliche Schaden nicht darin, dass am Anfang die Absolventen nicht effektiv arbeiten, sondern eher darin, dass man bei schlechter Bezahlung nur die ersten zwei Jahre Berufserfahrung will, um dann zum besseren Gehalt wechseln zu können. Es ist also viel effektiver, attraktiv zu bezahlen, um die Absolventen auch nach den zwei Jahren halten zu können.

Übrigens sind auch Leute mit mehr Erfahrung immer nur so gut, wie sie angelernt worden sind. Mann kann bei Neuanstellungen mit erfahrenen Leuten genauso reinfallen.

Nein, ich bin der Meinung, dass für Architekten Gehälter unter 2.000 einfach sittenwidrig sind. Wenn die HOAI nicht mehr hergibt, dann haben wir Architekten ein Problem, es ist trotzdem nicht ok, deswegen die Löhne zu drücken, um den Gewinn für die Inhaber gleich zu halten. hier muss mit Forderungen nach Mindestlohn oder Tarifen der Druck zur HOAI Novellierung (die ist doch am Laufen, oder) gegenüber der Politik erhöht werden.

Archimedes 09.03.2009 06:50

AW: Ich geb´s auf, finde einfach keinen Job.
 
Grundsätzlich kannst du aber nicht mehr ausgeben, wie du einnimmst. Das die HOAI novelliert werden muß ist längst überfällig, aber auch nach einer Änderung werden sich die Vorzeichen nicht großartig ändern. Die Vorschläge für die Novellierung liegen auf dem Tisch, ob am Ende mehr oder weniger rauskommt, ist aber noch nicht bekannt. Es wird auch nach einer positiven Änderung noch mehr Architekten geben, die unter dem Mindesthonorar anbieten (müssen).

Wenn dir ein neuer Mitarbeiter am Anfang seiner beruflichen Tätigkeit nur effektive Büroeinnahmen von durchschnittlich 2.000 €/Monat durch seine Mitarbeit einbringt, dann kannst Du für ihn einfach keine 3.000 €/Monat ausgeben, sonst hast Du jeden Monat 1.000 € Defizit, die Du, als Chef, von deinem eigenen Gehalt abziehen mußt. Läuft die ganze Sache im Extremfall über 6 Monate so, dann hast du 6.000 € Verlust und evtl. keinen Spielraum mehr für einen neuen Mitarbeiter einzustellen.
Außerdem ist es gegenüber Mitarbeitern, die bereits länger im Betrieb sind und entsprechende Leistung bringen und auch so bezahlt werden, nicht zu rechtfertigen, wenn ein neuer Mitarbeiter sofort das Gleiche bekommt, obwohl seine anfängliche Leistung deutlich unter der der anderen liegt.
Dann ist schnell der "soziale Frieden" im Büro empfindlich gestört.

Die betrieblichen Kosten muß man als AG sehr wohl pro Mitarbeiter einrechnen, sonst wundert man sich plötzlich über die finanzielle Schieflage. Ich finde es auch wichtig, daß dem Mitarbeiter die Gesamtkosten, die durch ihn entstehen, zumindest bekannt sind, denn Du bemerkst ja hier, wie unbekannt Manchen das Thema ist und warum soviel Unverständnis für die angespannte Lohnsituation herrscht.

Es spricht überhaupt nichts gegen Einstiegsgehälter von 2.000 € und mehr. Nur sollten Leute, die komplett ohne Erfahrungen anfangen, bereit sein in den ersten Monaten für ein niedrigeres Gehalt zu zeigen was sie können oder auch nicht. Gute Leute werden danach sicher soviel geboten bekommen, daß sie sich zweimal überlegen, ob sie noch wechseln wollen.

noone 09.03.2009 10:13

AW: Ich geb´s auf, finde einfach keinen Job.
 
Zitat:

Außerdem ist es gegenüber Mitarbeitern, die bereits länger im Betrieb sind und entsprechende Leistung bringen und auch so bezahlt werden, nicht zu rechtfertigen, wenn ein neuer Mitarbeiter sofort das Gleiche bekommt, obwohl seine anfängliche Leistung deutlich unter der der anderen liegt.
das ist richtig, deshalb ist es auch wichtig, dass eben langjährige Mitarbeiter nicht mehr auf dem Niveau eines Absolventen bezahlt werden, was oft eben der Fall ist.

