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Ehem. Nutzer 13.02.2006 20:05

Zitat:

Originally posted by noone
Ohne kleinkariert zu werden, es ging mir in der Tat nicht um den Grundriss, sondern logischerweise um die äußere Hülle, und da finde ich es mehr als Bedenklich, wenn man, inspiriert von einer Schildkröte, diese dann bei der Fassadengestaltung 1:1 nachempfindet.

Einge gewisse Abstraktion oder vielleicht auch das Wesen der Schildkröte abstrakt in den Entwurf einfliessen zu lassen, wäre zweifelsfrei die bessere Variante.

Ich kann es einfach nicht gutheissen, diese Bildhaftigkeit zu akzeptieren. Entwerfen ist etwas anderes, als die Entwurfsaufgabe bildlich in der Fassadengestaltung umzusetzten.

Das ist eine Bankrotterklärung wie die überdimensionale Leuchtschrift auf den Supermärkten, die eine gewisse Corporate Identity vorspielen soll.

Hallo noone,
Wenn Sie keine anderen Probleme mit dem Unterrichtsmodell ME haben, als „Schildkröte oder nicht Schildkröte“, dann kann ich ja beruhigt sein. Ich habe allerdings weder Zeit noch Lust, mich mit „peanuts“ zu beschäftigen. Das trifft auch auf die neueren Beiträge von Samsarah und Tom zu. Jeder, der ein Haar in der Suppe finden will, findet eins. Mir als Mitglied ging und geht es aber darum, das ME in toto zu diskutieren. Das war und ist jedoch anscheinend nicht möglich. Schon Goethe sagte:
„Es ist ganz einerlei, ob man das Wahre oder das Falsche sagt: beiden wird widersprochen.“
(Johann Wolfgang Goethe: Über Literatur und Leben)

In diesem Sinne verabschiede ich mich von tektorum und wünsche Ihnen allen noch munteres Diskutieren.
Joh.

Ehem. Nutzer 13.02.2006 20:06

Zitat:

Originally posted by Samsarah
Ich teile die Skepsis in Bezug auf diese Herangehensweise an eine Entwurfsaufgabe - sowohl das wörtlich umgesetzte Symbol als auch die oben genannte.

So schwarz/weiß gemalt ist es doch eigentlich Venturis alte Frage nach der Ente (Schildkröte) oder dem "Dekorierten Schuppen" (Supermarkt)/ (Learning from Las Vegas, Robert Venturi, 1978). Er kommt letztlich zu der Erkenntnis, dass der funktionelle Schuppen mit "angeklebten Symbolen" die bessere und langfristigere Lösung darstellt, weil die Ente eben nur eine Ente sein kann, der Schuppen mit neuen Symbolen ausgestattet aber variabel bleibt.

Hallo Samsarah,
siehe meine Antwort an noone.
Joh.

Ehem. Nutzer 13.02.2006 20:07

Zitat:

Originally posted by Tom
Venturi ist bestimmt ein hervorragender Bezugspunkt für diese Fragen. Nur meine ich, dass heutzutage weder die konkret-sympolische Ente noch der dekorierte Schuppen eine valide Entwurfslösung darstellen. Gesucht ist die authentische, abstrakte Gestalt, deren Bezüge zur Realität und zu geistigen Konzepten komplexer sind als das gegenständliche 1:1-Nachäffen von existierenden Objekten.

Unter den ME-Projekten finden sich noch andere Spielarten zweifelhafter Entwurfsstrategien, z.B. ein ZEN-Einkehrzentrum, das mit Kreis, Quadrat, etc. in zentrisch-symmetrischen Konfigurationen operiert und bei dem der Verfasser auch bemüht ist, die "Richtigkeit" dieser Formgebung rational "nachzuweisen", indem er verschiedene Bewusstseinsebenen u.Ä. einzelnen Körpern zuschreibt, etc. Das ist eine Form der berechneten Präzisions-Symbolik, die - obwohl sie sich schon auf abstrakterer Ebene abspielt - mit einem guten Entwurf nach heutigem Verständnis nix zu tun hat.

Hallo Tom,
siehe meine Antwort an noone.
Joh.

Tobias 13.02.2006 20:47

Zitat:

Originally posted by Ralph Johannes
Mir als Mitglied ging und geht es aber darum, das ME in toto zu diskutieren. Das war und ist jedoch anscheinend nicht möglich.
[...]
In diesem Sinne verabschiede ich mich von tektorum und wünsche Ihnen allen noch munteres Diskutieren.
Joh.

