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Kieler is a jewel in the rough Kieler is a jewel in the rough Kieler is a jewel in the rough Kieler is a jewel in the rough

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Datum: 31.08.2008
Uhrzeit: 14:35
ID: 30389



AW: "bezahlbares" Haus gesucht

#1 (Permalink)
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vielleicht sollte es uns zu Denken geben, dass es dieses 50.000 € Haus 3,5 Jahre
nach dem Fernsehbeitrag immernoch nicht gibt

Ich glaube schon, dass man in Eigenleistung (Planung/Ausführung) ein Haus
in diesem Rahmen aus rezyklierten oder zweckentfremdeten Materialien bauen
kann, dass dieses dann nach den anerkannten Regeln der Technik geschieht,
halte ich zumindest für anzweiflungswürdig.
Die Frage ist bei solchen Aussagen auch immer: was ist alles in den 50.000 €
berücksichtigt, es gibt ja auch noch zahlreiche Nebenkosten.

Vor allen Dingen, wie hoch soll der Standard sein?

Du kannst Dir wohl zweifelsohne für 50.000 € eine 100m²-Jurte mit Holzofen
und Schwengelpumpe erstellen, aber so weit willst Du mit dem Standard
bestimmt nicht herunter.
Eine Möglichkeit wäre vielleicht ein Bausatz a la Ikea, dann muss da aber
immernoch Wärme, Wasser/Abwasser, Strom usw. hinein, kann mir nicht
vorstellen, dass das für weniger als 15.000€ zu haben ist (und das ist schon
ein Niedrigstpreis)

Eigentlich wollte ich zuerst nur zu einem Zelthersteller verlinken, aber dann
hat es mich schon mal selbst interessiert (zumal Du ein Nordlicht bist ).

Also ein Wohnhaus mit 100 m² Grundfläche wird wohl ca. 140 m² BGF haben,
das wären etwa 144 m² Außenwand-, 140m² Dach- und 140m² Basisfläche.
Kann sich Irgendjemand vorstellen, dass man Außenwände für unter 100€/m²
bauen kann? Wären also schon 14.000€ dafür. Bodenplatte mit
Streifenfundamenten, Abdichtung und irgendeinem Belag 150€ (in der Realität
nicht erreichbar)=21.000€ Für das Dach gilt das Gleiche.
Mal schnell zusammengerechnet:
Wände (ohne Fenster wohlgemerkt):14.000€
Dach/Boden: 42.000€
Haustechnik: 15.000€
Sind schon mal 69.000€ ohne Inhalt, Fenster usw.
Jetzt kommen die Mahner und sagen "...ein eingeschossiger Quader ist ja
unverhältnismäßig teuer!" das stimmt natürlich, ich glaube aber, dass dieses
kleine Beispiel zeigt, dass Dein Ziel auf herkömmlichen Wege nicht zu
erreichen ist.
Meiner Meinung nach bleiben da tatsächlich nur Container und Jurten!
100.000 sind schon eine Herausforderung...aber 50.000!
Und so ist die Forderung:
Zitat:
...Es muss auch preiswerter gehen...
für mich ein Relikt aus der geiz-ist-geil-Phase, die uns einbläute, dass alles
möglich ist...

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Datum: 02.09.2008
Uhrzeit: 18:01
ID: 30399



AW: "bezahlbares" Haus gesucht

#2 (Permalink)
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Ich kann mich Kieler nur anschließen.

Außerdem ist das Containerhaus von Prof. Meyer-Miethke keine 100m², sondern lediglich 69m² auf zwei Etagen für 50.000€.
Ich hab mir das damals auf'm Design-Mai angesehen, war eigentlich ganz gut gemacht. Aber auf Nachfrage, war das ausgestellte Objekt nicht für 50.000€ realisiert worden, was vor allem an den großen Fensterelementen und den Krankosten lag. Aber sei es drum. Als Architekt, fand ich den Minimalismus interessant, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass irgendein architektonisch ungebildeter Mensch, das genauso sehen wird. Und mit Kindern wird das noch weniger der Fall sein. Da wird schon bei sehr viel weniger architektonischem Anspruch hinter vor gehaltener Hand gesagt, dass Architekten alles Spinner sind. Und das gilt ganz besonders für den Norden, aus dem ich auch komme.

In NF ist Geiz-Ist -Geil übrigens nie eine Mode gewesen, sondern gelebte Kultur. Aber auch da sind 50.000€ an der Grenze - ohne ausgeprägten Freundeskreis, der alle Gewerke abdeckt, kann man den Gedanken gleich wieder verwerfen.

