tektorum.de

tektorum.de (https://www.tektorum.de/)
-   Beruf & Karriere (https://www.tektorum.de/beruf-karriere/)
-   -   erste Berufserfahrung (https://www.tektorum.de/beruf-karriere/1759-erste-berufserfahrung.html)

chr 14.06.2005 12:13

erste Berufserfahrung
 
Hallo,

ich wollte mal meine erste Berufserfahrung als Absolvent hier schildern um mal ein paar Meinungen dazu von Leidensgenossen zu bekommen.

Ich habe mich vor ca. zwei Monaten auf eine Stellenanzeige eines Bonner Architekturbüros beworben. Ein paar Tage später kam die Absage, vor einer Woche bekam ich dann plötzlich einen Anruf des Büros, man wolle mich doch kennenlernen.
Also nach ca. 3 Monaten Absolventendasein mein erstes Vorstellungsgespräch, zunächst Freude, jedoch ein wenig Skepsis, da das Büro offensichtlich keine Homepage hatte auf der man sich ein bisschen informieren hätte können.
Trotzdem voller Zuversicht zum Vorstellungsgespräch gefahren, als ich ankam (Mittwochs ca. 13 Uhr) Verwunderung darüber das niemand in dem Büro arbeitete, naja dachte mir vielleicht alle in der Mittagspause. ( aber alle gleichzeitig?) - war schon komisch. Das Büro schien aber (auf den ersten Blick) gut eingerichtet zu sein und hatte schöne Räumlichkeiten.

Im Gespräch dann saß mir ein älterer Herr gegenüber ( schätzungsweise 75 ) , der Chef des Büros, der schon ein wenig gebrechlich schien und mir erzählte meine Diplomarbeit hätte ihm sehr gut gefallen und mich deswegen eingeladen.
Nach einiger Zeit des Gesprächs sagte er dann er habe bei mir ein gutes Gefühl und wäre an einer langfristigen Zusammenarbeit interessiert und ich könne am Montag schon anfangen. Auf die Frage zu den Konditionen sagte er, er müsse darüber nochmal nachdenken und würde das am Montag morgen mit mir abklären.
Fröhlich nach Hause gefahren und stolz darüber aus der Flut von Bewerbungen herausgestochen zu sein.
Am Montag morgen dann angekommen, wieder niemand da außer dem Chef, hmmm Zweifel... Das Büro in das ich dann geführt wurde, fiel direkt auf- 2 Nachkriegsrechner 386 er oder so, schon angegilbt und alles nicht angeschlossen, nirgendwo Aktenordner und die Zeichentische von anno Pief, sah alles aus wie kurz nach nem Umzug.
Auf die Frage nach den anderen Mitarbeitern, hat er rumgestottert der eine wäre krank, die andere hat gerade ein Baby bekommen und der nächste ist umgezogen. Auf die weitere Frage wie es denn jetzt mit den Konditionen aussieht, wieder Gestotter und die Aussage er wäre nicht dazu gekommen sich Gedanken zu machen, er würde es mir im Laufe der Woche dann mitteilen.
Meine Aufgabe dann: Mit einer Skizzenrolle und nem TK-Stift Grundrisse zu einer Bahnhofshalle zeichnen, bin jedoch nicht dazu gekommen, da er die ganze Zeit neben mir saß und sich Gedanken dazu gemacht hat, wie es aussehen sollte.
Das schien offensichtlich die einzige Aufgabe zu sein und da der Chef nichts anderes zu tun hatte als neben mir zu sitzen, wurde langsam klar, dass das Büro früher vielleicht mal gut lief, aber der gute Herr nur jemanden suchte der ihm bei seinem Mini-Auftrag hilft.

Ich habe ihn dann zur Rede gestellt, gesagt dass ich mir die Zusammenarbeit anders vorgestellt habe und bin am nächsten Tag nicht mehr gekommen - ich denke er hätte mir eh nichts bezahlt.

Ich denke auch ich hatte schon einige Vorgänger, die vermutlich ähnlich wie ich reagiert haben, deswegen hatte ich auch erst nach 2 Monaten das Vorstellungsgespräch, ich war wahrscheinlich die 5.-10. Wahl oder so, jetzt wird er wohl den nächsten anrufen.


Ich wollte das einfach mal hier schildern, vielleicht hat jemand schon ähnliche Erfahrungen gemacht.

Grüße,

chris

Francis 14.06.2005 14:00

Schon merkwürdig, also solche Erfahrungen habe ich bisher nicht gemacht :-)
Hab aber zudem auch noch nie ein Büro gesehen, in dem nicht mit aktuellen PCs gearbeitet wird...
und alte Chefs hatte ich auch noch nie.

Ich denke mal, das war absolute Ausnahme, viel Erfolg bei der weiteren Jobsuche ;-)

gollum 14.06.2005 16:19

alte chefs hatte ich auch nicht wirklich. aber was ähnliches erlebt habe ich auch schon.
da wurde mir eine festanstellung angeboten. angeblich 3 bewerber in der
engeren auswahl. und um zwischen den drei bewerbern eine entscheidung
treffen zu können verlangte der gute herr eine art eignungstest.
ansichten und perspektiven zu einem einem kleinen einkaufszentrum.
natürlich hab ich auch brav diese aufgabe erledigt.
da mir das aber ein wenig suspekt vorkam habe ich über meine zeichnungen,
insbesondere bei den perspektiven eine art wasserzeichen drübergelegt,
welches man auch schwerlich mit photoshop wegbekommen würde.
tatsächlich wurde mir aber dann ein vertrag zunächst telefonisch angeboten mit durchaus akzeptablen konditionen.
als ich dann am ersten tag ins büro kam stellte sich allerdings heraus, dass es gar keinen arbeitsplatz für mich gab.
es gab zwei altersschwache rechner (an denen schon zwei leute saßen)
und in einer ecke einen leeren minni schreibtisch der meinen arbeitsplatz
darstellen sollte.
als ich dann fragte wie und woran ich denn bitteschön arbeiten sollte kam
die frage ob ich nicht privat einen rechner habe, den könnte ich dann mit ins büro bringen und daran dann arbeiten.
als ich dann auch noch nach meinem vertrag fragte hiess es der sei noch nicht fertig.
da ich schon über so manche ausbeutereien gelesen hatte, habe ich dreist
gesagt dass ich nicht meinen privatrechner fürs büro zur verfügung stellen
würde, und ohne vertrag in der tasche schon garnicht arbeiten würde.

