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-   -   Lohnt es sich heutzutage noch Architektur zu studieren? (https://www.tektorum.de/studium-ausbildung/6124-lohnt-heutzutage-noch-architektur-studieren.html)

noone 28.01.2010 15:16

AW: Lohnt es sich heutzutage noch Architektur zu studieren?
 
Zitat:

Man sollte gleich am Anfang sagen, daß nach 10 Semestern Theorie (Architekturstudium mit Diplom) noch mind. 4 Semester Praxis (AIP, erste Stelle) folgen und man dann erst ein "brauchbarer" Absolvent ist, der ab dann natürlich auch Anspruch auf eine ordentliche Bezahlung hat.
----> die Realität zeigt aber leider, dass man auch oder gerade nach 2-jähriger Praxis deutlich zu wenig verdient: man arbeitet jetzt selbstständig und produktiv für einen Lohn von ca. 2.400 € Brutto - Flatrate inklusive aller Überstunden. Auch hier werden die von ASIA vorgeschlagene Tariflöhne nie erreicht.

noone 28.01.2010 15:17

AW: Lohnt es sich heutzutage noch Architektur zu studieren?
 
Zitat:

Bauantrag und Baugesetze!?
Habe ich im Diplomstudium nie von gehört!
Bei uns wurden Studenten, die es sich erlaubten, den Plan zu bemaßen, vom Prof. abgestraft und von den Studenten belächelt! Ich gehe heute davon aus, daß dieses Komulitonen bereits aus der Praxis kamen und wußten, was einem Architekten im Alltag erwartet.
hatte an der Uni auch nie was davon gehört. wird teilweise aber im Hauptstudium vermittelt, und an den FHs wird Baurecht durchgehend gelehrt. Das Gefälle punkto Baurecht ist also sehr heterogen. Prinzipiell kann aber kein Absolvent seinen ersten Bauantrag alleine meistern.

Archimedes 28.01.2010 15:34

AW: Lohnt es sich heutzutage noch Architektur zu studieren?
 
Zitat:

Zitat von noone (Beitrag 37426)
----> die Realität zeigt aber leider, dass man auch oder gerade nach 2-jähriger Praxis deutlich zu wenig verdient: man arbeitet jetzt selbstständig und produktiv für einen Lohn von ca. 2.400 € Brutto - Flatrate inklusive aller Überstunden. Auch hier werden die von ASIA vorgeschlagene Tariflöhne nie erreicht.

Löhne in diesem Bereich sind aber leider realistisch für Mitarbeiter in der Planung und wirtschaftlich durchaus zu rechtfertigen, wenn man sich mal die Honorare im Verhältnis zum Zeitaufwand, zur Verantwortung und zur Haftung des Büroinhabers und dann noch im Zusammenspiel mit den weiteren Lohnnebenkosten, den sonstigen Ausgaben für den Arbeitsplatz und der schwankenden Auftragslage anschaut.
Da sind bei ganz vielen Büros einfach keine großen Spielräume vorhanden.
Wunsch-Monatslöhne von 3.000 € brutto und mehr sind nur bei wenigen Büros überhaupt langfristig realisierbar, wenn genügend große Projekte da sind, die ordentlich bezahlt werden.

Die Einkommenssituation der Mitarbeiter läßt sich nur verbessern, wenn die Einnahmesituation der Büros ebenfalls besser und gesichert wird.
Wer jetzt wieder von der HOAI-Anpassung 2009 erzählt, der sollte berücksichtigen, daß sich seit 1996 nichts mehr geändert hatte.

noone 28.01.2010 15:39

AW: Lohnt es sich heutzutage noch Architektur zu studieren?
 
Wie gesagt, die Diskussion dreht sich im Kreis: die schlechten Löhne werden mit der schlechten Honorarlage gerechtfertigt.

In unzähligen Beiträgen schrieb ich ja, dass das Honorar generell nicht der Arbeit gerecht wird. Bei Millionenprojekten kann man noch relativ gut wirtschaften, Einfamilienhäuser sind inzwischen reine Beschäftigungstherapie.

Mein Standpunkt ist es, dass die Branche es einfach nicht schafft, Honorare und Gehälter ins Lot zu bringen. Wer über Jahrzehnte (die Anpassung von 96 war auch überfällig) seine Honorare nicht anpasst, darf sich nicht beschweren, dass er nicht mehr wirtschaftlich arbeiten kann. Trotzdem ist es nicht gerechtfertigt, diesen Druck an die Mitarbeiter weiterzugeben. Eine Lösung, die allen Beteiligten gerecht wird, ist der einzige Ausweg.

