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Social Bookmarks: Möchte dazu noch ein paar aktuelle Zahlen und Kommentare beisteuern, die ich vorgestern auf einer Sitzung unserer Kammergruppe vom Geschäftsführer der Architektenkammer Rhld.-Pfalz erfahren habe: - auch den freischaffenden Architekten gehts nicht besser: Laut einer Ermittlung der Architektenkammer Rheinland-Pfalz haben hier 46% aller freischaffenden Architekten einer Jahresumsatz von 30.000 € und weniger! Wohlgemerkt Umsatz, der Gewinn liegt nochmal schätzungsweise 30-50 % darunter. Das bedeutet für fast die Hälfte aller Selbständigen: Leben am Rande der Armutsgrenze. - Rheinl.-Pfalz produziert gemessen an der Bevölkerungszahl etwa 1,5 mal soviele Absolventen wie der Bundesdurchschnitt. Aber dieser ist bereits um den Faktor 3 zu hoch. Die Studienplätze im Bereich Architektur müßten folglich bundesweit um 60-70 % reduziert werden. - viele Kammermitglieder haben erneut die Untauglichkeit bzw. die fehlende praktische Ausbildung und die Entwurfslastigkeit von Absolventen kritisiert. Ein Teilnehmer der Sitzung (mit mittelgroßem, gut gehendem Büro) stellt nach eigener Aussage nur noch Bauzeichner bzw. Bautechniker mit einigen Jahren Berufserfahrung ein und keine jungen Architekten oder Absolventen mehr da er in den vergangenen Jahren permanent enttäuscht wurde, trotz hervoragender Abschlüße und Referenzen der Bewerber. Er hat genügend Entwerfer und sucht händeringend Leute für die "Drecksarbeit", wie er es bezeichnet hat, also stupides Zeichnen, Auschreibung reinkloppen, Rechnungen prüfen, Bauleitung. Er beziffert das erforderliche Verhältnis selbst mit 4 Praktiker pro 1 Entwerfer. - eine Verbesserung der wirtschaftlichen Situation für Architekten ist nicht in Sicht, jedenfalls nicht in Rhld.-Pfalz. Betrachtet man zusätzlich die demographische Entwicklung sieht die Zukunft noch etwas schwärzer aus. Momentan steigt die Zahl der Haushalte noch leicht, aber nur durch den Umstand, daß es immer mehr Single-Haushalte gibt. | |
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ehem. Benutzer Registriert seit: 28.12.2007
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Architec: Offline
![]() Beitrag Datum: 16.06.2008 Uhrzeit: 14:26 ID: 29092 | Social Bookmarks: Ich bin immer noch der Meinung, daß es Arbeit genug gibt in Deutschland, auch für Architekten. Doch viele versagen eben, wenns darum geht Geld zu verdienen. Warum? Sie erkennen nicht was gebraucht wird und sind vielleicht auch nicht in der Lage das anzubieten. Viele, die sich als Architekten bezeichnen, beherrschen nur eines wirklich virtuos: Quatschen. Quatschen, Quatschen, Quatschen und keine, oder nur wenig Ergebnisse. Ich will nicht sagen das diese Diziplin nicht gebraucht wird, aber erst kombiniert mit Fachwissen und der Fähigkeit vorzeigbare Resulte in kurzer Zeit auszuarbeiten macht uns als Architekten nützlich. Der zweite Punkt, den ich immer wieder beobachte und der unserem Image ganz und gar nicht zum Vorteil gereicht, ist die hintergrundlose Arroganz vieler Absolventen. Da sagt doch einer zu mir: „Wieso? Ich habe ein TU Diplom, das ist der höchste Abschluß den man in Deutschland bekommen kann, ich arbeite in anderen Sphären.“ Drauf geschissen, gar nichts hast du, sogar ein Waldesel könnte heutzutage das Architekturstudium schaffen, wenn er einen Malstift halten könnte, viel diskutieren und man ihm das kleine Einmaleins beibringt. Das Bild des Architekten bei Ingenieuren anderer Fachbereiche ist schlecht, wegen dieser beiden Punkte oben und das ist problematisch, denn man arbeitet ständig mit anderen Disziplinen zusammen. Ich wünsche mir, dass die Unis und FHs endlich davon abrücken Entwerfen zum Hauptbestandteil des Studiums zu erheben und die Studenten viel stärker darüber aufklärt, das mit Entwurf kein Geld zu verdienen ist. |
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Social Bookmarks: Zitat:
Wir drehen uns in einem geschlossenen System, wenn wir (Architekten) mehr machen, haben andere weniger zu tun. Und wer etwas ganz anderes machen möchte, z.B: Webdesign oder Speielesoftware entwickeln, sollte doch bitte direkt den richtigen Studiengang wählen. Die Studienplätze für Architekten sollten drastisch reduziert werden. ...aber diese Forderung hat schon einen langen Bart. Zitat:
![]() Zitat:
Zitat:
Die Hochschulen argumentieren gerne, daß es noch viel zu viel schlechte Architektur in Deutschland gibt und deshalb noch mehr Entwerfer gebraucht werden. Ich denke, wir brauchen einfach mehr ernstzunehmende Architekten. Solange Architektur für viele Studienanfänger ein "Blümchen"-Studiengang zwischen Lehramt für Kunst und Sport und Geographie ist, wird sich daran wohl nichts ändern. | |||||
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Registrierter Nutzer Registriert seit: 13.04.2005
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noone: Offline