Zur betriebswirtschaftlichen Ausgabenkalkulation denke ich trotzdem, dass man Lohnausgabenposten und Arbeitsplatzkosten nicht vermischen sollte, denn die Arbeitsplatzkosten sind nicht von der Höhe des Gehaltes abhängig. Es ist also kein deutlicher Unterschied, ob ich jemand 1700 Brutto bezahle, oder 2000 Brutto. Das sind definitif nur 300 Euro pro Monat Unterschied, denn die Arbeitsplatzkosten bleiben gleich.

Es ist übrigens meiner Meinung nach besser, wenn kleine Büros mit knapper Kalkulation auf freie Mitarbeiter zurückgreifen, da die Nebenkosten wegfallen, und auf die Auftragslage auch flexibler reagiert werden kann. Die Scheinselbstständigkeit ist kein grosses Thema, wenn man die Arbeit nach den Kriterien der Scheinselbstständigkeit organisiert. Dies bedeutet dann natürlich, dass ich auch als AG flexibler sein muss, und eventuell keine Büropräsenz von 8 bis 5 erwarten kann.

Archimedes 09.03.2009 11:09

AW: Ich geb´s auf, finde einfach keinen Job.
 
Zitat:

Zitat von noone (Beitrag 32961)
das ist richtig, deshalb ist es auch wichtig, dass eben langjährige Mitarbeiter nicht mehr auf dem Niveau eines Absolventen bezahlt werden, was oft eben der Fall ist.

Nicht nur langjährige Mitarbeiter sind schnell unzufrieden, wenn Einsteiger besser bezahlt werden, sondern auch andere Einsteiger, die evtl. besser zum Büro passen, etwas mehr Erfahrung haben und evtl. produktiver arbeiten. Es ist schwierig da den richtigen Schlüssel zu finden ohne die Gehaltsspirale immer weiter nach oben treiben zu müssen.

Zitat:

Zitat von noone (Beitrag 32961)
das ist richtig, deshalb ist es auch wichtig, dass eben langjährige Mitarbeiter nicht mehr auf dem Niveau eines Absolventen bezahlt werden, was oft eben der Fall ist.

Zur betriebswirtschaftlichen Ausgabenkalkulation denke ich trotzdem, dass man Lohnausgabenposten und Arbeitsplatzkosten nicht vermischen sollte, denn die Arbeitsplatzkosten sind nicht von der Höhe des Gehaltes abhängig. Es ist also kein deutlicher Unterschied, ob ich jemand 1700 Brutto bezahle, oder 2000 Brutto. Das sind definitif nur 300 Euro pro Monat Unterschied, denn die Arbeitsplatzkosten bleiben gleich.

300 € + höherer Arbeitgeberanteil + prozentuales Weihnachtsgeld, also ca. 500 € mehr pro Monat, obwohl die Arbeitsplatzkosten gleich bleiben. Das kann sehr viel sein, wenn man ohnehin knapp kalkulieren muß. Vor allem aufs Jahr gerechnet sind das ca. 6.000 €.

Dafür würden manche Büros einen 500€-Praktikanten ein ganzes Jahr zusätzlich beschäftigen.


Zitat:

Zitat von noone (Beitrag 32961)
Es ist übrigens meiner Meinung nach besser, wenn kleine Büros mit knapper Kalkulation auf freie Mitarbeiter zurückgreifen, da die Nebenkosten wegfallen, und auf die Auftragslage auch flexibler reagiert werden kann. Die Scheinselbstständigkeit ist kein grosses Thema, wenn man die Arbeit nach den Kriterien der Scheinselbstständigkeit organisiert. Dies bedeutet dann natürlich, dass ich auch als AG flexibler sein muss, und eventuell keine Büropräsenz von 8 bis 5 erwarten kann.

Grundsätzlich hast Du Recht mit freien Mitarbeitern. Viele (gute) Leute suchen aber den sicheren Hafen eines Angestelltenverhältnisses und ein geregeltes Gehalt. Vor allem für Frauen ist das im Falle einer Schwangerschaft oder längeren Krankheit die bessere und beliebtere Lösung.
Freie Mitarbeiter sind häufig nicht da, wenn man sie wirklich braucht z.B. für kurze Rücksprache oder wenn ein Kunde oder eine Firma für sie im Büro anruft. Das erhöht den administrativen Aufwand für alle anderen Beteiligten und kostet neben Zeit auch Geld. Natürlich ist die Flexibilität interessant, aber der Bürostamm sollte aus Angestellten bestehen.