Mir ist es natürlich bewusst, dass dies ein Wunschdenken ist, und sowohl politisch und wirtschaftlich nicht durchsetzbar ist.

Archimedes 31.01.2010 18:36

AW: Lohnt es sich heutzutage noch Architektur zu studieren?
 
Zitat:

Zitat von noone (Beitrag 37430)
Mir ist es natürlich bewusst, dass dies ein Wunschdenken ist, und sowohl politisch und wirtschaftlich nicht durchsetzbar ist.

Ja, daß stimmt, denn nur der gesamte Berufszweig zusammen kann etwas erreichen. Da aber gerade unter Architekten der nötige Zusammenhalt fehlt, wird sich da wohl auch in Zukunft wenig ändern.
Man merkt bei vielen Anlässen, daß Architekten gerne Eigenbrödler und Einzelgänger sind. Sie teilen nicht gerne und lassen sich auch nicht gerne in die Karten schauen. Nicht alle, aber die Mehrheit, derer die mir bisher begegnet sind.
Ohne gemeinsames Auftreten nach außen wird das auf politischer Ebene nix.


Zitat:

Zitat von noone (Beitrag 37430)
Trotzdem ist es nicht gerechtfertigt, diesen Druck an die Mitarbeiter weiterzugeben.

Doch, das ist gerechtfertigt, denn man kann niemandem auf Dauer mehr zahlen, wie man selbst einnimmt.
Das ist natürlich etwas übertreiben, aber wer sich als Mitarbeiter zur sehr unter Druck oder zu schlecht bezahlt fühlt, der soll sich selbständig machen und es "besser" machen. Ich garantiere ganz neue Blickwinkel und Einsichten für die Betroffenen und bin mir sicher, daß sich anschliessend Einige zu den schlecht bezahlten Zeiten als Angestellter zurücksehnen werden.

gRINsEcAtze 14.03.2010 17:04

AW: Lohnt es sich heutzutage noch Architektur zu studieren?
 
Hi!

Ich möchte auch einmal Architektur studieren.
Ist ein duales Studium in Architektur besser als das "normale Studium"?
Oder wird man mit dualem Studium später leichter eingestellt?

personal cheese 14.03.2010 17:28

AW: Lohnt es sich heutzutage noch Architektur zu studieren?
 
Ist mir nicht bekannt, dass es sowas für Architektur gibt.

annick 19.07.2010 21:18

AW: Lohnt es sich heutzutage noch Architektur zu studieren?
 
Hallo, ihr Lieben,
ich bin gerade mehr zufällig auf den Beitrag von Leipziger gestossen. Leider muss ich dazu sagen, dass es mir ganz genau so ergangen ist. Ich hatte einen richtigen Flashback in alte Zeiten, sehr unangenehm.
Also, ich kann nur bestätigen, dass was er schreibt ist keinesfalls erfunden, sondern knallharte Realität... Leider so traurig, dass man wenn man drinsteckt kaum wagt, das irgendjemand zu erzählen. :o
Dazu muss ich sagen, dass ich kein 'Ossi' bin und auch ein insgesamt sehr gutes Studium hingelegt habe.

So schön das ArchitekturSTUDIUM auch ist, es hat rein gar nichts mit der beruflichen Realität der meisten Absolventen zu tun. Leider. Zum Entwerfen bin ich auch ca. 5 Jahre nach meinem Abschluss nicht gekommen, denn die 2% Entwurf die so anfallen, macht dann der Chef doch selber...

Ich war oft an dem Punkt das Ganze hinzuschmeissen, habe es sogar für über ein Jahr sein lassen, bin ins Ausland 'geflohen' (nur um mit der Erkenntnis wieder zu kommen, dass uns Deutschen da der Ruf als 'tolle Ingenieure' vorauseilt und man auch nur zum Details 'schrubben' eingesetzt wird).

Traurig aber wahr. Ich würde das nicht mehr studieren.

timtonnendach 19.07.2010 21:33

AW: Lohnt es sich heutzutage noch Architektur zu studieren?
 
tja - ich finde weder details, noch werk - und ausführungsplanung langweilig, sondern eher spanned, aber dennoch versauen einem die gehälter dann bisweilen doch die laune :-/

zur zeit muss ich ganz ehrlich sagen, ich hätte im nachhinein auch lieber was anders gemacht - 3.000 Brutto ist nämlich echt nicht viel Geld.

tja.

annick 19.07.2010 23:42

AW: Lohnt es sich heutzutage noch Architektur zu studieren?
 
