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ehem. Benutzer Registriert seit: 04.05.2003
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Prokovjev: Offline
Ort: Berlin ![]() Beitrag Datum: 31.07.2003 Uhrzeit: 14:35 ID: 2254 | Social Bookmarks: Zunächst einmal danke für die ausführliche antwort. es zeigt sich jedoch wie schnell der punkt divergierender meinungen erreicht ist. der grund weshalb der mehrheit der architekturzunft dogmenhaftigkeit und eine gewisse ideologie vorgeworfen wird resultiert aus der tendenz fast ausschliesslich aus der perspektive der funktionalität zu blicken und zu argumentieren. wobei die menge der funktionen nur auf solche abzielt die einen auf eine maschine reduzierten menschen als verbraucher annimmt. Die grundsätzliche frage ( die hier auch eingangsfrage ist ) ist aus welchen gründen ein bedürfnis nach formenreichtum abseits derjenigen auf die "funktionalität" reduzierten negiert wird. ich sprach in meinem beitrag bewusst von nicht-abstrahierter säule...nehmen sie sich hier ihre pinakotheksäule so ist natürlich der kleinste gemeinsame nenner lediglich die tragende funktion. eine säule ist nach dieser auffassung eigentlich gar nicht existent-denn verbreitern sie die säule so kommen sie unweigerlich bald zur wand. sie müssen also eine grenze ziehen die in ihrer beliebigkeit nicht zu überbieten ist. Ich gestehe ihnen zu dass die gesamte -nehmen wir hier die der griechischen tempel- säulenordnung aus funktionalen gesichtspunkten heraus entstanden ist. die funktionale komponente ging aber verloren sobald man davon absah holz als baumittel zu verwenden. nun die bizarre situation: neuer baustoff mit komplett veränderten eigenschaften und dennoch keine änderung der form. gipfel dessen ist sicher "guttae" von dem man annimmt dass es ursprünglich der kopf eines holznagels gewesen ist. Schon die halbsäule führt das konzept des tragenden/stützenden elements ad absurdum. viel genutztes argument der architektenzunft ist daher auf rundbögen zu verzichten da sie durch den stahlträger aus konstruktiver sicht nicht notwendige statische bedingung mehr ist. diese gestalterische eigenbeschränkung über technisch machbarem scheint mir phänomen unserer zeit zu sein- ich erinnere an die römer die aus mangel an marmorquellen ihren tempeln betonkerne verpassten ( bsp. Pantheon ). was den giebel angeht: sie beobachten wieder aus rein funktionalistischer perspektive. gemeint war ein giebel nicht lediglich als seitliche abgrenzung eines satteldaches. ich mag nicht absprechen dass dies dessen ursprüngliche funktion war als man begann das zelt zu verlassen und anfing feste wohnhäuser zu bauen. etymologisch gesehen wird behauptet giebel komme von "kephale" = haupt, spitze - was also einem zu vernachlässigenden bestandteil entgegenspricht. man denke da an den giebel welches das hauptfries aufnimmt: durch die geschichte hinweg an allen ecken präsent. parthenon bis schinkels schauspielhaus. abgesehen davon ist mit diesem begriff auch die bekrönung von türen oder fenstern gemeint - welche sie nun wirklich überall finden -bauakademie wie schloss ( abgesehen nat. bauhaus ) . von nischendasein kann daher nicht die rede sein. zu Ihrer analogie eisenbahn: hier handelt es sich um ein reines verkehrsmittel um vom punkt a nach b zu gelangen. das verlangen am ziel anzukommen lässt naturgemäss den wunsch nach verkürzung der fahrzeit aufkommen. beim orientexpress war die fahrt an sich von bedeutung - was eine aufenthaltsqualität voraussetzt. man stelle sich den orientexpress mit 300 kmh vor...man stelle sich eine bumelbahn mit 300 kmh vor.. anwendbar auf architektur? ich denke nicht - denn kann man nun schneller wohnen? ( wohnungsleerstand; absehbares negatives bevölkerungswachstum ) es handelt sich hier um öffentlichen raum mit dem einjeder tag und nacht zu leben hat. es werden tatsachen geschaffen die tagein tagaus dominierend präsent sind -unabhängig davon ob man von a nach b will oder nicht. zur disposition steht die weigerung das harmoniebedürfnis des menschen als funktion anzuerkennen-sprich: ornamentlosigkeit unverstandene planungsgenies? das werden sie sicher für sich selbst beantworten. erinnert sei allerdings an folgendes aus dem bauhausmanifest: a) die forderung nach interdisziplinärer und demokratischer ( demos: das volk ) zusammenarbeit. b) die ablehnung der genialität im lernprozess c) ablehnung eines kastensystems einer architektenelite |
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