und prompt kam die aussage: dann eben nicht. auf wiedersehen. und das wars dann...

noone 14.06.2005 19:35

nun ja, Ausbeuter gibt es leider zur Zeit en masse....... ohne Arbeitsplatz, sprich Rechner sollte man erst gar nicht anfangen. Und wenn man dann den Privatrechner mitbringt? Darf man dann auch mit einer illegalen Kopie arbeiten? nein Danke.

Ich persönlich habe von meinem Chef eine ähnliche Geschichte gehört, zu seiner Absolventenzeit Anfang der Achtziger. Unbezahlte Überstunden und Arbeit am Wochenende etc. Also wenn mit harten Bandagen gekämpft wird, sollte man mitziehen. Wenn man aus Not sich auf solche Angebote einlässt, ist zwar zunächst der Stress der Jobsuche mit allen psychologischen Belastungen vorbei, aber ein solcher Job kann sich eigentlich nicht bewähren. Entweder man arbeitet sich kaputt und vernachlässigt Privatleben, oder man merkt rechtzeitig, dass man ausgebeutet wird und der Jobstress beginnt von vorne.

Ich persönlich habe auch seit Frühjahr mein Diplom, habe mich aufs Erbrechen beworben, und ausser einem Angebot mit 1800€ sprich 12,50€ brutto die Stunde bei einem (Sehr) guten Büro habe ich bis jetzt noch nichts erreicht. (Und aus dem ist bisher auch noch nichts geworden)

Beworben habe ich mich aufs Erbrechen in Frankfurt, Mannheim, Heidelberg, Karlsruhe, Freiburg, dem Saarland und bisher habe ich nichts ausser Absagen mit dem üblichen Tralala bekommen.

Ich denke, dass im Moment es einfach ein Roulette ist, sich im richtigen Moment bei einem Büro zu bewerben, das gerade den Bedarf hat, jemand einzustellen. Fähigkeiten scheinen wirklich keine grössere Rolle zu spielen, es sei denn man bewirbt sich bei den Top - Büros mit Heerscharen von Bewerbern. Dort brauch man sich ohne gewonne Studi Wettbewerbe dann wharscheinlich gar nicht erst bewerben.........

Florian 14.06.2005 20:45

Ohne mich zu weit aus dem Fenster lehnen zu wollen, würde ich fast davon ausgehen, dass es für den Arbeitgeber riskanter ist, jemanden ohne Vertrag arbeiten zu lassen. Es ist arbeitsrechtlich nicht davon auszugehen, dass jemand für lau arbeitet. Arbeitet man nun ohne Vertrag, kann man davon ausgehen, dass man einen durchschnittlichen Stundenlohn bekommt. Für die geleitete Arbeit hat man auf jedenfall einen Lohnanspruch. Ohne Vertrag ist man sogar erstmal Freischaffend. Sprich, man könnte die später vorgelegten Vertragsbedingungen ablehnen und für die geleistet Arbeit einen Stundenloh so um die 30 - 40 EUR nehmen.
Natürlich müsste man das vermutlich vor Gericht durchsetzen - aber das am Ende zumindest ein Vergleich stattfindet ist meiner Ansicht nach anzunehmen.

Zum Thema eigener Rechner finde ich, dass das garnicht unbedingt ausgeschlossen werden sollte. Allerdings muß der Arbeitgeber einem dann gestatten privat zu Surfen und Emails zu empfangen - was sonst nicht mehr unbedingt erlaubt ist. Unter sochen umständen kann man dann auch etwas mehr Lohn verlangen, immerhin btingt man sein eigenes Arbeitsmaterial mit.

@noone: Was sprach den gegen einen Job bei einem sehr guten Büro für 1800 EUR? Ich wüsste nicht, wo Du in Deutschland anfangs mehr bekommst.
Nach einem Jahr oder vielleicht auch nach 6 Monaten kann man immernoch neu verhandeln. Wenn man gut ist, wird das Büro einem auch mehr zahlen. Und wenn man nicht mehr bekommt, hat man trotzdem (hoffentlich) was gelernt und einen guten Namen in den Referenzen.


Grüsse
Flo

Francis 14.06.2005 21:33

Also den eigenen Rechner mitbringen, setzt doch auch voraus, dass man die software hat, und das ist doch gar nicht immer der Fall. Wer hat denn alle gängigen CAD-Programme in Vollversion (mit Studentenversion darf man ja nicht arbeiten).
Und das das Büro noch eine weitere Lizenz hat, aber keinen Rechner, halte ich für unwahrscheinlich.

1800 Euro finde ich wenig, würde es auch erstmal annehmen, wenns Spass macht und du was lernst, ok, sonst würde ich mich weiterbewerben.

Zum "üblichen Tralala", was ist das?
Ich habe mich noch nicht so viel beworben, kriege aber scheinbar das "unübliche Tralala" ich krieg nämlich nie meine Mappe zurück.
Immer kommt nur ein kleiner Brief, ich freue mich immer schon, weil ich denke, das wäre keine Absage, und dann steht da so nach dem Motto "haben einen geeigneterer Bewerber, aber später würden wir gerne auf Sie zurückgreifen".

