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-   -   Wärmeschutz bei allen Häusern? (https://www.tektorum.de/planung-baurecht/2869-waermeschutz-allen-haeusern.html)

Florian 25.07.2006 19:46

Wärmeschutz bei allen Häusern?
 
Seit diesem Jahr gibt es soweit ich weiß eine neue Energieeinsparverordnung - EnEV.
Kann mir jemand zusammengefasst sagen, was diese besagt und ob sie nur für Neubauten oder auch für ALLE Altbauten gilt? (Also auch Altbauten, die eigentlich NICHT saniert werden sollen - ich bin nämlich der Meinung, das es bei der Änderung genau um diese Objekte ging)

Maks 27.07.2006 05:07

Hallo Florian,

woher hast du die Information, dass die EnEV 2006 - zumindestens scheinst du diese zu meinen - seit diesem Jahr gilt? Meines Wissens nach ist die aktuelle EnEV immernoch die von 2004.
Seit September 2005 gibt es das Energieeinspargesetz 2006, aber die EnEV 2006 ist noch nicht ganz fertig. Alles andere wäre eine brandaktuelle Info und dann hätte ich gern den Link - zum selberlesen ;-).

Gruß

Max

tias 09.08.2006 21:52

Hallo Florian,

die "neue" ENEV 2006 wird nach meinem letzten Stand wohl erst im Frühjar 2007 verabschiedet. Das wesentliche Neue ist das einbeziehen von bisher nicht mitbilanzierten Energieflüssen wie beispielsweise Kunstlicht oder Raumlufttechnischen Anlagen bei der Bestimmung des Primärenergiebedarfs eines Gebäudes. Die Grundlagen für die Bestimmung des Primärenergiebedarfs sind in der DIN V 18599 "Energetische Bewertung von Gebäuden" niedergelegt. V heißt Vornorm und bedeutet, dass da nochmal draufgeschaut wird bevor es dann zur endgültigen Norm wird aber nichts desto weniger gilt.
In Sachen Bestand ist sehr verkürzt und ohne nachlesen gesagt, dass es für Gebäude die öffentlich zugänglich und ich meine größer als 1.000 qm sind die Verpflichtung zum Aushang eines Energieausweises gibt. Ob das eine Bedarfsausweis (also berechnet) oder eine Verbrauchsausweis (also gemessen) wird ist wohl final noch nicht entschieden. Aus mener Sicht macht der Bedarfsausweis mehr Sinn auch wenn er komplizierter zu erzeugen ist. Nur so ist eine Vergleichbarkeit der Gebäude sicherzustellen. Beim Verbrauchsausweise ist ist der Einfluss des Nutzerverhaltens zum Beispiel eine nicht seriös einzuschätzende Größe.

Viele Infos zu ENEV 2006 und DIN V 18599 findet man im Netz. Beispielsweise unter dem unten stehende link diverse Vorträge.

http://www.enev-online.de/vortraege/index.htm

Ciao Mathias

Nachtrag I: Die ENEV 2006(7) geht also weit über den von Florian im Thread genannten Wärmeschutz hinaus - und das ist gut so!!
Nachtrag II: Die bisherigen Anforderungen an den Wärmeschutz werden m.E. in der neuen Fassung nicht verändert.

Florian 09.08.2006 22:33

Oh, danke tias,

ich hätte vielleicht mal schreiben sollen, dass ich schon etwas schlauer geworden bin, nachdem ich wusste, dass ich nach einem Referentenentwurf suchen musste.

So wie ich den §9 (Änderung von Gebäuden) Absatz 4 verstehe, gilt Verordnung bei Bestandsgebäuden nur dann, wenn bei Änderungen an Außenbauteilen mehr als 20% geändert werden. Also muss nicht jeder Hausbesitzer nächstes Jahr sein Haus neu Dämmen lassen. Der Energiepass wird allerdings für jeden nötig, der seine Immobilie vermietet.

Würde mich freuen wenn mir jemand diese Aussage nochmal bestätigen könnte :D

Grüsse
Florian

Kieler 24.10.2006 20:51

bestätig´! :D
Bin zufällig drüber gestolpert, und weil noch keiner geantwortet hat... :o
Die 20% Regel gab´s übrigens schon in der ENEV 2002.
Interessant ist aber für die Sanierung noch der neue Wärmebrückenzuschlag
von 0,15 für Innendämmung (erhöhte Wärmebrücken durch einbindende
Decken)
zustimmt
Matthias

witwe 25.10.2006 07:29

Eigentumswohnungen
 
Hallo zusammen,

kann mir jemand sagen, wie die ganze Sache bei einem MFH gehandhabt wird (6 WE) bei denen die Hälfte der WE von Eigentümern bewohnt wird, und die andere Hälfte vermietet ist?

Müssen diejenigen die Ihre Wohnung vermietet haben einen Energieausweis für Ihre Mieter erstellen?

MfG
Andreas

Kieler 25.10.2006 07:37

so würde ich das sehen!

noone 25.10.2006 09:43

da kommt einiges auf Hausbesitzer zu!

(was ja auch im Sinne der Mieter ist)

Kieler 25.10.2006 10:14

also wir erstellen bafa Gutachten und stellen immer wieder fest, dass diese
Zusammenhänge den meisten Leuten überhaupt nicht klar sind.
Im Regelfall kann man "sowieso Maßnahmen" mit kfW Mitteln und den
Energie-Einsparungen als Finanzierungsbasis heranziehen. Das finanziert sich
oft von allein, erhöht die Behaglichkeit und den Wert des Hauses, ganz
nebenbei löst es Investitionen aus, na und wer macht wohl die Planung :D
Die meisten Leute sind auf jeden Fall bei der Besprechung des Gutachtens
ganz begeistert.
Der Energiepass ist ja nur eine kleine Variante davon, und natürlich kann man
hier wie überall über die Vorschrift im Detail streiten, aber der Ansatz ist
extrem richtig.
Als nichtselbstnutzender Hausbesitzer sollte man das auch mal positiv sehen,
ich glaube nicht, dass dieser früher so günstig an so ein Gutachten gekommen
wäre...
Also Kopf hoch Ihr Hausbesitzer, Chancen nutzen :D
aufmuntert
Matthias

Florian 25.10.2006 14:10

Sehr positiv dargestellt, Matthias... und im Grund ist diese Verbesserungsmaßnahme auch gut. Wenn man jetzt aber z.B. ein Ein- oder Zweifamielienhaus geerbt hat, irgendwo im nirgendwo und die Miete dort vielleicht 350 EUR beträgt, ist eine Dämmmaßnahme für mind. 20.000 EUR erstmal etwas, was man selber finanzieren muß. Um das Geld (ohne die Zinsen für den Kredit) wieder rein zu bekommen müsste man die Miete um die hälfte verdoppeln und 10 Jahre warten :(
Bei einem Münchner Mietshaus mit vielleicht 8 Mietparteien ist die Bilanz natürlich viel besser. Der Aufwand und die zu dämmende Fläche ist auf den Mieter gerechnet viel kleiner. Bei einer Miete von 1500 EUR oder mehr und einem angespannten Wohnungsmarkt, kann ich schneller 150 oder 200 EUR mehr Miete verlangen. Das wären "gerade mal" 10%.

Archimedes 25.10.2006 15:07

Dämmwahnsinn?
 
