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Mr.Jenberg: Offline


Mr.Jenberg is on a distinguished road

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Datum: 24.05.2014
Uhrzeit: 01:28
ID: 52730



Unzufrieden im Beruf...

#1 (Permalink)
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Hallo liebes Forum,
Ich habe mich angemeldet, weil ich eure Erfahrungen und Meinungen hören möchte.
Erst mal zu mir: Ich habe an einer (Fach)Hochschule meinen Bachelor-Abschluss in Architektur erlangt. Zurzeit befinde ich mich im zweiten Master Semester an der Universität in Stuttgart. Für mich war es wichtig, den Studienort und auch die Hochschule zu wechseln.Bereits seit dem dritten Semester arbeite ich als studentischer Mitarbeiter in Büros.

So habe ich in einem sehr kleinem Büro (3 Architekten) fast 1,5 Jahre erste Erfahrungen sammeln können. Das Büro war ziemlich jung doch es gab bereits einen größeren Auftrag. Die Aufgaben waren sehr unterschiedlich, doch oft waren es eher "Zuarbeit" Aufgaben wie Maßen ziehen, Modelle bauen, mit ArchiCad zeichnen, zeichnen, zeichen,...

Meine zweite Arbeitsstelle war auch in einem kleineren Büro (4 Architekten, 1 Bauing.) Das Büro hat eigentlich nur bis LPH 4 geplant und dann die Aufgaben an andere Büros abgegeben. Hier gab es einige Projekte, über ein 6-Familien Haus, einem Geschoßwohnungsbau in Frankfurt bis zu Altenpflegeheim war einiges dabei. Hier waren meine Aufgaben schon etwas besser. So konnte ich die Tiefgarage und das UG planen. Und natürlich wieder viel mit ArchiCad zeichnen... Insgesamt habe ich hier 6 Monate gearbeitet.

Nun arbeite ich in einem großen Büro (ca. 50 Mitarbeiter) Meine Aufgaben sind oft "stupide" Sachen wie Türlisten erstellen, Flächen raus messen, Wandlängen messen, etc. Ich mache eigentlich kaum etwas wirklich "kreatives" und so langsam merke ich, wie mir die Arbeit überhaupt keinen Spaß macht. Ich dachte, dass nur ich als Student mit solchen Aufgaben konfrontiert werde, aber dem ist nicht unbedingt so. So arbeiten auch "richtige" Architekten oft an ziemlich langweiligen Routine Aufgaben wie Tabellen erstellen etc. Zu allem Übel kommt noch hinzu, dass das Büro AutoCad nutzt, was meiner Meinung nach extrem auf die Produktivität und Effizienz der Mitarbeiter Auswirkungen hat.

Warum ich das ganze schreibe?
Ich merke im Moment, dass mir die Arbeit (wie sie im Moment ist) einfach keinen Spaß macht. Ich fühle keine Identifikation mit den Aufgaben und empfinde die Aufgaben oft als sinnlos. Von Kreativität kann überhaupt keine Rede sein, dabei war das der Grund, weshalb ich Architektur studiert habe...

Ich war vor kurzem in Kopenhagen und habe mir auch dort einige Architektenbüros angeschaut und irgendwie wirkte alles auf mich "frischer, kreativer und lebendiger", aber meine Erfahrung bis jetzt ist eigentlich fast das Gegenteil davon. Ich bin am überlegen, ob ich nicht das Büro wechseln oder aber mich anderweitig orientieren kann/soll. Wenn der Job so stupide ist, dann möchte ich wenigstens gut bezahlt werden und überlege aus dem Grund es in der Industrie zu probieren.

Habt ihr vielleicht ähnliche Erfahrungen gemacht und wie geht ihr mit diesem Büroalltag um?

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Tom
 
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Tom is just really nice Tom is just really nice Tom is just really nice Tom is just really nice Tom is just really nice

Beitrag
Datum: 24.05.2014
Uhrzeit: 14:52
ID: 52732



AW: Unzufrieden im Beruf...

#2 (Permalink)
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Dass Du viel Praxiserfahrung sammelst, ist gut. Dass Du unterschiedliche Bürogrößen und Nutzungstypologien kennenlernst, ist ebenfalls richtig. Wenn Du primär entwerfen willst, musst Du zu den besten 2-3% gehören, die die Entwurfsabteilungen bevölkern (LPH 0-2).