Hoffentlich greift wirklich bald mal jemand auf mich zurück ;-)

Florian 14.06.2005 21:47

Zitat:

Originally posted by Francis
1800 Euro finde ich wenig,
Willkommen in der Realität.
Wenn hier jemand in den letzten zwei Jahre zu arbeiten angefangen hat und ohne vorher dort ein Praktikum o.ä. gemacht zu haben mehr als 1800 EUR bekommen hat, möge er/sie sich doch mal hier äussern. :D

Grüsse
Flo

P.S. übrigens nicht nur bei den Architekten - anderen geht auch nicht besser

Francis 14.06.2005 21:57

Hallo ich melde mich :-)

Hatte bei einem Büro 2300 Euro verdient, hatte da kein Praktikum vorher gemacht, auch keine Beziehungen oder so, einfach mal beworben.

Ist aber schon ein länger her, wurde leider gekündigt, die hatten dann keine Aufträge mehr.

Danach nur noch freiberuflich.

Florian 14.06.2005 22:07

War das Dein erster Arbeitgeber? Hat er Dir von Anfang an 2300 EUR geboten, oder hast Du in der Probezeit weniger bekommen?

Flo 14.06.2005 22:13

Zitat:

Originally posted by Florian

Zum Thema eigener Rechner finde ich, dass das garnicht unbedingt ausgeschlossen werden sollte. Allerdings muß der Arbeitgeber einem dann gestatten privat zu Surfen und Emails zu empfangen - was sonst nicht mehr unbedingt erlaubt ist. Unter sochen umständen kann man dann auch etwas mehr Lohn verlangen, immerhin btingt man sein eigenes Arbeitsmaterial mit.

Wenn die keinen Rechner für einen neuen Mitarbeiter haben, werden sie kaum die deutlich teurere CAD Software besitzen und mit Raubkopien arbeiten.
Aber auch ansonsten finde ich das sehr unseriös. Stell Dir mal vor, dass Büro geht pleite. Dann darfst Du unter Umständen dem Insolvenzverwalter erstmal glaubhaft machen, dass das dein pirvater Rechner ist. Na schönen Dank.

Florian

Francis 14.06.2005 22:15

War mein erstes Büro nach dem Diplom, ohne Probezeit.

Naja, man muss dazu sagen, ich hab natürlich während dem Studium viel gearbeitet, hab diverse Praktika, Auslandserfahrung,Regelstudienzeit, Referenz vom Top-Büro, also deswegen vielleicht...

Hab mich ja bisher auch noch nicht viel beworben, und da meine Mappe ja immer gut ankommt (leider bisher ohne Jobangebot), bin ich noch recht zuversichtlich ;-)

noone 15.06.2005 00:13

also an mir hängt es nicht, ich hätte den Job angenommen, da auch das Büro sehr rennomiert ist. Leider war die Aussicht auf Anstellung wohl doch nicht so hundertprozentig....... was echt frustrierend ist, Hoffnung zu schüren um sie dann zu enttäuschen.

2300 ist nach den freiwilligen Tarifverträgen der Architekten normales Einsteigergehalt und wird auch z.B. im öffentlichen Dienst oder bei teilprivatisierten Wohnungsbaugesellschaften ohne weiteres gezahlt. Persönlich finde ich 12,50 die Stunde trotzdem für einen Ingenieur "mangelhaft". Will aber hier nicht wieder eine Grundsatzdiskussion um Gehälter lostreten die dann wie die letzte mit marcotica mit persönlichen Beleidigungen endet........

Punkto Rechner: ich würde niemals einen privaten Rechner zum Arbeiten benutzen, welches Büro stellt denn teure Software zur Verfügung und bietet noch nicht mal nen PC??? und wenn eine Original Software 20 mal aufgespielt wird ist das genauso illegal wie ne e-mule Kopie........


@Francis: also die Büros, die mir antworten (deutlich unter 50%) haben mir alle meine "Mappe" zurückgeschickt. Mit "tralala" bezeichne ich Aussagen wie "ihre unterlagen gefielen uns sehr gut" oder "sehr gute Arbeiten". Beurteilen kann und will ich diese Aussagen jedoch nicht - ist das Teil der Standard-Absage oder ist das eine Ernstgemeinte Beurteilung???

Und aufs "zurückgreifen" gebe ich auch nicht viel - wieviele greifen denn wirklich auf alte Bewerber zurück???


PS @ Florian: wie sieht es eigentlich bei dir aus? was hast du denn als Einsteiger bekommen? würde mich mal interessieren ob es in Berlin besser oder genauso schlecht aussieht.......

Florian 15.06.2005 08:18

Zitat:

Originally posted by noone
PS @ Florian: wie sieht es eigentlich bei dir aus? was hast du denn als Einsteiger bekommen? würde mich mal interessieren ob es in Berlin besser oder genauso schlecht aussieht.......
Ich studiere noch und arbeite z.Zt. nebenbei - oder andersrum...

Samsarah 15.06.2005 10:31

Also ich habe hier ganz unkonventionell meinen eigenen Rechner mitgebracht. Zum einen, weil ich zu Hause eh nicht dazu komme, mich noch dran zu setzen und hier in Rotterdam auch kein kostspieliges DSL für ein paar Monate anschaffen will. Hätte ich das Ding in den Keller zu meinen anderen Sachen gestellt, wäre er auch nicht besser geworden. Zwar hatte ich hier einen Arbeitsplatz mit Rechner, aber meiner war deutlich schneller, die Einbinfung ins Firmennetz recht unproblematisch. Die Software hatte das Büro entsprechend legal und ich kann sie für die Zeit meiner Anstellung benutzen. ArchiCad läuft ja eh über Dongel und eine feste Anzahl an Lizenzen.

Für mich war das die bessere Lösung. War allerdings auch mein Vorschlag und nicht Vorraussetzung. Ich habe eine gute Arbeitsgrundlage und kann dafür auch meine privaten Sachen hier regeln, wenn es nicht zu viel Zeit in Anspruch nimmt bzw. ich muß halt mein Pensum schaffen...
Mitlerweile haben hier alle schnelle Rechner und Flatscreens - ich hab auch einen neuen bekommen, sodass ich nicht das Gefühl bekommen könnte, ausgebeutet zu werden.