Guten Abend Herr Johannes,

Sie haben sich in einem Forum für Studenten des Bauwesens angemeldet, um Ihr Modell zu diskutieren. Dass die Diskussionsweise von Personengruppen, zwischen denen 50 Jahre liegen, unterschiedlich ist, ist doch verständlich. Wenn Sie Ihr Modell hier diskutieren wollen, dann doch mit dem Ziel, zu überprüfen, wie das Konzept des "Methodischen Entwerfens" bei der Generation der zukünftigen Architekten angesehen wird. Wenn Sie nach so einer kurzen Zeit der Diskussion aufgeben wollen, zeugt das nicht unbedingt von Professionalität eines em. Professors, mit Lernenden jüngerer Generationen umzugehen. Kontroverse Diskussion ist nicht schlecht, sondern förderlich. Auch wenn Sie jetzt nicht über das "Haar in der Suppe" reden wollen. In einem guten Gourmet-Restaurant ist gerade das eine einzige Haar in der Suppe ein Grund für Gäste komplett Abstand von diesem Restaurant zu nehmen. Wenn Sie Ihr Modell eher in der "Kategorie Fast-Food" sehen, können wir das "Haar im Hamburger" gerne übersehen. Ob damit überhaupt jemandem geholfen wird, wage ich zu bezweifeln!

Viele Grüße

noone 13.02.2006 20:47

Herr Johannes,

es geht mir nicht darum, das ME in Frage zu stellen, sondern es zuerst zu kennen und u begreifen. Vielleicht bin ich etwas langsam von Begriff, auf Ihrer Webseite hatte ich Anfangs Schwierigkeiten, die Lehre bzw. den Prozess des MEs zu finden.

Mit der Schildkröte hatte ich lediglich das Risiko der Bildhaftigkeit und der damit zusammenhängenden Oberflächlichkeit angesprochen, jedoch nicht das Entwurfsmodell selbst in Frage gestellt, das ja betimmt nicht das bildhafte Übertragen einer Aufgabe lehrt.

Es würde mir leid tun, wenn Sie schon jetzt der Diskussion den Rücken kehren, sind in Ihrem Lehrmodell doch interessante Thesen angesprochen, die ich hier in der Diskussion gerne vertiefen würde.

Ich bitte Sie, sich von dem teilweise schroffen Ton nicht irritieren zu lassen, das ist für Internetforen, wo man dem Diskussionspartner nicht Gegenüber sitzt, normal. Sie gehören doch zu einen der wenigen Profs hier, und könenn zweifelsfrei das Forum mit Ihrer grossen Erfahrung bereichern.

Wie gesagt, ich muss mich erst mal gründlich mit den Texten auf Ihrer Homepage beschäftigen, bevor ich Punkt X oder Y in Frage stellen werde.

Tom 14.02.2006 14:28

Zitat:

Originally posted by Ralph Johannes
Schon Goethe sagte: „Es ist ganz einerlei, ob man das Wahre oder das Falsche sagt: beiden wird widersprochen.“
(Johann Wolfgang Goethe: Über Literatur und Leben)

Das ist, mit Verlaub, eine seltsame rhetorische Zauberformel, um Kritik nicht ernst nehmen zu müssen.

Zitat:

Originally posted by Ralph Johannes
Wenn Sie keine anderen Probleme mit dem Unterrichtsmodell ME haben, als „Schildkröte oder nicht Schildkröte“, dann kann ich ja beruhigt sein. Ich habe allerdings weder Zeit noch Lust, mich mit „peanuts“ zu beschäftigen. Das trifft auch auf die neueren Beiträge von Samsarah und Tom zu. Jeder, der ein Haar in der Suppe finden will, findet eins. Mir als Mitglied ging und geht es aber darum, das ME in toto zu diskutieren.
Ich sehe Ihr ME-Konzept durchaus als Ganzes, und deshalb spreche ich zunächst die Punkte an, in denen Ihre Vorstellungen von dem gegenwärtig an den Hochschulen vertretenen Grundkonsens abweichen. Ihr Konzept misst Nutzungserwägungen eine weit überproportionale Bedeutung zu und lässt Fragen der Ästhetik einfach unter den Tisch fallen ("Peanuts"). Architektur, gute Architektur, sind die Qualitäten, die über die quantitativ zu erfassenden Nutzungsaspekte hinausgehen. Sie machen die Kernkompetenz des Architekten aus und haben auch etwas mit Ethik und Verantwortung zu tun, wobei Ästhetik in ihrem umfassenden, tiefgründigen Sinne als Form der Weltwahrnehmung und -aneignung gemeint ist, nicht bloß die Frage nach der richtigen Wandfarbe.

