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Jochen Vollmer 03.08.2005 12:50

@ Tom

Was die Ummünzung von Luhmanns Theoriegebäude angeht
wirst Du vermutlich recht haben, mit den Zweifeln.
In Luhmanns Systemtheorie ist immer die Rede vom begrenzeten
und gleichzeitig offenen System. In der Offenheit liegt das Problem,
bei der Anwendung auf den Entwurfsprozess: Die Rückkopplungen
würden sich bei Berücksichtigen der Offenheit ins unendliche aus-
dehnen. Der Entwurfsprozess würde nie beendet und somit
Architektur nie entstehen.

Es muss ein der Aufgabe angemessenes Maß der Rückkopplung
angestrebt werden. Aber selbst das lassen die luhmannschen
Gedanken zu - im Gegensatz zu denen im Architektur-Main-Streams
vorherrschenden. Traurig aber wahr: Jedes (Architektur-)Schaffen
wird der Theorie gerecht, nur in unterschiedlicher Art und Weise.

Fazit: Du hast doch nicht Recht :rolleyes:

Tom 03.08.2005 15:11

Zitat:

Originally posted by Jochen Vollmer
In Luhmanns Systemtheorie ist immer die Rede vom begrenzeten
und gleichzeitig offenen System. In der Offenheit liegt das Problem,
bei der Anwendung auf den Entwurfsprozess: Die Rückkopplungen
würden sich bei Berücksichtigen der Offenheit ins unendliche aus-
dehnen.
@Jochen
Kannst Du diese abstrakten Aussagen mal mit Begriffen in Verbindung bringen, die etwas mit der Praxis des Architekten zu tun haben? Was bedeutet Rückkopplung? Inwiefern findet sie in der Mainstream-Architektur zu wenig statt? Was bedeuten Deine (und Luhmanns) Aussagen für das, mit dem sich entwerfende Architekten rumschlagen: Ort, Programm, Form, Funktion, Konstruktion, Kontext, etc. ...

Die Art der Formfindung hat sich in den letzten Jahren verändert: Man komponiert keine statischen Gebilde mehr nach irgendwelchen "Leitbildern" oder Metaphern. Es werden mit Computer-Unterstützung Prozesse ersonnen, die bestimmte Raumgefüge erzeugen. Das sind Umwälzungen, über die entwerfende Architekten reden und nachdenken müssen - Luhmanns begriffliche Vexierspiele helfen da keinen Deut weiter; sie erzeugen nur dieses Ziehen an den Schläfen ...

Wir wurden zu Beginn des Studiums an der Uni noch mit der klassisch-modernen Doktrin malträtiert, dass jede formale Differenzierung eine funktionale Entsprechung haben muss. Über formale Fragen wurde gar nicht qualifiziert geredet (bzw. das Problem der Form schlichtweg geleugnet). Baukörper, die sich etwas freier gewölbt, geschlängelt oder verkantet haben wurden mit Nazi-Vergleichen rüde abgebürstet (So sinnlos auch solche Vergleiche in diesem Punkt sind. Im Entwurfsseminar eines heutzutage sehr prominenten und mit seinem Büro äußerst erfolgreichen Architekten hieß es z.B. zu einem etwas expressiveren Baukörper kurz und knapp: "Na, das hier ist natürlich mal wieder 'Heil Hitler!' "). Erst als der letzte Winkel ein rechter war und das letzte schräge Dach in die ideale Horizontale geschwenkt war, durfte man mit der Gnade des Profs rechnen (ich war in dem Fall nicht der Angesprochene).

Diplomarbeiten waren jahrelang die immergleichen rechtwinkligen Kuben-Kompositionen aus gräulicher Graupappe - egal ob der Bau ein Krankenhaus, ein Theater, eine Sporthalle oder ein Krematorium sein sollte. Heutzutage tobt eine entfesselte Lust an der Form, bei der funktionale Entwurfsansätze überhaupt nicht mehr vorkommen - freies bauplastisches Gestalten. Das ist fein, bis einem beim 10. Splitter-Schlitzfassaden-Entwurf von Libeskind auch wieder eine leichte Ödnis ankommt - und man den hochtrabend-philosophischen Erläuterungen auch nicht mehr folgen mag. Ich erkenne auch bei anderen "Avantgardisten" wie Zaha Hadid, Nouvel, Perrault, Koolhaas einen gewissen Wiederholungszwang und einen Ermüdungseffekt: Was kommt nach den "Blobbs" und Freiformen, welches Neuland ist da noch zu erobern?

Tom 03.08.2005 15:53

Zitat:

Originally posted by Jochen Vollmer
Ein Mensch, der nach diesen, in Schillers neunten
„Brief(e) über die ästhetische Erziehung des Menschen“
beschriebenen Grundsätzen lebt, ist nicht stolz!
Ich muss Dich enttäuschen, aber Schillers Briefe sind für mich kein Gesetz. Es ist vielleicht gut, sie zu kennen. Aber ich glaube nicht, dass sie auf die Gegenwart Anwendung finden können. Wahrheit, Schönheit, Würde: Diese Begriffe sind doch schon längst kollabiert. Stolz ist natürlich ein dümmliches Gefühl; als komplexe post-moderne Persönlichkeit darf man sich davon aber eine schöne Priese gönnen und das Gefühl der Dümmlichkeit dabei sogar genießen ;)

Florian 03.08.2005 22:06

Zitat:

Originally posted by Maks
[B]Gegenfrage: Wie würdest du eine von Ando in der Landschaft platzierte Wandscheibe bezeichnen.
Skulptur, Provokation, Kunst, vielleicht auch Bauwerk, aber nicht Architektur.

Ich würde aber auch nicht jedem Gebäude nachsagen, dass es Architektur ist. Vieles von dem was gebaut wird und wurde verdient das nicht...

Zitat:

Auch sie schafft, wie die Brücke neue Räume. Sie teilt einen Ort, und grenzt Räume voneinander ab.
Also wie Du schon richtig sagst, teilt eine Wandscheibe etwas. Dadurch schafft Sie aber doch keinen Raum, Sie teilt Ihn allerhöchstens.
In Der Landschaft plaziert teilt Sie eine Fläche in zwei.


Zitat:

Das war vielleicht wieder keine klare Antwort, aber evt. eine Anregung.
Ja, ich bitte um Antwort, bzw. Meinungen, aber nicht Gegenfragen.

jcr 03.08.2005 22:37

Zitat:

Wahrheit, Schönheit, Würde: Diese Begriffe sind doch schon längst kollabiert.
Kann schon sein, daß diese Begriffe kollabiert sind. Manche haben mehr, manche weniger Anteil am Kollaps. Was freilich nicht heißt, daß es nicht möglich ist, diese Werte (es sind nicht bloß Begriffe) wieder aufzurichten. Der künstlerische Mainstream (auch innerhalb unserer Berufsgruppe) ist dazu sicher befähigt.