Ich würde sagen, das hängt immer von den Umständen ab. Grundsätzlich kosten halbwegs schnelle PCs ja nicht mehr viel. Die sollte sich ein Büro auch leisten können. Die Frage nach den Programmen finde ich relevanter, denn das kann in der Tat kein Büro ernsthaft in Erwägung ziehen.

Grüße,
Samy

chr 15.06.2005 10:55

Zum Thema Einstiegsgehälter will ich nochmal folgendes loswerden:

Hier im Kölner Raum ist die Situation so, dass einige Ex-Kommilitonen nach dem Diplom für 800 - 1300 € brutto bei min. 50 Std. pro Woche angefangen haben zu arbeiten, was für meine Begriffe einfach ein schlechter Witz ist. ( Die meisten sind aber noch arbeitslos )
Ein Kassierer bei Aldi bekommt für eine Halbtagsstelle mehr und ich glaube die Vorrausetzungen dort zu arbeiten dürfte nicht mehr als ein Hauptschulabschluss sein.
Kein Wunder das die Büros immer weniger zahlen wenn die "dummen" Absolventen bereit sind für solche Konditionen zu arbeiten. Die meisten Büros suchen sowieso nur noch "Praktikanten", die zwar am besten alle CAD-, Visualisierungs- und Illustrationsprogramme beherschen sollten, einschlägige Berufserfahrung in allen Leistungsphasen mitbringen und extrem belastbar, teamfähig und blablabla... ihr wisst was ich meine.

Ich weiss dass das Thema hier schon des öfteren diskutiert wurde, aber die Situation ist derartig frustrierend, das ich das nochmal loswerden wollte.

Snobs 15.06.2005 11:21

Bei einem Praktikum in New York hat jeder Mitarbeiter vom Buero ein Powerbook gestellt bekommen. Es gab nur 3 Desktoprechner (davon einer als Server). Jeder Mitarbeiter konnte so sein Powerbook zu Besprechnungen mitnehmen und sogar privat mit nach Hause nehmen.
So konnte (und durfte) jeder auch seine Privatensachen (e-mail, Internet, usw.) an seinem Firmenrechner erledigen.
Es war im uebrigen auch kein Problem beim arbeiten Musik zu hoeren - die meisten hatten einen Kopfhoerer und haben auf die riesige Bueroeigene MP3 Bibliothek auf dem Server zugegriffen oder ueber iTunes Webradio gehoert.
Im Buero wurden die Powerbooks am Arbeitsplatz an einen Flat angeschlossen und im Netzwerk angemeldet. Es gab eine gewisse Anzahl von Software Lizenzen fuer alle Programme, nervig war es nur wenn man gerade ein Programm oeffenen wollte und alle Lizenzen im Netzwerk waren belegt. Aber von den gaengigen Programmen gab es zum Glueck ausreichend Lizenzen.
Ich fand diese Loesung sehr gut und das arbeiten hat unter diesen Traumbedingungen meistens sehr viel Spass gemacht und das ist schliesslich auch sehr gut fuer den Chef...

Snobs 15.06.2005 11:36

@chr
Das ist wirklich sehr frustrierend und beschaeftigt mich auch sehr!
Den Arbeitgebern kann man aber auch nicht die ganze Schuld geben solange es immer wieder Studenten und Architekten gibt, die sich KOSTENLOS auf dem Arbeitsmarkt anbieten. :mad:
Waehre doch der Arbeitgeber schoen doof wenn er dieses Angebot nicht nutzen wuerde... :(
Bei uns im Buero hat (trotzdem) jeder Gehalt bekommen, auch ein Student oder Praktikant weil der Chef der Meinung war, das die Mitarbeiter viel motivierter sind wenn sie fuer Ihre Leistung bezahlt werden und das macht sich in der Arbeitsweise und beim Arbeitsergebnis bemerkbar - Recht hat er!!!

gollum 15.06.2005 12:12

@Samsarah
du arbeitest also in rotterdam. wie sieht denn dort sie die situation für architekten aus??

da ich mich jetzt auch im ausland bewerben möchte gleich auch die frage

@Snobs
was sind deine erfahrungen, die du in ny machen konntest??

bis auf ein fh-diplom innerhalb der regelstudienzeit, einer tutorenstelle in cad/entwerfen am bildschirm und einem 4 wöchigen auslands-seminar in tallinn/esthland (pan-european-construction-seminar) ann ich nicht viel vorzeigen.
ach ja. ich arbeite seit einem jahr in einem berliner büro und habe eine bauzeichner lehre hinter mir... kommt auch noch dazu!

wie ist ein fh diplom im ausland angesehen? kann einer dazu was sagen??

Snobs 16.06.2005 11:00

Hi Gollum...
...ich will die Zeit in NY nicht missen.
Es hat mir nicht nur sehr viel Spass gemacht, sondern ich habe dort auch extrem viel gelernt. Das jetzt in ein paar Saetzten zusammen zu fassen ist schwer.
Sinatra hat in seinem Lied gesungen "If I can make it there, I'm gonna make it anywhere..." Ich hoffe es ist tatsaechlich so - Es hat auf jeden Fall einen ordentlichen Schub an Selbstvertrauen gebracht als ich gemerkt habe, dass ich auch in einem fremden Land mit einem komplett anderen Masssystem und einer fremden Sprache arbeiten kann.
Eigentlich wollte ich anfangs nur 6 Monate bleiben, nacher war ich ueber ein Jahr dort und waehre fast noch laenger geblieben - aber die Vernunft hat gesiegt und ich bin wieder zurueck um endlich mein Studium zu beenden...!

gollum 16.06.2005 12:05

wie sieht es denn z.B. mit wohnungen aus. kann man sich die dort überhaupt leisten? und wie ist das mit dem visum. war doch bestimmt auch net so einfach...
solche fragen sind es, die ich mir im moment stelle...