Ich frage mich schon seit geraumer Zeit ob man die "Dämmomanie" in Deutschland in den letzten Jahren (seit ENEV 2002) nicht etwas übertreibt und ob der Energiepass nicht in Wirklichkeit hauptsächlich eine neue Erfindung ist um den Leuten das Geld aus der Tasche zu ziehen (ähnlich wie die netten Schornsteinfeger, die auch putzen, wenns nichts zu putzen gibt)
Natürlich ist dämmen sinnvoll und notwendig und ist bei Neubauten auch gut einplanbar. Aber doch bitte alles in Massen und dabei bitte nicht nur auf den primären Wärmeschutz schauen, sondern auch die gesamte Bauphysik des Gebäudes beachten und auch den Energieaufwand/Umweltbelastung für die Herstellung und spätere Entsorgung der Dämmstoffe beachten.
Natürlich darf man das als Architekt eigentlich nicht anpragern, denn hochwertige Dämmungen steigern doch die Baukosten und somit auch das Honorar und als Energieberater kann man nebenbei auch noch den ein oder anderen Euro einstecken. Besonders freut es aber die Genossen von BASF, Saint Gobain und Co., die Ihre Dämmstoffe seit 4 Jahren aus den Händen gerissen bekommen und momentan sogar in Produktionsengpässen stecken.
Aber bewegt sich das alles noch in einem vernünftigen Massstab oder lassen wir uns durch schlaue Analysen und "manipulierte" Berichte in den Dämmwahnsinn treiben?
Schliesslich wird in anderen europäischen Nachbarländern noch nach Vorgaben gedämmt, die der WschVo 95 entsprechen.

Ich bin mit Sicherheit kein "Dämm-Muffel" und setze mich auch mit diesen Themen intensiv auseinander, aber ich glaube in Deutschland treibts etwas Blüten.
Bei Neubauten sollte man die Möglichkeiten bis zum sinnvollen Mass ausschöpfen.
Wenn ich aber teilweise Kollegen sehe, die sorglos 300 mm und mehr Styropor auf eine Fassade kleben und alte Wohngebäude mit funktionierendem Raumklima in absolut dichte Thermokisten verwandeln, dann frage ich mich schon: Wohin geht die Reise?

noone 25.10.2006 15:22

in manchen Ländern wird ganz auf die Dämmung vertzichtet....... man muß nur mal über die Grenze nach Frankreich schauen, dort werden 2006 Geschoßwohnungsbauten noch ganz monolitisch gebaut......... und dann immer noch häufig Elektroheizungen eingebaut (Kernkraft machts möglich).....

Ich bin dennoch der Meinung, daß die Energiesparverordnung einen Sinn macht. Nehmen wir doch die steigenden Energiepreise, um die der Mieter ja nciht herumkommt. Für wen heizt der denn eigentlich? für den Hausflur, die maroden Holzfenster oder für die Außenwände????

Kieler 25.10.2006 15:28

ich nehme an mit "positiv" meinst Du geschönt.
Wenn all meine Konkurrenz so rechnet wie Du, dann graut es mir nicht vor
der Zukunft! ;)
Ich weiß ja nicht wie viele Amortisationsrechnungen für Sanierungen Du
schon gemacht hast, aber Deinen Worten glaube ich entnehmen zu
können, dass es noch nicht so viele sind.
Du beschränkst, wie so viele Andere, die Sanierung auf die Dämmaßnahme.
Dieser Irrtum führt leider in der Praxis zu viel Murks.
Ich habe von "sowieso Maßnahmen" geschrieben. Damit meinte ich
beispielsweise einen neuen Kessel, oder einen neuen Außenputz, oder,
oder...
In diesem Augenblick mache ich ein Gutachten für ein EFH, das verbraucht
z.Zt. 6000l Heizöl!
Der 35 kW!! Kessel muss sowieso bald raus, eine Sanierung der Hülle mit
HT´ auf ENEV Niveau führt zu einer Heizlast des Wärmeerzeugers von 8 kW.
Wenn wir nichts machen, dann sind es noch 23 kW ;)
Der Endenergiebedarf verringerte sich bei Vollsanierung um 45.000 kWh,
das sind mit erträglicher Näherung 4500 l Heizöl! Da muss ´ne alte Frau
lange für stricken. Nun ziehen wir in unsere Betrachtung noch die Tatsache,
dass sich der Heizölpreis von 2002 bis heute nahezu verdoppelt hat, die
MWST für landwirtschaftliche Produkte (z.B. Pellets) 2007 weiterhin bei 7%
verbleibt und der eff. Zins für ein CO2-Gebäudesanierungsprogramm bei
2,85 % liegt, die regenerativen Energien nächstes Jahr wieder gefördert
werden und es bei Einhaltung des Neubaustandards für die
Sanierungsmaßname ein Tilgungszuschuss von 5% bar auf die Kralle gibt.

Warum nun diese Aufzählung von scheinbar zusammenhangslosen Fakten?
Genau jetzt kommt nämlich Dynamik rein, eine Dynamik, die man einfach
nicht mehr gefühlsmäßig ordnen kann, sondern die nur mit einer
ordentlichen Berechnung zu einer Aussage kommen kann. Wenn man an
der Dämmung schraubt kommt eine neue Heizung raus (eventuell sogar
gar keine), wenn man am Brennstoff schraubt eine eventuelle Förderung,
mit mehr Fensterfläche (vielleicht müssen die sowieso raus) erhöhe ich die
solaren Gewinne. Vielleicht ist ja sogar einer der Bewohner einer der
Millionen deutschen Allergiker (so wie ich) und schwuppdiwupp wird aus
der Sanierungsmaßnahme gleichzeitig eine Maßnahme gegen Sick-building,
na und den Schallschutz machen wir dann auch gleich mit, also mit einer
Maßnahme drei Ziele erreicht.
Ganz nebenbei kann man dabei auch Räume neu ordnen und vielleicht der
Architektur noch eine Chance geben .
Vielleicht ereifer´ ich mich hier wieder zu sehr, aber ich kann diese
Pauschalurteile nicht nachvollziehen, die dem nicht gerecht werden was die
Häuser nun wirklich geworden sind: Wohnmaschinen.

Florian 25.10.2006 16:18

In diesem Fall rechne ich als Eigentümer - bzw. in Vertretung.
Natürlich, wenn ich eh an der Fassade arbeiten muß, dann macht es Sinn - dann sind die Kosten auch längst nicht so hoch. Aber nur der Umwelt zu liebe, solche Maßnahmen durchführen zu lassen ist ein Problem. Denn Das Geld für solche Maßnahmen muss auch irgendwoher kommen - was manchmal von Architekten auch vergessen wird.

noone 25.10.2006 16:34

Es geht ja nicht um die Liebe zur Umwelt, sondern es geht darum, wie auch bei vielen anderen Maßnahmen der Regierung, sich nach und nach aus der Energieabhängigkeit zu befreien.

Natürlich kann man sich auf die Seite der reinen Kapitalismusinteressen wie die der Hauseigentümer stellen, nur muß man bedenken, daß die eingesparten Kosten an Sanierungen dann doppelt vom Mieter getragen werden: nämlich durch die Energieverschwendung. Genauso obliegt es ja auch dem Hauseigentümer, Instandhaltungsarbeiten zu veranlassen, was ja auch oft auf Kosten der Mieter nicht gemacht wird.

Ich denke also schon, daß man hier einen Schritt in die richtige Richtung gemacht hat. Gerade die Argumentierung von Planmatsch legt dies ja dar.

Auf langer Sicht sind "Geldanlagen" (Investitionen) in Energieeinsparende Maßnahmen auf jeden Fall sehr rentabel, man kann realistischerweise eigentlich kaum von einem konstanten Energiepreis ausgehen, da kann im nahen Osten noch so viel gepumt werden. (erstens sind die sowieso schon an den Grenzen der Leistungsfähigkeit und zweitens wird der Bedarf Asiens enorm ansteigen). und die Versprechen von Putin, weiterhin schön viel Gas zu liefern, sind auch an russische Interessen geknüpft (ganz abgesehen davon, daß sich Gasprom nach und nach Kapital der Gasgesellschaften westeuropas zusammenkauft, womit dann immer mehr die Kontrolle der Gaspreise in eine Hand zusammenläuft).

Langer Rede kurzer Sinn: man kommt um Energiesparmaßnahmen in der Zukunft nicht herum, und es ist wie Planmatsch sagt: es dreht sich um die Frage, wie lange man noch den Energieverschwenderischen Uraltkessel Geld in die Luft blasen läßt, bevor man ihn ersetzt. Der Zeitpunkt der Sanierung ist meist zu spät, durch rechtzeitige Sanierung kann man sehr viel Geld sparen.

noone 25.10.2006 16:37

PS was ihr in der Hausbesitzerrechnung oft vergesst, ist der Fakt, daß alles was außerhalb von Instandsetzung (also "Verbesserungen") sowieso auf die Miete umgeschlagen wird! Baue ich z.B. ein neues Bad ein, bezahle nicht ich als Eigentümer, sondern der Mieter die Maßnahme!

