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mika: Offline
Ort: Berlin ![]() ![]() ![]() ![]() Beitrag Datum: 04.05.2010 Uhrzeit: 08:01 ID: 38951 | Social Bookmarks: Ich denke, der Aspekt von noone ist aber nicht zu vernachlässigen. Denn es ist ärgerlich, wenn Du noch einem oder mehreren Semester in Askese feststellst, dass Architektur doch nicht das wahre ist, sondern eher Bauingenieurwesen. Abgesehen von der besseren Bezahlung im Verhältnis zum Arbeitsaufwand. Ich habe selbst eine Berufsausbildung als Zimmerer nach dem Abi gemacht. Das hat aber nur manchmal geholfen z.B. : Beim Entwerfen, wenn denn mal Gespür für Tragwerk gefragt war. Oder beim Ausarbeiten von Details. Oft stand es mir aber auch im Weg. Bei Details z.B. da heute mehr auf Anwenden von gewährleisteten Fertigteilen/Lösungen gesetzt wird, statt auf handwerkliche Lösungen/Eigenentwicklung. Ich neige auch jetzt noch öfter dazu mir zuerst Gedanken über das Material zu machen, bzw. ob es auch in Holz geht. Da steh ich mir also auch selbst im Weg. Ist nicht einfach sich davon zu lösen. Aber Architektur ist weit mehr als nur die Lösung technischer Probleme. Es ist sogar so, und ich befürchte daher kommt Deine Motivation, dass viele technische Anforderungen wie z.B. die Haustechnik sich unterordnen müssen und nur zweite oder dritte Geige spielen. Ähnlich ist es mit der Bauökonomie. Hier hättest Du bezüglich Haustechnik mit Sicherheit einen Meilen weiten Vorsprung. Aber wie gesagt, das ist noch nicht mal die halbe Miete. Aspekte wie Soziologie, Architekturtheorie und Architekturgeschichte, zum Teil auch Kunstgeschichte spielen ebenso eine Rolle. Oft sogar eine wichtigere als Haustechnik. Und das wichtigste ist Gestaltung. Wenn Dir da der Zugang fehlt, wird es wirklich Quälerei. Denn im Architekturstudium und auch danach wird Dir jedes Defizit wie ein Spiegel vorgehalten. Bei Studenten geht das ja noch, weil man da mit anderen Fachenntnissen glänzen kann, aber bei Kollegen ist das echt bitter. Ich weiß, so was hört man nicht gerne. Aber vielleicht ist ja Folgendes hilfreich: guck Dir diese Podcasts mal an. Und wenn Du findest, dass das alles geschwollenes Gelaber ist, und die Typen Idioten, die so was machen, dann überdenk noch mal die Studienrichtung. Es sind mehrere Podcasts, die Du hier abonnieren kannst. |
Social Bookmarks: Ja, man könnte sagen, Architektur ist die Lösung gestalterischer Problem unter Berücksichtigung technischer Aspekte. Zitat:
Natürlich gibt es Ausnahmen und mit zunehmender Berufserfahrung verstehen sie auch mehr, was der Architekt eigentlich will, nur die Ausbildung zielt wenig auf ästhetische Fragen ab.
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Kieler: Offline
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Hochschule/AG: Architekt ![]() ![]() ![]() ![]() Beitrag Datum: 04.05.2010 Uhrzeit: 11:34 ID: 38956 | Social Bookmarks: Florian, mich würde mal interessieren wieviel Prozent Deiner aktuellen Tätigkeit in Chennai wirklich unabdingbar mit einer guten Gestaltungsausbildung zu tun haben. Sind da nicht eher andere Dinge gefragt oder ist das unabdingbar miteinander verbunden? |
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mika: Offline
Ort: Berlin ![]() ![]() ![]() ![]() Beitrag Datum: 04.05.2010 Uhrzeit: 12:17 ID: 38957 | Social Bookmarks: Na, so gesehen, wäre es natürlich wünschenswert für Xpertu, wenn jeder Haustechniker Architektur studiert hätte, oder zumindest mal "rein geschnuppert" hätte. So wie wir ja auch im Studium in alle Disziplin mehr oder weniger tief "rein schnuppern" müssen. |
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noone: Offline
![]() ![]() ![]() ![]() Beitrag Datum: 04.05.2010 Uhrzeit: 13:16 ID: 38959 | Social Bookmarks: Zitat:
richtig. Nochmals auf den Punkt des 20-jährigen zurückzukommen: bezüglich ästhetik und design ist es in der Tat sinnvoller, einem Jugendlichen ein Studium anzuvertrauen, der durch seine Jugend aktueller mit Mode und Subkultur verbunden ist, und sich in seiner Herangehensweise und Entwurfskultur erst noch finden muss. Bei einem Meister, der die Schule und Selbstfindungsprozesse schon abgeschlossen hat, und das auch noch unter den entsprechenden Prioritätsstrukturen der Haustechnik, ist eine freie und frische herangehensweise gar nicht mehr möglich. Die Strukturen aus dem Beruf sind ja ein Teil deiner Persönlichkeit, die kannst Du nicht mehr einfach so abschalten. Übrigens finde ich, dass gerade viele der Quereinsteiger den Geisteswissenschaftliche Teil der Architektur sehr stark vernachlässigen. Hört sich vielleicht jetzt ein bischen arrogant oder abgehoben an, bin aber trotzdem dieser Meinung. Die Hierarchie sollte so sein, dass man zuerst einen Willen, eine Absicht formuliert, diese dann planerisch umsetzt, technische Probleme löst (mag es auch noch so aufwendig sein), und dann erst die Technik ein. Bei vielen, die quer einsteigen, ist die Herangehensweise Technik - Stand der Dinge - gibt die Ausführung vor. Das Umdenken, sich neu erfinden, wird hier gar nicht als Möglichkeit in Betracht gezogen. Das heisst jetzt aber nicht pauschalisierend, dass alle Quereinsteiger die schlechteren Architekten sind. Es soll nur einen Denkanstoss an Dich sein - ich habe den Eindruck, dass du zur Zeit auf einem etwas zu sicheren Standpunkt siehst. Unterschätze die kreative Energie der Jugend nicht. | |
Social Bookmarks: Zitat:
Da muss man als Architekt immer wieder Überzeugungsarbeit leisten. Für alle Probleme oder Wünsche des Bauherren, muss eine Lösung gefunden werden, die zum gestalterischen Konzept des Gebäudes passt. Und wenn man nicht aufpasst, nicht schnell genug ist oder der oberste Chef im Lande etwas "befiehlt", dann kommt man nach 12 Stunden auf die Baustelle und traut seinen Augen nicht mehr, weil z.B. in allen Auffahrten plötzlich mit einer merkwürdige terracottafarbende und kameelbraune Noppen-Fliese über Nacht verlegt wurde. @Kieler Abgesehen von der konstruktiven Bauleitung, Terminplanung und Kostenkontrolle, welche Aufgaben eines Architekten würdest Du denn als Nicht-Gestalterisch betrachten?
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![]() ![]() ![]() ![]() Beitrag Datum: 05.05.2010 Uhrzeit: 09:09 ID: 38979 | Social Bookmarks: @ Kieler, Florian: Eigentlich sind auch auf der Baustelle alle Detailfragen bzw. der konstruktiven Bauleitung gestaltungsrelevant. Die Frage ist wie Florian schon sagte, wieviel Energie man aufbringt bzw. welcher Stellenwert der Gestaltung beigemessen wird. Baustellen leiten und abschliessen ist nicht das grosse Problem. Schwieriger wird es, wie bereits oben geschrieben, Bauherren, Ausführende und Planer davon zu überzeugen, in allen Bereichen der Gestaltung ihren Stellenwert beizumessen. Und um mit den landläufigen Vorurteilen aufzuräumen: eine gute Gestaltung heisst einfach nicht automatisch, Preise nach oben zu treiben. |
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mika: Offline
Ort: Berlin ![]() ![]() ![]() ![]() Beitrag Datum: 05.05.2010 Uhrzeit: 11:30 ID: 38982 | Social Bookmarks: Hehe, in dem Zusammenhang fällt mir ein, dass wir beim letzten Projekt eine "Bausau" hatten. Das war ein Sparschwein. Es hat sich nämlich herausgestellt, das der Hauptgrund gegen die Planung des Architekten meistens der gleiche war: "…das machen wir immer so." Und jedes Mal, wenn ein Fachplaner oder AN kein anderes Argument mehr als dieses hatte, mußte 5€ in die Bausau gezahlt werden. |
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noone: Offline
![]() ![]() ![]() ![]() Beitrag Datum: 05.05.2010 Uhrzeit: 11:44 ID: 38983 | Social Bookmarks: jaja die Fachplaner ...... brüsten sich ja gerne mit ihrem Fachwissen...... habe gerade eben in einer Sitzung vom Bauherren eine Zugangskontrolle mit Chip aufgeschwatzt bekommen. Jetzt ratet mal, wie die in der Trockenbauwand montierte technik revisioniert wird? - Richtig: über eine Revisionsklappe. Danke nochmals an den Haustechniker, der vollmundig die "unsichtbare" Technik propagierte, jetzt aber direkt neben der Tür auf bester Höhe ein schön umlaufender Rahmen sichtbar ist. - 5 € an die Bausau |
Social Bookmarks: Zitat:
![]() Aber zurück zum eigentlichen Thema. Wir wollen Xpertu ja nicht das Studium madig machen. Ich denke das Hauptanliegen besteht darin, verständlich zu machen, dass die Haltung "das kann ich besser als die Architekten" möglicherweise aus einem falschen Architekturverständnis heraus entsteht. Wenn Xpertu aber gerne der Architektur wegen Architektur studieren will, sollte er das auch ruhig mit "fortgeschrittenem" Alter tun. Vielleicht hatte er es ja mit Kollegen zu tun, den wir auch lieber den Titel aberkennen würden...
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Bauing.mit Meistertitel?! | chrisss | Studium & Ausbildung | 3 | 10.05.2007 13:15 |