Snobs 16.06.2005 14:40

Das teuerste ist wohl die Unterkunft und darum musste ich mir zum Glueck keine Sorgen machen - Meine Freundin lebt dort, von daher musste ich mir um eine Wohnung (und die Miete) schon mal keine Gedanken machen.
Das Leben in Manhatten ist nicht gerade guenstig, aber es gibt auch guenstige Gegenden und wenn man sich ausserhalb von Manhatten bewegt ist es noch mal einiges guenstiger.
Als Student bekommst Du "relativ einfach" ein J1-Visum wenn Du einen Praktikantenplatz vorweisen kannst.
Bei World Architects gibt es gute Jobboersen - kann ich nur empfehlen!
Ich habe erst Bewerbungen verschickt, dann habe ich meine Freundin besucht und mich nochmal persoenlich in einigen Bueros vorgestellt.
Jedoch wollen gerade in New York sehr viele Leute arbeiten, dem entsprechend werden die Bueros auch mit Bewerbungen ueberflutet. Viele Studenten bieten sich als konstenlose Arbeitskraft an, daher ist der Stellenmarkt in New York sehr versaut und die Chefs wissen das leider auch!
Es ist relativ schwierig eine bezahlte Stelle zu finden...
Ich habe zum Glueck etwas Geld fuer mein Praktikum (6 Monate) bekommen - sonst haette ich es mir auch nicht leisten koennen.
Nach 6 Monaten wurde mir angeboten laenger zu bleiben und ich habe von da an einen festen Stundenlohn bekommen.

Samsarah 16.06.2005 15:20

Die Situation in Holland ist schon noch besser als in Deutschland, wobei auch hier der markt deutlich überlaufen ist. Der große Boom der Deutschen scheint auch gesättigt, man besinnt sich jetzt auch gerne wieder auf einheimische Kräfte und Büros. Eine Bewerbung hat aber sicher eher Aussichten, als in heimischen Gefilden. Außerdem gibt es hier auch einen Mindestlohn und in der Regel wird man angestellt und arbeitet nicht frei.
Man sollte aber auch etwas mit der hollänsichen Baukultur anfangen können, sonst verzweifelt man schnell. Hier macht die Mehrheit experimentelle Entwürfe und überläßt die Detailierung und Ausführung Generalunternehmern, die das Haus aus Katalogen zusammensuchen. Das ist natürlich überspitzt gesagt und trifft auch nicht auf alle Büros zu, aber man sollte damit rechnen. Für eine gewisse Zeit, ist das in jedem Fall interessant, aber ich würde hier nicht dauerhaft arbeiten wollen.
Ein Vorteil bei holländischen Büros (den ich leider nicht teile, da ich in einem deutschen Arbeite :( ) sind die sehr geregelten Arbeitszeiten. Man hat also tatsächlich ein Leben neben dem Job ;) .

Grüße aus Rotterdam
Samy

noone 16.06.2005 16:05

Es hilft nichts über die Absolventen zu schimpfen: Es ist fehlende Ethik bei den Büroinhabern, die es salonfähig gemacht hat, Menschen auszubeuten: Am Anfang stand nicht der Absolvent/Student, der lauthals um eine kostenlose Einstellung geworben hat, sondern der Chef, der ihm "wegen der Schlechten Auftragslage" keine reguläre Bezahlung, sprich anständiges Gehalt zahlen "kann" (will). Was macht man dann als Absolvent?
Logisch, es ist besser einzusteigen, sich nebenher weiter zu bewerben aber immerhin nicht mehr ohne Job auf der Strasse zu stehen. Immerhin will man ja auch seine Planvorlageberechtigung erwerben.

Es muss ein Gesetz zu Mindestlöhnen bzw. ein Tarifvertrag (der es auf freiwilliger Basis schon gibt) her, um mit der miserablen Lage aufzuräumen.

Nicht nur die Baubranche, sondern fast alle Gewerbe haben sich auf die Ausbeute der Praktikanten spezialisiert. Der Gesetzgeber muss einschreiten, da die Volkswirtschaft momentan immer mehr auf die Rücken der Studenten / Absolventen gelegt wird. Es ist oft nicht so, dass keine reguläre Anstellung möglich ist, sondern es wird einfach schamlos ausgebeutet. gesetze müssen her, die wie die Zeitarbeiter auch Praktikanten beschränkt.

Der hier beschriebene Frust bekommt jeder Absolvent zu spüren, es sei denn er hat Glück und wird von dem Büro, in dem er sein Praktikum gemacht hat, übernommen.

Jedenfalls mache ich keinen Studenten oder Absolvent für die Lage verantwortlich. Studenten gibt es immer, egal ob man sie für ihr Praktikum bezahlt oder nicht, jedenfalls werden sie immer billiger sein als ein Angestellter. Wenn also der Staat hier nicht eingreift, wird es immer schief laufen.

Die Architektenkammern tun wohl nichts gegen diese Lage, da ihre Mitglieder mehrheitlich die sind, die uns ausbeuten. Vielmehr müssten die Studenten an die Öffentlichkeit gehen und auf diese leider legale Ausbeute aufmerksam machen.

Snobs 16.06.2005 17:06

Hallo noone...

Da gebe ich Dir vollkommen Recht!

Aber man darf als Student auch nicht auf diese Ausbeute eingehen oder gar dem Arbeitgeber anbieten kostenlos fuer Ihn zu arbeiten!
Gebe es keine Studenten die sich dermassen ausbeuten lassen, dann wuerde es auch kein Arbeitgeber als selbstverstaendlich sehen, dass man kostenlos studentische Arbeitskraefte einstellt!
Deswegen sage ich, das jeder der auf solche Angebote eingeht die Lage verschlechtert - und zwar fuer Alle!
Keiner sollte sich so dermassen unter Wert verkaufen und wenn er es doch tut, dann darf er sich auch nicht darueber beschweren!

Klar gibt es auch Leute die unbedingt ein Praktikum brauchen, aber was spricht dagegen sich von solchen Abzockern nicht ausbeuten zu lassen und statt dessen nur einen bezahlten Job anzunehmen!??