Details sind sogar super. Aber hauptsächlich dann, wenn Sie Dir helfen Deine eigene Vision zu verwirklichen. Aber wenn Du irgendwelche Standard-Bodenabläufe raussuchen bzw. zeichnen musst, rockts halt nicht so wirklich, oder?

Zum Glück sind bei mir die ca. 3000€ brutto momentan das, was ich für meine 3 1/2-Tage-Woche krieg. Trau mich das gar nicht zu sagen. *Knock on wood*

Kieler 20.07.2010 09:08

AW: Lohnt es sich heutzutage noch Architektur zu studieren?
 
Zitat:

Zitat von annick (Beitrag 40050)
Hallo, ihr Lieben,
ich bin gerade mehr zufällig auf den Beitrag von Leipziger gestossen...

in welchem Thema? :confused:

leipziger 20.07.2010 09:19

AW: Lohnt es sich heutzutage noch Architektur zu studieren?
 
@annick, vielen Dank für Deinen Beitrag #88.

Ergänzung bezogen auf meinen Beitrag #56:

Nur der letzte Teil "spielt" in Ostdeutschland, ich bin kein Ossi.
Alles andere "spielt" in Nordrhein-Westfalen (dass es nicht Bayern ist, dürfte man ohnehin erkannt haben).

zu #65 Was ich nicht erwähnt habe: in einer Wettbewerbe aktuell ist mein letztes Projekt in der Rubrik der gebauten Projekte veröffentlicht worden. Da stehe ich auch als Projektleiter. Aber würde man sich selbst als Projektleiter bezeichnen, wenn man überwiegend selbst sein einziger Mitarbeiter war? (Die Bereiche Bauleitung natürlich ausgenommen, aber es wird ja immer geplant bis kurz vor Fertigstellung des Gebäudes.)

Thema Gehaltsanpassungen: Bei den üblichen langen Projektlaufzeiten von bis zu 6 Jahren im öffentlichen Bauen ist selten die Gelegenheit dazu. Und wenn dann im Anschluss kein entsprechendes neues Projekt da ist, wie soll man dann plausibel mehr Gehalt verlangen?


Thema Detailplanung/Werkplanung #89:
Werkplanung ist so lange spannend, wie man noch nicht richtig verstanden hat, worauf es ankommt und worauf nicht (im Grunde ist nur die Festlegung der Geometrie der einzelnen Bauteile wirklich wichtig). Irgendwann kommt die Erkenntnis, dass man selbst ganz stumpf DIN-gerecht (also auf Nummer sicher) planen muss und auf der Baustelle von den Handwerkern, unterstützt von der eigenen Bauleitung, dann vielfach ganz was anderes gebaut wird. Im Rückschluss heißt das, du hast für den Mülleimer geplant bzw. um im Schadensfalls mit deinem Detail zu belegen, dass du richtig geplant hast, die Profis auf der Baustelle sich aber nicht dran gehalten haben.

annick 20.07.2010 11:29

AW: Lohnt es sich heutzutage noch Architektur zu studieren?
 
Hi leipziger,
das war jetzt auch nicht irgendwie beleidigend gemeint mit 'ossi'- falls sich sonst noch irgendwer auf den schlips getreten fühlt - nur weil jemand weiter oben meinte, das die von Dir geschilderten Situation vielleicht spezifisch Ostdeutsch ist...

Also, bei mir hat sich das ganze sehr wohl in Bayern abgespielt. Aber ist glaub ich auch ziemlich egal, ich würd sagen, das ist deutschlandweit.
Inzwischen bin ich selber aber in Berlin.

Ich muss grad Bauüberwachung/-leitung machen, da unser Bauleiter nicht da ist. Und mir graut jetzt schon davor. Da kommt nämlich jetzt auch noch ein Aspekt dazu, der hier glaube ich weiter oben auch schon erwähnt wurde - ich bin eine Frau.
Und mir da Gehör zu verschaffen, bzw. bei diesem Branchenüblichen 'Rumgemännere' mit zu halten fällt mir schon schwer. Ich krieg das schon hin, es widerstrebt mir nur sehr. Soweit auch noch meine Einschätzung zu Frauen auf der Baustelle. (Bestimmt nicht alle, aber so gehts vielen die ich kenne und die sind meist nicht der Typ Holzklotz od. weibl. Macho)

leipziger 20.07.2010 12:17

AW: Lohnt es sich heutzutage noch Architektur zu studieren?
 