Wenn Du akzeptierst, dass Bauen viel mit rechtl., techn., finanziellen Fragen zu tun hat, konzentriere Dich auf die LPH 2-4. Wenn Du ein konstruktiver Freak bist, der es liebt, gestalterische Vorgaben in norm-konforme, baubare, wirtschaftliche Details umzusetzen, wähle die LPH 5.

Wenn Du Spaß an der verbalen / schriftl. Spezifikation von Gebäuden und Konstruktionen hast und Deine Zeit nicht mehr mit Zeichnen verbringen willst, stürze Dich auf die LPH 6/7. Und wenn Du frische Luft liebst, mit schwierigen Menschen gut zurecht kommst und Dich die Bürokratie des Baustellenbüros mit Lieferscheinen, Aufmaßen, Rechnungsprüfungen und XX-seitigen Besprechungsprotokollen nicht abstößt, wähle die LPH 8.

Alles immer in Abwägung dessen, was Du kannst und magst.

Was man als Student gedacht oder erwartet hat, ist ja die eine Sache. Man entwickelt sich ja auch weiter und/oder erlebt Verschiebungen in der eigenen Lebensperspektive. U.a. darfst Du Dich fragen, welche Anteile von (ggf. langweiliger) Routine in anderen Branchen/Jobs bestehen.

Wenn Du sehr gut entwirfst und z.B. ein von Dir geprägter Entwurf zur Ausführung kommen soll, stehen Dir, wenn Du die Projektleitung für die weiteren Phasen übernimmst (geht nur in kleineren Büros, in denen man alle LPH macht) mehrere Jahre der akribischen, hartnäckigen, trockenen Umsetzungsarbeit bevor, bis Dein Entwurf realisiert ist. Ich schätze in der Gesamtbilanz werden es dann 0,1% Spaß beim Entwurf gewesen sein und 99,9% Kärrnerarbeit.

T.

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Archimedes is a name known to all Archimedes is a name known to all Archimedes is a name known to all Archimedes is a name known to all Archimedes is a name known to all Archimedes is a name known to all

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Datum: 24.05.2014
Uhrzeit: 19:15
ID: 52733



AW: Unzufrieden im Beruf... #3 (Permalink)
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Die Kreativität die man als Architekt braucht ist das individuelle Lösen von Alltagsproblemen am Bau und im Büro.
Bin nach wie vor von diesem Beruf (Architekt) hin- und hergerissen. Ich kann mir ehrlich gesagt nicht vorstellen, dass ich den Job mental und körperlich bis zur Rente durchhalte und nicht vorher vom Stuhl kippe oder durch einen großen Haftungsschaden mein Büro verliere. Andererseits liebe ich an vielen Tagen die Abwechslung, die Hektik, die unterschiedlichen Leute die man kennenlernt, den Einblick in andere Lebensabläufe oder Betriebe und würde mir manchmal wünschen, dass ich diesen Beruf bis zum Lebensende (über die Rente hinaus) ausüben kann. Es ist einfach alles dabei. Vom Abkotzen bis zum Luftsprung. Die Achterbahn fährt ständig weiter. Irgendjemand hat für mich ein Dauerticket gelöst.
Natürlich könnte ich es mir viel leichter machen z.B. als Gutachter oder als Produktvertreter einer großen Marke. Aber ich möchte mitanfassen, gestalten, wirken, nicht nur kritisieren und entfernt mitreden.

Lange genug lamentiert:
Dieser Job ist sicher nicht das was man sich vorher darunter vorgestellt hat. Er ist von manchem viel mehr, von anderem viel weniger und er fordert einen ganz und gar.
Du kannst noch einen "leichteren" Weg wählen.

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Datum: 03.06.2014
Uhrzeit: 15:50
ID: 52804



AW: Unzufrieden im Beruf... #4 (Permalink)
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Vielen Dank erstmal an euch beide!

Tom, danke für die kurze und prägnante Einführung in LPH !
Echt super. Ich könnte mir tatsächlich entweder die LPH 0-2 oder aber LPH 8 vorstellen. Natürlich ist mir klar, dass nur die "besten" für das Entwerfen in Frage kommen und davon gibt es ja bekanntliche viele...