Florian 25.10.2006 18:05

Ich werd das mal dem Mieter sagen, dass er die 20.000 EUR tragen muss...

Kieler 25.10.2006 18:43

Polemik olé! :D

FoVe 25.10.2006 19:11

tja, auf welcher Seite fallen wir nun vom Pferd?
 
Was bedeutet der Energiepaß für ein, vor fünf Jahren saniertes historisches Fachwerkhaus. Sichtbares Fachwerk aussen, innen MiWo + Fermacell. Nur mal angenommen, der EP würde ergeben, dass ich dämmen müßte. Mietminderung oder erneute Sanierung?

Der volkswirtschaftliche Aufwand, der für das Erstellen eines Energieausweises betrieben wird ist riesig. Klar- die Energieberater verdienen sich ne Nase, vorher schon deren Ausbilder und die Dämmstoffindustire sowieso. Aber ist dieser Aufwand gerechtfertigt?

Ich habe mal ne Sendung über Wärmeschutzverglasung gesehen.
Dort wurde von einem Architekturprofessor aus Darmstadt die Rechnung aufgemacht, wie sich Wärmeschutzverglasung gegen Einfachverglasung verhält. Fazit war überraschenderweise , dass eine bessere Wärmeschutzverglasung keine Einsparung bedeutet, da durch anderes Lüftungsverhalten mehr Energie verbraucht wird. Zweitens war deutlich, dass durch Dampfsperren die Raumluft in modernisierten Räumen feuchter wird und dadurch mehr Heizenergie verbraucht wird. Trockene Luft heizt sich besser auf und man empfindet eine Temperatur von ca. 22° schon als angenehm warm, während feuchtere Luft erst ab etwa 24° als warm empfunden wird.
Die Schimmelbildung mal ganz aussen vor gelassen.

IMHO ist hier mit Kanonen auf Spatzen geschossen worden.

Gruß

Martin

Kieler 25.10.2006 20:37

...das wird ja immer besser
Martin, Du musst Dich mit dem Thema noch mal beschäftigen!
-erstens: es gibt keine Nachrüstverpflichtung, die es auch nicht jetzt
schon gibt. (oberste Geschossdecken, Heizung)
-zweitens: auch jetzt musst Du schon die Fassade, wenn Du mehr als
zwanzig Prozent anfasst, nachbessern (bedingte Anforderung), natürlich
gibt es Ausnahmegenehmigungen, daran ändert der Energiepass auch
nichts
-drittens: Für einen Energiepass für ein Einfamilienhaus kriegt man ca.
200€, das nennst Du ´ne Nase verdienen? Dafür kriegt man in unserem
Büro An- und Abfahrt sowie und eine halbe Bestandsaufnahme.

...der Energiepass hat nur den Sinn den Bestand zu dokumentieren, um eine
Aussage über den energetische Standard treffen zu können, damit ein
Mieter eine Idee bekommt, wie viel da an Energiekosten auf ihn zu
kommen.
So können sich die Vermieter überlegen ob sie, im Falle sie wohnen in
Florians Pampa, lieber nichts machen und dafür weniger Miete nehmen,
oder ob sie ihr Haus in ein Niedrigenergiehaus mit behaglichem
Innenraumklima, ökologischen Materialien und meinetwegen kontrollierer
Lüftung umbauen und dann dafür mehr Miete nehmen. Es ist ihre freie
Entscheidung, niemand wird sie dazu zwingen (GG Art14 habt Ihr bestimmt
alle in Babe durchgenommen).
Es ist auch nicht Sinn und Zweck irgendeinem Dämmwahn zu verfallen,
sondern ein Konzept zu erstellen, und ehrlich Martin, eine Innendämmung
mit Mineralfaser im Fachwerkhaus, am besten noch mit Ytongausfachung,
wirst Du auch ohne Energiepass bald zurückbauen, so was saniert man
wohl eher mit Hüllflächentemperierung und Lehmputz ;)

Wie sieht es denn jetzt aus, ich erlebe es fast jeden Tag, viele Leute
wollen was machen und weil niemend ´ne Peilung hat aber einen Maler,
Heizungsbauer oder Tischler kennt, fragt er eben diese:
-Der Maler sagt, logo WDVS und Du bist Deine Sorgen los, dann kommt
noch irgendeine dubiose Zahl wie: "Spart 12l Öl pro quadrathektozoll
Styropor" zack, das überzeugt!
-Der Heizungsbauer glänzt mit der Effizienz seiner neusten
Ölbrennwertheizung, Wärmelastberechnung über Daumendiagramm,
Dämmmaßnahmen bleiben unberücksichtigt und die ganze Kiste ist total
überdimensioniert (abgesehen davon, dass sich in zehn Jahren in
Deutschland kein Normalsterblicher mehr Heizöl leisten kann)
-Der Tischler trägt natürlich seine besten Fenster zur Lösung bei, denn
dann heizt ja die Sonne praktisch das Haus...
Tja und so bekommt Bauherr B die Lösung in Abhängigkeit von dem Beruf
seines Bekannten, also entweder WDVS eine Heizung, oder neue Fenster!
Dabei wird eventuell noch der Aspekt der Energieeinsparung bedacht,
Behaglichkeit und Bauphysik sind unbekannte Wesen.
Und so geht das in Deutschland, eine Superlösung jagt die nächste und ein
neuer Beruf etabliert sich langsam im Saniererland: Der
Sanierungssanierer!

Und warum das alles? Weil es kein Konzept gibt und hier setzt doch das
ganze Energieberatungsgeschnickse an: Ein Konzept entwickeln!
Und wer ist dafür geradezu prädestiniert? Der Architekt A!
Deswegen bin ich schwer erstaunt, dass gerade aus dieser Ecke hier so viel
Widerstand kommt. Ist es weil sie den Kampf gegen die entwurfsfeindliche
Wärmebrückenvermeidung endgültig verloren sehen, weil sie keine Lust
haben sich schon wieder mit etwas Neuem zu beschäftigen, oder weil Sie
letztendlich doch nur von dem einen großen Museumsbau träumen, wo sie
mal richtig zeigen können, dass sie´s draufhaben?
Das würde mich echt mal interessieren!

Und dann den ganzen Spaß als Ökotrip zu verniedlichen wird unserem
Problem wohl nicht gerecht. Nun könnte man noch eine Seite über CO2
Problematik und Ölverknappung lamentieren, aber vielleicht sollte man als
Indiz des Wandels einfach mal zur Kenntnis nehmen, dass sich BP nun
nicht mehr als British Petroleum, sondern als Beyond Petroleum vermarktet...

noone 25.10.2006 21:14

das finde ich das allerfrustrierendste an unserem Beruf: daß der Onkel oder Bekannte, der Stukkateur ist, oder Maurer oder was weis ich dann immer wieder vom Bauherren als kompetenter eingestuft wird.

Besonders beim Einfamilienhaus merkt man dann, daß am Wochenende nach Bauherrentermine sich richtig was tut, dann trifft sich die Familie und hoppla, die Woche darauf darf man nochmals beim Bauherren antanzen und ihm sämtliche Schnapsideen der Verwandtschaft auszutreiben.......

Dass Architekten sich untereinander auch schlechtreden ist für mich auch nichts neues und ich denke daran wird sich auch nach Etablieren der neuen Wärmeschutzverordnung nichts ändern.........


PS: daß es tausend Wunderlösungen gibt, die Sanierung der Sanierung etc liegt vor allem an der berühmten deutschen Tugend der Gutgläubigkeit. Da muß man nur als Experte auftreten und schon fressen einem die Kunden aus der Hand. Ein bischen mehr kritisches Überlegen würde uns echt nicht schaden........

Florian 25.10.2006 21:21

Re: tja, auf welcher Seite fallen wir nun vom Pferd?
 