Samsarah 10.03.2009 14:35

AW: Ich geb´s auf, finde einfach keinen Job.
 
Zitat:

Zitat von noone (Beitrag 32961)

Es ist übrigens meiner Meinung nach besser, wenn kleine Büros mit knapper Kalkulation auf freie Mitarbeiter zurückgreifen, da die Nebenkosten wegfallen, und auf die Auftragslage auch flexibler reagiert werden kann. Die Scheinselbstständigkeit ist kein grosses Thema, wenn man die Arbeit nach den Kriterien der Scheinselbstständigkeit organisiert. Dies bedeutet dann natürlich, dass ich auch als AG flexibler sein muss, und eventuell keine Büropräsenz von 8 bis 5 erwarten kann.

Das kann doch wohl nicht Dein Ernst sein. Das mag zwar kurzfristig für beide Parteien die günstigere Lösung sein, aber es geht ganz klar zu Lasten des Mitarbeiters, der in den seltensten Fällen ein angemessenes Honorar bekommt, mit dem auch Altersvorsorge etc. bezahlbar sind. Denn wenn er das nicht macht, geht es letztlich zu Lasten aller Sozialbeitrags- und Steuerzahler.
Ich habe durchaus Verständnis für die schwierige Lage einiger Büros, aber Scheinselbstständigkeit ist nicht ohne Grund illegal (und wird übrigens auch mit empfindlichen Strafen belegt). Ich bin jedenfalls nicht der Ansicht, dass ein Gesundstoßen der wirtschaftlichen Schieflage auf Kosten der Gemeinschaft als Prinzip propagiert werden sollte. Das macht mich echt wütend.

Etwas anderes ist es, wenn man tatsächlich frei und selbstständig arbeitet. Aber da wird man auch einen Stundenlohn verlangen, der einem die eigenständige soziale Absicherung erlaubt.

noone 11.03.2009 12:08

AW: Ich geb´s auf, finde einfach keinen Job.
 
Zitat:

Das kann doch wohl nicht Dein Ernst sein. Das mag zwar kurzfristig für beide Parteien die günstigere Lösung sein, aber es geht ganz klar zu Lasten des Mitarbeiters, der in den seltensten Fällen ein angemessenes Honorar bekommt, mit dem auch Altersvorsorge etc. bezahlbar sind. Denn wenn er das nicht macht, geht es letztlich zu Lasten aller Sozialbeitrags- und Steuerzahler.
Ich habe durchaus Verständnis für die schwierige Lage einiger Büros, aber Scheinselbstständigkeit ist nicht ohne Grund illegal (und wird übrigens auch mit empfindlichen Strafen belegt). Ich bin jedenfalls nicht der Ansicht, dass ein Gesundstoßen der wirtschaftlichen Schieflage auf Kosten der Gemeinschaft als Prinzip propagiert werden sollte. Das macht mich echt wütend.
Nur weil man freie Mitarbeiter beauftragt, muss das nicht zwangsläufig heissen, dass man unterirdisch bezahlt. Wenn du z.B. mit einem Stundensatz von 17,5 bis 20 € rechnest, was für Freelancer (mit wenig Erfahrung) ein guter Basissatz ist, dann kann hier ganz normal privat vorgesorgt werden. Ich kann aus eigener Erfahrung sprechen, dass du als Absolvent mit der freien Mitarbeit finanziell besser aufgestellt sein kannst, als als fester Mitarbeiter mit Minimallohn.

Vorteile des AG sind einfach, dass er nach Auftragslage Kapazitäten flexibler einteilen kann. Ich spreche hier von Klein- und Kleinstbüros, die Archimedes angesprochen hat.

noone 11.03.2009 12:15

AW: Ich geb´s auf, finde einfach keinen Job.
 
PS übrigens ist es schlichtweg falsch zu behaupten, das der Freelancer auf den Taschen der Steuerzahler liegt, denn:

- er bezahlt seine Krankenversicherung selbst wie jeder andere auch (hier sogar AN und AG Anteile).

- er kann privat eine Arbeitslosenversicherung abschliessen, wenn nicht, gibt es auch kein Geld aus dem Steuertopf

- Rente bekommt jeder nur soviel wie er einbezahlt. Bei Architekten zahlen sowieso viele (vor allem Freelancer) in die Kammervorsorge ein, un da musst du einbezahlen, egal ob du Freelancer bist oder nicht. Geld aus dem Steuertopf gibt es auch hier nicht.

