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Was ist Architektur? Guten Morgen... Jetzt zur Sommerpause wirds doch mal Zeit die wirklich wichtigen Themen zu diskutieren! Also, bevor ich hier wieder einmal die Antwort zu meiner eigenen Frage liefere: Was bezeichnet eurer Meinung nach das Wort Architektur und was kann Architektur alles leisten und was nicht??? Und folgend: Was kann ein Architekt ,eine Architektin oder mehrere Architekten leisten? Und was sollen sie leisten? Wie gesagt ich hab eigene Meinungen dazu die man auch in kurzen Sätzen formulieren kann aber ich bin immer wieder neugierig was andere Personen von sich aus dazu sagen. Bzw. ob sie überhaupt etwas dazu sagen. und wie sie es sagen... |
gute frage, gute thematik definitionen gibt es viele, kaum welche sind vollständig weil das arbeitsgebiet des architekten überaus umfassend ist. die meiner meinung nach beste definition oder umschreibung des umfangs findet sich auf den seiten von wikipedia. ich denke treffender und umfangreicher kann man es nicht formulieren *klick* .. ok ok, ich gehe einer diskussion mit diesem posting aus dem weg, allerdings schließe ich mich den ausführungen der seite an ;) == architektur ist alles, was nicht umfällt :) |
Architektur = Bauaktivität + Geist ;) |
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Nein, aber alles mit Geist kommt schonmal in die engere Wahl. Es gibt ja noch den Ungeist, den Scheingeist und den Zeitgeist :cool: |
Architektur ist zu Stein gewordene Musik... :p |
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Gute Gebäude haben Buddha-Natur. |
Und was genau möchtest Du damit zum Ausdruck bringen? Ich finde Architektur bedeutet, mit baulichen Mitteln seine Umwelt zu gestalten. |
Architektur ist ein Spiegel der Gesellschaft |
@Samsarah Buddha-Natur: Die Natur des Geistes, die Essenz oder das Potenzial der Buddhaschaft, das in allen fühlenden Wesen gegenwärtig ist. |
@Tom: Tut mir leid, aber ich versteh den konkreten Zusammenhang da nicht. Kannst Du das mal mit eigenen Worten beschreiben. Vor allem welche Werte oder Parameter mit dieser Definition verbunden sind. Grüße, Samy |
Ein Gebäude muss ein freundlicher Organismus sein, mit unverwechselbarem Charakter, mit Seele, einer spezifischen Identität. Mit einer interessanten "Vergangenheit" (das heisst Andeutungen darüber, wo es "her kommt" bzw. wie es entstanden ist), einem erkennbaren "Willen" (d.h. eine klare Haltung), mit kleinen Verrücktheiten und Spleens - und einer guten Portion Humor. Im Buddhismus gibt es doch die kleinen Denkaufgaben (jap. Koans), die der Zen-Meister seinem Schüler stellt, um seine Gefangenheit im westlich-analytischen Denken zu durchbrechen. Und da geht es auch oft darum, ob etwas Buddha-Natur habe oder nicht. Die einzige Frage beim Entwerfen ist: Hat das Gebilde schon Buddha-Natur - oder was fehlt, um es zum Leben zu erwecken und ihm eine Persönlichkeit zu geben? Die ganze Theorie erscheint bald als Buch - Bastei Lübbe hat schon Interesse signalisiert :D Hier ist ein schöner kurzer Text über die Gestaltung von jap. Zen-Gärten: http://www.japangardens.de/Beitrag%201.htm. |
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WIE WAHR!!! *100%zustimm* |
