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noone: Offline


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Datum: 28.01.2010
Uhrzeit: 13:52
ID: 37419



AW: Lohnt es sich heutzutage noch Architektur zu studieren?

#1 (Permalink)
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Die Ansprüche an den Bewerber sind ein Thema für sich.

Durch die Bologna-Reform ist das Studium weiter verkürzt worden. Ich greife mal gerne das Beispiel Bauantrag auf:

Wie soll ein Absolvent der Architektur einen Bauantrag machen können? Es gibt unzählige Baugesetze, die brücksichtigt werden müssen. Dieser Teil wird ja an den Hochschulen noch vermittelt. Weiter geht es mit den Planzeichenverordnungen, den Flächenberechnungen, Formularen Tabellen etc etc. Wie soll ein Absolvent dies alles im Studium erlernen?

Wie in allen akademischen Berufen gilt in der Architektur auch, dass die Grundkenntnisse vermittelt werden, und die Leute durch die Basis den Rest selbst dazulernen können.

Die Architektur ist ein hochkomplexes Feld, ein Architekt muss bis ins Detail planen können, und das auch noch Gewerkeübergreifend. Die Handwerker lernen jeweils nur ihr eigenes Gewerk.

Es ist ja völlig klar, dass ein Absolvent sowohl im Entwerfen, bei der Werkplanung und den Bauvorschriften mindestens 2 Jahre braucht, bis er selbstsicher und selbstständig arbeiten kann.

Dreh- und Angelpunkt bei der ganzen Sache ist die Moral der Wirtschaft. Wenn ich als Unternehmen diese Einarbeitung nicht will, kann ich ja erfahrene Fachkräfte einstellen.

Das wollen die Büros aber dann auch nicht, weil man diese Leute dann mit ordentlichen Gehältern abspeisen muss und nicht mehr für dumm verkaufen kann.

Die Büros strukturieren sich so, dass sie genug erfahrene Projektleiter halten, die dann die ständig auszuwechselnden Absolventen bei den Zeichenarbeiten managen.

Der AIP ist - so denke ich - ein ganz guter Kompromiss, der Absolvent bekommt ein relativ niedriges Gehalt, wird aber weitergebildet. Absolventen vor AIP-Zeit bekamen meist noch weniger angeboten.

Die Diskussion dreht sich einfach im Kreis: auf der einen Seite argumentieren die Inhaber, die eigene Wirtschaftliche Interesse verfolgen, auf der anderen Seite die Arbeitnehmer, die unter schlechten Gehältern und Dauerstress leiden.

Studien aus Tarifgebundenen Berufen belegen ja - man denke an Schlecker - dass in Deutschland immer wieder Wege gesucht werden, teure Mitarbeiter mit Billig-Arbeiter auszutauschen.

Dies ist einfach die aktuelle Wirtschaftsmoral. Die der Wirtschaftswunderjahre haben wir längst gegen die Geiz-ist-geil Mentalität getauscht. Ein flächendeckender Mindestlohn ist das einzige, was da Abhilfe schaffen kann.

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Archimedes: Offline

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Beitrag
Datum: 28.01.2010
Uhrzeit: 14:15
ID: 37420



AW: Lohnt es sich heutzutage noch Architektur zu studieren?

#2 (Permalink)
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AIP ist sicher eine gute Sache, nur wird diese Lösung von vielen Absolventen gar nicht gerne in Anspruch genommen, weil sie glauben, daß sie mit ihrem Studium schon Großartiges geleistet haben und sofort richtig gut verdienen müßten.

Zitat:
Zitat von noone Beitrag anzeigen
Ein flächendeckender Mindestlohn ist das einzige, was da Abhilfe schaffen kann.
Der würde Abhilfe schaffen und zwar so, daß noch mehr Unternehmen und Dienstleister ins günstigere Ausland abwandern würden (siehe Nokia) und die Arbeitslosigkeit in Deutschland weiter steigen würde.

Ich glaube nicht, daß so etwas in Deutschland flächendeckend funktioniert. In kleinen Systemen und Steueroasen wie Luxemburg funktioniert so was, weil dort viele Gelder aus der gesamten EU hinfliesen, da verschiedene EU-Institutionen und zahlreiche Banken über Jahrzehnte angesiedelt sind und allgemein ein hohes Preisniveau akzeptiert wird.

In Deutschland ist es leider so, daß die Unternehmen, die rein auf die Moralschiene setzen nicht mehr wettbewerbsfähig sind und schliessen müssen.
Beim Geiz-ist-Geil-Prinzip müssen sich aber alle an der eigenen Nase ziehen, die lieber beim Discounter als bei Tante Emma oder beim Metzger um die Ecke einkaufen, die vielleicht 20 % teurer sind.

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Beitrag
Datum: 28.01.2010
Uhrzeit: 16:07
ID: 37424



AW: Lohnt es sich heutzutage noch Architektur zu studieren? #3 (Permalink)
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Zitat:
Zitat von noone Beitrag anzeigen
Durch die Bologna-Reform ist das Studium weiter verkürzt worden. Ich greife mal gerne das Beispiel Bauantrag auf:

Wie soll ein Absolvent der Architektur einen Bauantrag machen können? Es gibt unzählige Baugesetze, die brücksichtigt werden müssen. Dieser Teil wird ja an den Hochschulen noch vermittelt.
Bauantrag und Baugesetze!?
Habe ich im Diplomstudium nie von gehört!
Bei uns wurden Studenten, die es sich erlaubten, den Plan zu vermaßen, vom Prof. abgestraft und von den anderen Studenten belächelt! Ich gehe heute davon aus, daß diese Komulitonen bereits aus der Praxis kamen und wußten, was einem Architekten im Alltag erwartet.

Man sollte nach dem Bachelor entscheiden können, ob man einen theoretischen Master (Baugeschichte, Entwurfstheorie, etc.) oder einen praktischen Master (Bauleitung, Baugesetze, Kostenrechnung, etc.) macht. Dann kann keiner mehr sagen, er habe sich nicht für einen Zweig entscheiden dürfen.

Geändert von Archiologe (28.01.2010 um 16:32 Uhr). Grund: "Geändert" ist mein zweiter Vorname :)

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