Was die erwähnte Schwierigkeiten bei den 100.000€ angeht, was auf die 50.000€ noch mehr zu trifft, so sind es vor allem die Gewährleistungsansprüche, die es den seriösen Bauunternehmen verbieten, solche Preise zu machen. Wenn dann sind das Preise mit Kleingedrucktem.

Baucenter hatte, glaube ich, mal so ein Angebot. Die 48.000€ bezogen sich aber nur auf das Liefern der Materialien, ohne Zuschnitt und Montage.
10% bei Vertragsabschluß und die restlichen 90% bei Lieferung. Dass das am Ende teurer war, haben spätestens dann alle gemerkt, als sie gemerkt haben, dass eben noch nicht mal der Abbund gemacht war. Tja, Wenn man spart, spart man am Ende an sich selbst.

Ich würde mich, wenn Du aus'm Norden kommst eher mal bei den Sparkassenfilialen umsehen, die sind randvoll mit preiswerten Immobilien.
Außerdem würde ich ein Kredit für den Hausbau der Miete für die nächsten 25 Jahre gegenüberstellen. Dann wären 50.000€ 167€ NK im Monat.
Was für eine 100m² Wohnung bekommt man für 167€ NK im Monat ?

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Datum: 02.09.2008
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AW: "bezahlbares" Haus gesucht #3 (Permalink)
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Zu dem Thema solltest Du Dich vielleicht mal an das Büro Richter Architekten+Stadtplaner aus Kiel wenden.

Architekten Richter - Stadtplaner

Ich habe einen alten Bericht in dem dieses Büro im Jahr 1998 ein individuelles Wohnhaus für eine Single-Frau mit insgesamt 65.000 € Budget realisiert hat.
"Haus Gundel" ist der Name des 1 1/2 geschossigen Projektes mit 4x6 m Grundfläche und einem Pultdach. Die Ausstattung ist maßgeschneidert und macht einen soliden Eindruck.
Da die Anforderungen an Ausstattung und Wärmedämmung seitdem nicht geringer geworden sind und außerdem die Preise gestiegen sind, würde selbst diese kleine Hütte heute wohl nicht mehr unter 75.000 € zu bekommen sein.

Wir haben schon zahlreiche Einfamilienhäuser in verschiedenen Bauweisen geplant und realisiert. Wir haben es "aufgegeben" zu versuchen ein Einfamilienhaus unter 180.000 € Bruttobaukosten, wohlgemerkt ohne Nebenkosten, Honorare und Grundstück zu realisieren. Da heißt, daß das Projekt insgesamt mit den weiteren Kosten mind. 220.000 € kostet (bei günstigsten Grundstückspreisen und einer kleinen Parzelle). Mit ganz viel Eigenleistung lassen sich die Baukosten um max. 45.000 € senken, so daß Du das Haus vielleicht für 135.000 € bekommst. Dafür mußt Du aber auch den Rohbau schon selbst herstellen.
Für dieses Budget bekommst Du dann ein individuelles kleines freistehendes Einfamilienhaus mit ca. 120 m² Wohnfläche, Garage oder Carport, einfachen Außenanlagen einer durchschnittlichen, aber ordentlichen Ausstattung und einer Gebäudehülle, die den heutigen Anforderungen an Wärmeschutz und Bauphysik entspricht. Der Markt und kaum ein Bauherr würde sich auch mit weniger zufrieden geben.
Das "durchschnittliche EFH für die kleine Familie" liegt in unserer Region so zwischen 220.000 und 270.000 € Baukosten, wenn es individuell geplant wurde.

Natürlich bieten viele Fertighaushersteller oder auch Schlüsselfertig-Anbieter teilweise Häuser für deutlich weniger Geld an, aber die kann man dann in Punkto Ausstattung, Qualität (Substanz und Ästhetik) und Vollständigkeit (Kleingedrucktes im Vertrag beachten) nicht vergleichen.

Selbst wenn man auf standardtisierte und evtl. recycelte Materialen zurückgreift, wird man den Preis nicht so erheblich senken können, weil in allen Hausbestandteilen auch noch die Lohnkomponente mit drin steckt und man nicht 100% selber machen kann.

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Datum: 02.09.2008
Uhrzeit: 20:22
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AW: "bezahlbares" Haus gesucht #4 (Permalink)
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Die Frage ist wirklich, wie groß das Haus sein soll.