Die Menge der funktional befriedigenden Entwurfslösungen ist größer als die der ästhetisch ausgezeichneten. Architekten heute wollen *sowohl* eine hervorragende Nutzbarkeit als auch eine ausgezeichnete, geistvolle, hoch-kultivierte Gestalt. Und dazu muss man sich mit Gestaltungstheorien und -philosophien auseinandersetzen. "Haare in der Suppe" machen dabei nichts weniger aus als exakt den Unterschied zwischen guter und schlechter Architektur. In einem früheren Thread haben Sie suggeriert, dass es zwei Arten von Architekten und/oder Architektur gebe, die oberflächlichen Künstler, denen die Nutzung egal ist und die, die funktionierende Gebäude entwickeln. Diese Sichtweise ist nicht haltbar. Man muss beides wollen und man kann beides schaffen.

Maller 15.02.2006 07:27

Zitat:

Originally posted by Ralph Johannes
Hallo noone,
Mir als Mitglied ging und geht es aber darum, das ME in toto zu diskutieren.

Na wenn mir schon so eine Steilvorlage gegeben wird da sag ich doch nicht nein.

Das ME hat eine sehr beschränkte Grundauffassung von Architektur.
Dies wird in der Reihe "Aufgabe -> Prozess -> Entwurf" deutlich.
Das heißt es beschränkt die Architektur auf dienende , masochistische , wunscherfüllende und aufopferungsvolle Tätigkeiten. Diese Auffassung hat zu dem heute üblichen "form follows all" Anspruch geführt in dem sich funktionale und fictionale Forderungen zusammenballen. Das heißt wir finden heute eine Situation vor in der wir aus "alles" etwas raussuchen müssen mit dem wir gestalten und das ohne Wissen über zukünftige Ziele und Aufgaben. Das ist nämlich ein Charakter der heutigen Zeit dass die Ungewissheit über künftige Ziele immer deutlicher wird. Das heißt es geht immer mehr um die Schaffung von Möglichkeiten und das finden neuer Ziele mit Hilfe dieser Möglichkeiten.
Das ME oder besser der Verfasser des ME erkennt und versteht gar nicht diese Art der Gestaltung.
Darf ich als Gestalter Dinge die ich nicht verstehe zu nicht existent erklären und auf dem was übrig bleibt eine Gestaltung aufbauen?
Sicher darf ich das. Aber das ist keine Lehrmethode sondern ein Entwurf.

Ehem. Nutzer 15.02.2006 21:24

was ist architektur
 
Zitat:

Originally posted by Maller
Na wenn mir schon so eine Steilvorlage gegeben wird da sag ich doch nicht nein.

Das ME hat eine sehr beschränkte Grundauffassung von Architektur.
Dies wird in der Reihe "Aufgabe -> Prozess -> Entwurf" deutlich.
Das heißt es beschränkt die Architektur auf dienende , masochistische , wunscherfüllende und aufopferungsvolle Tätigkeiten. Diese Auffassung hat zu dem heute üblichen "form follows all" Anspruch geführt in dem sich funktionale und fictionale Forderungen zusammenballen. Das heißt wir finden heute eine Situation vor in der wir aus "alles" etwas raussuchen müssen mit dem wir gestalten und das ohne Wissen über zukünftige Ziele und Aufgaben. Das ist nämlich ein Charakter der heutigen Zeit dass die Ungewissheit über künftige Ziele immer deutlicher wird. Das heißt es geht immer mehr um die Schaffung von Möglichkeiten und das finden neuer Ziele mit Hilfe dieser Möglichkeiten.
Das ME oder besser der Verfasser des ME erkennt und versteht gar nicht diese Art der Gestaltung.
Darf ich als Gestalter Dinge die ich nicht verstehe zu nicht existent erklären und auf dem was übrig bleibt eine Gestaltung aufbauen?
Sicher darf ich das. Aber das ist keine Lehrmethode sondern ein Entwurf.

An den eingegangenen Beiträgen erkenne ich und bedauere sehr, dass kein ernsthafter Wille vorhanden ist, sich in die zugegeben umfangreiche Materie des ME zu vertiefen. Stattdessen wird das Ganze als „Steilvorlage“ betrachtet, um des Kritikers Steckenpferd „Gestaltung“ zu reiten. Wer aber z.B. eine Torte vor sich stehen hat und diese ohne sie probiert zu haben nur nach ihrer Form und Dekoration beurteilen will denkt oberflächlich und kann nur ein beschränktes Urteil abgeben. Es steht daher, nach reiflicher Überlegung meinerseits, mein Entschluß fest, mich endgültig von tektorum zu verabschieden.
Joh.