Ich finde, das muß man aber eingrenzen, denn jedes Gebäude oder Ensemble spiegelt nur die Gesellschaft der Zeit wider, in der der sie entstanden ist. Daher ist sie eher ein Spiegel der Gesellschaftsgeschichte, oder nicht? Ich würde andererseits auch noch einen Schritt weiter gehen, denn der Satz klingt mir zu passiv. Ohne naiv genug zu sein, zu glauben, mit Architektur die Welt verbessern zu können, finde ich doch, dass man mit Architektur einen aktiven Betirag zur Gesellschaft leistet - ob positiv oder negativ ist eine andere Frage. Aber nicht umsonst verbindet man mit vielen Gebäude auch eine historische Ära die meist in Verbindung zu einer Gesellschaftsvision steht, und sie wurde nur zu oft mißbraucht, um diese baulich zu manifestieren. Gesellschaft und Architektur bedingen sich also gegenseitig und das im zeitlichen Kontext. Grüße, Samy |
So , jetzt bin ich aber auch dran! :) Naja, also die allgemeingültige Antwort auf die Frage was Architektur ist kann ich zu diesem Zeitpunkt wohl auch noch nicht liefern.. oooohhhh :( Aber vielleicht erstmal noch ein paar Diskussionsgrundlagen. Ja, also in meiner Frage war es ja schon ein bischen drin enthalten... "Was ,wie und ob..." Was soll ich machen, wie soll ich es machen und muss ich überhaupt etwas machen... Vielleicht muss in der jeweiligen Situation ja gar kein Gebäude gebaut werden... Wenn ich als Architekt (bin zwar noch student aber egal...) merke der Bauherr braucht keine Villa sondern irgendwas ganz anderes dann hab ich doch auch die Pflicht ihn darauf hinzuweisen. Zum Vergleich Musik - Architektur schreib ich später noch was. Nicht so viel auf einmal (less is more..) Brüller.... |
@Maller Leg' noch was nach - sonst bin ich enttäuscht ;) |
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Na gut. Also Alles was man mit einem Rapidografen darstellen kann ist Architektur! Alles andere ist dilletantismus! Architektur ist wenn ein dummer Mann sich Traumschlösser ausdenkt und ein schlauer Mann ihm dafür die passenden Baudetails aus dem Glasbauatlas abzeichnet. Architektur ist nur Form. Im Gegensatz zur freien Kunst wo es auch einen Inhalt gibt. "...Überall hat er es ja immer wieder mit Bauten und mit Architektur zu tun." (Meinhard von Gerkan) Architektur ist dann wenn der Mönch auf der Nonne liegt. Architektur ist die geschickte Anordnung von Fluchttreppen und Brandschutzwänden. "Alles ist Architektur" (mir fällt grad der name nicht ein) Soweit eine erste Bestandsaufnahme........ Und jetzt zu jcrs Beitrag über Geräuschkulissen in dem Wettbewerbs Heft... Also eigentlich ist der Vergleich ja gar nicht so schlecht. schließlich hat das Geräusch in der Musik ja eine ähnliche Bedeutung wie die Farbe weiß in der Architektur. Das ungerichtete Geräusch das dreidimensional in den Raum ausstrahlt im Gegensatz zu den linearen Tönen. Die "nicht-farbe" weiß , die räumliche tiefe schafft im Gegensatz zu der zweidimensionalen Farbe... Wenn man das nun so weiterspinnt und sagt Architektur muss immer was räumliches sein und Farbe hat in der Architektur nichts zu suchen (ist zwar ne alte diskussion und die Leute die solche Sätze Gesagt haben sind auch schon fast alle tod aber seis drum...) dann bleibt ja irgendwie nicht sehr viel übrig was Architektur genannt werden kann... wenn ich mich so umsehe... Aber wir wissen ja dass viele Menschen einfach nur das für richtig befinden was sie selbst mögen. und jemand der keine farblosen Häuser will der kann auch meistens nichts mit Musik anfangen die nur aus Geräuschen besteht... Wenn ich mir deine (jcr) homepage ansehe dann scheinen die interessen ja auch tendenziell parrallel zu laufen. Alte Häuser mit schönen farbigen Fassaden und alte Musik mit schönen Harmonien... oder liegt Professor Maller ausnahmsweise mal daneben..? |