Gute Nacht.

Archimedes 04.08.2005 08:09

Ich frage mich als "nüchterner" Betrachter: Wo soll eine solche Diskussion hinführen? Wer will Recht haben und wer nicht? Ist nicht einzige Antwort auf derartige Diskussionen das Schaffen und Bauen?

Ist es nicht so, wie es im www.wikipedia.de unter Architektur - Definition und Theoriebildung steht:

....Jede differenziertere Begriffsbestimmung erweist sich bei näherer Betrachtung als ein Ringen um Definitionshoheit und Geltungsmacht (siehe hierzu die Schriften des französischen Philosophen Michel Foucault). In diesem Fall darüber, wie Etwas beschaffen sein soll, damit es als „Architektur“ bezeichnet werden darf oder kann, insbesondere soweit es sich hier durch zu bestimmende Codierungen um Dinge von „erhöhtem“ Wert und „erhöhter“ Bedeutung handeln soll....


Viele sehr interessante Aspekte sind angesprochen worden. Viele sind nach Meinung viel zu weit weg von dem was Architektur sein sollte. Graue Theorie, die keine Entwicklung fördert.

Ich traue mir nicht zu Architektur in wenige Worte zu fassen. Sie kann alles und nichts sein.

Persönlich muß Architektur für mich jedenfalls etwas "Brauchbares" sein. Etwas wie Kunst oder Musik für die Sinne oder wie ein Gebrauchsgegenstand (z.B. ein Fahrzeug) zur Benutzung/Funktion. Es kann oder sollte eine Kombination von Beiden sein. Es kann aber durchaus auch nur dem einen Zweck dienen.

Samsarah 04.08.2005 10:36

Zitat:

Wer will Recht haben und wer nicht?
Jeder will recht haben :D .

Ich glaube, es gibt einfach veschiedene Ebenen, auf denen Architektur definiert werden kann. Grundsätzlich - und dieser Versuch wurde ja schon von vielen Theoretikern unternommen - muß man Architektur erst einmal von den anderen Künsten unterscheiden können. Was ist Malerei, was ist Skulptur, wo beginnt Architektur. Der Raum spielt bei allen ein Rolle, aber die Malerei stellt ihn nur zweidimensional dar, die Skulptur besetzt ihn mit Körpern und die Architektur trennt einen Teil vom Gesamtraum ab. Die Darstellung von Architektur auf Bildern oder Fotos ist nicht Architektur. Aus Skulptur wird erst dann Architektur, wenn sie mit Körpern Räume schafft. Ich finde das Berliner Mahnmal ein gutes Beispiel. Nicht die Stelen an sich sind Architektur, sondern erst ihr Zusammenspiel, durch das sie begehbare Zwischenräume schaffen.
August Schmarsow liefert in dieser Richtung eine für mich gut nachvollziehbare und einleuchtende Definition. Er bezeichnet Architektur als den gewollten Raumausschnitt. Sie entsteht erst im Betrachter, im Moment des Betrachtens bzw. Erlebens. Und dieses Erleben ist durch die Möglichkeit gekennzeichnet, einen Raum zu begehen. Im rudimentärsten Fall reichen dafür die berühmten Striche im Sand. Es läuft darauf hinaus, dass ich mir als Architekt überlegen muß, welchen Raumausschnitt ich will und welche Wahrnehmung ich beim Erlebenden erreichen will. Danach kann ich dann mein Konzept und Entscheidungsfindung ausrichten.

Die zweite Ebene, auf der man dann diskutieren kann, ist die Frage, welche Aufgabe Architektur erfüllen soll, was "gute" Architektur bedeutet, was zeitgemäße Architektur wäre (sofern es das überhaupt gibt). Wo beginnt hier Architektur und wo der reine Ingenieursbau bzw. Gebäudetechnik.
Wenn ich mir überlege, was Architektur ist, dann muß ich sagen, kommt die Frage nach ihrem Wesen für mich zuerst und erst dann stelle ich mir die Frage nach den technischen Möglichkeiten um mein Kozept zu erfüllen.
(Das soll aber nicht heißen, daß ich nur auf Theoriewolken schwebe. Im Gegenteil - Architektur im Kopf wird für mich erst dann Architektur, wenn ich sie baue!)

Samy

Tom 04.08.2005 15:56

Zitat:

Originally posted by jcr
Kann schon sein, daß diese Begriffe kollabiert sind. Manche haben mehr, manche weniger Anteil am Kollaps. Was freilich nicht heißt, daß es nicht möglich ist, diese Werte (es sind nicht bloß Begriffe) wieder aufzurichten. Der künstlerische Mainstream (auch innerhalb unserer Berufsgruppe) ist dazu sicher befähigt.
Mit kollabieren meinte ich schon, dass sich diese Vorstellungen ideengeschichtlich erledigt haben bzw. transformiert wurden. Wahrheit, im nicht-absoluten Sinne, gibt es natürlich heute schon. Und Schönheit in einem relativen auch. Aber heutzutage will (zum Glück) niemand mehr den Menschen durch Kunst (oder Architektur) auf eine höhere moralische Stufe bringen. Künstler zerstören nicht gesellschaftliche Werte, sie reagieren nur auf die Zerstörungen, die die Moderne gebracht hat. Sie sind nur der Überbringer der schlechten Nachricht. Und darüber, dass man den Überbringer nicht in einer Stellvertreter-Handlung schlagen sollte, erzielen wir doch sicher Einigkeit ;)

Einen gesegneten Nachmittag.

jcr 04.08.2005 19:04

Zitat:

Künstler zerstören nicht gesellschaftliche Werte, sie reagieren nur auf die Zerstörungen, die die Moderne gebracht hat. Sie sind nur der Überbringer der schlechten Nachricht.
Damit sind wir wieder bei der abbildenden Funktion, die die Kunst heute angeblich haben soll. Bis zum Sankt-Nimmerleinstag also soll die Kunst die schlechte Nachricht überbringen, daß die Moderne das Wertesystem zerstört hat. Bis zum Sankt-Nimmerleinstag also müssen wir uns also das von der Moderne (wie ich meine, leider) vernichtete Wertesystem in Kunst und Architektur abgebildet vorsetzen lassen und uns das Gebrabbel à la "hier wollte ich als Künstler das zerrissene Verhältnis des Menschen zu <xyz> darstellen" anhören.