Meine Antworten an Maller

Maller schreibt:
„Das ME hat eine sehr beschränkte Grundauffassung von Architektur.“

Meine Antwort:
Bereits früher habe ich darauf in tektorum geantwortet und ich wiederhole diese zum 2. Mal:
In Anlehnung an Johann Wolfgang Goethes Ausführungen in „Baukunst 1795“ bevorzuge ich den aus der Mode gekommenen Begriff Baukunst. Goethe verweist darauf, daß der Begriff Baukunst nicht als bloße Zusammenfassung der Teildisziplinen Bauen und Kunst begriffen werden darf, sondern vielmehr als „höchster Zweck“ des Bauens. Er entwickelt dazu
m e t h o d i s c h vier Stufen, die erklommen werden müssen, bis ein Gebäude zu einem Werk der Baukunst werden kann. Es handelt sich dabei um:
1. die Kenntnis des Materials: „Die Baukunst setzt ein Material voraus, welches zu dreierlei Zwecken stufenweise angewendet werden kann. ... Der Baukünstler lernt die Eigenschaften kennen und läßt sich entweder von den Eigenschaften gebieten, ..., oder er zwingt das Material ...“ mittels mechanischer Kenntnis und Einsicht in komplizierte Konstruktionen.
2. die Nutzung des Gebäudes: „... das Notwendige mit Bequemlichkeit vollbringen zu können.“
3. die Harmonie in sinnlicher Wahrnehmung und körperlicher Bewegung: „Hier tritt die schwere und komplizierte Lehre von den Proportionen ein, wodurch der Charakter des Gebäudes und seiner verschiedenen Teile möglich wird.“
4. die Poesie, durch die ein Gebäude wirklich zum Kunstwerk wird: „welcher, ..., die Überbefriedigung des Sinnes sich vornimmt und einen gebildeten Geist bis hin zum Erstaunen und Entzücken erhebt; es kann dieses nur durch das Genie, das sich zum Herrn der übrigen Erfordernisse gemacht hätte, hervorgebracht werden; es ist dies der poetische Teil der Baukunst, in welchem die Fiktion eigentlich wirkt.“( Goethe, Johann Wolfgang: Baukunst <1795>. in: Goethes Werke, hg. i. A. der Großherzogin Sophie von Sachsen. Weimar 1887-1919, I 47, S. 68)

Diese von Goethe formulierten Grundsätze über Baukunst habe ich verwendet, um daran die Unterrichtsstufen des Methodischen Entwerfens (ME) zu orientieren. Allerdings bin ich der Auffassung, daß lediglich die ersten drei der genannten Stufen l e h r b a r sind. Die vierte Stufe, nämlich die der P o e s i e, ist es nicht, denn diese basiert auf außergewöhnliche Begabung im Entwerfen.

Was ist Methodisches Entwerfen (ME)
Es ist ein berufsorientiertes Unterrichtsmodell zur Ausbildung von Architekturstudierenden in Form organisierten Lernens durch eine planmäßige, methodisch durchdachte Vorgehensweise.
Ausgehend von einer Entwurfsaufgabe, umfaßt es die Gesamtheit aller Tätigkeiten, mit denen die notwendigen Leistungen erarbeitet werden für die Zielsetzung, Vorbereitung, Durchführung und Herstellung eines Entwurfs sowie die Erarbeitung der erforderlichen Genehmigungsvorlagen. Dabei ist einschränkend zu bemerken, daß eine Entwurfsaufgabe in ihrer Gesamtheit nicht ausschließlich auf objektivem, formalisierbarem Wege lösbar ist, sondern auch Intuition und kreative Entscheidungen erfordert.

Maller schreibt:
„Dies wird in der Reihe Aufgabe -> Prozess -> Entwurf deutlich. Das heißt es beschränkt die Architektur auf dienende, .... Das ist nämlich ein Charakter der heutigen Zeit dass die Ungewissheit über künftige Ziele immer deutlicher wird. .... „ usw. usw. usw.

Meine Antwort:
Vor diesen, Ihren hochgestochenen Ausführungen, muß ich passen!

Maller schreibt:
„Das ME oder besser der Verfasser des ME erkennt und versteht gar nicht diese Art der Gestaltung.“

Meine Antwort:
Wie schön, dass S i e „diese Art der Gestaltung” verstehen. Ich verstehe sie in der Tat nicht. Siehe oben die Aussagen von Goethe und meine Konsequenzen daraus für das Unterrichtsmodell ME.
Joh.

Ehem. Nutzer 15.02.2006 21:29

Zitat:

Originally posted by Tom
Das ist, mit Verlaub, eine seltsame rhetorische Zauberformel, um Kritik nicht ernst nehmen zu müssen.



