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Datum: 30.07.2015
Uhrzeit: 23:27
ID: 54707



AW: Gewissensfrage

#1 (Permalink)
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Nun, wenn die Statik fehlerhaft ist, muss diese nachgebessert werden. Ist doch klar. Immerhin musst Du deinen Kopf hin halten. Wenn Du glaubst da fehlt was, dann musst Du dich darum kümmern, egal was andere dazu meinen. Mach dein Ding wie Du glaubst es machen zu müssen.


PS: Von was für ein Programm ist denn die Rede? Ein Statikprogramm?

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Datum: 31.07.2015
Uhrzeit: 17:15
ID: 54708



AW: Gewissensfrage

#2 (Permalink)
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So, habe heute nochmal mit dem Chef geredet. Er wird mir das Projekt abnehmen, zum Glück. Soll er doch selber den Kopf hinhalten. Es wird nicht einstürzen, dafür sind zu viele Wände da, aber es ist einfach unsauberes Arbeiten in meinen Augen.
Ja, es handelt sich um ein Statikprogramm, FEM

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Datum: 31.07.2015
Uhrzeit: 19:08
ID: 54709



AW: Gewissensfrage #3 (Permalink)
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Zitat:
Zitat von Ideen aus Beton Beitrag anzeigen
So, habe heute nochmal mit dem Chef geredet. Er wird mir das Projekt abnehmen, zum Glück. Soll er doch selber den Kopf hinhalten.
Den Kopf muss sowieso er als Chef immer hinhalten, deswegen weiß ich nicht, ob man sich aussuchen kann, was man für ein Projekt für seinen Chef macht und welches nicht. Schließlich bezahlt er Gehalt dafür und wenn er verlangt, dass es so gemacht wird, dann äußert man seine Bedenken und dokumentiert das, aber man macht es, wenn er es dennoch so möchte oder man muss sich vermutlich bald woanders umsehen.

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Datum: 31.07.2015
Uhrzeit: 21:25
ID: 54710



AW: Gewissensfrage #4 (Permalink)
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Dachte ich auch, dass er mich rauswirft, er hat aber nix gesagt. Vielleicht ist Montag die Kündigung im Briefkasten
Sicher tue ich, was der Chef sagt. Aber nur bis zu einer gewissen Grenze. Als Statiker baue ich kein Haus, wo ich nicht sicher bin, dass es auch hält. Auch wenn er das anordnet. Was bringt es mir bei einem Schaden, wenn ich meine Bedenken geäußert habe.

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Datum: 01.08.2015
Uhrzeit: 09:54
ID: 54711



AW: Gewissensfrage #5 (Permalink)
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Zitat:
Zitat von Ideen aus Beton Beitrag anzeigen
Als Statiker baue ich kein Haus, wo ich nicht sicher bin, dass es auch hält. Auch wenn er das anordnet. Was bringt es mir bei einem Schaden, wenn ich meine Bedenken geäußert habe.
Du bist ja selbst der Meinung, dass es stehen bleibt. Die bemängelst das unsaubere Arbeiten.
Ich nehme mal an, dass Dein Chef aus einer Generation stammt, die nur mit doppelter und nicht mit dreifacher Sicherheit rechnen musste und das er aus der Erfahrung heraus weiß, was geht und was nicht mehr zu verantworten ist. Außerdem gibt es bei dieser Projektgröße sicher einen Prüfstatiker, der sein Veto einlegen würde, wenn es nicht passt.
Deine Sicherheitsbedenken kann ich verstehen, aber auf der anderen Seite weiß ich auch, dass wir Deutschen in fast jeder Hinsicht maßlos übertreiben und wir uns mit unserem noch besser, noch sicherer, noch energieeffizienter häufig selbst im Wege stehen und drauf und dran sind uns damit kaputt zu machen.

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Datum: 01.08.2015
Uhrzeit: 17:25
ID: 54712



AW: Gewissensfrage #6 (Permalink)
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Archimedes, ich möchte etwas ausführlicher antworten.

Zuerst: ich habe nachgeschaut. Mein Chef hat nur wenige Jahre mehr Berufserfahrung als Statiker als ich (das Büro hat einen anderen Schwerpunkt). Jetzt wird mir einiges klar - ich hatte gedacht, er hätte mehr. Leider ist er selber der Meinung, ein genialer Ingenieur zu sein. Ich hab selber grad genug Berufserfahrung, um ein wenig schneller zu merken, wer Ahnung hat und wer nicht. Er war zum Beispiel überrascht, als ich ihn darauf hinwies, dass beim Durchlaufträger die Querkraft nicht überall der Auflagerkraft entspricht - 1. Semester Baumechanik...