Palladio, Schinkel. Wo bleibt heute die Utopie. Im pseudointellektuellen Geschwätz der Feuilletonisten wird auch keine vermittelt. Das Elend wurde doch schon ausreichend erkannt - das hat ja schon Pascal vermittelt -, man sollte sich aber nicht damit abfinden. Der Humanismus hat auch das mittelalterliche Wertesystem nicht nur vernichtet, sondern an seine Stelle ein neues gesetzt. Das einzige Wertesystem der Postmoderne ist die Wertelosigkeit? Die Wertelosigkeit ist das Problem. Die Wertelosigkeit als zentrales Element künstlerischer Gestaltung hat ihr Haltbarkeitsdatum längst überschritten, in Wirklichkeit will keiner mehr die Leinwand-Kothaufen, noch dekonstruktivistischen Fratzen in den Städten noch die Sichtbetonburgen mehr sehen...

Guten Abend

Tom 04.08.2005 19:56

@jcr
Die Zerstörung (oder zumindest Unterminierung) der hergebrachten Wertesysteme (Religion, Familie, Ständeordnung, Vaterland, Glaube an eine "objektive" Wissenschaft und die Kraft der Rationalität, etc.) reicht doch viel tiefer als die Sphäre der Kunst und Architektur. Diese Risse werden von keinem Mensch der Welt wieder zu kitten sein. Als Preis für die Emanzipation von traditionellen Fesseln und für die Aufklärung ist die Welt (und Gesellschaft) auseinandergefallen. Das ist die objektive philosophische Bestandsaufnahme, der eigentlich niemand heutzutage noch engagiert widersprechen würde.

Ethik und Rationalität sind damit aber nicht am Ende. Das haben schon einige schlaue Denker ausgearbeitet (Wolfgang Welsch: "Vernunft. Die zeitgenössische Vernunftkritik und das Konzept der transversalen Vernunft". Suhrkamp Taschenbuch Wissenschaft). Das postmoderne Bewusstsein kommt mit der "Vielheit der Welten" und Wahrheiten und mit der ethischen und sozialen Ankerlosigkeit durchaus zurecht. Dazu sind aber neue Strategien und Überzeugungen notwendig. Und diese Strategien werden von moderner Kunst (mehr oder weniger gewinnbringend) verhandelt.

Nils 25.08.2005 23:25

Architektur als Kunstform ist vor allem ein Alleinstellungsmerkmal des Bauherren. Eine begehbare Möglichkeit der gesellschaftlichen Verortung.

Sie vereinigt die Repräsentation (Bilder und Symbole der herrschenden Gesellschaft und Kultur) mit der Wirkung des Raumes auf die Befindlichkeit des Einzelnen (angeborene und anerzogene Raumwahrnehmung).

Die räumliche Opulenz oder Ungewöhnlichkeit der Bauten (z.B. der von Zaha Hadid), die wir in den Architekturmedien vorgeführt bekommen, erkauft sich der Bauherr. Das heißt ökonomisch gesprochen, daß er sie aus einem Gewinn finanziert, der nicht wieder in die Produktion gesteckt wird, also keinen Mehrwert mehr bringt (siehe Loos' "Ornament und Verbrechen").

Wie im Mittelalter, wo eine ganze Stadt über Generationen hinweg ihr Erwirtschaftetes nicht in die eigene Infrastruktur, sondern in ihr Münster steckte, so wird heute der Gewinn einer erfolgreichen Firma z.B. für eine repräsentative Firmenzentrale ausgegeben. Damit kann man sich Architektur kaufen, als Variation über das theoretisch effizienteste System.

Diese Aporie, diesen ausweglosen Wiederspruch zwischen dem effizienten System und dem repräsentativen Bau führt uns kein anderer Architekt durch sein Gesamtwerk so gut vor Augen wie le Corbusier. Auf der einen Seite die höchste architektonische Sensibilität der Kirche von Ronchamps, auf der anderen Seite die Wohnmaschine, bei der drei Geschosse über einen einzigen Flur erschlossen werden. Und über allem sein großes Mißverständnis, die Gesellschaft in ein bauliches Gesamtkunstwerk gießen zu wollen, ohne ihren Wandel, den Wandel der Standards, wahrzunehmen. Paradoxerweise ist die effiziente Wohnmaschine für ihre heutigen Besitzer ein teurer Sanierungsfall, während die aus dem gesellschaftlichen Mehrwert abgezweigten Kirchen Publikumsrenner sind und touristisch werbewirksam.

Ich denke, daß Architektur im klassischen Sinne, also als eine der 7 Künste betrachtet, nicht im Mittelpunkt des Bauenden stehen sollte. Nur dann, wenn Konsens über ein repräsentatives Gebäude herrscht, sollte man alle Register der Feinfühligkeit ziehen - man soll den mühsam erarbeiteten Überschuss der Menschen ja nicht an Unangemessenes verschwenden.

Sonst kann sich schlicht nicht jeder ein Kunstwerk leisten, die meisten sind froh, wenn sie ein Dach über dem Kopf haben.

Wenn dieses Dach dann noch pfiffig gemacht ist, angenehm zu bewohnen oder unter ihm zu arbeiten, und schön genug, daß es nicht bei der ersten Gelegenheit wieder abgerissen wird, dann hat man gute Architektur gemacht, ganz ohne große Theorie.

Nils

H.B. 26.08.2005 23:01

Interessant Tom...
Nur das mit der Komplexität:Ich denke jedes ist auf seine eigene Art Komplex...oder kannst du das vielleicht etwas näher erläutern und erklären wie du das meinst.Komplexität ist ein sehr komplexer Begriff!!Was ist für dich Komplexität wenn ich wissen darf?Find ich interessant.Auch ein Gedanke kann Komplex sein ohne sich auf das Ergebnis abzufärben.Das ist auch Komplexität und es gibt noch viele andere Arten von Komplexität...was meinst du dazu......das ist mir zu kurz und präzise:) Was unterscheidet denn die Rennaissance....Und ist es nicht auch immer vom Wissensstand eines menschen selbst abhängig wie Komplex einem etwas erscheint...den desto mehr man weiss desto vielseitiger.Dann sieht man einfach MEHR in etwas.Der eine sieht ein Haus....der andere eine WELT.Das ist ein Unterschied.So wie Menschen unterschiedlich sind, sind es auch die Dinge die wir sehen und das Wissen das wir uns angeeignet haben.
Sorry dass ich etwas abgewichen bin. hatte keine Lust mehr am vorigen Thema rumzubasteln. Wenn euch mein Artikel blockiert ignoriert ihn einfach...oder auch nicht.

Lieben Gruss....

Maller 03.12.2005 01:09

Ich bin auch wieder da...
Hier sind ja inzwischen auch so viele Meinungen dass
sich schon die Frage stellt wie und ob man aus den vielen Meinungen und Richtungen bestimmte Stellen auswählen und interpretieren kann und soll...

Ich will jetzt nicht auch noch einen weiteren Wortschwall dazufügen.