Ich halte es durchaus für realistisch, ein Holzbohlenhaus mit so etwa 80 - 90 m² Wohnfläche für um die 50.000,- € zu bauen.
Nur Bodenplatte, Leitungen in Kabelkanälen, Gastherme, eventuell Kaminofen, offenes Wohne, dadurch wenig Verkehrswege,Installation in Installationskanal, 1 Bad/WC, 1 Dusche/WC, eventuell Emporen, sonst kein Speicher.. das muss machbar sein.

Allerdings sind die Ansprüche wirklich zu minimalisieren.

Gruß

Martin

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Datum: 02.09.2008
Uhrzeit: 20:35
ID: 30402



AW: "bezahlbares" Haus gesucht #5 (Permalink)
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@Archimedes: Dem zweiten Teil stimme ich voll zu, aber beim ersten Teil staune
ich schon ein bisschen.
65.000 € für 24m², das sind 2708€/m². Nur weil es klein ist ist es noch kein
gutes Beispiel, im Gegenteil es ist sogar außerordentlich...ungut

Ich denke Nordlicht ist nicht zu helfen, denn es will ja nicht ein grundsätzliches
Problem lösen, sondern sein eigenes, und die fünzigtausender Marke ist
wohl handwerklich nicht zu knacken, höchstens in Serienfertigung.

@Martin: Ich zweifle! Allein die Bodenplatte kostet schon min. 10k und dann läufst
Du auf Zementestrich. Brennwertkessel mit Speicher ohne Wärmeverteilungssystem
sind bestimmt auch nochmal 6k.
Übrigens denkt Nordlicht als Privatier mit Sicherheit in brutto

Hier komm ich bei 25m² schon auf über 8.000€
Miniaturansicht angehängter Grafiken
"bezahlbares" Haus gesucht-variante01.jpg  

Geändert von Kieler (02.09.2008 um 20:53 Uhr).

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Datum: 02.09.2008
Uhrzeit: 20:57
ID: 30403



AW: "bezahlbares" Haus gesucht #6 (Permalink)
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Zitat:
Zitat von Kieler Beitrag anzeigen
@Archimedes: Dem zweiten Teil stimme ich voll zu, aber beim ersten Teil staune
ich schon ein bisschen.
65.000 € für 24m², das sind 2708€/m². Nur weil es klein ist ist es noch kein
gutes Beispiel, im Gegenteil es ist sogar außerordentlich...ungut
Ich finde den Preis OK, denn da waren nach meiner Info auch die Honorare und Nebenkosten schon drin. Ein Hausanschluß an Kanal und Elektro kostet das Gleiche, ob Du 50 oder 500 m² Haus anschließt. Mit vielen anderen Kosten gehts Dir da ähnlich. Bei dem erwähnten Haus kamen noch pfiffige Detaillösungen à la Wohnmobil dazu.

Zitat:
Zitat von Kieler Beitrag anzeigen
Ich denke Nordlicht ist nicht zu helfen, denn es will ja nicht ein grundsätzliches
Problem lösen, sondern sein eigenes, und die fünzigtausender Marke ist
wohl handwerklich nicht zu knacken, höchstens in Serienfertigung.
Selbst Serienfertigung wird diese Preisgrenze wohl nicht knacken können, wenn wir tatsächlich von einem funktionierenden EFH mit abgetrennten/abtrennbaren Räumen sprechen.

Viele massive Doppelgaragen liegen schon bei 30.000 € in der Kalkulation (und da gibts keine Bäder und keine großartige Wärmedämmung drin).

Zitat:
Zitat von Kieler Beitrag anzeigen

@Martin: Ich zweifle! ...
Ich auch.

Selbst die Amis mit Ihren dünnen Holzständerkonstruktionen, die sich beim ersten Tornado verabschieden, liegen preislich deutlich höher.


Sicher kann man hier mit verschiedensten Ansätzen rumexperimentieren (Strohballen, leere PET-Flaschen, Kunststoffkanister, Schiffscontainer, aufblasbare Folien...), aber wer möchte längere Zeit mit Familie und Kindern in sowas leben???

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Datum: 02.09.2008
Uhrzeit: 21:01
ID: 30404



AW: "bezahlbares" Haus gesucht #7 (Permalink)
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ich hatte auch nicht die Qualität bemängelt, sondern die Tatsache, dass es
nicht als Beispiel taugt, da die Kosten bei dieser kleinen Bude schon weit
über 50 k liegen. Dieses Bauwerk ist nämlich ganz genau das was man für den
Betrag nicht zu erwarten hat.
Bist Du Dir sicher, dass es nicht die Haustechnik vom Haupthaus mitnutzt?

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