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Leila is on a distinguished road

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Datum: 26.04.2011
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AW: für das chinesische regime bauen? interview mit gerkan

#1 (Permalink)
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Nach der Lektüre des Gesprächs mit Meinhard von Gerkan ist mir einmal mehr klargeworden, was ich Tag für Tag zu verdrängen suche: daß nämlich die Hölle auf Erden ist und daß Architekten sie gestalten.

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Datum: 26.04.2011
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AW: für das chinesische regime bauen? interview mit gerkan

#2 (Permalink)
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Zitat:
Zitat von Leila Beitrag anzeigen
Nach der Lektüre des Gesprächs mit Meinhard von Gerkan ist mir einmal mehr klargeworden, was ich Tag für Tag zu verdrängen suche: daß nämlich die Hölle auf Erden ist und daß Architekten sie gestalten.
Kannst Du die Aussage mal näher erklären?
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Florian Illenberger

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Datum: 26.04.2011
Uhrzeit: 17:30
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AW: für das chinesische regime bauen? interview mit gerkan #3 (Permalink)
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Gerne, lieber Florian!
SPIEGEL: Die Festnahme Ais hat abermals erwiesen, dass die chinesische Regierung Andersdenkende drangsaliert. Durch Vorkommnisse wie diese geraten auch Deutsche, die mit chinesischen Offiziellen zusammenarbeiten, in die Kritik. Was sagen Sie zu solchen Vorwürfen?

Gerkan: Dieser Vorwurf wird von Ihnen erhoben, jetzt und hier. Das heißt ja nicht, dass ihn auch andere anführen.

SPIEGEL: Vielleicht werfen Sie mal einen Blick in die „Frankfurter Allgemeine“ oder den „Stern“?

Gerkan: Natürlich hat mich die Festnahme Ais erschrocken. Ich schätze ihn als Künstler sehr, könnte mir auch vorstellen, mit ihm zusammenzuarbeiten. Ein Freund von mir ist mit ihm befreundet. Ai provoziert absichtlich, vermutlich weil er meint, er könne damit etwas bewirken.
Zuerst versucht Gerkan zu relativieren, später aber gibt er zu, erschrocken gewesen zu sein. Ich als Erschrockene hätte meinen Schrecken gleich zu Beginn zum Ausdruck gebracht und nicht erst versucht, abzuschwächen und auszuweichen, um schließlich mir selbst zu widersprechen. – Mit der Hölle meinte ich nichts anderes als die Moral, die jenen am lästigsten ist, die entweder keine oder eine doppelte haben.

Gruß von Leila

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Datum: 30.04.2011
Uhrzeit: 23:25
ID: 43587



AW: für das chinesische regime bauen? interview mit gerkan #4 (Permalink)
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D.h. Du findest es moralisch nicht vertretbar in, bzw. für Staaten zu bauen, deren Rechts- und Demokratieverständnis nicht dem unseren entspricht?
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Florian Illenberger

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Datum: 02.05.2011
Uhrzeit: 11:28
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AW: für das chinesische regime bauen? interview mit gerkan #5 (Permalink)
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Gegenfrage: Ist es als ein Albert Speer (nehmen wir mal rein hypotetisch an, er seie von jeglicher NS Ideologie befreit) moralisch, für das NS-Regime zu bauen?

Die Frage macht deutlich: Bauen für nichtdemokratische Regime ist vom Grundsatz her immer dasselbe, man macht sich in so weit mitschuldig, indem man das Regime unterstützt.

Es ist ein Stück weit individuelle Abwägungssache, für wie undemokratisch ein Regime eingeschätzt wird. Welche Systeme sind noch salonfähig? China? Russland? Syrien? Iran? Lybien? Architekten mögen vielleicht noch über Moral debattieren, die Rüstungsindustrie liebt diese Regime.

Lediglich die Geschichte bringt im Laufe der Zeit die Wahrheit ans Licht und definiert letztendlich den Ausgang der Dinge. Wenn in Zukunft eine demokratische Regierung in China regiert und die Verbrechen der Vorgängerregierung aufarbeitet, werden die Regime-Architekten ein Stück weit mit im Boot sitzen.