Deine Antwort wirft viele Fragen auf ;). Sofort ins Auge sprang mir: Zitat:
Kunst = reine Bedeutung (durch Form) Architektur = Bedeutung (durch Form) + Funktion Wobei die Funktion sich in letzter Zeit klar auf dem absteigenden Ast befindet. Formwille und Ästhetik dominieren bei den aktuellen Säulenheiligen ja alles (gar nicht abwertend gemeint). Vielleicht liegt es auch daran, dass die Funktion heutzutage ganz selbstverständlich nebenbei erfüllt werden kann. Und daran, dass den Leuten die Funktion als zentrale Message bei einem Gebäude *bei weitem* nicht mehr genügt. Andere Meinung? |
Architektur Ist schwer zu sagen finde ich....Ich denk mal nach Architektur ....Summe historischer und gegenwärtiger Bauformen ....eine kooperative Leistung (Umgebung, Tradition) ....Aspekt der Sozialgeschichte der Menschheit ....der Mensch und seine gestaltete Umwelt ....die 3. Haut des Menschen so, mehr fällt mir erstmal nicht ein. ciao :) aber nicht "alles" ist architektur. das musst du mal Näher erläutern.Architektur ist Archi tektur so wie Medizin Medizin ist. Ist jetzt Architektur auch Medizin oder wie soll ich das verstehen...erklär mal... |
So jetzt hben wir alle mit schönen Zitaten und Schlagworten um uns geworfen. In den paar Minuten, in denen ich jetzt mal tatsächlich darüber nachgedacht habe - beim Lesen der Beiträge - kam mir eigentlich als erstes, das Architektur die harmonische Zusammenführung eines wohlproportionierten Raumes und Form ist. Nutzung, also Funktion spielt da eigentlich noch gar nicht so die Rolle. Aber alleine der Raum, also etwas umschlossenes, lässt Fragen aufkommen: Ist eine Brücke oder ein Aquädukt auch Architektur? |
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Ich möchte an dieser Stelle nicht behaupten, dass diese Aussage von jcr falsch ist. Dennoch: es bleibt ein Kommentar zur Architekturvorstellung, die durch die entsprechenden Architekten und die Redaktion der entsprechenden Zeitschrift vertreten wird. Die diesen Thread eröffnende Frage verstehe ich – korrigiert mich wenn ich falsch liege – als Aufforderung Position zu beziehen. Das zitieren bereits bestehender Positionen ist legitimes Mittel um die einleitende Frage zu beantworten; jedoch sehnt es mich, die ‚Diskussion’ verfolgend, nach einem virtuellen Äquivalent zum berühmten PHRASEN- SCHWEIN! Es dürfte jedem klar sein, dass der Ball rund ist und das Spiel 90 Minuten dauert... Was sich bis hier her abzeichnet scheint typisch für gegenwärtige Gespräche nicht nur im Dunstkreis dessen was im Allgemeinen mit Architektur betitelt wird: Es mangelt an (jungen) Menschen die den Mut haben Stellung zu beziehen. Das ist nicht neu. Selbst ich beginne mich damit abzufinden. Deshalb möchte ich folgende Anmerkungen bzw. Fragen in den Raum stellen:
Ist die (Architektur-)Theorie am Ende? Wer, wenn nicht die Theoretiker, sind in der Lage neue Impulse zu geben? PS: @ jcr – Es ist nicht meine Absicht Dich böswillig anzugreifen. Aus älteren Beiträgen habe ich ein wage umrissenes Bild von Dir. Ich glaube nicht, dass ein Besser-Wisser-Image, das ist, was Du Dir zum Ziel gesetzt hast. Um qualitätvolle Bauwerke zu schaffen halte ich die theoretische Auseinandersetzung für notwendig. Momentan scheint es mir vielerorts so, als würde sich die theoretische Diskussion zunehmend verselbständigen und um ihrer selbst Willen geführt. Hierin sehe ich einen wesentlichen Aspekt, der zum aktuellen qualitativen Niveau von Architektur beträgt.[list] |
Hi Florian, Zitat:
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Das war vielleicht wieder keine klare Antwort, aber evt. eine Anregung. Gruß max |
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Raum schaffen kann kein Architekt... und Raum definieren kann man auch mit ein paar Fähnchen die man in den Boden steckt und ein paar in der Luft ... (wie die da hängen soll jetzt egal sein.) Ich versuch das jetzt so kurz wie möglich zu sagen.. Ich mag das selbst nicht wenn solche hammer-beiträge entstehen. Die Behauptung Architektur ist nur Raum findet ihre entsprechung in der Musik mit der Feststellung Musik ist Zeit. Und Zeit gibt es immer auch wenn keiner sie mit dem Taktstock anzeigt und Raum gibt es auch wenn keine Wände von Tadao Ando sie "definieren..." Also ist überall Architektur. Es sieht sie nur keiner ;) |
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Alles was man als Architekt wissen muss steht in den Konstruktionsatlanten von dem Verlag der auch die Detail Hefte rausgibt! Dort ist alles richtig! Die Bibel kann man ja auch nicht diskutieren... Im übrigen verfasse ich gerade eine lustige Arbeit mit Texten zu dem Thema. Die werd ich dann wohl auch mal auf meiner Homepage ausstellen und zur Diskussion stellen. Und wenn ich dann der einzige bin der Stellung bezieht stört mich das persönlich gar nicht. dauert aber noch die Ferien... Deshalb fehlt mir auch zur Zeit etwas die Muße in diesem Forum viel zu meiner eigenen Frage zu antworten...Das wäre dann auch nur aus dem Zusammenhang gerissen... Aber hilft mir schon was hier so geschrieben wird... ;) man glaubt es kaum... |
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Und welche Form wird erstellt ohne dass sie eine Fuktion hat? welche Funktion hat denn der barcelona pavillon von van der Rohe? Also wenn es winter ist wird es dort ganz schön kalt ohne klimahülle. und trotzdem hat jemand das bedürfniss es zu bauen. Hat es vielleicht eine Funktion die nicht mit Messgeräten zu messen ist? Was ist denn notwendig um eine Funktion zu erfüllen? Und welche Funktionen soll Architektur erfüllen? Alle die gestellt werden? oder darf er sich welche aussuchen? Ich stell schon wieder mehr fragen als ich antworten gebe... ;) |
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Mmh - wenn dem so ist, dann kannst Du Dir die "lustige Arbeit mit Texten zu dem Thema" ja sparen. :D Aber wie man aus Deinem späteren Beitrag (zum Glück) erkennt gibt es durch- aus einen nicht-physischen Teil, den Du der Architektur zusprichst. In der öffentlichen deutschen Architekturdiskussion wird dieser Teil in der Regel vergessen(?). Leute wie Sobek, Petzinka, Schlaich, Ingenhoven und Co haben es erfolgreich geschafft Architektur auf technische Zusammenhänge zu reduzieren. Irgendwelche Betonstehlen in Berlin werden lauthals denunziert. Architektur wird in kapitalistischer Weise betrieben. Es wird nur dann gebaut, wenn es was bringt!; genauer: Wenn es was messbares bringt. An dieser Stelle möchte ich das Fragezeichen von oben aufgreifen. Wird der metaphysische Teil wirklich vergessen? Oder findet durch die Konzentration auf das physische besser pysikalische die Angst des jeweiligen Entwurfsverfassers ihren Ausdruck eine Position zu beziehen, die von möglicherweise von der intersub- jektiven Wahrnehmung abweicht? Schließlich können Herren wie die oben genannten ihre Entwürfe mit Kilometern von Akten begründen und herleiten - wie macht das wohl der Zumthor bei seiner Therme? Jochen Vollmer PS: Ich würde mich freuen, kurz postest sobald Deine Arbeit fertig ist/im Netz steht. Kannst Du den Link zu Deiner Homepage noch anfügen? In Deinem Profil fehlt er leider. Schönen Dank! |
