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Archimedes 28.12.2011 13:53

Neverending Baukosten - Wer kann das erklären?
 
Problem-Baustelle Elbphilharmonie: Frust hoch sieben in Hamburg - SPIEGEL ONLINE - Nachrichten - Kultur

Die Kosten der Elbphilharmonie vervielfachen sich. Hinzukommt eine deutlich verspätete Fertigstellung. Bei Stuttgart 21 sieht es auch vor dem eigentlichen Baubeginn schon nach erheblichen Kostensteigerungen aus.
Zahlreiche andere Großprojekte sind mit dem x-fachen der ursprünglich genannten Kosten abgerechnet worden. Kostenverdopplung ist eine harmlose Dimension geworden. Verdreifachung oder Vervierfachung keine Seltenheit. Fast immer gehen solche Kostensteigerungen direkt oder indirekt zu Lasten der Steuerzahler bzw. Verbraucher.
Wer zieht die Beteiligten (Politiker, Auftraggeber, Architekten, Bauunternehmen) für solche Fehlkalkulationen tatsächlich zur Rechenschaft?

Ich darf mir bei meinen Projekten keine Kostenüberschreitung von mehr als 15% zur Kostenberechnung erlauben, sonst jagt man mich (zu Recht) zum Teufel.
Bei Großprojekten scheinen Kostenüberschreitungen von 100-150 % heute schon salonfähig zu sein und auch größere Überschreitungen werden zähneknirschend gebilligt.
Termintreue scheint ebenfalls ein Fremdwort geworden zu sein. Von uns verlangt man heute, dass wir vor Baubeginn einen definitiven Fertigstellungstermin nennen, damit die angemieteten Einheiten rechtzeitig gekündigt werden können.

Ist hier nicht oftmals ein gewisses Stillschweigen von Politik bzw. Entscheidungsträgern und Architekten zu vermuten. Also, man weiß schon lange vorher, dass das Projekt z.B. 500 Mio. Euro kosten wird und es 10 Jahre brauchen wird, aber es lassen sich halt nur 150 Mio. Euro und 5 Jahre Bauzeit dem Bürger und den beteiligten Gremien nahebringen, damit diese zustimmen und mitmachen. Ist dann die Sache am Rollen und sind die Aufträge erteilt, gibt man "scheibchenweise" die Mehrkosten und Verspätungen bekannt.
Wenn das so läuft, muss man sich fragen, wie seriös die beteiligten Architekten sind. Das auf politischer Ebene mit Halbwahrheiten gearbeitet wird, ist bekannt und wird quasi akzeptiert, aber was darf man von den Architekten halten?
Denn entweder haben sie miserabel gerechnet oder etwas bewußt verschwiegen. Den einen oder anderen Schuh müssen sie sich anziehen.

personal cheese 28.12.2011 15:07

AW: Neverending Baukosten - Wer kann das erklären?
 
Meiner Meinung sind die Kosten bei Großprojekten so eine Sache.

Diese Bauten sind meist mehr als kleine Bauvorhaben Unikate. Das heißt das es insbesondere für die frühen Projektphasen keine Erfahrungswerte aus abgeschlossenen ähnlichen Bauten gibt. Viele Details sind Sonderlösungen und für den Planer nur schwer kostenmäßig zu bewerten. Allerdings werden dem Planer bereits früh erste Kostenaussagen abgenötigt, die dann erst mal so dastehen.

Archiologe 28.12.2011 15:49

AW: Neverending Baukosten - Wer kann das erklären?
 
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Diese Zeichnung erklärt wohl einiges...:D

Archimedes 28.12.2011 17:48

AW: Neverending Baukosten - Wer kann das erklären?
 
Zitat:

Zitat von personal cheese (Beitrag 45715)
Diese Bauten sind meist mehr als kleine Bauvorhaben Unikate. Das heißt das es insbesondere für die frühen Projektphasen keine Erfahrungswerte aus abgeschlossenen ähnlichen Bauten gibt. Viele Details sind Sonderlösungen und für den Planer nur schwer kostenmäßig zu bewerten.

Das sehe ich ein. Wenn neue Materialien oder Details angewendet werden, rechtfertigt das sicherlich eine gewisse Schwankungsbreite, aber keine Spannen von mehreren 100%. Komischerweise wirken die Schwankungen sich immer nach oben und nie nach unten aus (oder hab ich da mal was verpaßt?). Jeder weiß doch, dass zu einer ordentlichen Kostenschätzung auch der Punkt "Unvorhergesehenes" gehört. Dieser muß bei großen Unsicherheiten halt exterm hoch ausfallen.
Bei solchen Größenordnungen von Baukosten und damitverbundenen Honoraren stehen den beteiligten Büros auch ganz andere Möglichkeiten (Kostenstudien, Voruntersuchungen, Musterbaukörper...) zur Verfügung als Büros mit kleineren Projekten und bescheidenen Honoraren.
Irgendwo muß man den Architekten auch daran erinnern, dass er, neben Förderung der Baukultur und innovativen Entwicklungen, auch eine große Verantwortung für Kosten und Termine hat, egal wie groß das Projekt ist. Wer nicht in der Lage ist Kosten und Machbarkeit im Vorfeld ausreichend sicher ermitteln zu können, der sollte die Finger von gewissen Bauweisen und experimentellen Dingen lassen, zumindest dann wenn ein Kostenrahmen annähernd eingehalten werden soll und es um öffentliche Gelder geht. Innovation oder Wettbewerbsknaller hin oder her, aber die Narrenfreiheit ist irgendwo zu begrenzen.

