ehem. Benutzer Registriert seit: 18.06.2004
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Beitrag Datum: 30.11.2005 Uhrzeit: 17:12 ID: 12077 | Social Bookmarks: Muß jetzt hier etwas loswerden: Jetzt, 3 Jahre nach dem Diplom, kann ich sagen:-Ach,war das eine schöne Zeit, als man Schüler oder später Student war, als die eigentliche Leistung zählte. Die investierte Mühe zahlte sich aus -es gab ein Bewertungssystem, das dem Leistungsprinzip folgte. Man mußte nicht mit dem Prof Kaffee trinken gehen, Smalltalk mit dem Dekan führen oder dem Assistenten irgendeinen Gefallen tun, um voranzukommen. Bewertet wurde die eigentliche Arbeit sonst nichts. Und dann kam die lustige Berufswelt. Schon im Studium, beim Job im Büro, hat man gemerkt, daß hier der Hase anders läuft. Auf einmal zählte vordergründig nicht die Leistung, sondern die Kontakte. Da ich mehrere Jahre in einem Büro als Studi gearbeitet habe, konnte ich einige Bekannte aus den Hochschulseminaren "einschleusen". Nebenbei gab´s Jobs bei anderen Architekten (mal beim Wettbewerb einspringen, mal eine Visualisierung erstellen)-alles vermittelt durch "gute Bekannte" im Büro oder von der Hochschule. Es kam, wie es kommen sollte -ich wurde übernommen. Neben mir zahlreiche andere, die hier mal einige Kontakte aufgebaut haben, auch wenn in dem Mappenberg bestimmt einige geeignetere Kandidaten gewesen wären. Auch Jobs, die extern vergeben wurden (3D, Modellbau)-alles an Leute, die irgendjemand von irgendwo kannte und "empfehlen" konnte. Irgendwann war die Zeit reif, das Büro zu verlassen -auf einmal war das Angebot da, in einem anderen (guten) Büro anzufangen. Ein ehemaliger Arbeitskollege würde dort "eine wichtige Person" kennen, die brauchen gerade jemanden. Witzigerweise war zwei Tage davor ein Bekannter in diesen Büro mit seiner Mappe -"Sie können die Mappe da lassen, würde ich aber nicht machen, landet sowieso im Papierkorb, wir brauchen momentan NIEMANDEN". Es folgte die Zeit der Selbständigkeit, also Wettbewerbe und kleine Aufträge finanziert durch 3D-Arbeiten. Und hier wieder das gleiche: ein Anruf aus einer anderen Stadt: ein ehemaliger Arbeitskollege hätte einen Job. Und dann der Anruf von einem ziemlich renommierten Büro, sie bräuchten mich für zwei Wochen 3D -Empfehlung vom Herrn X, angestellt bei meinem ehemaligen Arbeitgeber. Es sind zu dem Zeitpunkt gerade einige Wochen vergangen, als wir ein paar Flyer verteilten und auch in diesem Büro vorbeischauten: "Sowas machen wir nur intern"-hieß es damals noch. Wie auch die ganze Flyer-Aktion überhaupt kein Ergebnis einbrachte -alles was kam, war über Kontakte und Empfehlungen, auch noch weitere Jobangebote, die in der Zwischenzeit noch so eingeflattert sind... Eigentlich dürfte ich mich nicht beschweren, da je bestimmte Verbindungen da sind. Daß aber das Vorhandensein von solchem Connections-Netzwerk über das Gelingen oder Scheitern eines Berufseinstiegs entscheiden kann, finde ich schon bedenklich. Genauso geht es doch später weiter. Wieveiele Aufträge gewinnt man schon "ehrlich" durch einen Wettbewerb oder eine Auswahl nach Qualität? Entscheidend sind wieder Kontakte, bei den Investoren, bei der Stadt (habe es ja bei meinem Arbeigeber erfahren, wie es funktioniert)...oder man hat reiche Verwandschaft, die einem (wieder über Connection) paar Aufträge verschafft. Kaffee trinken mit Herrn X, Smalltalk mit Herrn Y, Golfen mit den Herren ABC oder auf ein Bier mit Hernr Z ist oft entscheidend für den Erfolg oder das Scheitern eines Büros. Habt Ihr auch schon ähnliche Erfahrungen gemacht? |