Ich sehe Ihr ME-Konzept durchaus als Ganzes, und deshalb spreche ich zunächst die Punkte an, in denen Ihre Vorstellungen von dem gegenwärtig an den Hochschulen vertretenen Grundkonsens abweichen. Ihr Konzept misst Nutzungserwägungen eine weit überproportionale Bedeutung zu und lässt Fragen der Ästhetik einfach unter den Tisch fallen ("Peanuts"). Architektur, gute Architektur, sind die Qualitäten, die über die quantitativ zu erfassenden Nutzungsaspekte hinausgehen. Sie machen die Kernkompetenz des Architekten aus und haben auch etwas mit Ethik und Verantwortung zu tun, wobei Ästhetik in ihrem umfassenden, tiefgründigen Sinne als Form der Weltwahrnehmung und -aneignung gemeint ist, nicht bloß die Frage nach der richtigen Wandfarbe.

Die Menge der funktional befriedigenden Entwurfslösungen ist größer als die der ästhetisch ausgezeichneten. Architekten heute wollen *sowohl* eine hervorragende Nutzbarkeit als auch eine ausgezeichnete, geistvolle, hoch-kultivierte Gestalt. Und dazu muss man sich mit Gestaltungstheorien und -philosophien auseinandersetzen. "Haare in der Suppe" machen dabei nichts weniger aus als exakt den Unterschied zwischen guter und schlechter Architektur. In einem früheren Thread haben Sie suggeriert, dass es zwei Arten von Architekten und/oder Architektur gebe, die oberflächlichen Künstler, denen die Nutzung egal ist und die, die funktionierende Gebäude entwickeln. Diese Sichtweise ist nicht haltbar. Man muss beides wollen und man kann beides schaffen.



An den eingegangenen Beiträgen erkenne ich und bedauere sehr, dass kein ernsthafter Wille vorhanden ist, sich in die zugegeben umfangreiche Materie des ME zu vertiefen. Stattdessen wird das Ganze als „Steilvorlage“ betrachtet, um des Kritikers Steckenpferd „Gestaltung“ zu reiten. Wer aber z.B. eine Torte vor sich stehen hat und diese ohne sie probiert zu haben nur nach ihrer Form und Dekoration beurteilen will denkt oberflächlich und kann nur ein beschränktes Urteil abgeben. Es steht daher, nach reiflicher Überlegung meinerseits, mein Entschluß fest, mich endgültig von tektorum zu verabschieden.
Joh.

Meine Antworten an Tom

Tom schreibt:
„Ich sehe Ihr ME-Konzept durchaus als Ganzes, ...“

Meine Antwort:
Das glaube ich Ihnen nicht. Sie haben sich damit in Gänze noch nicht auseinandergesetzt!

Tom schreibt:
„.... Ihre Vorstellungen von dem gegenwärtig an den Hochschulen vertretenen Grundkonsens abweichen.“

Meine Antwort:
Gott sei Dank!

Tom schreibt:
„Ihr Konzept misst Nutzungserwägungen eine weit überproportionale Bedeutung zu ....“

Meine Antwort:
Weil dieser sooo wichtige Aspekt bei den Künstlerarchitekten beim Entwerfen von Objekten immer vernachlässigt wird.

Tom schreibt:
„ .. und lässt Fragen der Ästhetik einfach unter den Tisch fallen („Peanuts“).

Meine Antwort:
Wenn ich mir die Gebäude anschaue, die z.B. seit 1945 in der BRD entstanden sind, so erblicke ich eine bauliche Masse, die zu 90 % als Baumüll zu bezeichnen ist. All’ diesen fehlt es an der „Poesie“ á la Goethe. Das trifft nicht nur auf Einzelgebäude zu, sondern auch in Bezug auf das Städtebauliche. Ödheit lässt grüßen! Wer ist schuld an diesem Desaster?
Eine wichtige und herausfordernde Frage, die mal eingehend in tektorum diskutiert werden sollte.

Tom schreibt:
„In einem früheren Thread haben Sie suggeriert, dass es zwei Arten von Architekten und/oder Architektur gebe, ....Man muß beides wollen und man kann beides schaffen.“

Meine Antwort:
Da haben Sie vollkommen recht. Nur stört mich das Wort „suggeriert“. Wie ich bereits sagte, ist das Unterrichtsmodell ME eine Kombination von beiden, ob es Ihnen passt oder nicht.
Joh.