Archimedes 28.12.2011 17:49

AW: Neverending Baukosten - Wer kann das erklären?
 
Zitat:

Zitat von Archiologe (Beitrag 45717)
Diese Zeichnung erklärt wohl einiges...:D

:D :D
Sehr treffend, aber zum Thema mehrfache Baukostenüberschreitung noch verharmlosend.

Tidals 29.12.2011 01:49

AW: Neverending Baukosten - Wer kann das erklären?
 
die verantwortung muss man halt auch tragen wollen...
Zitat:

De Meuron: Wir sind als Architekten sehr sichtbar in der Öffentlichkeit und tragen viel Verantwortung für die von uns gestaltete Umwelt. Diese Verantwortung können wir vor allem auf unserem Kerngebiet übernehmen, der stadträumlichen und architektonischen Ausformulierung eines Raumprogramms. Verantwortung für Kosten und Termine im streng rechtlichen Sinne können wir aber nicht übernehmen, weil dies ein ganz anderer Kompetenzbereich ist
DER SPIEGEL*49/2008 - Angeschlagenes Vertrauen

schon eine krasse aussage. das sollte sich mal jemand trauen zu sagen in nem bauherrengespräch :D

Archimedes 29.12.2011 10:38

AW: Neverending Baukosten - Wer kann das erklären?
 
Danke für den Link. Das kannte ich noch nicht.

Krasse Aussagen:

Zitat:

Zitat von Tidals (Beitrag 45723)
De Meuron: Verantwortung für Kosten und Termine im streng rechtlichen Sinne können wir aber nicht übernehmen, weil dies ein ganz anderer Kompetenzbereich ist

Na klar, dass machen ja die anderen "im streng rechtlichen Sinne"?!
Zumindest die HOAI und die meisten Gerichte sehen die Verantwortung für die Kosten schon beim Architekten....aber HDM kann es sich wahrscheinlich erlauben so weiterzumachen, wie es früher im Studium gelaufen ist:
Entwurf klasse, Kosten und Machbarkeit absolut drittrangig.

Hier noch was aus dem Interview:

De Meuron: Architektur ist eines der wichtigsten Ausdrucksmittel unserer Geschichte und Kultur. Die Vertrauenswürdigkeit von Architekten ist aber leider schon lange angeschlagen. Es ist in mehrfacher Hinsicht schädlich, wenn Kosten aus dem Ruder laufen, nicht bloß, weil die Bauherrschaft stärker belastet wird, sondern auch weil Architektur insgesamt als Teil unserer Kultur in Frage gestellt wird

Er drückt sich noch sehr zurückhaltend aus, wenn er sagt "die Kosten laufen aus dem Ruder". Die Bauherrschaft bzw. der Sponsor ist die Öffentlichkeit. Wenn so verschwenderisch mit öffentlichen Mitteln umgegangen wird, dann schadet das allen Architekten im Ansehen. Quasi jeder Schlüsselfertig-Anbieter baut heute zum Festpreis (natürlich keine Elbphilharmonie)...aber wie soll man in Zukunft dem Bauherrn erklären, dass er sich auf ein finanzielles Abenteuer mit einem Architekten einlassen soll??
Er hat natürlich recht, dass Architektur ein wichtiges kulturelles Ausdrucksmittel ist, aber die Zeiten als man 10.000 Zwangsarbeiter zum Bau von Pyramiden verdonnern konnte, sind vorbei. Oder geht das in der Schweiz noch? :D

Archiologe 29.12.2011 11:05

AW: Neverending Baukosten - Wer kann das erklären?
 
Zitat:

Zitat von Archimedes (Beitrag 45719)
:D :D
Sehr treffend, aber zum Thema mehrfache Baukostenüberschreitung noch verharmlosend.


Ich weiß... aber es mußte einfach mal raus! :)

Blumenschein 29.12.2011 17:03

AW: Neverending Baukosten - Wer kann das erklären?
 
Beliebt ist auch immer der Ausspruch:

"In X Jahren wird kein Mensch mehr nach den Kosten fragen..."

Hinzu kommt, dass die Architektenausbildung eine kostengerechte Planung nicht vermittelt.

Hat irgendjemand im Studium die Kosten mal nachweisen müssen? Wurde irgendwann mal eine gute Idee oder ähnliches Kostenmäßig in Frage gestellt.

Spielen die Baukosten im öffentlichen Wettberwerben eine übergeordnete Rolle?

Hier noch ein weiteres schönes Beispiel:


Gruß
--
Blumenschein

Archimedes 29.12.2011 18:06

AW: Neverending Baukosten - Wer kann das erklären?
 
Zitat:

Zitat von Blumenschein (Beitrag 45726)
Beliebt ist auch immer der Ausspruch:

"In X Jahren wird kein Mensch mehr nach den Kosten fragen..."