Das einzige was meiner Meinung nach deutlich geworden ist :

Das definieren von Architektur ist eine zentrale Aufgabe des Architekten.
Es gehört zum Entwurf. Ansonsten wäre der Architekt nur ein Erfüller von Aufgaben die ihm von nicht-Architekten gestellt werden.
So könnte zum Beispiel das Entwickeln der Regeln ebenso zum architektonischen Entwurf gehören wie das Entsprechen der Regeln.
Und die Zielfindung genauso wie die Formfindung.
Genauso wie die Entwicklung der Sprache Aufgabe eines Literaten sein sollte und nicht nur das Sprechen in einer festgelegten Sprache.
Dass ein Literat meistens Form Und Inhalt seiner Werke bearbeitet ist ja bekannt.
Das würde aber wohl eine Ausweitung der Architektur in andere Bereiche bedeuten.

Natürlich könnte man sagen dass die Festsetzung der Regeln in der Demokratie Aufgabe der gewählten Politiker ist und der Architekt überprüft nur ob die Idee die der Bürger hat in einer Form zu erreichen ist die diesen Regeln entspricht.
Wobei in einer Demokratie die Grenzen natürlich fließend sind.
Ein Architekt wäre so etwas ähnliches wie ein Jurist,ein Steuerberater ...
Aber wer definiert wer ein Jurist ist? Ein Richter ? Der Gesetzgeber wohl eher?
Ein Architekt kann demnach nur die Regeln und die Aufgaben die ihm gestellt werden in der einen oder anderen Weise interpretieren.

Demzufolge wären die ganzen Architekturtheorien die am Gesetzgeber vorbei zu ungeschriebenen Gesetzen innerhalb der "Architektenzunft" geworden sind undemokratisch.

Auf der Welt gibt es ja unterschiedliche Systeme in denen Regeln festgesetzt werden.
Es gibt zum Beispiel in jedem Land verschiedene Architektenkammern denen man schwer allen angehören und entsprechen kann.
Also bleibt dem Architekten gar nichts anderes übrig als mit seinem Entwurf auch seine Tätigkeit zu definieren.

Trag das mal wer in die Wikipedia Zitatenliste ein ! ;)

Kieler 28.01.2006 15:52

Puh ha, das ist doch mal ein Link, der war den Doppelpost wirklich wert! :D
Ist in den Favs gelandet :)
dankt
Matthias

noone 28.01.2006 23:25

wo finde ich denn die "theorie des me"??

Maller 29.01.2006 03:48

Re: Qualitätskriterien
 
Zitat:

Originally posted by Ralph Johannes
Schau mal unter www.methodisches-entwerfen. de
Gruß Joh.

Lass uns das mal alle so machen.
Wir richten eine Homepage wo wir unsere Meinung kundtun ein
und bei jedem Thema schreiben wir nur noch: "Schau mal unter www...."

Außerdem war die Aufgabenstellung in diesem Thema die Frage "Was ist Architektur" zu untersuchen. Für ihren Beitrag Herr Johannes muss ich leider eine neue Aufgabe entwerfen. Zum Beispiel die Frage: "Welche Möglichkeiten bestehen beim Entwerfen von postmoderner Architektur?".

Die Verlinkung im Zitat wurde vom Administrator gelöscht.

F. Illenberger

noone 06.02.2006 11:52

das ist genau die Seite, die ich mal so überflogen habe.

Täusche ich mich, oder ist es die generelle Beschreibung des ME? Ich habe viele interessante Punkte gelesen, Lösungsvorschläge werden aber nicht geboten. Gibt es denn noch ein Skript zu diesem Thema? Wenn ja, ist es möglich, dieses über den Postweg zu bekommen?

Samsarah 06.02.2006 13:03

@Ralph Johannes

Ich würde es begrüssen, wenn hier, anstatt in vielfacher Ausführung Werbung für die eigene Homepage zu machen, mal der Inhalt der Seite erläutert würde. Der einmalige Hinweis auf eine themenrelevante Seite ist in Ordnung, aber so langsam wird das zum Missbrauch unseres Angebots.

Mit freundlichen Grüsse
Samsarah Lilja (Admin)

Ehem. Nutzer 07.02.2006 18:29

Was ist Architektur?
 
Was verstehe ich unter „Architektur“?

„Ein Fahrradschuppen ist ein Gebäude, die Kathedrale von Lincoln jedoch Architektur!“ (Nikolaus Pevsner)

In Anlehnung an Johann Wolfgang Goethes Ausführungen in „Baukunst 1795“ bevorzuge ich den aus der Mode gekommenen Begriff Baukunst. Goethe verweist darauf, daß der Begriff Baukunst nicht als bloße Zusammenfassung der Teildisziplinen Bauen und Kunst begriffen werden darf, sondern vielmehr als „höchster Zweck“ des Bauens. Er entwickelt dazu m e t h o d i s c h vier Stufen, die erklommen werden müssen, bis ein Gebäude zu einem Werk der Baukunst werden kann. Es handelt sich dabei um:
1. die Kenntnis des Materials: „Die Baukunst setzt ein Material voraus, welches zu dreierlei Zwecken stufenweise angewendet werden kann. ... Der Baukünstler lernt die Eigenschaften kennen und läßt sich entweder von den Eigenschaften gebieten, ..., oder er zwingt das Material ...“ mittels mechanischer Kenntnis und Einsicht in komplizierte Konstruktionen.
2. die Nutzung des Gebäudes: „... das Notwendige mit Bequemlichkeit vollbringen zu können.“
3. die Harmonie in sinnlicher Wahrnehmung und körperlicher Bewegung: „Hier tritt die schwere und komplizierte Lehre von den Proportionen ein, wodurch der Charakter des Gebäudes und seiner verschiedenen Teile möglich wird.“
4. die Poesie, durch die ein Gebäude wirklich zum Kunstwerk wird: „welcher, ..., die Überbefriedigung des Sinnes sich vornimmt und einen gebildeten Geist bis hin zum Erstaunen und Entzücken erhebt; es kann dieses nur durch das Genie, das sich zum Herrn der übrigen Erfordernisse gemacht hätte, hervorgebracht werden; es ist dies der poetische Teil der Baukunst, in welchem die Fiktion eigentlich wirkt.“ (Goethe, Johann Wolfgang: Baukunst <1795>. in: Goethes Werke, hg. i. A. der Großherzogin Sophie von Sachsen. Weimar 1887-1919, I 47, S. 68)

Kann Architektur gelehrt werden?
Ich bin der Auffassung, daß lediglich die ersten drei der genannten Stufen l e h r b a r sind. Die vierte Stufe, nämlich die der Poesie, ist es nicht, denn diese basiert auf außergewöhnliche Begabung im Entwerfen. (Deutsche Übersetzung von: Ralph Johannes, Model for Architectural Design Education (MADE). In: Design Methods: Theories, Research, Education and Practice. ISSN 0147-1147, Volume 37, Number 3, 3467, Jul-Sep 2003, pp. 3479-3480)
Joh.

noone 07.02.2006 20:25

Wie sieht es aus mit dem Modell Methodisches Entwerfen? Welche Lösungsansätze liefert es und wo kann man diese nachlesen?