Zitat:

Originally posted by FoVe
Ich habe mal ne Sendung über Wärmeschutzverglasung gesehen.
Dort wurde von einem Architekturprofessor aus Darmstadt die Rechnung aufgemacht, wie sich Wärmeschutzverglasung gegen Einfachverglasung verhält. Fazit war überraschenderweise , dass eine bessere Wärmeschutzverglasung keine Einsparung bedeutet...
Das war sicherlich Prof. Petzinka

@planmatsch: Also für mich ging die Diskussion jetzt ehr in die Richtung von Machbarkeit (u.a. aus wirtschaftlicher Sicht) und nicht mehr Nachrüstverpflichtung - die war ja bereits geklärt. Ich denke, so habe ich das zumindest verstanden, meinte es auch FoVe.

Kieler 25.10.2006 21:42

genau und Du bist Vertreter der pauschalen Verneinung der Machbarkeit,
während ich ein Anhänger der Überprüfung bin! ;)

noone 25.10.2006 21:47

Das Problem dabei ist aber eine Grundsatzentscheidung - gehe ich den Weg der geringsten Kosten oder wähle ich den der hohen Qualität und bezahle dafür mehr?

Also wenn man sich für den ersten entscheidet, dann wirft man am bestn den Kompletten Katalog der DINS über Bord und wechselt gleich den Beruf.......

Das Bauwesen ist voll von Regeln und Gesetzen, die zwar die Qualität - und damit auch die Langlebigkeit von Gebäuden erhöhen - dafür aber "unnötig" den Preis nach oben treiben.

Ich denke diese Herangehensweise an die Diskussion bringt uns nicht weiter....


Und der Prof, der behauptet, Einfachverglasungen seien so gut wie Isolierverglasungen, hat sie ja wohl nicht mehr alle! ich habe in meinem Altbau - Appartment Isolierverglasungen bis auf ein Zimmer (Küche). und wie es dort zieht und immer kalt ist, kann ich mir jeden Tag reinziehen. Da brauch ich keine theoretische Abhandlung darüber, daß dadurch das Raumklima "besser" sei....... so ein Käse! :rolleyes: :rolleyes: :rolleyes: :rolleyes:

FoVe 25.10.2006 22:06

Matthias, du hast Recht! Ich müsste mich damit echt noch mehr beschäftigen. Mag ich aber nicht !!! Ich hab dieses Haus von Grund auf saniert und in Eigenleistung wieder hergestellt.
Und keinen Ytong eingebaut sondern die Ytong-Ausfachungen vom Vorbesitzer zurückgebaut.
Ich kann dir nur sagen, wie sich die Energieeinsparverordnung - kurz Energiepass - für mich als Vermieter bemerktbar macht.
Bislang fragten bei Neuvermietung die potentiellen Mieter nach Nebenkosten, wie diese sich darstellen und wir regelmäßig diese kommen ( Nachzahlung und so ).
Jetzt wird darauf angesprochen, dass ja kein Energiepass vorliegt - ich werd also irgendwann einen erstellen lassen. An den Kosten ändert sich nichts. Nur das der potentielle Mieter nun das ( subjektive ) Gefühl hat - aha, hier ist alles ok. Altbauwohnungen werden mehr oder weniger als Liebhaberobjekte vermietet.
Entweder dir gefällt so ein Objekt oder eben nicht.
Bei drei Wohneinheiten kostet mich ein Energiepass wieviel? 600 €?
Mann, das dit für mich auch schon Geld. Ich hab ja keinen potentiellen Nutzen davon, ausser das ich einen Staus Quo beschreibe, den ich ohne unverhältnismäßigen Aufwand nicht ändern kann.
Ein Bau auf der grünen Wiese ist da etwas anders.

Meine nebenkostenabrechnung erstelle ich nach dem Schema des Mieterschutzbundes.
Dabei wird insbesonders die Verteilung von Heizkosten iüber einen dreigeteilten Schlüsselsatz verteilt.
Anteilig der Wohn- bzw. Mietfläche; Anteilig nach dem Heißwasserverbrauc und anteilig nach dem Heizkstenzähler.
Und da soll ein Laie nun beurteilen können, wie der Faktor Heizkosten sich auf die Nebenkosten insgesamt auswirk.
Da fehlt mir der Glaube dran.
Hier wird nachwievor durch die Mieter subjektiv beurteilt, ob die Miete im Vergleich zu Nachbarn, Freunden, Verwandten hoch oder niedrig ist.
IMHO wird der Energiepass nur dazu führen, dass Mieter vermeintlich eine bessere Position gegenüber dem Vermieter haben, wenn es um Mietverhandlungen geht.
Ich kann dir aber soviel schon sagen - wenn wir denkmalgeschütze Bausubstanz sanieren - revitalisieren wollen, dann muß das rechenbar bleiben.
In meinem Fall heißt das - lege mal Snierungskosten von etwa 550000 DM auf 200 m² Mietfläche um. Bei enem Mietspiegel von 11 DM. Unmöglich!
ICh hab das nur realisieren können, weil ich vom Fach bin, mein alter HErr auch vom Fach ist, wir beinahe alles selbst gemacht haben, ausgenommen Elektro und Hezung und die Wohnungen sehr ordentlich renoviert worden sind. Ansonsten hätte ich mir die Kugel geben können.
Du kannst eben nicht einfach mehr Miete nehmen, wenn du eine Mietwohnung "aufpeppst".

Sorry für meine"ereiferung" - aber ich seh halt auch den Schatten beim Thema Energieberatung und nicht nur das Licht.

Im übrigen würde ich dann gerne mal auf dich zukommen, wenn´s soweit ist mit dem Energiepass.

Gruß

Martin

Florian 25.10.2006 22:13

Korrigiert mich, wenn ich mich verrechne:

Überlegung:

- Ich besitze ein 2-Parteien Haus, dass ich wäremedämmen lassen will und nehme wir an, dass ich das komplette Haus mit 20.000 EUR entsprechend Sanieren kann.

- Ich besitze aber leider kein Vermögen und müsste für dieses Vorhaben einen Kredit aufnehmen. Vielleicht bekomme ich einen solchen Kredit für 8% Zinsen p.a.

- Rechtlich können die Kosten der Modernisierung in Höhe von 11 % pro Jahr umgelegt werden (§ 559 Abs. 1 BGB).

- Beide Mieter haben bisher 300 EUR Kalt Miete gezahlt.

- 20.000 EUR / 2 Mieter, davon 11% und das auf 12 Monate verteilt macht 92 EUR Mietaufschlag.

- Die Kaltmiete erhöht sich also um 30%

- Für den Mieter bedeutet das, dass die Einsparung an Heizkosten pro Monat in der Heizperiode (sagen wir mal 6 Monate) rund 180 EUR pro Monat betragen müssen! Das dies ein realistischer Wert ist möchte ich hier schonmal in Frage stellen.

- Nun bekomme ich pro Jahr von beiden Mietern 2200 EUR mehr Miete.

- Dummerweise muss ich pro Jahr 1600 EUR Zinsen tilgen, bleiben also noch 600 EUR pro Jahr um den Ursprungskredit von 20.000 EUR abzubezahlen.

- Bei einer Rechnung ohne Zinseszins und weitere Mieterhöhungen bräuchte ich bei den Bedingungen 33 Jahre um den Kredit abzubezahlen in der Hoffnung, dass ich nicht zwischendurch einen neuen Kredit aufnehmen muss um neue Sanierungen durchführen lassen zu können.

Ich gebe zu, dass diese Rechnung jetzt sehr simpel ist, keine Fördermittel o.ä. berücksichtigt und auch keine exakten Kosten.
Wenn mir aber jemand den groben Fehler in meiner Rechnung zeigen kann, der das ganze zu einer beinahe risikolosen Investition macht, würde ich mich doch echt freuen.

Grüsse
Flo

FoVe 25.10.2006 22:17

Käse?
 