Leider stimmt dieser Ausspruch und wir alle erfreuen uns in einigen Jahren ohne große Reue an hervoragenden und innovativsten Bauwerken.
Nur nimmt das aus meiner Sicht nicht die Last und die Verantwortung von Architekten und Entscheidungsträgern.
Kaum einer fragt Jahre nach der Fertigstellung von Prestigebauten noch nach den Gesamtkosten, auch wenn hier möglicherweise noch jahrzentelang Kredite zu bedienen sind, aber alle ärgern sich über stetig steigende Neuverschuldung bei Bund, Ländern und Kommunen, damit einhergehende Steuererhöhungen und z.B. banale Dinge, wie darüber, dass es nicht genügend Grippenplätze für Unter-Dreijährige gibt...

Sicherlich könnten in Hamburg mehrere Jahre tausende Kinder besser betreut und unterrichtet werden, wenn es ein weniger oppulentes Baudenkmal im Hafenviertel getan hätte. Mit einzusparenden 300-400 Millionen Euro könnte man sicher einiges "sinnvolleres" für Hamburg tun und hätte dennoch eine neue Elbphilharmonie bekommen können.

Oder muß man uns Architekten nur die Chance geben und wir hauen gnadenlos auf den Putz, auch wenn's am Bedarf vorbeigeht? :D

LaHood 10.01.2012 07:52

AW: Neverending Baukosten - Wer kann das erklären?
 
Ich kann mich bei dem Bauprojekt auch an einen Artikel erinnern, indem HdM den Bauherren darauf hingewiesen hat das bestimmte Punkte später zu Problemem führen werden. Dies wurde wohl von Bauherrenseite übergangen. Ich möchte dabei weder HdM noch andere aus unserem Berufsstand per se in Schutz nehmen, aber es scheint doch so zu sein das bei Prestigeprojekten die Beteiligten alle Augen zudrücken wollen. Die Einen sehen die Dollarzeichen in ihren Augen, zu Recht, ist ja am Ende doch ein goldenes Kalb welches geschlachtet wird, und die Anderen sehen sich beweihräuchert, dass Sie es waren die dieses Wahrzeichen an Mehrwert unserem kulturellen Erbe hinzugefügt haben.

Oft scheint es so das es den Bauherren / Politikern eher um die Profilierung geht dieses Projekt durchgedrückt zu haben als um realistische Ansätze. Es scheint ja auch niemand wirklich dafür gerade zu stehen hinterher von den ursprünglich Beteiligten. Vorraussichtlich wird es ein jahrelanger Rechtsstreit zwischen den ausführenden Firmen geben und dem Bauherren / Architekten. Was kommt am Ende raus, wer bezahlt die ganze Geschichte? Die Verantwortlichen wahrscheinlich nicht. Es kommt mir auch so vor das bei solchen Mammutprojekten mit 60% Gesamtplanung angefangen wird zu bauen, nach dem Motto, wird schon werden. Tut es am Ende ja auch, aber mit den nun salonfähig gewordenen Mehrkosten dann halt. Weil heutzutage lieber vor der Baurealisierung Zeit gespart wird, mit dem Effekt das hinterher nichts passt und die Nachträge ins Haus trudeln.

Grüße
LH

Robi 11.01.2012 20:52

AW: Neverending Baukosten - Wer kann das erklären?
 
Möchte euch recht geben - irgendetwas stimmt dabei nicht.

Das Büro für das ich tätig bin arbeitet ausschließlich für kleine Komunen - da ist oft jeder Nachtrag (egal warum es dazu kommt) ein Kampf. Das führt soweit das man in den seltesten Fällen "Architektur" machen kann, da jede Entscheidung ausschließlich an den Kosten festgemacht wird.
Wenn dann doch mal in dem ein oder anderen Gewerk Kosten überschritten werden ist nicht selten das Rechnungsprüfungsamt dabei die Gründe peinlichst genau zu untersuchen um evtl. die Mehrkosten irgendwie wieder einzuspielen...
Aus diesem Grund versuchen wir fast immer bei den Kostenermittlungen eine Stufe tiefer zu gehen als erforderlich wäre - daher passt es bei unseren Projekten meistens oder wir schaffen es (aufgrund der eingeplanten Sicherheiten) die Kosten zu unterschreiten. Gelobt wird man dafür allerdings nie... :-(

Was ich allerdings nicht nachvollziehen kann ist warum man bei den Großprojekten das allerdings selten hin bekommt - ist doch oft nur mehr Masse die Ermittelt werden muss. Wenn man es bauen kann sollte man es auch (mit den normalen, akzeptablen Abweichungen) berechnen können.

Grüße
Robi

Lang 16.01.2012 13:48

AW: Neverending Baukosten - Wer kann das erklären?
 
Ich glaube mittlerweile dass es hierbei, zumindest teilweise, um politisches Kalkül handelt.

Wenn mann dass Beispiel der Elbphilharmonie genauer betrachtet:

Am Anfang standen eine gerenderte Perspektive, und ich glaube ca 80 mio. Euro Baukosten im Raum.

Sind wir Dochmal ehrlich:
Wenn man sich diese Perspektive anschaut, ist doch jedem, der halbwegs mit der Materie vertraut ist klar, dass die genannte Summe bei den vorgegebenen Bedingung ( Bauen auf einem Bestandsgebäude der Nachkriegszeit, in einem Hochwassergebiet, Prestigebau, etc...) nicht auskömmlich sein kann.