Archimedes 11.03.2009 13:01

AW: Ich geb´s auf, finde einfach keinen Job.
 
Zitat:

Zitat von noone (Beitrag 33009)
Nur weil man freie Mitarbeiter beauftragt, muss das nicht zwangsläufig heissen, dass man unterirdisch bezahlt. Wenn du z.B. mit einem Stundensatz von 17,5 bis 20 € rechnest, was für Freelancer (mit wenig Erfahrung) ein guter Basissatz ist, dann kann hier ganz normal privat vorgesorgt werden. Ich kann aus eigener Erfahrung sprechen, dass du als Absolvent mit der freien Mitarbeit finanziell besser aufgestellt sein kannst, als als fester Mitarbeiter mit Minimallohn.

Ich denke 17,50 € pro Stunde sind bei einem freien Mitarbeiter mit ca. 1.700 € (brutto) bei einem Angestellten vergleichbar. Ich hatte das mal vor einiger Zeit gegenüber gestellt, demnach entsprachen 27 € Stundenlohn für einen freien Mitarbeiter ca. 2.700 € Bruttogehalt eines Angestellten.
Bei dem freien Angestellten setze ich natürlich voraus, daß er sein eigenes Arbeitsmaterial (Hardware, Software etc.) und zumindest zeitweise seine eigenen Räumlichkeiten benutzt.

Die persönlichen Faktoren wie Steuerklasse, Freibeträge, Altersvorsorge etc. sind natürlich schwer zu berücksichtigen, da zu individuell.

Ich halte das Modell von 3-6 Monaten Probezeit mit Bruttogehältern von 1.000 - 1.500 €/Monat für absolut unerfahrene Absolventen (hier 6 Monate Probezeit) und 1.800 - 2.000 €/Monat für Absolventen mit einer gewissen Erfahrung (hier 3 Monate Probezeit) für AN und AG vertretbar und annehmbar. Wenn man sich in dieser Zeit bewährt sind 2.200 - 2.600 € (brutto) nach 6 Monaten sicherlich ein Einsteigergehalt was jeder AG bereit ist zu zahlen. Evtl. sprechen wir nach weiteren 6 Monaten schon Gehältern die noch darüber liegen. Die 3-6 Monate Probezeit zu niedrigeren (Dumping-)Gehältern ist dann schnell vergessen.
Man ist als Angestellter jedenfalls sofort besser abgesichert und braucht keine zusätzlichen Investitionen für die (Schein-)Selbständigkeit zu tragen.

formliquide 18.03.2009 17:34

AW: Ich geb´s auf, finde einfach keinen Job.
 
Wie bereits weiter oben im Thread gesagt sollte man dann aber wirklich darauf achten, steigende Gehälter schon bei Abschluß der Einstellungsverhandlungen in den Vertrag geschrieben zu bekommen.

Die Erfahrung zeigt nämlich schnell, dass es nach oben nur noch sehr sehr zäh und unter Aufbietung von Drohungen weitergeht. Leider ist es nur bei sehr wenigen Büros üblich, selbst erfahrene Mitarbeiter durch Zahlung höherer Bezüge ans Büro zu binden - frei nach dem Motto "Die/ der hat doch schon immer für das Geld gearbeitet - das soll sie/er auch weiterhin!". Davon ausgenommen sind eigentlich nur Mitarbeiter mit Quasi-Partnerstatus.

Regelmäßige Erhöhungen im Prozentbereich wie in der Industrie sind bei uns ja nicht üblich, und wenn man nicht aufpasst, hat man über einen Zeitraum von 5 Jahren ohne Erhöhung real/ nach Kaufkraft betrachtet erhebliche Lohneinbußen.

Archimedes 18.03.2009 20:13

AW: Ich geb´s auf, finde einfach keinen Job.
 
Zitat:

Zitat von formliquide (Beitrag 33129)
Regelmäßige Erhöhungen im Prozentbereich wie in der Industrie sind bei uns ja nicht üblich, und wenn man nicht aufpasst, hat man über einen Zeitraum von 5 Jahren ohne Erhöhung real/ nach Kaufkraft betrachtet erhebliche Lohneinbußen.