@noone - meine Eltern haben 1965 ein Fachwerkhaus gebaut.
12cm Fachwerk, innen mit 6cm Glaswolle ( igitt :) ) und Gika gedämmt - Einfachverglaste Holzfenster.
1 1/2 geschoßige BAuweise, ca. 11 x 13 m, 45° Satteldach, Spitzboden als Kaltraum, Schalung mit Schieferdeckung.
Im beinahe gleichen Format haben die Nachbarn gebaut, 30cm Bims, mittlerweile mit Aussendämmung, nachgerüstet auf Isolierverglasung, Dach nachträglich gedämmt und und und.
Der Ölverbrauch ist bei beiden Häusern bei etwa gleicher Nutzung über die Jahre gleich geblieben.
Und ich schwör dir, bei meinen Eltern läufst du im Winter im T-Shirt rum, so warm hat´s meine Mutter gerne.
Warum es dort in deiner Küche kalt ist - hmm - das kann man mal in einem anderen Fred erörtern ;)
Ist auch eigentlich hier nicht wirklich ein Thema.

Ich bin auch nicht grundsätzlich gegen ein strukturiertes und ordentliches Herangehen an das Thema Energiekosten.
Wenn Architektur im Wechselspiel mit den Herstellern die Bauweise verbessert, dann bringt das was. Dämmung alleine ist aber nicht alles.

Aber ich denke, ich werd mich jetzt erstmal mehr über das Thema informieren, sonst krieg ich noch´n MAgengeschwür und dabei ist das alles halb so wild.

noone 25.10.2006 22:46

klar kann es bei deiner Mutter trotz Einfachverglasung so warm sein, daß du im T-Shirt rumlaufen kannst.

Mann kann aber einfach nicht sagen, daß also die Einfachverglasungen genauso gut sind, denn der springende Punkt dabei ist doch nicht die Innentemparatur, sondern die Energie, die ausgegeben wird, um dieselbe zu erreichen bzw. zu halten.

In diesem von mir beschriebenen Apartment ist also folgende Situation: Albau in Nancy aus dem 18. Jhdt, Keine Dämmung, Holzdecken, teilweise Isolierverglasungen, im Süden Kunststoffenster, im Norden Holzfenster mit ISOlierverglasung. Die Küche Holzfenster mit einfachverglasung.

Heizung: Elektroradiatoren (Verbrauche Höllisch Stom und man kriegt kaum die Wohnung warm)

Von mir diagnostiziertes Problem: die Raumluft wird über den Radiatoren erwärmt, zirkuliert aber nicht richtig und die Raumseiten, die am weitesten von den Radiatoren entfernt sind, sind teilweise mit Schimmel befallen.

So, und jetzt überlasse ich es denjenigen wie planmatsch, der weiß wovon er redet, die Ursachen und Lösungsmöglichkeiten zu erläutern.


Und wenn mir jetzt weiterhin jemand klar machen will, daß Dämmung bezüglich Heizkosten keine Wirkung hat, dann liege ich mal lachend auf dem Boden.........

Archimedes 26.10.2006 08:48

Man! Hier hat sich ja Einiges getan. Einige interessante Aspekte tauchen hier auf. Würde gerne auf den ein oder anderen Punkt eingehen. Habe aber heute morgen keine Zeit dafür, also bis später.

Ganz wichtig: Thema Behaglichkeit und Wohnkomfort, dass bleibt gerade bei gut gedämmten Neubauten oft ein Problem, obwohl die Energieeffizienz fantastisch ist. > Wenn man ernsthaft dami umgeht, dann kommt man kaum um eine kontrollierte Wohnlüftung (Lüftungsanlage) herum > zusätzliche Kosten!

Oder stellt sich die alte Frage: Lieber "Erfrieren" oder am eigenen Mief "ersticken"?
;)

FoVe 26.10.2006 09:16

auf dem Boden?
 
@noone - wenn du dich wirklich auf den Boden werfen willst :D - laß dich nicht aufhalten.
Ich habe geschrieben, dass der Energieverbrauch bei meinen Eltern nicht höher ist als bei einem danebenstehenden, nachgrerüsteten Haus in gleicher Größe. Das impliziert dann auch, das hier eben nicht nur aus dem einfachverglasten Fenster rausgeheizt wird.
Die GEsamtsituation ist eben so, dass da ein anderer Luftaustausch stattfindet und somit die Raumluft schneller - sprich mit geringerem Heizaufwand - auf behaglicher Temperatur ist.

Wie mir scheint, ist die Unbehaglichkeit in deinem Apartement auf mehrere Faktoren zurück zuführen. Ich würds nicht nur an der Einfachverglasung festmachen.

Natürlich hat Dämmung auch Auswirkungen auf den Energieverbrauch. Das streitet niemand ab.
Aber nicht als einziger Faktor. Und schonmal garnicht in alten ( und neuen ) Fachwerkhäusern.
Du bist herzlich gerne eingeladen dir das am Objekt anzuschauen.
Ich hab mich hier auf den Unterschied Einfach - zu Isoverglasung bezogen.
Und da sieht es nach meiner Erfahrung schon anders aus.
Sollten wir aber vielleicht in einem anderen Thread mal ausdiskutieren.

noone 26.10.2006 10:52

ich hatte es ja auch wie du auf die Gesamtsituation Dämmung - keine Dämmung bezogen.

Wenn hier aber ARCHITEKTEN!!! sich auf den Standpunkt stellen, daß Dämmung und Wärmebrückenvermeidung nichts bringen (Zitat:"dafür ist das Raumklima besser, und trockene Luft heizt sich bekanntermaßen leichter auf als nasse")

DANN FRAGE ICH MICH EINFACH WOZU DIE GANZEN DINS ZUR VERMEIDUNG VON WÄRMEBRÜCKEN UND VOR ALLEM

WOZU DAS GANZE ARCHITEKTURSTUDIUM????


Hier werden ja ganz essentielle Erkenntnisse der letzten 100 Jahre Bauwesen und die komplette Lehre der Bauphysik an den deutschen Hochschulen in Frage gestellt............

FoVe 26.10.2006 11:06

@noone - siehst du das nicht etwas zu dogmatisch?
Ich kann mir nicht vorstellen, das es DIE einzige essentielle Erkenntnis der letzten hundert Jahre Bauphysik gibt.

Ich kann dir aber einige alte Fachwerkhäuser zeigen, die erst aufgrund der falschen - wenn auch nach gültiger Lehrmeinung nach richtigen - Dämmung Probleme haben. Angefangen von Durchfeuchtung der Ausfachungen bis hin zu hygroskopischen Feuchtigkeitseindringungen in Holzwerk im Bereich von Fensterleibungen.

Ich möchte aber diese Diskussion hier wieder auf ein normales Level bringen. Da ich selbst in diesem Thread etwas emotional geworden bin, bitte ich dafür um Nachsicht.
Laßt uns doch ganz sachlich und unpolemisch solche Themen diskutieren.

Gruß

Martin

Kieler 26.10.2006 11:15

Re: tja, auf welcher Seite fallen wir nun vom Pferd?
 
Hat sich doch gelohnt die Sache noch mal aufzuwärmen, hätte nicht gedacht,
dass die sache so viel Leidenschaft freisetzt ;)

Zitat:

Originally posted by FoVe
...

Ich habe mal ne Sendung über Wärmeschutzverglasung gesehen.
Dort wurde von einem Architekturprofessor aus Darmstadt die Rechnung aufgemacht, wie sich Wärmeschutzverglasung gegen Einfachverglasung verhält. Fazit war überraschenderweise , dass eine bessere Wärmeschutzverglasung keine Einsparung bedeutet, da durch anderes Lüftungsverhalten mehr Energie verbraucht wird. Zweitens war deutlich, dass durch Dampfsperren die Raumluft in modernisierten Räumen feuchter wird und dadurch mehr Heizenergie verbraucht wird. Trockene Luft heizt sich besser auf und man empfindet eine Temperatur von ca. 22° schon als angenehm warm, während feuchtere Luft erst ab etwa 24° als warm empfunden wird.
Die Schimmelbildung mal ganz aussen vor gelassen...

Fangen wir mal damit an. Ich mache jetzt etwas, das ich eigentlich nicht
gern mache, nämlich etwas kommentieren, was ich gar nicht gehört hab´,
also bitte ich es als Stellungnahme zu Martins Zitat zu verstehen.