Würde man von Anfang an sagen:
Wir bauen eine neue Philharmonie, die Kosten belaufen sich Vorraussichtlich auf 300 mio Euro, würde dass ganze nie gebaut werden, DIe Oppositionn würde Aufschreien (Stichwort Geld besser für ... ausgeben) und man könnte als politisch Verantwortlicher spätestens bei der nächsten Wahl seinen Hut nehmen.

Solche Bauten sind jedoch meistens Politisch gewollt.
Also stellt man sich hin (so ist zumindest meine Theorie) und lügt sich selbst ein wenig in die Tasche:
Es Werden Kosten publiziert, von denen alle Beteiligten wissen, dass sie nicht realistisch sind. Wenn die ganze Sache allerdings erstmal angeschoben wurde, sprich gebaut wird, will sich niemand mehr die Blöße geben, und den Bau aus finanziellen Gründen Stoppen, da dies der öffentlichkeit gegenüber als ein EIngeständniss der eigenen Unfähigkeit wäre.

Potentielle Schuldige gibts ja genug (Baufirmen, Architekten, Ingenieure, der Markt an sich, unfähige Behörden, mangelnde Kommunikation, Änderungswünsche während der Bauzeit, ...)
Dazu kommt noch die Problematik mit der Vergabepraxis der öffentlichen Hand, Aufträge in er Regel an den billigsten Bieter zu vergeben.(Der dann oft genug unter Preis kalkuliert, und sich seinen Gewinn über Nachträge reinholt), und die tatsache dass auf Seiten der bauherren oft Mitarbeiter mit der Projektsteuerung beauftragt werden, die fachlich einfach überfordert sind.

Und schwupps haben wir eine Kostenüberschreitung von 100% und mehr, und alle Beteiligten kratzen sich am Kopf und fragen sich wie dass wohl passieren konnte.Der Spiegel nörgelt, die Opposition schreit rum, und die Verantwortlichen in der Politik sagen: "Hätten wir dass am Anfang gewusst..."

P.S.: Ich will nicht Sagen dass die Planer an einer Kostenexplosion immer unschuldig sind, aber aus meiner Erfahrung sind Kostensteigerungen zu ca. 80 % hausgemacht.

Archimedes 16.01.2012 16:05

AW: Neverending Baukosten - Wer kann das erklären?
 
Zitat:

Zitat von Lang (Beitrag 45868)
P.S.: Ich will nicht Sagen dass die Planer an einer Kostenexplosion immer unschuldig sind, aber aus meiner Erfahrung sind Kostensteigerungen zu ca. 80 % hausgemacht.

Aber darf man als Architekt wider besseres Wissen den Mund halten und wegschauen?

Oder bückt man sich, weil es sonst ein Kollege tut?

Lang 16.01.2012 16:48

AW: Neverending Baukosten - Wer kann das erklären?
 
Zitat:

Aber darf man als Architekt wider besseres Wissen den Mund halten und wegschauen?

Oder bückt man sich, weil es sonst ein Kollege tut?

Das m.E. nach ist nicht die Frage.
Ich hab es schon erlebt, dass man selbst wenn man auf "Kostenfallen" im Vorfeld hinweist (im Konkreten Fall waren es Brandschutzmaßnahmen die bei einer Sanierung erforderlich wurden) angegangen wird, mann solle gefälligst nicht so schwarz malen, und wenn die Kosten später explodieren werde man schon eine Lösung finden.
Ich habe mit dieser Situation auch kein Problem, sofern sich hinterher alle an ihre Aussagen erinnern und weiterhin an einem Strang ziehen.
(Was im genannten Beispiel auch der Fall war)
Ärgerlich finde ich halt nur, dass durch das die in meinem 1. Post beschriebene Verhalten unser ganzer Berufsstand in Mitleidenschaft gezogen wird, da die Ursachen für einen Kostensteigerung nicht entsprechend nach aussen transportiert werden.
Für die Öffentlichkeit ist der Schuldige halt meistens der Architekt. Und der wird in der Regel den Teufel tun, den Bauherren "anzuschwärzen",man will ja schließlich wieder mit Ihm Bauen.(Herr de Meuron ist hier eine rühmliche Ausnahme, aber er kanns sich Wahrscheinlich auch auch leisten)

Stichwort Bauträger / Schlüsselfertig zum Festpreis: Was hier beworben wird entspricht doch auch leider oft nicht der Realität.
Sobald der Erwerber Wünsche hat, die über das im Vertrag beschrieben Maß hinausgehen, lässt sich der Bauträger diese nur allzuoft überdurchschnittlich gut bezahlen.
Oder den Käufern ist nicht klar, dass was Schlüsselfertig bedeutet, und was sie an Leistung im Zweifelsfall noch zusätzlich erbringen müssen.
Ich glaube zumindest, dass sich im EFH Bereich keinen nennenswerten Unterschied zw. Bauen mit einem Architekten und Bauen mit einem (seriösen) Bauträger gibt.