Das stimmt allerdings.
Dem hingegen muß man aber auch (ein-)sehen, daß die Einnahmen der Büros seit 1996 sich nicht mehr entsprechend nach oben entwickelt haben, weil so lange die letzte HOAI-Anpassung zurückliegt und die Baukosten als Berechnungbasis sich auch kaum bewegt haben. Viele arbeiten sowieso noch unter der HOAI. Die Kosten sind trotzdem permanent gestiegen. Sei es für Strom, Mieten, Versicherung, Man kann einfach nirgendwo mehr fordern, wo nicht mehr ist. Die Gehälter müssen inflationsbereinigt sogar gesunken sein, weil sonst das Verhältnis Büroeinnahmen und gezahlte Löhne gar nicht mehr passen würde.
Da ist kein Spielraum für jährliche Anpassungen nach oben oder Bonuszahlungen.
Leider profitieren von solchen Regelungen meist nur Beamte und Angestellte im öffentlichen Dienst.
Für den gleichen Job, den gleichen Streß (oder auch nicht) und einen garantierten Arbeitsplatz gibt es quasi jährlich mehr und mehr, egal wie schlecht es dem Staat und der Wirtschaft geht.
Ein desaströses System ohne tatsächliche Leistungsnachweise, aber dafür mit der Garantie auf staatlichen Bankrott, früher oder später.

Wann wird in diesen Kreisen mal der Gürtel enger geschnallt, wenn alle anderen sparen müssen?

Niemals. Stattdessen fordert man (oder z.B. Verdi) wiedermal 8% höhere Löhne, während die trotteligen Kurzarbeiter aus der Autoindustrie mit 70% vom üblichen Gehalt leben müssen und sich um ihren Arbeitsplatz ernste Sorgen machen müssen. Kranker Staat!
: mad:

noone 19.03.2009 12:25

AW: Ich geb´s auf, finde einfach keinen Job.
 
Trotz all den Kosten und HOAI-Argumenten bin ich auch der vollen Überzeugung, dass reale Lohnanpassungen wie in der Tarifbranche üblich, auch bei uns richtig sind. Letztendlich ist die Inflation theoretisch in der HOAI berücksichtigt, denn sie ist ja an das aktuelle Preisniveau gebunden. Leider sind halt durch die Konjunktur die Baupreise erheblich gefallen.

zurück zu Formliquide:

Es stimmt leider allzusehr, dass man eine Lohnerhöhung meist nur durch Wechsel erzielen kann. Die wenigsten sind in der Lage, für das Unternehmen so wichtig zu sein, um alles durchzubekommen. Die Masse muss mitschwimmen und zur Gehaltserhöhung sich neu bewerben.......

Archimedes 19.03.2009 13:24

AW: Ich geb´s auf, finde einfach keinen Job.
 
Zitat:

Zitat von noone (Beitrag 33142)
Es stimmt leider allzusehr, dass man eine Lohnerhöhung meist nur durch Wechsel erzielen kann. Die wenigsten sind in der Lage, für das Unternehmen so wichtig zu sein, um alles durchzubekommen.

Auf so was darfst Du Dich als Arbeitgeber gar nicht erst einlassen. Damit machst Du Dich erpressbar und zum Spielball Deiner Mitarbeiter. Die Lohnspirale und die Forderungen gehen dann in kürzester Zeit überproportional nach oben und die Arbeitsmoral sinkt. Am Ende ist der ganze Laden zahlungsunfähig. Davon hat dann keiner was. Dann besser die Leute ziehen lassen, die glauben sie wären unentbehrlich und hätten Ansprüche, die die Zahlungsbereitschaft des Büros übersteigen. Grundsätzlich ist Jeder irgendwie ersetzbar.

Lohnanpassungen sollten hauptsächlich leistungsbezogen und nicht Alters-, Anwesenheits- oder rein auf die Dauer der Betriebszugehörigkeit bezogen sein. Nicht nur bei Architekten. Bei einem fairen System für beide Seiten (AG und AN) müßten die Löhne bei geringerer Leistung des Arbeitnehmers auch nach unten angepaßt werden können, nicht immer nur nach oben. Es gibt schließlich nicht nur Inflation, sondern auch Deflation.

noone 19.03.2009 15:06

AW: Ich geb´s auf, finde einfach keinen Job.
 
erpressung geht nicht, ich meinte dass eine ganz normale Lohnerhöhung leider allzuoft ausgeschlagen wird. Und das trotz aller guten Leistungen. Es liegt einfach daran, dass man vor Einstellung einen besseren Standpunkt hat als nachher.

allesnachplan 15.04.2009 11:59

AW: Ich geb´s auf, finde einfach keinen Job.
 