Tobias 16.06.2005 18:10

Hallo,
Mindestlöhne in einigen Bereichen, die durch Zuwanderung von Nicht-EU-Bürgern, den Arbeitsmarkt belasten kann ich mir vorstellen. Für die Architektur würde ich von Mindestlöhnen aber absehen. Der freie Markt hat bis heute immer noch den fairen Preis ermittelt. Was bringt es denn, wenn man Büroinhabern andererseits einen Mindestlohn vorschreibt, wenn dann im Nachhinein diese Büros pleite gehen und die Folge Entlassung und wieder Arbeitslosigkeit ist.
Klar, es gibt Büros, denen es gut geht und die Absolventen "ausbeuten"; es gibt aber auch noch Büros, die wirklich ums Überleben kämpfen und nur durch günstige Mitarbeiter überleben können.
Wenn es der branche wieder besser ist und die Absolventenzahlen weiterhin sinken (das tun sie) wird in absehbarer zeit der markt auch wieder besser preise für gehälter bringen!!


Zudem muss ich zustimmen: Wer beim ersten Angebot mit "Ausbeuter-Gehalt" auch gleich annimmt, ist auch für diese Situation verantwortlich.

holger 16.06.2005 22:12

jaja...
 
hallo chr,

mir gehts ähnlich wie dir...das schon seit ca. 2 jahren...ich habe zwar einige leute und büros in der zeit kennengelernt aber darunter waren mind. 3, die dieselbe masche wie bei dir abgezogen haben!

...meine sachen gefielen sehr gut...ich könne mit einem projekt einsteigen und später am großen kuchen (große luftschlösser) beteiligt werden etc etc...es gab aber nie weitere projekte!!!

ein immobilientyp hat sogar zeichnungen von mir bekommen und eiskalt keinen cent gezahlt...selbst nach aufforderung meines anwalts, hat er behauptet die zeichnungen seien unbrauchbar, da die maße nicht stimmig seien...glatt gelogen!!!

vielleicht brennt ja sein scheiss-büro bald mal nieder...es gibt ja ne menge gewitter um diese zeit...


sorry, nicht allzu ernst nehmen:)

noone 17.06.2005 00:22

@ Tobias:

Mindestlöhne bzw begrenzte Anzahl von Praktikanten pro Büro würden das Arbeitsmarktproblem bestimmt nicht komplett beseitigen, jedoch erheblich verbessern.

Es könnte ja auch in Ausnahmefällen wegen schlechter Lage mit allseitigem Einverständnis vorübergehend davon abgesehen werden. Wenn den Angestellten die Arbeitslosigkeit droht, kann man ja wie bei der Zeitarbeit Kompromisse eingehen.

Das ist aber eine komplett andere Situation als das Abzockerbüro, dass statt fest Angestellte lieber Praktikanten die Arbeit fast kostenlos erledigen lässt und dabei keinerlei finanzielle Probleme hat.


Und bei der derzeitigen Arbeitsmarktlage kenne ich wirklich niemand, der mir glaubhaft vermitteln kann, er lehne das erste Angebot (das er bekommen kann) ab wegen zu schlechter Bezahlung.

Du hörst selbst, dass Leute jahrelang suchen, und wer dann überhaupt mal eine Stelle angeboten bekommt, und es dann am Gehalt scheitern lässt, ist selbst dran schuld.

Ich würde im Moment alles annehmen, was im vernünftigen Rahmen liegt: alles unter 1800€ brutto ist wohl absolut unakzeptabel und wohl nur als Praktikum einzustufen, aber dennoch gilt es irgendwo den Fuss in die Tür zu bekommen. Wenn man gute überzeugende Arbeit abliefert kann man ja jederzeit mit ein wenig Verhandlungsgeschick eine Gehaltserhöhung aushandeln.

noone 17.06.2005 00:27

PS: an der FH hatte so ziemlich NIEMAND eine Bezahlung während dem Praxissemester. Vielleicht gab es am Ende Abfindungen oder ähnliches. Ich persönlich hatte Weihnachtsgeld und bedingt durch effektive Mitarbeit an Projekten auch Auszahlungen.

Wenn also alle Praktikanten sowieso keine Bezahlung bekommen, wie willst du dann einen Platz finden, wo du bezahlt wirst. Und wenn du aus Stolz alles unbezahlte ablehnst, musst du doch dein Praxissemester irgendwo nachweisen können. Und wenn du dorthin gehst wo einigermassen gezahlt wird, sprich Bauämter, lernst du wohl unter Umständen (kommt immer auf die Stadt bzw. Projekte an) wenig Brauchbares ausser Nato Pause und geregelte Arbeitszeiten........

noone 17.06.2005 00:29

@ holger:

so was passiert jedem, auch Büros werden von solchen Schw.... nicht verschont........

gollum 20.06.2005 00:14

danke für eure antworten @Snos & @Samsarah...
werde auf jedenfall mal anfangen mich im ausland zu bewerben.
die situation hier kotzt mich schon sehr an.
und wie man sieht dreht man sich bei den diskussionen um die löhne für
absolventen doch immer im kreis.
und ich kann irgenwie auch für die nächsten par jahre keine besserung
in sicht sehen. schon traurig dass man schon fast genötigt wird auszuwandern...

secretgarden 21.06.2005 09:15

@gollum

zu dieser einsicht bin ich nach zwei jahren jobsuche auch gekommen.
ich wandere aus zumal es auch meine private situation auch gerede erlaubt (ist ja schon irgendwie eine erleichterung).

hatte auch in der zeit schon ein paar bewerbungsgespräche, und die meisten wollten mich für lau (also kostenlos) arbeiten lassen. mit aussicht auf erfolgsbeteiligung

aber die frage wovon man sich bis zu der zeit ernähren sollte bekam ich nur zu hören "können ihre eltern oder ihr freund ihnen nicht ein wenig unter die arme....... ":mad:

frechheit! natürlich habe ich schweren herzens abgelehnt.

gott sei dank habe ich noch meinen job aus studentenzeiten wo ich stundenweise noch arbeiten kann und nicht von sozialhilfe leben muss und verzweifeln. :-/ allerdings ist das ein lichtplanungsbüro und auf dauer auch nicht befriedigend.

ausland ist da schon die einzige alternative mittlerweile.

aldirosso 21.06.2005 10:29

Man brauch ja nicht gleich auswandern - ein paar Jahre im Ausland Erfahrung sammeln schadet doch nicht. Mit etwas Berufserfahrung sieht die Sache auch in D dann schon besser (wenn auch nicht rosig) aus.