![]() ![]() ![]() ![]() Beitrag Datum: 16.06.2008 Uhrzeit: 21:26 ID: 29100 | Social Bookmarks: Zitat:
Und die Haustechniker?? Bei denen sollte es sich rumsprechen, dass Technik nicht nur funktionieren soll, sondern im 21. Jahrhundert auch mal ein bischen ansehnlich sein sollen. Und bezüglich Fachkenntnisse hatte ich gerade vor einem halben Jahr mit einem Haustechniker zu tun, der bei einem Gebäude ohne Keller die Hausanschlüsse (fast) ebenirdisch ins Haus ziehen wollte (Stichwort: frostsicher). Da habe ich schon einiges erlebt, was den entsprechenden Umkehrschluss ziehen lässt. Das Problem ist einfach, dass Architekten eben immer noch beneidet werden, und deshalb besonders in der Kritik stehen. Ich denke, dass das am Image liegt, viele denken, wir können anderen vorgeben, was wir wollen, haben einen lockeren Job und sacken Kohle ein ohne Ende. Die Realität von unbezahlten Überstunden, enormer Arbeitslast und anderem hat sich in der Öffentlichkeit noch lange nicht rumgesprochen. | |
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Registrierter Nutzer Registriert seit: 08.07.2005
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smurf: Offline
Ort: Hamburg ![]() Beitrag Datum: 19.12.2008 Uhrzeit: 18:34 ID: 31776 | Social Bookmarks: Zitat:
ich hatte das glück, kurz nach dem studium einige projekte selbst entwerfen zu können, und es da bitter bereut mich im studium nicht wirklich entwickelt zu haben. ich denke man kann sich in der praxis sehr wohl noch das konstruktive und administrative know-how aneignen, aber man hat mit sicherheit nicht mehr die muße um sich künstlerisch am entwurf zu entwickeln. zumindest nicht in den wesentlichen, prägenden grundzügen. die künstlerisch-entwurfliche grundbildung ist nicht nachzuholen, und deshalb sollte sie - zumindest im grundstudium - der schwerpunkt sein. | |
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Social Bookmarks: Zitat:
Sagen wir mal sie ist schwierig nachzuholen, unmöglich ist es nicht. Es gibt da auch Autodidakten, die es ganz ohne Studium geschafft haben. Jedenfalls sollte sie Schwerpunkt im Grundstudium sein, aber nicht im ganzen Studium und nicht der einzige Schwerpunkt. Architec hat aber schon Recht. Zumindest ist es sehr schwierig, rein mit Entwerfen Geld zu verdienen. Wenn Du die Gesamtmission als Architekt durchführst, kannst Du, wenn Du es wirtschaftlich betrachtest, nur 10-15% des Honorars für die LPHs 1-3, also den Entwurf verplanen, sonst verbrätst Du zu früh zuviel Honorar, weil die LPHs 5,6,7 und 8 mehr Zeit brauchen, als die HOAI Dir eigentlich erlaubt. z.B.: Beim normalen Einfamilienhaus für 300.000 € müssen die LPH 1-3 nach insgesamt 60-70 Stunden einschl. aller Varianten, Renderings, Präsentationen, Besprechungen, Grundlagenermittlung und Kostenschätzung etc. abgehandelt sein, jede weitere Stunde kostet Dich Dein eigenes Geld (als Selbständiger). Wenn Du es rein idealistisch betrachtest kannst Du natürlich noch mehr Zeit dranhängen, aber dann mußt Du Deine Freizeit dafür opfern, denn bei guter Auslastung bleibt im Büro beim regulären 12-Stunden-Tag keine Zeit mehr dafür. | ||
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Registrierter Nutzer Registriert seit: 08.07.2005
Beiträge: 37
smurf: Offline
Ort: Hamburg ![]() Beitrag Datum: 20.12.2008 Uhrzeit: 05:23 ID: 31793 | Social Bookmarks: Zitat:
aber meiner erfahrung nach läuft die aquise (zumindest bei kleineren büros) fast in gänze über die entwurfs- und kontaktstärke der chefs oder führenden mitarbeiter. die überzeugungsarbeit wird dann doch meist immer noch auf dem berühmten "bierdeckel" mit kuli "skizziert". ist das gut und überzeugend, kommt man doch erst in den genuss über zeitplanung bei der durchführung nachzudenken. desweiteren kann es auch ein segen sein nur 1-4 zu machen (also keine bauherrenänderungen mehr nachdem schon ausgeschrieben wurde usw.), und das mit dem höheren zeitaufwand für 5-8 (9), hast du ja schon angesprochen. | |
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Registrierter Nutzer Registriert seit: 06.11.2002
Beiträge: 8
sirforster: Offline
Ort: Kaiserslautern ![]() Beitrag Datum: 23.12.2008 Uhrzeit: 10:45 ID: 31817 | Social Bookmarks: Die letzten Beiträge zeigen auf, was viele Verbände nun schon seit Jahren sagen: Die HOAI muß an die heutigen Kosten- und Gehaltsstrukturen angepasst werden. |
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ehem. Benutzer Registriert seit: 27.10.2008
Beiträge: 54
adaminbaum: Offline
![]() Beitrag Datum: 23.12.2008 Uhrzeit: 14:05 ID: 31818 | Social Bookmarks: Hier die aktuelle Analyse der Gehaltsstruktur angestellter Mitglieder der Architektenkammern der Länder 2008 Ende 2008 haben fünf Architektenkammern - Baden-Württemberg, Berlin, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen - eine Befragung ihrer angestellten Mitglieder zu Tätigkeiten, Gehältern und Arbeitsbedingungen durchgeführt. Link: Bundesarchitektenkammer e.V. BAK |
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