Hey,
habe glaube ich alle threads zu diesem Thema mit großem Interesse gelesen. Bin auch seit kurzer Zeit mit der Uni fertig und schreibe seitdem fleißig Bewerbungen, mit wie ich finde guter Mappe etc. und auch guten Praktika.

Jetzt habe ich ganz spontan heute eine Einladung zum Vorstellungsgespräch in einem kleinem Büro bekommen.Ausführungsplanung. Und ich wurde vorweg schon gebeten, mir Gehaltsvorstellungen zu machen. Hilfe!!! was sag ich denn da jetzt in der heutigen Krise???

Danke für eure schnelle Hilfe...

Archimedes 15.04.2009 12:55

AW: Ich geb´s auf, finde einfach keinen Job.
 
Zitat:

Zitat von allesnachplan (Beitrag 33419)
Hey,
Und ich wurde vorweg schon gebeten, mir Gehaltsvorstellungen zu machen. Hilfe!!! was sag ich denn da jetzt in der heutigen Krise???


Du mußt Dich und das Büro in dem Du arbeiten willst realistisch einschätzen können:

Zu Dir:

- hast Du bereits konkrete Berufserfahrungen die Du nachweisen kannst?
- welche Berufserfahrungen sind das? Nur Theorie, Entwurf etc. oder auch büropraktische, wie Ausführungsplanung, Ausschreibung, Bauleitung?
- wie flexibel bist Du in Bezug auf Arbeitszeit, Überstunden und Urlaub?
- beherrscht Du die Software, die man im betreffenden Büro benutzt oder mußt Du diese erst erlernen?

Zum Unternehmen:

-wie groß ist das Büro und in welcher wirtschaftlichen Situation ist es (welche Projekte bearbeitet es)?
- gibt es Aufstiegschancen
- sollst Du in allen Leistungsphasen arbeiten oder nur in einer bestimmten z.B: Entwurfsabteilung?
- welche Leistungen gibts neben dem Gehalt: Urlaubsgeld, Weihnachtsgeld, Provision, Firmenwagen, etc.?

und, und, und....

Diese und weitere Fragen solltest Du Dir selbst so gut es geht im Vorfeld beantworten und in die Gehaltsfrage einfliessen lassen.

Grundsätzlich würde ich dem Büro bzw. Arbeitgeber die Offerte machen, daß Du für 3-6 Monate Probezeit zu einem reduzierten Gehalt von z.B. 1.700 € brutto/monat arbeitest, damit man sehen kann, ob es paßt. Danach sollte dann das eigentliche Einstiegsgehalt von z.B. 2.300 € brutto/monat gezahlt werden. Das sollte auch im Vertrag stehen.

allesnachplan 15.04.2009 13:27

AW: Ich geb´s auf, finde einfach keinen Job.
 
Zitat:

Zitat von Archimedes (Beitrag 33420)
Du mußt Dich und das Büro in dem Du arbeiten willst realistisch einschätzen können:

Zu Dir:

- hast Du bereits konkrete Berufserfahrungen die Du nachweisen kannst?
- welche Berufserfahrungen sind das? Nur Theorie, Entwurf etc. oder auch büropraktische, wie Ausführungsplanung, Ausschreibung, Bauleitung?
- wie flexibel bist Du in Bezug auf Arbeitszeit, Überstunden und Urlaub?
- beherrscht Du die Software, die man im betreffenden Büro benutzt oder mußt Du diese erst erlernen?

Zum Unternehmen:

-wie groß ist das Büro und in welcher wirtschaftlichen Situation ist es (welche Projekte bearbeitet es)?
- gibt es Aufstiegschancen
- sollst Du in allen Leistungsphasen arbeiten oder nur in einer bestimmten z.B: Entwurfsabteilung?
- welche Leistungen gibts neben dem Gehalt: Urlaubsgeld, Weihnachtsgeld, Provision, Firmenwagen, etc.?

und, und, und....

Diese und weitere Fragen solltest Du Dir selbst so gut es geht im Vorfeld beantworten und in die Gehaltsfrage einfliessen lassen.