Kaum ist einer Professor mit unaussprechlichen Namen bekannt durch Funk
und Fernsehen, muss er Theorien von zweifelhafter Aussage verbreiten.
Das darf nicht unkommentiert bleiben.
Wir brauchen nicht darüber zu diskutieren, dass Wärmeschutzverglasung
einen geringere Wärmeleitfähigkeit hat als Einfachverglasung, das zweifelt
wohl auch der Professor aus Darmstadt nicht an, es geht hier also nicht um
Transmissions-, sondern um Lüftungswärmeverluste. Ist eine
Wärmeschutzverglasung luftdichter als eine Einfachverglasung? Nein, ist
sie nicht, also wo flötet der Kessel, genau durch die Fugen.
Herr Professor versucht uns also mitzuteilen, dass durch die luftdichten
Fensteranschlüsse die Lüftungswärmeverluste steigen, weil der doofe
Benutzer nicht richtig lüften kann, früher mit der guten alten Fugenlüftung
war das ganz anders.
Wenn er das tatsächlich gesagt hat, dann werde ich mich sofort irgendwo
als Baukoprof bewerben :D

1. Fugenlüftung funktioniert nicht, hat nie funktioniert. Eine blower Door
Überprüfung simuliert Windstärke 5. Da kann man sich leicht vorstellen in
welchen Dimensionen sich die Luftwechselrate ändert wenn man
Windstärke null bzw. Sturm hat. Unkontrolliereter kann Lüftung nicht sein.
(Nachzulesen u.a. bei Feist)

2. Luftdichte Hülle und Wärmeschutzfenster sind keine neuzeitliche
Erfindung füreinander, denn die Forderung nach Luftdichtheit ist in der DIN
4108 seit 1969 festgeschrieben. Hier Nachzulesen:
http://www.luftdicht.de/geschichte/din4108aug1969.htm

Im Gegensatz zu heute wurden die Lüftungswärmeverluste über die Fugen
nicht romantisiert, sondern als Übel (Behaglichkeit, Wärmeverluste)
angesehen, dass es zu verhindern galt!
Was der Professor aus Darmstadt also bemängeln durfte und hoffentlich
auch hat ist, dass durch die 1969 eingeführte Forderung nach Luftdichtheit
(die bis heute nicht umgesetzt wird ;) ) durch den doofen Nutzer und sein
unkontrolliertes Verhalten durch falsche Lüftung mehr Wärme verloren geht
als vorher über die Fugenlüftung, ob man dabei Ein-, Zwei-, oder
Dreifachfenster offen lässt ist bis auf die verringerten Solareinträge nahezu
irrelevant!

Die Dummheit das Nutzers war aber auch schon lange bekannt, bevor die
erste Wärmeschutzverglasung auf den Markt kam.
So wird im RWE Handbuch (ich glaube von Ende der Achtziger, schau
zuhause noch mal nach) bereits geschrieben: "Fensterlüftung ist dejure
nicht verboten." Schon damals war also klar, dass man nur mit
kontrollierter Lüftung Herrn Pettenkofer und den Wärmeschutz effizient in
Einklang bringen konnte.

@noone: Mach bitte ein Foto

@Florian: muss man nur mal ein bisschen provozieren, dann kommen auch
Zahlen :)
Du sagtest Wallapampa, vom außereuropäischen Ausland war nicht die
Rede (8%) :D
Ich muss jetzt mal ein bisschen arbeiten, dann rechne ich noch mal was
vor...

Archimedes 26.10.2006 13:04

Zitat:

Originally posted by planmatsch
...neuer Beruf etabliert sich langsam im Saniererland: Der
Sanierungssanierer!

Und warum das alles? Weil es kein Konzept gibt und hier setzt doch das
ganze Energieberatungsgeschnickse an: Ein Konzept entwickeln!
Und wer ist dafür geradezu prädestiniert? Der Architekt A!
Deswegen bin ich schwer erstaunt, dass gerade aus dieser Ecke hier so viel
Widerstand kommt. Ist es weil sie den Kampf gegen die entwurfsfeindliche
Wärmebrückenvermeidung endgültig verloren sehen, weil sie keine Lust
haben sich schon wieder mit etwas Neuem zu beschäftigen, oder weil Sie
letztendlich doch nur von dem einen großen Museumsbau träumen, wo sie
mal richtig zeigen können, dass sie´s draufhaben?
Das würde mich echt mal interessieren!

Das Problem ist, dass viele Architekten nicht mehr Ahnung haben, wie die hier verpöhnten Stukkateure und Fensterbauer. Teilweise, so traurig es ist, sogar deutlich weniger als die Handwerker.

Viele Architekten klatschen auf ein Haus eine Thermofassade nach Schema X, erzählen dem Kunden was von Dreifach-verglasten-Fenstern und faseln irgendwas von Dampfsperre oder sogar "atmungsaktiven" Wänden. Das weckt beim Kunden Vertrauen und er glaubt sich in guten Händen. Fakt ist leider oft genug, dass kaum einer die komplexen und bauphysikalischen Vorgänge in einem Haus als Gesamtes begreift und entsprechend handelt. Viele drehen gerne an einer oder zwei Schrauben, vergessen aber das dann noch mind. 5 andere Schrauben nachjustiert werden müssen.
Wie der Arzt der ein gutes Medikament gegen die eine Krankheit verschreibt, welches aber gleichzeitig Nebenwirkungen hat und bislang unbekannte Krankheiten zu Tage fördert.

Die Bauschäden treten täglich ans Licht, auch mittlerweile schon bei Gebäuden, bei welchen nach ENEV 2002 gehandelt wurde.



Zitat:

Originally posted by Florian

Korrigiert mich, wenn ich mich verrechne:

Überlegung:

- Ich besitze ein 2-Parteien Haus, dass ich wäremedämmen lassen will und nehme wir an, dass ich das komplette Haus mit 20.000 EUR entsprechend Sanieren kann.


20.000 € für eine zeitgemässe Sanierung mit guter Wärmedämmung??

Selbst bei einem kleinen 2 Parteien-Haus dürfte der Betrag mind. doppelt so hoch liegen. Selbst, wenn man Synergieeffekte durch eine sowieso fällige Sanierung anführt. Man muss den Mehraufwand schliesslich mit dem vergleichen was es kosten würde das Haus in einen Zustand zu versetzen, der dem damaligen Neuzustand entspricht. Also sagen wir Massstab Jahrgang 1970 (30 cm Leichtbetonhohlblocksteine mit beiderseits Kalkzementputz, zwischen den Sparren 8 cm Mineralwolle, usw.)




Hier wurde ganz entsetzt geäussert, dass doch mancherorts tatsächlich noch monolithisch gebaut wird!
Daran ist doch überhaupt nichts schlimm, solange die Details (keine Wärmebrücken usw.) stimmen und man einen akzeptablen Wärmeschutz erreicht. Ich spreche bewusst nicht von Porenbeton, aber selbst mit 49 cm starken Wänden aus Hochlochziegel und mineralischen Verputzen kann man sehr gute raumklimatische Bedingungen und ausreichend wärmegedämmte Häuser auf zeitgemässem Niveau schaffen.

noone 26.10.2006 15:15

Zitat:

Hier wurde ganz entsetzt geäussert, dass doch mancherorts tatsächlich noch monolithisch gebaut wird!
Daran ist doch überhaupt nichts schlimm, solange die Details (keine Wärmebrücken usw.) stimmen und man einen akzeptablen Wärmeschutz erreicht. Ich spreche bewusst nicht von Porenbeton, aber selbst mit 49 cm starken Wänden aus Hochlochziegel und mineralischen Verputzen kann man sehr gute raumklimatische Bedingungen und ausreichend wärmegedämmte Häuser auf zeitgemässem Niveau schaffen.
ja und ich bestätige dies erneut, meine Aussage hat sich ganz speziell auf Frankreich bezogen, wo die Praxis Betonhohlblocksteine ohne Wärmedämmung gang und gebe ist.


