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leipziger: Offline
Beitrag Datum: 18.02.2011 Uhrzeit: 11:18 ID: 42629 | Social Bookmarks: Mein Chef ist auch Perfektionist. Bei uns im Büro (zeitweise mal 40 Leute, jetzt nur noch gut 15) bestimmen die Chefs jedes Detail. Das geht so weit, dass mein Chef anruft, gerne auch am Abend vor irgendwelchen Abgaben (Bauantrag, Wettbewerb & Co.) anruft und sagt so was wie "also mir ist noch aufgefallen, der Balkon links im EG an der Ecke muss weg, da muss jetzt ein kleines Fenster hin. Und dann aber die drei Fenster in den Geschossen darüber auch schieben. Und hör mal, dann diese Fenster an den Loggien, die müssen mit den Kanten der Fenster.... fluchten. Und die Gartentreppen.... Und der Schatten am Staffelgeschoss.... das dunkelste grau (nicht schwarz)...." am Ende hat die Liste 10 Punkte, die zusammen 5 Stunden benötigen. - Ist ja alles schön und gut, aber warum kommt dies am letzten Tag abends um 17:30 Uhr, denn er kennt seine eigenen Pläne ja schon länger. Wenn ich selbst irgendwas frage, in der Art wie "sollte man nicht überlegen, ob nicht die Fenster auch mit jenen Kanten fluchten könnten....." wird dies generell überhört oder ausweichend geantwortet. Insofern mache ich solche Bemerkungen inzwischen eigentlich gar nicht mehr. Mir ist auch inzwischen völlig wurscht, wie unsere Entwürfe aussehen. Es sei noch bemerkt, dass das eigentlich alle Angestellten bei uns so machen. Dafür lachen wir um so hämischer, wenn er mal wieder sei Handy, eine Mütze, die termingerecht abzugebenden Unterlagen im Karton, seinen Schlüssel.... im Zug liegen gelassen hat. Darüber gab es sogar kürzlich beim Bauherrn ein herzhaftes Gelächter, als unser Chef gerade abgedampft war (schnell ins Taxi), scheint also legitim zu sein. Man muss einfach darüber stehen, die Dinge leidenschaftslos laufen lassen, alles andere macht einen auf Dauer kaputt. Man persönlich rettet sowieso nichts. Ich mache das ganze nun schon über 10 Jahre, es hat sich nie wirklich was geändert. Es lohnt sich nicht, dagegen anzukämpfen oder sich zu ärgern. Es hat auch keinen Sinn, sich noch mehr anzustrengen, jedenfalls nicht, wenn einem das eigene Wohlbefinden am Herzen liegt. Das kann allerdings dazu führen, dass sich deine Reaktion über einen mal schnell komplett umzuzeichnenden Plan genau so leidenschaftslos anhört als wenn jemand zu dir sagt, dass du was gut gemacht hast (wenn der Bauherr z.B. gerade mal wieder 50.000 EUR spart). |
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noone: Offline
Beitrag Datum: 18.02.2011 Uhrzeit: 13:57 ID: 42631 | Social Bookmarks: Zitat:
Zitat:
Es macht überhaupt keinen Sinn, wenn solche eklatanten Misstände herrschen, und auch keine Änderungsabsichten gezeigt werden, in dem Betrieb weiterhin zu bleiben, da man nur seine Zeit und seine Fähigkeiten beerdigt. Wenn Du in einem solchen Laden mal 5 Jahre warst, kannst Du gar nicht mehr eigenverantwortlich sehr gute Arbeit irgendwo abliefern, da du dich total auf diese Schiene eingearbeitet hast. Es gibt noch die Büros, wo es Projektleiter und Büroleiter gibt, die zeitnah mit Kollegen die Projekte durchsprechen usw. In gewissen Massen ist es auch in der Verantwortung des Mitarbeiters zu wissen, was die CI-Vorgaben bei Entwurf, Details und Ausführungsart sind, und seinen Entwurf daraufhin anzupassen. Z.B. bringt es ja nichts, wenn ich persönlich auf Sprossenfenster stehe, und jedesmal aufs Neue versuche, diese meinem Chef unterzujubeln. Wenn ich weiss, dass er generell alle Fenster auf Aussenkante Mauerwerk oder von mir aus flächenbündig in der Fassade haben will, dann kann ich mich doch bei der Detailplanung darauf einstellen und mir die Peinlichkeiten