Ich wiederhole mich - ist auf Ihrer Webseite doch nur das Modell selbst propagiert jedoch fehlt mir die Lehre. Wo kann man denn die Lehre beziehen? Gibt es ein SKript und wenn ja, wie kann man da drankommen?


Ich bitte herzlichst um Beantworten dieser Fragen.

mfg

Ehem. Nutzer 08.02.2006 11:32

Unterrichtmodell ME
 
Zitat:

Originally posted by noone
Wie sieht es aus mit dem Modell Methodisches Entwerfen? Welche Lösungsansätze liefert es und wo kann man diese nachlesen?

Ich wiederhole mich - ist auf Ihrer Webseite doch nur das Modell selbst propagiert jedoch fehlt mir die Lehre. Wo kann man denn die Lehre beziehen? Gibt es ein SKript und wenn ja, wie kann man da drankommen?


Ich bitte herzlichst um Beantworten dieser Fragen.

mfg

Hallo mfg,
Ich verstehe Ihre Frage nicht. Was meinen Sie mit Lehre? Sie finden alles darüber unter: www.methodisches-entwerfen.de
Gruß Joh.

Tom 08.02.2006 11:48

Ich habe mir auch die Augen ausgeguckt - gehe ich recht in der Annahme, dass Sie "nur" die lehr-theoretischen Grundlagen einer Entwurfslehre beschreiben und keine Entwurfslehre selbst? Wo sprechen Sie von der Gestalt von Gebäuden und Theorien der Gestaltung?

Ehem. Nutzer 08.02.2006 22:51

was ist architektur
 
Zitat:

Originally posted by Tom
Ich habe mir auch die Augen ausgeguckt - gehe ich recht in der Annahme, dass Sie "nur" die lehr-theoretischen Grundlagen einer Entwurfslehre beschreiben und keine Entwurfslehre selbst? Wo sprechen Sie von der Gestalt von Gebäuden und Theorien der Gestaltung?
Was verstehen Sie unter "nur" lehr-theoretische Grundlagen einer Entwurfslehre und einer Entwurfslehre?
Ich habe das Fach Entwerfen/Methodisches Entwerfen vertreten und nicht
das Fach Gestaltungslehre. Bitte stellen Sie Ihre Fragen präziser!
Joh.

Tom 09.02.2006 11:41

Sie teilen den Entwurfsprozess in die Bereiche I. Grundlagen, II. Entwurf, III. Genehmigung. Zu dem II. Abschnitt würde mich interessieren, welche Lehr-Inhalte dort vermittelt werden. Die Kriterien, wann ein Entwurf als geglückt oder gut gelten kann/muss, können doch nur sehr schlecht objektiviert und formalisiert werden. Zudem unterliegen sie einem ständigen Wandel und gesamtgesellschaftlichen Einflüssen.

An einer Stelle habe ich etwas von Kreativitätstechniken und der "Leitbild"-Entwurfsmethode gelesen. Das ist heutzutage ja durchaus weit verbreitet. Aber das Problem bleibt: Das sehr formalisierte Lehrgerüst des ME muss ja im Kernabschnitt "Entwurf" mit einer ebenso streng und transparent formulierten Gestaltungslehre ausgefüllt werden. Und dazu bräuchte es einen Konsens unter den Lehrenden innerhalb einer Hochschule (oder sogar darüber hinaus), der gar nicht zu erzielen ist.

Ehem. Nutzer 10.02.2006 16:36

was ist architektur
 
Zitat:

Originally posted by Tom
Sie teilen den Entwurfsprozess in die Bereiche I. Grundlagen, II. Entwurf, III. Genehmigung. Zu dem II. Abschnitt würde mich interessieren, welche Lehr-Inhalte dort vermittelt werden. Die Kriterien, wann ein Entwurf als geglückt oder gut gelten kann/muss, können doch nur sehr schlecht objektiviert und formalisiert werden. Zudem unterliegen sie einem ständigen Wandel und gesamtgesellschaftlichen Einflüssen.

An einer Stelle habe ich etwas von Kreativitätstechniken und der "Leitbild"-Entwurfsmethode gelesen. Das ist heutzutage ja durchaus weit verbreitet. Aber das Problem bleibt: Das sehr formalisierte Lehrgerüst des ME muss ja im Kernabschnitt "Entwurf" mit einer ebenso streng und transparent formulierten Gestaltungslehre ausgefüllt werden. Und dazu bräuchte es einen Konsens unter den Lehrenden innerhalb einer Hochschule (oder sogar darüber hinaus), der gar nicht zu erzielen ist.

Hallo Tom,
Ich freue mich, dass Sie sich mit dem Unterrichtsmodell ME kritisch auseinandersetzen.
Nun zur Beantwortung Ihrer beiden Fragen.

1) Sie schreiben: „ ...welche Lehr-Inhalte dort vermittelt werden.“
Das übergreifende Ziel des Methodischen Entwerfens (ME) ist es, im Rahmen der allgemeinen Zielsetzung der Studienordnung Universität GH Essen, die Lernenden zu befähigen, eigenständig und unter Beachtung der vielfältigen nutzerbezogenen Bedürfnisse, gestalterischen, konstruktiven, rechtlichen, gebäudetechnischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, einen qualifizierten Entwurf für ein Bauobjekt zu erstellen. Dieses noch relativ abstrakte Richtziel mußte im Zusammenhang mit den noch näher zu präzisierenden Tätigkeiten des Architekten weiter konkretisiert werden. Dabei ergaben sich folgende Richtziele:

I. GRUNDLAGEN ermitteln,
II. ENTWURF erarbeiten,
III. GENEHMIGUNG erlangen.

Unterhalb dieser Ebene läßt sich eine Reihe von Grobzielen anführen:

Zu I. A Durchführung organisieren.
B Situation aufnehmen und Informationen erarbeiten.

C Nutzung, Gestalt, Technik planen und bemessen.

zu II. D Qualität benoten und gewichten.
E Lösungsmöglichkeiten gestalten und beurteilen.
F Vor-Entwurf durcharbeiten.

zu III. G Eingabeunterlagen herstellen.

Die angeführten Grobziele
· sind bereits auf konkrete Themenbereiche und Aufgabenbeschreibungen bezogen,
· sind in der Regel für jede Projektaufgabe gleich, unabhängig davon, ob es sich um das Entwerfen von Neubauten, Wiederaufbauten, Erweiterungen, Umbauten oder Modernisierungen handelt und
· gewährleisten, daß der Lehrende sein Angebot „Entwerfen” in eigener Ausprägung mit gewissem Freiheitsgrad durchführen kann.