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Francis: Offline
Beitrag Datum: 30.11.2005 Uhrzeit: 18:29 ID: 12078 | Social Bookmarks: Also ich hab ja überhaupt keine Kontakte, jedenfalls nicht wirklich aus der Uni zu Profs etc. Ich hab Kontakt zu einer anderen Architektin, die kennt irgendwie jeden (wobei das sich eher auf international bezieht, nicht auf Deutschland) aber darüber hab ich noch keinen Job bekommen. Mein Türöffner ist mein Lebenslauf, damit kriege ich meistens ein Vorstellungsgespräch, und dadurch konnte ich auch den Kontakt zu einem alten Prof aus der Uni aufwärmen (der sich zu Uni Zeiten überhaupt nicht für mich interessiert hat). Weiss nicht, geht denke ich mal auch ohne Kontakte, ich bin da absolut nicht der Klüngeler, sowas mag ich überhaupt nicht. Ich behalte meine Kontakte zu Leuten die ich mag, und nicht damit sie mir mal Jobs verschaffen... Meinen Lebenslauf hab ich durch meine eigene Leistung geschafft, das bringt meiner Meinung nach mehr als gute Kontakte. Zumal am ende doch eher die Leistung zählt,weil wenn einer nichts kann, hält der sich auch nicht lange im neuen Job... |
Social Bookmarks: @sputnik: Herzlichen Glückwunsch zu der gewonnenen Einsicht. So läuft es doch heute (leider oder Gott sei Dank ?!) überall (in eigentlich jeder Branche, Architektur ist da keine Ausnahme). Ohne Connections geht heute relativ wenig. Oft sind es sogar unbewußte oder unbemerkte Connections (versteckte Gönner) die einen weiterbringen können. Mag sein, dass es in gewisser Weise unfair oder unredlich ist, durch Connections bessere Chancen zu haben als ein möglicherweise sogar besserer Konkurrent ohne Connections. Aber während dieser im stillen Kämmerlein gebüffelt hat, war man vielleicht gerade mit den richtigen Leuten ein Bier trinken. Ist doch auch ne Leistung (rein gesellschaftlich betrachtet). Auch wenn wir als Architekten "unabhängige Freigeister" sind oder sein sollten, darf man die wirtschaftliche Seite nicht ganz aus den Augen verlieren. Schließlich macht der Job auch nur solange Spaß, bis sich der Hunger im Bauch breit macht und einen der leere Kühlschrank angähnt. Spätestens dann ist man vielleicht auch bereit über seinen Künstlerschatten zu springen und sich die ein oder andere Beziehung zu Nutze zu machen. Spinnt man das Ganze dann weiter, dann sitzt man vielleicht irgendwann im nächsten Stadtrat oder Kreistag, eventuell sogar im Land- oder Bundestag und wundert sich, dass man trotz wesentlich innovativerer Architektenkonkurrenz plötzlich grössere Aufträge für Kommunen und Staat bekommt. Kenne selbst ein paar dieser "erfolgreichen" Beispiele (Kreistag, Landtag, Bundestag, nicht alles Architekten), aber versuche es dennoch erstmal weiter mit den "harmloseren" Connections und eigener Überzeugungs-arbeit. Möglicherweise sehe ich die Sache in 10 Jahren aber schon ganz anders. | |
ehem. Benutzer Registriert seit: 18.06.2004
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Beitrag Datum: 01.12.2005 Uhrzeit: 14:20 ID: 12094 | Social Bookmarks: Zitat:
Sind es nicht eben Praxiserfahrungen, Jobs und Praktika (nach Möglichkeit bei bekannten Namen), Auslandsaufenthalte etc., die einen Lebenslauf interessant machen (für die Arch-Bosse)? Dann hättest Du also auch automatisch Deine "Kontakte" -also bitte keine falsche Bescheidenheit. Dass eine Mappe Türöffner ist, kann ich verstehen aber ein Lebenslauf aus dem sich nur wenige Kontakte entwickelt haben (wie Du selbst behauptest) kann doch kaum reich an Praxiserfahrung sein. Was macht ihn dann so spannend? Bist Du weit gereist, sportlich erfolgreich gewesen, Haufen Wettbewerbe gewonnen -bin gespannt auf die Aufklärung! Ciao-Sputnik | |
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Francis: Offline
Beitrag Datum: 01.12.2005 Uhrzeit: 17:09 ID: 12098 | Social Bookmarks: @Sputnik Ich kenn natürlich schon ein paar Leute, allein dadurch das ich verschiedenen Büros gearbeitet hab, klar, aber ich hab bisher alle meine Stellen nur mit einer normalen Bewerbung bekommen. Das meinte ich damit. Im Moment hab ich ja einen Job (wenn auch in einer anderen Branche, in die man aber normalerweise auch nur über Beziehungen rein kommt, aber bei mir lags eben an meinem Lebenslauf und der Mappe), aber wenn ich mal wieder einen neuen suche, dann bewerbe ich mich eben ganz normal, und das klappt auch oft :-) Und ausser dieser einen Architektin sind alle meine Freunde aus dem Studium ja arbeitslos, d.h. die könnten mich gar nicht vermitteln. Und auch wenn ich bei einem Star-Architekten gearbeitet hab, ihn selber kann ich ja wohl kaum um eine Hilfe bei der Jobsuche bitten, da hilft dann der Name alleine schon weiter, aber ich hatte es jetzt eher so verstanden, dass man direkt über andere Leute an neue Projekte und Jobs drankommt, so nach dem Motto "ich kenn da einen..." und das hatte ich nisher noch nie... Ich hab mal 2 kleine Aufträge im Studium bekommen, über andere Komillitonen, das war echt nach dem Motto "ich kenn da jemanden" aber das waren gute Freunde von mir, die für die Aufträge selbst gerade keine Zeit hatten. Zum Lebenslauf, ich hab halt mal im Ausland studiert, hatte einige sehr interessante Studienprojekte, hab in Asien gearbeitet, das Studium in Regelstudienzeit mit einer ganz guten Note abgeschlossen, hab mehrere Praktika (auch bei einem Star-Architekten) spreche mehrere Sprachen und kann ganz gut visualisieren. Und ich hab das ganze Studium über nebenbei gearbeitet, in Architekturbüros bzw bei einer Baufirma. Und das alles hat sich bisher auch ganz gut ausgezahlt, ich hab nach dem Studium ca. 6 Bewerbungen geschrieben und direkt eine Stelle bekommen, und die Absagen sind ja auch eher "wir würden gerne, können aber nicht...". Naja, und die stelle im Arch.büro hab ich aber nicht mehr, weil das Büro keine Aufträge mehr hat, aber dafür hab ich ja wieder einen neuen Job (nach 2 Bewerbungen) und blicke einigermassen zuversichtlich in die Zukunft |
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Calle: Offline
Beitrag Datum: 09.01.2006 Uhrzeit: 04:40 ID: 12835 | Social Bookmarks: Naja, und was für einen Job hast Du momentan? Machst Du das lieber, als im Büro zu arbeiten? |
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Francis: Offline
Beitrag Datum: 09.01.2006 Uhrzeit: 10:27 ID: 12836 | Social Bookmarks: Ich arbeite als Graphik Artist für einen Computerspiele-Hersteller (einen der grössten weltweit) d.h. ich erstelle die Grafiken, die man dann im Spiel sieht. Der Job macht Spass, ich hab ziemlich viel Freiheiten und verdiene auch ganz gut. Weiss nicht, ob ich irgendwann nochmal in einem Architekturbüro arbeite, in Deutschland zumindest eher nicht mehr. Ich plane, in 1-2 Jahren wieder ins Ausland zu gehen. |