ersparen. Ein absolutes No-Go ist es, in Bestrechungen oder sonstwo sich hinter dem Rücken seinen Frust von der Seele zu reden, und über den Chef abzulästern. Dies sind die Fallen im Baugewerbe, die Leute (vor allem Firmen) versuchen immer wieder, Mitarbeiter dazu zu bringen, aus dem Nähkästchen zu plaudern. Irgendwann kommt das dann zu Tage, wenn irgendwo wieder mal gestritten wird, fallen dann Sätze wie "ihre Leute sagen ja selbst, dass sie die Projekte nicht im Griff haben" etc. Davon sollte man tunlichst Abstand halten. Jeder beeinflusst sein berufliches Weiterkommen, und dazu gehört auch, dass wenn man in einem Chaosladen angekommen ist (davon gibts in der Architektur leider genug), Konsequenzen zieht und geht, oder aber sich damit arrangiert, dann sollte man sich aber auch über jede menge Frust bei der Arbeit im Klaren sein. | ||
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Ort: USA Beitrag Datum: 18.02.2011 Uhrzeit: 20:00 ID: 42641 | Social Bookmarks: Oh nein @Leipziger, das klingt aber nicht so schön... Wie alt bist du? Hast du keine Chance, dir ein anderes Büro zu suchen? Ich stelle es mir schrecklich vor, in einem Büro zu arbeiten, wo jeder nur darauf wartet, dass der Chef wieder auf die Nase fällt! |
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Ort: USA Beitrag Datum: 18.02.2011 Uhrzeit: 20:02 ID: 42642 | Social Bookmarks: @noone: es gibt sie also wirklich, die organisierten Büros? Mir ist bisher noch keins untergekommen, auch in den Praktika nicht. Wie erkennt man denn so eines bei einem Vorstellungsgespräch? Denn selbst wenn ich nach einiger Zeit hier aufhören würde, weiß ich ja nicht, ob das nächste Büro besser ist. Die Größe scheint ja keine Rolle zu spielen. |
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Beitrag Datum: 20.02.2011 Uhrzeit: 20:39 ID: 42671 | Social Bookmarks: Vielleicht etwas drastisch formuliert. Es ist ja nicht immer so. Eigentlich sind die Chefs manchmal auch ganz lieb. - Um Missverständnisse auszuräumen: Bei den Fenstern ging es lediglich um funktionale Dinge - wer möchte ein großes Fenster zur Loggia haben, das sich genau hinter einem breiten Pfeiler befindet, so dass er doch nicht raus gucken kann? - Naja, der Chef musste in der Besprechung ja selbst sagen, dass er es im Zug liegen gelassen hatte. Und so kamen die anderen selbst drauf, darüber zu schakern. Ich habe geschwiegen wie ein Grab. Es ist mir durchaus klar, dass alles irgendwann ans Licht kommt. Mit Planungsfehlern ist das nicht anders. - Im übrigen war mein vorheriges Büro mindestens genau so chaotisch organiert und hatte zusätzlich noch andere gravierende Probleme. Von anderen angestellten Architekten hört man i.A. mehr schlechtes als gutes. Aus einem andseren Büro wurde mir z.B. berichtet, dass dort "irgendwie nicht gesprochen würde". Entsprechend war der Berichterstatter nur kurz (ca. 1 Jahr) dort.... Bei uns hat er es weit länger ausgehalten. Ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass es gut organierte Architekturbüros gibt. Zumindest sind diese sehr selten. Im Vorstellungsgespräch kann man das nicht erkennen. |
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Beitrag Datum: 21.02.2011 Uhrzeit: 12:10 ID: 42675 | Social Bookmarks: Eigentlich ist es so, dass Projektleiter und Büroleiter (die sowieso) aus dem FF wissen müssen, wie die Büroinhaber denken und auf was sie Wert legen. Dieses Einfühlvermögen, bzw. die Bereitschaft, nach fremden Vorgaben arbeiten zu können, sollte man dann schon mitbringen. Die Büroorganisation ist ein sensibler Bereich. Zum einen sind viele - sehr viele - Büros nach dem "learning by doing" Prinzip organisiert, gerade bei kleinen Büros sind sie so