Durch die Orientierung an den Grobzielen werden Lehrende und Lernende angeregt, die für eine Projektaufgabe spezifisch zu leistenden Projektteilaufgaben (siehe ME-Projektleistungskatalog), deren Bewältigung das jeweilige Grobziel erfüllt, selbständig zu finden und zu formulieren. Diese Teilaufgaben sind an das Objekt der Projektaufgabe gebunden und können ihre Gültigkeit verlieren, wenn ein anderes Objekt gewählt wird. Es ist unerheblich, wer die Projektteilaufgaben in den Unterrichtsprozeß einbringt, der Lehrende, die Lernenden oder beide gemeinsam aufgrund einer Absprache. Insofern wirken Lehrende und Lernende gemeinsam an der näheren Konkretisierung der Grobziele mit. Eine Operationalisierung der Lernziele bis herab zu Feinzielen wird jedoch für das ME abgelehnt, damit ein lebendiges Erleben des Entwerfens von baulichen Objekten gefördert wird und Spielräume für selbständiges Handeln bleiben.

Wichtig für den Ablauf des Unterrichtsprozesses ist allerdings, daß sich die Lernenden mit den Zielen identifizieren, d.h. daß ihnen die Ziele im Hinblick auf den Lernprozeß und die Lösung der gemeinsam vereinbarten Projektaufgabe als sinnvoll erscheinen, denn das ist letztlich eine Voraussetzung für den Lernerfolg. (Entnommen aus Homepage, siehe Profil)

2.) Sie schreiben: „Das sehr formalisierte ... ME muß ja im Kernabschnitt ‚Entwurf’ mit einer ... Gestaltungslehre ausgefüllt werden“.
Meine Vorstellung von „Gestaltunglehre“, im Rahmen des Unterrichtsmodells ME, orientiert sich an dem allzu bekannten Leitsatz: „Form follows Function“ . Dabei war und ist mein Haupt-Lehrziel: Der Weg ist wichtiger als das Ziel. Hinzufügen möchte ich noch: Jeder optimale Unterricht muß formalisiert sein, ansonsten entsteht Chaos.

Was den von Ihnen angeschnittenen „Konsens unter den Lehrenden innerhalb der Hochschule“ in Bezug auf Gestaltung anbetrifft, so haben Sie aus eigener Erfahrung während Ihres Studiums ja auch die Erkenntnis gewonnen, dass das „gar nicht zu erzielen ist“. Ich habe es zweimal ohne Erfolg versucht.

noone 10.02.2006 20:07

Sehr geehrter Herr Johannes,

Ich muss wiederholt anmerken, dass auf Ihrer Website und speziell auch in Ihrer obigen Antwort nur das Modell ME angesprochen wird, jedoch vermisse ich konkrete bzw. ausführliche ERklärungen, die die angesprochenen Schlagworte erklären bzw. die Lehre selbst konkretisieren. Die Theorie ohne Anleitung bleibt doch dem Lernenden ein ungreifbares Etwas.

Es wäre doch für uns lernende sehr hilfreich, wenn sie auch ein Skript anbieten würden, in dem Ihre theoretischen Lehransätze konkret ausgeführt werden. So sehe ich leider keine grosse Besserung gegenüber dem gängigen Lehrschema, den Studenten mit seiner Skizzenrolle und Ideen sich selbst zu überlassen, kann er doch mit den knapp angeführten Punkten mangels ERfahrung bzw. Ausbildung wenig anfangen.

Ehem. Nutzer 11.02.2006 09:42

was ist architektur
 
Zitat:

Originally posted by noone
Sehr geehrter Herr Johannes,

Ich muss wiederholt anmerken, dass auf Ihrer Website und speziell auch in Ihrer obigen Antwort nur das Modell ME angesprochen wird, jedoch vermisse ich konkrete bzw. ausführliche ERklärungen, die die angesprochenen Schlagworte erklären bzw. die Lehre selbst konkretisieren. Die Theorie ohne Anleitung bleibt doch dem Lernenden ein ungreifbares Etwas.

Es wäre doch für uns lernende sehr hilfreich, wenn sie auch ein Skript anbieten würden, in dem Ihre theoretischen Lehransätze konkret ausgeführt werden. So sehe ich leider keine grosse Besserung gegenüber dem gängigen Lehrschema, den Studenten mit seiner Skizzenrolle und Ideen sich selbst zu überlassen, kann er doch mit den knapp angeführten Punkten mangels ERfahrung bzw. Ausbildung wenig anfangen.

Lieber Herr Noone,
ich danke Ihnen für Ihre (bereits mittlerweile einigen) Anfragen. Muss Ihnen aber ehrlich gestehen, dass ich nicht weiß, wie ich diese beantworten soll.

Auf meiner Website ist das ME in Theorie und Praxis dargestellt. Dort finden Sie explizit (hier durch viele ME-Projekte ausführlich beschrieben, plus den käuflich zu erwerbenden oder per Fernleihe zu erhaltenen ME-Projektberichten), Schritt für Schritt nachvollziehbar, die ME-Vorgehensweise beim Entwerfen von Objekten dokumentiert. Sie brauchen keine Scripte, wie bei den gängigen Lehrschemata. Übrigens habe ich während meines Studiums auch diese von Ihnen zitierte Hilflosigkeit erlebt (klicken Sie dafür in meiner Homepage „ME-Unterrichtsmodell“ an, wo ich meinen damaligen Zustand beschreibe). Darum habe ich später aauch das ME-Unterrichtsmodell geschaffen, um diese Hilflosigkeit zu beenden.

Bitte machen Sie sich die Mühe und ackern Sie sich durch die ME-Projekte. Hier finden Sie die Antworten auf Ihre diversen Anfragen. Versuchen Sie es einmal, Ihre nächste Entwurfsaufgabe mit Hilfe des ME zu lösen. Viel Erfolg!

Nirgendwo anders finden Sie die Entwurfsprozesse von baulichen Objekten so detailliert und minuziös dokumentiert wie beim ME/MADE.

„Glück auf“, wie man bei uns im Ruhrgebiet sagt.
Joh.

Tom 11.02.2006 18:55

Re: was ist architektur
 
Zitat:

Originally posted by Ralph Johannes
Meine Vorstellung von „Gestaltunglehre“, im Rahmen des Unterrichtsmodells ME, orientiert sich an dem allzu bekannten Leitsatz: „Form follows Function“. Dabei war und ist mein Haupt-Lehrziel: Der Weg ist wichtiger als das Ziel.
"Form follows Function", das Schlagwort der kl. Moderne, reicht doch als entwurfstheoretische Selbst-Verortung nicht aus. Mir scheint, Ihre Theorie hat da einen ausgewachsenen blinden Fleck. Das, was in den Beispielprojekten als gelungene Gestalt präsentiert wird, ist in vielen Fällen ein naiver, gestalterisch unbedarfter Symbolismus. Und diese (unausgesprochene) Entwurfshaltung muss man doch kritisch in Bezug setzen zu anderen Entwurfshaltungen.