Was natürlich auch mit reinspielt ist der (ja ich weiß, schon tausendmal besprochenes) Thema des Gehalts. Es macht für mich auch recht wenig Sinn wirklich "kreativ" zu arbeiten und dann aber abends noch in der Bar stehen um über die Runden zu kommen. (Ein Bekannter von mir arbeitet für 1000 Euro in der Entwurfsabteilung in einem Frankfurter Büro und jobbt am Wochenende in Bars...)

Ich befinde mich einfach an dem Punkt, an dem ich wohl die weichen Stellen für die nächsten paar Jährchen stellen muss und frage mich was man noch so mit dem Studium machen kann.

Hat jemand Erfahrung mit z.B.
- Bauen für die Industrie (In der Bauabteling von z.B. Bosch, Siemens,etc...)
- Projektentwicklung
- klassisches Bauleitugsbüros (wie Gassmann+Grossmann)

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Datum: 05.06.2014
Uhrzeit: 00:10
ID: 52814



AW: Unzufrieden im Beruf... #5 (Permalink)
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... interessant, dass du entwerder LPH 0-2 oder LPH8 machen möchtest. Wenn du mich fragst sind das die lph´s die inhaltlich am wenigsten miteinander zu tun haben.

Bauen in der Industrie wird oft von reinen Ingenieurbüros erledigt, die dann auch ein paar architekten haben. entwerfen ist da meistens nicht mehr viel, da du entweder wirklich für die (z.B. chemische) industrie im anlagenbau arbeitest, da wird nix im klassischen sinn entworfen. oder du gehts in den bereich coparate, da hast dann recht wenig spielraum, weil es ja schon ein festgelegtes design. gibt. allerdings ist die bezahlung da oft besser, oft wird nach tarif bezahlt, und das ganze ist langfristig auch etwas sicherer als im klassischen architekturbüro.

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Datum: 13.08.2014
Uhrzeit: 21:08
ID: 53236



AW: Unzufrieden im Beruf... #6 (Permalink)
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Hi!
Also Lph 8 ist nachdem das Gebäude fertig ist ätzend langweilig. Da mußt Du Monate lang noch Papierkram zusammenstellen und je nach Pingeligkeit des Bauherrn alles 3x machen... Zudem bist immer Du derjenige der mit Mist beworfen wird, wenn die Firmen nicht aus dem Quark kommen und ihre Mängel beseitigen.
Ansonsten muss ich dem Widersprechen dass nur die besten entwerfen "dürfen". Die Chance zum Wettbewerb zu kommen ist frisch nach der Uni recht hoch, da man 3d beherrscht und ausser zeichnen ja noch nichts kann. Ich halte es zudem nicht für die Königsklasse, denn nach einiger Zeit so empfand ich es, lernt man nichts mehr und will endlich mal tiefer rein ind ie Materie und auch mal bauen.

Ich selbst bin auch gerade in einer kleinen Krise. Habe nun 6 Jahre Berufserfahrung. Die ersten Jahre waren spannend, viel Wettbewerb, danach viel Praxis, viel gelernt in einem kleinen Büro, dann Projektleiter für eine kleines Projekt gewesen, alles cool bis vor einem halben Jahr. Trotz dessen dass es kaum besser hätte laufen können gefällt mir der Beruf oft nicht. Man wird so oft verantwortlich gemacht, von Firmen, von Bauherren für deren Versäumnisse. Muss sich ständig rechtfertigen und gegen Vorwürfe verteidigen. Gerade wenn man jünger ist, probieren sie es gerne einen zu verkackeiern und sagen einem was so "üblich" ist. Das schockiert mich oft. Unehrlichkeit, Unaufrichtigkeit, Fallenstellerei, Linkheit und viel Gegeneinanderarbeiten sind so die Dinge die den Alltag oft dominieren. Man verbrät sehr viel Zeit damit sich gegen Vorwürfe zu verteidigen und Mails herauszufischen um seine Unschuld zu beweisen. Zur Zeit empfinde ich diesen Job nur noch als langweilig, frustrierend und wenig sinnstiftend.

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