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Datum: 02.05.2011
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AW: für das chinesische regime bauen? interview mit gerkan

#1 (Permalink)
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Zitat von noone Beitrag anzeigen
[…] Welche Systeme sind noch salonfähig? China? Russland? Syrien? Iran? Lybien? Architekten mögen vielleicht noch über Moral debattieren, die Rüstungsindustrie liebt diese Regime. […]
Ich kenne keinen Inhaber oder Teilhaber einer Rüstungsfirma persönlich. Das liegt aber nicht an meiner Zurückhaltung oder Unnahbarkeit, sondern an der Zurückhaltung und Unnahbarkeit der Inhaber oder Teilhaber der Rüstungsfirmen. Da ich nicht mehr auf dem Laufenden bin, weiß ich nicht, wie die heutigen jungen Architekten denken: ob sie auch, wie Mann noch heute, voller Idealismus sind, ob sie, anstatt Kaninchenställe für Menschen zu bauen, den Slogan „schöner Wohnen“ zu verwirklichen suchen, z.B. im Sozialwohnungsbau, also nicht nur für sich selbst. – Um es zynisch zu sagen: Die Besitzer der Rüstungsfirmen gehen nicht mit ihrer Moral hausieren; sie schweigen und verstecken sich so gut sie können (der Begriff „Société anonyme“ kam mir stets eindeutig vor und treffender als die deutsche Bezeichnung „Aktiengesellschaft“).

Gruß von Leila

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Datum: 02.05.2011
Uhrzeit: 22:53
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AW: für das chinesische regime bauen? interview mit gerkan

#2 (Permalink)
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Ich bin nicht überzeugt davon, dass man durch Boykott einer Regierung mehr bewegen kann, als durch sachte "Infiltrierung".

Nordkorea wird seit Jahren boykottiert, das hat aber nicht zu einer Demokratisierung geführt.

Soweit ich das überblicken kann, ist die Entwicklungen und Öffnung von China über die letzten 20 bis 30 Jahre enorm, wenn auch nach unserem Verständnis nicht ausreichend.
Ein Nationalmuseum halte ich aber durchaus für ein Gebäude, das auf dem Weg zu einer Demokratisierung eine wichtige Rolle spielen kann (soweit Architektur das kann). Museen sind Orte an denen sich das Volk mit der eigenen Geschichte beschäftigen kann und an dem Kultur anderer Länder vorgestellt wird.

Ich kann mich hingegen nicht erinnern, dass HdM für den Bau des Olympiastadions großartig kritisiert wurde, dabei werden Stadien viel häufiger zur Inszenierung des Staatsapparates genutzt. (Siehe Qlympiastadion Berlin, 1936...)

Aber auch die großen Demokratien, wie z.B. die USA, treten in manchen Beziehungen die Menschenrechte mit Füßen. Die USA hält seit bald 10 Jahren (!) Menschen ohne rechtsstaatliches Verfahren gefangen. Definitiv nicht zu vertreten - aber wer fände es moralisch verwerflich für die amerikanische Regierung zu bauen?

Wer glaubt, als Moralapostel etwas bewegen zu können hat sich gewaltig geschnitten. Wer als westlicher Architekt meint, in anderen Kulturen Staatsleuten sagen zu können, was richtig und was falsch ist, wird schneller von seinen Aufgabe entbunden als er vielleicht glaubt... Damit ist dann auch jegliche Einflussnahme vorbei.
Was man aber machen kann, sind Vorschläge. Dabei wird vielleicht nicht der erste oder zweite gleich angenommen, aber ganz langsam kann man so auch etwas bewegen.
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Datum: 03.05.2011
Uhrzeit: 00:52
ID: 43618



AW: für das chinesische regime bauen? interview mit gerkan #3 (Permalink)
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Lieber Florian!

Deinen ausführlichen Beitrag habe ich mit großem Interesse gelesen und, wie ich meine, auch verstanden.
Wer glaubt, als Moralapostel etwas bewegen zu können hat sich gewaltig geschnitten. Wer als westlicher Architekt meint, in anderen Kulturen Staatsleuten sagen zu können, was richtig und was falsch ist, wird schneller von seinen Aufgabe entbunden als er vielleicht glaubt... Damit ist dann auch jegliche Einflussnahme vorbei.
Und, was noch wichtiger ist als jedwede Moral: auch die Einkünfte wären gleich null (an Gewinnst wäre nicht zu denken).

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Datum: 04.05.2011
Uhrzeit: 15:32
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AW: für das chinesische regime bauen? interview mit gerkan #4 (Permalink)
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Architekten neigen einfach an enormer Selbstüberschätzung. Wenn man für diese Staaten baut, dann ist es vorrangig erst mal Business. Sonst nichts.

Auch HDMs Stadion tut rein gar nichts zur Demokratisierung, obwohl ein Ai wei wei dabei beteiligt war. Wie soll ein Stadion zur Demokratisierung beitragen? Genausowenig wie ein Museum, das sich vorrangig nicht durch die Fassade, sondern durch die Exponate defiert.

Wie ich bereits sagte, es gibt viele Architekten, die fleissig für undemokratische Regime bauen. Die Moral ist eine Momentaufnahme der Meinung der Mächtigen. Das kann sich relativ schnell ändern, siehe die angesprochene Quantanamo und Afghanistan - Argumente.

Obwohl ich die Zurschaustellung der Ablehnung eines Ingenhoven nicht gut finde - ich persönlich würde auch nicht in China bauen wollen. Ich kann nicht damit umgehen, mit Menschen zusammenzuarbeiten, die ihr eigenes Volk unterdrücken.

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Datum: 04.05.2011
Uhrzeit: 17:19
ID: 43644



AW: für das chinesische regime bauen? interview mit gerkan #5 (Permalink)
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Zitat von noone Beitrag anzeigen
Architekten neigen einfach an enormer Selbstüberschätzung. Wenn man für diese Staaten baut, dann ist es vorrangig erst mal Business. Sonst nichts.
Im Grunde teile ich da Deine Einschätzung. Allerdings kann Architektur durchaus Einladend oder auch Ausladend sein. Gut gemachte Architektur lädt ggf. auch eher zum Verweilen, Nachdenken, Zusammensitzen und Diskutieren ein.

Generell ist aber der kulturelle Austausch Anstoß für Entwicklungen, auch demokratischer Art. Das einzelne Gebäude, das einzelne Auto oder der einzelne Film ist dabei zwar nur ein sehr kleines Glied in der Kette, aber alleine durch den einhergehenden menschlichen Austausch zwischen westlichen Mitarbeitern und Einheimischen wird etwas bewegt.
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