"Der Weg ist das Ziel" sagen Sie. Übersetzt im Sinne des ME heißt das: Aus der minutiösen Entwurfsvorbereitung und perfekten Erfüllung der Nutzerbedürfnisse ergibt sich automatisch gute Architektur. Welch ein fataler Irrtum ...

Tobias 12.02.2006 01:30

Re: was ist architektur
 
Zitat:

Originally posted by Ralph Johannes
Lieber Herr Noone, [...]
Herr Johannes, noone ist eine Spitzname (Nickname), nicht der Nachname des Nutzers. In Internetforen wird in der Regel mit dem Nicknamen angesprochen und geduzt.

Ehem. Nutzer 12.02.2006 18:25

Re: Re: was ist architektur
 
Zitat:

Originally posted by Tom
"Form follows Function", das Schlagwort der kl. Moderne, reicht doch als entwurfstheoretische Selbst-Verortung nicht aus. Mir scheint, Ihre Theorie hat da einen ausgewachsenen blinden Fleck. Das, was in den Beispielprojekten als gelungene Gestalt präsentiert wird, ist in vielen Fällen ein naiver, gestalterisch unbedarfter Symbolismus. Und diese (unausgesprochene) Entwurfshaltung muss man doch kritisch in Bezug setzen zu anderen Entwurfshaltungen.

"Der Weg ist das Ziel" sagen Sie. Übersetzt im Sinne des ME heißt das: Aus der minutiösen Entwurfsvorbereitung und perfekten Erfüllung der Nutzerbedürfnisse ergibt sich automatisch gute Architektur. Welch ein fataler Irrtum ...

Sie schreiben:
„Form follows Function, ....reicht als entwurfstheoretische Verortung nicht aus. Mir scheint, Ihre Theorie .... blinden Fleck.

Meine Antwort:
Ihre Kritik in allen Ehren, meine Antwort darauf lautet: Take it or leave it.

Sie schreiben:
„Das, was in den Beispielprojekten als gelungene Gestalt präsentiert wird ...ist in vielen Fällen ein naiver, gestalterisch unbedarfter Symbolismus.“

Meine Antwort:
Wo ist bei den „Beispielprojekten“ die „gelungene Gestalt“ expressis verbis hervorgehoben worden?

Sie schreiben:
„Der Weg ist das Ziel sagen Sie. Übersetzt ... heißt das: .... ergibt sich automatisch gute Architektur. Welch ein fataler Irrtum.“

Meine Antwort:
Siehe meine quote: „Was verstehe ich unter Architektur“

Sie schreiben:
„Mit scheint, Ihre Theorie hat das einen ausgewachsenen blinden Fleck.“

Meine Antwort:
Das Entwerfen ist sowohl die ’liebste’ Beschäftigung von ArchitektenInnen und Architekturstudierende als auch der zentrale Begriff für jene Tätigkeiten, die zu Lösungen
und Ergebnissen bezüglich einer Bauaufgabe führen. Dabei sind schöpferische Gedanken, originelle Ideen und konstruktive Einfälle unentbehrlich. Im allgemeinen sind zwei Grundformen von Entwurfsweisen bekannt, die nachfolgend charakterisiert werden:

Grundform I („Imagination“)
Diese zeichnet sich durch intuitives, phantasievolles, ganzheitliches „Vorstellen“ einer Problemlösung aus. Ausgehend von der Aufgabenstellung und der dem Bearbeiter zum Zeitpunkt ihrer Bearbeitung zur Verfügung stehenden Kenntnislage, wird eine ganzheitliche Lösung erdacht, ohne sorgfältig erarbeitete Entwurfsgrundlagen zugrunde zu legen. Charakteristisch dafür sind zwei Aspekte:
a) eine sinnlich wahrnehmbare Vorstellung ist ganzheitlich ohne Hilfsschritte entstanden
b) bei der Vorstellung ist eine hohe Priorität der formal-gestalterischen Gesichtspunkte zu erkennen.
Erst nachdem diese „Vorstellung“ vorhanden ist, umgesetzt in Massenmodelle, Isometrien, Ansichtsskizzen etc., wird der dabei gefundene Grundriss hinsichtlich seiner Brauchbarkeit in bezug auf die Nutzungsfunktionen großzügig aufgefüllt, um der Lösung der gestellten Bauaufgabe gerecht zu werden. Die noch verbliebenen Räume des Raumprogramms werden oftmals in ihn „reingewurstelt“, nach dem Motto: „Was nicht passt, wird passend gemacht“. Bei dieser Entwurfsweise erfolgt die Auswahl der Hilfsmittel und Prozeduren unsystematisch.

Grundform II („Logik“)
Charakteristisch für die zweite Grundform ist der Versuch, die Problemlösung (z.B. den Entwurf) durch ein systematisches Vorgehen zu erreichen, und zwar durch ein gezieltes Ableiten einer Lösung aus zuvor sorgfältig erarbeiteten Entwurfsgrundlagen. Im Vordergrund steht hier die nutzungsfunktionale Brauchbarkeit. Die Gestalt des Gebäudes ergibt sich sozusagen en passant, sie wird nicht bewußt entworfen. Bei dieser Entwurfsweise kann man entweder algorithmisch oder heuristisch vorgehen.

Vor- bzw. Nachteile der zwei Grundformen des Entwurfsvorgehens
Diese sind durch ihre Charakterisierung bereits gegeben:
· Grundform I zeigt Vorteile in Bezug auf die Gestaltungsambition, Nachteile in Bezug auf die Aufgabenerfüllung.
· Grundform II zeigt die umgekehrte Beziehung.

Mischformen
Zusätzlich zu den zwei beschriebenen Grundformen treten beide in unterschiedlichen Mischformen auf, wobei allerdings üblicherweise eine von ihnen die andere dominiert.
Wegen der jeweils gegebenen Nachteile der beiden vorgestellten Grundformen liegt die Vermutung nahe, daß eine geeignete Mischform die besten Möglichkeiten für einen optimalen Entwurfsprozeß bietet. Das Unterrichtsmodell ME ist eine solche Mischform.

Sie schreiben:
„...perfekte Erfüllung der Nutzerbedürfnisse ergibt ...“

Meine Antwort:
Auf Grund eigener Erfahrungen und intensiven Recherchen kam ich zu dem Ergebnis, daß die Mehrheit der Architekten/innen und Studierende der Fachrichtungen Architektur und Innenarchitektur
· am Nutzer vorbei plant und gestaltet,
· die Wünsche der Nutzer vollständig ignoriert,
· es ihnen anscheinend nur um die Selbstverwirklichung geht.