Lass dich nicht unterkriegen, scheint ja nur eine Urlaubsvertretung oder was zu sein, Hauptsache der Bauherr akzeptiert dich, die Handwerker sind doch alle eigentlich ganz lieb - naja, außer dass die nicht immer termingerecht da sind, die Qualität auch nicht immer gut ist. Es ist relativ leicht, sich mit den Handwerkern gut zu stellen, weil die ja (genau wie der Architekt) eigentlich immer "Dreck am Stecken" haben.

Habe hier noch was gefunden, so blumig und positiv hätte ich es auch schreiben können. Das ist nur die eine Seite der Medaille!
(K)Ein steiniger Weg - Dorsten - DerWesten

Archiologe 20.07.2010 12:19

AW: Lohnt es sich heutzutage noch Architektur zu studieren?
 
Hallo leipiziger,

vielen Dank für deinen neuen Beitrag im Studi Online Forum.

You make my day!!! :D

Kieler 20.07.2010 12:37

AW: Lohnt es sich heutzutage noch Architektur zu studieren?
 
Moin,
bitte fangt jetzt nicht noch damit an, Euch für Beiträge in anderen Foren zu
bedanken, seien sie auch noch so gehaltvoll, sonst haben wir hier bald den
Überblick verloren.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

Archiologe 20.07.2010 13:09

AW: Lohnt es sich heutzutage noch Architektur zu studieren?
 
Ok, sorry Kieler.

Dann darf ich ihn auch sicher nicht nachträglich in diesem Forum "Willkommen" heißen, oder? :D;)

Kieler 20.07.2010 14:26

AW: Lohnt es sich heutzutage noch Architektur zu studieren?
 
Dass mein kleiner Neffe immer die Grenzen ausreizen muss, kann ich ja noch
verstehen, hier ist das ein bisschen albern...
Von mir aus kannst Du begrüßen wen Du willst, ich war auch nicht im
Genehmigungs-, sondern im Bittmodus unterwegs.
Und nun sei ganz stark, denk Dir Deinen Teil und widerstehe der schriftlichen
Antwort
bittet
Kieler

annick 20.07.2010 14:54

AW: Lohnt es sich heutzutage noch Architektur zu studieren?
 
Lieber Kieler, so albern Archiologe sein mag, aber leider klingt das was Du da schreibst ein bisschen humorlos.
Na ja, anscheinend sind wir ja nicht zu Spass hier.

Kieler 20.07.2010 14:56

AW: Lohnt es sich heutzutage noch Architektur zu studieren?
 
[OT]wir Norddeutsche werden oft verkannt[/OT]

Archiologe 20.07.2010 17:14

AW: Lohnt es sich heutzutage noch Architektur zu studieren?
 
Apropos humorlos.

Ich kenne keine Berufsgruppe, die so humorlos ist, wie die der Architekten.
Liegt wohl am Dauerstreß und dem permanenten Konkurrenzdruck.

annick 20.07.2010 17:24

AW: Lohnt es sich heutzutage noch Architektur zu studieren?
 
Archiologe, da kann ich Dir nach 5 Jahren Berufspraxis absolut rechtgeben! Die meisten gehn zum Lachen in den Keller, Selbstironie, was ist das, hab meinen Chef noch niemals laut lachen hören. Der lacht höchstens, wenn er jemanden übertrumpft oder ausgestochen hat, so konkurrenzmässig.

Leute nehmt Euch selbst nicht so ernst!

Kieler 20.07.2010 17:40

AW: Lohnt es sich heutzutage noch Architektur zu studieren?
 
..., um das also mal auf das Threadthema zurückzubringen: Für diejenigen
aufmerksamen Leser, die gern viel Lachen, lohnt sich ein Architekturstudium
anscheinend nicht!

Archiologe 20.07.2010 17:43

AW: Lohnt es sich heutzutage noch Architektur zu studieren?
 
Ja richtig, annick. Sie beömmeln sich eigentlich nur über die Entwürfe anderer Architekten. Auch fehlerhafte Details konkurrierender Büros veranlassen sie zu einem lustig ironischen Kommentar. Schon traurig.

Eigentlich komisch: Im Studium wurde meines Wissens noch viel gelacht.

Archimedes 21.07.2010 08:42

AW: Lohnt es sich heutzutage noch Architektur zu studieren?
 
Zitat:

Zitat von annick (Beitrag 40071)
Leute nehmt Euch selbst nicht so ernst!

Also ich lache noch oft, sogar mit meinen Bauherren. Bauherren mit denen ich nicht lachen kann, versuche ich aus dem Weg zu gehen. Man merkt schon im ersten Gespräch, ob's paßt oder nicht. Bei denen, wo's offentsichtlich nicht paßt erledige ich das Ganze durch eine hohe Schmerzensgeldforderung (Honorarangebot über dem Mindestsatz). Meistens findet sich dann ein günstigerer Kollege im Umfeld, der sich den Bauherren gerne annimmt.