Ehem. Nutzer 15.02.2006 21:33

Zitat:

Originally posted by noone
Zitat: "Die Gruga-Schildkröte hat der gesamten Entwurfsidee Pate gestanden. Jörn v.d. Heiden: "Zum einen entsprechen die Sechsecke ihres Panzers der Wabenform der Aquarien und Biotope im Inneren. Zum anderen soll der gesamte Bunker äußerlich eine Schildkröten-Form erhalten."
An den eingegangenen Beiträgen erkenne ich und bedauere sehr, dass kein ernsthafter Wille vorhanden ist, sich in die zugegeben umfangreiche Materie des ME zu vertiefen. Stattdessen wird das Ganze als „Steilvorlage“ betrachtet, um des Kritikers Steckenpferd „Gestaltung“ zu reiten. Wer aber z.B. eine Torte vor sich stehen hat und diese ohne sie probiert zu haben nur nach ihrer Form und Dekoration beurteilen will denkt oberflächlich und kann nur ein beschränktes Urteil abgeben. Es steht daher, nach reiflicher Überlegung meinerseits, mein Entschluß fest, mich endgültig von tektorum zu verabschieden.
Joh.

Noone schreibt:
„Es würde mir leid tun, wenn Sie schon jetzt der Diskussion den Rücken kehren, .sind in Ihrem Lehrmodell doch interessante Thesen angesprochen, die ich hier in der Diskussion gerne vertiefen möchte.“

Meine Antwort:
Ich danke Ihnen für Ihre insgesamt aufmunternden Worte. Trotzdem verlasse ich tektorum. Sorry! Bitte sehen Sie sich diesbezüglich meine Beiträge an Tobias, Tom und Maller an.
Joh.

Ehem. Nutzer 15.02.2006 21:45

Zitat:

Originally posted by Samsarah
@Ralph Johannes

Ich würde es begrüssen, wenn hier, anstatt in vielfacher Ausführung Werbung für die eigene Homepage zu machen, mal der Inhalt der Seite erläutert würde. Der einmalige Hinweis auf eine themenrelevante Seite ist in Ordnung, aber so langsam wird das zum Missbrauch unseres Angebots.

An den eingegangenen Beiträgen erkenne ich und bedauere sehr, dass kein ernsthafter Wille vorhanden ist, sich in die zugegeben umfangreiche Materie des ME zu vertiefen. Stattdessen wird das Ganze als „Steilvorlage“ betrachtet, um des Kritikers Steckenpferd „Gestaltung“ zu reiten. Wer aber z.B. eine Torte vor sich stehen hat und diese ohne sie probiert zu haben nur nach ihrer Form und Dekoration beurteilen will denkt oberflächlich und kann nur ein beschränktes Urteil abgeben. Es steht daher, nach reiflicher Überlegung meinerseits, mein Entschluß fest, mich endgültig von tektorum zu verabschieden.
Joh.


Mit freundlichen Grüsse
Samsarah Lilja (Admin)


ev1an 15.02.2006 22:21

ich habe diese diskussion verfolgt - wenn auch nur als leserin - und möchte eigentlich nur davor warnen, dinge persönlich zu nehmen.

architektur ist eine komplexe mischung aus wissenschaft, kunst und technik und "rezepte" für gute architektur waren schon immer problematisch - wobei schon allein der begriff "gute architektur" ja nicht wirklich klar definiert werden kann und immer einen hauch subjektivität behält.
denn gute architektur kann keinesfalls solche sein, die "nur" die funktionalen ansprüche erfüllt..

ich denke was hier sichtbar wird, ist einfach die verschiedene herangehensweise der generationen.
ich kann ehrlich gesagt auch nicht viel mit ME anfangen .. ich hatte viel mit professoren vom format eines william alsop zu tun... das ist eine ganz andere welt, es geht dabei sehr viel um gefühl, spontanität - auch darum, etwas neues zu schaffen (sowohl formal wie auch funktional) und dabei wirklich mehr wie ein künstler zu handeln, als wie ein wissenschaftler der nach einem strengen prinzip vorgeht. deshalb sind für mich solche "rezepte" ohnehin einfach nur fremd.

ob das der richtige weg ist? wer weiß - die nächste generation wird vermutlich alles ganz anders sehen, wie es ja bisher auch immer war.
es gibt viele arten zu entwerfen, und wenn ME als eine davon angesehen wird, hat sie sicherlich ihre stärken. aber es kann kein universalprinzip für alle sein und wenn man es nicht akzeptiert und kritisiert dann heißt es nicht, dass man uninteressiert oder stur ist.

grüße aus wien
lejla

p.s. auf einem forum ständig nur ohne nähere erklärungen auf externe seiten zu verweisen ist ungefähr so, wie in einer diskussionsrunde den anderen gesprächspartnern ein buch in die hand zu drücken, anstatt sich mit ihnen zu unterhalten. ein forum ist für diskussionen da und kritik wird es immer geben - es gibt sicher einen haufen leute, die das was ich geschrieben habe auch nicht genau so sehen. aber das ist ja auch der sinn einer diskussion und man darf es nicht persönlich nehmen.