Fazit: Das Unterrichtmodell ME ist eine Entwurfsweise mit dem Schwerpunkt: NUTZER-orientiert.

Joh.

noone 12.02.2006 18:32

ohne die Liste der veröffentlichen Projekte im gesamten tiefer durchgelesen zu haben, kann ich Tom in Punkto Form bestätigen, dass bei einem Projekt ein Grundriss in Schildkrötenform angeboten wurde. Solche bildlichen Ansätze finde auch ich bedenklich, da sie sehr schnell ins Oberflächliche abdriften:

Produktionsstätten von Getränkehersteller in Bierkastenform, Hundeschulen mit Hundegrundriss, etc haben meiner Meinung ein zeitlich begrenzter AHA Effekt, werden sich aber langfristig nicht als gelungenes Gebäude durchsetzen können.

Maller 12.02.2006 19:19

find ich sehr schön dass hier wieder diskutiert wird!

Ehem. Nutzer 12.02.2006 21:44

was ist architektur
 
Zitat:

Originally posted by noone
ohne die Liste der veröffentlichen Projekte im gesamten tiefer durchgelesen zu haben, kann ich Tom in Punkto Form bestätigen, dass bei einem Projekt ein Grundriss in Schildkrötenform angeboten wurde. Solche bildlichen Ansätze finde auch ich bedenklich, da sie sehr schnell ins Oberflächliche abdriften:

Produktionsstätten von Getränkehersteller in Bierkastenform, Hundeschulen mit Hundegrundriss, etc haben meiner Meinung ein zeitlich begrenzter AHA Effekt, werden sich aber langfristig nicht als gelungenes Gebäude durchsetzen können.

Wo ist bei dem Aquarium ein Grundriss in Schildkrötenform? Es gibt keinen!

Was soll der Satz; Produktionstätten von .... im Zusammenhang mit den ME-Projekten bedeuten?

Gruß Joh.

noone 13.02.2006 10:22

Mein Statement war auf die bildhafte Symbolik bei Entwürfen allgemein bezogen, insbesondere in Bezug auf dieses Projekt

http://miless.uni-duisburg-essen.de/...81/dg150gr.gif

gefunden im Projekt Aquarium im Hochbunker, einem der auf Ihrer Webseite gezeigten Projekte.......

noone 13.02.2006 10:25

Zitat: "Die Gruga-Schildkröte hat der gesamten Entwurfsidee Pate gestanden. Jörn v.d. Heiden: "Zum einen entsprechen die Sechsecke ihres Panzers der Wabenform der Aquarien und Biotope im Inneren. Zum anderen soll der gesamte Bunker äußerlich eine Schildkröten-Form erhalten."

Ehem. Nutzer 13.02.2006 12:24

Zitat:

Originally posted by noone
Zitat: "Die Gruga-Schildkröte hat der gesamten Entwurfsidee Pate gestanden. Jörn v.d. Heiden: "Zum einen entsprechen die Sechsecke ihres Panzers der Wabenform der Aquarien und Biotope im Inneren. Zum anderen soll der gesamte Bunker äußerlich eine Schildkröten-Form erhalten."
Die Hülle über dem Bunker ist einer Schildkröte nachempfunden, nicht das Innere. Darauf zielte doch Ihre Kritik und die ist nicht wahr.
Joh.

noone 13.02.2006 12:49

Ohne kleinkariert zu werden, es ging mir in der Tat nicht um den Grundriss, sondern logischerweise um die äußere Hülle, und da finde ich es mehr als Bedenklich, wenn man, inspiriert von einer Schildkröte, diese dann bei der Fassadengestaltung 1:1 nachempfindet.

Einge gewisse Abstraktion oder vielleicht auch das Wesen der Schildkröte abstrakt in den Entwurf einfliessen zu lassen, wäre zweifelsfrei die bessere Variante.

Ich kann es einfach nicht gutheissen, diese Bildhaftigkeit zu akzeptieren. Entwerfen ist etwas anderes, als die Entwurfsaufgabe bildlich in der Fassadengestaltung umzusetzten.

Das ist eine Bankrotterklärung wie die überdimensionale Leuchtschrift auf den Supermärkten, die eine gewisse Corporate Identity vorspielen soll.


Samsarah 13.02.2006 14:16

Zitat:

Das ist eine Bankrotterklärung wie die überdimensionale Leuchtschrift auf den Supermärkten, die eine gewisse Corporate Identity vorspielen soll.
Ich teile die Skepsis in Bezug auf diese Herangehensweise an eine Entwurfsaufgabe - sowohl das wörtlich umgesetzte Symbol als auch die oben genannte.

So schwarz/weiß gemalt ist es doch eigentlich Venturis alte Frage nach der Ente (Schildkröte) oder dem "Dekorierten Schuppen" (Supermarkt)/ (Learning from Las Vegas, Robert Venturi, 1978). Er kommt letztlich zu der Erkenntnis, dass der funktionelle Schuppen mit "angeklebten Symbolen" die bessere und langfristigere Lösung darstellt, weil die Ente eben nur eine Ente sein kann, der Schuppen mit neuen Symbolen ausgestattet aber variabel bleibt.

Tom 13.02.2006 14:51

Venturi ist bestimmt ein hervorragender Bezugspunkt für diese Fragen. Nur meine ich, dass heutzutage weder die konkret-sympolische Ente noch der dekorierte Schuppen eine valide Entwurfslösung darstellen. Gesucht ist die authentische, abstrakte Gestalt, deren Bezüge zur Realität und zu geistigen Konzepten komplexer sind als das gegenständliche 1:1-Nachäffen von existierenden Objekten.

Unter den ME-Projekten finden sich noch andere Spielarten zweifelhafter Entwurfsstrategien, z.B. ein ZEN-Einkehrzentrum, das mit Kreis, Quadrat, etc. in zentrisch-symmetrischen Konfigurationen operiert und bei dem der Verfasser auch bemüht ist, die "Richtigkeit" dieser Formgebung rational "nachzuweisen", indem er verschiedene Bewusstseinsebenen u.Ä. einzelnen Körpern zuschreibt, etc. Das ist eine Form der berechneten Präzisions-Symbolik, die - obwohl sie sich schon auf abstrakterer Ebene abspielt - mit einem guten Entwurf nach heutigem Verständnis nix zu tun hat.

Samsarah 13.02.2006 17:50

Ich wollte auch gar nicht behaupte, dass Venturi damit recht behält. Ich fand nur, dass die Polarisierung hier in vieler Hinsicht seiner Fragestellung entspricht.

Samy


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