Und mal ehrlich: dass Ein Gebäude wie die Elbphilharmonie zu einem "Festpreis" gebaut wird, wie Hochtief und die Stadt Hamburg vereinbahrt haben, ist doch Blanker Hohn. (und jeder weiß das)
Die, Normen, BKI, und die ganze Kostenberechnung wie sie gem. DIN 277 (?) vorgeschrieben werden, sind halt sehr theoretische Gebilde die in ihrer reinform kaum durchzuhalten sind, und aus verschiedensten Gründen an der Praxis scheitern.

nur ein Beispiel:
wenn man im vergangenen jahr eine Kostenschätzunh nach BKI / Erfahrungswerten erstellt hat konnte man diese nach Submission der Angebote in die Tonne kloppen. Die Preise lagen durchschnittlich 25% über dem BKI.
Warum? Die Unternehmer wussten, das die öffentliche Hand Ihre KP2 Maßnahmen bis Ende 2011 verausgaben mussten. Was da zum Teil an Preisen
gemacht wurde grenzt an Wucher.
Kann manns ihnen verübeln? Nein. In "normalen Zeiten werden die Unternehmer doch oft genug von öffentlichen AG´s gedrückt
(Stichwort "der billigste kriegts")
Ich will hier jetzt keine Lanze für HOCHTIEF, Bilfinger und co. brechen, wir bewegen uns da halt in einem dreckigen Geschäft, und die wissen auch wie man´s spielt.

...ein Gebäude wie die Elbphilharmonie in Kostengruppen gem. BKI oder was auch immer in dieser Liga benutzt wird einzuordnen halte ich für fast unmöglich (und wie in meinem 1. Post beschrieben auch für nicht gewünscht)

Und ja, man bückt sich, weils sonst ein Kollege tut.
Die Frage ist nur, wie tief? ;)

Lang 16.01.2012 17:09

AW: Neverending Baukosten - Wer kann das erklären?
 
... und noche ein Beispiel:
Saarlandmuseum: Angewandte Lebenskunst - Inland - FAZ

man wird wahrscheilich in jedem Bundesland eins finden ;)

Archimedes 16.01.2012 17:15

AW: Neverending Baukosten - Wer kann das erklären?
 
Zitat:

Zitat von Lang (Beitrag 45871)
Und ja, man bückt sich, weils sonst ein Kollege tut.
Die Frage ist nur, wie tief? ;)

Klar, man macht das Ganze ein Stück weit mit, weil es sich niemand leisten kann, die öffentliche hand zu verärgern.
Vielleicht bin ich auch nur ein wenig neidisch auf die renommierten Kollegen, die es sich gemeinsam mit ihren Bauherrn erlauben können, die Kosten anfangs kleinzureden und nachher das 4-5 fache zu verbauen, während man mir schon ab 5 % Kostenüberschreitung anfängt kräftig die Ohren langzuziehen. ;)

Zitat:

Zitat von Lang (Beitrag 45871)
Stichwort Bauträger / Schlüsselfertig zum Festpreis: Was hier beworben wird entspricht doch auch leider oft nicht der Realität.
Sobald der Erwerber Wünsche hat, die über das im Vertrag beschrieben Maß hinausgehen, lässt sich der Bauträger diese nur allzuoft überdurchschnittlich gut bezahlen.
Oder den Käufern ist nicht klar, dass was Schlüsselfertig bedeutet, und was sie an Leistung im Zweifelsfall noch zusätzlich erbringen müssen.
Ich glaube zumindest, dass sich im EFH Bereich keinen nennenswerten Unterschied zw. Bauen mit einem Architekten und Bauen mit einem (seriösen) Bauträger gibt.

Leider stimmt das und jeder Architekt / Baumensch weiß das auch. Zumindest ist es so, wenn man von vergleichbarer Qualität spricht.
Viele Kunden sind aber auch mit einem schicken "Wegwerfhaus" (entsprechend IKEA-Möbeln) ganz zufrieden und brauchen nicht das Tiptop-durchgestylte Architektenhaus, welches sich später problemlos barrierefrei an-/umbauen läßt und auch in der übernächsten Generation noch gerne vererbt wird.
Es ist halt so, dass die einige Bauherren erstmal einen niedrigen Preis hören wollen und dann später mit dem höheren Preis leben müssen. Architekten haben dazu, wie gesagt, den schlechten Ruf, dass bei ihnen eh alles nochmal teurer wird, weil sie es viel zu genau nehmen und es zu "schön" machen wollen. Ich kann für meinen Teil sagen, dass ich gar nicht erst versuche mit Schlüsselfertiganbietern zu konkurrieren, weil man sich da sehr unseriös verhalten müßte. Ich bringe bereits im ersten Gespräch mit dem zukünftigen Bauherrn realistische Baukosten (lieber mit Sicherheitszuschlag) ins Gespräch und dann trennt sich ganz schnell die Spreu vom Weizen. Manchem "Schnäppchenjäger" kann man so ganz schnell aus dem Weg gehen und sich auf die Kunden konzentrieren die Qualität und gute Betreuung zu schätzen wissen.
Leider können die wenigsten Privatkunden von ihren guten und schlechten Hausbauerfahrungen profitieren, da sie meist nur einmal im Leben bauen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Viele beim zweiten Mal direkt zum Architekten gehen.

Lang 16.01.2012 17:25

AW: Neverending Baukosten - Wer kann das erklären?
 
...schwierig ist es m.E. nach auch bei Privatleuten, die die "Warnungen" Verdrängen, und die kosten auf spätere Leistungen verschieben wollen
("das sparen wir dann bei der Küche > das sparen wir dann beim Boden>das sparen wir dann bei den Aussenanlagen.....) am Ende sieht man dann die Häuser im Neubaugebiet nach 2 Jahren immernoch in einer Schlammwüste stehen, weil man sich notgedriungen die Aussenanlagen komplett sparen musste :D

Archimedes 06.02.2012 19:03

AW: Neverending Baukosten - Wer kann das erklären?
 