strukturiert, wie der Chef es aus seiner Angestelltenzeit her kennt. Sprich: die Organisation basiert nicht auf betriebswirtschaftlichen Grundprinzipien oder Optimierungsprozessen, sondern auf dem Chaosprinzip. Gerade in grösseren Büros sind Strukturen auf rechtliche Sicherheit und vermeidung von Fehler in den Prozessen ausgelegt, auch wenn sie dadurch unter Umständen umständlicher erscheinen bez. sein mögen. Viele der Aussagen bez. Chaos, Chef und Kommunikation entstehen aus Frust oder Unzufriedenheit. Es ist ja auch oft so, dass man selbst Sachen unterschiedlich einschätzt bez. gewichtet. Wichtig ist es, schon beim Vorstellungsgespräch sich das Büro zeigen lassen, und versuchen, zu sondieren, ob die Struktur eher starr hierarchisch oder eher kreativ-chaotisch ist, und wie die Kommunikation im Büro ist. Sitzen 30 Leute aufgereiht vor ihren Bildschirmen und beäugen den Besucher eher reserviert, kann man z.B. davon ausgehen, dass hier jeder Aufgaben zugeteilt bekommt, die er ohne viele Einwände abzuzeichnen hat, und dass auf Kommunikation und Zufriedenheit der Mitarbeiter nicht sehr viel Wert gelegt wird. Letzteres zeigt sich eher darin, dass der einzelne Mitarbeiter mehr Arbeitsfläche hat, einen stärker personalisierten Platz (mit Skizzen oder Plänen an der Wand) und bei der Besichtigung Kollegen auch mal aufstehen und die Besucher begrüssen. Leider ist es so, dass man diese Sachen als Berufsanfänger nur schwer erkennt, da man halt noch keine Erfahrungen mit Büros und dem Arbeitsklima gesammelt hat. |
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gugelhupf: Offline
Beitrag Datum: 21.02.2011 Uhrzeit: 17:32 ID: 42684 | Social Bookmarks: Kenne so einen Chef nur zu gut. Hat mich aber letztendlich zur Kündigung gebracht.. Psychischer Stress ist doch nicht so das Wahre. |
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Ideen aus Beton: Offline
Ort: USA Beitrag Datum: 22.02.2011 Uhrzeit: 07:40 ID: 42692 | Social Bookmarks: noone, das was du beschreibst, nämlich dass Mitarbeiter reserviert bzw teilweise sogar unglücklich aussahen, als ich zum Vorstellungsgespräch da war, ist mir auch schon passiert, und das hat mich damals schon irritiert, wenn auch das Büro sonst attraktiv war. Ich arbeite jetzt bei dem Büro, wo ich freundlich begrüßt wurde und ich mich mit den Chefs persönlich gut verstanden habe. Ist sicherlich nur ein Anfangsproblem! leipziger, oh mann, das ist noch ärgerlicher, wenn einem selbst ein so doofer Fehler nicht auffällt und man sich vom Chef korrigieren lassen muss. Aber manchmal wird man einfach betriebsblind, wenn man stunden- und tagelang vor dem CAD sitzt! |
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Ort: USA Beitrag Datum: 22.02.2011 Uhrzeit: 07:43 ID: 42693 | Social Bookmarks: guglhupf, ist es denn in deinem jetzigen Büro besser? |
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klock: Offline
Beitrag Datum: 24.02.2011 Uhrzeit: 11:23 ID: 42731 | Social Bookmarks: ich bin gerade noch am anfang und überleg mir, ob ich generell in richtung architektur gehen soll. und gerade wenn ich das hier lese, scheint es doch gleich am besten zu sein, sich irgendwann auf eigene füsse zu stellen. ist es bei soviel unzufriedenheit als angestellter in einem büro nicht auch eine option sich selbständig zu machen? oder was spricht dagegen? |
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Ort: USA Beitrag Datum: 04.04.2011 Uhrzeit: 20:13 ID: 43248 | Social Bookmarks: So, die Probezeit habe ich wohl bestanden. Bin am ersten des Monats wieder ins Büro gekommen und da keiner mehr was gesagt hat, ist es nun wohl amtlich. Trotzdem komisch alles... |
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