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Andi: Offline
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Hochschule/AG: Kommunikation Beitrag Datum: 10.01.2006 Uhrzeit: 10:58 ID: 12879 | Social Bookmarks: Hallo Sputnik Ich habe dem Teufel schon lange die Hand gegeben! Einer meiner kleinen Helfer heisst: www.openbc.de Gruss Andi |
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Francis: Offline
Beitrag Datum: 11.01.2006 Uhrzeit: 11:04 ID: 12907 | Social Bookmarks: @ Andi Bringt openbc denn wirklich was für Architekten??? Ich kenn einige Wirtschaftsleute (BWLer etc.) die darin sind und auch öfeters mal von Headhuntern angerufen werden, aber für Architekten... ich weiss nicht so recht... |
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Andi: Offline
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Hochschule/AG: Kommunikation Beitrag Datum: 11.01.2006 Uhrzeit: 11:15 ID: 12909 | Social Bookmarks: Naja, da ich nebenbei Presse Koordinator bei ein paar italienischen Arch.Zeitschriften bin habe ich durch das Forum einige Projektleiter und Partner groesserer Bueros im Kontaktbuch. Ansonsten ist das Forum weniger fuer Archies obwohl einige drin stehen. |
Social Bookmarks: Ich kenne immer mehr Leute, die da mitmachen - auch aus unserem Bereich, aber dass darüber jemand tatsächich an Kontakte gekommen ist, die zu Aufträgen geführt haben, habe ich noch nichts gehört. Samy P.S. Schaden tut's aber sicher nicht - ist ja auch mit wenig Aufwand verbunden und kostenlos... | |
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Andi: Offline
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Hochschule/AG: Kommunikation Beitrag Datum: 11.01.2006 Uhrzeit: 11:22 ID: 12912 | Social Bookmarks: So ist es. Ich habe auch mit der Attituede angefangen und jetzt kann ich persoenlich davon profitieren wenn der Verlagsdirektor bei mir anruft und Anweisungen gibt wenn er wo fuer was braucht! |
Social Bookmarks: Warum ist OpenBC nicht für Archis Nur weil da nicht ganz so viele Architekten verkehren. Bekommt ihr die Aufträge neuerdings von euren Berufskollegen Mein Vorschlag zur Einigung: Alle nutzen Connections, dann setzen sich am Ende doch die fachlich besseren durch...
__________________ Rolf Jaworek | |
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Andi: Offline
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Hochschule/AG: Kommunikation Beitrag Datum: 12.01.2006 Uhrzeit: 14:15 ID: 12953 | Social Bookmarks: Ganz zum schluss setzen sich dann leider nur die durch die politische Kontakte haben oder genuegend Geld fuers "schmieren" ausgeben! Willkommen in der Baubranche. |
Social Bookmarks: Das würde ich jetzt aber mal als ein bisschen polemisch bezeichnen. Wer nicht in der Lage ist, die gesuchten Anforderungen zu erfüllen, kommt auch nicht weiter. Vielleicht ist der Absturz mit Vitamin B dann etwas gepolsteter oder man hat einen Freischuss mehr, aber letztlich musst Du auch über Connections mit Leistung beweisen, dass es richtig war, dich zu empfehlen. Es gibt schliesslich nichts peinlicheres, als über gute Empfehlungen an einen Auftrag zu kommen und den in den Sand zu setzen. Ich garantiere Dir, die mündliche Negativpropaganda ist sehr effektiv. Das war dann sicher die letzte Empfehlung. Erst recht, wenn wir hier von "Bekannten/ geschäftlichen Kontakten" und nicht familiären sprechen. Grüße Samy | |
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