Nochmal was zum Hamburger Prestigeobjekt:

Hochtief dementiert Kostenexplosion bei Elbphilharmonie

Archimedes 14.12.2012 17:29

AW: Neverending Baukosten - Wer kann das erklären?
 
Es wird mal wieder teurer:

Elbphilharmonie in Hamburg nochmal 200 Millionen Euro teurer - SPIEGEL ONLINE

Zusammen mit dem Hauptstadtflughafen ein Armutszeugnis für deutsches Baumanagement. :confused:

personal cheese 14.12.2012 20:08

AW: Neverending Baukosten - Wer kann das erklären?
 
Das hat nicht nur mit dem Baumanagement zu tun.

Archimedes 15.12.2012 13:59

AW: Neverending Baukosten - Wer kann das erklären?
 
Natürlich hat es nicht nur mit dem Baumanagement zu tun, sondern auch mit politisch motivierter Salamitaktik, aber wo liest man die Namen der Verantwortlichen?

Archimedes 27.12.2012 23:30

AW: Neverending Baukosten - Wer kann das erklären?
 
Von den 198 Mio. Euro Mehrkosten für die Elbphilharmonie streicht HdM für Planung und Oberbauleitung lt. Spiegel alleine 35 Mio. Euro Honorare ein.
Das sind sagenhafte 17,6 % der anrechenbaren Kosten. Bezogen auf die Gesamtkosten wären das 101 Mio. Euro Architektenhonorar.
Das gibt meine HOAI-Tabelle leider nicht her, aber ich hätte es auch für die Hälfte gemacht. Schöner, schneller und billiger. Bestimmt! ;)

k-roy 28.12.2012 09:46

AW: Neverending Baukosten - Wer kann das erklären?
 
Ich gehe davon aus, daß das die gesamten Planerkosten sind.

Archimedes 28.12.2012 10:07

AW: Neverending Baukosten - Wer kann das erklären?
 
Es stand im Spiegel, dass die 35 Mio. Euro der Anteil des Architekten bei den Mehrkosten von 198 Mio. Euro ist, also gehe ich davon aus, dass es für die 377 Mio. Euro Baukosten vorher auch schon ein Honorar gab, zumindest für die Leistungsphasen 1-4. Außerdem sind die gesamten Architektenkosten vorher bekannt bzw. einzurechnen und tauchen nicht plötzlich als Mehrkosten auf.
Ich habe mich übrigens verrechnet, denn 35 Mio. Euro wären sogar ca. 22% Honoraranteil an den Gesamtmehrkosten. Sicherlich trifft das nicht in diesem Prozentwert auf die Gesamtmaßnahme zu, aber dennoch ein stolzer Betrag.

k-roy 28.12.2012 13:01

AW: Neverending Baukosten - Wer kann das erklären?
 
wie gesagt, das sind die gesamten Planerkosten. Der Architekt ist hier ja Generalplaner.
Und wenn es eine Baukostensteigerung gibt, steigt auch das Architektenhonorar ...

Archimedes 28.12.2012 13:47

AW: Neverending Baukosten - Wer kann das erklären?
 
Zitat:

Zitat von k-roy (Beitrag 48879)
wie gesagt, das sind die gesamten Planerkosten. Der Architekt ist hier ja Generalplaner.

Man muss doch bei der ersten Kostenschätzung bzw. -berechnung schon Planungskosten einkalkuliert haben, die kommen ja nicht plötzlich am Schluß dazu.
Also woher wissen wir, wie hoch die gesamten Planerkosten sind?
Die 35 Mio. sind aus meiner Sicht nur ein Teil davon.

Zitat:

Zitat von k-roy (Beitrag 48879)
Und wenn es eine Baukostensteigerung gibt, steigt auch das Architektenhonorar ...

Nach neuer HOAI nicht mehr, aber dafür wird ja schon viel zu lange am Projekt gearbeitet und es liegt außerhalb des Geltungsbereiches der HOAI.

k-roy 28.12.2012 14:49

AW: Neverending Baukosten - Wer kann das erklären?
 
ich meine das so: die 35 Millionen sind die gesamten zusätzlichen Planerkosten die durch die Kostensteigerung entstehen.

Archimedes 28.12.2012 15:15

AW: Neverending Baukosten - Wer kann das erklären?
 
OK! Aber das habe ich doch auch so geschrieben.

Mich würde mal das Gesamthonorar interessieren.

Gehen wir doch mal einfach von gering geschätzten 60 Mio. Euro für die Gesamtplanung/-abwicklung des Projektes Elbphilharmonie aus.