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Datum: 02.05.2011
Uhrzeit: 13:16
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AW: für das chinesische regime bauen? interview mit gerkan #6 (Permalink)
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Zitat:
Zitat von Florian Beitrag anzeigen
D.h. Du findest es moralisch nicht vertretbar in, bzw. für Staaten zu bauen, deren Rechts- und Demokratieverständnis nicht dem unseren entspricht?
Ja. – Nun werde ich mir alle Mühe geben, hier nicht als Moralapostel aufzutreten. Was ich aber nicht vermeiden kann, das ist, für eine Weltfremde gehalten zu werden.

Wenn ein deutscher Architekt im fernen China den armen Chinesen erschwingliche und erdbebensichere Häuser baut, hat er wohl kaum mit Entrüstung zu rechnen, auch dann nicht, wenn sich „das Regime“ mit solchen Bauwerken brüsten würde. Der Bau von stabilen Häusern für die Armen, Unterdrückten und Ausgebeuteten ist aber so ziemlich das letzte Anliegen der Mächtigen. Denn diese wollen vor allen andern Dingen ihre Macht stabilisieren, und zwar so, daß ihr Wille möglichst weitherum sichtbar wird. Dazu eignen sich monumentale Denkmäler, pompöse Verwaltungspaläste, weitläufige Museen, riesige Stadien (die nur die wenigsten von innen zu Gesicht bekommen) und schwindelerregende Wolkenkratzer am besten. An ihnen läßt sich, nebst der bautechnischen Leistung, die Stabilität der Macht der Mächtigen ablesen. Ein Architekt aber, der zu Gunsten der Ohnmächtigen handelt, wird eines mit Sicherheit nicht: weltbekannt. Dafür bleibt er von moralischen Debatten verschont.

Gruß von Leila

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Datum: 02.05.2011
Uhrzeit: 13:48
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AW: für das chinesische regime bauen? interview mit gerkan #7 (Permalink)
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Zitat:
Zitat von noone Beitrag anzeigen
[…] Welche Systeme sind noch salonfähig? China? Russland? Syrien? Iran? Lybien? Architekten mögen vielleicht noch über Moral debattieren, die Rüstungsindustrie liebt diese Regime. […]
Ich kenne keinen Inhaber oder Teilhaber einer Rüstungsfirma persönlich. Das liegt aber nicht an meiner Zurückhaltung oder Unnahbarkeit, sondern an der Zurückhaltung und Unnahbarkeit der Inhaber oder Teilhaber der Rüstungsfirmen. Da ich nicht mehr auf dem Laufenden bin, weiß ich nicht, wie die heutigen jungen Architekten denken: ob sie auch, wie Mann noch heute, voller Idealismus sind, ob sie, anstatt Kaninchenställe für Menschen zu bauen, den Slogan „schöner Wohnen“ zu verwirklichen suchen, z.B. im Sozialwohnungsbau, also nicht nur für sich selbst. – Um es zynisch zu sagen: Die Besitzer der Rüstungsfirmen gehen nicht mit ihrer Moral hausieren; sie schweigen und verstecken sich so gut sie können (der Begriff „Société anonyme“ kam mir stets eindeutig vor und treffender als die deutsche Bezeichnung „Aktiengesellschaft“).

Gruß von Leila

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Datum: 04.05.2011
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AW: für das chinesische regime bauen? interview mit gerkan #8 (Permalink)
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Zitat:
Zitat von Leila Beitrag anzeigen
Nach der Lektüre des Gesprächs mit Meinhard von Gerkan ist mir einmal mehr klargeworden, was ich Tag für Tag zu verdrängen suche: daß nämlich die Hölle auf Erden ist und daß Architekten sie gestalten.
es wäre bestimmt eine interessante Aufgabe eine Hölle zu entwerfen....

spontan würde ich den klassischen ansatz wählen: mit viel feuer und rot-glühenden hörnen über dem eingang
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