"Du bist ja selbst der Meinung, dass es stehen bleibt" - Meinungen und Gefühle sind in der Statik (vielleicht im Gegensatz zur Architektur) ein schwaches Argument. Was ich mit dem Satz sagen wollte: Mir sind bei dem Projekt keine groben Schwachpunkte ins Auge gesprungen, die zum sofortigen Einsturz führen würden. Würde ich es bauen (müssen), würde ich es zuerst komplett sauber durchrechnen und sicher sein wollen, dass ich die Lastabtragung, sowohl horizontal als auch vertikal, vollständig von oben bis ins Fundament verstehe. So wurde das im alten Büro gehandhabt und das finde ich auch vernünftig.

Selbst wenn der Chef Glück hat und das Gebäude sozusagen aus Gewohnheit stehen bleibt, bleibt immer noch das Risiko von Gebrauchstauglichkeitsschäden wie zum Beispiel Risse durch unerwartete Lastumlagerungen. Dazu meinte er nur, "tun wir halt mehr Bewehrung rein" ähm was? (soviel dann auch zur Energieeffizienz)

Dazu kommt, dass er gar nicht wissen kann, ob sein bewährtes Aussteifungssystem Marke "there, I fixed it" funktioniert, da es seit Beginn seiner Laufbahn hier kein Bemessungserdbeben gegeben hat. Könnte also immer noch sein, dass bei einem großen Erdbeben in der Zukunft alle seine Gebäude starke Schäden davontragen werden. Und bis dahin baut er fröhlich so weiter, denn "das haben wir immer so gemacht".
Wir sind nicht in Deutschland und hier gibt es im Normalfall keinen Prüfstatiker, was meiner Meinung nach ein Vorteil ist, da man sich dann nicht drauf ausruhen kann, dass der Prüfer die Fehler schon merken wird. In diesem Fall wäre es interessant, was der sagen würde.

Dein Argument, dass wir heutzutage mit zu hohen Sicherheitsfaktoren rechnen und daher es schon "irgendwie" eh halten wird, erinnert mich an Kommentare auf der Baustelle: "Frau IaB, was wollen Sie denn, das muss doch halten, ist doch Beton"... Die Sicherheitsfaktoren sind nicht dazu da, dermaßen ungenaue Modelle aufzunehmen. Sie bilden Unsicherheiten der Materialien und Ungenauigkeiten auf dem Bau und natürlich gewisse Modellungenauigkeiten bei der Berechnung ab, aber wenn deine statische Berechnung völlig daneben liegt, hilft dir auch kein Sicherheitsfaktor mehr. Eine doppelte oder sogar dreifache Sicherheit ist da schnell verbraucht.

Wenn ich daran denke, wie viele Ingenieure da draußen nach solchen Grundsätzen rechnen, gruselts mich.

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Datum: 01.08.2015
Uhrzeit: 17:47
ID: 54713



AW: Gewissensfrage #7 (Permalink)
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Zitat von Ideen aus Beton Beitrag anzeigen
Wenn ich daran denke, wie viele Ingenieure da draußen nach solchen Grundsätzen rechnen, gruselts mich.
Das Hinterfragen sollte aus meiner Sicht aber bei Jedem schon etwas früher beginnen, nämlich ob die Lehrinhalte, Normen, Vorgaben wirklich der Weisheit letzter Schluss sind oder ob es sich mal lohnt über den Tellerrand zu schauen.

Ich möchte keine sicherheitsrelevanten Dinge in Frage stellen, aber es ist tatsächlich der Hang zur maßlosen Übertreibung festzustellen.

Ich tummele mich nun seit meiner frühen Jugendzeit, also nun etwas über 25 Jahre, auf Baustellen und auch Ende der 80er Jahre war die Bauqualität in Deutschland schon unbestritten hoch. Die Gebäude stehen (fast) alle noch. Es sind mir jedenfalls keine bekannt, die aus Mangel an Bewehrung eingestürzt sind. Die Eissporthalle in Bad Reichenhall hatte ein anderes Problem und Stadtarchiv in Köln war auch anders gelagert.

Feststellen kann ich aber, dass unsere Gebäude seitdem auch im Bereich Tragwerk immer teurer und aufwendiger geworden sind, obwohl die tatsächlichen Nutz- und Ausbaulasten sich nicht verändert haben.
Es wurde an sovielen Schrauben gleichzeitig gedreht, dass Materialkennwerte, Lastnahmen, Formeln, Normen, +Angstzuschlag in den vergangenen Jahren zunehmend dazu führen, dass man es immer weniger wirtschaftlich ausführen lassen kann.
Nicht selten kommt auf der Baustelle die, leider ernstgemeinte, Frage auf, wie man denn überhaupt noch zuverlässig Beton zwischen die mehreren enggestaffelten Bewehrungslagen bekommen und verdichten soll.
Leider tragen Statiker selten Verantwortung für gestiegene Kosten. Sie verstecken sich meist hinter der absoluten Notwendigkeit ihrer Vorgaben.


Daher meine Bitte:

Nicht stumpf im Büro rechnen, auch mal auf der Baustelle nachschauen, wie es dort aussieht.

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