Davon gibt der Generalplaner noch 10 Mio. an den Statiker, 8 Mio. an den Haustechniker und 7 Mio. an andere Planer und Gutachter. Dann bleiben 35 Mio. für das Architekturbüro übrig. Verteilt auf ca. 12 Jahre (2005 - 2017) macht das ca. 3 Mio. im Jahr. Abzgl. MwSt. bleiben 2,5 Mio. Euro. Abzgl. Nebenkosten/Spesen/Kundengeschenke etc. von 5 % bleiben 2,38 Mio. Euro. Die Chefetage steckt sich jährlich 0,88 Mio. Euro als Gewinn (vor Steuern) in die eigene Tasche und bezahlt von den verbleibenden 1,5 Mio. Euro ein Team von durchschnittlich 25 Projektleitern/Architekten/Mitarbeitern (durchschnittliche Kosten 60.000 Euro Netto pro Jahr/Mitarbeiter einschl. Arbeitsplatz) die sich um die Planung und Umsetzung der Elbphilharmonie kümmern. Personell sollte das sicherlich ausreichen und der Chefetage genügend Freiräume für weitere lukrative Projekte bieten. ;)

Klar, wilde Spekulation, aber irgendwie dennoch beruhigend, denn bisher dachte ich immer, man könne als Architekt nicht wirklich reich werden. :D:D

Archimedes 30.12.2012 21:05

AW: Neverending Baukosten - Wer kann das erklären?
 
Schade, dass Hamburg keine Karnevalshochburg ist. Die Büttenredner hätten reichlich Material:

Elbphilharmonie wegen Mehrwertsteuer erneut um Millionen teurer - SPIEGEL ONLINE

Hoffentlich handelt es sich bei HdM auch nur ums Netto-Honorar. ROFL

Archimedes 22.01.2013 18:27

AW: Neverending Baukosten - Wer kann das erklären?
 
Zitat:

"Dummköpfe oder Lügner" nennt Bent Flyvbjerg, Professor für Stadtplanung in Oxford, Manager von Großprojekten wie dem Berliner Flughafen. Ihre Kosten- und Bauzeitprognosen strotzten vor Naivität oder Unehrlichkeit. Der renommierte Experte für Megaprojekte schlägt eine neue Methode vor, um die Voraussagen verlässlicher zu machen: Für Hunderte Großprojekte weltweit hat er errechnet, wie deutlich die tatsächlichen Kosten über die geplanten hinausschossen. Den so errechneten Zuschlag, fordert Flyvbjerg, müssten künftige Bauherren dann schon von Anfang an einplanen.

Bauprojekte: So teuer werden künftige Großbaustellen - SPIEGEL ONLINE

bimfood 28.01.2013 22:18

AW: Neverending Baukosten - Wer kann das erklären?
 
mh. Woran liegt das?

Fehlt den Verantwortlichen das Rückgrat um gleich bei der ersten
Projektsitzung die Kosten vollumfänglich anzusprechen?
Da wird m. E. nicht selten fleißig drauflos geschönt, damit ein Projekt
überhaupt zustande kommt. Am Ende kommt die Kohle schon von irgendwo
her. Schlimmstenfalls werden dann doch Abstriche gemacht.

Oder auch ein Klassiker: "Wir bauen mal was. - Was genau und wieviel
davon wissen wir noch nicht genau. Mal sehen was geht, und wie es sich
entwickelt." Übrigens vielleicht auch gar keine schlechte Methode, da sich
die Anforderungen ohnehin während des Projektverlaufes 1000+1-fach
Fortentwickeln und Annahmen, die zur Zeit des Projektbeginns getroffen
wurden schon wieder hinfällig sind.
Ein Bekannter (kein Architekt, sondern Arzt) erzählte von einem Kranken-
hausbau in Göttingen (aktuelles Projekt). Dort werden angeblich Innenwände
hergestellt, bei denen jetzt schon klar ist, dass sie vor Inbetriebnahme
wieder rückgebaut und in anderer Grundrisszonierung wieder errichtet
werden (nicht die selben Wände, sondern neue) weil dieser Vorgang
kostengünstiger ist als die bestehenden Wände gleich "richtig" aufstellen
zu lassen! lol


Ich habe es auch schon erlebt, dass erst einmal ganze Kostengruppen
(z. B. die Herstellungskosten für Freiraumgestaltung) ausgeklammert werden,
weil z. B. die Beauftragungssituation unklar ist. "Plötzlich" kommen diese
später dazu. Trotz regelmäßiger Protokolleinträge, die alle Beteiligten
auch nachweißlich erhalten haben.

Und wie steht es um diejenigen, die die Kosten schätzen. Aus Gesprächen
mit meinen (Berufseinsteiger-) Freunden, ergibt sich oft, dass es eben diese
sind, die "ins offene Messer laufen gelassen werden". .... Da wird schonmal
die Abdichtung hinter der Perimeterdämmung vergessen, um ein Beispiel zu
nennen.

bim

Archimedes 29.01.2013 07:52

AW: Neverending Baukosten - Wer kann das erklären?
 
Zitat: In Deutschland läuft es bisher oft andersherum: Planer verweisen auf die Einzigartigkeit ihrer Gebäude, um sich so einem fairen Vergleich von Kosten und Nutzen zu entziehen.

Auf solche extremen Preissteigerungen bzw. bewußtes Unterschlagen von Infos und Rechenfehler im Vorfeld folgt in Deutschland doch keine ernstzunehmende Konsequenz. Da liegt das Problem. Gerade bei großen Projekten muss man sich doch weniger fürchten, als bei Jedem kleinen Projekt, wo dem Architekten der rechtschutzversicherte Privatmann schon wegen deutlich geringerer Vergehen oder Versäumnisse die Hölle heiß macht.