Architektur ist eine Disziplin der Kunst, welche sich mit der für Menschen nutzbaren Schaffung von Räumen befaßt und durch die Komposition und das Erscheinungsbild von Flächen und Räumen und ihren jeweiligen Lichteffekten, Texturen usw. und oftmals in Verbindung mit anderen Disziplinen der Kunst, insbesondere der Malerei und der Skulptur, dem Betrachter ästhetische Befriedigung verschafft. Bei guter Architektur ist dies insbesondere bei näherer Betrachtung und über einen längeren Zeitraum hinweg gewährleistet. Auf den Beitrag "ad hominem" von Jochen Vollmer gehe ich nicht ein. |
Da der Beitrag nach den Pöbeleien eines Mitglieds eingeschlafen ist, ein Weckversuch am Montag in der Frühe. Zitat:
Guten Tag |
@jcr Architektur- und Kunstschöpfungen sind nur im Kontext der Glaubens- und Wissenssysteme erklärbar, innerhalb derer sie entstanden sind. Und diese Systeme sind etwas Kollektives, mit einer je individuellen Färbung des Künstlers / Architekten. Moderne Kunst spiegelt natürlich schon den Geist unserer Zeit - nur dass Kunstwerke heutzutage in ihrer Aussage wesentlich komplexer sind als z.B. in der Renaissance - auch weil es einen verbindlichen Grundkonsens in der Gesellschaft nicht mehr gibt. |
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Was Du meinst würde ich dann Weite nennen... Hier mal was Wikipedia dazu beisteuern kann (http://de.wikipedia.org/wiki/Raum): Raum (v. althochdeutsch r?mi: weit, geräumig) bedeutet: Ein Raum (im allgemeinsten Sinne) ist innerhalb eines Modells immer dann gegeben, wenn in Bezug auf dieses Modell eine Aussage über das Vorhandensein von mindestens zwei voneinander unterscheidbaren Objekten möglich ist. Ein Raum wird durch die Gesamtheit aller in ihm möglichen Objektrelationen spezifiziert. 1. im Sinne der Architektur ein durch Bauteile oder Gebäude wahrnehmbar definierter Bereich. z.B. Platzraum, Außenraum, Innenraum. Das Definieren, Fügen und Gestalten von Räumen ist ein zentrale Aufgabe der Architektur. 2. im Sprachgebrauch ein zum Wohnen bzw. Nutzen verwendeter, von Wänden, Boden und Decke (Bauteil) umschlossener Teil eines Gebäudes; siehe Zimmer 3. Verschiedene Bedeutungen in der Mathematik - gemeint sind stets Mengen, die mit einer Struktur versehen sind: siehe Raum (Mathematik) 4. Der physikalische Raum als "Behälter" aller Dinge: Raum (Physik) 5. in Länge, Breite, Höhe nicht fest eingegrenzte Ausdehnung (der unendliche Raum des Universums) 6. in Länge, Breite, Höhe fest eingegrenzte Ausdehnung (umbauter Raum) 7. für einen Zweck zur Verfügung stehender Platz (freier Raum [beim Ballspiel], das Thema nimmt breiten Raum ein) 8. Kurzwort für Weltraum (den Raum erobern) 9. in der Geographie ein bestimmtes Gebiet (im Raum Berlin) 10. in der Soziologie (als sozialer Raum) z.B. ein Gegenstand der Stadt- und Architektursoziologie 11. beim Regattasegeln den Zuruf zu einem näher kommenden Schiff, wenn man der Meinung ist, Vorfahrt zu haben. |