Grundsätzlich würde ich dem Büro bzw. Arbeitgeber die Offerte machen, daß Du für 3-6 Monate Probezeit zu einem reduzierten Gehalt von z.B. 1.700 € brutto/monat arbeitest, damit man sehen kann, ob es paßt. Danach sollte dann das eigentliche Einstiegsgehalt von z.B. 2.300 € brutto/monat gezahlt werden. Das sollte auch im Vertrag stehen.

vielen Dank archimedes für deine Einschätzung. so ähnlich hatte ich mir das auch überlegt. das Problem ist nur, dass ich das Büro nicht kenne. ist wohl ein kleines, ohne homepage etc. konnte nichts rauskriegen bisher. haben aber eine gute Adresse (ob das was aussagt :-) ? )

zu mir:
-ja habe schon Berufserfahrungen, zwar nur als Studentin, aber da als schon so gut wie vollwertiger Mitarbeiter über einen langen Zeitraum.
-sowohl in Ausführung-als auch Entwurf
-beherrsche die software sehr gut.

ich muss wohl spontan vor Ort kucken.

Vielen Dank für die Tips bisher!!
LG

noone 15.04.2009 19:41

AW: Ich geb´s auf, finde einfach keinen Job.
 
Also das reduzierte Gehalt zu Beginn würde ich nicht vorschlagen. Das wäre meiner Meinung nach nur bei erschwerten Einstiegsbedingungen wie Erlernen einer Software oder Fortbildungen angemessen.

Ansonsten gilt es, dass jeder bei Jobwechsel eine Einarbeitungs- bzw. Eingewöhnunungsphase braucht, und die Erfahrung fliesst sowieso in die Gehaltsverhandlung ein. Ein Absolvent wird sowieso nicht das Gehalt eines erfahrenen Architekten bekommen, und die Firma weiss auch, was sie von Absolventen an Leistungen bekommt.

i-arch 05.06.2009 13:08

AW: Ich geb´s auf, finde einfach keinen Job.
 
hallo an alle!

buddel diesen thread wieder aus, weil ich genau das problem habe.

ich bin drei jahre aus dem beruf raus. seit einem jahr bewerbe ich mich schon über ein für einen job in einem architekturbüro. ich bekomme aber immer nur absagen! habe zwei jahre berufserfahrung, die wohl nach so langer zeit nichts gelten. bin schon darauf und dran etwas anderes zu machen. halte mich mich minijob über wasser.
im ersten jahr wollte ich nichts mehr mit architektur zu tun haben. war total ausgebrannt war vom job. dann kamen persönliche probleme und schicksalsschläge hinzu, so dass ich mich nicht wirklich arbeiten konnte. im dritten jahr habe ich mich wieder aufgerafft und einen minijob angenommen. jetzt fühle ich mich wieder so fit, um einen architekturjob anzunehmen.

jetzt habe ich natürlich probleme mit meinem lebenslauf. aber ich weiss nicht genau, ob das der grund für die ganzen absagen ist. jedenfalls schwant mir, dass ich wohl nie mehr in die branche rein komme.

was meint ihr, wie ich noch die kurve kriegen kann? ich total verzweifelt und meine eltern haben mich schon aufgegen. ich bewerbe mich vor allem durch e-mail, weil ich kein geld für aufwendige drucke und porto habe.
habt ihr tipps für mich, wie ich den anschluss noch bekomme?

d a n k e !

i-arch

Archiologe 06.06.2009 18:25

AW: Ich geb´s auf, finde einfach keinen Job.
 
Hallo i-arch,

bist natürlich schon ganz schön lange aus dem Job raus. Da gerade die Erfahrung einen grossen Anteil an den Einstellungsvoraussetzungen einnimmt und du schon länger raus bist als die gearbeitet hast, wird es eher schwer für dich.

Mir fällt da kein Tipp ein! Vllt mit Weiterbildungs-/ Aufbauseminaren bei der Architektenkammer Einsatz demonstrieren, für den Lebenslauf. Und doch mal richtige Bewerbungen auf Papier verschicken. Wenn du dich beim Arbeitamt arbeitssuchend meldest, bekommt du 5€ pro Bewerbung erstattet.

Bleiben da immer noch die 3 Jahre Fehlzeit. Mit persönlichen Gründen kommst du wohl beim Bewerbungsgespräch nicht durch! Und "Burn Out" kommt auch nicht gut an. Schwierig!

Halt aber den Kopf hoch und laß dich nicht runterkriegen!


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