Politische Verantwortung für solche Dinge zu übernehmen bedeutet doch im Grunde nichts mehr. Das heißt doch nichts anderes, als den einen Posten freiwillig zu räumen um dann gleich den nächsten anzutreten bzw. hat man ja noch meist mehrere Ämter und kann auch gerne mal auf eines verzichten.
Von persönlicher Haftung, finanziellen Einschnitten, Strafverfolgung oder spürbaren Konsequenzen keine Spur.
Stattdessen debattiert man lachend in Talkshows mit anderen "Politgrößen" und amüsiert sich über das Verschleudern von Steuergeldern.
Ich denke, dass man als Architekt, so lange man das Spiel der Politiker und Entscheidungsträger mitspielt, die Zeichen trotz erheblicher Kostenüberschreitungen ganz gut stehen auch weiterhin Großprojekte beauftragt zu bekommen. Man muss halt nicht Millionen von Steuerzahlern gefallen, sondern nur einigen Wenigen, die am längeren Hebel sitzen.

bimfood 29.01.2013 13:51

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Zitat:

Zitat von Archimedes (Beitrag 49251)
Ich denke, dass man als Architekt, so lange man das Spiel der Politiker und Entscheidungsträger mitspielt, die Zeichen trotz erheblicher Kostenüberschreitungen ganz gut stehen auch weiterhin Großprojekte beauftragt zu bekommen. Man muss halt nicht Millionen von Steuerzahlern gefallen, sondern nur einigen Wenigen, die am längeren Hebel sitzen.


Na dann ist doch alles in Ordnung ;)

Archimedes 23.04.2013 23:05

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Olaf Scholz: Elbphilharmonie wird 789 Millionen Euro kosten - SPIEGEL ONLINE

Na, jetzt hat man wohl mal endlich konkrete Zahlen im Kopf. 789 Millionen soll sie nun kosten, die "neue" Elbphilharmonie.
Gut 10x soviel, wie ursprünglich veranschlagt. Da das Projekt deutlich vor der HOAI-Novelle 2009 begonnen wurde, darf sich der Architekt hoffentlich auch auf eine Vervielfachung seines Honorars freuen, trotz geringerfügiger Abweichungen zur Kostenschätzung. :D

Zitat: Die Elbphilharmonie kommt den Steuerzahler damit mehr als zehnmal so teuer wie ursprünglich geplant, als das Hamburger Prestigeprojekt noch mit rund 77 Millionen veranschlagt wurde. Scholz sagte dazu: "Wenn man am Anfang den Mut und die Bereitschaft gehabt hätte, das Gebäude fertig zu planen und erst dann die Aufträge zu erteilen, wäre möglicherweise von Beginn an klar gewesen, dass man dieses anspruchsvolle Konzerthaus nicht für die damals vermittelten Summen errichten kann."

Mich beruhigt so etwas immer ein Stück weit. Warum? Solange wir uns in Deutschland noch solche fatalen finanziellen Fehltritte leisten können ohne ins Straucheln zu geraten und die Fassung zu verlieren, muss es uns allen noch verdammt gut gehen.

Archiologe 24.04.2013 09:22

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Zitat:

Zitat von Archimedes (Beitrag 49987)
Da das Projekt deutlich vor der HOAI-Novelle 2009 begonnen wurde, darf sich der Architekt hoffentlich auch auf eine Vervielfachung seines Honorars freuen, trotz geringerfügiger Abweichungen zur Kostenschätzung. :D

Man spricht von 80 Millionen Euro Architektenhonorar für H&deM. Das hat sich wirklich gelohnt. Vielleicht sollte ein jeder Architekt, ohne zu wissen wohin die Reise geht, einfach mal so drauflosbauen. :cool:

Lang 24.04.2013 16:29

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hand auf´s herz:
wer von den foristen hier hat am anfang - auf grundlage der ersten Perspektiven - geglaubt, dass die sache mit dem 80 mio € zu realisieren ist?

Archimedes 24.04.2013 17:32

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Zitat:

Zitat von Lang (Beitrag 49995)
hand auf´s herz:
wer von den foristen hier hat am anfang - auf grundlage der ersten Perspektiven - geglaubt, dass die sache mit dem 80 mio € zu realisieren ist?

Ehrlich gesagt habe ich mir das damals gar nicht angeschaut, weil mich Projekte unter 100 Millionen erst gar nicht interessieren. :D lol

Grobe Schätzung hin oder her...lt. Rechtsprechung darf selbst bei einer vorvertraglichen Kostenschätzung die Abweichung nicht höher als 100% ausfallen. Manche Quellen sprechen von bis zu 58% als maximal zulässig.

Mir kann keiner erklären warum man immer mehr den Eindruck gewinnt, dass mit zweierlei Maß gemessen wird. Bei kleinen Projekten sind +20% Kostenabweichung schon ein Kapitalverbrechen, während bei großen Projekten quasi alles erlaubt ist.

Archiologe 24.04.2013 18:27

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Wenigstens in Ansätzen sollte doch das Tragwerk eines Daches vor Baubeginn berechnet sein. Aber irgendwie hatten sich die Architekten dazu keinen Kopf gemacht, nur schön sollte es sein. Das nenne ich mal eine Kostenschätzung.:D

Erschaffer 26.04.2013 15:16

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Aber es liegt doch nicht nur an den Architekten? Es liegt doch auch an den ganzen finanziellen Interessen, die hier bedient werden wollen...


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