Tobias 15.02.2006 23:46

Hallo Herr Johannes,

jetzt kommt ja endlich eine Diskussion zustande! Bitte beachten Sie, dass über ein Internetforum einer Diskussion das Persönliche fehlt und Formulierungen aufgrund fehlenden Augenzwinkerns oder Gesten oft falsch verstanden werden.

In diesem Sinne hoffe ich, darauf, dass Sie auch weiterhin auf Antworten in diesem Forum so "offensiv" eingehen, wie Sie es in den letzten Beiträgen getan haben.

Einen schönen Abend!

barisal 17.02.2006 16:45

Was ist Architektur?
 
Moin Allesamt!

Ich finde,dass Architektur mehr als eine Zeit gegebene Ordnung der Geschichte ist!Du entscheidest deine persönliche Geschichte!
Wen Du etwas zeitgemäss machst ist es nicht gleich Zeitgemäss!
Vergleiche gibt es in der Musik tausendfach!
Mozartjahr oder Schillerjahr und und und, bei Architekten gibt es sowas nicht.in diesen Sinne:Respect the Architecte!



Rem Koolhaas: Architektur lernt Bescheidenheit, da so viel schief gehen kann! :confused:

Maller 17.02.2006 18:54

Re: Was ist Architektur?
 
Zitat:

Originally posted by barisal
Moin Allesamt!

(...)
Wen Du etwas zeitgemäss machst ist es nicht gleich Zeitgemäss!
(...)

Ah ja. Der Satz hat ja fast schon eine Art "Neo-Dekonstruktivistischer" Züge...
Die Aussage eines Objektes wird erkannt du bewegst dich einen Schritt nach links oder rechts und erkennst dass es das selbe Objekt ist , die Aussage aber eine andere ist. Durchaus eine mögliche Herangehensweise.

Mousi 02.06.2006 11:38

Was ist Architektur?
 
Guten Morgen,

also meiner Meinung ist dies ein heikles Thema. Die Architektur baut doch darauf auf, sich einen eigenen Lebensraum zu schaffen und zu gestalten. Wo ein Gebäude entstehen soll, muss sich die Architektur, dieses Gebäudes an den Standort anpassen. Das Aussehen eines Gebäudes unterliegt doch dem historischen Einfluss. Ein Bauwerk, welches tausende von Menschen fassen soll, hat völlig andere Eigenschaften, wie zum Beispiel eine Kirche. Sie ist von der Räumlichkeit und der Orientierung der menschlichen Anatomie, anders aufgebaut. Dies spiegelt die Neigung des kulturellen, gesellschaftspolitischen und künstlerischen Einfluss wieder. Je nach Verfügbarkeit der verschiedenen Materialien und deren Verwendung und der Technologie, hat sich das Bild in den verschiedenen Epochen stark verändert.

Maller 06.06.2006 13:05

Das ist ja schön dass mal wieder ne frische neue Meinung hinzukommt...
Die Ansicht dass gute Architektur dann entsteht wenn sich ein Gebäude dem Standort anpasst hört man häufig. Aber selbst bei so einfachen Punkten gibt es Streit. Ich glaube auch ein Gebäude dass sich der Umgebung überhaupt nicht anpasst oder sich an etwas anpasst das nicht in der Umgebung sondern tausende Kilometer entfernt liegt kann eine gewisse Qualität haben. In diesem Zusammenhang find ich den Vergleich mit Filmmusiken gut. Es gibt Musik die passt sich der Handlung an wie in Comicfilmen wo jeder Sprung mit einem "BOING" unterlegt wird.. und es gibt Musik die läppert vor sich hin und hat eigentlich überhaupt nichts mit den Geschehnissen der Handlung zu tun und geht doch eine angenehme Verbindung mit dem Film ein. Vielleicht wie bei "goodbye Lenin" wenn die Klaviermusik vor sich hin dudelt... Und genauso kann ein Gebäude sein eigenes Ding machen ohne Bezug zur Umgebung und trotzdem gute Architektur sein. Das muss halt jeder selbst in seinem Entwurf entscheiden ob er sich an irgendetwas anpassen will oder nicht.. So ein objektives Qualitätskriterium wie "Gute Architektur passt sich der Umgebung an" gibt es leider nicht... meiner Meinung nach.

Mousi 06.06.2006 13:43

Was ist Architektur?
 
Hallo Maller,

aber es ist doch so, ein Gebäude muss sich irgendwie seinem "Lebensraum" anpassen. Ja es ist Ansichtssache ob es jemand schön findet neben ein Gebäude welches hunderte von Jahren besteht, ein Gebäude aus der heutigen Zeit hinzusetzen. In meiner Heimatstadt Erfurt findet man häufig solche architektonische Fehlgriffe, wo ich sagen kann, das Haus gehört hier nicht hin.
Vielleicht, sehe ich das aber noch mit anderen Augen, da ich noch nicht studiere und die Dinge daher auf mich einen anderen Einfluss haben. Aber jeder einzelne Mensch, der sich für Architektur interessiert, empfindet die Architektur auch anders. Ich zum Beispiel finde alte Architektur interessant und bewunderntswert, habe aber selber den Drang, was noch nie dagewesenes zuschaffen. ;)
Aber wer will das nicht?