Natürlich wär's schöner es gäbe hier genug jobs.

Mitte der 90er - als ich Diplom gemacht habe - sah die Sache auch nicht gut aus - der Nach-Wende Bau-Boom ging gerade vorrüber. (Fühle mich schon als Oldie)

Bin dann für ein paar Jahre ins Ausland - erst Rotterdam, dann London - eine Erfahrung, die ich nur jedem empfehlen kann.

Danach hat es auch mit den Bewerbungen in D ganz gut geklappt.

Also - kein Grund die Flinte ins Korn zu schmeissen - gute Leute werden immer gebraucht.

Gruss

Martin

Christina Bockh 21.06.2005 23:13

Also ich habe wohl im Praxissemester verdient. Ich muss sagen da hatte ich was das angeht einen sehr guten Chef. (Ansonsten weniger gut - aber gelernt habe ich wenigstens was).
Als ich beim Vorstellungsgespräch nach der Bezahlung fragte bekam ich mit einem Augenzwinkern zur Antwort - "das kommt darauf an wie lange Sie meine Architekten von der Arbeit abhalten". Am zweiten Tag (als sie mich erstmal Probeweise irgendein Modell haben bauen lassen) setzte er sich zu mir an den Tisch und sagte: "Praktikanten verdienen bei uns was." Studenten im Grundstudium 200-300euro und im Hauptstudium 500-600euro, je nach Engagement und Können. Fand ich sehr fair. Ich kenne auch einige Fälle von Mitstudenten, die null bekommen haben und noch nicht mal Anfahrtsgeld, aber bitte mit eigenem Auto kommen damit man auf die Baustelle fahren kann... Kenne aber auch eine, die als Praktikantin 6euro die Stunde bekommen hat. Das ist von Büro zu Büro unterschiedlich. Aber zu sagen es gäbe keine bezahlten Prakitkas finde ich denen gegenüber nicht fair, die noch so viel moralischen Anstand in sich haben sich Praktikanten was kosten zu lassen.
Klar kann man von dem Praktikantengehalt nicht leben. Ich finde wir sollten von unserer Arbeit leben können (als Absolventen). Ob meine Eltern mich unterstützen oder nicht ist meine Privatsache. Aber dass meine Eltern im Prinzip meinen Arbeitgeber unterstützen, indem sie mir das, was zu meinem "vollen Gehalt" fehlt draufzahlen, sehe ich gar nicht ein.
Es muss ja nicht gleich am Anfang die tollste Wohnung sein und ich geh gerne auch noch ein paar Jahre zu Aldi oder knabse mir jeden Monat mühselig was ab, um mir einen kleinen Urlaub leisten zu können. Mit der Arbeit erwachsener Mensch bleiben zu dürfen, und sich selbst über die Runden zu bringen, das finde ich muss auch im ersten Job gegeben sein. Und das sind sowohl die "Jungen" die die Jobs annehmen, als auch die "alten" die nicht genug Anstand in den Knochen haben einigermaßen angemessen zu zahlen und sich keine Gedanken darüber machen, dass daran Menschen, Persönlichkeiten und Existenzen zugrunde gehen - mal krass gesagt, sondern die Arbeitskraft als Sache sehen, die im Moment auf dem Arbeitsmarkt zu genüge vorhanden ist und wenn die eine kaputt ist, hol ich mir halt die nächste.
Sehr beängstigend, was hier für Stories erzählt werden über die Jobsuche. Bin auch bald dran. Man muss wohl immer weiter machen.... irgendwann wird's schon klappen.

noone 21.06.2005 23:38

würde mal gerne fragen, aus welcher ecke du kommst........

die Einstellung die du hast, ist auch meine, aber so wie es aussieht, scheint die Lage wirklich schwieriger sein als man es sich auszumalen vermag. Als ich im März anfing mich zu bewerben hatte ich ehrlich gesagt damit gerechnet, in den ersten 3 monaten unterzukommen. ca 70 Bewerbungen später muss ich einsehen, dass ich mit EINEM!!! einzigen Vorstellungsgespräch mit vager bzw wohl nicht reeller Aussicht auf einen 6 Monatsvertrag mit lauer Bezahlung (1800) in einem (relativ) top büro. Wohl nicht eins mit einem NAmen der national jedem bekannt ist, aber in der Region und überregional im SW ist er schon ein Begriff.

wie gesagt, das Problem ist, den Fuss in die Tür zu bekommen. Der Bewerber weiss um seine Fähigkeiten und kann überzeugen, das Problem ist nur, dass man schon gleich mit dem "danke kein Bedarf" von vorneherein abgewiesen wird.

Wenn ich dann sehe, dass zwei Komilitonen schon auf der Diplomfeier ohne jegliche Konnektions über Telefonische Anfrage (bei bedarf dann mal Lebenslauf! und bewerbungsschreiben! geschickt) einen Job geregelt bekommen haben, kriege ich wirklich die Krise..............

es scheint wirklich eine einzige Lotterie zu sein, irgendwie einen Job, wenn auch einen schlecht bezahlten, zu bekommen..........

Christina Bockh 22.06.2005 00:07

spielt das 'ne Rolle aus welcher Ecke ich komme? Welche meinst du dass sie spielt?

Ich weiss dass es hart wird und ich weiss auch, dass es viele viele Bewerbungen kosten wird. Das beste ist doch immer noch Vitamin B, aber wenn aus der Familie niemand aus der Branche kommt... wirds schwierig.