"Die Gesellschaft" gibt es nicht, sondern allenfalls einzelne Strömungen in derselben. Diesen Satz kann ich nicht nachvollziehen. Wenn man als „die Gesellschaft“ das die Menschen verbindende bezeichnet, dann gibt es sehr wohl „die Gesellschaft“. Werden die systemtheoretischen Gedanken Niklas Luhmanns zur Orientierung herangezogen, so ist „Funktionale Differenzierung“ (vgl. „Ökologische Kommunikation“, N. Luhmann) Kennzeichen „der Gesellschaft“. Vor allem das lässt sich in der gebauten Umwelt ablesen. Haben zu feudalherrschaftlicher Zeit Legislative und Judikative bei der Person des Herrschenden gelegen, so sind sie in der heutigen Gesellschaft separiert. Gerade bei uns in Deutschland kommt das auch räumlich zum Ausdruck. Wird der systemtheoretische Grad der Abstraktion weiterverfolgt, stellen sich die „einzelne(n) Strömungen“ als Programm der Gesellschaft heraus. Womit das Ergebnis dem von jcr gleicht: Es stellt sich die Frage nach der Utopie. Es kann ausgeschlossen werden, dass eine Antwort durch Aufstellung einer Gestaltungsvorschrift im Sinne eines Stils, sprich durch festlegen von Vorschriften, die die physikalischen Eigenschaften betreffen, zu erreichen ist. Das Ziel von Gestaltung und damit von jeglicher Art von Entscheidungen muss das Wohlbefinden der Menschen sein. Dem Künstler kommt dabei eine besondere Rolle zu, denn er „ist der Mensch, der auf jedem Gebiet der Natur- und Geisteswissenschaften, die Tragweite seines Schaffens und der neuen Erkenntnisse seiner Zeit erfasst. Er ist ein Mensch mit vollem und ganzem Bewusstsein“, schreibt Marshall McLuhan in „Understanding Media“. Eine ähnliche Position findet sich in den „Briefe(n) über die ästhetische Erziehung des Menschen“ (Schiller, s. Neunter Brief). Zentrale Bedeutung misst Schiller dem Thema der Würde bei. „Die Menschheit hat ihre Würde verloren, aber die Kunst hat sie gerettet und aufbewahrt(…).“ Demgegenüber stellt Schiller den Begriff des Glücks. Im heutigen Sprachgebrauch wäre „Glück“ durch „Stolz“ zu ersetzen. Und hier zeichnet sich eine abstrakte Beschreibung einer systemtheoretischen Ästhetik ab: Will man ein autopoietisches (ein sich selbst erhaltendes) System (Gegenstand oder Beziehungsgefüge) schaffen, so muss nicht Stolz sondern Würde dessen Eigenschaft sein. Nur eine würdevolle Ästhetik ist selbstreferentiell, während Stolz eines beständig anwachsenden Inputs von Außen bedarf, der dauerhaft nicht zu erbringen ist/erbracht werden wird. |
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Beispiel: Dresdner Altmarkt. Den hat "die Gesellschaft", mit der bei allgemeiner Verwendung nur "das Volk" gemeint sein kann, weitestgehend nicht zu verantworten, mit Ausnahme der Arbeiter, die zwangsweise die Häuser aus dem zerbombten Nichts schaffen mußten. Stattdessen: „Grundsätze eines deutschen Städtebaus“ 1950, Aufbaustädte, Formalismusdiskussion usw., also Ideologien, welche die Architekten zu repsektieren hatten (und die interessanterweise aus der Anwendung eben des genanten retrospektiven Kollektivismus: Pöppelmann-Barock als "progressives Erbe" (stand so in irgendeinem SED-Papier) des Volkes - in der jeweiligen Zeit usw. hervorgegangen sind) Zitat:
Wenn ich mir, um beim Beispiel zu bleiben, das den Kothaufen rechtfertigende Geseiere "Her newest works initiated a profound questioning of the boundaries of the artwork and art practice, challenging the status of art as a privileged object." usw. anhöre, kommen mir da leise Zweifel, denn zu oft täuschen das bloße Übertreten der Konvention und das Marketinggeschwätz der Galeristen über die eigentliche Mediokrät vieler, aber nicht aller heute als Kunst deklarierten Objekte hinweg. Das ist bei der Architektur nicht anders. Wir könnten ja mal eine Seite aus irgendeiner A.-Zeitschrift auf die Interpretationstiefe des Dargestellten hin untersuchen. Wieviel ich an einem Kunstwerk herum- und in es hineininterpretieren kann, sagt nichts über seine Qualität aus. Guten Abend. Hinweis: Beiträge haben sich zeitlich überschnitten. |