Klar, hier und da sind auch bei mir mal Verzweiflungslacher und eine gehörige Portion Selbstironie dabei, aber ich bin froh, daß ich die Lsut am Lachen noch nicht verloren habe.

annick 21.07.2010 22:27

AW: Lohnt es sich heutzutage noch Architektur zu studieren?
 
Na, das ist ja eine tolle Situation für Dich, wenn Du Dir Deine Bauherren derart aussuchen kannst! ;)
In unserem Büro hab ich eher das Gefühl, dass wir gezwungen sind denen die Füsse zu küssen.

Archimedes 22.07.2010 07:39

AW: Lohnt es sich heutzutage noch Architektur zu studieren?
 
Zitat:

Zitat von annick (Beitrag 40105)
Na, das ist ja eine tolle Situation für Dich, wenn Du Dir Deine Bauherren derart aussuchen kannst! ;)

Das klang vielleicht ein wenig danach, aber ich kann mir die Bauherren natürlich auch nicht immer aussuchen.
Ich habe aber festgestellt, daß gerade bei privaten Bauherren die Chemie zwischen Architekt und Kunde stimmen muß. Da die Bausummen und die daraus resultierenden Architektenhonorare bei solchen Projekten oftmals ohnehin grenzwertig sind, lasse ich auch gerne mal den ein oder anderen ziehen, bei dem ich kein gutes Gefühl nach dem ersten Gespräch hatte. Wenn er trotz hohem Honorarangebot zu mir zurückkommt, dann stimmt zumindest das "Schmerzensgeld". Es hat sich aber schon mehrmals in der Nachbetrachtung gezeigt, daß das anfängliche Bauchgefühl nicht getäuscht hat und man nicht, auf Teufel komm raus, für jeden Kunden arbeiten muß.

Zum Threadthema: Wenn man es irgendwie hinbekommt, daß man später mit den richtigen Leuten zusammenarbeitet und für Kunden arbeiten darf, bei welchen "die Chemie stimmt", dann lohnt es sich auch heutzutage noch Architektur zu studieren. Zugebenermassen ist das nicht die Regelsituation.

leipziger 22.07.2010 10:06

AW: Lohnt es sich heutzutage noch Architektur zu studieren?
 
Tja, die Sache mit der Chemie muss natürlich bei der nächsten Anpassung der HOAI berücksichtigt werden, in Form eines Aufschlags. Den legen wir Architekten jeweils individuell nach Bauchgefühl fest. Weiss die Kammer davon schon? Die beauftragen dann sicher ein externes Beratungsbüro, das die richtige Bezeichnung für diesen Aufschlag festlegt.

Im Bezug auf ein vom Projektsteuerer verfasstes "Kommunikationshandbuch" hatten wir übrigens schon mal im Büro die Diskussion, inwieweit dort denn denn nicht auch das Gesprächsklima festgelegt sein müsse. Wars aber nicht, denn es bezog sich komischer Weise nur auf Formalien des Datenaustausches (und machte uns dabei tierisch mehr Arbeit....)

Kieler 22.07.2010 10:18

AW: Lohnt es sich heutzutage noch Architektur zu studieren?
 
Zitat:

Zitat von leipziger (Beitrag 40107)
..., das die richtige Bezeichnung für diesen Aufschlag festlegt...

coordination fee passt immer! :D
(normalerweise eine Zahlung von größeren Auftragnehmern an die Vergabestelle im
nichteuropäischen Ausland)

Archimedes 22.07.2010 10:29

AW: Lohnt es sich heutzutage noch Architektur zu studieren?
 
Zitat:

Zitat von leipziger (Beitrag 40107)
Tja, die Sache mit der Chemie muss natürlich bei der nächsten Anpassung der HOAI berücksichtigt werden, in Form eines Aufschlags. Den legen wir Architekten jeweils individuell nach Bauchgefühl fest. Weiss die Kammer davon schon?

Die Kammer braucht man in der Angelgenheit nicht. Die 25% Spielraum zwischen Honorarmindest- und Honorarhöchstsatz nach heutiger HOAI reichen zur Gestaltung der Angebote völlig aus. Da es immernoch genügend Kollegen gibt die unter dem Mindestsatz arbeiten, ist es für private Kunden i.d.R. kein Problem einen "richtig billigen Planer" zu finden. Solche Leute läßt man dann auch gerne ziehen, wenn man sich im Gespräch schon nicht wohl fühlte.


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