Ganz abgesehen Davon hat jede Monolithische Wand Schwachstellen an den Fensteranschlüssen........

Kieler 26.10.2006 20:30

@Martin: den Kennste: http://www.bine.info/pdf/publikation/bi0700.pdf

Den wollte ich noch zum Thema: Behaglichkeit "Die Alten bauten besser"
bringen:

http://www.bnu.de/hesa/downloads/Dow...uchhaus1-3.pdf

Zitat:

Originally posted by Archimedes
Das Problem ist, dass viele Architekten nicht mehr Ahnung haben, wie
die hier verpöhnten Stukkateure und Fensterbauer. Teilweise, so traurig es
ist, sogar deutlich weniger als die Handwerker...

Das mag stimmen Archimedes, aber das ist natürlich kein Argument gegen
die (energetische) Sanierung von Gebäuden, sondern gegen das Bauen im
Allgemeinen, oder das nicht mehr ganz so goldene Handwerk, oder die
Ausbildung der Architekten, die im Studium in atemberaubender Zahl
Museumsbauten am Polarkreis entwerfen, aber nach dem Diplom auf die
Frage nach der DIN 4108 oder den Unterschied zwischen HOAI und VOB
verschämt zu Boden sehen. Das ist eine Schande und ein anderes Thema!

Zitat:

Originally posted by Archimedes
...
Die Bauschäden treten täglich ans Licht, auch mittlerweile schon bei Gebäuden, bei welchen nach ENEV 2002 gehandelt wurde.
...

Genau Ausführungs- und Planungsfehler, die ENEV trägt da keine Schuld
(siehe oben)

Zitat:

Originally posted by Archimedes
...
Hier wurde ganz entsetzt geäussert, dass doch mancherorts tatsächlich
noch monolithisch gebaut wird!
Daran ist doch überhaupt nichts schlimm, solange die Details (keine
Wärmebrücken usw.) stimmen und man einen akzeptablen Wärmeschutz
erreicht. Ich spreche bewusst nicht von Porenbeton, aber selbst mit 49 cm
starken Wänden aus Hochlochziegel und mineralischen Verputzen kann
man sehr gute raumklimatische Bedingungen und ausreichend
wärmegedämmte Häuser auf zeitgemässem Niveau schaffen.

Die entsprechen aber dann nur Deiner Definition von zeitgemäßen
Niveau.
Jedes Haus ist heute problemlos in KFW 40 Standard herstellbar, alles
andere würde ich nicht akzeptieren.
Ein Gebäude in dem alle Wandoberflächen und die Luft beinahe gleiche
Temperatur haben ist ein Behaglichkeitsparadies. Die Ausgestaltung des
Raumklimas liegt dann in Deiner Hand.
Wäre ich ein Bauherr, der heute ein Haus mit Außenwand U-Werten von
0,4-0,5 bekäme (was dann so haarscharf ENEV Standard erfüllen könnte),
fühlte ich mich spätestens in ein paar Jahren betrogen, da schon jetzt
vorhersehbar ist wohin die Reise geht, und Weitsicht ist doch eigentlich
Deine Stärke wenn ich mich da an die Dampfbremsengeschichte im
nichtausgebauten Dachgeschoss erinnere.
Es ist ein Irrtum Dämmstandards für Bauschäden und schlechtes
Raumklima verantwortlich zu machen. Verantwortlich ist die falsche
Planung!
Dabei ist es eigentlich gar nicht so schwer, nur lassen sich viele Planer in
Ermangelung bauphysikalischer Kenntnisse von den Baustoffherstellern zu
Superlösungen verführen, die auch funktionieren können, aber leider nun
mal gerade nicht in diesem Fall.

@Florian:
Also ich kenne Deine Rahmenbedingungen nicht, daher mal ein kurzes
Beispiel zum Weiterrechnen von mir.
Morgen werde ich das Gutachten den "Beratungsempfängern" vorlegen
und da freue ich mich jetzt schon drauf, weil die sich ganz doll freuen
werden :)
Haus von Anfang 70, monolitische Kalksandsteinwände 30-36,5 cm (U-Wert
zwischen 1,8 und 2,1), selbst bei voller Beheizung im Winter keine Chance
die 18°C Marke zu knacken. Beim Besuch des Hauses letzten Monat
fröstelte mich im Wohnzimmer wie vor einer Kühlschranktür (Strahlung).
Die berechnete Oberflächentemperatur bei minus 10°C und 20°C innen lag
bei 12°C!
Gemessener Verbrauch und zufälligerweise berechneter Bedarf ca. 6500l Öl
(z.Zt. ca.3900€) für ein 160 m² Haus, das ist doch mal ´ne Zahl.
Die Heizung ist 25 Jahre alt, ist also eh überfällig (es gibt aber immer
sowieso Maßnahmen, irgendwas ist immer fällig).

Bei Vollsanierung (ca. 60.000€ inkl. Pelletheizung und Solarthermie) bleiben
3500 kg Pellets (z.Z. ca. 700€) über.
Wir haben also eine reine Brennstoffkosteneinsparung von 3200€ im Jahr.
Der Pimärenergiebedarf ist von 445 auf 38 kWh/m²a gesunken (entspr.
130,0 KG CO2/M²A), da HT´ etwas zu hoch ist, ist es nur ein KfW60 Haus,
vom Primärenergiebedarf wär´es ein KfW40, auf jeden Fall ist es ein
Niedrigenergiehaus im Bestand, Tilgungszuschuss z.Z. 5% auf 50.000,
Zinsen: derzeit 2,78% eff. bei 20 Jahren Laufzeit, 100% Auszahlung,
Stand: 20.10.2006.
So und nun rechnest Du mal allein aus, dass die Annuität weit weniger ist
als die Brennstoffkosteneinsparung und das, obwohl die neue Heizung
mitfinanziert wär´, obwohl Sie sowieso fällig ist, die
Brennstoffkostensteigerung noch gar nicht eingerechnet wurde und der
Tilgungszuschuss und Fördermaßnahmen für regenerative Energien sowie
eventuelle Eigenleistungen unberücksichtigt bleiben.
Fazit: Die Leute werden morgen von mir hören, dass in Zukunft Ihre
monatliche Belastung sinkt, sich die Behaglichkeit enorm verbessert, sie
regenerativ heizen werden und der Wert Ihrer Immobilie enorm steigt.
Nebenbei, die 347€ inkl. MWSt (522-175 Zuschuss) habe ich locker wieder
für sie eingespielt.
Nun haben wir also herausgefunden, dass es sich lohnt, wer daraus
welche Bauschäden produziert ist eine andere Geschichte :D

Natürlich Florian wird es immer Beispiele geben, wo es sich nicht lohnt,
aber um das herauszufinden benötigt man eben eine Untersuchung.

So und nun noch eine kleine Lektüre zum Abschluss, um mal gegen so viele
Vorurteile anzuschreiben, bitte auch besonders den letzten Teil zu Foster
und Komplizen (da gibt´s bei Bedarf noch einen ausführlicheren Artikel)

http://www.impulsprogramm.de/downloa...aglichkeit.pdf

Tschüß
Euer Ilja

Archimedes 26.10.2006 21:15

Zitat:

Originally posted by planmatsch
Die entsprechen aber dann nur Deiner Definition von zeitgemäßen
Niveau.

Nein, planmatsch. Die Ziegelbauten entsprechen eigentlich nicht meiner Philosophie von zeitgemäßem Niveau. Aber ich interessiere mich schon dafür.

Diese Bauweise verwendet ein Architekt, der gleichzeitig Bauträger ist, ganz in meiner Nähe.

Er hat in den letzten 30 Jahren so ca. 300 Häuser gebaut. Hat auch schon Niedrigenergiehäuser und Passivhäuser realisiert und war jahrelang einer von der Sorte, denen es nie genug Dämmung sein konnte.

Seit ca. 5 Jahren baut er nur noch monolithisch mit Hochlochzeigel und ohne jegliche Thermofassade. Er hat viel ausprobiert, viele Erkenntnisse gewonnen, viele Mängel erkannt und hat sich davon abgekehrt.