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"die Gesellschaft" = "das die Menschen verbindende" <> "die Menschen" |
@Jochen Niklas Luhmann ist ein faszinierender Denker - ich bin mir aber nicht sicher, ob seine Theorie (etwa in "Die Kunst der Gesellschaft") auch nur irgendwie praktisch übersetzbar ist. Deine Differenzieurng zwischen Würde und Stolz: Was bedeutet das für den Entwerfer? Ich kann mir vorstellen, dass ein Architekt auf ein würdevolles Haus verdammt stolz sein kann ;). Ich glaube nicht, dass man architektonische Fragen auf der 12. Abstraktionsebene lösen kann. Und ich bin mir nicht mal sicher, wieviel ein Mann wie Luhmann von Kunst und Architektur tatsächlich versteht und ob das für ihn nicht nur flüchtiges "Futter" ist, mit dem er seine (zugegeben: faszinierende) Systemtheorie füllt. Zitat:
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Bei der Architekturtheorie hört für mich aber auch der Spass an verbalen Blendgranaten auf (weil da mein ur-eigenes Klärungsbedürfnis berührt ist). Zu schwafelnden Architekten gab es in einer Arch+ einen guten Aufsatz über Peter Eisenmans "Theoriegebäude" (Nr. 156, Mai 2001, S. 104-106, "Eisenman oder die Post-Philosophie"). Da weist die Autorin Satz für Satz nach, dass Eisenmans bedeutungsschwangere Äußerungen vom Standpunkt eines seriösen Geisteswissenschaftlers ab-so-lu-ter Nonsens sind. Eisenman ist eben ein Dichter - kein (Geistes-) Wissenschaftler. Und wenn man das verstanden hat, tut es auch gar nicht mehr so weh :) |
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Jede, dem Architekten bereitstehende Methodik besitzt Modellcharakter, zeichnet sich also durch unvollständige Beschreibung, durch Reduktion des Bezeichneten aus. Der Abstraktionsgrad unterscheidet sich von Methodik zu Methodik. Eine Rechnung ist in anderer Weise abstrakt als ein habtisches Modell. Die abstrakteste aller Methoden ist das Denken. Ob es nun die „12. Abstraktionsebene“ ist oder die x. soll gleichwertig sein; jedoch: architektonische Fragen lassen sich nur von dieser Ebene ausgehend beantworten! |
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Ich hatte das Gefühl - das mit der Musik und Zeit war mir um die Zeit schon zu Kopflastig - dass er mir Raum schaffen, Freiraum schaffen verbunden hat... Egal, er liegt daneben :p |
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@ Tom Auch mit dem Folgenden hast Du recht: Ein denkerischer Ansatz ist etwas anderes als ein modellbasierter (die Rede ist hier, um exakt zu sein, von einem habtischen Modell). Und genau das ist der Punkt. Ein habtisches Modell ist ein spezifizierter Entwurfs- ansatz - im Gegensatz zum Denken. Das Denken ist frei. Nur durch Denken wird es möglich die auf spezifischer Ebene erarbeiteten Entscheidung auf alle Ebenen des gesellschaftlichen Systems zu beziehen. Die Miniatur eines geplanten Gebäudes kann dies nicht leisten, wohl aber Impulse beisteuern. Insofern besteht, solange Architektur nicht gebaut ist bzw. belebt wird, nur im Denken die Möglichkeit alles zusammen zu führen. Findet dieser Rückkoppelungsprozess in ausreichendem Maße statt? Werden die zur Verfügung stehenden Medien adäquat eingesetzt um Rückkoppelungen aufzuzeigen? Zitat:
„Brief(e) über die ästhetische Erziehung des Menschen“ beschriebenen Grundsätzen lebt, ist nicht stolz! |
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