Ich geb mir mal ein Jahr. Danach überlege ich mir, was ich dann mache. Augen und Ohren offen halten und bereit sein Kompromisse einzugehen, an die man vielleicht nicht gedacht hat, das ist das, was ich mir vornehme.

Der Rest ist -glaube ich auch- Glückssache. Zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein. Aber 3 Monate finde ich durchaus noch akzeptabel. Schieb nicht die Krise, nur weil da "nur" ein beinahe-Job rauskam. Ich denke deine Bewerbungen waren hauptsächlich Initiativbewerbungen, da fallen schon sehr viele weg, weil der Bedarf einfach wirklich nicht da ist.

Ich weiss ich hab' gut reden, weil ich muss ja erstmal meine Diplomarbeit abgeben...
christina

chr 22.06.2005 11:14

nochmal was zu den Bewerbungen:

ich denke die Motivation lässt nach einiger Zeit gehörig nach wenn man nach einigen Monaten und ca. 70 Bewerbungen immer noch da ist, wo man nach dem diplom und voller Tatendrang war.

Die Initiativbewerbungen sind eigentlich am frustrierendsten, entweder man hört gar nichts, oder sofort "keinen Bedarf". Auf passende Stellenanzeigen ( die meist befristet und auf Basis freier Mitarbeit sind ) bewerben sich dann immer direkt 500 - 1000 Mitbewerber, von denen ein großer Anteil jahrelange Berufserfahrung mitbringen, u.a. Projektleiter von namhaften Büros, die für dasselbe Geld arbeiten wie ich als Absolvent. Wie soll man da noch Chancen haben?
Ich würde als Chef auch eher den Projektleiter von (z.B.) gmp einstellen als den unerfahrenen Absolventen.

Ich dachte nach dem Diplom auch ich hätte gute chancen auf dem Markt - sehr gutes diplom- drei jahre berufserfahrung als Student in einem renommierten Büro, musste leider feststellen wie naiv ich war.

Ich denke auch ohne Vitamin b ist es fast unmöglich eine zufriedenstellende Anstellung zu bekommen.

stefwilde 14.07.2005 16:29

Zitat:

Originally posted by noone
Und wenn du dorthin gehst wo einigermassen gezahlt wird, sprich Bauämter, lernst du wohl unter Umständen (kommt immer auf die Stadt bzw. Projekte an) wenig Brauchbares ausser Nato Pause und geregelte Arbeitszeiten........
´

@ noone:
Also ich persönlich kann nicht gerade behaupten, dass bei den Bauämtern für das Praxissemester gut gezahlt wird. Ich jedenfalls habe nichts bekommen, aufgrund der sehr knappen Haushaltslage des Landes (war bei einer Bezirksregierung), bei den Kommunen ist das tendenziell nicht viel anders.
Trotzdem kann ich sagen, dass sich mein Einsatz dort gelohnt hat --- zunächst mal habe ich -tatsächlich! Auch wenn das einige erstaunen mag: auch im öffentlichen Dienst muss man arbeiten...- sehr viel gelernt (von Städtebaulich-Baurechtlichen-Bauaufsichtlichen Aspekten, welche im Studium leider viel zu sehr vernachlässigt werden), zum anderen habe ich das Glück gehabt, aufgrund dieser ziemlich außergewöhnlichen Qualifikation bei der Ausschreibung einer ähnlichen Stelle ausgewählt worden zu sein. Also habe ich meine Stelle diesem kostenlosen Einsatz zu verdanken...

Aber ich stimme trotzdem zu, dass man sich das schon ziemlich gut überlegen sollte, ob sich das halbe Jahr umsonst arbeiten im Verhältnis zur dadurch erreichten Qualifikation auch lohnt. Und man sollte vor allem seine Stelle sorgfältig auswählen und sich ganz genau klarmachen, was man (neben der benötigten Bescheinigung) damit erreichen möchte.
Den öffentlichen Dienst allerdings kann ich aufgrund der derzeitigen politischen Tendenzen in Richtung "Bürokratieabbau" eher nicht empfehlen. Es wird wohl nicht jeder so viel unverschämtes Glück haben, wie ich...

Gruß, Stef

noone 17.07.2005 15:31

ich will nicht falsch verstanden werden: natürlich lernt man im bereich öffentliches Baurecht enorm viel dazu, Bereiche, von denen man im studium eigentlich nicht so viel vermittelt bekommt, jedoch bleibt der Rest der Betätigungsfelder eines architekten: Entwurf und Ausführung auf der Strecke.

Punkto Bezahlung spreche ich nicht über Praktikanten, sondern über Festeinstellung, und die Tarife sind ja festgelet.

Francis 18.07.2005 11:09

Ich glaube aber, dass es schwierig ist, in öffentlichen Ämter einen echten Job zu bekommen, denn die Stellen, die dort ausgeschrieben werden, sind oft schon intern vergeben.
Ausserdem muss man schon der Typ für sowas sein, es ist ja alles schon recht bürokratisch, mir würde das nicht so liegen...

secretgarden 18.07.2005 22:52

das mit den internen stellen vergeben weiss ich auch.
meine mutter ist leiterin von einem bauamt und durc hsie weiss ich dass es halt so ist, dass wenn stellen auch öffentlich ausgeschrieben werden von bauämtern, sie in der regel aber schon intern vergeben sind.

da stellt sich ja die frage warum schreiben sie sie aus?
fakt ist: ämter müssen das tun.

und dummerweise machen sich dann hunderte bewerber hoffnungen und schciken ihre unterlagen zu.

ne ganz schöne ungerechtigkeit finde ich.
leider wird diese regelung aber nicht geändert.

die bürokratie mahlt halt langsam.


Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 12:40 Uhr.

Powered by vBulletin® Version 3.8.11 (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, Jelsoft Enterprises Ltd.
SEO by vBSEO
Copyright ©2002 - 2022 tektorum.de®