Übrigens noone:
Die Schwachstellen an den Fenstern gibt es auch bei den normalen Thermofassaden. Bei Hochlochziegeln mauert man Anschläge in den Laibungen, dadurch sind die Schwachstellen gegenüber den sonstigen Wänden sehr gering. Das Fenster selbst ist die grössere Schwachstelle.


Genauso ein anderer Bekannter von mir. Ebenfalls Architekt. Er plant und baut mit seinem Büro seit mehr als 10 Jahren Passivhäuser. Also lange vor ENEV 02 und Verlockungen durch die KFW40 + 60-Finanzierungen. Das Büro war ein Vorreiter in Sachen Passivhaus und die Häuser "funktionieren", abgesehen von üblichen Kleinigkeiten, alle, auch heute noch.
Er war immer absoluter Verfechter dieser Art zu bauen. Vor wenigen Wochen habe ich mit ihm länger unterhalten und dabei hat er mir klar gesagt, dass selbst kein Passivhaus besitzen möchte und nicht darin wohnen wolle.


Deswegen ist mir Deine Faszination vom Wärmedämmen nicht unbekannt.


Was ich damit sagen möchte ist: Das ich schon einige Leute erlebt habe, die eine Zeit lang gedacht haben sie hätten mit einer tollen Wärmedämmung das "Ei des Kolumbus" gefunden und ein Allheilmittel für das moderne Wohnhaus gefunden. Einige dieser Leute haben sich aber nach gewonnen Erfahrungen und längerer Praxis dem Thema sehr kritisch gegenüber gestellt und haben sich für eine andere Art des Bauens entschieden. Die Gründe mögen verschieden sein, aber ich möchte nicht dem "blinden" Dämmstoffwahn verfallen, sondern versuche ihn sinnvoll und in Massen einzusetzen.

Ich baue zur Zeit ein KFW-60-Haus, sicher wäre auch KFW-40 oder ein Passivhaus-Standard möglich gewesen, aber um welchen Preis?
Ich denke ein vernünftiger Standard wird so erreicht und ich habe noch ein Haus, welches ich benutzen kann ohne irgendwelche Einschränkungen (disziplinierte Lüftung von Hand/ Benutzung (bloß kein Fenster über Nacht aufstehen lassen), schlechterer Schallschutz durch Styroporfassaden, noch dickere Wände die noch mehr Grundstück fressen, eine brandlastige Fassade, noch weichere Fassaden in die sich jeder Fahrradlenker bohrt, etc.) in Kauf nehmen zu müssen.
Generell KFW-40 zu fordern halte ich für überzogen und für Pauschal-Idealismus, denn zum Komfort gehören bei einem Haus noch andere Dinge, die auch erstmal aus der Bauherrenkasse bezahlt werden müssen.
Schön wenn man einen Wahnsinns-Dämmwert erreicht, aber sich in den ersten Jahren keine Küche mehr leisten kann.
Die zweiten 20 cm Dämmung bringen nie soviel Ertrag, wie die ersten 20 cm. Aber dafür ganz andere Probleme was die Dynamik der Fassade bei thermischen Belastungen und deren Befestigung angeht.

Ich verwende einen mineralischen Dämmstoff mit 0,035 W/(mk) von 20 cm Stärke auf den gemauerten 24 cm Außenwänden, dämme den Keller allseitig mit einer Perimeterdämmung (Styrodur) und erstelle das Dachgeschoss komplett in Holzständerwerk, welches ich mit 22 cm Zellulose ausblase und diffusionsoffen gestalte. Geheizt wird durch eine Erdwärmepumpe über den Fussboden und dazu kommt eine Lüftungsanlage mit einem Gegenstrom-Kanalwärmetauscher und Erdkollektor, der auch das Kühlen im Sommer ermöglicht.
Die Wände werden nicht mit dem üblichen Gipsputz "versiegelt", sondern mit altbekanntem Kalkputz verputzt, der raumfeuchteregulierend wirkt.
Die Fensterflächen sind "optimal" angeordnet um grosse solare Erträge einzufahren und andererseits den Wärmeabfluss gering zu halten.
Trotz einer, in meinen Augen, sehr gut gedämmten Hülle, kann ich noch einen Ofen einbauen und brauche nicht zu fürchten, daß ich mein Gebäude sofort überhitze, wie es bei Passivhäusern schnell der Fall wäre.
Ein deutlich bessere Dämmung würde mir im Jahr vermutlich ca. 50-100 € an Strom sparen, den ich weniger zum Betrieb meiner Wärmepumpe und der Lüftungsanlage bräuchte. Dafür erfreue ich mich im Winter ab und zu an einer lodernden Flamme im Ofen. So what?

Sicher nur ein Beispiel, aber in meinen Augen nach heutigem Stand sinnvoll und noch bezahlbar. Wenn es in 20 Jahren neuere Erkenntnisse gibt, kann ich mein Haus immernoch sanieren lassen.

:D

Kieler 26.10.2006 21:39

das, was Du da beschreibst ist exakt das, was ich meinte und ich kann mir gar
nicht vorstellen, warum das kein KfW40 ist.
Die Definition ist auch egal, und ich glaube wir ziehen am selben Strang.
Nun könnten wir, wenn wir kleinlich wären, noch über solche Sätze streiten:
Zitat:

Ein deutlich bessere Dämmung würde mir im Jahr vermutlich ca. 50 €
an Strom sparen, den ich weniger zum Betrieb meiner Wärmepumpe und der
Lüftungsanlage bräuchte. SO what?
weil mehr Dämmung eventuell zum Verzicht auf die Wärmepumpe führen
könnte, aber das wäre Korinthenka***
Ich würde mir nämlich wohl euch kein Haus ohne aktives Heizsystem bauen,
aber das ist auch egal.

Ich kämpfe einzig und allein gegen die pauschale Verurteilung der Dämmung,
und so Schreckgespenster wie "Dämmwahn" durch die Burg zu jagen halte ich
für ganz unangebracht.
Ich würde auch keinen schönen norddeutschen Backsteinbau von
außen dämmen, trotzdem gibt es Potenziale, die man finden und entwickeln
muss, für nicht mehr und nicht weniger plädiere ich!

Archimedes 26.10.2006 21:43

OK. Alles klar.

Ich wollte nur noch einmal darauf hinweisen, dass ich der Sache geteilt gegenüber stehe, gerade weil mir viele Leute bekannt sind, die aus eigenen Erfahrungen den Dämmstoffgeschichten kritisch gegenüber stehen.

Wir sind jetzt auch schon ein Stück vom Thema weggekommen, denn ich sprach schon von Neubauten, während es ja hauptsächlich um Sanierung ging.


Übrigens das besagte Haus ist rechnerisch ein KFW-59-Haus. Hat in diesem Fall mit dem etwas ungünstigen A/V-Verhältnis und sehr grossen Fensterflächen zu tun, welche "nur" zweifach verglast sind.

Kieler 26.10.2006 21:54

so nun hör´ mal auf andauernd zu ändern, hattest Du das nicht neulich erst
bemängelt :D

Die Missverständnisse sind auch deswegen zustande gekommen, weil
meine ellenlangen Texte nicht gerade zum schnellen Genuss
zwischendurch taugen.
Daher habe ich Dir noch mal ein paar Zitate von mir rauskopiert, damit ein
für alle mal Ruhe ist, im Schiff :D
Das wär jetzt der Punkt für ein gemeinsames Pils ;)

„Du beschränkst, wie so viele Andere, die Sanierung auf die
Dämmaßnahme.
Dieser Irrtum führt leider in der Praxis zu viel Murks.“

„Es ist auch nicht Sinn und Zweck irgendeinem Dämmwahn zu verfallen,
sondern ein Konzept zu erstellen, ...“

„Der Maler sagt, logo WDVS und Du bist Deine Sorgen los, dann kommt
noch irgendeine dubiose Zahl wie: "Spart 12l Öl pro quadrathektozoll
Styropor" zack, das überzeugt!“

„Und warum das alles? Weil es kein Konzept gibt und hier setzt doch das
ganze Energieberatungsgeschnickse an: Ein Konzept entwickeln!“


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