Gruß Mousi

noone 06.06.2006 17:01

Zuerst kommt es vor allem auf die Nutzung an, die das Gebäude hat, und dann noch den Zweck und die Aussage, die es erfüllen soll.

Punkto Bauen im Bestand sind nicht unbedingt Materialien ausschlaggebend, sondern vielmmehr bauliche Bezüge wie Traufhöhe.



Dass Architektur nur dann entstehen soll, wenn ein Gebäude sich in der Umgebung assimiliert, halte ich für DIE Fehlaussage in diesem Thread.

Mousi 07.06.2006 19:53

Was ist Architektur?
 
Aber das ist auf dem Land / Dorf schon wieder völlig anders. In einer Stadt ist schon ein bestimmtest Stadtbild vorhanden zumindestens was die Inennenstadt anbelangt, außen ist doch eh nur noch totaler "Betonwald" vorhanden. Auf einem Dorf ist man es aber gewohnt viel verschiendene Gebäude zusehen.
Aber ein kleines Dorf in Belgien beweißt genau das Gegenteil. Wenn man in dieses Dorf kommt, denkt man hier ist die Zeit stehen geblieben. Und wie sähe denn ein Neubau in diesem Dorf aus, wenn die Straßen noch aus Kopfsteinpflaster bestehen, die Grundmauern der Häuser aus Naturstein sind und jedes einzelne kleine Fenster eine Fensterlade bestitzt. Den Architekten möchte ich mal sehen, der dieses Landschaftsbild "zerstören" würde.
Also für meine Begriffe ist Anpassung immer vorhanden, wenn nicht viel aber sie ist es nun mal. Nicht nur bei der Architektur.

Gruß Mousi

Maller 21.08.2006 22:39

hundert! :cool:

noone 21.08.2006 23:26

immer diese zwanghaften Versuche, das alte mit neuen Stilmitteln zu imitieren und damit sozusagen ein Bestandsgebäude zu schaffen, das dann daherkommt als ob es durch die Zeitmaschine gedreht wurde.......

Ich bewundere Sehr den französischen stil, die gehen viel zwangloser und freier mit der Materie aus, und gerade deshalb sind eigentlich in jeder noch so kleinen Provinzstadt zahllose hochwertige Beispiele für das Bauen im Bestand zu sehen.....

Tobias 22.08.2006 00:05

Was ist denn der französische Stil??
Du willst den französichen Stil doch jetzt nicht auf die Bauformen der französichen Metropolen von der deutschen Grenze bis nach Paris reduzieren!?

In Südfrankreich wird ganz anders gebaut als an der Kanalküste, dort wieder ganz anders als am Atlantik!

noone 22.08.2006 00:15

der aktuelle "contemporäre" Stil der modernen Französischen Architektur. Der ist in der Lorraine gleich wie in der Bretagne oder im Midi.

noone 22.08.2006 00:19

a propos Lorraine, da du ja nicht weit weg sitzt..... vielleicht kennst du ja Nancy, dort wird z.B. gerade der zentrale Markt - die Markthalle neugemacht. Das dreischiffige Gebäude war im Hauptschiff baufällig. Die Nebenschiffe bleiben unverändert, das Hauütschiff wurde komplett Abgerissen, und in moderner Sprache mit Sichtbeton neu interpretiert. Wo kann man sowas bei uns in Deutschland sehen???? (b2H Architekten, die haben auch ne Seite, weiss aber z.z. nicht, was dort zu sehen ist.)

Ansonsten kann ich dir den Place Stanislas mit seinen Gebäuden in der Hauptachse richtung Musee de l Aquarium empfehlen, dort stehen immer wieder moderne Gebäude im 18.JDRT Bestand dazwischen.


Metz hat auch manches zu bieten, aber dort ist offensichtlich weniger Geld vorhanden..........

noone 22.08.2006 00:30

PS was mir am französischen Stil sehr gut gefällt, ist die Leichtigkeit der Gebäude und die großzügigere Formensprache, so sind z.B. die Franzosen Meister in der Gestik von Eingangsbereichen.....

Nachteil ist die Qualität der Bauwerke, die sind oft schon nach weniger als 10 Jahren ruiniert, entweder schlechte Pflege oder mindere Qualität des Bauwerks.....


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